„Das habe ich mir auch schon überlegt,“ begann Leo nachdenklich, „Und ich habe den Hohen Rat gefragt. Sie wussten nicht einmal annähernd so viel wie du, in diesem Thema. Da ist das Böse besser und gleich informiert, als und wie das Gute.“
„Ihr spricht immer vom Bösen. So weit ich weiss hast du die Seiten gewechselt,“ sagte Darryl skeptisch.
„Ja, doch mein Wissen habe ich aus den Jahren, als ich noch ein machtvoller Dämon war und mich noch nicht in Phoebe verliebt hatte.“
„Wenn du meinst,“ sagte Darryl, noch immer nicht zufrieden.
Cole schaute kurz weg und war froh, als er bemerkte, dass ihn niemand sehen konnte. Sorgenfalten durchzogen sein Gesicht. Er wusste, dass Reyno ein noch grössere Gefahr darstellte, als die anderen glauben und die Tatsache, dass Darryl ihm misstraute, machte es nicht besser.
„Phoebe, kann ich mit euch sprechen? Ich meine damit alle magischen Wesen.“
„Hey, ich will auch beteiligt sein,“ sagte Darryl wütend, sein Misstrauen wurde langsam zu Wut.
„Darryl, es ist wirklich wichtig. Bitte, es gibt Dinge über Reyno, die du nicht weißt.“
Darryl nickte langsam und verliess den Raum.
„Cole, was ist los?“ fragte Phoebe. Sie machte sich Sorgen um ihn.
„Was weiss Darryl nicht?“ fragte Paige.
„Ach, nur die Tatsache, dass Reyno mein Mentor war, das personifizierte Böse. Und dazu......“
„Cole, das wird er so oder so heraus....,“ unterbrach Phoebe, doch eine unbekannte Stimme unterbrach sie.
„Balthasar, wie schön dich zu sehen.“
Die anderen sahen sich um. Niemand war zu sehen. Cole blieb ruhig. Er seufzte.
„Clea, was für eine Überraschung,“ sagte er leise, „Auch wenn ich dich nicht sehen kann, ich weiss schon seit zehn Minuten, dass du da bist.
„Hast du den Bullen deswegen rausgeschickt?“
„Auch, ich meine.....Clea, warst du es?“
„Du meinst die Unschuldige? Ja, ich war die Ausführende. Es soll eine Botschaft von Reyno an dich sein. Wo, dass du die eigentliche Botschaft findest, musst du selbst herausfinden.“ Mit diesen Worten verschwand Clea.
„Wer war das?“ fragten Piper, Phoebe und Leo gleichzeitig.
„Clea, ich habe sie doch vorhin erwähnt.“
„Wieso soll das personifizierte Böse dir eine Botschaft schicken wollen?“ fragte Darryl, der wieder in den Raum trat. Er hatte nur Cleas Worte vernommen.
Phoebe suchte verzweifelt nach einer Antwort. Sie wollte Darryl nicht anlügen, aber sie wusste auch, dass er Cole nie wieder vertrauen wird, wenn er die Wahrheit erfährt.
Cole und Leo waren unterdessen in eine hitzige Diskussion vertieft:
„Diese Clea ist mächtig, oder? Wieso hast du sie nicht vernichtet?“
„Weil Clea mir gegenüber fast so misstrauisch war wie Wornak und ich wollte keinen Verdacht erregen.“
„Schon, aber erstens ist Wornak von Phoebe, Piper und Prue vernichtet worden. Zweitens, danach war es so oder so egal, ob Verdacht erregt wurde oder nicht, sie hatten dich entlarvt.“
„Ja, und es war Clea, die mir gefolgt ist und mich entlarvt und mich Reyno verpfiffen hat, aber ich hatte keine Gelegenheit mehr dazu, sie zu töten und ich wollte es auch nicht.“
„Wieso?“ fragte Paige ungläubig.
„Ich bin an einen Blutschwur gebunden und glaubt mir, diesen zu ignorieren ist nicht leicht. Ja, ich habe mich freiwillig gegen die Bruderschaft gestellt, aber als ich sie verriet, hatte ich ein verdammt schlechtes Gewissen deswegen.“ (Ich weiss, ich weiss: Das Ähnliche kam auch bei „Empfindungen,“ aber es musste auch hier gesagt werden.)
„Verdammt noch mal, ich WILL WISSEN, WAS MIT DIESER BOTSCHAFT GEMEINT IST!“ Darryl betonte jedes seiner Worte laut und deutlich.
Die anderen sahen sich an. Der Streit war verflogen, sie waren Darryl eine Erklärung schuldig und keiner wollte Cole blossstellen.
„Ähm,“ versuchte Leo.
„Es ist so,“ führte Phoebe weiter.
Piper und Paige wussten auch nicht was sagen.
„Es ist so,“ Cole atmete tief durch, „Reyno ist mein Mentor. Ja, das personifizierte Böse ist mein Mentor. Ich kann nichts dafür, es ist so.
Glaube mir, ich bin so überrascht wie du. Reyno hat mich über hundert Jahre angelogen.“
Alle sahen zu Darryl. Dieser schaute zu Cole.
Cole hatte noch nie Mühe gehabt, jemandem den Blick standzuhalten, aber sein Gewissen brachte ihn dazu zu Boden zu sehen.
„Das soll also bedeuten,“ begann Darryl ruhig, „dass eine Unschuldige deinetwegen gestorben ist, wegen einer.....einer Botschaft?“
„Nein,“ sagte Piper schnell, sie wollte Cole verteidigen, „Diese Unschuldige ist wegen Reyno gestorben. Er hat den Auftrag gegeben, nicht Cole.“
„Schon, aber ihr habt doch den Dämon gehört. Hier geht es um viel mehr als ihr denkt.“ Darryl war von der naiven Art der drei Schwestern ehrlich überrascht.
„Darryl,“ versuchte Phoebe, sie wollte keinen Zwietracht zwischen Darryl und Cole. Ausgerechnet jetzt, wo Paige begonnen hat Cole zu vertrauen.
„Er hat recht, Phoebe,“ sagte Cole leise, „Du weißt das.“
„Was soll ich wissen, Cole? Was will Reyno?“ Phoebe antwortete auf ihre eigene Frage, „Er will dich? Für was? Er hat so viele Kräfte, er braucht dich nicht auch noch. Ausser, wenn er...“
„Euch will, genau das. Er braucht mein Wissen, meine Macht, um euch zu besiegen.“
Darryl ergriff das Wort: „Ist es tatsächlich unmöglich, ihn zu vernichten? Ihr habt doch die Quelle schon so viele Male vernichtet, da könnt ihr doch auch das Böse vernichten.“
„So einfach geht das nicht,“ erklärte Leo, „ Die Quelle war nicht direkt an die Finsternis gekoppelt. Sie ist auf jeden Fall nicht die Finsternis selbst, sondern mehr der Erbe.“
„Wer ist jetzt der Teufel? Die Quelle oder dieser Reyno?“
„So gesehen Reyno, Darryl.“
„Wie sieht Reyno in dämonischer Gestalt eigentlich aus. Ich meine kaum mit Hörnern und so.“
„Nein,“ sagte Cole und musste lächeln, „Ich habe seine dämonische Gestalt nie gesehen, nur seine Augen, wie ihr auch. Ich kann euch aber sagen, dass ich sein wahres Gesicht, das wahre Gesicht des Bösen niemals sehen will. Denn hinter der Verführung steckt die Grausamkeit und vieles mehr.“
„Es gibt doch eine Legende,“ sagte Leo, „Da heisst es, dass der Name, wie auch die Gestalt des Bösen verborgen ist. Für immer.“
„Ja, aber ich kenne den Namen des Bösen, Reyno hatte ihn mir vor langer Zeit gezeigt.“
„Du meinst wohl,“ begann Paige etwas verwirrt, „er hat ihn dir gesagt. Wir kennen alle seinen Namen: Reyno.“
„Das Böse hat so viele Namen: Luzifer, Teufel, Satan, für uns seit neuem Reyno, aber ich verstehe was Cole wirklich meint. Cole, warum sagst du uns den Namen nicht?“ fragte Phoebe ernst.
„Selbst wenn ich dumm genug wäre ES zu sagen, ihr würdet den Namen nicht verstehen. Ich selbst verstehe ihn ja nicht.“
„Kommen wir wieder auf die Hauptfrage zurück: Was hat Reyno vor?“ fragte Paige.
In der Unterwelt:
„Gute Arbeit, Clea. Das Vertrauen des Polizisten zu Balthasar ist zerstört worden. Mit Glück für immer. Die Reaktion der anderen?“
„Eine der Hexen vertraut Balthasar vollkommen. Die andere ist SEHR vorsichtig und letztere sieht in ihm so etwas wie einen Freund.“
„Das Vertrauen konnte ich schon einmal brechen.“
„Schon, Meister,“ begann Clea vorsichtig, ihr Blick war demütig auf den Boden gerichtet, „Aber Menschen vergeben manchmal.“
„Nur dann, wenn sie vergeben wollen. Clea, ICH habe Balthasar ausgebildet, das wird ewig zwischen ihnen stehen, verstehst du? Es braucht nur den Samen des Misstrauens und es beginnt zu blühen.“
„Was habt Ihr vor?“
„Du musst Balthasar ablenken. Ich werde dir sagen wie. Und ich,“ ein kaltes Lächeln ging über seine Lippen. Er schien sich kaum konzentrieren zu müssen, dann verwandelte er sich in Cole, „Zeige die dunkle Seite Balthasars. Denn selbst wenn sie mein Spiel durchschauen, sie werden über vieles nachdenken und die dunkle Vergangenheit Balthasars kehrt zurück.“
Clea lachte laut und kalt auf, Reyno lächelte diabolisch.
„Aber Cole. Hast du denn keine Ahnung was als nächstes passieren könnte? Das kann doch nicht sein,“ Paige verstand nicht, wieso Cole derart schweigsam war. ’Ich meine, er ist doch von Reyno ausgebildet worden.......will er ihn deshalb....’
„Cole, kann es sein, dass du uns einfach nichts sagen WILLST,“ sagte Darryl, der offensichtlich der gleichen Meinung war, wie Paige, „Kann es sein, dass du Reyno beschützen willst?“
„Verdammt, Darryl. Wieso soll ich denjenigen beschützen, der meine gesamte, leibliche Familie ausgelöscht hat und vor hat, mein neues Leben zu zerstören, an dem ich sehr hänge? Komm schon, das glaubst du nicht im ernst.“
„Ruhig, Cole,“ sagte Phoebe und Cole murmelte leise eine Entschuldigung. Auch Phoebe hatte nachgedacht, „Wie glaubst du, könnte Reyno es schaffen, dich und uns zu trennen.“
„Wir beide mussten auf die harte Tour lernen, dass ohne Vertrauen gar nichts in der Welt des Guten funktioniert. Weder Freundschaft, noch Liebe. Vielleicht will sich das Reyno zunutze......“ Doch Cole verstummte. Eine Eiseskälte überkam ihn. Er fühlte sich urplötzlich sehr schlecht.
Clea materialisierte sich kalt lächelnd hinter ihnen. Cole sagte leise, kaum hörbar: „Clea,“ wirbelte herum und sah ihr in die Augen. Phoebe erfasste Coles Hand. Dieser fühlte Phoebes Liebe und seine Zuversicht wuchs. Clea lachte leise: „Oh Balthasar, wenn du wüsstest, was für ein Bild du abgibst.“
Cole sagte kein Wort. Clea sagte etwas sehr leise auf Latein. Coles Blick wurde kälter. „Wieso sollte ich dir trauen?“
„Weil ich den grössten aller Qualen ausgesetzt werde, wenn du dich weigerst zu kommen oder wenn ich dich versuchen würde zu töten.“
Phoebe schaute Clea kalt in die Augen: „Vielleicht will Cole dir nichts antun. Aber wir dürfen das allemal.“ Mit diesen Worten verpasste sie Clea einen Highkick, der diese an die Wand schleuderte.
Cole schaute zur Seite, als Piper die Hände hob.......Clea schrie, aber sie rief noch zu Cole: „Hüte dich vor Kopfgeldjägern.“ Mit diesen Worten explodierte sie.
Niemand sagte ein Wort. Cole hatte den Blick gesengt, danach hob er die Hand und murmelte leise ein paar lateinische Worte.
„Bitte was?“ fragte Darryl.