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Bund mit dem Bösen

Kapitel 6

Paige starrte den Dämon fassungslos an. „Wie meinst du das? Prue ist... sie ist tot.“ „Ja,“ sagte er, „ich weiß. Aber lass mich dir kurz vorstellen: Mein Name ist Tartos. Mein Vater war ein Alchimist. Er konnte billiges Metall in reines Gold verwandeln, seine Fähigkeiten erlaubten es ihm, aus Wasser Blut werden zu lassen; und selbst die Toten gehorchten ihm: Er konnte sie mit seinen Händen zum Leben erwecken. Ich, sein Sohn, habe diese Gabe geerbt.“ Paige schaute ihn ungläubig an. „Du meinst, du könntest... du könntest...“ Sie stockte und flüsterte: „Du könntest Prue wieder lebendig machen!“

„Aaaah!“ Tartos grinste. „Jetzt wirst du neugierig, was, Hexe? Ja, du hast Recht, genau das kann ich. Und aus diesem Grund bin ich gekommen.“ „Um Prue wieder zum Leben zu erwecken...“ murmelte Paige. Sie hielt kurz inne und sah ihn dann ein wenig misstrauisch an: „Und warum willst du das tun? Wieso willst du uns helfen? Du bist ein Dämon, du gehörst zu den Bösen.“ „Hey!“ meinte Tartos, „keine Vorurteile. Ich möchte euch aus einem ganz bestimmten Grund helfen. Meine Mutter war ein Mensch, eine Unschuldige. Ein Warlock wollte sie einst töten, doch den Mächtigen Dreien gelang es, sie zu retten. Nun möchte ich mich bei ihnen bedanken.“

Obwohl Paige innerlich vor Aufregung zitterte, bemühte sie sich, das nicht zu zeigen. „Das ist doch ein Trick! Dämonen tun nichts ohne Hintergedanke. Dämonen wollen sich auch nicht bedanken.“ sagte sie bestimmt. “Nun, du hast Recht. Natürlich wäre das ganze mit einer kleinen Gegenleistung zu honorieren.“ „Was willst du?“ fragte Paige, „Geld, unser Haus, das Buch der Schatten?“ Tartos lachte. „An materiellen Dingen bin ich nicht interessiert. Ich möchte... dich.“ Paige stockte der Atem. „Was?“ presste sie hervor. „Du müsstest mit mir in die Unterwelt kommen und meine Gemahlin werden.“ Paige wusste nicht, wie ihr geschah. „Niemals!“ schrie sie, „Ich soll die Frau eines Dämons werden? Nein, ich gehöre zu den Mächtigen Drei, ich bin eine der stärksten Hexen, die es gibt. Ich gehören zu den Guten.“

„Ach?“ Tartos grinste höhnisch, „du eine der Mächtigsten? Wie naiv bist du denn? Das glaubst du doch selbst nicht. Hast du dich nie gefragt, warum du so eine lausige Hexe bist? Nun, ich werde es dir sagen: Weil das nicht deine Aufgabe ist. Du bist nicht dazu bestimmt, eine der Guten zu sein. Du machst dich viel besser auf unserer Seite.“ Paige zitterte jetzt am ganzen Körper. „Das ist nicht wahr!“ rief sie, „meine Schwestern brauchen mich!“ Tartos zog verächtlich die Mundwinkel nach unten. „Warum redest du dir das ein? Du weißt, dass das nicht stimmt. Sie halten es mit dir aus, weil sie müssen. Sie lachen doch über dich. Sie wollen dich nicht in ihrer Mitte. Sie müssen dich nehmen. Aber du bist nicht die Schwester, die sie glücklich macht. Du kannst doch nichts. Eigentlich brauchen sie... Prue!“

Paige schossen die Tränen in die Augen. „Das ist alles nicht wahr.“ stieß sie hervor. „Geh weg! Lass mich in Ruhe!“ Tartos trat einen Schritt näher an sie ran, legte seine Hand auf ihre Schulter. Sie schüttelte sie ab. Tartos beugte sich vor, so dass er mit seinen Lippen beinahe ihr Ohr berührte und säuselte: „Tief in deinem Inneren weißt du, dass ich Recht habe. Du bist dickköpfig und möchtest deinen eigenen Weg gehen. Aber du kannst nicht, weil du Verpflichtungen hast, weil du die Unschuldigen retten musst. Das nervt dich doch manchmal ganz schön? Du kannst nicht mehr abends weggehen, weil jeden Moment jemand angreifen könnte. Hach, herrje, was für ein Stress. Du sehnst dich doch danach, dein eigenes Leben zu leben, zu tun, wonach dir gerade der Sinn steht? Meinst du, in der Unterwelt wirst du zu irgendetwas gezwungen, was du nicht willst? Da bist du deine eigene Herrscherin.“

Paige riss sich los und rannte davon. Sie wollte nichts mehr hören. Doch der Dämon kam hinter ihr her, und hatte sie nach kurzer Zeit eingeholt. „Du willst, dass deine Schwestern dich lieben? Dann geh diesen Pakt mit mir ein. Das wäre im Sinne aller, und du weißt das.“ „Nein!“ murmelte Paige, „nein!“ Tartos blieb stehen. „Ich weiß, dass du deine Meinung ändern wirst.“ Sie schüttelte den Kopf. „Niemals!“ flüsterte sie. Tartos fuhr unbeirrt fort: „Du kennst meinen Namen, du weißt, wer ich bin. Sobald du dir eingestanden hast, dass mein Vorschlag das beste ist, kannst du mich rufen, und ich werde erscheinen.“ Paige wollte nichts mehr davon hören. Sie stieß den Dämon zur Seite und rannte nach Hause.

Als sie die Stufen zum Manor nach oben lief, zitterte sie immer noch. Wie konnte dieser Dämon es wagen, ihr einen solches Geschäft vorzuschlagen? Sie eine der Bösen? Niemals. Und was hatte sie sich da nur eingeredet, Piper und Phoebe würden sie nicht lieben? Natürlich taten sie das. Das belauschte Gespräch war sicher nicht so ernst gemeint gewesen... sicher nicht. Paige öffnete vorsichtig die Tür. Sie wollte nicht von ihren Schwestern gesehen werden, bestimmt sah sie mitgenommen und verheult aus.

Aus dem Wohnzimmer hörte sie Stimmen. Als sie vorsichtig reinguckte, sah sie Piper und Phoebe auf dem Sofa sitzen und in einem Photoalbum blättern. Ihnen liefen beiden Tränen übers Gesicht. Phoebe hatte ihren Kopf auf Pipers Schulter gelegt. „Ich vermisse sie so schrecklich!“ schluchzte sie, „an manchen Tagen glaube ich, dass der Schmerz nie aufhören wird.“ Piper streichelte ihr übers Haar. „Ich versteh dich so gut... ich weiß so genau, was du meinst. Mir geht es doch nicht anders. Ich wünsche mir so sehr, dass sie immer noch bei uns wäre. Wir drei.“

Paige blickte auf ihre Schwestern und drehte sich dann um. Als sie nach oben in ihr Zimmer lief, gab sie sich Mühe, kein Geräusch zu machen. Vorsichtig schloss sie ab und setzte sich aufs Bett. Sie schloss die Augen und atmete tief ein. Dann öffnete sie den Mund und rief: „Tartos!“ Wenige Sekunden später wirbelte wieder ein Wind um sie herum, und der Dämon stand vor ihr. Paige blickte ihn an und nickte. „Gut!“ sagte sie, „ich bin einverstanden. Du bekommst mich, und meine Schwestern Prue.“
 
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Einfach super!!!
Mach bitte schnell weiter!!
Aber, ob das dann die Prue ist, so wie sie früher war?? Dämonen sind böse! (Naja die meisten *ancoledenk*) Ich glaube der hat sich irgendetwas ausgedacht!!
Freue mich schon auf einen neuen Teil!!
 
Vielen vielen dank für die netten Kommentare... heute wirds nichts mehr mit dem Weiterschreiben, vielleicht morgen, ich schau mal. Auf jeden Fall noch diese Woche, versprochen.
 
Hm, irgendwie entwickelt sich die Geschichte anders, als ich wollte... dieser Teil sollte ganz anders aufhören, jetzt ist es leider nicht so furchtbar spannend... der nächste wieder (hoff ich ;))

Kapitel 7

Tartos grinste Paige überlegen an: „Na, haben wir es uns doch anders überlegt? Ich hätte nicht gedacht, dass es so schnell geht. Du bist ja noch wankelmütiger und unsicherer, als ich dachte. Aber nun gut. Vielleicht sollte ich jetzt netter zu dir sein, schließlich bist du bald... wie sagt ihr Menschen ...mein bessere Hälfte.“ Und er lachte so schrill und hämisch los, dass in Paige die Wut hochstieg; und für einen Augenblick war sie gewillt, ihren Entschluss rückgängig zu machen. Doch dann fielen ihr wieder Phoebe und Piper ein, die bedrückt im Wohnzimmer gesessen hatten, und so atmete sie tief durch und sagte: „Ja, ich gehe auf deinen Vorschlag ein. Wann können wir das Ganze hinter uns bringen?“

Tartos hörte auf zu lachen, aber um seine Mundwinkel blieb ein hämischer Ausdruck von Spott. „Erst willst du gar nicht, dann kann es dir nicht schnell genug gehen. Aber du hast Recht, je früher, desto besser. Morgen bei Einbruch der Dunkelheit werde ich dich zu meiner Gemahlin nehmen.“ Paige merkte, wie ihr übel wurde. Sie schluckte. „Und was ist mit Prue?“ fragte sie, „wann kommt sie wieder?“ „Bevor ich mit dir in die Unterwelt hinabsteige, werde ich ihrem Geist befehlen, in ihren Körper zurückzukehren.“ Paige verzog angewidert das Gesicht. „Ist das dann der Körper, wie er jetzt aussieht? Vergammelt und vermodert?“ „Was hast du gegen Moder, Frau?“ fragte Tartos höhnisch, „gewöhn dich lieber daran, du wirst bald von Moder und Schimmel umgeben sein. Und was Prue betrifft – sie wird so aussehen, wie ihre Schwestern sie in Erinnerung hatten.“ Paige atmete auf. Immerhin etwas.

„Und wo?“ wollte sie weiter wissen, „etwa hier? Im Manor? Das geht nicht, das würden Phoebe und Piper sofort mitkriegen.“ Tartos hob die Brauen. „Dumme kleine Hexe. Natürlich nicht hier. Wir müssen auf den Friedhof, zu Prues Leiche. Morgen abend, sobald es dunkel ist, werde ich dich dort erwarten. Wenn du denkst, dass du mich betrügen kannst, und mich vernichten kannst, hast du dich getäuscht. Wenn du dich nicht an deine Abmachung hälst, werden deine Schwestern ihre geliebte Prue nie wieder sehen.“ Paige nickte. „Ich bin eine der Guten, ich stehe zu meinem Wort.“ Bevor Tartos wieder in einem Wirbel davon machte, warf er noch mal einen spöttischen Blick auf Paige und warf ihr eine Kusshand zu. Unter schallendem Gelächter verschwand er.

Paige blickte lange auf die Stelle, wo er gestanden hatte. Was hatte sie da getan? Sie hatte sich tatsächlich einem Dämon versprochen, ab morgen abend war sie keine der Guten mehr; sondern die Gemahlin eines grausamen und gefühlslosen Wesen, das ihre Unsicherheit und die Liebe zu ihren Schwestern kaltherzig ausnutzte. Nicht dran denken, nicht dran denken, sprach sie zu sich selbst, sondern an Phoebe und Piper, die morgen endlich Prue wieder sehen würden. Schade, dass sie, Paige, nicht dabei sein konnte, um ihre Freude zu sehen. Die beiden würden endlich wieder glücklich sein und nie wieder denken, dass Paige nichts konnte und nur Pech über die Familie brachte. Nein, morgen konnte sie ihnen beweisen, dass sie eine gute Schwester war, dass sie zu ihnen hielt und sie glücklich machen wollte. Mit diesen Gedanken legte sich Paige ins Bett; aber sie warf sich die ganze Nacht aufgewühlt hin und her und konnte nicht einschlafen. Der Gedanke an den bevorstehenden Abend erregte sie zu sehr. Erst gegen Morgen fiel sie in einen unruhigen Schlaf.

Piper stand in ihrem Zimmer am Kleiderschrank, als sich Leo hereinbeamte. Sie drehte sich freudestrahlend um und begrüßte ihn mit einem Kuss. „Hi, Darling!“ sagte er, „du hast mich gerufen?“ Piper nickte. „Ja, genau... ich... ich wollte mit dir reden.“ „Ja?“ Leo zog Piper an sich ran, „ich wüsste da aber auch etwas anderes Nettes.“ Piper lächelte. „Nicht jetzt, Schatz. Komm, setz dich mit mir aufs Bett. Es geht nicht um mich, sondern um Paige.“ Leo runzelte die Stirn. „Ja? Was ist denn mit ihr?“ Piper wiegte ihren Kopf hin und her. „Wenn ich das so genau wüsste. Ich glaube, dass sie ein Problem hat, aber nicht mir uns drüber reden will. Zuerst hat nur Phoebe das gesagt, und ich fand, wir sollten uns nicht einmischen, aber jetzt...“ Leo schaute fragend. „Was? Ist etwas passiert?“

Piper schüttelte den Kopf. „Nicht direkt. Es ist nur so... gestern abend hat sie fürchterlich geweint, und saß dann den ganzen Abend mit geröteten Augen beim Essen. Und danach wollte sie unbedingt spazieren gehen und kam erst nach einer Ewigkeit wieder.“ Leo zuckte die Schultern. „Na und? Vielleicht hat sie Liebeskummer oder Stress bei der Arbeit.“ „Ja, das habe ich auch gedacht,“ meinte Piper, „aber sie hat kein Wort mehr mit uns geredet, obwohl doch gestern der Tag der Macht der Drei war. Und sie hat es auch nicht für nötig gehalten, uns Gute Nacht zu sagen. Und das ist noch nicht alles.“ Sie holte Luft. „Aus ihrem Zimmer kamen merkwürdige Geräusche, lautes Gelächter und es klang, als würde sie mit jemandem reden.“ „Dann frag sie doch einfach“ schlug Leo vor. Piper nickte. „Ja, das werde ich auch tun, sobald sie wach ist... sie ist mir einige Erklärungen schuldig.“
 
Mal wieder super!!
Deine Geschichte wird immer besser!!
Die arme Paige, warum lässt sie sich auf sowas ein? Ich meine es sind ihre Schwestern, aber glaubt sie wirklich, dass sie sie einfach vergessen werden??
Paige hat schon ganz schön viel mitgemacht, hoffentlich geht es ihr bald nicht noch schlechter!
Ich freue mich schon auf die nächste Fortsetzung, mach weiter so!!
bye
evy
 
So, hier kommt mal die Fortsetzung... ich bin gerade dabei, am nächsten Kapitel zu schreiben (das hier und das nächste sollte eins werden, aber das würde zu lang werden... deshalb jetzt erstmal der Teil).

Kapitel 8

Es senkte sich bereits die Dunkelheit über die Stadt, als Piper die Treppe zum Obergeschoss des Manors hochlief. Vor Paiges Zimmertür traf sie Phoebe. „Hey,“ sagte sie, „hast du Paige heute schon gesehen?“ Phoebe zuckte die Schultern. „Nein, habe ich nicht. Wieso?“ „Also, findest du das nicht eigenartig? Sie ist den ganzen Tag noch nicht aus ihrem Zimmer herausgekommen. Gestern benimmt sie sich so merkwürdig, und heute spricht sie gar nicht mehr mit uns? Mir reicht es, ich werde jetzt da rein gehen und mit ihr reden.“ Phoebe hielt ihre ältere Schwester am Arm fest. „Meinst du nicht, sie möchte vielleicht einfach mal ihre Ruhe haben?“ Piper schüttelte den Kopf. „Nein, ich habe lange genug gewartet.“

Sie klopfte an die Tür. „Paige?“ fragte sie, „Phoebe...“ Diese warf ihr einen eindringlichen Blick zu. Piper sprach weiter: „Phoebe und ich möchten gerne mal mit dir reden. Lässt du uns rein?“ Von drinnen kam keine Antwort. Stirnrunzelnd drehte sich Piper zu ihrer jüngeren Schwester um. „Bitte, wir wissen, dass du ein Problem hast, wir möchten dir gerne helfen. Wir sind doch deine Schwestern.“ Es regte sich immer noch nichts. Piper drückte vorsichtig die Klinke runter. Die Tür öffnete sich langsam. Der Raum war leer. Verwundert starrte Piper in das Zimmer. „Nanu? Sie ist doch den ganzen Tag nicht unten gewesen, das hätte ich garantiert bemerkt. Wo ist sie nur? Wie ist sie von hier weggekommen?“ Phoebe trat hinter ihrer Schwester in Paiges Zimmer. „Tja“, meinte sie schulterzuckend, „da haben wir wohl etwas wichtiges übersehen: Paige kann sich beamen. Sie hat es nicht nötig, die Treppe zu benutzen, wenn sie das Haus verlassen möchte.“

Piper schlug sich mit der flachen Hand gegen die Stirn. „Natürlich, wie konnte ich nur so dämlich sein? Aber wo ist sie jetzt? Warum verhält sie sich so merkwürdig?“ Sie lief ein paar Schritte im Zimmer herum, und blieb an Paiges Schreibtisch überrascht stehen: „Schau mal, da liegt ein Briefumschlag... an dich und mich.“ Nervös öffnete sie den blütenweißen Umschlag. Ein handgeschriebener Zettel fiel heraus. Piper bückte sich und las:

„Liebe Piper, liebe Phoebe, ich kann mir gut vorstellen, was ihr in diesem Moment denkt: Oh, die kleine unartige Schwester hat sich mal wieder einfach davon gemacht und möchte uns nicht helfen. Was, wenn jetzt ein Dämon angreift? Sie ist total verantwortungslos. Ich weiß, dass ich euch keine große Stütze war im Kampf gegen die Dämonen; und ich war auch nicht die fürsorgliche Schwester, die ihr braucht. Ich habe versucht, mein Bestes zu geben, aber ich kann einfach nicht mehr. Ich liebe euch über alles, ihr seid die beiden wichtigsten Menschen in meinem Leben; aber ich schaffe es nun mal nicht, euch das auch spüren zu lassen. Ich möchte nichts mehr, als dass ihr glücklich seid; und da ich das nicht schaffe, habe ich mich dazu entschlossen, euch zu verlassen.“ Piper blickte entsetzt auf. Phoebe hatte geschockt die Hand vor den Mund gelegt. Mit zittriger Stimme las Piper weiter: „Bald werdet ihr verstehen, warum ich das alles getan habe, und dann werdet ihr mich lieben und verstehen, was für eine gute Schwester ich euch war. Vergesst mich nicht. Ich hoffe von Herzen, dass wir sehen uns irgendwann wieder sehen. In Liebe, Paige.“

Fassungslos ließ Piper den Zettel zu Boden fallen. Einige Augenblicke lang sprach keiner ein Wort. Phoebe fasste sich zuerst wieder. „Oh Gott,“ stieß sie hervor, „was für Gedanken gehen in ihr vor? Warum denkt sie, dass wie sie nicht brauchen, dass sie uns keine Hilfe war? Waren wir so rücksichtslos?“ Piper starrte ihre Schwester an. „Das gibt’s doch nicht. Wir waren wirklich ihr Problem? Dass sie denkt, sie genügt uns nicht? Warum hat sie nicht mit uns geredet?“ Phoebe zuckte ratlos die Schultern. „Ich weiß es nicht. Wie sehr haben wir sie enttäuscht. Und nun? Wo ist sie jetzt?“ „Keine Ahnung“, meinte Piper, „aber das kriegen wir bald raus.“
 
Und, wie versprochen, der nächste Teil auch noch. Und er ist endlich mal wieder spannend geworden ;)

Kapitel 9

Als Leo kam, war Piper im Wohnzimmer und lief aufgeregt hin und her. „Da bist du ja endlich!“ sagte sie atemlos. „Tut mir Leid,“ meinte ihr Ehemann, „aber ich war bei einem anderen Schützling, der dringend meine Hilfe brauchte. Du weißt ja, nur weil wir verheiratet sind, darf ich euch nicht bevorzugen.“ „Wir brauchen auch deine Hilfe“, rief sie, „Paige ist verschwunden.“ Leo schaute sie verwundert an. „Wie – verschwunden?“ „Sie hat sich einfach aus ihrem Zimmer davon gebeamt ohne mit uns zu sprechen. Stattdessen haben wir einen Abschiedsbrief von ihr gefunden. Sie hatte wohl das Gefühl, nicht gut genug für uns zu sein, und will deshalb jetzt irgendetwas tun, um uns eine gute Schwester zu sein.“ Piper war den Tränen nahe gekommen. Leo nahm seine Frau in den Arm, und drückte sie fest an sich.

„Mein Liebling, ich weiß, du machst dir im Moment furchtbare Sorgen, aber wir finden Paige. Ich werde versuchen sie zu orten.“ Piper nickte. „Ja, das hatte ich auch gehofft.“ Leo schloss die Augen und atmete ruhig ein und aus. Obwohl Piper wahnsinnig angespannt war, bemühte sie sich, still zu bleiben, damit Leo sich konzentrieren konnte. Nach einer Weile, die Piper wie eine Ewigkeit vorgekommen war, öffnete er wieder die Augen. „Sie lebt auf jeden Fall noch. Und sie ist... auf dem Friedhof.“ Piper sah ihn verwundert an. „Was will sie denn da? Egal, wir müssen hin. Phoebe?“ schrie sie nach oben. Diese kam augenblicklich herunter. In ihrer Hand hielt sie den Brief. „Ich hatte gerade eine Vision“, erzähle sie atemlos, „in der Paige sich zusammen mit einem Dämon in einer Art Wind auflöst.“ „Was auch immer sie vorhat, wir müssen sie davon abbringen. Schnell, beeil dich, sie ist auf dem Friedhof.“ Und die beiden Schwestern stürmten aus Manor.

Paige mochte Friedhöfe nicht, am Tag nicht und nun, in der Dunkelheit, jagten sie ihr noch mehr Angst ein. Dennoch stand sie jetzt auf dem Friedhof neben Prues Sarg und sah zu wie Tartos ihn vorsichtig öffnete. Als Paige den vergammelten Körper sah und den modrigen Geruch roch, wurde ihr übel. Sie drehte sich weg, um den Anblick nicht ertragen zu müssen. Tartos sammelte für einen Moment seine Kräfte und bewegte seine Hand dann langsam über Prues Leiche. Es zischte und sprühte; doch dann verschwanden mit einem Mal die Falten, die der Tod ihr ins Gesicht gezeichnet hatte; ihre Haut wurde wieder frisch und rosig, und ihre Haare glänzten. Sie sah aus wie an dem Tag ihrer Beerdigung.

Tartos drehte sich zu Paige um. „Nun, der erste Teil ist getan. Wenn du nun auch dein Versprechen mir gegenüber erfüllst, werde ich ihren Geist herbeirufen.“ Paige nickte. „Ja, ich bin bereit. Mach mich zu deiner Frau.“ Tartos grinste. Dann zog er aus seinem Gewand einen Dolch hervor. „Reich mir deine Hand“, befahl er, und Paige streckte sie ihm entgegen. Er hob feierlich den Dolch hoch und sprach mit dröhnender Stimme: „Als treuer Diener der finsteren Macht erbitte ich Hilfe in düsterer Nacht. Ihr Mächte des Dunkeln, ich rufe euch an, vereinigt uns beide im ewigen Bann. So soll unser Blut gemeinsam nun fließen, damit wir den Bund auf ewig beschließen.“ Und er rammte den Dolch mit einer solchen Wucht in Paiges Zeigefinger, dass diese vor Schmerz aufschrie. Danach tat er das gleiche bei sich und presste seinen Finger gegen Paiges. In diesem Moment schoben sich dichte Wolken vor den Mond, es begann zu regnen, grelle Blitze zuckten und man hörte es in einem fort donnern.

„Verdammt, auch noch das!“ fluchte Piper in ihrem Wagen. Sie lenkte ihn auf den Friedhofs-Parkplatz und stieg aus so schnell sie konnte. Sie war augenblicklich durchnässt. Der Boden war vom vielen Regen matschig geworden, und ihre Schuhe sanken ein Stück ein. Phoebe blieb sitzen. Ungeduldig öffnete Piper erneut ihre Tür. „Was ist? Worauf wartest du?“ „Ich... ich habe Angst“, sagte Phoebe und starrte ins Dunkle. „Ich habe so lange keine Dämonen mehr gesehen. Seit... seit Cole. Ich habe Angst davor. Was, wenn ich nicht mit der Situation fertig werde?“ Piper bemühte sich die Fassung zu bewahren. Natürlich verstand sie ihre jüngere Schwester, aber für Sentimentalitäten war jetzt einfach nicht der richtige Augenblick, indem es nur darum ging, Paige vor irgendwelchen Dummheiten zu bewahren. „Hör, zu, Liebes,“ sprach Piper so ruhig wie möglich, „ich weiß, dass das jetzt nicht leicht wird für dich. Aber es geht hier um Paige. Wir müssen sie retten; willst du, dass es ihr so geht wie Prue? Bitte, komm mit, ich brauche dich.“ Phoebe schloss die Augen. „Es ist so schwer...“ murmelte sie, „der Dämon... Cole... wenn er mich tötet... ich habe Angst.“ „Ich glaube an dich, du kannst das. Beweise dem Dämon, dass du stark bist. Dass du das kannst.“ Phoebe schluckte. Dann löste sie ihren Gurt und stieg aus.

Aneinander geklammert liefen die beiden durch den strömenden Regen über den Friedhof. „Konntest du erkennen, wo deine Vision war?“ fragte Piper. Phoebe schüttelte den Kopf. „Nein... ich weiß nicht, es ging so schnell.“ „Schon okay,“ seufzte Piper, „wir werden Paige auch so irgendwie finden.“ Plötzlich hörten sie ein Krachen. „Das kam vom Mausoleum!“ rief Piper aufgeregt, und die beiden rannten über die durchgeweichte Wiese auf das alte ehrwürdige Gebäude zu. Da kam jemand aus der Tür heraus gerannt. „Paige!“ schrie Phoebe, „warte auf uns, was tust du denn?“ Paige machte ein paar Schritte auf ihre Schwestern zu, doch plötzlich war Tartos da und packte sie an den Schultern. „Zu spät!“ dröhnte er lachend, „sie gehört mir!“ „Piper! Phoebe!“ rief Paige, „ich liebe euch, aber ich muss mit ihm gehen.“ Entsetzt stürmten die beiden auf Paige zu, doch Tartos fasste seine neue Gemahlin bei der Hand und verschwand mit ihr in einer Wolke. Fassungslos starrten Piper und Phoebe auf die Stelle, an der gerade ihre Schwester verschwunden war. Da hörten sie von drinnen das Geräusch von schlurfenden Schritten. „Ist da noch wer?“ fragte Phoebe verwundert. Aus der Dunkelheit kam eine Gestalt auf sie zu. Piper starrte sie entgeistert an. „Phoebe...“ flüsterte sie fassungslos, „das ist... halt mich fest... das ist... das ist...Prue!“
 
Wahnsinn!!
Einfach super!!
Schreib bitte so schnell es geht weiter!!
Ganz aufgeregt bin, du hast da so viel spannung reingebracht... einfach klasse!!!
Freue mich schon Riesig auf den nächsten Teil!!
evy
 
Ich finde die Fortsetzung auch klasse!!!

Freue mich schon darauf, wenns weitergeht!!!

Love, EDEN
 
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Ooops, die Fortsetzung hat lange gebraucht. Aber besser zu spät als nie ,).

Kapitel 10

„Prue!“ schrie Piper und stürzte nach vorne, Phoebe gleich hinter her. Aus dem Dunklen des Mausoleums trat eine Gestalt hervor. Der Mond leuchtete ihr direkt ins Gesicht: Es war tatsächlich Prue. Ihre Schwestern stürmten auf sie zu und fielen ihr so stürmisch um den Hals, dass sie beinahe alle drei auf dem Boden gelandet wären. „Prue!“ schluchzte Phoebe, „ich weiß nicht, wieso du wieder hier bist, aber... du bist es.“ Ja, sie war es wirklich. In dem schicken Kleid, dass ihr bei ihrer Beerdigung angezogen worden war, stand sie dran. Ihre Haare wirkten zerzaust, ihr Gesicht bleich – und doch war es Prue. Mit verwirrtem Blick stand sie dran und hielt ihre weinenden Schwestern umklammert. Aus ihren Augen rollten ebenfalls dicke Tränen. Sie sprach kein Wort. Piper drückte sie fest an sich. „Warum bist du zurückgekehrt?“ heulte sie, „wo kommst du her? Ich habe dich so vermisst. Ich...“ Ihre Stimme versagte. Prue streichelte ihrer kleinen Schwester über den Kopf, so wie sie es früher immer getan hatte, wenn Piper sich bei ihr ausgeheult hatte.

Lange standen sie so, dicht beieinander, eng umklammert. Keine redete mehr. Es gab so viele ungeklärte Fragen; so vieles, was sie nicht verstanden und wofür sie keine Erklärung hatten. Doch das alles war unwichtig. Nichts konnte es aufwiegen, dass sie drei wieder zusammen, dass sie wieder vereint waren. Wann hatten sie sich das letzte Mal berührt, hatten sich umarmt? Wann war das letzte liebe Wort zwischen ihnen gefallen? Es schien Jahre her zu sein. All die Schmerzen hatten Piper und Phoebe erleiden müssen, unzählige Tränen waren vergossen worden – doch wen interessierte das jetzt noch. Prue war wieder da, ihre Schwester, ihre große Schwester. Sie war zu ihnen zurückgekehrt.

Während sie dran standen und ihr Glück noch gar nicht fassen konnten, erschien auf einmal jemand neben ihnen: Leo. Er hatte daheim gewartet und gewartet, und nachdem keine der Schwestern wieder gekommen war, hatte er sich Sorgen gemacht, und her gebeamt um nach ihnen zu sehen. Mit vielem hatte er gerechnet, doch der Anblick, der sich ihm jetzt bot, verschlug ihm die Sprache: „Prue!“ flüsterte er atemlos, „was machst du denn hier?“ Piper drehte ihren Kopf um, ohne ihre Schwester dabei loszulassen. „Sie ist es!“ stieß sie hervor, „ist das nicht unglaublich?“ Leo schwirrte der Kopf. Sicher, Tote konnten Hexen als Geister wieder erscheinen, zuweilen sogar materialisiert. Er selbst war der beste Beweis dafür. Aber das geschah stets auf Einwilligung des Ältestenrates, und bei Prue – das wusste er ganz genau, den oft genug hatte er versucht, sie von dieser Entscheidung umzustimmen – hatte der Hohe Rat fest beschlossen, dass sie ihren Schwestern nicht mehr begegnen sollte, damit diese sich an ihr neues Leben ohne Prue gewöhnen konnten. Dass sie jetzt doch hier stand, konnte nur einen Grund haben: Jemand hatte Schwarze Magie angewandt.

Natürlich war Leo sensibel genug, um die Schwestern in diesem Moment nicht mit seiner Vermutung zu konfrontieren. Er sah die drei lächelnd an. Selbstverständlich wusste er, wie sehr Phoebe und Piper in der Vergangenheit gelitten hatten, und umso besser konnte er sich vorstellen, wie sie sich jetzt gerade fühlen mussten. Trotzdem fand er, dass sie ihre Wiedersehensfreude zu hause ausleben sollten. „Wollen wir nicht zusammen ins Manor?“ fragte er vorsichtig. Phoebe schüttelte den Kopf. „Nein, denn dann müsste ich Prue wieder loslassen, und das werde ich nie wieder tun.“ Leo schmunzelte: „Nein, musst du nicht. Ich werde euch hinbeamen.“

Kurze Zeit später saßen sie alle im Wohnzimmer auf dem Sofa. Prue hatte zwischen ihren Schwestern Platz genommen, die sich eng an sie gekuschelt hatten. Leo saß gegenüber auf dem Sessel: „Also, Prue, dir ist ja auch klar, dass hier etwas nicht stimmt. Weißt du denn, wie du plötzlich als Mensch wieder ins Mausoleum gekommen bist?“ Prue schüttelte den Kopf: „Nein. Ich bin einfach dort erwacht. Ich wusste zwar gleich, wo ich bin, aber ich hatte keine Ahnung, wie ich dort hingekommen bin.“ „Das spielt doch gar keine Rolle.“ meinte Piper, „jetzt ist sie erst mal wieder bei uns. Mehr will ich gar nicht wissen.“ „Und was ist mit Paige?“ fragte Leo plötzlich. Phoebe hielt sich erschrocken die Hand vor den Mund: „Die haben wir ja total vergessen. Sie war im Mausoleum, zusammen mit einem.... Dämon, denke ich. Und ist mit ihm zusammen verschwunden. Davor sagte sie noch etwas wie... dass sie mit ihm mit muss, oder so.“

Leo sprang auf: „Paige wird von einem Dämon entführt? Das müsst ihr mir doch sagen. Sie ist schließlich mein Schützling.“ Doch gleich darauf besann er sich. Natürlich hatten sie es vergessen. Sie hatten ihre verstorbene Schwester wieder getroffen. Kein Wunder, dass sie nicht mehr an Paige gedacht hatten. Er atmete tief aus: „Tut mir Leid. Ich verstehe natürlich, dass ihr wegen Prue sehr durcheinander seid. Aber wir sollten trotzdem versuchen, auch an Paige zu denken. Zumal ich mir sicher bin, dass Paiges Verschwinden und Prues plötzliches Auftauchen direkt zusammen hängen. Wir sollten noch mal alles durchgehen, angefangen bei Paiges seltsamen Verhalten.“
Piper verdrehte die Augen, aber sie war viel zu glücklich, um ernsthaft sauer auf Leo zu sein: „Morgen, mein Schatz, okay? Lass uns für einen Abend einfach nur zusammen sein.“
 
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