„Cole,“ sagte Phoebe leise und einfühlsam. Cole zuckte leicht zusammen drehte sich um und sah sie an. Er sah in ihre Augen: Schmerz, Unwissenheit, Besorgnis. Er nahm ihre Hand in die seine und küsste sie. Phoebe schloss kurz die Augen. Cole liess Phoebes Hand los und drehte sich wieder zum Fenster.
„Cole, was hat er gesagt?“ fragte Phoebe erneut.
„Er..............,“ Cole stockte kurz. Er konnte ihnen nicht die Wahrheit sagen, er wollte sie nicht wieder verlieren und doch wusste er, er konnte mit einer weiteren Lüge oder mit einer weiteren Verschwiegenheit nicht leben.
„Er hat mir erklärt,“ sagte Cole in einem ruhigen Tonfall, „dass er der Kämpfer Kaleth ist und ich weiss, dass es stimmt.“
Leo keuchte und wich ein paar Schritte von Cole zurück, obwohl er sich selbst für das hasste. Er konnte seine Freunde nicht einfach im Stich lassen. Und genau das war Cole, ein Freund. Leo hatte, seiner Meinung nach, viel zu lange gebraucht, bis er das gemerkt hatte.
Cole war nicht überrascht, im Gegenteil: „Ich kann dich gut verstehen, Leo. Doch leider kann ich nicht vor mir selbst zurückweichen.“
Leo sah ihn an.
Die anderen verstanden die ganze Geschichte nicht.
Paige schaute zu Cole: „Reyno ist nicht nur dein Mentor, sondern auch dein........Bruder?“
„Nein,“ sagte Leo, „Benjamin trägt den dämonischen Namen des ersten Vorfahren von der Dämonenlinie Coles, richtig?“ Er schaute zu Cole und dieser nickte. Nun wusste gar niemand mehr, was er sagen oder tun sollte.
Nur Phoebe.
Sie ging zu Cole und umarmte ihn stützend. Er tat ihr so leid. Er wollte das alles nicht und doch schien sich alles gegen ihn zu verschwören. Wenn sie ihn nun im Stich lassen würde, dann verdiente sie die Liebe nicht, die ihr Cole entgegen brachte.
Cole war überrascht und sah ihr nach der Umarmung direkt in die Augen: „Phoebe, du weißt, was das heisst, oder? Es ist ein hohes Risiko. Du und die anderen, ihr seid in tödlicher Gefahr und das will ich nicht. Bitte,“ Coles Stimme hatte sich noch nie schwach angehört, „Ich will euch nicht verlieren.“
Sie nahm seinen Kopf in ihre Hände, sehr sanft und sprach. So sanft, wie selbst Piper noch nie hatte sprechen hören: „Cole, ich kenne viele Menschen und du bist menschlicher, als viele Menschen die kenne und weißt du warum? Weil du beide Seiten kennst, weil du dich nicht beeinflussen lässt, weder vom Guten noch vom Bösen, du weißt, wer du bist. Weil du weißt, dass du niemals ein Mensch sein kannst, wenn du glücklich sein willst und trotzdem liebst, fühlst und lebst du. Du riskierst viel und auch das ist dir bewusst, du wagst viel mehr, als irgendjemand andres, um zu sein wie du sein willst. Ich weiss nicht, ob du gut sein willst, das kannst nur du sagen. Die Menschen tragen zwei Seiten in sich: Gut und Böse. Doch ich kenne nur sehr wenige, die wirklich nur das eine sind. Und du trägst vier Seiten in dir: Das Gute und das Böse deiner dämonischen Seite und das Gute und das Böse deiner menschlichen Seite. Du wurdest als Halbdämon geboren, deswegen kann auch das dämonische in dir menschlich und das menschliche in dir dämonisch sein Das weiss ich nun und ich verfluche mich selbst, weil ich das erst jetzt bemerke, da es dir so schlecht geht. Weißt du,“ und nun zitterte ihre Stimme. Sie senkte die Hände und umarmte Cole ganz fest, als hätte sie Angst, er könnte plötzlich verschwinden, für immer. „Ich habe entsetzliche Angst, dich zu verlieren. Aber ich weiss auch, dass ich dich gehen lassen muss, wenn du gehen willst, aber dich zum Feind zu haben, könnte ich nicht ertragen, nicht schon wieder.“ Sie schluchzte. Cole hielt sie ganz sanft fest und auch seine Stimme zitterte, als er sprach: „ich würde mich zuerst selbst vernichten, bevor ich daran denke dir oder euch allen etwas anzutun, dich als Feindin könnte auch ich nicht ertragen.“ Phoebe küsste ihn, als sie sich voneinander lösten, wollte sie nur noch etwas wissen.
„Wieso bist du gut? Denn ich werde nicht ewig leben, wie Reyno gesagt hat, was wirst du nach meinem Tod tun?“
Das ist eine Frage, die sich Cole schon oft gestellt hatte.