Das Ende der Show: Die KÖRPERWELTEN sagen "Thank you & Goodbye"
Frankfurt, 13. Juni 2004 - Die Wanderausstellung KÖRPERWELTEN geht heute mit insgesamt 535.000 Besuchern in Frankfurt zu Ende, um Deutschland in Richtung USA zu verlassen. Damit haben insgesamt rund 5.9 Millionen Menschen die Ausstellung in Deutschland gesehen, das sind über ein Drittel der weltweit 15 Millionen Besucher. In den vergangenen sieben Jahren gastierten die KÖRPERWELTEN in Mannheim, Köln, Oberhausen, Berlin, München, Stuttgart, Hamburg und zuletzt in Frankfurt. Rückblickend lässt sich sagen, dass in keinem der 9 Länder, in denen die KÖRPERWELTEN bislang gezeigt wurden, kontroverser um die Ausstellung diskutiert wurde als in Deutschland. Die Bürde nationalsozialistischer deutscher Schuld lässt die ethische Diskussion um jegliche Körperlichkeit, ob Gentechnik, Stammzellforschung, Sterbehilfe oder eben KÖRPERWELTEN besonders emotional und ideologisch überhöht ablaufen. Bei aller Verbissenheit des typisch deutschen Kulturkampfes um die KÖRPERWELTEN hat sich die Justiz als fairer Sachwalter der interessierten Öffentlichkeit bewiesen und die Ausstellung in München und danach gerettet. Insofern sind wir optimistisch, dass die noch laufenden Verwaltungsgerichtsprozesse um die KÖRPERWELTEN den Weg zu einem möglichen Menschenmuseum in Deutschland ebnen werden.
Jetzt geht die Wanderausstellung KÖRPERWELTEN von Frankfurt dauerhaft in die USA; dort werden die Karten neu gemischt. Vieles, was wir gelernt haben, wird uns von Nutzen sein. Und mit vielem, was in Deutschland einfach war, werden wir uns in den USA schwer tun. So wird das Nackte der Ausstellung im eher prüden Amerika kontroverser als in Deutschland gesehen werden, die erfolgreiche Selbstfinanzierung der Ausstellung dagegen weniger mit Neidattacken kritisiert, sondern als eigenständige Leistung anerkannt werden. Besondere Anerkennung wird das Körperspendeprogramm des Instituts für Plastination in der amerikanischen Gesellschaft finden, das wir auch in den USA etablieren werden. Zum einen, weil die Freiheit zur eigenen Entscheidung in der amerikanischen Gesellschaft ganz besonders geschätzt wird, zum anderen, weil es das einzige Körperspendeprogramm weltweit ist, das die Plastination als neuartige Form der Bestattung an freier Luft zur öffentlichen Aufklärung konkret und umfassend anbietet. Daran ändern auch die seit Bestehen der KÖRPERWELTEN immer wieder vorgebrachten Spekulationen um angebliche illegale Leichenbeschaffung bis hin zum Vorwurf der Verwendung von Hingerichteten nichts.
Wir sind sicher, dass die neuartige Erlebnisanatomie der KÖRPERWELTEN die Herzen eines breiten amerikanischen Publikums erobern wird.
Abschließend bedanken wir uns auf diesem Wege bei allen Körperspendern, Besuchern und Mitarbeitern, die mit uns um das Recht Aller zur authentischen anatomischen Körperschau gestritten haben. Unser Dank gehört aber auch den Kritikern, weil sie die ethisch-philosophische Dimension der KÖRPERWELTEN immer wieder zum Thema gemacht haben. Denn genau dies hat den eigentlichen Erfolg der KÖRPERWELTEN in Deutschland ausgemacht: dass nie zuvor soviel und in allen Bevölkerungsschichten über die Fragen unserer Existenz, über Leben, Tod, Körperschauprivileg, Bestattungsrituale und vieles mehr diskutiert wurde.
Der Plastinator und das KÖRPERWELTEN-Team