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[NCIS] Vendetta - Blutige Rache

[NCIS] Vendetta - Blutige Rache / Kapitel 12: "Abenddämmerung"

Es geht mit einem kleinen Rückblick weiter, der ein paar Fragen beantworten wird.
Wie immer wünsch ich viel Spaß beim lesen!

LG Claudia


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Obwohl sich die Sonne unaufhaltsam dem Horizont entgegen senkte, schickte sie noch immer ihre warmen Strahlen auf die Stadt hinab, tauchte diese in ein helles freundliches Licht und ließen die trüben, eisigen Wintermonate vergessen, die nun endgültig hinter uns lagen. Es schien, als wäre die Natur zu neuem Leben erwacht, mit dem sie die Menschen für all das vorangegangene entschädigen konnte. Doch mir blieb nicht die Zeit, diesen Moment in mich aufzunehmen und zu genießen, denn was uns an unserem Ziel erwartete, würde dies lediglich in eine traurige Illusion verwandeln. Ein wunderschöner Tag im Mai, der niemanden auch nur ahnen ließ, was in diesen Minuten an einem abgelegenen und verlassenen Ort in Norfolk diese friedliche Idylle zerstörte.
Als ich aus dem Dienstwagen stieg und die Beifahrertür schwungvoll schloss, ließ ich meinen Blick aufmerksam durch die Umgebung schweifen, die in völlige Stille gehüllt war. Doch diese Tatsache verhieß nichts gutes, eher im Gegenteil war dies die Ruhe vor dem Sturm, der sich unaufhaltsam zu einem tobenden Orkan entwickeln würde. An Tagen wie diesem hasste ich meinen Job als Bundesagent regelrecht, denn sich einem unberechenbaren Feind wie Ari Haswari gegenüber zu sehen, machte einem klar, wie hilflos man trotz bester Ausbildung und scharfer Waffen sein konnte. Dazu kam die Tatsache, dass sich das schlechte Gefühl, das sich gestern Morgen beim Verlassen meines Appartements in meinem Inneren breit gemacht hatte, von Minute zu Minute verstärkte, ohne dass ich mir jedoch darüber im Klaren war, was mich erwarten würde.
Gibbs hatte mir bereits vor Jahren beigebracht, auf meinen Instinkt zu hören, doch bei diesem Fall konnte und wollte keiner von uns so einfach aufgeben. Vermutlich würde er uns in eine Falle locken, zumindest sagte mir dies mein Bauchgefühl, aber dieses Risiko mussten wir eingehen, um diesen Terroristen endlich stoppen zu können. Viel zu oft hatte er uns an der Nase herumgeführt und war uns schließlich doch durch die Lappen gegangen, weil er den Schutz der richtigen Leute genoss. Nichts hatten wir dagegen ausrichten können, dass er als freier Mann das Hauptquartier des NCIS und schließlich die Vereinigten Staaten verlassen hatte. Doch nun bot sich uns die Gelegenheit, diesen Fehler endlich zu korrigieren, und kein Agent unseres Teams würde sich diese Chance unter jedweden Umständen entgehen lassen.

Wir befanden uns in der Nähe des Hafens in Norfolk, auf dem Dach einer leer stehenden Lagerhalle, um den Anschlag, den Ari Haswari gemeinsam mit seiner Kollaborateuren geplant hatte, zu verhindern. Während McGee versuchte, die mit Sprengstoff beladene Drohne mit Hilfe seiner Computertechnik zu stoppen, waren Gibbs, Kate und ich dabei, die Handlanger des Terroristen auszuschalten. Jede Faser unserer Körper war angespannt, während sich unsere volle Aufmerksamkeit auf die Umgebung fokussierte, denn ein einziger Moment der Unachtsamkeit konnte den Tod bedeuten. Ich spürte, wie die Konzentration meiner Kollegen noch weiter anwuchs, während ihre Nerven bis zum Zerreißen gespannt waren, um keinen der Männer entkommen zu lassen. Einer nach dem anderen wagte sich aus seiner Deckung, um uns unter Beschuss zu nehmen, bevor sie diese Tat mit dem Leben bezahlten.
Gerade als unser Boss und ich unsere Aufmerksamkeit jedoch auf unsere Waffen gerichtet hatten, um diese nachzuladen, ertönte unvermittelt ein alarmierender Schrei: „Schütze!“ Noch ehe einer von uns auch nur reagieren konnten, hatte sich meine Partnerin vor Gibbs geworfen und eine Kugel für ihn abgefangen, um dann unsanft auf dem harten Boden aufzuschlagen. Ohne nachzudenken, feuerte ich wie von Sinnen auf den Terroristen, der versucht hatte, sich von hinten an uns heran zu pirschen, bis dieser schließlich leblos zusammen sank, bevor ich meinen Blick der jungen Frau zuwandte. Doch das Bild, das mich erwartete, war kaum zu ertragen, alles in meinem Inneren zog sich schmerzhaft zusammen, so dass ich umgehend zu ihr eilte.
Kaum hatte ich mich neben sie gehockt, öffnete unser Boss mit einem Griff ihre Jacke und offenbarte damit das Projektil, das in ihrer schusssicheren Weste steckte. Bei der Erkenntnis, dass sie lediglich ein unangenehmes Hämatom zurückbehalten würde, spürte ich den riesigen Stein zerbröckeln, der sich wie eine eiskalte Hand um mein Herz gelegt und dieses schmerzhaft zusammen gedrückt hatte. Ich konnte meine Erleichterung nicht in Worte fassen, so dass lediglich die Frage über meine Lippen kam: „Alles okay?“ „Au... Ich wurde gerade aus kurzer Entfernung getroffen, DiNozzo. Was glaubst du denn?“ Ihre aufgebrachte Reaktion zeigte mir, dass es ihr gut ging, so dass ich wagte, vorlaut zu erwidern: „Dass du morgen nicht zu deinem Pilates-Kurs gehen wirst?“
Wie bei jedem meiner Sprüche verdrehte sie nur die Augen, ohne darauf zu antworten, als sie sich von unserem Vorgesetzten auf die Füße ziehen ließ, der nun meinte: „Personenschutz ist jetzt überflüssig, Kate.“ Unwillkürlich breitete sich dieses befreiende Gefühl in mir aus, das mich glauben ließ, alles wäre überstanden, so dass ich ihr ein Kompliment aussprach: „Du warst gut.“ Ein skeptischer Blick folgte auf diese Feststellung, aber ich konnte sehen, dass sie sich ein leichtes Lächeln verkneifen musste, während mein Grinsen nur noch breiter wurde. „Zur Abwechslung hat Tony mal Recht.“ Nicht nur ich war für einige Sekunden sprachlos, als diese Aussage Gibbs' Mund verließ, so dass meine Kollegin erstaunt zurückgab: „Wow. Ich dachte, ich würde sterben, bevor...“

Kates Worte drangen wie durch einen dicken Nebelschleier an mein Ohr, doch meinem Verstand wollte es nicht gelingen diese zu verarbeiten, viel zu sehr war dieser damit beschäftigt, sich auf meinen Instinkt zu konzentrieren, der plötzlich Alarm schlug. Meinen Nackenhärchen hatten sich unvermittelt aufgestellt, was mir zeigte, dass irgendetwas ganz und gar nicht stimmte, woraufhin ich meinen Blick wachsam über die Umgebung schweifen ließ. Ich glaubte, aus dem Augenwinkel eine Lichtreflexion wahrgenommen zu haben, so dass ich nun angestrengt versuchte, diese einzuordnen und zu lokalisieren. Meine innere Stimme wurde jedoch von einem Bruchteil einer Sekunde zum nächsten lauter und brachte mich dazu, nicht länger nachzudenken, sondern einfach zu handeln.
Ein schriller Schrei ertönte, als ich einen hastigen Schritt tat und meine Partnerin mit mir zu Boden riss, doch dieser wurde von dem lauten Zischen eines Projektils übertönt, das dicht an meinem Kopf vorbeirauschte. Unvermittelt breitete sich ein stechender Schmerz in meiner Schulter aus, als ich auf dem harten Beton aufprallte und Kate unsanft auf mir landete, während ich sie weiterhin fest in meinen Armen hielt. Für einige Momente wurde mir schwarz vor Augen, doch ich ignorierte die aufsteigende Übelkeit und versuchte, mich aufzurichten und zu vergewissern, dass es ihr gut ging. Als sich jedoch die verschwommenen Schatten wieder zu einem vollständigen Bild zusammensetzten, blickte ich in das kalkweiße Gesicht meiner Kollegin, über das sich eine Spur ihres dunkelroten Blutes zog. Ohne dass mein Unterbewusstsein verarbeiten konnte, was genau passiert war und was dies bedeutete, glaubte ich, das Herz in meiner Brust aussetzen zu spüren.
Ich war wie erstarrt und unfähig, mich zu rühren, sah sie lediglich regungslos an, bevor mir unser Boss die junge Frau einfach aus dem Arm nahm und den Schutz des Treppenaufgangs aufsuchte. „Verdammt DiNozzo, schwing endlich deinen Hintern hierher!“ Erst seinen deutlichen Worten, die lautstark zu mir hinüber wehten, gelang es schließlich, mich aus meiner Trance zu reißen, so dass ich ihm umgehend folgte. Lediglich die glutroten Strahlen der untergehenden Sonne erhellten den heruntergekommenen Raum, den ich nun betrat, und tauchten diesen in ein geheimnisvolles Licht. Aber auch in diesem wirkte Kate noch immer genauso leblos wie zuvor, doch nun sah ich deutlich die blutende Wunde seitlich an ihrem Kopf, auf die Gibbs unermüdlich seine Hände gedrückt hielt, die immer stärker mit der lebenswichtigen Flüssigkeit benetzt wurden, die unaufhaltsam durch seine Finger rann.
Während ich lediglich untätig daneben stand, nicht in der Lage, einen klaren Gedanken zu fassen, redete er wieder und wieder auf sie ein, beschwor sie, nicht aufzugeben und um ihr Leben zu kämpfen. Ich hatte Mühe, mich weiterhin auf den Beinen zu halten, die sich anfühlten, als wäre ihnen der Boden, auf dem sie standen, entrissen worden. Doch die Tränen, die heiß in meinen Augen brannten, konnte ich nicht länger aufhalten, so dass sie sich schließlich ihren Weg über meine Wangen bahnten. Erst das durchdringende Geheul der Sirenen ließ mich meinen Blick von dem unwirklich erscheinenden Szenario abwenden und dann nach unten flüchten. Ich fühlte mich so unendlich hilflos, konnte nicht länger beobachten, wie mein Boss um ihr Leben kämpfte, dazu verdammt, mitansehen zu müssen, wie sie sterben würde, so dass ich einmal mehr davon lief.
 
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[NCIS] Vendetta - Blutige Rache / Kapitel 13: "Gewissensbisse"

Dann wollen wir mal sehen, wie es Kate so geht.
Viel Spaß beim Lesen!

LG Claudia


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„Nur durch dich ist Kate überhaupt noch am Leben. Du musst ihr die Kraft geben, die sie braucht, um weiterhin darum zu kämpfen.“ Die Worte meines Vorgesetzten, die mich bereits auf dem Weg zum Krankenhaus begleiteten, den mich meine Schritte unweigerlich entlang führten, hallen noch immer ununterbrochen in meinem Kopf wider. So angestrengt ich auch versuche, meine Schuldgefühle zu verdrängen, will mir dies genauso wenig gelingen, wie ich die grauenvollen Bilder vertreiben kann, die mich auch weiterhin verfolgen. Wieder und wieder erlebe ich diesen einen schrecklichen Moment, als ich glaubte, sie sterben zu sehen und damit für immer zu verlieren.
Seit einer scheinbaren Ewigkeit stehe ich bereits vor ihrer Tür, meine Hand ruht auf der Klinke, doch ich zögere, denn ich weiß nicht, ob ich die Kraft und den Mut habe, ihr gegenüber zu treten. Ich ließ sie einfach im Stich, als sie mich am meisten brauchte, nur um meinen Durst nach Vergeltung zu befriedigen. Ich ließ zu, dass meine Gefühle vollkommen außer Kontrolle gerieten und ich mich meinem Wunsch nach Rache hingab. Mein Platz wäre an ihrer Seite gewesen, stattdessen musste sie allein um ihr Leben kämpfen, während ich damit beschäftigt war, mir selbst Erleichterung zu verschaffen. Niemals hätte ich mir verziehen, sie verloren zu haben, ohne noch ein einziges Mal bei ihr zu sein, ihre Hand zu halten und ihr zu sagen, wie viel sie mir bedeutet.
Erschöpft lasse ich meinen Kopf gegen die Tür sinken und schließe die Augen, denn ich hatte als ihr Freund vollkommen versagt. Vermutlich wird sie mich für mein Handeln verachten, doch mein schlechtes Gewissen ist im Moment unwichtig, denn Kate hat verdient, dass ich wenigstens jetzt für sie da bin, ihr den Halt gebe, den sie braucht. Lang genug habe ich sie allein gelassen in ihrem Kampf gegen den Tod, deshalb werde ich nun nicht wieder von ihrer Seite weichen, bis sie vollkommen gesund ist. Denn dass sie es schaffen wird, steht für mich außer Frage, auch wenn mich meine Hilflosigkeit und mein blinder Hass dies zuerst nicht erkennen ließen.

Entschlossen drücke ich schließlich die Klinke nach unten und betrete leise den sterilen Raum, in dem mich das monotone Piepsen unzähliger medizinischer Geräte erwartet. Wie erstarrt bleibe ich an der Tür stehen, nicht in der Lage sie anzusehen, denn ich weiß, dass dieser Moment mir unweigerlich mein Herz zerreißen wird. Es wird für mich kaum zu ertragen sein, die Agentin, die immer so unglaublich stark ist, plötzlich so schwach und hilflos zu sehen. Nur langsam hebe ich meinen Blick vom Boden und mustere die junge Frau, die, von blütenweißer Wäsche umhüllt, blass in dem großen Bett liegt. Ihr Anblick versetzt mir einen schmerzhaften Stich, denn der riesige Verband um ihren Kopf lässt sie noch kleiner und zerbrechlicher wirken.
Ich muss mich richtiggehend dazu zwingen, einen Fuß vor den anderen zu setzen, um zu ihr zu gehen, denn auch wenn mich ihre Nähe magisch anzuziehen scheint, habe ich gleichzeitig Angst, Angst sie zu verlieren. Schließlich bleibe ich neben ihr stehen und blicke sie einfach nur an, ohne mich von der Stelle zu rühren oder die Augen von ihr wenden zu können. Dann lasse ich mich zögernd auf dem Stuhl nieder und greife nach ihrer Hand, die sich erschreckend kalt in den meinen anfühlt, so dass ich sie fest umschlinge, als könnte ich sie dadurch aufwärmen und einen Teil meiner Lebensenergie an sie abgeben. Ich kann mich des eigentümlichen Gefühls nicht erwehren, als könnte sie mir endgültig entgleiten, würde ich sie auch nur eine Sekunde lang wieder loslassen.
Unbeweglich sitze ich da und starre gebannt auf ihren Brustkorb, der sich unter ihren Atemzügen gleichmäßig hebt und senkt, bevor ich meinen Blick erneut über ihr fahles Gesicht gleiten lasse, das völlig entspannt scheint, jedoch keine Regung erkennen lässt. Die Hilflosigkeit, die sich in meinem Inneren ausbreitet, ist kaum zu ertragen, aber es gibt nichts, was ich für sie tun kann, um sie aus ihrem Koma zu wecken. Dennoch wage ich es nicht, meinen Blick auch nur eine Sekunde von ihr abzuwenden, um nicht die kleinste Bewegung zu verpassen. In mir lebt weiterhin die Angst, sie könnte mich endgültig verlassen, würde ich sie auch nur für einen einzigen Moment verlassen, ließ ich sie doch schon viel zu lange allein.
In den vergangenen Stunden kreisten die Gedanken ununterbrochen in im meinem Kopf, doch plötzlich herrscht darin vollkommene Leere. Die Anspannung, die mich seit unserem Einsatz auf dem Dach der Lagerhalle beherrschte, kostet mich meine letzte Kraft, die nun auf ein Minimum zusammen geschrumpft ist und es mir kaum noch möglich macht, meinen Körper aufrecht zu halten. Mittlerweile fällt es mir von Minute zu Minute schwerer, mich auf meine Partnerin zu konzentrieren und meine Augen offen zu halten, so sehr ich auch dagegen ankämpfe. Seit zwei Tagen gab ich dem Schlaf nicht nach, so dass dieser mich nun erbarmungslos übermannt und mein Kopf auf die angenehm weiche Bettdecke sinken lässt.

Ein ziehender Schmerz in meinen Gliedern weckt mich irgendwann aus meinem wirren Traum, der mir nur wenig Ruhe und Erholung verschafft hat. Die Bilder, die mich verfolgten, waren jedoch zu undeutlich und verworren, als dass ich sie hätte festhalten können, so dass ich mich kaum noch daran erinnern kann. Für einen Moment habe ich Mühe, mich zu orientieren, während ich stöhnend versuche, mich aus meiner unbequemen Position zu befreien. Noch ehe es mir gelingt, meine Augen zu öffnen, spüre ich ich etwas Warmes, das meine rechte Hand fest umklammert hat, ohne dies jedoch zuordnen zu können. Schließlich blinzle ich gegen das grelle Sonnenlicht, das durch das Fenster ins Zimmer scheint und mich blendet, so dass ich zuerst lediglich verschwommene Umrisse wahrnehme.
Als ich mich jedoch an die Helligkeit gewöhnt habe und meine Umgebung realisiere, kehrt schlagartig die Erinnerung an die Geschehnisse und an den Ort, an dem ich mich befinde, zurück, so dass ich meinen Blick hastig meiner Partnerin zuwende, die noch immer regungslos in den weißen Kissen liegt. Ihre Augen sind weiterhin geschlossen, während ihr Oberkörper sich regelmäßig hebt und senkt, als Zeichen, dass sie weiterhin einen Atemzug nach dem anderen macht. Dennoch scheint es mir, dass heute Morgen etwas anders ist, auch wenn es nur Kleinigkeiten sind, die dieses Gefühl in mir auslösen. War ihre Haut am vergangenen Abend noch unnatürlich bleich, hat sie nun eine gesunde Farbe, und auch ihre Hand hat wieder eine normale Temperatur erreicht.
Obwohl kein Anzeichen darauf hindeutet, dass Kate demnächst aufwachen wird, kommt es mir dennoch so vor, als wären es ihre Finger, die sich um die meinen schlingen und nicht umgekehrt. Diese Tatsache lässt zum ersten Mal seit jenem verheerenden Schuss ein Fünkchen Hoffnung in meinem Inneren erwachen, dass doch alles gut werden könnte. Mittlerweile schäme ich mich entsetzlich dafür, dass ich sie bereits aufgab und nicht daran glaubte, dass sie eine Kämpferin ist, die niemals resigniert, denn dies wäre meine Aufgabe gewesen. Meine Angst und meine Wut machten mich blind, blind für die Wahrheit, blind für die Zuversicht, an die ich mich nun klammere wie an einen rettenden Anker, der mich davor bewahrt zu ertrinken.

Ein leises Stöhnen reißt mich aus meinen Überlegungen, so dass ich aufblicke und in die matten Augen meiner Kollegin sehe, was einen Schwall der Erleichterung in mir auslöst. Beinahe habe ich geglaubt, mir den Druck ihrer Hand nur eingebildet zu haben, doch nun ist sie aufgewacht, haben sich meine Hoffnungen tatsächlich erfüllt. „Tony.“ Ihre krächzende Stimme ist kaum hörbar, so dass ich einen Finger auf ihre Lippen lege, den Kopf schüttele und meine: „Du solltest nicht sprechen, Kate. Das kostet dich zu viel Kraft.“ Erschöpft schließt sie ihre Augen erneut, doch nun umspielt ein leichtes Lächeln ihre Lippen und lässt sie unglaublich friedlich aussehen. Ich kann meine Gefühle kaum beschreiben, die in diesen Sekunden in meinem Inneren wild durcheinander wirbeln, während ich schweigend dasitze und sie einfach nur anblicke.
Tief in meine Gedanken versunken, bemerke ich erst, dass sie nicht wieder schläft, als sie mich flüsternd fragt: „Warst du die ganze Zeit hier?“ Neugierig mustert sie mich, wartet scheinbar erfreut auf eine Antwort, die ihr bestätigt, dass ich die vergangenen Tage an ihrer Seite verharrte. Als ich sie ansehe, habe ich das Gefühl, dass in ihre Augen das lebendige Funkeln zurückgekehrt ist, das ich so sehr an ihr liebe. Mein wortloses Nicken lässt sie glücklich lächeln, aber in mir schreit mein schlechtes Gewissen und schimpft mich einen miesen Lügner. Auch wenn es mich innerlich beinahe zerreißt, schweige ich dennoch weiterhin beharrlich, doch bisher ist sie viel zu glücklich über meine Anwesenheit, als dass sie mich durchschauen würde. Aber ich kann ihr die Wahrheit einfach nicht sagen, noch nicht, jetzt ist es wichtiger, dass sie am Leben ist und wieder vollkommen gesund wird.
Mir ist klar, dass ich sie verlieren werde, wenn sie erfährt, was in der letzten Nacht wirklich passiert ist, so dass ich erneut tue, was ich immer tue, unangenehme Dinge tief in meinem Gedächtnis vergraben. Um von meinem Unbehagen abzulenken, rede ich, wie so oft, ohne darüber nachzudenken: „Ich liebe dich, Katie. Die Angst um dich hat mich fast um den Verstand gebracht. Ich hätte es nicht ertragen, dich zu verlieren. Du bist mein Leben. Und es tut mir leid, dass ich so oft dumme Gerüchte über dich in die Welt gesetzt habe. Aber ich hätte niemals einem von ihnen etwas über unsere Beziehung verraten, ohne deine Zustimmung zu haben.“ Sie scheint bei diesen Worten ihre Frage vergessen zu haben und sieht mich nur ungläubig an, bevor sie heiser flüstert: „Sag das noch mal!“ Für einen Moment weiß ich nicht, worauf sie hinaus will, doch dann beuge ich mich zu ihr hinab, streiche behutsam ihre Wange und erwidere: „Ich liebe dich, Caitlin Todd. Mehr als alles andere.“
Dies ist die Wahrheit, denn nur aus diesem Grund konnte es überhaupt so weit kommen, dass ich meine Karriere und mein Leben aufs Spiel setzte, um ihren Schmerz zu rächen. Auch wenn dieser Ort nicht sehr passend für ein solches Geständnis ist, wäre dafür ein romantisches Abendessen doch viel geeigneter, fühlt es sich dennoch unglaublich gut an, dies ausgesprochen zu haben. Eine kleine Träne rinnt langsam über ihre Wange, die sie lächelnd wegstreicht, als sie erwidert: „Ich liebe dich auch, Anthony DiNozzo.“ Ihre Worte lösen in meinem Inneren ein gewaltiges Kribbeln aus, das ich nicht beschreiben kann, von dem ich niemals erwartet hätte, es derart intensiv zu empfinden. Der auf dieses Bekenntnis folgende Kuss erscheint mir noch intensiver als jeder einzelne zuvor, so dass ich, so falsch es auch ist, einfach alles vergesse, mich fallen und von meinen Gefühlen treiben lasse.
 
[NCIS] Vendetta - Blutige Rache / Kapitel 14: "Zu weit..."

Es geht mit einer überraschenden Wendung weiter.
Ich wünsche euch wie immer viel Spaß.

LG Claudia


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So lang und schwer die vergangenen Wochen auch waren, haben wir sie dennoch überstanden, auch wenn ich noch immer nicht weiß wie. Doch alles, was nun für mich zählt, ist Kates Genesung, und ich werde alles dafür tun, dass sie so schnell wie möglich wieder vollkommen gesund wird. Die Prognosen der Ärzte sind durchweg positiv, denn Ari Haswaris Projektil streifte lediglich ihren Schädelknochen, ohne größere Verletzungen zu verursachen. Es waren nur wenige Millimeter, die den Unterschied zwischen dieser Diagnose und einem Besuch auf einem von Duckys Metalltischen bedeuteten. Aber diese Nachricht ließ den Felsbrocken, der nach den Geschehnissen der letzten Zeit weiterhin auf meinem Herzen lastete, endlich zu Staub zerfallen, denn dies bedeutete, dass alles wieder so werden könnte wie zuvor, zumindest beinahe.
Ich war es, ihr das Leben rettete, doch obwohl sie unendlich dankbar und glücklich darüber ist, kann ich nur daran denken, dass ich sie im Stich ließ. Trotz der Tatsache, dass meine Gedanken ununterbrochen um Kate kreisten, war sie dennoch vollkommen allein, als sie darum kämpfte zu überleben. Aber als wäre dies noch nicht genug, log ich sie eiskalt an und tue es noch immer mit jedem einzelnen Wort, das meine Lippen verlässt. Ich weiß genau, dass sie mich augenblicklich verlässt, wenn ich ihr die Wahrheit sage, wenn ich ihr erkläre, was in der Zeit, als sie im Koma lag, wirklich passierte. Vermutlich ist es nicht nur die Tat, die ich beging, die sie mir nicht wird verzeihen können, denn meine Lüge wiegt um vieles schwerer, nicht nur in ihren Augen. Doch auch wenn ich es jetzt noch vor ihr verbergen kann, bin ich mir im Klaren darüber, dass mir dies nicht ewig gelingen wird.
„Es tut mir leid, Tony, aber du weißt, dass ich dies tun muss, auch wenn ich es nicht gern tue. Du hast dich vorsätzlich meinen Befehlen widersetzt. Du hast gegen meine Regeln verstoßen, die ich genau aus Gründen wie diesem aufgestellt habe. Wir alle haben uns im Ausnahmezustand befunden, aber du hast dich blind von deinen Gefühlen leiten lassen, ohne Rücksicht auf Verluste. Deshalb muss ich dich bis auf weiteres vom Dienst suspendieren. Gib mir deine Marke und deine Dienstwaffe! Nach Abschluss der Untersuchungen in diesem Fall wird die Direktorin über deine Rückkehr ins Team entscheiden. Du solltest die Zeit nutzen, die du jetzt hast. Kate braucht dich.“
Ja, das tut sie, und ich werde unter keinen Umständen noch einmal den gleichen Fehler begehen und sie erneut im Stich lassen. Ich denke an jedem Tag an das Gespräch mit Gibbs, höre noch immer seine Worte, doch ich weiß, dass er im Grunde vollkommen Recht hat. Er hat mir damit die Chance gegeben, wenigstens einen Teil der Fehler wieder gut zu machen, die ich beging, auch wenn ich es erst durch die Wahrheit endgültig schaffen kann. Aber meine Angst hält mich weiterhin davon ab, diese auszusprechen, die Angst davor, dass meine Partnerin mich für mein Handeln verachten könnte. Die Tatsache, dass ich vielleicht meinen Job verliere, ist nicht so erschreckend wie die Möglichkeit, meine Freundin zu verlieren. Deshalb erhalte ich weiterhin mein Netz aus Lügen aufrecht, bin in jeder Minute des Tages an ihrer Seite und begleite sie durch ihre Physiotherapie auf dem Weg zurück in ihr Leben, in unser Leben.

Nach fünf Wochen Krankenhausaufenthalt und Muskelaufbautraining kehrt Kate endlich nach Hause zurück, so dass wir nun gemeinsam ihr Appartement betreten. Nachdem ich ihre Tasche auf dem Bett abgestellt habe, gehe ich zu ihr in das Wohnzimmer, wo sie sich erschöpft auf der Couch ausgestreckt hat. Es liegt noch ein weiter Weg vor ihr, bis ihr Körper die Schwäche, die sie sich nur ungern eingesteht, überwunden hat, aber ich werde diesen gemeinsam mit ihr gehen. Ich setze mich neben sie, lege meinen Arm um sie, während ihr Kopf an meiner Schulter ruht, und sie murmelt: „Es ist so schön, endlich wieder hier zu sein.“ Ein leises Seufzen rinnt über meine Lippen, denn ich ahne, was nun folgt und werde nicht enttäuscht, als sie mich ansieht und fragt: „Musst du am Montag wieder arbeiten?“ Für einige Momente streiche ich ihr schweigend durch die Haare, ehe ich schließlich ausweichend antworte: „Gibbs meinte, dass ich bei dir bleiben soll, solange wir keinen Fall haben.“
Ich weiß genau, dass diese Aussage sie noch misstrauischer macht, doch ich habe einfach nicht den Mut, endlich ehrlich zu sein. Gleichzeitig rede ich mir jedoch ein, dass ich die Wahrheit nicht nur um meinetwillen verberge, sondern um weiterhin für sie da sein und ihr Kraft geben zu können. Nun wird mir jedoch nichts anderes mehr übrig bleiben, denn meine Partnerin löst sich von mir und mustert mich prüfend, so dass ich ihrem Blick kaum Stand halten kann. Sie kennt mich zu lange, als dass ihr nicht klar wäre, dass ich etwas zu verbergen habe, wenn ich ihr nicht in die Augen sehe, weshalb sie bestimmt nachhakt: „DiNozzo, was ist passiert? Jedes Mal, wenn ich dich nach deinem Urlaub frage, weichst du mir aus. Was verschweigst du mir?“ Bevor ich etwas darauf erwidere, erhebe ich mich und beginne, unruhig im Raum auf und ab zu gehen, während ich schließlich zugebe: „Ich habe dich angelogen.“
Kurz halte ich inne, doch Kate schweigt und wartet auf meine Erklärung: „Ich war nicht bei dir im Krankenhaus, wo ich hätte sein müssen.“ „Was soll das heißen? Wo warst du?“ Kein Vorwurf ist aus diesen Worten heraus zu hören, nur ihre Sorge, die in mir ein noch schlechteres Gefühl verursacht, als mich bisher ohnehin quält, so dass ich fortfahre: „Ich... Ständig habe ich das Bild vor mir gesehen, wie du blutend am Boden gelegen hast.“ „Du hast ihn gejagt?“ Es ist mehr eine Feststellung als eine Frage, dennoch nicke ich bestätigend, ehe ich mir über die Augen fahre, um die Erinnerung an die Geschehnisse zu vertreiben, was mir jedoch so wenig gelingt wie jedes einzelne Mal zuvor. Ich spüre, wie sie hinter mich tritt, ihre Arme um meinen Brustkorb schlingt und den Kopf an meine Schulter lehnt, spüre ihre Nähe, die erneut dieses Gefühl von Geborgenheit in mir auslöst, ehe sie flüstert: „Es ist vorbei, Tony. Mir geht es wieder gut.“

Wie immer gebe ich nur soviel von der Wahrheit preis, wie unbedingt nötig, doch sie ist meine Freundin und hat ein Recht darauf, diese zu erfahren. Ich könnte einfach schweigen, ihr alles andere vorenthalten, und alles wäre gut, aber ich weiß, dass dies nicht funktionieren wird, nicht funktionieren kann. „Was ist los mit dir? Was ist noch passiert?“ Kates Worte reißen mich abrupt aus meinen Gedanken, doch sie wusste schon immer genau, wann mich etwas beschäftigt. „Ich denke gerade darüber nach, wie weit ich gegangen wäre, um ihn zu kriegen“, antworte ich deshalb ausweichend und wende mich zu ihr um, so dass sie mir in die Augen blickt und fragt: „Wie weit warst du?“ „Viel zu weit.“ Ein leises Seufzen rinnt über ihre Lippen, als sie erklärt: „Ich kann dich verstehen. Wenn es andersherum gewesen wäre, hätte ich vermutlich auch...“ „Überhaupt nichts verstehst du“, gebe ich heftiger zurück, als ich beabsichtigt habe, während ich mich von ihr löse, denn ich kann mich nicht länger davor drücken, sie würde es ohnehin früher oder später erfahren.
„Verdammt, sag mir endlich, was passiert ist! Hast du auf ihn geschossen?“ Alles, was sie von unserer Suche nach Ari Haswari weiß, ist die Tatsache, dass er auf dem Weg nach Guantánamo ist, wo der den Rest seines erbärmlichen Lebens verrotten wird. Ich schüttele zögernd den Kopf und flüstere: „Ich wünschte, ich hätte es getan. Aber er war es nicht.“ Meine Partnerin sieht mich verständnislos an, so dass ich kurz meine Augen schließe und tonlos hinzufüge: „Ziva David, seine Verbindungsoffizierin. Ich wusste, dass sie mehr füreinander sind und habe sie verfolgt.“ Ein Blick in ihr Gesicht sagt mir, dass ich nicht weiter sprechen muss, um ihr den Ausgang meines Rachefeldzugs zu erläutern. „Wieso hast du das getan, Tony?“ Der Klang ihrer Stimme ist nicht vorwurfsvoll, eher enttäuscht, so dass ich das Gefühl habe, die Worte würden mir die Luft zum Atmen nehmen. Dennoch gewinnt die Wut, die ich bereits in jenen Tagen in meinem Inneren fühlte, die Oberhand, und ich zische: „Er musste dafür büßen, was er dir angetan hat.“ „Aber wieso Ziva? Sie war unschuldig.“
Ich kann mich noch genau daran erinnern, wie sie litt, als sie einen unschuldigen jungen Mann erschossen hatte, so dass ich ihre Reaktion verstehe. Deshalb war mir klar, dass meine Partnerin mein Handeln niemals akzeptieren kann, doch auch ich bin nicht stolz auf meine Taten. Aber ich kann diese nicht ändern, ebenso wenig, wie ich sagen kann, ob ich in der gleichen Situation nicht noch einmal so agieren würde, so dass ich bestimmt erkläre: „Sie hat ihm geholfen. Und ich wollte, dass er leidet.“ „Das macht dich aber nicht besser als ihn.“ Der Stich, den diese Worte in meinem Herzen verursachen, ist unerträglich, auch wenn ich diesen Schmerz zu verdrängen suche. Dennoch scheint es mir, als würde mich ihre Aussage in die Enge drängen wollen, was mich dazu bringt, aufgebracht zu erwidern: „Er wollte dich erschießen, um Gibbs leiden zu lassen.“
„Ich wäre jetzt gern allein, Tony.“ Ihre Worte sind eiskalt, beinahe gefühllos, doch ich habe sie verletzt, indem ich sie erneut daran erinnert habe, wie knapp sie nur dem Tod entkam. Dennoch kann ich es nicht ertragen, dass es so endet und flüstere: „Katie, bitte gib mir die Chance, es dir zu erklären!“ Ihre Augen geben mir bereits die Antwort, ehe sie erwidert: „Du hast mich fünf Wochen lang belogen. Verschwinde, DiNozzo!“ Mein Herz zerspringt in tausend Stücke, als ich nach draußen trete und einen letzten Blick auf sie werfe, ehe ich die Tür hinter mir schließe. Minutenlang verharre ich auf dem Korridor, der in schwaches Zwielicht gehüllt ist, stets mit der Hoffnung in mir, sie würde mir folgen, würde mich zurückhalten und unsere Beziehung nicht so einfach aufgeben. Doch tief in meinem Inneren weiß ich genau, dass ich derjenige war, der unsere Liebe verriet, nicht nur indem ich blinde Rache übte, sondern indem ich ihr diese verschwieg.
 
[NCIS] Vendetta - Blutige Rache / Kapitel 15: "Die Welt steht still"

Es geht mit einem großen Zeitsprung weiter.
Aber ihr wißt ja, daß ich auf Rückblicke stehe. :D
Viel Spaß beim Lesen!

LG Claudia


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Sechs Monate später

„Tony, nur dank dir stehe ich am heutigen Tag überhaupt hier. Du hast mir nicht nur das Leben gerettet, sondern auch die Kraft gegeben, dahin zurück zu finden. Die letzten Monate waren schwer, für uns beide. Aber wir haben diese Zeit überstanden, alle Schwierigkeiten gemeistert, zusammen. Auch wenn wir lange gebraucht haben, um zueinander zu finden, haben wir es schließlich geschafft. Nun wird uns nichts so leicht wieder trennen können. Ich will dich für den Rest meines Lebens an meiner Seite wissen. Denn mit dir in meiner Nähe bin ich sicher, dass mir nichts geschehen kann. Ich liebe dich. Ich liebe dich mehr als alles andere.“ Das Echo ihrer Stimme klingt nicht nur in diesem imposanten Gebäude, sondern auch in meinem Kopf wider und löst ein unglaubliches Glücksgefühl in meinem Inneren aus.
Ihre Worte lassen eine Gänsehaut über meinen Körper rinnen, denn an diesem Ort und vor unseren Freunden, unserer Familie, zu hören, wie viel sie für mich empfindet, ist unbeschreiblich. Dies zeigt mir einmal mehr, wie sehr sie mich liebt und macht mir deutlich, dass wir einfach zusammen gehören, denn heute ist der Beginn unseres neuen Lebens. Doch nun ist es an mir, ihr meine Liebe zu erklären, etwas was mir normalerweise nicht besonders leicht fällt, denn ich bin nicht gut darin, meine Empfindungen in Worte zu fassen und auszusprechen. Auch ich habe lange darüber nachgedacht, was ich diesem Augenblick sagen soll, da nichts von alledem wirklich ausdrücken kann, was sie mir bedeutet. Ich räuspere mich, um das Gefühl zu vertreiben, dass meine Stimme jederzeit versagen könnte, aber ich bin viel zu aufgewühlt, als dass mir dies gelingen würde.
Keine Sekunde habe ich den Blick von ihr abgewandt und sehe ihr auch jetzt tief in die Augen, während ich ihre rechte Hand in meiner halte und leise erkläre: „Katie, auch wenn ich lange Zeit die Tatsache nicht wahr haben wollte, du bist die Liebe meines Lebens. So lange haben wir uns im Büro gegenüber gesessen, haben unser Leben in die Hände des anderen gelegt, und trotzdem war ich zu blind, um zu begreifen, dass du das Beste bist, was mir passieren konnte. Wir beide sind vollkommen verschieden und uns dennoch so ähnlich. Genau wie du sehne ich mich im Grunde meines Herzens nach einer Familie. Einer Familie mit dir. Jahrelang bin ich weggelaufen, wenn mir jemand zu nahe gekommen ist, eine Beziehung zu eng wurde. Aber genau das will ich jetzt nicht mehr. Ich habe dich gefunden, und nun werde ich dich nicht wieder loslassen. Ich liebe dich über alles.“
Ich kann nicht verhindern, dass meine Stimme zu zittern beginnt, aber ich kämpfe standhaft gegen die Tränen, die ihr jedoch bereits über die Wangen rinnen, so dass ich sanft darüber streiche. Die Worte des Pfarrers dringen wie durch Watte an mein Ohr, denn ich bin vollkommen in diesem unbeschreiblichen Moment gefangen. Beinahe mechanisch antworte ich auf seine Frage, ehe ich meinen Blick senke, um ihr den glänzenden Silberreif über den Finger zu streifen. Ihr glückliches Lächeln lässt mein Herz vor Aufregung noch schneller gegen meinen Brustkorb hämmern, so dass ich die Aufforderung des Pastors nicht abwarte, als ich mich ihr nähere und einen sanften Kuss, den ersten als ihr Ehemann, auf ihre Lippen hauche. Wir versinken vollständig in dieser zärtlichen Berührung, der Besiegelung unseres Versprechens und lösen uns erst nach einer Ewigkeit voneinander.

Noch immer bin ich in ihren Augen gefangen, in denen ein geheimnisvolles Funkeln liegt, so dass ich Mühe habe, meinen Blick schließlich von ihr abzuwenden. Die letzten Minuten ließen uns unsere Umgebung vollkommen vergessen, so dass wir nun verwundert die verlassene Kirche registrieren. Wir beide haben erwartet, unsere Freunde auf den Bänken sitzend und die Zeremonie verfolgend vorzufinden, doch die Sitze sind mittlerweile leer. Nicht einmal Abby, Kates Brautjungfer, und auch nicht Gibbs, mein Trauzeuge, stehen noch neben uns, sondern sind einfach verschwunden. Wie lange waren wir wohl in unserer eigenen Welt versunken, dass wir nicht mitbekamen, wie sie alle still und heimlich weggingen? Ich werfe Kate einen fragenden Blick zu, die jedoch lediglich mit den Schultern zuckt, ehe ich ihr meinen Arm reiche und wir langsam den schmalen Gang nach hinten schreiten.
Dieser Teil der Zeremonie ist untrennbar mit dem Ritual einer Hochzeit verbunden, doch dazu gehören normalerweise die Gäste, die jedoch bei unserer Trauung zu fehlen scheinen. Es ist ein seltsames Gefühl, die wunderschön geschmückten Reihen zu passieren, ohne die bekannten Gesichter unseres Teams zu sehen. Doch im Augenblick ist dies für mich vollkommen nebensächlich, es ist so unwichtig wie das, was gestern war oder morgen sein wird. Alles, was für mich zählt, ist die Tatsache, dass ich vor wenigen Minuten die wunderbarste Frau der Welt geheiratet habe, mit der ich den Rest meines Lebens verbringen werde. Unvermittelt bleibe ich stehen, so dass sie mich verwundert anblickt, doch ich ziehe sie nur schmunzelnd in meine Arme und verschließe ihre Lippen mit einem zärtlichen Kuss, einem Kuss, von dem ich nicht genug bekomme.
Aber so sehr auch sie diesen Moment genießt, löst sie sich schließlich von mir und erklärt lächelnd: „Die anderen warten schon auf uns, Tony.“ Ich ignoriere ihren Einwand jedoch und knabbere sanft an ihrem Ohrläppchen, ehe ich abgelenkt murmele: „Sie haben bestimmt einen neuen Fall und wollten uns nicht den Tag verderben.“ Noch immer lasse ich nicht von ihr ab, so dass sie leise, aber nicht weniger bestimmt, erwidert, ohne jedoch verhindern zu können, dass meine Berührungen eine Gänsehaut auf ihrem Körper auslösen: „DiNozzo, wir sind hier in einer Kirche. Außerdem weißt du so gut wie ich, dass unser Team heute keinen Einsatz hat.“ Ein verhaltenes Seufzen rinnt über meine Lippen, als ich widerwillig meine Zärtlichkeiten unterbreche, ohne mir jedoch zu verkneifen, ihr frech ins Ohr zu flüstern: „Dann wird mein Vorhaben wohl bis heute Nacht warten müssen, Mrs. DiNozzo.“

Lächelnd greife ich nach ihrer Hand, die ich fest in der meinen halte, bevor wir uns erneut dem Ausgang zuwenden und unseren Weg fortsetzen. Wie von Zauberhand öffnet sich das schwere Kirchenportal, so dass uns unvermittelt die blasse Nachmittagssonne erfasst, die ihre schwachen Strahlen von dem hellblauen Himmel hinab schickt. Die unberührte Schneedecke reflektiert das sanfte Licht, das uns nun, nach dem von Kerzen geschaffenen Zwielicht der Kirche, beinahe blendet. Die eisige Winterluft, die uns außerhalb des Gebäudes entgegen schlägt, lässt mich unwillkürlich frösteln und Kate um ihren warmen Umhang beneiden, den sie eng um ihre Schultern geschlungen hat. Ich blinzle mehrmals gegen die plötzliche Helligkeit an, bis sich die Umgebung zu verschwommenen Schemen zusammen setzt, die schließlich klarer werden.
Die Umrisse der Personen, die uns ungeduldig erwarten, werden zunehmend schärfer, so dass ich mir ein leichtes Grinsen nicht verkneifen kann. Alle sind sie hier, - Gibbs, Abby, Tim und Ducky - haben sich zu beiden Seiten des Einganges aufgestellt und blicken nun gespannt auf das Brautpaar. Ein unbeschreibliches Gefühl strömt durch mein Inneres, als ich mir der Tatsache endgültig bewusst werde, dass die junge Frau an meiner Seite nun meine Ehefrau ist, so dass ich glücklich ihre Hand drücke, um mir sicher zu sein, dass ich nicht schlafe und jeden Augenblick aus diesen wunderschönen Traum erwache. Niemals hätte ich erwartet, dass es möglich ist, bei einem anderen Menschen diese Geborgenheit und Liebe zu spüren, wie ich es bei ihr tue. Die klirrende Kälte, die uns umgibt, habe ich vollkommen vergessen, denn die Wärme, die sich in mir ausbreitet, lässt alles Eis schmelzen.
Unsere Freunde sehen uns erwartungsvoll an, als wir auf dem Absatz der kleinen Treppe stehen bleiben, so dass wir uns einander zuwenden, denn auch sie sollen an unserem Glück teilhaben. Doch zuerst nehme ich mir die Zeit, um bewusst die junge Frau anzusehen, die hier vor mir steht und von der ich meine Augen nicht mehr wenden kann. Nachdem die Nervosität abgeklungen ist, die mich während der letzten Stunden begleitet hat, kann ich nun Kates atemberaubenden Anblick wirklich genießen. In ihrem schneeweißen Kleid, dessen Rock in weichen Wellen bis auf den Boden hinab fällt, sieht sie aus wie eine Prinzessin, meine Prinzessin. Ein glückliches Lächeln ziert ihre Lippen, das ihre braunen Augen strahlen und mein Herz, das bereits in meiner Brust zu rasen scheint, unwillkürlich schneller schlagen lässt.
Als ich näher an sie herantrete und behutsam über ihre Wange streiche, registriere ich, dass sich unzählige dunkelrote Rosenblätter über unsere Köpfe ergießen. Doch ich schenke diesen keine weitere Aufmerksamkeit, sondern widme mich meiner Braut, die ich, begleitet von dem Beifall unseres Teams, zärtlich küsse und erneut mit ihr in eine andere Welt eintauche. Unsere Umgebung verschwimmt für uns, während wir nur noch unser Gegenüber wahrnehmen, mit dem wir von nun an untrennbar verbunden sind. Die Unsicherheit, die ich heute Morgen, kurz vor dem entscheidendsten Moment meines Lebens, verspürte, hat nun einem unglaublichen Glücksgefühl Platz gemacht, das tausende Schmetterlinge aufgeregt durch meinen Bauch flattern lässt.
Der Jubel ist schon lange verstummt, als wir uns nach einer Ewigkeit wieder voneinander lösen, den Blick von den Augen unseres Gegenübers, unseres Ehepartners, gefangen genommen. Einige letzte Blütenblätter regnen noch immer auf uns hinab, streichen sanft über unsere Gesichter, bevor sie langsam zu Boden gleiten und unzählige Farbtupfer auf dem strahlend weißen Schnee hinterlassen. Schließlich wenden wir uns wieder unseren Freunden zu, von denen auch die Emotionen Besitz ergriffen haben, denn während Abby ihre Freudentränen nicht länger unterdrücken kann, ist auch den männlichen Anwesenden die Rührung anzusehen, so sehr der ein oder andere es auch zu verbergen versucht. Gemeinsam treten Kate und ich die wenigen Stufen hinab, unseren romantischen Flitterwochen entgegen, als plötzlich ein ohrenbetäubender Knall die friedliche Stille dieses Wintertages zerreißt.
 
[NCIS] Vendetta - Blutige Rache / Kapitel 16: "Alles auf Anfang"

So, dann komme ich mal zu einem kleinen Rückblick, damit es noch ein wenig spannend bleibt.
Wie immer wünsch ich euch viel Spaß.

LG Claudia


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„DiNozzo, Kate, findet raus, was Abby für uns hat! Und schafft McGee her! Ich bin bei Ducky.“ Mit diesen deutlichen Worten verschwand unser Vorgesetzter im hinteren Aufzug, so dass ich mich hastig erhob und die gleiche Richtung einschlug. Seit wir einen neuen Fall bearbeiteten, den ersten seit meiner Suspendierung, war seine Laune ständig auf dem Tiefpunkt, und ich wollte es nicht darauf anlegen, ihn zu reizen. Obwohl ich versuchte, mich selbst davon zu überzeugen, dass ich nicht der Grund dafür war, konnte ich dennoch nichts dagegen tun, dass dieser Gedanke sich in meinem Unterbewusstsein festgesetzt hatte. Mit meinem Handeln hatte ich den Mann enttäuscht, der nicht nur mein Vorgesetzter sondern auch ein Mentor für mich war, der mich überhaupt erst zum Bundesagenten gemacht hatte. Auch wenn er meinen Wunsch nach Rache noch so gut hatte nachvollziehen und verstehen können, hatte ich mich doch über seinen Befehl hinweggesetzt, ihn sogar absichtlich ignoriert.
Ich registrierte, dass Kate mir folgte, doch ich wagte nicht, sie anzusprechen, denn seit ich ihr die Sache mit Ari und Ziva gestanden hatte, beschränkte sich unsere Beziehung lediglich auf das Berufliche. Sie behandelte mich, als wäre ich irgendein Kollege, mit dem man zusammenarbeitete, nicht mehr, nicht weniger. Manchmal glaubte ich, es wäre nicht so schmerzhaft, würde sie mich völlig ignorieren, doch sie verhielt sich, als wäre niemals etwas zwischen uns geschehen. Egal in welche Richtung sich meine Gedanken bewegten, brachten sie stets mein schlechtes Gewissen dazu, mir noch stärker zuzusetzen als bisher. Manchmal hielt ich diesen Zustand nicht mehr aus, aber im Grunde wusste ich, dass mir nicht einmal die Flucht von diesem Ort ein Entrinnen aus der Realität ermöglichen könnte.
Nur mit Mühe unterdrückte ich ein Seufzen, als der Fahrstuhl endlich seine schweren Metalltüren öffnete, so dass ich in das Innere treten konnte. Meine Partnerin stellte sich vor mich und drehte mir, ohne mich eines Blickes zu würdigen, den Rücken zu, doch bereits ihre Nähe zu spüren, löste ein Kribbeln in meinem Inneren aus. Ich schloss die Augen und nahm ihren unverkennbaren Duft in mich auf, der mich meine Umgebung völlig vergessen ließ. „Du fehlst mir, Katie“, flüsterte ich plötzlich kaum hörbar, ohne irgendetwas dagegen tun zu können, denn es war wie ein Zwang, machten sich meine Worte einfach selbständig. Ich hatte mir geschworen, ihr die Zeit zu geben, die sie brauchte, sie nicht zu bedrängen, und nun musste ich es einmal mehr vermasseln. Doch die letzten vier Wochen waren die wohl schlimmsten meines Lebens gewesen, denn in jeder Minute des Tages hatte ich sie vermisst. Alles, was ich wollte, war die Chance, mit ihr zu sprechen, aber ich hatte nicht den Mut gefunden zu hören, dass unsere Beziehung endgültig vorbei war.
Ich schüttelte den Kopf, um diese Überlegungen zu vertreiben, denn dafür war dieser Moment vollkommen unpassend, als ich erschrocken feststellte, dass erneut ein leises 'Pling' ertönte, noch ehe der Aufzug sich hatte in Bewegung setzen können und meine Kollegin diesen fluchtartig verließ. Regungslos blickte ich ihr nach, sah, wie sie die Schreibtische unseres Teams passierte, bevor sie schließlich aus meinem Blickfeld verschwand. Seufzend fuhr ich mir durch die Haare und lehnte mich an die kühle Metallwand hinter mir, in der vergeblichen Hoffnung der schmerzhafte Stich in meinem Herzen würde so ein wenig erträglicher. Sogar ohne eine Erwiderung hatte ich mit dieser Reaktion eine Antwort von ihr erhalten, auch wenn es nicht die gewesen war, die ich erhofft hatte.

Spät am Abend kehrte ich in mein Appartement zurück, in dem ich in den letzten Wochen so viele Stunden verbracht hatte, das mir jedoch heute sogar noch leerer und eisiger erschien. Als Gibbs mir vor einigen Tagen erklärt hatte, die Suspendierung wäre endlich aufgehoben, war ich unglaublich erleichtert gewesen, mein Gefängnis verlassen zu können. Ich selbst hatte mich im Grunde überhaupt nicht darum bemüht, zum NCIS zurückkehren zu dürfen, hatte mir doch die Energie gefehlt, dafür zu kämpfen. Vielleicht hatte ich dies auch einfach als meine gerechte Strafe akzeptiert, die ich für mein Handeln zu tragen hatte, denn dadurch hatte die durchdringende Stimme meines Gewissens die Chance gehabt, sich unaufhaltsam in meinem Kopf auszubreiten. Obwohl es mir trotzdem unbegreiflich gewesen war, wie mein Boss es geschafft hatte, dass das FBI die Ermittlungen gegen mich eingestellt hatte, hatte ich nicht länger darüber nachgedacht, denn das Wichtigste war gewesen, dass ich endlich wieder eine sinnvolle Beschäftigung bekommen würde.
Hatte ich in den vergangenen Tagen jedoch gehofft, mich durch die Arbeit von meinen Gefühlen ablenken zu können, wurde ich nun eines Besseren belehrt. Auch der physische Abstand, den Kate und ich durch meine unfreiwillige Auszeit voneinander genommen hatten, konnte die Sehnsucht in meinem Herzen nicht mindern. Doch nur aus diesem Grund hatte ich der Versuchung nachgegeben, ihr meine Empfindungen zu gestehen und damit mir selbst die Möglichkeit auf eine zweite Chance zerstört. Ich wusste, dass ich sie heute Morgen zu stark bedrängt hatte und sie sich in Situationen wie diesen stets noch weiter vor mir zurückzog.
Seufzend fuhr ich mir über die müden Augen, die in der letzten Zeit kaum Ruhe finden wollten, ehe ich meine Jacke und Schuhe auszog, um sie zusammen mit dem Rucksack achtlos im Flur liegen zu lassen. Zielstrebig betrat ich meine Küche, warf einen Blick in den gähnend leeren Kühlschrank und legte die Pizza zurück in das Tiefkühlfach, nachdem ich sie nachdenklich gemustert hatte. Ich hatte einfach keinen Hunger, so dass ich mir lediglich eine Flasche Bier griff und mich damit auf meiner Couch niederließ. Der Blick aus dem Fenster zeigte mir, dass sich das Wetter meiner Stimmung angepasst hatte, denn es regnete in Strömen, während sich die Dunkelheit bereits früh an diesem Sommerabend über der Stadt ausgebreitet hatte. Der einzige Lichtblick für mich war die Tatsache, dass unser Team den aktuellen Fall am späten Nachmittag gelöst hatte und dies eine freies Wochenende bedeutete, auch wenn mir dieses vermutlich erneut zu viel Zeit zum Grübeln bescherte.

Der schrille Ton meiner Klingel schreckte mich aus meinen wirren Gedanken, so dass ich einen genervten Blick auf die Uhr warf und mich fragte, wer mich am Freitagabend störte. Ich erhob mich widerwillig und schlurfte zur Tür, die ich schwungvoll öffnete, bevor ich mein Gegenüber erblickte und umgehend in meiner Bewegung erstarrte. In diesem Moment in die braunen Augen meiner Kollegin zu sehen, die vollkommen durchnässt vor mir stand, machte jegliche Reaktion unmöglich, so dass ich sie still anstarrte. „Du fehlst mir auch, Tony“, hauchte sie kaum hörbar, doch ich benötigte eine kleine Ewigkeit, um diese Worte zu verarbeiten, ehe ich schließlich zur Seite trat und sie mit einem Kopfnicken herein bat. Als sie an mir vorbeiging, nahm ich erneut ihren Duft wahr, so dass ich nur mit Mühe den Impuls unterdrückte, sie zu berühren, denn wiedereinmal wurde mir klar, wie sehr ich sie vermisste.
Einige Minuten saßen wir uns schweigend gegenüber, bevor ich den Mut fasste und erklärte: „Es tut mir leid, Kate. Die Angst, dich zu verlieren, hat mich wahnsinnig gemacht. Ich konnte nicht mehr klar denken und wollte nur noch Rache. Es war niemals meine Absicht, Ziva zu verletzen. Ich wollte nur ihn.“ Sie hörte mir aufmerksam zu und nickte dann: „Das weiß ich. Aber der Gedanke, dass du einen unschuldigen Menschen... Nur wegen mir. … Ich wollte nicht schon wieder daran Schuld sein, dass jemand stirbt.“ Erneut verfielen wir in Schweigen, doch zum ersten Mal, seit sie mein Appartement betreten hatte, blickte sie mir in die Augen. Noch immer strahlte das warme braun die Ruhe aus, die ihre Gegenwart bei mir auszulösen vermochte, während ich gleichzeitig den Schmerz darin erkennen konnte.
Es versetzte mir einen Stich, sie dermaßen mitgenommen zu sehen und gleichzeitig zu wissen, dass nur ich dafür verantwortlich war. Diese Tatsache brachte mich dazu, weiterhin stumm zu bleiben, denn es gab keine Worte, die auch nur ansatzweise erklären konnten, warum ich in dieser Weise gehandelt hatte. Aber dennoch blieb in meinem Inneren die Hoffnung, dass noch nicht alles verloren war, immerhin war sie hier und fühlte die gleiche Sehnsucht, die auch ich verspürte. „Was tun wir jetzt?“, fragte ich deshalb irgendwann unsicher in die Stille, die uns umgab, doch meine Partnerin zuckte mit den Schultern, ehe sie antwortete: „Ich weiß es nicht. Ich weiß nur, dass ich dich vermisse.“ Diese Aussage zauberte mir ein Lächeln auf die Lippen, so dass ich erwiderte: „Ich vermisse dich auch. Es tut mir so leid, dass ich dich angelogen habe.“ „Das sagtest du bereits.“
Als ihre angespannte Miene endlich ein wenig freundlicher wirkte, löste sich langsam auch der Knoten in meinem Magen auf, was mich dazu brachte, hinzufügen: „Bitte, gib mir noch eine Chance! Ich liebe dich, Katie. Ich liebe dich mehr als alles andere.“ Mein Herz hämmerte heftig in meiner Brust, als sie endlose Minuten nicht darauf reagierte, sondern mich lediglich still anblickte. Beinahe glaubte ich, sie könnte jeden Moment aufstehen und verschwinden, bis sie schließlich nach meiner Hand griff und flüsterte: „Ich liebe dich auch, Tony.“ Daraufhin war es mir nicht länger möglich, ruhig sitzen zu bleiben, so dass ich aufsprang, meine überraschte Kollegin an mich zog und sie einfach festhielt. Doch schließlich musste ich meinem Verlangen nachgeben und senkte meine Lippen auf die ihren, um sie zärtlich zu küssen.
 
[NCIS] Vendetta - Blutige Rache / Kapitel 17: "Wunsch nach Vergebung"

So, der Rückblick geht noch ein wenig weiter, und es gibt ein Wiedersehen mit Ziva.
Wie immer wünsch ich viel Spaß.

LG Claudia


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Die Wochen zogen nur so dahin, doch so verzweifelt ich auch versuchte zu vergessen, was geschehen war, wollte es mir dennoch nicht gelingen, denn die Geschehnisse verfolgten mich beinahe ununterbrochen. Lediglich die Momente, in denen ich Kate in meinen Armen halten konnte, ließ mich alles vergessen, ließ die Bilder vor meinen Augen endlich verblassen. Ich hatte das Gefühl, mich in ihre Nähe flüchten zu können, um die Geborgenheit zu finden, nach der ich mich so sehr sehnte. Aber auch diese Augenblicke währten nicht ewig, auch wenn ich sie gern festhalten wollte, holten mich früher oder später der Alltag und die Realität wieder ein. Sobald es meinem Verstand gelang, sich erneut in den Vordergrund zu drängen, kehrten mit einem Schlag all die verdrängten Emotionen zurück an die Oberfläche.
Obwohl ich eine zweite Chance, oder mittlerweile eher eine dritte, erhalten hatte, suchte mich dennoch immer wieder die Angst heim, dass sie mir meinen Fehler nicht endgültig verzeihen konnte. Es war nicht zu übersehen gewesen, wie sehr sie diese ganze Sache mitgenommen hatte, die sie noch immer versuchte zu verarbeiten. Ich konnte mich der Befürchtung nicht erwehren, dass mein Rachefeldzug noch lange zwischen uns stehen und vielleicht niemals ganz vergessen sein würde. Alles, was ich wollte, war, dass sie mich wieder so sah, wie ich wirklich war, dass ich in ihren Augen nicht länger ein eiskalter Mörder war, nicht besser als der Mann, der sie beinahe das Leben gekostet hätte. So sehr sie mir auch beteuerte, dass dies nicht den Tatsachen entsprach, konnte ich diesen Worten einfach nicht glauben, vermutlich weil auch ich selbst mich nicht mehr als den Tony DiNozzo ansah, der ich im Grunde sein wollte.

An einem Samstagmorgen, beinahe drei Monate nach dem Anschlag des Terroristen, stand ich mit einer Tasse Kaffee in der Hand in meiner Küche und war wie so oft tief in meine Gedanken versunken. Die Ruhelosigkeit in meinem Inneren war vor allem in den letzten Tagen ins Unermessliche gestiegen, so dass ich nicht länger in meinem von meinem schlechten Gewissen beherrschten Selbstmitleid verharren konnte. Es schien wie ein Zeichen, dass ein arbeitsfreies Wochenende bevorstand und mich auch kein unerwarteter Fall von meinem Vorhaben abhalten würde. In meinem Leben hatte ich mein Bett wohl noch niemals freiwillig so früh verlassen, doch an diesem Morgen hatte mich meine Unruhe bereits bei Sonnenaufgang geweckt.
Für eine Sekunde zuckte ich zusammen, als ich unvermittelt die zarte Berührung zweier Hände spürte, deren Finger sich einen Weg unter meine Lederjacke bahnten, während sich ein warmer Körper an meinen Rücken schmiegte. Unwillkürlich schloss ich meine Augen, um Kates Umarmung zu genießen, als sie verschlafen murmelte: „Warum liegst du nicht mehr bei mir im Bett? Wo willst du an einem freien Tag schon so früh hin?“ Seufzend löste ich mich von ihr und wandte mich ihr zu, um ihr in die Augen sehen zu können, während ich ernst erklärte: „Ich will ins Krankenhaus. Ich muss sicher sein, dass es Ziva wieder besser geht.“ Für einen Moment starrte sie mich verwundert, beinahe ein wenig erschrocken an, bevor sie eilig zurück ins Schlafzimmer lief und bestimmt erwiderte: „Rühr dich nicht von der Stelle!“

Die warme Spätsommersonne schickte ihre Strahlen auf die Stadt hinab, als ich eine Stunde später aus meinem Wagen stieg und mich dem Krankenhausgebäude zuwandte, das bedrohlich vor mir aufzuragen schien. Meine Füße wollten sich nicht von der Stelle bewegen, so dass ich tief durchatmete und versuchte, meine Unsicherheit zu verdrängen. Plötzlich wusste ich nicht mehr, ob meine Entscheidung, hierher zu kommen, die richtige gewesen war, auch wenn mein Verstand und mein Gewissen mir sagten, dass ich es tun musste. In diesem Moment spürte ich unvermittelt Kates Hand, die nach meiner griff und diese aufmunternd drückte, um mir die Kraft zu geben, die ich selbst nicht hatte. Ich schenkte ihr ein dankbares Lächeln, denn sie an meiner Seite zu haben, ließ mich meine Angst und mein Zögern vergessen, so dass ich zielstrebig auf den modernen Betonbau der teuren Privatklinik zuging.
Mich bis zu der jungen Israelin durchzufragen, die sich unter falschem Namen an diesem Ort aufhielt, kostete mich meinen ganzen Charme und meine Überredungskünste, doch schließlich standen wir vor ihrem Krankenzimmer. Ein hochgewachsener Mann, der offensichtlich auch dem Mossad angehörte, hatte sich neben der Tür aufgebaut und musterte mich durchdringend, so dass ich seinen stechenden Blick sogar durch die dunklen Gläser seiner Sonnenbrille spüren konnte. Mit einem Griff zog ich meinen Dienstausweis, den ich vorsorglich eingesteckt hatte, aus der Innentasche meiner Jacke und hielt ihn dem Aufpasser unter die Nase. Ich versuchte, Gelassenheit und Entschiedenheit auszustrahlen, was mir jedoch gründlich misslang, aber schließlich bedeutete er mir mit einem unfreundlichen Nicken, eintreten zu dürfen.
Für einen Moment zögerte ich, denn der Frau gegenüber zu stehen, die Opfer meines Rachefeldzugs geworden war, bedeutete, mich meinen Schuldgefühlen stellen zu müssen. Noch immer hielt ich Kates Hand fest umklammert, beinahe als wäre sie mein rettender Anker, der mich davor bewahrte zu ertrinken, während ich bewegungslos in dem sterilen Korridor verharrte. „Soll ich mit hineinkommen?“, riss mich ihre sanfte Stimme aus meinen Überlegungen, worauf ich jedoch meinen Kopf schüttelte, bevor ich ihr in die Augen blickte und bestimmt erklärte: „Das muss ich allein tun.“ Ihr verständnisvolles Nicken löste ein warmes Gefühl in meinem Inneren aus, so dass ich einen zärtlichen Kuss auf ihre Lippen hauchte und flüsterte: „Ich bin so froh, dass du da bist. Danke, Katie.“

Auf mein zögerndes Klopfen erhielt ich lediglich ein unverständliches Murmeln, was mich jedoch dazu brachte, die Tür zu öffnen und einzutreten. Die zierliche Frau, die in dem farblosen Raum auf der Fensterbank hockte, die Krücken neben sich an die Wand gelehnt, schien keinerlei Ähnlichkeit mehr mit der Mossad-Offizierin zu haben, die ich vor wenigen Monaten kennengelernt hatte. „Was wollen Sie hier?“, zischte sie mir entgegen, ohne sich auch nur zu mir umzuwenden, so dass sich unwillkürlich ein unangenehmes Gefühl in einer Magengegend ausbreitete. Krampfhaft versuchte ich, den Kloß, der sich in meinem Hals gebildet hatte, hinunter zu schlucken, um mit fester Stimme erwidern zu können: „Ich wollte wissen, wie es Ihnen geht.“
Auf meine Aussage hin drehte sie sich nun doch zu mir um, ein spöttischer Ausdruck lag in ihren Augen, der sich auch in ihrem Tonfall widerspiegelte: „Wie Sie sehen, lebe ich noch. Sie können also beruhigt ihr Frauchen nehmen und wieder in ihr schickes Appartement zurückkehren.“ Es waren nicht ihre Worte oder die Informationen, die sie über mich gesammelt hatte, die mich innerlich zusammenzucken ließen, sondern die Art, wie sie diese aussprach. Ich konnte mich des Gefühls nicht erwehren, dass es ihr schlechter ging, als sie vor sich selbst und ganz besonders vor mir zugeben wollte. Aus diesem Grund ließ ich mich nicht so leicht von ihr abwimmeln, denn noch immer nagte mein schlechtes Gewissen an mir, dass ich die Schuld an dem Zustand der jungen Frau trug.
Obwohl Ducky, der einen alten Freund in dieser Klinik hatte, mich immer wieder mit Informationen versorgt hatte, wollte ich aus ihrem Mund hören, dass wenigstens ihr Körper meinen Fehler irgendwann vergessen würde, auch wenn dies nichts an meinem Handeln ändern könnte. Meine schweigende Anwesenheit brachte sie dazu, genervt zu seufzen und schließlich meine unausgesprochene Frage zu beantworten: „Wenn es Ihnen danach besser geht. Die Ärzte konnten die Kugel aus meinem Rücken entfernen, und die Lähmung in meinen Beinen ist vollständig zurückgegangen. Ich habe die Absicht, in der Hälfte der üblichen Zeit meine Reha zu beenden und meine alte Kondition zurückerlangt zu haben. Zufrieden?“ Während meine Schuldgefühle bei diesen Worten nur noch weiter zu wachsen schienen, gesellte sich zu ihnen gleichzeitig die Bewunderung für diese junge Frau.
Trotz allem, was ich ihr angetan hatte, hatte sie nicht aufgegeben und stets weiter gekämpft, um ihr altes Leben zurück zu erhalten. Ich wusste, dass die Ausbildung des Mossad die Stärke und Beharrlichkeit der Agenten trainierte, doch sie schien so viel mehr davon zu besitzen, was ich auch in ihren Augen erkennen konnte, die mich bedrohlich anfunkelten. Aber gerade für einen Menschen, der zuvor bei jedem Atemzug die Freiheit und das Adrenalin durch seine Adern fließen gespürt hatte, musste diese Situation unerträglich sein, noch dazu ohne jemanden an seiner Seite. Während ich versucht hatte, für Kate da zu sein und ihr Kraft zu geben, war sie vollkommen allein gewesen, hatte ohne Hilfe ohne ihre Familie, ihre niederschmetternde Diagnose und die folgenden schweren Wochen durchgestanden.
Bei diesem Wissen zog sich mein Herz schmerzhaft zusammen, denn so sehr ich Ari Haswari hatte leiden sehen wollen, hatte mein Wunsch nach Rache eine unschuldige junge Frau, so unschuldig sie als Mossad-Offizierin sein konnte, schwer verletzt. Diese Tat hatte mich keinen Deut besser gemacht als den Terroristen, egal ob ich einen, zumindest in meinen Augen, noch so guten Grund dafür gehabt hatte. Wenn Ziva gestorben wäre, wäre ich nun nichts anderes als ein eiskalter Mörder, hätte damit eine Schuld auf mich geladen, mit der ich nicht leben konnte. „Es tut mir leid“, presste ich krächzend hervor, ehe ich beinahe fluchtartig den Raum verließ, die Tür unsanft hinter mir schloss und mich schwer atmend von außen dagegen lehnte.
 
[NCIS] Vendetta - Blutige Rache / Kapitel 18: "Brennende Schuld"

Und auch hier geht es weiter. Viel Spaß!

LG Claudia


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Während ich das harte Holz in meinem Rücken spürte, realisierte ich, wie meine Beine begannen zu zittern und schließlich unter meinem Körper nachgaben, so dass ich mich kraftlos auf den Boden gleiten ließ. Heiße Tränen, beladen mit meinen Schuldgefühlen brannten in meinen Augenwinkeln und ließen sich nur mit großer Mühe zurückhalten. Als ich mir erschöpft durch die Haare fuhr, konnte ich nicht verhindern, dass meine Finger bei dieser Bewegung unwillkürlich zitterten. Ich versuchte, meine Atmung wieder unter Kontrolle zu bringen, die sich genau wie meine Gedanken verselbständigt hatte, als ich Kates Anwesenheit spürte, die sich neben mir in die Hocke sinken ließ und nach meiner Hand griff und diese leicht drückte, so wie sie es wenige Minuten zuvor getan hatte.
Schweigend nahm sie mein Gesicht in ihre Hände und strich über meine Wangen, was mich meine Augen schließen und mich ihrer sanften Berührung hingeben ließ. Zum wiederholten Mal gelang es ihr, nur durch ihre bloße Nähe die Ruhe in mein Inneres zurückkehren zu lassen, die sich angenehm in meinem ganzen Körper ausbreitete. Sie schien zu spüren, wie sehr mich diese Begegnung mitgenommen hatte und dass ich nun nur noch mehr gegen meine eigenen Dämonen kämpfte als zuvor. Bestimmt schlang sie ihre Arme um mich und hielt mich einfach fest, während ich meinen Kopf wie ein Kind auf der Suche nach Trost an ihre Schulter lehnte. Doch diese Umarmung brachte meine Anspannung dazu, sich in Luft aufzulösen, so dass ich auch meine Tränen nicht länger zurückhalten konnte, die sich nun unaufhaltsam ihren Weg über mein Gesicht bahnten.
Nach einer Weile löste Kate sich von mir und zog mich bestimmt auf die Füße, was mich dazu brachte, die verräterischen Spuren auf meinen Wangen hastig zu beseitigen, denn ich wollte nicht, dass jemand bemerkte, dass ich mich nicht hatte beherrschen können. Erneut griff sie wie selbstverständlich nach meiner Hand, während ich mich willig von ihr aus dem Gebäude führen ließ, wo sie den weitläufigen Park anstrebte. Sie wusste, dass es mir unangenehm war, dass ich mich derart hatte gehen lassen, nicht vor ihr, denn sie war der einzige Mensch vor dem ich mich nicht verschließen musste. Aber die Tatsache, dass ich in der Öffentlichkeit meine Emotionen nicht unter Kontrolle hatte halten können, behagte mir überhaupt nicht.

Seit einigen Minuten saßen wir stumm auf einer der unzähligen Bänke, die dieses Areal eher wie das eines Sanatoriums als einer Klinik erschienen ließen. Die junge Frau neben mir wartete geduldig darauf, dass ich mich ihr offenbarte, doch so sehr sie auch erfahren wollte, was geschehen war, zögerte sie dennoch, mich zu bedrängen. Ich war ihr dankbar dafür, dankbar für ihre Ruhe, ihre Anwesenheit, ich war einfach froh, dass sie zu meinem Leben gehörte und für mich da war, so dass ich schließlich berichtete: „Es geht ihr wieder besser. Die Lähmung ist abgeklungen, wie Ducky gesagt hat. Sie ist eine Kämpferin. Vermutlich wird in ein paar Wochen niemand mehr auch nur erahnen, was geschehen ist.“
Mit einem erleichterten Lachen schloss ich meine Schilderung, das mir jedoch gründlich misslang und meine wahren Gefühle enthüllte, die noch immer in mir brodelten. Still lauschte Kate meinen Worten, während sie mich prüfend musterte, so dass ich das Gefühl bekam, sie könnte in mein Inneres sehen und meinen Blick senkte. Doch auch ohne dass sie in meinen Augen las, schien sie zu wissen, was in mir vorging, denn sie erklärte nachdrücklich: „Du musst dir selbst vergeben, Tony.“ Nun hob ich meinen Kopf wieder und schüttelte diesen, bevor ich erklärte: „Das kann ich nicht. Ich bin Schuld an ihrem Zustand. Daran kann nichts und niemand etwas ändern.“
Ein leises Seufzen erklang, als sie auch die andere Hand um die meine schlang, als hätte sie Angst, ich könnte ihr entgleiten. Aber diese Berührung, ihr Versuch, mir Halt zu geben, erschien mir so falsch, denn ich hatte es nicht verdient, hatte sie nicht verdient. „Du hattest Recht, Kate“, begann ich deshalb kaum hörbar, was sie dazu brachte, mir fast ängstlich in die Augen zu blicken, während ich fortfuhr: „Ich hätte beinahe einen unschuldigen Menschen getötet. Auch wenn ich es getan habe, um deinen Schmerz zu rächen, bin ich dennoch nichts anderes als ein kaltblütiger Mörder. Ich bin nicht besser als er.“
„Nein. Wage es nicht, das zu sagen, DiNozzo!“, unterbrach sie mich aufgebracht, während mich ihre Augen wütend anfunkelten. „Hör endlich auf, dich fertig zu machen! Es geht ihr gut.“ Sie sprach diese Worte langsam und eindringlich aus, um mich dazu zu bringen, diese Aussage endlich zu verinnerlichen, doch auch damit konnte sie mir meine Schuldgefühle nicht nehmen. In den ersten Monaten hatte ich genug mit Kate und auch mit mir selbst zu tun gehabt, doch kaum war ich zur Ruhe gekommen, hatte ich meine Gedanken nicht davon abhalten können, mir vor Augen zu führen, was ich getan hatte. Seitdem wiederholte sich dieses Bild immer und immer wieder in meinem Kopf, ich konnte es nicht verdrängen, auch wenn ich nicht begriff, warum es mich plötzlich derart verfolgte.

„Agent DiNozzo“, riss mich eine dunkle Stimme, die einen arabischen Akzent nicht verbergen konnte, aus meinen Überlegungen, so dass ich aufsah und den Aufpasser der Israelin erkannte, der erklärte: „Officer David wünscht, Sie noch einmal zu sprechen.“ Seine Worte klangen mehr wie ein Befehl als eine Aufforderung, so dass ich mich mit einem kurzen Blick auf die junge Frau neben mir erhob und ihm folgte. Als ich diesmal der Mossad-Offizierin gegenüber stand, war nicht nur die Atmosphäre, die uns umgab, vollkommen anders, auch ihre Erscheinung erinnerte nun nicht mehr an die Ziva, der ich noch Minuten zuvor in ihrem Krankenzimmer begegnet war. Außerhalb jener sterilen und farblosen Umgebung schienen mir ihre Augen nun in einem tiefdunklen braun entgegen zu strahlen, auch wenn diese mich nicht von den Krücken ablenken konnten, auf die sie sich noch immer stützen musste.
Fragend blickte ich mein Gegenüber an, wartete schweigend darauf, dass sie mir erklärte, warum sie mit mir sprechen wollte, bevor sie mich schließlich ohne Umschweife bestimmt aufforderte: „Hören Sie auf, sich von ihren Schuldgefühlen quälen zu lassen! Sie haben getan, was getan werden musste. Würde jemand den Mann, den ich liebe, bedrohen, würde auch ich nicht zögern, denjenigen zu töten. Und Sie glauben fest an Ari Haswaris Schuld.“ Aus ihren Worten war nicht der leiseste Vorwurf heraus zu hören, lediglich die Entschiedenheit klang aus ihrer Stimme, mit der sie diese aussprach. Ich wich ihrem durchdringenden Blick nicht aus, stattdessen versuchte ich, darin zu lesen, doch sie offenbarte keine ihrer Empfindungen, die in diesem Moment ihr Inneres beherrschen.
„So wie sie noch immer an seine Unschuld glauben“, stellte ich nach einigen Sekunden der Stille emotionslos fest, aber meine Aussage zeigte keine Reaktion, ihre Miene blieb weiterhin ernst und verschlossen, während sie nachdrücklich erwiderte: „Hören Sie auf, sich über mich Gedanken zu machen! Es gibt eine Frau in Ihrem Leben, die diese viel mehr verdient. Halten Sie Ihr Glück fest, denn Ihre gemeinsame Zeit ist kostbar!“ So sehr ich auch versuchte, die Intention dieses Ratschlags zu ergründen, konnte ich mir einfach nicht erklären, was sich hinter diesem verbarg. Noch ehe ich jedoch nachhaken konnte, was diese Äußerung beabsichtigt hatte, wandte sie sich bereits ab und verschwand ohne ein weiteres Wort zwischen den hohen Bäumen, die die weitläufige Parkanlage säumten. Für einen Moment verharrte mein Blick an jener Stelle, an der Ziva sich in Luft aufgelöst zu haben schien, bevor ich mich umdrehte und zurückging, um ihrem Rat zu folgen und diesen Abschnitt meines Lebens endgültig hinter mir zu lassen.
Als ich Kate gegenüber stand, sah sie mich fragend an, doch ich zog sie schweigend auf die Füße, strich ihr sanft über die Wange und küsste sie einfach. Nachdem wir uns nach einer Weile wieder voneinander gelöst hatten, hakte sie dennoch besorgt nach: „Ist alles in Ordnung mit dir, Tony?“ Meine Lippen formten sich zu einem befreiten Lächeln, während ich bestimmt nickte, denn auch wenn ich mir diese Tatsache nur schwer erklären konnte, begannen doch die Selbstzweifel und Schuldgefühle in meinem Inneren, sich langsam zu verflüchtigen. Die Israelin hatte mir die Augen geöffnet und mich daran erinnert, was mir in meinem Leben wichtig war, denn meine Liebe zu Kate hatte mich an diesen Punkt gebracht und würde mich auch in die Realität zurückfinden lassen, auch wenn ein großer Teil dieses Weges noch vor mir lag.
 
[NCIS] Vendetta - Blutige Rache / Kapitel 19: "Zauber einer besonderen Nacht"

Es geht mit dem Rückblick weiter.
Viel Spaß!

LG Claudia


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Die Begegnung mit Ziva hatte mir, so unglaublich es auch erschien, tatsächlich geholfen, mit meinem Fehler abzuschließen und mein Gewissen dazu gebracht, endlich zu verstummen. Es war nicht nur die Gewissheit, dass es sie auf dem Weg der Besserung war und bald wieder vollkommen gesund würde, denn daran hatte ich nicht den geringsten Zweifel, sondern auch ihre Versicherung, dass sie mein Handeln verstanden hatte, die ich tief in meinem Inneren gebraucht hatte. In den vergangenen Tagen hatte ich nicht nur die Möglichkeit bekommen, endlich wieder nach vorn zu blicken, ich hatte auch eine zweite Chance gemeinsam mit Kate erhalten, eine Chance, die ich unter allen Umständen nutzen würde.
Genau diese Geschehnisse brachten mich jedoch dazu, meine Vorsicht Überhand gewinnen zu lassen, stets von der Angst begleitet, sie möglicherweise zu bedrängen und damit zu vertreiben. Die ersten Wochen unserer Beziehung hatten unter keinem guten Stern gestanden, denn nachdem ich kaum die Gelegenheit gehabt hatte, meine Lungenpest vollständig zu kurieren, war sie bereits kurz darauf diejenige gewesen, die unfreiwillig an ein Krankenbett gefesselt war. Dass dabei weder ihr noch mir der Sinn nach einem romantischen Abend oder eher der folgenden Nacht gestanden hatte, war unter diesen Umständen nicht verwunderlich gewesen, denn alles, was wir wollten, war die Nähe des anderen zu spüren. Ich hatte geglaubt, dass zwischen uns etwas besonderes war und wir noch so viel Zeit haben würden, doch die schrecklichen Erlebnisse in der Vergangenheit hatten mich eines besseren belehrt.
Auch wenn wir uns nach unserer Trennung erst langsam wieder annähern, das Geschehen verarbeiten mussten und hoffentlich irgendwann vergessen würden, hatte mir die Israelin vor Augen geführt, wie kostbar jeder einzelne Moment war und dass ich keinen einzigen davon mehr ungenutzt verstreichen lassen wollte. Diesen festen Vorsatz würde ich noch am gleichen Abend in die Tat umsetzen, ein entsprechender Plan war bereits dabei, in meinem Kopf zu reifen. Bisher war es mir noch nie schwer gefallen, einer Frau zu imponieren, doch nicht nur Kate war vollkommen anders als meine früheren Freundinnen oder eher Affären, sondern auch ich hatte mich durch sie geändert. Meine Bemühungen dienten nicht länger nur dazu, um sie zu beeindrucken, ich wollte ihr damit zeigen, wie viel sie mir bedeutete, wie sehr ich sie liebte.

Als ich meine Partnerin heute Morgen nach unserer Rückkehr in ihr Appartement zurückgebracht hatte, war ich mich nach einer wenig glaubhaften Ausrede schnell wieder verschwunden. Die Tatsache, dass sie den abrupten Umschwung meines Verhaltens nicht verstanden hatte, vermutlich sogar besorgt oder auch wütend darüber gewesen war, hatte mich dennoch nicht davon abhalten können. Ich hatte meine geplante Überraschung in die Tat umsetzen wollen, so dass ich ihren Unmut darüber hatte notgedrungen in Kauf nehmen müssen. Vor einer Stunde hatte ich sie schließlich angerufen und sie für den Abend eingeladen, dem sie mit Hilfe meiner charmanten Überzeugungskunst nicht hatte widerstehen können. Aus diesem Grund saß ich nun auf meiner Couch und erwartete ungeduldig ihr Eintreffen, ein Verhalten, das ich weder gewohnt war, noch mir behagte.
Das laute Klingeln ließ mich hastig aufspringen und zur Tür eilen, die ich schwungvoll öffnete, um meiner Freundin in die wunderschönen braunen Augen zu blicken. Doch während sich auf meinen Lippen ein glückliches Lächeln bildete, blieb ihre Miene verschlossen, als sie genervt fragte: „Also, was ist so wichtig, DiNozzo? Als ich den Tag mit dir verbringen wollte, hattest du keine Zeit. Aber nun soll ich plötzlich alles stehen und liegen lassen.“ Ehe sie sich jedoch weiter in Rage reden konnte, denn sie hörte es nicht gern, dass ich sie dabei mehr als nur süß fand, nahm ich sie wortlos an der Hand und führte sie in mein Wohnzimmer. Der romantisch gedeckte Tisch, auf dem ich zwei weiße Kerzen und unzählige dunkelrote Rosenblätter verteilt hatte, schien, ihr die Sprache zu verschlagen, so dass sie lediglich flüsterte : „Wow.“
Dass wir die Zeit des Essens beinahe schweigend verbrachten, störte mich nicht im geringsten, eher im Gegenteil genoss ich die angenehme Stille, die sich zwischen uns ausgebreitet hatte. Alles, was ich wollte, war, ihr wieder und wieder in die Augen zu blicken, um mich zu versichern, dass ich nicht nur träumte, doch ihr zauberhaftes Lächeln bewies mir das Gegenteil. Aber irgendwann genügte es mir nicht länger, sie nur anzusehen, ich wollte ihre Nähe spüren, ihren warmen Atem auf meiner Haut spüren, so dass ich mich erhob und ihr die Hand entgegen hielt. Sie brauchte keine Worte, um mich zu verstehen, um ihre Arme um meinen Nacken zu legen und ihre Wange vorsichtig an die meine zu lehnen. Von den Stellen, an denen sie mich berührte, breitete sich eine ungeahnte Hitze in meinem gesamten Körper aus, der unvermittelt in Flammen zu stehen schien.

„Katie, was hast du vor?“, fragte ich überrascht meine Freundin, die sich abrupt von mir gelöst hatte, als ich damit begonnen hatte, sanfte Küsse in ihren Nacken zu hauchen. Ohne meine Verwirrung zu beachten, hatte sie meine Hand genommen und mich wortlos hinter sich hergezogen, während sie auch meine Worte ignorierte. Erst als wir mein Schlafzimmer betreten hatten, hielt sie inne, wandte sich zu mir um und blickte mir stumm in die Augen, so dass das Kribbeln in meinem Inneren noch stärker wurde. „Aber...“, begann ich, doch sie schüttelte den Kopf, während ihr Zeigefinger mich am Weitersprechen hinderte und sie leise erklärte: „Ich habe beinahe schon befürchtet, dass wir es niemals hierher schaffen würden. Ich will nicht länger warten.“
Ob es ihr Verhalten war, das mich verwirrt und zögern lassen hatte, konnte ich nicht erklären, denn ich wusste, dass ich es wollte, dass ich sie wollte. Als sie sich mir näherte, wich ich jedoch kurz zurück, während ich ihr weiterhin in die Augen sah, die mich fragend musterten, so dass ich aussprach, was ich fühlte: „Ich liebe dich, Katie. Du... du bist die Liebe meines Lebens.“ Ich hielt abwartend inne, denn obwohl mir dieses Geständnis überraschend leicht gefallen war, ließ es mich dennoch ein wenig nervös ob ihrer Reaktion werden. Auch ihr Blick blieb weiterhin ernst und hielt den meinen gefangen, sie strich mir zärtlich über die Wange und erwiderte schließlich kaum hörbar: „Ich liebe dich auch, Tony. Mehr als alles andere.“
Es war Neuland für mich, nicht nur meine Gefühle, sondern diese ganze Situation, denn bisher hatte ich niemals derart lange gezögert, mich lediglich mit der emotionalen Nähe zu einer Frau zufrieden gegeben, ohne mehr von ihr zu verlangen. Doch die Geborgenheit, die ich bei ihr fand, wog alles andere um ein mehrfaches auf, was nicht bedeuten sollte, dass ihr Körper mich nicht dazu brachte, nur mit Mühe die Kontrolle über mich zu behalten. Auch ich war nur ein Mann, ein Mann, der äußert empfindsam auf die Reize einer Schönheit wie Kate reagierte, so dass ich meinem Verlangen nun nicht länger widerstehen konnte, nicht länger widerstehen wollte. Die erste gemeinsame Nacht hatte für uns etwas besonderes sein sollen, so dass ich gewartet und weiter gewartet hatte, aber nun hielt auch ich es nicht mehr aus.
Die Art und Weise, auf die wir uns einander annäherten, war zögerlich und gleichzeitig von einer beinahe greifbaren Spannung geladen, die mir die Luft zum Atmen zu nehmen schien. Ich konnte bereits ihren heißen Atem auf meiner Haut spüren, während mein Herz aufgeregt in meiner Brust hämmerte, und dennoch hielt ich inne, nur um diesen unbeschreiblichen Moment noch ein wenig länger auszukosten. Doch schließlich war es Kate, die diese erwartungsvollen Sekunden beendete und ihre Lippen sanft auf die meinen legte, um diese zärtlich zu liebkosen. Wie von selbst legten sich meine Arme um ihre Hüften und zogen sie noch näher an meinen Körper, um den Kontakt zu ihr auch nicht für einen Augenblick wieder zu verlieren.
Während meine Finger unter ihr Oberteil und über ihre Haut glitten, konnte ich förmlich spüren wie meine Berührungen diese in Flammen stehen ließen, die selben, die ihre Hände auf meinem Körper entzündeten. Die Zeit um uns herum schien, still zu stehen, doch ich genoss jede einzelne Sekunde davon, wollte diesen Moment so lange wie möglich festhalten. Den Zauber unserer ersten Nacht würden wir nur ein einziges Mal erleben, aber gleichzeitig würde er uns für immer begleiten und in Erinnerung bleiben. Die gespannte Erwartung auszukosten, ließ meine Erregung ins Unermessliche steigen, so dass ich sie endlich spüren wollte und mich nur mit Mühe unter Kontrolle hielt. Weiterhin blieb jede unserer Bewegungen zurückhaltend, jede unserer Berührungen schien, sich endlos dahin zu ziehen, während unsere Kleidung nur langsam den Weg auf den Boden fand.
Doch als wir uns schließlich auf das Bett sinken ließen, war ich mir sicher, dass diese besondere Nacht tatsächlich unvergesslich werden würde, nicht nur weil wir uns die Zeit genommen hatten, die wir brauchten, sondern auch weil wir uns über alles liebten. Vielleicht hatte ich es bisher nicht verstanden, nicht verstehen können, was wirklich wichtig war, aber im Grunde waren es meine Gefühle für Kate, die diesen Augenblick zu etwas außergewöhnlichem machten. Aber ich musste es erst selbst spüren, um zu erkennen, wie gewaltig dieser Unterschied sein konnte und was die Liebe im Stande war zu verändern.
 
[NCIS] Vendetta - Blutige Rache / Kapitel 20: "Zweifel und Gewissheit"

Heute erwartet euch der letzte Rückblick, bevor es nächste Woche in der Gegenwart weitergeht.
Wie immer wünsche ich euch viel Spaß beim Lesen.

LG Claudia


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In den letzten Tagen, als unsere Hochzeit näher gerückt war, hatte ich wieder und wieder darüber nachgedacht, wie ich Kate dazu bekommen hatte, meinen Antrag anzunehmen, wie ich dieses Glück überhaupt verdient hatte. Doch niemals hatte ich eine zufriedenstellende Antwort gefunden, denn noch immer erschien es mir so irreal, dass diese wundervolle Frau bald meine Ehefrau sein sollte. Ich konnte mich an jedes einzelne Wort erinnern, das ich an jenem Abend zu ihr gesagt hatte, sah weiterhin ihre überraschte Miene vor mir, die sich schließlich in ein strahlendes Lächeln verwandelt hatte. Noch immer spürte ich ihre warme Hand, die ich mit der meinen umschlungen gehalten hatte, genau wie die unzähligen Schmetterlinge, die aufgeregt in meinem Bauch umher geflattert waren. Doch da waren auch gleichzeitig die Angst und die Unsicherheit, die von mir Besitz ergriffen hatten, als ich schließlich tief Luft geholt und zu sprechen begonnen hatte.
'Katie. Dir zu begegnen, war das Beste, was mir in meinem ganzen Leben je widerfahren ist. Ich glaubte immer, alles zu haben, was sich ein Mann wünschen konnte, aber da wusste ich nicht, was ich mir wirklich wünschte, mehr als alles andere. Es hatte mir nie viel ausgemacht, keine Familie zu haben, denn ich kannte es nicht anders. Bereits als Kind ging ich meinen eigenen Weg, und niemand interessierte sich dafür. Es gab nichts, worum ich mir Sorgen machen musste, ich besuchte die besten Schulen und hatte immer Geld. Ich liebte dies, was ich für grenzenlose Freiheit hielt, zumindest dachte ich es. Doch erst, als ich das Gefühl verspürte, wie es ist, einen Menschen zu haben, der immer für mich da war und mich uneingeschränkt liebte, wusste ich, was mir die ganzen Jahre über fehlte. Genau dieser Mensch bist du, Katie. Und ich möchte, dass du es auch für den Rest meines Lebens, unseres Lebens, bleibst. Denn ich liebe dich genauso wie du mich und werde stets für dich da sein, wie du für mich da bist. Caitlin Todd, willst du mich heiraten?'
Kaum hatte diese Frage meine Lippen verlassen, hatte ich geglaubt, mein Herz würde stehen bleiben und mein Atem aussetzen, während sie gemeinsam mit meinem Kopf auf die Antwort gewartet hatten. Doch der Ausdruck in ihren Augen war so undefinierbar gewesen, wie ich es noch nie gesehen hatte, und mir nichts über die Empfindungen verraten, die in diesem Moment in ihr getobt hatten. Sie hatte so unbeteiligt gewirkt, als wäre sie überhaupt nicht anwesend, hätte keines meiner Worte vernommen, die mich soviel Kraft und Überwindung gekostet hatten. In mir war die Angst gewachsen, sie damit in die Enge gedrängt und vertrieben zu haben, obwohl normalerweise ich derjenige gewesen, der vor jeder Bindung, egal welcher Art, geflohen war.
Ich hatte nicht gewusst, was ich tun würde, sollte sie meinen Antrag ablehnen, denn sie war zu dem wichtigsten Menschen für mich geworden, sie war mein Leben. Obwohl ich stets geglaubt hatte, genau zu wissen, wie sie sich ihre Zukunft vorgestellt hatte, war ich plötzlich unsicher geworden, dass ich für sie der Mann hatte sein können, der darin die Hauptrolle spielte. Meine Vergangenheit hatte nicht gerade für mich gesprochen, auch wenn ich nicht länger dieser Mensch gewesen war, nicht mehr seit sie zu mir gehört hatte. Doch nach schier endlosen Minuten des Bangens hatte ein unsicheres Lächeln mein Herz dazu gebracht, wieder einzusetzen und noch schneller zu schlagen als zuvor, während ich erleichtert nach Luft geschnappt hatte. Sie schien jedoch nicht in der Lage zu sein, darauf zu antworten, sondern hatte lediglich genickt und mich zärtlich geküsst, was ein berauschendes Gefühl in meinem Inneren ausgelöst hatte.

Nun stand ich, gekleidet in einen edlen schwarzen Anzug, vor einer kleinen Kapelle, mitten im Herzen von Washington, und ließ meinen Blick nach oben schweifen, bevor ich durch das schwere Holzportal eintreten würde. Dieser Ort erschien mir an diesem Tag beinahe märchenhaft, auch wenn es vermutlich das Adrenalin war, das rasant durch meine Adern strömte und meinen Blick verschleierte. Ich hatte immer geglaubt, eine Trauung müsste auf dem Land stattfinden, eine pompöse Zeremonie mit Kutsche und hunderten Gästen, weit entfernten Verwandten, die man nach diesem Tag nie wiedersah und flüchtigen Bekannten, bei denen man sich genötigt fühlte, sie einzuladen. Die Sommersonne strahlte vom makellos blauen Himmel und die Vogel zwitscherten, wenn die Braut in ihrem langen weißen Kleid, die Schleppe von unzähligen Kindern getragen, die Kirche betrat.
Vielleicht war es diese, in meinen Augen mehr als übertriebene, Vorstellung gewesen, die jenen Tag, der der schönste im Leben sein sollte, in meinen Gedanken stets in einen Albtraum für mich verwandelt hatte. Aber sah nicht die Fantasie eines jeden kleinen Mädchens von seiner eigenen Märchenhochzeit so aus? Malten sie sich nicht schon in ihrer Kindheit jenen besonderen Moment aus, um schließlich irgendwann ihren Traum wahr werden zu lassen? Ich hatte jedoch keinen Gedanken daran verschwendet, als ich Kate gebeten hatte, mich zu heiraten, denn egal, was sie sich an diesem Tag wünschte, ich würde es ihr ermöglichen. Alles, was für mich zählte, war die Tatsache, dass sie meine Frau wurde und mich damit zum glücklichsten Menschen der Welt machte.
Doch einmal mehr hatte Caitlin Todd mich damit überrascht, dass sie nicht so war, wie man es von ihr erwartet hätte, dass sie ihren eigenen Kopf und ihre eigenen Vorstellungen hatte. Auch wenn ich immer geglaubt, im Grunde gewusst hatte, dass ihre Ansichten überaus konservativ waren, immerhin hatte sie eine streng katholische Erziehung genossen, hatte ich mich in dieser Sache geirrt. Natürlich war es nicht das erste Mal gewesen, dass sie entgegen meiner Annahme handelte, aber dieser besondere Moment sollte ganz anders sein, als ich es vermutet hatte. Es war Anfang Februar, ein eisiger Tag mitten im Winter, eine weiche Schneedecke hatte die ganze Stadt eingehüllt und glitzerte in der Sonne, die ihre blassen Strahlen vom makellos blauen Himmel schickte.
Trotz allem gab es eben Dinge, die zu einer perfekten Hochzeit einfach dazu gehörten, auch wenn diese vollkommen anders aussah, als man vermutet hätte. Aber genau dafür liebte ich die junge Frau, die bald für immer an meiner Seite sein würde, nur noch mehr, denn der heutige Tag würde in unserer Erinnerung bleiben, er war so, wie wir ihn uns vorgestellt hatten. Wir beide brauchten keine Trauung im Sommer, jetzt war die schönste Jahreszeit, die die ganze Welt in ihr eigenes Märchen verwandelt hatte. Doch das Wichtigste war, dass die Menschen bei uns waren, die mittlerweile nicht nur unser Team und unsere Freunde, sondern zu einer Familie für uns geworden waren.
Bewusst war ich bereits lange vor der Zeremonie hier eingetroffen, denn ich wollte noch ein wenig Zeit für mich haben, bevor ich die Nervosität in meinem Inneren endgültig nicht länger würde ignorieren können. Langsam war ich den Gang nach vorn gegangen, den auch Kate bald entlang schreiten würde, bis ich vor dem dezent geschmückten Altar gestanden hatte. Ich hatte die Stille an diesem Ort genossen, meine Augen geschlossen und tief durchgeatmet, ehe ich erneut die letzten Jahre vor mir gesehen hatte, die mich zu dem gemacht hatten, der ich nun war, so dass ein glückliches Lächeln meine Lippen geziert hatte. Irgendwann waren auch die anderen eingetroffen, doch ich wollte mich noch immer nicht aus meinen Erinnerungen befreien, denn in meinem Inneren hörte ich eine kleine Stimme flüstern, die meine Angst schürte, ich könnte aus diesem wunderschönen Traum aufwachen.
Schließlich ließ mich jedoch das verhaltene Murmeln meiner Kollegen die Augen öffnen und mich langsam dem Eingang zuwenden. Dort stand sie, mein Engel, in ihrem weißen bodenlangen Kleid schien sie, beinahe zu strahlen, so dass ich meinen Blick nicht mehr von ihr abwenden konnte. Die blasse Wintersonne, die durch das offene Portal nach innen drang, umgab ihre Gestalt mit einem gleißenden Licht, das mir beinahe den Atem raubte. Ihre warmen braunen Augen hielten die meinen gefangen, so dass sich ein aufgeregtes Kribbeln in meinem Inneren ausbreitete, während sie auf mich zu schritt. Je näher sie kam, umso größer wurde der Kloß in meinem Hals, der mir beinahe die Luft zum Atmen nahm und sich nicht hinunter schlucken ließ.
Ich konnte nichts gegen die Versuchung ausrichten, mich in den Arm zu kneifen, konnte dies doch lediglich ein Traum sein, viel zu schön, um wahr zu sein, aber alles, was danach zurückblieb, waren ein stechender Schmerz und eine junge Frau, die nun vor mir stand und mich glücklich anlächelte. Unwillkürlich hüllte mich eine angenehme Wärme ein, spürte ich die Geborgenheit, die ich stets in ihrer Nähe fühlte und die mir verdeutlichte, endlich, nach viel zu langer Zeit der rastlosen Suche, angekommen zu sein. Ohne den Blickkontakt zu unterbrechen, nahm ich ihre Hand, hauchte einen sanften Kuss auf den Rücken und flüsterte heiser: „Du siehst wunderschön aus, Katie. Wie eine Prinzessin.“
Unwillkürlich wusste ich, dass dieser Tag der schönste in meinem, in unserem gemeinsamen Leben sein würde, dass er einfach perfekt war. Auch wenn man diese Worte stets mit einer Hochzeit in Verbindung brachte, wurde mir erst an diesem Ort und in diesem Augenblick klar, dass es tatsächlich so war. Ich hatte endlich meine Seelenverwandte gefunden, die ich nie wieder loslassen wollte, denn nun würde mein Leben wirklich beginnen, ich würde endlich erwachsen werden und Verantwortung tragen, nicht mehr nur für mich, sondern die Verantwortung als Ehemann. Wenn ich diesen einen wunderbaren Moment festhalten könnte, würde ich alles dafür geben, doch die Zeit ließ sich nicht anhalten, würde unaufhaltsam weiterlaufen.
 
[NCIS] Vendetta - Blutige Rache / Kapitel 21: "Mitten ins Herz"

Dafür geht es aber bei dieser Story endlich in der Gegenwart weiter.
Wie immer wünsch ich viel Spaß!

LG Claudia


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Das Echo des Knalls ist noch nicht verstummt, hallt weiterhin zwischen den hohen Bäumen wider, als Kates Körper, den ich noch immer mit einem Arm umschlungen halte, kraftlos zusammensackt. Reflexartig reagiere ich und ziehe sie an mich, um zu verhindern, dass sie unsanft zu Boden fällt, bevor ich langsam mit ihr in meinen Armen nach unten sinke. Noch immer habe ich nicht realisiert, was passiert ist, bemerke nicht, wie sich dunkelrotes Blut langsam auf dem strahlenden weiß ihres Kleides ausbreitet. Ich blicke ihr fortwährend in die Augen, die unvermittelt ihr glückliches Strahlen verloren haben und nun beinahe farblos erscheinen. Ihre Lider beginnen immer wieder zu flattern, doch sie kämpft gegen die Dunkelheit an, die ihre Fänge nach ihr ausstreckt und sie zu sich locken will.
Ich weiß nicht, wie viel Zeit vergangen ist, als sich mein Kopf endlich wieder einschaltet, so dass ich meine zitternden Hände auf ihren Brustkorb presse. Doch die warme Flüssigkeit sickert fortwährend durch meine Finger, ehe sie auf die Erde tropft, sich mit dem eisigen Schnee vermischt und diesen zum Schmelzen bringt. Mit ihrem Blut scheint auch ihr Leben, durch meine Hände zu rinnen, so verzweifelt ich auch versuche, dieses festzuhalten, will es mir einfach nicht gelingen. Regungslos sitze ich auf dem eisigen Boden, die Liebe meines Leben in meinen Armen, dazu verdammt, ihren Herzschlag zu fühlen, der von Sekunde zu Sekunde schwächer und langsamer wird.

„Katie.“ Meine von zahllosen unterdrückten Tränen erstickte Stimme bebt bei diesem einen Wort, doch das Flehen darin ist nicht zu überhören. Das Wissen, sie möglicherweise wieder zu verlieren, jetzt da ich sie gerade erst fand, ist einfach unerträglich, so dass ich diesen Gedanken umgehend verdränge und beschwörend flüstere: „Du musst kämpfen, Katie. Ich weiß, dass du das schaffst. Du bist die stärkste Frau, die ich kenne. Gib nicht auf!“ Mittlerweile kann ich nicht länger verhindern, dass die ersten Tränen über meine Wangen rinnen, auf meine Hände tropfen und sich dann mit ihrem Blut vereinen. Doch sie sieht mir in die Augen und lächelt mich sanft an, mit jenem Lächeln, das augenblicklich ein Gefühl von Geborgenheit in mir auslöst.
Ihr gelingt es stets, mich zu beruhigen, egal was auch passiert, ihre Nähe lässt mich alles vergessen, alle Probleme, alle quälenden Gedanken, die mich verfolgen. So ist es auch in diesem Moment, ich kann für wenige Sekunden meine Angst ausblenden, verliere mich einfach in ihren wunderschönen Augen. In ihnen ist weder die Verzweiflung noch der Schmerz zu lesen, sondern nur die Liebe für mich, die gleiche, die auch ich für sie empfinde. Doch mein Herz krampft sich abrupt zusammen, als ich gleichzeitig darin erkenne, dass sie bereits aufgegeben, ihren nahenden Tod akzeptiert hat, dass dies der Abschied ist, ein Abschied für immer. Ich kann und will diese Tatsache nicht akzeptieren, ich werde kämpfen, um sie und um unsere gemeinsame Zukunft, denn ich weiß, dass ich ohne sie nicht leben kann.
Verzweifelt blinzle ich gegen die Tränen an, die mir die Sicht verschleiern, als ich ihre kalte Hand spüre, die zärtlich über meine Wange streicht. Das Leben verlässt mehr und mehr ihren Körper, mit ihm die vertraute Wärme, die sich stets bei jeder noch so kleinen Berührung auf mich übertrug. „Du kannst nicht gegen etwas kämpfen, das du nicht ändern kannst. Klammere dich nicht an mich! Lass mich gehen!“ Ihre Stimme ist zwar leise aber unerwartet fest und bestimmt, was mir einen eisigen Schauer über den Rücken rinnen lässt. Ich kann nicht glauben, dass sie so einfach resigniert, mit ihrem Leben abschließt, und wirklich bereit ist, mich zu verlassen. Dieses Wissen lässt jedoch die Wut in meinem Inneren aufsteigen, so dass ich sie beschwöre: „Verdammt, du musst kämpfen, Katie! Du kannst mich doch nicht allein lassen. Ich brauche dich.“
Anstatt mir zu antworten, schüttelt sie jedoch lediglich lächelnd den Kopf und fährt ein letztes Mal über meine Wange, ehe sie ihre Hand kraftlos sinken lässt. Ihr schwaches Flüstern ist kaum zu hören, als sie mich erinnert: „Vergiss niemals, wie sehr ich dich liebe,Tony! Ich werde immer bei dir sein, über dich wachen.“ Ich spüre, wie immer weniger Blut durch meine Finger rinnt, ihr Herz zunehmend langsamer in ihrer Brust schlägt, so dass ich mich zu ihr hinab beuge, um sie ein letztes Mal zu küssen. Sie schließt ihre Augen, als meine Lippen sanft die ihren berühren und in dieser Bewegung verharren, bevor ich mich schließlich von ihr löse. Doch als ich sie erneut anblicke, wird mir klar, dass der letzte Atemzug ihren Körper verlassen hat, der nun regungslos in meinen Armen liegt.

„Nein. Nein. Du darfst mich nicht einfach verlassen. Komm zurück, Katie!“ Schluchzend wiege ich ihren Körper hin und her, während ich selbst unkontrolliert zittere und meine Tränen ungehindert die Wangen hinab rinnen. Es ist mir vollkommen egal, wer mich so sieht, denn der Schmerz in meinem Herzen lässt sich nicht unterdrücken, will heraus geschrien werden. Innerhalb weniger Sekunden verlor ich die Liebe meines Lebens, wurde sie mir brutal aus den Armen gerissen und ließ mich allein in dieser eisigen Kälte meines Daseins zurück. Die Verzweiflung ihres Verlustes, der langsam in mein Unterbewusstsein vordringt, beginnt, mich unaufhaltsam zu übermannen, ohne dass ich mich gegen die auf mich einstürmenden Empfindungen wehren kann.
Ich presse sie eng an mich, als könnte meine Nähe die Wärme in ihren Körper zurückkehren lassen, doch es gibt nichts, was sie mir zurückbringen würde, auch wenn ich diese Tatsache weder realisieren noch so einfach hinnehmen kann. Eine Ewigkeit sitze ich stumm da, starre bewegungslos vor mich hin, während ich sie nur festhalte, entschlossen, sie nie wieder loszulassen. Kate gehört für immer zu mir, dieses Versprechen gaben wir uns vor wenigen Minuten, so dass auch jetzt niemand sie mir wird wegnehmen können. Das Blut, das ihr weißes Kleid durchtränkte, verschmiert nun auch meinen Anzug, doch ich registriere die rote Flüssigkeit nicht, deren Verlust sie das Leben gekostet hat und die in der Kälte bereits zu einer bräunlichen Kruste erstarrt.

Abbys leises Schluchzen, die in Tims Armen Trost sucht, dringt an mein Ohr, während ich Duckys bohrenden Blick förmlich auf mir spüre, der mit sich zu kämpfen scheint. Ich weiß genau, was er vorhat, doch ich werde es nicht zulassen, werde sie mir nicht wegnehmen lassen, sie nie wieder hergeben. Die Hand meines Vorgesetzten, die Sekunden zuvor noch seine Dienstwaffe auf der Suche nach dem Schützen umklammert hielt, legt sich beruhigend auf meine Schulter, aber ich schüttele sie genervt ab. Leider war Gibbs jedoch noch nie ein Mann, der sich so leicht abwimmeln ließ, so dass er mich nun fester packt und eindringlich erklärt: „Lass Ducky seine Arbeit machen, Tony!“ Dieser nimmt mir Kate einfach aus den Armen, während ich von einem eisernen Griff auf die Beine gezogen werde, was ich widerstandslos über mich ergehen lasse, denn ich habe keine Kraft, mich zu wehren oder dagegen anzukämpfen.
Ich will schreien und um mich schlagen, doch mein Körper reagiert nicht auf die Befehle meines Gehirns und bleibt weiterhin stumm und verharrt regungslos. So bleibt mir nichts weiter, als untätig zuzusehen, wie der Truck des Gerichtsmediziners vorfährt und Jimmy Palmer sich uns kurz darauf nähert. Ich habe nicht wahrgenommen, wer ihn gerufen hat, genausowenig wie ich Gibbs' Versuche, den Schützen auszumachen, realisiert habe. Meine gesamte Aufmerksamkeit richtete sich auf Kate, meine Ehefrau, und meine illusorische Hoffnung, mein verzweifeltes Flehen um ihr und damit im Grunde auch mein eigenes Leben.
Meine Hände ballen sich unvermittelt zu Fäusten, meine Muskeln beginnen, vor Anspannung zu zittern, als dieser Autopsiegremlin sich über ihren Körper beugt. Ich will ihn davon abhalten, sie anzufassen, doch der unnachgiebige Griff, der sich um meine Oberarme gelegt hat, hindert mich an jeder noch so kleinen Bewegung. Es scheint mir, als könne ich seine schleimigen Finger fühlen, die über ihre Haut wandern, ohne dass sie sich dagegen wehren kann. Mittlerweile bilde ich mir sogar ein, er würde diese Berührungen genießen, steigere mich richtiggehend in diese absurde Vorstellung hinein. Der wachsende Zorn, die Hilflosigkeit in meinem Inneren sind dabei, unaufhaltsam nach oben zu kochen, so dass es lediglich eine Frag der Zeit ist, bis meine Emotionen explodieren.
Der Schmerz in meiner Brust wird zunehmend unerträglicher, während er unbeirrt damit fortfährt, Kate in einem der schwarzen Leichensäcke zu verpacken. Als schließlich der Reißverschluss mit einem bestimmten Ruck zugezogen wird, habe ich das Gefühl, ein Messer würde sich in genau jenem Moment in mein Herz bohren, so dass meine Beine nachgeben und ich erneut zu Boden sinke, den Hände, die mich versuchen festzuhalten, förmlich entgleite. Doch ich wünsche mir nichts sehnlicher, als dass diese Vorstellung real wäre, denn so müsste ich in diesem Augenblick nicht einsam in der eisigen Kälte verharren mit dem Wissen, den wichtigsten Menschen in meinem Leben unwiederbringlich verloren zu haben.
 
[NCIS] Vendetta - Blutige Rache / Kapitel 22: "Schmerz einer grausamen Realität"

Es geht mit einem neuen Kapitel weiter.
Viel Spaß!

LG Claudia


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Allein hocke ich in dem nassen, von dunklem Blut eingefärbten Schnee, der durch meine Hose dringt, zitternd am ganzen Körper, dennoch spüre ich nicht die Kälte, die sich in meinem Inneren ausbreitet, spüre überhaupt nichts mehr, außer dem stechenden Schmerz in meinem Herzen. Mein Blick fällt auf den Brautstrauss, der vergessen zu meinen Füßen liegt, die Rosen lassen mittlerweile die Köpfe hängen und wirken beinahe so leblos, wie die junge Frau, in deren Armen sich diese noch vor kurzem befanden. Zögernd strecke ich meine Hand aus und streiche über die einst makellos weißen Blütenblätter, an denen nun auch die rote Flüssigkeit haftet. Noch immer fühlen diese sich wie Samt unter meinen klammen Fingern an, während der zarte unverkennbare Duft in meine Nase steigt.
Müsste an ihnen denn nicht der unerträgliche, modrige Hauch des Todes haften? Ich kann und will nicht akzeptieren, dass diese Blumen wirklich alles sein sollen, das mir von diesem Tag bleiben wird, der der schönste in meinem Leben hätte sein sollen. Doch es liegt nicht in meiner Macht, diese Tatsache zu ändern, so dass ich beinahe mechanisch nach dem Strauss greife, um ihn aufzuheben und endlich aus dem eisigen Bett zu befreien. Ein kaum wahrnehmbares Fluchen kommt über meine Lippen, als sich eine der Dornen tief in meine Haut bohrt, aber den erwarteten Schmerz spüre ich kaum. Ich sehe lediglich den Blutstropfen, der meinen Finger und schließlich den Stiel der Rose entlang rinnt, bevor er auf den Boden fällt und sich mit dem rot gefärbten Schnee vereint.
Irgendwann kämpfe ich mich wieder auf die Beine und sehe mich verloren um, bis mein Blick an meinen Kollegen hängen bleibt, die mit einem anderen Team des NCIS zu diskutieren scheinen. Ich kann mir vorstellen, worum es dabei geht, genauso wie ich weiß, dass Gibbs und McGee in wenigen Minuten mit ihren Ausrüstungskoffern zu mir kommen werden, um den Tatort zu untersuchen. Tatort, dieses Wort verursacht ein Schaudern in meinem Inneren, denn diese Bezeichnung in Zusammenhang mit dem Ort meiner Hochzeit erscheint mir so unwirklich. Die Ermittler werden in unsere wunderschön geschmückte Kirche vordringen, um jeden Winkel des nun verlassenen Gotteshauses zu untersuchen und damit auch die letzte Erinnerung an die feierliche Zeremonie auszulöschen.
Für einen Moment überlege ich, was ich tun soll, doch dann beschließe ich, so schnell wie möglich von hier zu verschwinden und den Erinnerungen zu entfliehen. Kaum habe ich einige Schritte in Richtung des Parkplatzes gemacht, werde ich jedoch von Abby aufgehalten, die mir aufgelöst um den Hals fällt und mir dabei beinahe die Luft abschnürt. Regungslos lasse ich ihre Umarmung über mich ergehen, als sie nun an meiner Schulter hemmungslos weint, während in meinem Inneren lediglich Leere herrscht. Meine Sinne haben sich vollkommen abgeschaltet, so dass ich meine Umgebung nicht länger wahrnehme, sondern mich in scheinbar undurchsichtigem Nebel befinde.
Als es mir nach einer gefühlten Ewigkeit endlich gelingt, mich aus der Umklammerung der Forensikerin zu lösen, sind meine Kollegen bereits in ihre Arbeit vertieft. Keiner von ihnen achtet auf mich, als ich, ohne mich auch nur einmal zu ihnen umzuwenden, zielstrebig zum Truck gehe, in dem Gibbs sein Jackett abgelegt hat, und seinen Autoschlüssel aus der Tasche nehme. Ich halte es nicht länger an diesem Ort aus, so dass ich zu dem dunklen Dodge eile, mich auf den Fahrersitz fallen lasse und den Motor starte. Ducky hat vor wenigen Minuten den Tatort verlassen und sich auf dem direkten Weg zum Hauptquartier gemacht, den auch ich nun hastig einschlage.
Mit keinem Blick beachte ich die friedliche Winterlandschaft, die rasant an mir vorbeizieht, denn dies würde den Schmerz in meinem Inneren nur noch verstärken, müsste meine Umgebung doch den Sturm der Gefühle in meinem Inneren widerspiegeln. Während ich den Wagen mit hoher Geschwindigkeit durch die verschneite Stadt lenke, kreisen meine wirren Gedanken ununterbrochen um Kate. Noch immer sehe ich ihr wunderschönes Gesicht vor mir, aus dessen gespenstischer Blässe mich ihre früher so warmen braunen Augen leblos anstarren, so dass mir ein eisiger Schauer über den Rücken läuft und ich meine Hände um das Lenkrad krampfe.

Minutenlang verharre ich nun schon vor den geschlossen Aufzugtüren im Untergeschoss des Hauptquartiers, ohne dass ich dazu in der Lage bin, mich von der Stelle zu bewegen. Die Gedanken schwirren rasend schnell durch meinen Kopf, doch es gelingt mir nicht, auch nur einen einzigen davon zu fassen, könnte mir dies doch in meiner Situation auch nicht weiterhelfen. Irgendwann ringe ich mich schließlich dazu durch, einen zögernden Schritt nach dem anderen zu machen, meinem Ziel entgegen, an das sie mich unweigerlich führen werden. Kaum trete ich durch die leise zischenden Schiebetüren, schlägt mir sofort die eisige Luft der im diffusen Dämmerlicht liegenden Autopsie entgegen. Unwillkürlich beginne ich zu frösteln, als ich den Hauch des Todes wahrnehme, der sich in diesem sterilen Raum in den vergangenen Jahren und Jahrzehnten ausgebreitet hat.
Alles hier ist mir so vertraut, doch gleichzeitig auch so fremd, denn mein Kopf weiß genau, was mich an diesem Ort erwarten wird, auch wenn mein Herz diese Tatsache noch immer nicht wahrhaben will. Kurz lasse ich meinen Blick schweifen, der sofort an dem unförmigen schwarzen Sack hängen bleibt, der bereits auf einem der sterilen Stahltische bereit liegt. Von Ducky ist jedoch nichts zu sehen, vermutlich zieht er sich um und bereitet sich dann auf die unausweichliche Obduktion vor. Bei diesem Gedanken zucke ich zusammen, während erneut ein schmerzhafter Stich mein Herz durchfährt, denn es ist Kate, meine Katie, die leblos hier unten im Keller liegt, wo sie niemals liegen sollte, und deren Körper darauf wartet, aufgeschnitten zu werden.
Krampfhaft versuche ich, den riesigen Kloß in meinem Hals hinunter zu schlucken, der mich bereits seit heute Morgen zu begleiten scheint und auch nicht verschwinden will. Doch ich habe mich viel zu sehr auf meine Nervosität vor der Hochzeit konzentriert, anstatt diese Ahnung, die sich immer stärker in meinem Inneren ausbreitete, Ernst zu nehmen. Wieso bemerkte ich nicht, dass es mein Instinkt war, der mich davor warnen wollte, in welche Katastrophe mein Dasein drohte, sich zu wandeln? Ließen meine Liebe, mein Glück mich blind werden, blind für die Gefahr, in der Kate schwebte und die sie schließlich das Leben kostete? Die Schuldgefühle in meinem Inneren gewinnen langsam die Oberhand, so dass es mir nicht länger möglich ist, einen auch nur halbwegs klaren Gedanken zu fassen.
Alles, was ich in diesem Moment weiß, ist, dass ich bei ihr sein muss, bei ihr sein will, auch wenn es mir noch so schwer fällt, sie so zu sehen. Ich kann sie doch nicht einfach loslassen, sie aus meinem Leben gehen lassen, nachdem ich sie endlich gefunden habe, dazu bin ich nicht bereit. Deshalb setze ich beinahe mechanisch einen Fuß vor den anderen, begebe mich tiefer in den dunklen Raum, der mich zu verschlingen scheint. Doch dann halte ich abrupt inne, beinahe als halte mich eine unsichtbare Mauer davon ab, weiter zu gehen, um mich vor dem unbeschreiblichen Schmerz zu bewahren. Aber wie könnte dieser Schmerz noch schlimmer sein, als jener, den ich bereits seit zwei Stunden in meinem Herzen trage?
Minutenlang stehe ich wie erstarrt vor dem schwarzen Leichensack, ohne meinen Blick davon wenden zu können, aber ich muss mich dazu zwingen, mich schließlich aus meiner Trance zu lösen und näher zu treten. Alles in meinem Inneren will mich davon abhalten, doch ich weiß, dass ich es tun muss, so sehr es auch schmerzt, wenn der kümmerliche Rest meines Herzens in tausend Stücke zerspringt. Denn sobald ich den Sack geöffnet habe und Kate in die leblosen Augen blicke, kann ich vor der Tatsache ihres Todes nicht länger fliehen, muss sie endgültig akzeptieren. Aus diesem Grund zögere ich weiterhin, auch wenn etwas in mir sich so stark nach ihr sehnt, dass selbst die Qual ihres Anblicks leichter scheint als die Leere ohne sie.
Mit einem letzten tiefen Atemzug schließe ich die Augen, sammle Kraft, Kraft, die ich schon längst nicht mehr besitze, um mich dann endlich meiner größten Angst zu stellen, der Angst, die nun Wirklichkeit wurde. Wie in Zeitlupe strecke ich meine Hände nach dem dunklen Sack aus und fahre wenig später darüber, fühle den festen, rauen Stoff unter meinen Fingern. Als ich nach dem Reißverschluss greife, beginnen sie unwillkürlich zu zittern, so dass ich Mühe habe, diesen nach unten zu ziehen. Meine Augen sind noch immer fest geschlossen, während ich das starre Gewebe zur Seite schiebe und damit den Körper im Inneren offenbare.
 
[NCIS] Vendetta - Blutige Rache / Kapitel 23: "Ein letztes Lächeln"

Auch hier muß ich euch eine kleine Pause ankündigen.
Aber nur bis ich aus dem Urlaub zurück bin.
Bis dahin viel Spaß mit dem vorerst letzten Kapitel.

LG Claudia


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Meine Augenwinkel beginnen unwillkürlich zu brennen, bevor die erste Träne unter meinen Lidern hervortritt und wenig später auf meine Hand tropft, die noch immer den rauen Stoff des Leichensacks fest umklammert hält. Als ich schließlich zögernd in das Dämmerlicht blinzle, glaube ich, mein Herz würde stehen bleiben, denn da liegt sie vor mir, starr und eiskalt, während ihre braunen Augen nun fahl und leblos an die Decke starren. Wie in Trance strecke ich meine zitternden Finger aus und streiche vorsichtig darüber, um ihre Lider zu schließen, als könnte ich ihr damit die letzte Ruhe geben, die sie verdient. Vorsichtig, als könnte ich sie durch meine Berührung zerbrechen, gleitet meine Hand weiter durch die weichen Haare, die noch immer sanft ihr Gesicht umrahmen und sich unter meiner Haut wie Seide anfühlen.
Ihr ebenmäßiges Gesicht ist noch immer wunderschön, doch die zarte Haut hat mittlerweile eine blasse bläuliche Färbung angenommen. Sogar ihre weichen Lippen, die ich einige Stunden zuvor noch leidenschaftlich küsste, haben nun ihre natürliche rote Farbe verloren. Ich würde mein Leben dafür geben, wenn diese mir ein letztes strahlendes Lächeln schenken, das mir stets ein Gefühl von Wärme vermittelt, noch einmal jene drei Worte formen würden, die alles für mich bedeuten, dass mein Inneres bei diesem Gedanken fast zerreißt. So sehr ich mir dies jedoch wünsche, bleibt ihr Mund weiterhin unbeweglich und stumm.
Es erscheint mir wie blanker Hohn, dass sie an diesem Tag, noch immer in ihr Hochzeitskleid gehüllt, an diesem Ort, auf diesem Tisch liegt. Ich erinnere mich noch genau daran, wie aufgeregt sie mir vor einigen Wochen erzählte, dass sie endlich nach langer Suche das perfekte Kleid gefunden hatte. Ihre Wangen waren gerötet, ihre Augen strahlten, wie die eines kleinen Kindes am Weihnachtsabend, so dass auch in meinem Inneren unwillkürlich die Vorfreude auf diesen Tag stieg. Doch ich wusste bereits vor diesem Moment, dass sie die schönste Braut sein würde, und genau das ist sie... war sie, bis zu dem Zeitpunkt, als sie aus dem Leben gerissen wurde, aus unserem gemeinsamen Leben, das wir beide uns erträumten und am Ende viel zu kurz war.
Caitlin DiNozzo, meine Ehefrau - scheinbar sah das Schicksal diesen Bund für uns vor, auch wenn dieser nur wenige Minuten dauern sollte, doch wir waren füreinander bestimmt. War es Fügung, dass der tödliche Schuss sie erst nach unserem Jawort erreichte und nicht bereits zuvor? Ich weiß weder, ob ich mich in diesem Fall anders fühlen würde, noch ob ich dankbar dafür sein soll, dass uns diese Chance nicht genommen wurde. Denn damit bleibt mir eine weitere glückliche Erinnerung mit ihr, die mir jedoch gleichzeitig unerträgliche Schmerzen bereitet, verbinde ich damit doch unausweichlich unsere gemeinsame Zukunft, die in greifbarer Nähe vor uns lag und die wir nun niemals miteinander teilen werden.
Meine Augen wandern unaufhaltsam nach unten, magisch angezogen von dem abscheulichen Mal, das sich auf ihrer Brust ausbreitete und den reinweißen Stoff mit seiner braunen Färbung befleckte. Ich kann nicht verhindern, dass mir ihr Anblick, der mein geschundenes Herz beinahe zerspringen lässt, unzählige Tränen in die Augen treibt, die unaufhörlich über meine kühlen Wangen rinnen und eine brennende Spur darauf hinterlassen. Ein verhaltenes Schluchzen verlässt meine Kehle, doch nur Sekunden später wird mein kraftloser Körper von unkontrolliertem Zittern geschüttelt. Obwohl ich um mich schlagen, schreien und toben möchte, habe ich schon lange keine Energie mehr dafür, kann ich mich nur noch mit größter Mühe aufrecht halten.
Ich greife nach ihrer eisigen Hand, suche, wie schon so oft zuvor, bei ihr den Halt, den sie mir jedoch nicht mehr geben kann, nie wieder geben wird. Meine Finger klammern sich um die ihren, versuchen sie zu wärmen, so als könnte dadurch das Leben in ihren Körper zurückkehren. Der glatte Silberreif, den ich ihr erst vor wenigen Stunden überstreifte, drückt sich unbarmherzig in meine Haut, doch als unsere beiden Ringe mit einem leisen Geräusch aufeinander treffen, breitet sich in mir unvermittelt die Gewissheit aus, dass wir für immer zusammengehören. Obwohl Kate nicht mehr bei mir ist, gelingt es ihr noch immer, mir ein Gefühl von Ruhe zu vermitteln, so dass ich meinen Kopf erschöpft an ihre Schulter sinken lasse.

Ich weiß nicht, wie viel Zeit vergangen ist, als sich die automatischen Schiebetüren mit einem leisen Zischen öffnen, und es ist mir auch vollkommen egal. Das dumpfe Hallen der sich nähernden Schritte lässt mich nicht aufsehen, denn es gibt nur eine Person, die es wagen würde, mich von ihr trennen zu wollen. Doch ich werde nicht tatenlos dabei zusehen, wie sie die Liebe meines Lebens obduzieren, ihre Schönheit zerstören, sie damit entweihen. Ich richte mich langsam auf und strecke vorsichtig meine Glieder, die in der Kälte des Raumes steif geworden sind, ohne jedoch für eine Sekunde Kate los zu lassen, denn würde ich zulassen, dass sie sie mir endgültig wegnehmen, weiß ich, dass ich daran zerbrechen würde, wenn ich das nicht schon lange bin.
Kurz darauf spüre ich Gibbs' Hand die sich auf meine Schulter legt und diese drückt, aber so aufbauend seine Geste auch gemeint ist, so falsch erscheint sie mir. „Du solltest gehen, Tony. Bitte.“ Als seine tiefe Stimme erklingt, zucke ich unwillkürlich zusammen, denn ich kann mich nicht daran erinnern, dass er schon einmal dieses Wort verwendete. Dennoch gebe ich keine Antwort von mir, schüttle lediglich bestimmt meinen Kopf und befreie mich aus seinem Griff, der mich nach draußen dirigieren will. Er gibt ein unterdrücktes Seufzen von sich, bevor er erneut ansetzt: „Du weißt, dass Ducky seine Arbeit machen muss.“ Bei diesen Worten steigt die Wut in meinem Inneren unaufhaltsam nach oben, bereit, sich zu entladen, so dass ich aufgebracht zische: „Verschwinde!“
Ich versuche, seine Anwesenheit zu ignorieren und mich auf Kate zu konzentrieren, doch ich kann seine Nähe in meinem Rücken spüren. „Behalte sie nicht so in Erinnerung, Tony! Das hat sie nicht verdient.“ Für einen Moment glaube ich, mich verhört zu haben, doch obwohl er nur geflüstert hat, ist der Sinn seiner Aussage für mich verständlich. Aus diesem Grund lasse ich auch ihre Hand los, drehe mich abrupt zu meinem Vorgesetzten um und funkle ihn zornig an, bevor ich ungehalten frage: „Verdient? Du wagst es, darüber zu urteilen? Nur deinetwegen ist sie tot. Er hat sie mir genommen, um dich zu quälen.“ Es ist beinahe befreiend, mir diese Vorwürfe von der Seele zu schreien, doch die Linderung hält nur Sekunden an, denn auch dadurch wird sie nicht zu mir zurückkehren.
Mittlerweile habe ich jedoch vollkommen die Kontrolle über meine Gefühle verloren, so dass ich seinen Versuch, mich zu beruhigen, heftig abwehre. Bereits in dem Moment, als die Kugel die Liebe meines Lebens traf und mir damit nahm, schaltete sich mein Verstand aus, so dass ich nur noch handele, ohne zu denken. Mein harter Faustschlag trifft meinen Boss unvorbereitet am Kinn, wodurch er zu Boden geht und mich mit seinen eisblauen Augen für einige Sekunden entsetzt anstarrt. Doch dann verschließt sich seine Miene erneut hinter dem gewohnt undurchdringlichen Blick, als er deutlich zurückgibt: „Verdammt DiNozzo, reiß dich endlich zusammen!“
Ich soll mich zusammenreißen? Meine Ehefrau, die ich mehr liebe als alles andere, ist tot, und ich soll mich zusammenreißen? Seine Worte bringen mich dazu, mich immer weiter in meine Wut hinein zu steigern, so dass ich brülle: „Ich lasse nicht zu, dass ihr sie aufschneidet.“ Für einen Moment erscheint es mir, als könne ich Verständnis und auch einen Hauch Mitleid in seinen Augen lesen, doch so schnell, wie dieses Gefühl gekommen ist, verschwindet es bereits wieder. Wir starren uns weiterhin unbeweglich an, keiner willens dem Blick des anderen nachzugeben, geschweige denn diesem auszuweichen.
Während ich mich weiterhin auf Gibbs konzentriere, betreten McGee und Ducky den Raum und nähern sich uns zielstrebig. „Wage es, und du bist tot!“, zische ich meinem jüngeren Kollegen zu, doch er bewegt sich weiter auf mich zu und packt mich schließlich mit der Hilfe meines Bosses, den ich aus Unachtsamkeit aus den Augen gelassen habe. Trotzdem gebe ich mich nicht geschlagen und wehre mich mit der letzten Kraft, die mein Körper noch aufzubringen vermag. Doch was ich sehe, als der Pathologe plötzlich neben mich tritt, lässt mich noch heftiger reagieren und schreien: „Nein. Ich bringe euch um, wenn ihr sie anrührt.“ Nur Sekunden später spüre ich einen Schmerz in meinem Oberarm, einen kleinen Stich, der sich jedoch rasend schnell in meinem Inneren auszubreiten und eine brennende Qual zu entfachen scheint.
 
AW: [NCIS] Vendetta - Blutige Rache

So, ich hab jetzt mal Zeit gefunden, dass ich mir deine komplette Story von Anfang bis zum - vorläufigen - Ende durchgelesen habe.
Zuerst mal muss ich sagen, dass mir dein Schreibstil gefällt, auch wenn ich persönlich jetzt nicht gerade so auf die Ich-Perspektive stehe. Aber zu der Geschichte an sich passt es und kommt auch generell mit allen Gefühlen etc. gut rüber.
Zudem fügt sich die ganze Geschichte ziemlich gut in die durch die Serie vorgegebene Story ein und auch die Charaktere passen zu dem, wie sie normalerweise auf dem Bildschirm dargstellt werden.

Bin mal gespannt, was nach deinem Urlaub noch weiter kommt :)
 
[NCIS] Vendetta - Blutige Rache / Kapitel 24: "Nur ein einziger Tag"

So, da bin ich endlich wieder.
Es freut mich sehr, daß meine Story einen neuen Fan gefunden hat.
Deshalb rede ich auch nicht lange, sondern erfreue euch mit dem nächsten Kapitel.

LG Claudia


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Die Schwärze, die mich umhüllt hat, löst sich langsam auf, während ein stechender Schmerz versucht, mich zurück in die Realität zu ziehen. Nur mit Mühe kann ich mich gegen das Verlangen wehren, einfach regungslos liegen zu bleiben, denn mein gesamter Körper fühlt sich bleischwer an. Doch mein dröhnender Schädel gönnt mir nicht länger meine Ruhe, nach der ich mich so sehr sehne, sondern scheint, mich in den Wahnsinn treiben zu wollen. Mittlerweile frage ich, was passiert war, denn ich kann mich nicht daran erinnern, dass mein Junggesellenabschied dermaßen ausartete. Stets achtete ich darauf, dass ich nicht übermäßig Alkohol trank, denn ich war bereits nervös genug und hatte die Absicht, meinen Hochzeitstag bei vollem Bewusstsein zu erleben.
Mein Kopf ist jedoch noch nicht dazu in der Lage, sich mit solch tiefgreifenden Überlegungen auseinander zu setzen, so dass ich die Frage vorerst verdränge. Stattdessen konzentriere ich mich darauf, meine Augen zu öffnen, die sich nur schwer an die Helligkeit in meiner Umgebung gewöhnen wollen. Der stechende Schmerz, den diese nur noch zu verschlimmern scheint, macht sogar meinen Versuch, mich zu orientieren, beinahe unmöglich. Ich kann fühlen, dass ich auf einer Couch liege, doch jene in unserem gemeinsamen Haus habe ich nicht derart unbequem in Erinnerung, dass ich Mühe habe, mich aufzurichten. Kaum habe ich es geschafft, in eine gerade Position zu gelangen und vorsichtig in die helle Morgensonne zu blinzeln, als bereits ein Schwindelanfall alles um mich herum verschwimmen lässt.
Ein leises Stöhnen rinnt über meine Lippen, während ich mich zurücklehne und meinen Kopf an das Polster sinke lasse, um einen klaren Blick zu bekommen. Erst nach einigen Sekunden wird mir bewusst, dass ich mich in Gibbs' Wohnzimmer, auf seinem Sofa befinde und mich nicht mehr daran erinnern kann, wie ich hierher gelangte. Verließ er nicht bereits lange vor mir die Party, um wie so oft an seinem Boot zu bauen? Um dieser Frage auf den Grund zu gehen, erhebe ich mich, wohl ein wenig zu ruckartig, denn mein Körper straft mich umgehend für diese heftige Bewegung, so dass ich diesen einmal mehr zurück auf das unbequeme Lager gleiten lasse.
„Du solltest dir noch ein wenig Ruhe gönnen, Tony.“ Die besorgte Stimme meines Vorgesetzten lässt mich meine Aufmerksamkeit verwundert zur Tür lenken, denn ein solches Verhalten hatte ich bisher nur selten bei ihm erlebt, so dass mein Instinkt umgehend in Alarmbereitschaft versetzt wird. Doch als mein Blick seinen blauen Augen begegnet, lese ich in ihnen Mitleid, das in meinem Inneren unwillkürlich ein schlechtes Gefühl auslöst, das ich jedoch nicht in der Lage bin, einzuordnen. Krampfhaft versuche ich, mir einen Reim auf diese seltsame Situation und sein Benehmen zu machen, aber es will mir nicht gelingen, die Zusammenhänge zu überblicken.
Ich kann mich nicht daran erinnern, dass er mich schon einmal derart eindringlich, aber gleichzeitig ohne jedes Anzeichen von Schärfe erkennen zu lassen, musterte, dass mir unwillkürlich ein eisiger Schauer über den Rücken rinnt. Aus diesem Grund weiche ich ihm aus, denn zu einer solch seltsamen Auseinandersetzung bin ich heute Morgen noch nicht in der Lage und inspiziere stattdessen mein ungewohntes Lager. Verwirrt wandert mein Blick schließlich an meinen Beinen nach oben, die schwarzen Hosen entlang, die ich noch immer trage und die eindeutig zu meinem Hochzeitsanzug gehören. Doch dann bleiben meine Augen an dem zerknitterten weißen Hemd hängen, das unübersehbare Spuren von eingetrocknetem Blut trägt.
Krampfhaft versuche ich, mich an die vergangene Nacht, den vergangenen Tag zu erinnern, aber in meinem Kopf herrscht gähnende Leere. Kaum schließe ich jedoch für einen Moment meine Augen, ist es, als sehe ich Bruchstücke eines Traumes vor mir, den ich vergessen hatte oder auch vergessen wollte, doch ich weiß, das diese Bilder kein Traum sind. Es ist die Wirklichkeit, die meine Seele versuchte zu verdrängen, um mein Herz davor zu schützen, endgültig zu Staub zu zerfallen. Stattdessen geben meine Beine unter mir nach und lassen mich unsanft zurück auf die Couch fallen, wo ich unbeweglich verharre und mich bemühe zu begreifen, was geschehen ist.
Mein Boss, der mich bisher schweigend beobachtet hat, geht die wenigen Schritte durch den Raum, lässt sich mir gegenüber auf dem Sessel nieder und stellt wortlos einen Becher dampfenden Kaffee vor mir auf den Tisch. Mit zitternden Händen greife ich mechanisch danach, klammere mich daran fest, beinahe wie an einen Rettungsanker, der verhindern soll, dass ich untergehe. Die starke Flüssigkeit vermischt mit einem kräftigen Schluck Bourbon, rinnt heiß meine Kehle hinab, erweckt die Lebensgeister in mir vollständig, so dass die schmerzhaften Erinnerungen zurückkehren. Ich erkenne, dass Ducky mir mit seinem Beruhigungsmittel eine erholsame Nacht verschaffen wollte, doch ich fühle mich noch immer kraftlos und gebrochen, nicht fähig, mich auch nur zu bewegen.

Nach einer Ewigkeit hebe ich erneut meinen Blick, mustere das besorgte Gesicht meines Gegenübers, dessen Kinn unübersehbar ein Bluterguss ziert. Nur zu gut weiß ich, wie es dazu kam, doch ich bin nicht dazu in der Lage, mich für mein Handeln zu entschuldigen, denn noch immer scheinen die Qualen in meinem Inneren, mich zerreißen zu wollen. „Ich weiß, wie du dich fühlst, Tony.“ Diese Worte aus seinem Mund überraschen mich im ersten Moment, doch dann gewinnt abermals die Wut die Oberhand, so dass ich sarkastisch erwidere: „Natürlich. Du weißt ja immer alles.“ Ein unüberhörbares Seufzen verlässt seine Lippen, als er sich mit einer Hand durch die Haare fährt, während die andere sich angespannt um seinen Kaffeebecher krampft. Schließlich weicht er meinem Blick aus, ein Verhalten, das ich bei ihm noch nie zuvor erlebt habe, denn Leroy Jethro Gibbs hält jedem, ob Verbrecher oder Opfer, Stand.
Doch nun scheint er beinahe, mit sich zu kämpfen, so dass ich für einige Sekunden meinen Verlust vergesse und ihn abwartend ansehe. „Es gibt da etwas, was bisher niemand über mich weiß...“ Als er endlich zu sprechen beginnt, ist seine sonst so tiefe, kraftvolle Stimme kaum wahrnehmbar, so dass ich Mühe habe, ihn zu verstehen. Ich weiß nicht, womit er glaubt, mir zeigen zu können, dass er meinen Schmerz versteht, doch ich warte ab, bis er fortfährt: „Ich war vor meinen drei gescheiterten Ehen schon einmal verheiratet. Sie hieß Shannon, und ich habe sie mehr geliebt, als alles andere. Sie und unsere Tochter.“
Er hatte eine Familie? Eine Frau und eine Tochter? Seine Worte lassen mich schlucken, dachte ich doch bisher, dass er in seinem Leben, sogar während seiner Ehen, stets ein Einzelgänger geblieben war. Damit zeigt sich mir wieder einmal, dass ich meinen Boss im Grunde überhaupt nicht kenne, aber dieses Geheimnis scheint er nicht nur vor mir verborgen zu haben. Dass die Erzählung an dieser Stelle vermutlich noch nicht zu Ende ist, kann ich mir vorstellen, doch wahrscheinlich wäre es zu voreilig und auch anmaßend zu vermuten, dass auch diese Geschichte endete wie all die anderen in den vergangenen Jahren seines Lebens.
Aus diesem Grund drängt sich mir unvermittelt die Frage auf, was mit ihnen geschehen ist, auf die ich jedoch, ohne sie aussprechen zu müssen, umgehend eine Antwort erhalte: „Die Beiden wurden vor fünfzehn Jahren ermordet.“ Diese Aussage, so betont gefühlskalt sie auch ausgesprochen ist, versetzt mir unvermittelt einen Schlag, denn bisher war mir nicht klar, dass es einen triftigen Grund für das Wesen meines Vorgesetzten und sein teilweise ruppiges Verhalten gab. Vermutlich war es ein Fehler, dass ich mir bisher nie wirklich Gedanken darüber machte, warum er war, wie er war, glaubte ich doch nie, dass sich eine derartige Wahrheit dahinter verbarg. Ein solches Erlebnis sollte niemand verkraften müssen, aber das Schicksal macht vor keinem von uns Halt, das musste schließlich auch ich schmerzlich erfahren.
Doch so sehr ich seinen Schmerz verstehe, so schnell steigt ein Gefühl von Neid in meinem Inneren auf, denn er hatte ein Leben gemeinsam mit seiner Familie, so kurz es auch war und so tragisch es endete. Ich bin gegenwärtig nicht in der Verfassung, einem anderen Menschen Verständnis entgegen zu bringen, viel zu sehr habe ich mit mir selbst zu kämpfen. „Was erwartest du jetzt von mir? Mitleid?“, gebe ich deshalb abweisend zurück und füge bitter hinzu: „Du hattest Zeit mit ihnen, hast glückliche Erinnerungen. Mir bleibt nichts, kein einziger Tag gemeinsam mit Kate. Alles, was ich will, ist ein Tag. Nur ein verdammter Tag.“
Erneut holen mich die Trauer und der Schmerz über meinen eigenen Verlust mit unbeschreiblicher Härte ein, so dass ich Mühe habe, meine Emotionen unter Kontrolle zu halten. Meine Augen beginnen zu brennen, und ich fühle die Tränen, die sich in wenigen Sekunden unaufhaltsam ihren Weg über meine Wangen bahnen werden. Aber ich habe nicht vor, meine Empfindungen vor Gibbs zu offenbaren, so dass ich mich hastig erhebe und beinahe fluchtartig das Haus verlasse. Seine letzten Worte verfolgen mich jedoch nicht nur auf dem Weg nach draußen, sondern auch die nächsten Stunden: „Du kannst nicht davor weglaufen. Glaub mir! Der Schmerz wird dich irgendwann auffressen.“
 
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Traurig... Man fühlt definitv mit Tony mit, wobei ich es ziemlich "cool" von Gibbs finde, dass er Tony von seiner Vergangenheit erfährt. War mir persönlich eigentlich nie so ganz klar, dass sein Team davon gar nichts weiß, aber als Zuschauer der Serie ist man eben doch allwissender als die Charaktere ;)
Jedenfalls finde ich es gut, dass er darüber spricht, kann Tony aber auch in seiner Reaktion verstehen.
 
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