• Willkommen auf Traumfeuer.com!
    Registriere Dich kostenlos und mach mit bei Fanart, Fanfiction, RPGs, Rollenspielen und Diskussionen zu Serien/Filmen/Kino

Chiara

Pyro

1.000er-Club
Registriert
12 Oktober 2003
Beiträge
4.079
Ort
Düsseldorf
Nach langem habe ich mich dazu entschlossen nochmal was zu schreiben und hoffe, dass ich es auch beenden kann. Inspiriert haben mich dazu tausend Sachen, weshalb ich jetzt keiner davon mehr Gewicht geben würde als einer anderen. Der Grund, weshalb ich das anfange zu schreiben ist meine stressige Abizeit, die mit Schule und lernen gepflastert ist. Durch das, was ihr gleich beginnen könnt zu lesen, möchte ich mir selber einfach ein wenig Ablenkung verschaffen und mal gar nicht an irgendwelche meiner Probleme denken. Also, erwartet nicht zu viel, ich habe extrem lang nichts mehr geschrieben. ;)

Pyro


Chiara

Prolog:

Vor tausenden von Jahren lebten alle Bewohner Terraliens friedlich miteinander. Zu diesem Zeitpunkt war es den Elfen, Feen, Kobolden, den Aquaris und den Zentauren vorbehalten zu zaubern, da diese allein die alte Sprache beherrschten, in der man die magischen Befehle sprechen musste, um ihre Wirkung zu erzielen. Wesen, die diese Sprache nicht beherrschten waren nicht in der Lage sie auch nur zu hören. Als dann jedoch die Prinzessin der Elfen, Amélia Gefühle für den Prinzen des Königreichs Norcada entwickelte, wollte sie ihm die alte Sprache lehren, sodass auch er in den Genuss kommen konnte die Magie zu nutzen, doch musste sie dafür magischen Potenzial in ihm wecken, was allerdings schief ging. Durch ihre Macht als Prinzessin der Elfen und einen falschen Zauber weckte sie nicht nur magisches Potenzial in ihm, sondern auch in allen anderen Menschen, egal welchen Alters. Als ihr dieser Fehler bewusst wurde und immer mehr Menschen ihre „erste magische Erfahrung“ machten, waren sie in der Lage die alte Sprache zu hören, die die magischen Wesen der Welt benutzen. Durch das Aufschnappen der verschiedenen Befehle lernten die Menschen immer mehr Zauber und ihre Macht wuchs stetig. Doch je ungeübter sie waren und je mächtiger die Zauber waren, desto schwächer wurden die Magier und Hexen, die sie verwendeten, denn für jeden Zauber den sie aussprachen, verloren sie an Kraft, als wenn sie sich physikalisch betätigen würden. Daraus folgte, dass einige zu Beginn des Tages so schwach waren, dass sie mehrere Tage durchschliefen, da die Zauber sie so erschöpften.

Dann kam jedoch der Tag, an dem das Band zwischen den Menschen und der magischen Welt komplett brach und die magischen Wesen sich in ihre Welten zurück zogen. Denn eines Tages brach ein geübter Magier in das Schloss der Elfen ein und stahl das Buch, in dem die Elfen von Jahrhundert zu Jahrhundert ihre magischen Kenntnisse aufbewahrten. Mit einem mächtigen Zauber, der den Magier im Endeffekt tötete, schuf er eine Kopie dieses Buches, in der Hoffnung, dass die Elfen es nie bemerken würden. Doch was der Magier nicht wusste war, dass jedes zauberfähige Wesen bei jedem Zaubers den es ausführt eine Signatur hinterließ, die es anderen ermöglichte denjenigen ausfindig zu machen, der den Zauber einst aussprach.
Zwar bekamen die Elfen ihr Buch ohne weitere Umstände zurück, doch erkannten sie anhand der hinterlassenen Signatur den Zauber, der auf ihr magisches Heiligtum ausgesprochen wurde. Die Tatsache, dass die Menschen sich das Wissen der Elfen aneignen wollten erzürnte den Elfenkönig und dieser beschloss daraufhin das Königreich mit einem Zauber zu belegen, sodass es für die Menschen unmöglich war dieses jemals wieder zu finden. Von diesem Ereignis waren auch die anderen Völker so erschüttert, dass auch diese sich dazu entschieden sich von den Menschen zu distanzieren und ihre Königreiche durch Zauber schützen, sodass diese nur noch schwer erreichbar waren.

Durch die Kopie des Elfenbuches erfuhren die Menschen von den Seelensteinen. Mit einem mächtigen Zauber konnte jeder Magier und jede Hexe die eigene Seele in zwei Teile trennen. Während die eine im Körper der Person blieb, wurde durch den Zauber ein Stein erschaffen, in den der andere Teil der Seele eingeschlossen wurde. Dadurch war es möglich, dass auch nach des körperlichen Todes des Magiers oder der Hexe, die Wirkung der von ihnen ausgesprochenen Zauber erhalten blieb. Zwar kostete dieser Zauber extrem viel Energie, doch war er ebenso wirksam, wie er im Buch beschrieben war.

Über die Jahrhunderte hinweg legte sich der Zwist zwischen den magischen Wesen und den Menschen. Zwar geriet das, was einst passierte, nie in Vergessenheit, doch lernten die Elfen immer mehr zu vergeben, obwohl die magischen Wesen immer noch in ihrem versteckten Reichen lebten. Doch mit der Zeit kam auch eine dramatische Entwicklung bei den Menschen. Denn der mächtigste Zauberer, Merlin, der auch der königliche Zauberer Norcadas war, sprach einen der mächtigsten Zauber, die je gesprochen wurden. Er empfand es als eine Schande, dass eine Familie des dritten Standes Magier zur Welt brachte, weshalb er das magische Potenzial, das einst von Amélia, der Elfen Prinzessin, geweckt wurde, nur noch auf erwählte Menschen konzentrierte. Somit wurde das magische Potenzial der Menschen mit jeder Generation geringer und nur noch vereinzelt war dieses Potenzial vorhanden, dass eine „magische Erfahrung“ statt finden konnte.
Dann nach tausenden von Jahren wurde von den königlichen Magiern von Norcada und Dianden ein großer Fehler begangen. Trotz der Warnungen der Seherinnen beider Königreiche versuchten sie einen der verbotenen Zauber aus dem Buch der Elfen und erschufen somit eine dunkle Kreatur, die keinen wirklichen Namen hatte. Das einzige was man erkennen konnte war ein schwarzer Nebel, der, sobald er mit einem Wesen in Kontakt kam, Besitz von diesem ergriff und Angst und Schrecken verbreitete. Deshalb nannten die Könige es nur „die Finsternis“.
Als die Elfen und die anderen magischen Wesen von diesem Zauber erfuhren, sandten sie jeweils die Person mit den mächtigsten Zauberkräften und zusammen schafften es die Gesandten und die königlichen Magier die Finsternis in den verzauberten Wald hinter Dianden zu verbannen, wo sie bis heute ruht. Diese 5 Gesandten bildeten zusammen mit einem Auserwählten der Menschen einen Rat. Den Ältesten Rat, der über die magischen Aktivitäten in ganz Terralien wachte und versuchte für Recht und Ordnung zu sorgen.
 
Werbung:
AW: Chiara

Charakterverzeichnis:
  • König Gabor - König von Norcada
  • Galina - Prinzessin von Norcada
  • Nathanael - Prinz von Norcada
  • Xander - Leibwächter Galinas
  • Chiara - Zofe Galinas
  • Idda - Seherin Norcadas
  • Salentin - Königlicher Magier Norcadas
  • König Jaromir - König von Dianden

Ortsverzeichnis:
  • Norcada - Königreich und Zuhause von König Gabor, Galina, Nathanael, ect.
  • Dianden - Königreich, dass an Norcada grenzt
  • Anfasia - Dorf hinter dem verwunschenen Wald in Norcada
  • Latersa - angrenzendes Dorf an das Schloss Norcadas

Zauberverzeichnis:
  • Luxius Aternia - Erschafft ein grelles, durchdringendes Licht

Kapitelübersicht:
  1. Der Traum (I,II)

Wird bei Bedarf erweitert.
 
AW: Chiara

DER TRAUM

Der Himmel war blutrot gefärbt, als stünde die Zeit still just in dem Moment, in dem die Sonne unterging. Ab und zu wurde die düstere Ebene zwischen Norcada und Dianden, die zum Schlachtfeld umfunktioniert war, von einem Lichtblitz erhellt, doch zog jeder dieser Lichtblitze einen Schrei nach sich, der den unmittelbaren Tod eines weiteren Menschen verkündete. Das Zusammenprallen der Klingen erfüllte die Nacht neben den Kampfschreien der Krieger Norcadas und Diandens, die sich gegenseitig ihre Schwester in den Leib rammten und mit einer solchen Aggressivität kämpften, als sei der Tag der Apokalypse gekommen.
Die junge Zofe stand unbeteiligt in Mitten dieses Schlachtfeldes und schien für die anwesenden Kämpfer gänzlich unsichtbar zu sein, denn egal wie nah die Kämpfenden an sie heran traten, nie erwägte auch nur einer sie anzugreifen. Angsterfüllt und ihren Körper unter Spannung gesetzt wendete sie den Kopf zu allen Seiten und erblickte bekannte Gesichert, wie das des Leibwächters ihrer Prinzessin, Xander. Auch er war in den tobenden Kampf verwickelt. Xander riss sein glänzendes und mit einer goldenen Gravur in einer antiken, geschwungenen Schrift verziertes Schwert in die Höhe. Am Ende des Griffes seines Schwertes war eine smaragdgrüne Kugel eingelassen. Sein muskulöser Körper war von einem Kettenhemd bedeckt, der ihm nur minimalen Schutz bot. Doch in der Regel brauchte der junge Krieger auch nicht mehr als diesen Schutz. Sein Gesicht war mit Blut verschmiert. Nicht sein eigenes, sondern das Blut von mindestens zwanzig Männern, die er bereits getötet hatte. Die junge Zofe stand perplex vor ihrem kämpfenden Freund und faltete ihre Hände, als würde sie ein Gebet sprechen, vor ihrer Brust. Als sie jedoch ihre Augen schließen wollte, erblickte sie das, was sie niemals für möglich gehalten hätte. Die Augen eines Kriegers, der das Wappen diandische Wappen auf der Brust trug, waren pechschwarz. Sie spürte den Hass und die Wut, die in diesem Krieger hausten, doch spürte sie auch, dass ein fremder Einfluss auf den Krieger einwirkte. Sie drehte sich um und entdeckte dieses Phänomen nicht nur bei diesem einen Landsmann, sondern bei jedem, der das diandische Wappen auf der Brust trug.
Je öfters sich die Zofe um ihre eigene Achse drehte, desto schlimmer wurde die Situation. Immerhin mehr Leichen bedeckten die bereits zertrampelte Wiese und das Stück, die wenigen Flächen, an denen noch das Gras durchschimmerte, waren mit dem Blut der Gefallenen bedeckt. Kopfschüttelnd strich sich die junge Zofe mit ihren von Angst fast bebenden Händen durch ihr zartes Gesicht und suchte mit ihrem Blick wieder ihren alten Freund Xander, doch was sie dann sah, ließ sie vor Angst erstarren. Vor ihr stand ihre Prinzessin, die Frau, der sie seit sie denken kann geholfen und gedient hat. Die blonden Haare der Prinzessin Galina waren zu einem Pferdeschwanz nach hinten gebunden und ihre Stirn wurde von einem silbernen Diadem bedeckt, auf der in der Mitte ein azurblauer Kristall eingesetzt war. Mit ihrer rechten Hand parierte sie mit einem silber-glänzendem Schwert mit einer langen, dünnen Klinge, einen Angriff eines Kriegers. Die Zofe sah nur noch wie Galina ihre Lippen bewegte, doch kein Wort aus ihrem Mund zu hören war. Im selben Moment leuchtete der Kristall in ihrem Diadem so wie die Zofe es noch nie zuvor gesehen hatte. Galina presste ihre linke Handfläche gegen den Brustkorb ihres Gegners und diese begann unmittelbar danach grell zu leuchten. Im nächsten Moment wurde der Krieger durch die Luft geschleudert und fiel leblos auf die Leiche des königlichen Magiers von Norcada. Galina keuchte und Schweißperlen tropften von ihrer Stirn herab. Man sah ihr die außerordentliche Erschöpfung dieses Zaubers an. Jeder einzelne Muskel ihres Gesichts war angespannt, ihre Körperhaltung veränderte sich von einem zum nächsten Moment, sodass sie fast zu Boden sackte. Mit letzter Kraft hielt die Prinzessin sich auf den Beinen. „Prinzessin!“, ertönte es zwischen dem Kampfgeschrei. Die Zofe wendete ihren Kopf so schnell es ging in die Richtung, aus der sie die Stimme vermutete und sah ein Wesen, das in eine schwarze Kutte gehüllt war auf die Prinzessin zu fliegen. Die leuchtend roten, bedrohlich wirkenden Augen hatten Galina bereits fixiert. Die Prinzessin war so schwach, dass sie kaum die Kraft hatte sich umzudrehen, um ihrem Gegner an zu blicken. Es geschah alles so schnell. Die schwarze Gestalt kam näher. Galina hob zitternd ihren linken Arm. Wieder bewegte sie ihre Lippen. Die schwarze Gestalt richtete beide Hände auf Galina. Ein rotes Licht. Geblendet von dem roten Licht vermochte die Zofe die nächsten Augenblicke nichts mehr zu sehen. Als der rote Ton vor ihren Augen verblasste und langsam die verschwommen Silhouetten der Kämpfenden wieder zum Vorschein kamen, rieb die Zofe sich durch die Augen. Sie zitterte am ganzen Leib, wirre Gedanken schossen durch ihren Kopf. Kalter Schweiß lief ihre Stirn hinab. Nach mehrmaligem Zusammenkneifen ihrer Augenlider erlangte die Zofe schließlich wieder ihre normale Sicht. Hektisch suchte sie die Ebene nach ihrer Prinzessin ab, doch zwischen all den Krieger, wo sie eigentlich hätte auffallen müssen, war sie einfach nicht zu finden. Auch die schwarze Gestalt war plötzlich verschwunden. Ihre Hände zu Fäusten geballt trat die Zofe schwermütig einen Schritt vor und senkte langsam ihren Kopf. Auf dem Boden, zwischen all den Leichen der tapferen Krieger, die einen Kampf kämpften, den die Zofe nicht verstand, sah sie ihre Prinzessin liegen. Leblos und bleich. Ihre sonst so funkelnden blauen Augen hatten jeglichen Glanz verloren und blickten starr in die Leere. Aus ihrem Mundwinkel floss Blut, das auf ihre Rüstung tropfte. Das Herz der Zofe pochte. Tränen quollen aus ihren grünen Augen. Ihr letzter Blick fiel auf Galinas Diadem. Der azurblaue Kristall war zerbrochen. Galina war für immer tot. Der Leib der Zofe bebte vor Trauer, Angst und Wut, sodass sie auf ihre Knie sackte und schrie.

Vorsichtig öffnete Chiara ihre Augen. Das Licht der aufgehenden Sonne fiel, wie jeden Morgen, genau in ihr verschlafenes Gesicht, sodass sie sanft von den ersten Lichtstrahlen am Morgen geweckt wurde. Vorsichtig tastete sie mit ihrer Hand über ihre Augen und spürte, wie eine Träne sich ihren Weg über ihre Wangen bahnen wollte. „Was das nur ein Traum?“, fragte sie sich und setzte sich aufrecht in ihrem Bett hin. „Was hat das zu bedeuten?“, murmelte sie vor sich hin, während sie aus ihrem Bett stieg und zum Fenster ihres Zimmers schritt. In Gedanken versunken stand sie vor dem Fenster und blickte direkt auf den Marktplatz im Innenhof des Schlosses von Norcada, wo die ersten Händler begannen ihre Stände aufzubauen. Mit einem Kopfschütteln rüttelte sie sich selber aus ihren Gedanken wach und schritt durch ihr großräumiges Zimmer, welches ihr als königliche Zofe zustand. Als sie an ihrem Spiegel vorbeischritt, dessen goldener Rahmen mit feinen verschnörkelten Blumen verziert war, warf sie einen flüchtigen Blick in diesen und erschrak sich selbst über ihr Antlitz. Ihre braunen, glatten Haare waren durch ihren unruhigen Schlaf und durch ihren merkwürdigen Traum völlig zerzaust und standen in alle Richtungen ab. Ihre sonst braune Haut war kreidebleich, wegen des Schrecks, den sie aus dem Traum mitnahm. Schnell schritt sie am Spiegel vorbei, entledigte sich ihres Nachtgewands und zog sich, um ihren Tag als königliche Zofe zu beginnen, um.
Ihre Haare zu einem gewöhnlichen Bauernzopf gepflechtet und ihre Beine heute anstatt mit einem Kleid mit einer weißen Stoffhose bedeckt, rückte sie die weißte Bluse zurecht und nickte in den Spiegel. Der Schock über den Traum saß noch tief in ihr, doch konnte sie diesen jetzt wenigstens mit ihrem Aussehen kaschieren.
Langsam bahnte Chiara sich ihre Wege durch die großzügigen Gänge des Schlosses, warf flüchtige Blicke auf die Gemälde der einst herrschenden Könige von Norcada, auf die Säulen, die in 2 Meter Abständen an der Wand aufgereiht waren, doch hauptsächlich hatte sich ihr Blick auf den roten Teppich am Boden gerichtet, der sich durch jeden Gang des Schlosses zog. Wenn andere Angestellte der Königsfamilie oder gar Mitglieder dieser ihr begegneten, so grüßte sie diese freundlich auf ihrem Weg zu Galinas Zimmer. In ihr tobte immer noch die Angst, dass das, was sie gesehen hatte, kein Traum war, sondern Realität und dass sobald sie die großen Türen zu Prinzessin Galinas Gemach öffnen würde, sie niemanden dort vor finden würde, sonder nur schwarze Rosen, die in Norcada als Symbol der Trauer galten.
Als Chiara vor den 2 Meter hohen, hölzernen, mit goldenen Blumen verzierten Türen stand, merkte sie, dass ihr Herz so stark pochte, dass ihr Kopf zu schmerzen begann. Tief durchatmend drückte sie leicht mit ihrer Hand auf den silbernen Türknopf. Lautlos schwang die große Tür auf. „Chiara, schön dich zu sehen.“ Die Augen der Zofe waren fest zusammengekniffen, doch als sie die sanfte Stimme Galinas hörte, öffnete sie ihre Augen und mit einem Mal verschwanden jegliche Erinnerungen an den Traum, mit dem die junge Frau vor wenigen Minuten erwachte. „Du kannst dir gar nicht vorstellen, wie sehr ich mich freue.“, erwiderte Chiara und strich sich eine ihrer braunen Strähnen aus dem Gesicht, welche sich aus ihrem Zopf gelöst hatte. „Ist alles in Ordnung mit dir? Du siehst ziemlich mitgenommen aus.“, bemerkte die Prinzessin. Ihre Zofe trat in Galinas Gemach und blickte die Prinzessin an. Ihr weißes Kleid, das mit ein wenig Tüll eine wunderschöne Fülle brachte, saß, wie immer, perfekt an dem wohl geformten Körper der Königstochter. Galinas blonde Haare wellten sich und waren einerseits offen, doch die obere Schicht der Haare war hinten mit einem nahezu unsichtbaren Gummi zusammengebunden. Passend zu ihrem Diadem, in dem in dessen Mitte der azurblaue Kristall eingearbeitet war, trug sie ebenso blaue Perlenohrringe. Nickend bestätigte die Zofe die Frage. „Es ist alles in Ordnung.“ Galina und Chiara kannten sich schon von klein auf und die Prinzessin suchte die gebürtige Bäuerin persönlich aus ihre Zofe zu werden. Sie wuchsen miteinander auf und ebenso standen sie beide unter dem Schutz von Galinas Leibwächter Xander. „Du brauchst mir heute nicht behilflich sein. Ich fahre mit meinem Vater rüber nach Anfasia.“, erklärte Galina, während sie mit ihrer goldenen Bürste ihr blondes Haar bürstete. „Du meinst das Dorf hinter dem verwunschenen Wald? Was sucht ihr denn da?“ „Mein Vater meinte dort würde wäre wohl eine Elfe und wir wollen die Gelegenheit nutzen, um den Kontakt zu diesen aufzunehmen. Wir müssen noch einiges wegen den magischen Entwicklungen in Norcada klären und da wäre wohl ein Berater von den mächtigsten, magischen Wesen äußerst vorteilhaft.“ Galina lächelte und legte ihre Bürste zur Seite, nachdem sie ihre Erklärung beendet hatte. „Du kannst ruhig runter ins Dorf gehen und deine Eltern besuchen, ich denke wir werden heute den ganzen Tag fort sein.“ Chiara nickte, drehte sich um und verließ Galinas Gemach, um sie nicht weiter aufzuhalten.
Am Tor des Schlosses, welches in den Innenhof führte, standen zur Rechten und Linkes dieses jeweils eine Statue eines Raben, der seine Flügel ausbreitete und seinen Schnabel zum Schrei geöffnet hatte. Bevor Chiara durch das Tor schreiten konnte, um sich in das Getümmel des morgendlichen Markts zu werfen, ertönte ihr Name von einer herrischen, doch auch zugleich sympathischen Stimme. Die Zofe drehte sich auf ihrer Verse umher und sah das majestätische Blau der Tracht des Königs von Norcada vor sich. „König Gabor.“, sagte Chiara würdevoll und machte einen kurzen Knicks, um ihrer Majestät ihren Respekt zu zollen. „Schön dich noch zu sehen, bevor Galina und ich nach Anfasia aufbrechen werden. Würdest du bitte, wenn du Salentin begegnen solltest ihn darüber unterrichten, dass wir in Anfasia sein werden und wir erst spät am Abend wieder zurück sein werden?“, bat König Gabor von Norcada die junge Zofe. „Natürlich, bevor ich mich auf den Weg zu meinen Eltern machen werde, werde ich ihn suchen und es ihm ausrichten.“, bestätigte Chiara dem König seine Bitte und verneigte sich ein weiteres Mal, bevor sie durch das majestätische Tor durchschritt.
Im Innenhof des Schlosses ging der Geräuschpegel rapide hoch. Chiara kannte die meisten Händler hier schon und so begrüßte sie einige bekannte Personen, während sie zwischen den Ständen hindurch schritt. Immer wieder konnte Chiara sich an den gesamten Vorräten der Händler erfreuen. Die vielen farbigen Stoffe, die funkelnden Kristalle, die wunderschön verzierten Kelche. Zwar waren deren Preise sehr beträchtlich, doch das Ansehen dieser Dinge kostete sie nichts. Viele Leute grüßten die junge Zofe freundlich im Vorbeigehen und oft auch blickten ihr einige junge Knaben hinterher, denn Chiara war eine wunderschöne, junge Frau mit einem durchtrainierten Körper. Oft hatte sie mit Galina zusammen den Kampf geübt, um im Notfall an Galinas Seite kämpfen zu können. Auch das hatte sie sehr verunsichert, nachdem sie aus ihrem Traum erwacht war. Sie sah wie Xander und Galina für das Königreich und um ihr Leben kämpften, doch die Zofe stand nur regungslos da und beobachtete wie ein Krieger nach dem anderen fiel und wie letztendlich auch die Prinzessin von Norcada fiel.
Schnell hatte Chiara diesen Gedanken wieder verworfen und zog weiter durch den Markt von Norcada. Bevor sie jedoch zum Torbogen des Schlosses kam, an dessen Spitzen in römischen Zahlen das Datum 102 eingraviert war – das Datum, an dem der letzte Stein des Schlosses gesetzt wurde – bog sie nach links ab. Chiara gelangte zu einem mit Sand ausgelegten Weg, der mitten durch eine Vielzahl an bunten, duftenden Blumen führte. Am Beginn des sich schlängelnden Weges war ein Pfahl in den Boden gerammt, an dem ein Schild hang mit der Innschrift „Kammer des königlichen Magiers“. Durch ein Nicken bestätigte sie sich selber, dass sie hier richtig war, denn oft wechselte sie rechts und links und gelangte so schon oft anstatt zum Magier zur königlichen Seherin Idda – deren Kammer neben dem gigantischen Torbogen zur rechten Seite hin war. Die königliche Zofe folgte dem Weg mit ruhigen Schritten. Jeder einzelne Schritt wurde von dem weichen Sand noch einmal abgedämpft. Die Worte der Marktschreier und das Gemurmel der Bewohner, die sich am Markt versammelten um ihr täglich Brot zu kaufen, wurde von Schritt zu Schritt leiser, wohingegen das Gezwitscher der Vögel, die sich in den Bäumen am Wegesrand eingenistet hatten, immer lauter wurde. Chiara genoss es immer sehr, wenn sie hier entlang ging, da sie hier abschalten konnte und sich, bevor sie zur Kammer des Magiers kam, auf nichts konzentrieren musste. Doch leider war der Weg nicht sehr lang und so gelangte sie recht zügig zum Ende des Weges. Der Weg mündete direkt in eine hölzerne, altertümliche, gebogene Tür, die vielleicht gerade mal so groß war wie sie selber. Befestigt war diese mit schwarzen Metallscharnieren und auch der Türgriff war aus schwarzem, kaltem Metall. Wenn Chiara ein gelernt hatte, dann war es höflich zu sein und zu klopfen, jedoch legte Salentin darauf keinen großen Wert und durch die ständigen Explosionen in seiner Kammer, die von den verschiedenen Zaubern und dem Anmischen von Elixieren verursacht wurden, sowieso ein Klopfen nie hörte.
Als Chiara versuchte die Kammer zu betreten war diese jedoch verschlossen. Es war merkwürdig und brachte die junge Zofe einen Moment lang zum Nachdenken, denn bis zum heutigen Tage war es noch nie vorgekommen, dass der königliche Magier um diese Tageszeit nicht in seiner Kammer war. Seufzend strich sie sich kurz über die Stirn um zu überlegen wo er hätte sein können, doch viel ihr, wenn sie ehrlich zu sich war kein passender Ort ein. So entschied sie sich wieder den Rückzug anzutreten und zu ihren Eltern hinunter aufs Land zu gehen.
Binnen kurzem war sie wieder am großen Torbogen des Schlosses angekommen. Kurz überlegte sie noch zur Seherin zu gehen, doch wollte sie nicht noch mehr Zeit verschwenden, immerhin war es ein anständiger Marsch bis zu ihren Eltern hinunter und da, wenn sie dort unten angekommen war, bestimmt irgendwie helfen sollte, wollte sie jetzt keine weitere Zeit zum Spaß vergeuden. Kaum war Chiara aus dem Innenhof des Schlosses herausgetreten, so sah sie am Horizont, wo die Sonne schon ein gutes Stück weiter gewandert war, wie dem strahlenden Sonnenlicht sogleich ein dunkler Schleier folgte. Es wirkte, als würde er sich jeden Moment um die Sonne legen und die Welt in ewige Finsternis tauchen. Skeptisch betrachtete Chiara dieses Szenario, währendem sie dem Pfad runter in das angrenzende Dorf Latersa folgte.
Chiara vergaß den Anblick des Horizontes nicht und hatte auf ihrem Weg ins Dorf so viel nachgedacht, dass sie die Zeit völlig aus den Augen verloren hatte, sodass sie, als sie dieses Szenario vorerst aus ihrem Gedächtnis verbannte, schon am Dorfeingang stand. Es war ein einfaches Dorf, mit einigen Holzhütten und einem Dorftor, das etwa so hoch war wie die Türen zu Galinas Gemächern. Es war nichts Prunkvolles an diesem Dorf, doch gehörte Latersa ebenso zu Norcada wie auch Anfasia und auch der Markt im Innenhof des Schlosses. „Das dritte Haus…“, erinnerte Chiara sich und nickte, als sie schon die Stimme ihres Vaters hörte. Doch im selben Moment war es so, als wäre die Sonne für einen Moment verfinstert gewesen, denn ein kurzer, extrem kalter Luftzug erfasste die Zofe der königlichen Familie. „Was war das?“, fragte sie laut vor sich hin und rieb sich mit Oberarme. Noch Sekunden später fröstelte es sie am ganzen Körper und ein unwohles Gefühl überkam sie, als plötzlich Salentin aus dem Nichts vor ihr erschien. Mit mehreren Geräuschen die einem „Plopp“ ähnelten erschienen im Dorf Latersa verteilt auch die Schüler des königlichen Magiers. „Chiara, was tut Ihr hier?“, fragte der Magier hektisch. Die Zofe war überrascht und erstaunt, denn damit, dass der Magier und seine Schüler hier auftauchten, hätte sie nicht gerechnet. Der lange, weiße Bart des Magiers reichte bis zu seinen Knien und seine purpurfarbende Robe, auf der eine Miniatur der Rabenstatuen mit goldenem Garn verewigt waren, machte sein Antlitz nahezu so majestätisch wie das des Königs Gabor selbst, doch vermochte die junge Zofe darüber besser nicht laut zu urteilen.
 
AW: Chiara

Während sie perplex vor ihm stand und nicht wirklich wusste, was sie ihm erwidern sollte, hörte man dessen Schüler rufen, dass sich alle sofort in ihre Häuser zu begeben haben. „Antworte, Chiara.“, drängte Salentin mit herrischer Stimme und stampfte mit seinem holzerden, leicht gebogenen Stab, auf dessen Spitze sich eine große, runde, purpurfarbende Kugel befand, auf den nachgiebigen Boden. „Ich.. ich wollte meine Eltern besuchen. Was ist los? Ist was vorgefallen?“, hakte die Zofe hektisch nach und faltete vor Nervosität ihre Hände ineinander. „Idda ist verschwunden, wir vermuten, dass sie entführt wurde. Sie selber hat uns nur gesagt, dass es irgendwann zur Fehde zwischen den Königreichen kommen würde und wir denken, dass es nun soweit gekommen ist. Die diandischen Truppen sind dabei sich zu formieren und ihr Magier hat eine Barriere aufgebaut, sodass unser Reisen dorthin unmöglich geworden ist.“, erklärte Salentin der jungen Zofe knapp und fasste sie am Oberarm. „Wir sollten zurück zum Schloss, um uns dort mit dem König zu beraten. Er wird genaueres wissen, immerhin hat die Seherin ihm immer jede ihrer Vorahnungen mitgeteilt. Wir bekamen immer nur das Nötigste.“ Mit einem Nicken bestätigte Chiara wortlos den Vorschlag des Magiers. Im selben Moment, indem seine purpurfarbende Kugel aufgeleuchtet hatte und Chiara einmal blinzelte, fand sie sich im Beratungssaal des Schlosses wieder.
Sie und Salentin standen um Eingang, hinter ihnen eine kleine, unscheinbare Holztür, wie es auch die zur Kammer des Magiers war. Vor ihnen jedoch lag ein abgerundeter Raum, in dessen Mitte ein runder Tisch platziert war mit neun Stühlen. In der Mitte des Holztisches war der norcadische Rabe zu sehen, dessen Flügelspitzen die Außenränder des Tisches berührten. Am Tisch selber fanden sich schon König Gabor, direkt gegenüber der Eingangstüre, sein Sohn Nathanael zu seiner linken und Prinzessin Galina zu seiner rechten wieder. Neben den beiden saßen ihre Leibwächter, wobei Chiara nur Galinas Leibwächter Xander kannte, der andere war ihr völlig fremd. Neben Nathanaels Leibwächter ließ sich Salentin, der königliche Magier, nieder und neben Xander war ein Platz frei, wo Chiara sich setzten sollte. Eigentlich war dieser Platz für Idda vorgesehen, doch konnte die auf Grund ihres Verschwindens nicht in der Beratungsrunde anwesend sein. Der achte Platz wurde dann von einer anmutigen, jung wirkenden Frau belegt. Ihre Haare waren pechschwarz und ihre Augen smaragdgrün. Sie hatte ein dünnes, jedoch markantes Gesicht und war auch von ihrem Körperbau her sehr schmal, als könnte sie jeder kleine Windzug umwerfen. An dem Gürtel ihrer Wildlederhose trug sie ein Schwert, dessen Klinge so dünn war, dass es sogar dünner war als das von Prinzessin Galina und ihr Schwert war eigentlich das dünnste Schwert in ganz Norcada. Dass dies die Elfe war, von der Galina am Morgen gesprochen hatte, fiel der Zofe erst auf, die spitzzulaufenden Ohren der Elfe hervor traten.
König Gabor begann zu sprechen. „Es ist etwas passiert, was niemals hätte passieren dürfen. Auf mysteriöse Weise ist Idda, unsere Seherin, verschwunden und nicht einmal sie konnte ihr Verschwinden vorhersehen. Wie uns von Salentin berichtet wurde ist es uns verwehrt uns nach Dianden zu teleportieren und der dunkle Schleier, der am Horizont zu sehen ist, lässt wohl auch erklären wieso.“ Der König machte eine Pause und seufzte lauthals. Keiner schien je mit diesem Tag gerechnet zu haben, doch jeder wusste, dass er irgendwann kommen würde. Der König fuhr fort. „Die Finsternis breitet sich in Dianden aus und hat, wie wir vermuten, von König Jaromir Besitz ergriffen und manipuliert somit all seine Truppen. Wir haben somit keine Wahl und keine Zeit mehr und müssen und auf einen Krieg vorbereiten.“ Chiara schluckte. Was sollte das? Würde es so enden, wie sie es in ihrem Traum gesehen hatte? Warum hatte sie diesen Traum und wieso gerade in der Nacht, in der die Seherin, der solche Träume vorbehalten waren, verschwand? Wieder begann die Zofe zu zittern. Die Angst ihre Freundin und Prinzessin zu verlieren wuchs in ihr heran, wie es nicht mal im Traum war. „Alles in Ordnung?“, fragte Xander nach, der ihr beruhigend die Hand auf die ihre gelegt hatte. Chiara nickte nur und atmete tief durch. Keinesfalls durfte es soweit kommen.
Voller Zweifel und Bedenken in der Stimme meldete sich die Elfe zu Wort. „Als unsere Ahnen die Finsternis verbannten war ein sehr großer Aufwand und ein sehr hoher Verbrauch von Magie nötig. Und die Magie hinterlässt ihre Spuren und so hat jedes Volk Terraliens seine Spuren hinterlassen. Von dem was in den Büchern geschrieben steht und von dem, was ich jetzt verspüre, hat sich die Macht der Finsternis vervielfacht und so einfach wird sie keineswegs zu bezwingen sein. Es wird für den hohen Rat unmöglich sein die Finsternis zurück in den Wald zu verbannen, da sie sich scheinbar von den magischen Spuren ernährt hat und dadurch über ihre eigentliche Macht hinaus gewachsen ist…“ Die Elfe stoppte. Eine erdrückende Stille herrschte in dem großen, runden Raum. Nicht mal ein einziger Atemzug war zu hören und auch keiner der Anwesenden, egal wie hoch sein Rang war, traute sich diese Stille zu unterbrechen. „… doch gibt es laut den Schriften unseres Volkes einen Auserwählten. Einen von euch. Und ich denke, dass ist der Grund, weshalb eure Seherin entführt wurde, denn sie ist, mit der Seherin Diandens die einzige Person, die diesen Auserwählten mit Sicherheit benennen kann. Und dass Dianden seine Truppen formatiert und sich bereit zum Angriff macht bedeutet wohl, dass sie wissen wer der Auserwählte ist.“ Die Elfe beendete ihre Rede. Ihre Leichtigkeit in dieser Situation war beneidenswert, denn keiner, der mit an diesem Tisch saß konnte von nach diesen Worten noch in irgendeiner Weise von sich behaupten sicher zu sein, oder gar so anmutig reden zu können, wie die Elfe es tat. „Wir müssen herausfinden, wer dieser Auserwählte ist, aber vorerst müssen wir das Königreich verteidigen, sonst haben wir keine Chance überhaupt einen Ausweg zu finden.“ Mit entschlossener Stimme sprach der König zu den Anwesenden, erhob sich von seinem Sitz und blickte zu seinem Sohn. Gerade als König Gabor wieder das Wort ergreifen wollte, sprang die hölzerne Türe auf. „Mein König! Die ersten Dörfer Norcadas stehen in Flammen und der Herrscher Diandens, die Magier und diandische Truppen nähern sich mit einer ungeheuerlichen Geschwindigkeit dem Schloss. Wir müssen etwas unternehmen!“, schrie der eingetretene Wächter mit hektischer, lauter und panischer Stimme. „Die Truppen sollen vor das Schloss und einige wenige in den Innenhof. Nathanael, du wirst die Truppen vor dem Schloss anführen.“ Nathanael nickte entschlossen. „Salentin, du und deine Schüler, ihr werdet ebenfalls im Innenhof sein und dort den Kampf führen.“ Auch er nickte. „Galina und Chiara, ihr werdet in Galinas Räumen warten. Ihr werdet keinesfalls diese Räume verlassen. Wenn ich die Worte der Seherin richtig gedeutet habe, dann wirst du, Galina die sein, auf die sie es abgesehen haben. Xander, du wirst sie mit deinem Leben verteidigen.“ „Jawohl!“ Mit diesen Worten verließen alle den Saal und strömten zu den befohlenen Plätzen aus.

Galina ging mit nervösen Schritten auf und ab. Ihr weißes Kleid hatte sie in der Zwischenzeit abgelegt und trug nun eine ähnliche Hose wie Chiara sie trug. Sie war grau und schmiegte sich an ihre Beine, doch war durch einen magischen Panzer so geschützt, als trüge sie ein Kettenhemd. Ihr Oberkörper war von einer schwarzen Weste bedeckt und an ihrem Gürtel war ihr Schwert befestigt. Jeglicher Schmuck, bis auf ihr königliches Diadem mit ihrem azurblauen Kristall war abgelegt worden. „Wir können hier nicht tatenlos rumsitzen. Es ist auch mein Königreich und ich will dafür kämpfen!“ Je weiter Galinas Satz fortschritt, desto lauter und herrischer wurde ihre Stimme. Xander versuchte sie zu beruhigen. Auch er hatte sich der Situation angepasst und sein Schwert griffbereit. Ein Brustpanzer schützte seinen Oberkörper, wohingegen seine Beine durch eine Stoffhose viel Freiheit hatten. Durch die Anspannung seiner Muskeln wurde durch die Durchblutung seine Narbe, die er einst in einer Schlacht davongetragen hatte, an seinem Hals deutlich. Chiara, die ebenfalls ihr Schwert, das etwas gebogen, extrem leicht und auch dünn war, zu sich geholt hatte, trug ebenso eine verzauberte Kleidung wie Galina. Während Xander und die Prinzessin immer lauter wurden ging Chiara nachdenklich zum Fenster, von wo aus sie einen Ausblick über den gesamten Innenhof hatte.
Just in diesem Moment hoben sich Salentin und seine Schüler in die Luft und deren magische Kugeln begannen zu leuchten. Nun traten auch Galina und Xander an das Fenster heran. König Jaromir flog auf einem pechschwarzen Drachen, der einen goldenen Helm und goldene Rückenpanzerung trug, bis zu den Magiern hin. Neben ihn schwebten die Magier des Königreichs von Dianden. Als Chiara genauer hinsah konnte sie die pechschwarzen Augen erkennen, die sie auch in ihrem Traum gesehen hatte. „Nein, unmöglich!“ Die erschrak und ging einen Schritt zurück, während sie von Xander und Galina nur irritierte Blicke erntete. In diesem Moment entfachte draußen der Kampf. Trotz des geschlossenen Fensters konnte man die aneinanderprallenden Klingen hören, das Geschrei der Krieger und die Schreie der Getroffenen. Immer wieder wurde der inzwischen abendrote Himmel von Blitzen erhellt, die aus den Handflächen der Magier schossen. Die Magier der Gegenseite errichteten, um diese abzuhalten, einen Schild aus purer Energie, sodass einige Blitze abprallten und irgendwo in die Schlossmauern einbrachen. Schnell fingen die Stände auf dem Marktplatz Feuer und bald ähnelte das Szenario ein wenig dem, das Chiara in ihrem Traum gesehen hatte. In einem Moment der Unachtsamkeit schraken alle drei zurück, als ein Blitz der diandischen Magier das Fenster zerschmetterte. „Da! Ergreift sie!“, schrie König Jaromir und deutete von seinem Drachen auf Xander, Galina und Chiara.
„Lauft!“, schrie Xander und zückte sein Schwert, als er zwei der Magier des gegnerischen Reiches anfliegen sah. Chiara tat wie ihr befohlen wurde, doch Galina zog ihr Schwert aus der Scheide und stellte sich zu Xander. „Galina, verschwinde. Ich habe etwas geschworen und werde diesen Schwur auch nicht brechen!“ „Das musst du auch nicht.“, erwiderte Galina kühl, deutete mit ihrer linken Handinnenfläche auf die sich näherenden Magier und bewegte dann, so wie Chiara es beobachtete, nur ihre Lippen. In diesem Moment entfachte ein Feuer an den Vorhänden, was die Magier zurückschrecken ließ. „Jetzt kommt! Beide!“, schrie Chiara, die ebenfalls ihr Schwert aus der Scheide gezogen hatte, um auf jeden Fall vorbereitet zu sein. Zustimmend nickten die anderen beiden und gemeinsam liefen sie aus Galinas Gemach heraus die Korridore des Schlosses entlang. „Ich glaube sie sind schon eingedrungen.“, rief Xander. Das schnelle und laute Trampeln der Füße der Soldaten war kaum zu überhören und die Befehle, die in einer der unteren Etagen gegeben wurden, klangen ebenfalls eher nach Eindringlingen, als nach heimischen Kriegern. „Wohin nun?“, fragte Xander irritiert, als die drei am Ende des Korridors sich für Rechts oder Links entscheiden mussten. „Wir müssen Galina hier herausbringen. Also würde ich sagen nehmen wir den Geheimgang.“, schlug Chiara vor. Galina, die sichtlich genervt war, dass jeder sie hier rausbringen wollte, stimmte jedoch, da die Lage brenzlig war, widerwillig ein. Chiara übernahm die Führung und lief rechts den Gang entlang, bis sie zum Gemälde von Galinas und Nathanaels Mutter kamen. Eine junge Frau mit ebenso blonden Haaren wie Galina sie hatte. Sie war anmutig wie die Elfe, die eben noch bei ihnen war. „Galina.“, sagte Chiara nur. Die Prinzessin nickte, legte ihre Hand auf das Gemälde und wieder bewegten sich ihre Lippen, ohne dass auch nur ein Wort zu hören war. Das Bild und die Wand verblassten und ein langer, tiefer Korridor, der nur geradeaus führte, wurde sichtbar. „Beeilung, es hält nur sehr kurz an.“, heizte die Prinzessin die Zofe und ihren Leibwächter an. Alle drei sprangen in die Wand hinein und augenblicklich erschienen die Wand und das Gemälde wieder, als sei nie etwas passiert.

Der Korridor, indem sie nun waren, war recht schmal und kalt, da zwei steinerne Wände geradeaus in die Dunkelheit führten. An den Wänden waren alle 2 Meter Fackeln befestigt, die spärliches Licht in den Korridor brachten. „Am Ende müssten wir, wenn ich mich recht erinnere, hinter dem Burggraben hinter dem Schloss auskommen.“ Chiara nickte zustimmend zu dem was die Prinzessin überlegte. Sie würden tatsächlich dort auskommen und hätten dann genügend Zeit um einen Unterschlupf zu finden, wo sie bleiben könnten.
Sie ließen sich zwar, während sie in dem Gang waren, keine Zeit, doch rannten sie auch nicht dort entlang, denn Galina würde ihre Kraft später brauchen, um einen Schutzzauber auszusprechen. Würde sie sich jetzt zu sehr anstrengen, hätte der Zauber nicht die Wirkung, die er haben sollte und sie wären wieder leichte Beute.
Nach einiger Zeit waren sie am Ende des Korridors angekommen und vor sich konnten sie nun eine schwere, schwarze Metalltüre sehen, die den Ausgang in die Freiheit darstellte. Entschlossen legten alle drei ihre Hände an die schwere Türe und drückten diese auf. Die kalte Luft der Nacht strömte ihnen entgegen, was eine willkommende Abwechslung zu der stickigen Luft im Inneren des Korridors war. Sie hatten es also wirklich geschafft. Den Weg in die „Freiheit“. Kaum hatten sie den Korridor verlassen und standen hinter dem Burggraben des Schlosses von Norcada, hörten sie immer noch die klirrenden Klingen und das Geschrei der Kämpfenden und am Himmel sahen sie das Entstehen der Blitze der Magier. „Ich hoffe, dass sie es schaffen. Wenn die Finsternis die Magie von stärker macht, wird wohl kaum mehr was von meiner Familie übrig bleiben…“, seufzte Galina und ging schweren Schrittes voran. Hinter dem Schlossmauern lag ein dichter Wald, in dessen Inneren eine kleine Hütte war, wo Chiara und Galina sich als kleine Kinder immer versteckt hatten. Dort strebten die Drei nun hin.
Als sie den düsteren Wald betreten hatten, hob Galina ihre Hand und eine leuchtende Kugel bildete sich über ihrer Handinnenfläche. „Ein wenig Licht bräuchten wir schon.“, lächelte sie die beiden an, doch im selben Augenblick wurde die Lichtkugel wie eine Flamme ausgeblasen. Alle drei zogen die Schwerter und stellten sich Rücken an Rücken. „Ob sie uns gefunden haben?“, flüsterte Xander und festigte seinen Stand, als seine Augen die dunkle Umgebung nach Etwas oder nach Jemanden absuchten. Als dann zwei rotleuchtende Punkte im Wald erschienen ließ Chiara ihr Schwer zu Boden fallen. Der Traum, den sie letzte Nacht hatte, zog vor ihren Augen wieder vorbei und wieder sah sie diese roten Augen, den roten Blitz und die tote Galina am Boden liegen. „Nein…“, murmelte sie vor sich hin. „Bitte nicht..“ Galina und Xander waren zu beschäftigt damit ihre Umgebung zu beobachten und bemerkten die rotleuchtenden Punkte gar nicht, die Chiara anstarrten. Just in diesem Moment hörte man ein Zischen und ein Rascheln der Blätter und mit enormer Geschwindigkeit kam die düstere Gestalt auf Chiara zu. All ihre Angst, die sie im Traum empfand, um ihre Prinzessin, ihre Wut und ihr Hass dieser Kreatur gegenüber kamen wieder zum Vorschein. Ihr Körper bebte und ihre Hände verkrampften sich. Von Sekunde zu Sekunde kam das Wesen näher und näher. Als ihre Emotionen mit ihr durchgingen und der kalte Schweiß von ihrer Stirn perlte, schrie sie laut: „Luxius aternia!“ Ein grelles Licht erhellte den düsteren Wald und ein klagender Schrei ging von dem düsteren Wesen aus, welches ebenso schnell zurückwich, wie es auch gekommen war. Erschöpft und entkräftet sank Chiara zu Boden und fiel in Ohnmacht…
 
Werbung:
AW: Chiara

Klasse spannend umwerfend gigantisch eine bessere Definition dafür gibt es nicht. Zeitweise habe ich sogar den atem angehelten so spannend war es und ich warte auch ganz gespannt auf den nächsten Teil
 
Zurück
Oben