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[NCIS] Drops of Blood falling down in Snow

AW: [NCIS] Drops of Blood falling down in Snow

Und spannend geht es weiter.
Wie immer wünsch ich viel Spaß beim Lesen.

LG Claudia


Kapitel 20: „Disclosures“
Washington D.C., 10. Januar 2005

Alles, was die junge Frau spürt, als sie ihr Bewusstsein wieder erlangt, sind dröhnende Kopfschmerzen und die eisige Kälte, die ihren Körper umhüllt. So sehr sie sich auch anstrengt, wollen ihre Augen die unheimliche Finsternis einfach nicht durchdringen, so dass sie nichts in ihrem Umfeld wahrnehmen kann. Ihr keuchender Atem und das gedämpfte Stöhnen hallen unnatürlich laut von der feuchten Wand in ihrem Rücken wider und lassen sie beinahe zusammenzucken. Die Furcht breitet sich immer stärker in ihrem Inneren aus, ihr Herz schlägt so heftig gegen ihre Rippen, so dass sie glaubt, es müsste jeden Moment aus ihrer Brust springen. Immer wieder bemüht sich die Agentin, Kontrolle über ihren Körper zu erlangen, doch ihre Muskeln wollen ihr nicht gehorchen und bewegen sich keinen Millimeter. Das Einzige, was sie tun kann, ist, unbeweglich in der Kälte zu liegen und in die Dunkelheit zu starren, die nicht das leiseste Geräusch zu ihr dringen lässt. Noch immer fühlt sie das eisige feuchte Tuch vor Mund und Nase, das ihr das Bewusstsein raubte und sie in eine undurchdringliche Schwärze zog. Sie weiß weder, wie lange sie daraufhin ohnmächtig war, noch seit wann sie sich an diesem beklemmenden Ort befand. Plötzlich durchbricht ein kaum wahrnehmbarer Laut die gespenstische Stille, so dass sie für einen Moment glaubt, sich dies eingebildet zu haben. Doch der lauter werdende Ton, der dumpf auf dem steinernen Boden widerhallt, stammt eindeutig von den Schritten einer Person, die sich langsam nähert. Mit ihr dringt der diffuse Schein einer flackernden Lichtquelle zu ihr, so dass die Umrisse ihres Umfeldes deutlich werden. Die junge Frau lässt ihre Augen, so weit wie es ihre Unbeweglichkeit zulässt, durch den Raum wandern und erkennt die felsigen Wände, von denen sie umgeben ist. Plötzlich blickt sie erschrocken nach vorn, als ein lautes Poltern ihre Aufmerksamkeit auf sich zieht und sie eine hämische Stimme vernimmt: „Hallo Katie. Ich hoffe, du hattest süße Träume.“

Kaum öffnen sich die automatischen Schiebetüren, als der junge Mann in das Labor stürmt und aufgebracht erklärt: „Er hat sie entführt. Dieses Schwein hat Kate entführt.“ Die Forensikerin versucht, ihn zu beruhigen und fragt vorsichtig: „Wer hat sie entführt? Kennst du seinen Namen?“ Noch immer vollkommen außer sich nickt er und antwortet: „Überprüfe ihr Date, Drew Lancaster! Ich habe seinen Namen aus ihrem PDA, den er einfach am Straßenrand hat liegen lassen. Ich wusste, dass mit diesem Typ etwas ganz und gar nicht stimmt. Du musst versuchen, ihn ausfindig zu machen.“ Daraufhin wendet Abby sich sofort ihrem Computer zu und lässt ihre wie immer Finger rasend schnell über die Tastatur wandern, bevor sie alarmiert erwidert: „Dieser Mann existiert überhaupt nicht.“ Während Tony unruhig im Raum auf und ab geht, fährt er sich seufzend durch die Haare und denkt kurz nach, bevor er nachhakt: „Was macht der Fingerabdruck?“ Nun lässt sie eine Akte auf dem Plasmabildschirm erscheinen und erläutert: „Gerade, als du herein gekommen bist, hatte ich den Zugang geknackt. Er gehört zu Andrew Todd, 34 Jahre alt, wohnhaft in D.C.“ Bei dieser Aussage hält der Agent verwundert in seinem ruhelosen hin- und herwandern inne und fragt zurück: „Todd? Ist er mit Kate verwandt?“ Nach einigen Mausklicks berichtet die junge Frau: „Er ist ihr Halbbruder. Ich dachte, sie hat nur zwei große Brüder und eine ältere Schwester. Aber anscheinend ist da noch ein Bruder. Wieso hat sie mir nie davon erzählt?“ Doch ehe sie sich in einen längeren Vortrag hinein steigern kann, wird sie von ihrem nachdenklichen Kollegen unterbrochen: „Als sie vorhin am Schreibtisch eingeschlafen ist, hat sie ihm Traum einen Andy erwähnt. Sie meinte, sie hätte diesen Jungen noch nie zuvor gesehen. Was kannst du mir über ihn sagen?“ Erneut studiert sie die Akte und gibt dann den Inhalt wieder: „Also, er ist vier Jahre älter als sie. Als seine Mutter starb, war er zwei Jahre alt. Oh, sein Strafregister ist lang. Schon als Kind ist er durch gewalttätiges Verhalten aufgefallen. Deshalb wuchs er, seitdem er zwölf Jahre alt war, in ein Heim für schwer erziehbare Kinder auf. Zu seinen Vorstrafen zählen unter anderem Einbruch, Raub und Körperverletzung.“ Bei dieser Aufzählung hält Tony unwillkürlich die Luft an, denn sobald er sich vorstellt, dass seine Partnerin in der Gewalt dieses Typs ist, hat er sich nicht länger unter Kontrolle. „Er hat uns an der Nase herumgeführt. Er hatte es die ganze Zeit auf Kate abgesehen“, flüstert er kaum hörbar und hat Mühe, seine Gefühle zu beherrschen, doch er fragt: „Hast du ein Foto von ihm?“ Wenige Mausklicks später erscheint das Foto eines Mannes auf dem Monitor, so dass der Agent aufgebracht ruft: „Das ist Drew Lancaster. Mit ihm ist Kate ausgegangen. Ich wusste, dass irgendetwas mit ihm nicht stimmt.“ Erneut tippt Abby eifrig auf ihrer Tastatur herum und erklärt schließlich: „Lancaster ist der Mädchenname seiner Mutter.“ Daraufhin nickt der junge Mann nachdenklich, ehe er tonlos erwidert: „Andrew. Kurz Andy ... oder Drew.“

„Was wollen Sie von mir?“ Diese wenigen Worte auszusprechen, kostet die Agentin viel Kraft, Kraft, die ihr Körper nicht mehr zu besitzen scheint, denn ihre Stimme ist lediglich ein Flüstern. Doch sie erhält keine Antwort auf diese Frage, nur ein gehässiges Lachen ertönt von ihren Gegenüber, das einen eisigen Schauer über ihren Rücken laufen lässt. Ängstlich nimmt sie das Funkeln in seinen blauen Augen wahr, die jedoch einen wahnsinnigen Ausdruck angenommen haben, so dass das Zittern ihres Körpers noch stärker wird. Immer wieder versucht sie, ihre letzte Energie zu mobilisieren, doch ohne Erfolg, denn ihre Muskeln wollen ihr einfach nicht gehorchen. Der junge Mann realisiert ihre Bemühungen, tritt mit einem fiesen Grinsen auf den Lippen näher an sie heran und lässt sich vor ihr in die Hocke sinken. Allein seine Nähe löst in ihrem Inneren eine Übelkeit aus, die sie nur mit Mühe unterdrücken kann, doch als er ihr mit den Fingern über die Wange streicht, kann sie ihre Gefühle nicht länger unterdrücken, so dass eine Träne über ihr Gesicht rinnt. Ihn scheint diese Reaktion jedoch noch nicht zu befriedigen, denn er nähert sich ihrem Ohr und erklärt: „Gib dir keine Mühe, du kannst dich nicht bewegen. Ich habe dir eine ausreichende Dosis Aconitin verabreicht. Als Bundesagentin bist du dir sicher dessen Wirkung bewusst. Es lähmt deine Muskeln, so dass du mir nicht mehr entkommst.“ Als sie erneut sein dreckiges Lachen vernimmt, schließt sie die Augen, um seine Anwesenheit und ihre Umgebung auszublenden. Stumm fleht sie um Hilfe, doch so wie sie ihren Partner nach seinem Liebesgeständnis behandelt hatte, würde dieser sich wohl nicht auf die Suche nach ihr machen. Mühsam unterdrückt sie ein Schluchzen, als ihr klar wird, dass sie alles falsch gemacht und ihn durch ihre panische Flucht völlig vor den Kopf gestoßen hatte. Es wäre kein Wunder, wenn Tony sich nach ihrem Verhalten nicht weiter um sie sorgen und sie einfach diesem Typ überlassen würde. Plötzlich schüttelt sie innerlich den Kopf über ihre ungerechten Unterstellungen, denn egal, was zwischen ihnen vorgefallen war, weiß sie doch, dass sie sich immer auf ihn verlassen kann. Er ist ihr Held, der kommen würde, um sie aus der Gewalt dieses Irren zu befreien, diese Worte sagt sie sich wieder und wieder, um nicht vollends die Nerven zu verlieren.
 
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AW: [NCIS] Drops of Blood falling down in Snow

Hallo Ihr!

Auch hier gibt es neues Lesefutter für euch.
Ich wünsche euch wieder viel Spaß.

LG Claudia


Kapitel 21: „Outburst and Determination“
Washington D.C., 10. Januar 2005

Mittlerweile gewinnt die Wut in Tonys Innerem die Überhand, so dass er sich nicht länger zurückhalten kann und aufgebracht den vollen Becher seiner Kollegin vom Tisch fegt, dessen Inhalt sich innerhalb von Sekunden auf den Boden ergießt. Als diese zu einer Schimpftirade ansetzen will, bleiben ihr jedoch die Worte im Hals stecken, denn der Blick in seine Augen lässt sie erschauern. In ihnen liest sie nicht nur Zorn, sondern auch Angst, Angst um seine Partnerin, die er liebt, da ist sich die Forensikerin vollkommen sicher. Der Agent sieht regungslos der roten Flüssigkeit nach, die sich langsam auf den kühlen Fliesen verteilt, ehe er flüstert: „Ich bin Schuld daran, dass der Typ sie gekriegt hat. Sie hat mir erzählt, dass sie sich verfolgt fühlt, und ich habe ihr nicht geglaubt. Sie dachte, sie sei nur überarbeitet. Ich hätte ihr widersprechen und auf sie aufpassen müssen.“ Nach dieser Aussage tritt die junge Frau eilig auf ihn zu, schlingt einfach die Arme um ihn und zieht ihn fest an sich, bis sie spürt, dass er sich ein wenig entspannt. Als sie sich von ihm gelöst hat, schiebt sie ihn vorsichtig von sich, sieht ihm fest in die Augen und erwidert bestimmt: „Das ist nicht deine Schuld, und das weißt du. Du hättest nicht ständig bei ihr sein können.“ Nach einem zaghaften Nicken von seiner Seite gibt sie sich schließlich zufrieden und fügt selbstsicher hinzu: „Du weißt, ich werde sie finden. Dann kannst du sie da herausholen.“ „Danke, Abbs“, gibt er lediglich zurück, woraufhin sich ein zufriedenes Grinsen auf ihren Lippen ausbreitet. Zum wiederholten Mal wendet sie sich ihrem Computer zu und erläutert dann: „Mein Massenspektrometer arbeitet noch an der Analyse der beiden Fasern. Du solltest dir in der Zwischenzeit einen Kaffee holen, damit du wieder einen klaren Kopf bekommst.“ Als Tony sich jedoch nicht vom Fleck bewegt, fügt sie bestimmt hinzu: „Und bring mir einen neuen Caff-Pow! mit. Du weißt, ich kann ohne meine Dosis Koffein nicht arbeiten.“ Kurz darauf verdeutlicht ihr das leise Zischen der Schiebetüren, dass er sich ihrer Anweisung annimmt und das Labor verlassen hat.

Als der junge Mann näher zu ihr getreten ist, hat Kate gesehen, dass er eine Laterne in der Hand hält, die er mittlerweile auf dem Boden abgestellt hat. Das diffuse Licht der flackernden Kerze in deren Innerem malt verzerrte Schatten, die unruhig hin und her tanzen, an die Felsenwände. Noch immer spürt sie seinen Atem auf ihrem Gesicht, so dass sie Mühe hat, ihre Emotionen unter Kontrolle zu bringen, denn die Geschehnisse der vergangenen Stunden zehren an ihren Nerven. Nach einiger Zeit scheint er sich von ihr zu entfernen, so dass sie wagt, ihre Augen langsam wieder zu öffnen, doch er steht noch immer vor ihr und starrt sie mit seinem wirren Blick an, der ihr zunehmend Angst macht. Obwohl sie normalerweise eine starke Frau und eine hervorragende Agentin ist, fühlt sie sich im Moment so hilflos wie nie zuvor in ihrem Leben. „Was wollen Sie von mir?“, fragt sie erneut flüsternd und kann nicht verhindern, dass ihre Stimme bei diesen Worten zittert. Doch er scheint diese Situation auszukosten, denn er weidet sich an ihrer Furcht, ehe er bedächtig erwidert: „Dass du dich nicht mehr an deinen großen Bruder erinnerst, trifft mich sehr.“ Ihr Kopf ist noch immer nicht in der Lage, klar zu denken, so dass sie einfach nicht begreifen kann, was dieser Verrückte ihr damit sagen will und ihn nur verständnislos ansieht. Drew Lancaster hatte den Plan gehabt, nichts zu überstürzen und sie eine Weile leiden zu lassen, doch dieses Spiel der Unwissenden lässt langsam den Zorn in ihm aufsteigen. Noch gelingt es ihm, sich zu beherrschen, so dass er lediglich zischt: „Sie hat dich immer uns allen vorgezogen, ihre kleine Prinzessin. Du wirst dafür büßen, was sie mir deinetwegen angetan hat. Du wirst so leiden, wie ich leiden musste.“ Wenn ihr Körper dazu in der Lage wäre, würde sie bei jedem seiner Worte zusammen zucken, doch so ist sie dazu verdammt, ihm unbeweglich zu lauschen. Noch immer dröhnt ihr Kopf so stark, dass sie die die Zusammenhänge nicht verarbeiten kann, die er ihr mit dieser Aussage verdeutlichen will. Ihr Schweigen verstärkt seine Wut noch zusätzlich, doch er atmet tief durch, um nicht alles zu verderben, wenn er sich nicht länger unter Kontrolle haben sollte. Kate versucht, sich zu konzentrieren und flüstert dann kaum hörbar: „Wer sind Sie?“ Erneut breitet sich ein dreckiges Grinsen auf seinem Gesicht aus, doch nach einigen Sekunden antwortet er mit übertrieben freundlichem Unterton, der ihr den nächsten eisigen Schauer über den Rücken rinnen lässt: „Ich bin Andy, dein großer Bruder.“

Tief in seine Gedanken versunken, geht der Agent den endlosen Flur entlang, der ihn zum Kaffeeautomaten auf der Etage des Squad Rooms führt. Die diffuse Beleuchtung erhellt seinen Weg nur schwach, denn um diese frühe Uhrzeit liegt das Hauptquartier noch beinahe im Dunkeln. Die Gänge sind wie ausgestorben und kein einziger Laut dringt an sein Ohr, was sich erst in einigen Stunden ändern wird, wenn die Kollegen der anderen Teams ihren Dienst antreten. Obwohl Abby versucht hatte, ihn ein wenig zu beruhigen, fühlt er sich noch immer verantwortlich für Kates Verschwinden, was die Tatsache, dass er im Moment zur Untätigkeit verdammt ist, nicht besser macht. Er hätte es besser wissen müssen, dass auch sie in großer Gefahr ist, doch stattdessen hat er sich nur Sorgen um Paula gemacht. Die Zweifel seiner Kollegin, der ausgebildeten Profilerin, hatte er innerlich lediglich als unterdrückte Eifersucht abgetan, doch sie hatte, wie so oft, vollkommen Recht mit ihrem Verdacht. Alles, was in den vergangenen Tagen geschehen war, hatte mit diesem verdammten Fall zu tun und sie nur noch stärker der Bedrohung durch diesen Irren ausgesetzt. Und er als ihr Partner, auf den sie sich in jeder erdenklichen Situation verlassen können müsste, hatte sie einfach im Stich gelassen. Wenn er sich nur vorstellt, was dieser Kerl im Augenblick mit seiner Katie anstellt... Erneut kocht die Wut in seinem Inneren bei diesem Gedanken hoch, so dass er seine rechte Hand angespannt zur Faust ballt und dann aufgebracht gegen den Automaten schlägt. Ein stechender Schmerz zieht durch seine Fingerknöchel bis in das Handgelenk, doch für wenige Sekunden betäubt er die Sorgen, die den jungen Mann im Inneren quälen. Nur mit Mühe kann er sich davon abhalten, umgehend zurück in das Labor zu eilen und Abby bei ihren Untersuchungen anzutreiben, doch diese würde ihn ungnädig vor die Tür setzen. Also nimmt er sich einen heißen Kaffee und läuft eine Weile unruhig den Korridor auf und ab, während er immer wieder von dem starken Getränk nippt. So sehr er auch versucht, seine Schuldgefühle zu verdrängen, da diese ihm zur Zeit nicht weiter helfen, schleichen diese sich doch immer wieder in seinen Kopf. Er hatte sie mit seinem verdammten Liebesgeständnis vollkommen aus der Bahn geworfen und sie dazu gezwungen, vor ihm und seiner Frage nach einer Antwort zu fliehen. Nur aus diesem Grund ist sie diesem Irren in die Arme gelaufen, weil er zugelassen hat, dass sie mitten in der Nacht das Hauptquartier verlässt, obwohl ein Mörder die weiblichen Agenten ihres Teams verfolgt. Erschöpft lehnt sich der Agent an eine kühle Wand und lässt sich dann nach unten gleiten, den Kopf in den Händen vergraben.
 
AW: [NCIS] Drops of Blood falling down in Snow

Hallo Ihr!

Hier kommt Kapitel Nummer zwei für den heutigen Tag.
Viel Spaß beim Lesen!

LG Claudia


Kapitel 22: „There's a Feeling of Helplessness inside“
Washington D.C., 10. Januar 2005

„Ich habe keinen Bruder mit dem Namen Andy“, gibt Kate bestimmt zurück und bemüht sich, ihrer Stimme einen festen Klang zu verleihen, obwohl selbst das Sprechen zu viel Energie kostet. Dieser Satz hallt unnatürlich laut von den Felswänden ihres Gefängnisses wider, beinahe als wolle er die Anwesenden verfolgen. Kaum verlassen die Worte ihren Mund, nimmt sie das wütende Funkeln in den Augen ihres Gegenübers wahr, das ihre Angst noch zusätzlich verstärkt. Nun kann er sich nicht länger beherrschen, tritt näher an sie heran und schlägt ihr so hart ins Gesicht, dass ihr Kopf zur anderen Seite geschleudert wird. Ihre Wange glüht und pocht vor Schmerz, doch sie will ihm nicht noch mehr Genugtuung verschaffen, indem sie dies zeigt. Nur mit Mühe bringt der Mann seinen Zorn unter Kontrolle, während er zufrieden die verstörte Erscheinung der Agentin realisiert. Immer wieder ruft er sich seinen Plan ins Gedächtnis, um sein Vorhaben nicht mit einer unüberlegten Tat vorzeitig zu gefährden. Die junge Frau soll leiden, bevor sie ein qualvolles Ende finden würde, er muss nur noch ein paar letzte Vorbereitungen treffen. Langsam beugt er sich zu ihr nach unten, streicht ihr über die Wange und flüstert: „Lauf nicht weg, Prinzessin! Ich werde gleich wieder bei dir sein.“ Mit diesen Worten greift er nach der Laterne und erhebt sich dann, um sich langsam aus dem Raum zu entfernen. Während das flackernde Licht der Kerze schwächer wird, nimmt auch das Hallen seiner Schritte auf dem Steinboden ab, bis es schließlich ganz verstummt. Als die junge Frau allein ist, versucht sie krampfhaft, ihre verbliebene Kraft zu mobilisieren und sich von den Fesseln zu befreien, doch noch immer gelingt es ihr nicht, sich zu bewegen. Langsam spürt sie, wie die Energie immer weiter ihren Körper verlässt und ihre Lider schwerer werden, doch sie kämpft dagegen an, einzuschlafen und sich damit diesem Verrückten vollkommen auszuliefern. Einige Zeit lang hilft ihr die Angst, um wach zu bleiben, doch irgendwann verliert sie den Kampf gegen die Müdigkeit, denn die vergangenen Tage haben an ihr gezehrt, so dass sie bald in einem unruhigen Traum gefangen ist.

Mit zwei großen Bechern in der Hand, betritt der Agent das Labor, wo die Forensikerin noch immer eifrig an ihrem Computer arbeitet. Während er den Caff-Pow! vor ihr auf den Tisch stellt, nimmt er einen Schluck seines neuen Kaffees, um die Müdigkeit aus seinem Körper zu vertreiben, denn wenn er seiner Partnerin helfen will, muss er vollkommen fit sein. „Was hast du für mich?“, fragt er ungeduldig, doch seine Kollegin spürt seine Anspannung und antwortet zurückhaltend: „Ich glaube, ich weiß, warum er unvorsichtig geworden ist. Er ist mit Kate ausgegangen, um seinen Plan voranzutreiben. Als sie dann aber seine Anrufe ignoriert und ein zweites Date abgelehnt hat, glaubte er sein Vorhaben in Gefahr.“ Tony nickt nachdenklich, ehe er erwidert: „Vermutlich dachte er, sie könnte seinem Charme nicht widerstehen. Ich habe seine riesige Limousine gesehen.“ „Kate steht nicht auf solche Angeber“, wirft die junge Frau hastig ein, denn sie kann den Unterton ihres Kollegen heraushören. Er versucht, ein Seufzen zu unterdrücken, bevor er nachhakt: „Wieso kann sie sich nicht an ihn erinnern? Sie hat mir von einem Traum erzählt, in dem sie noch ein Kind war. Sie hatte einen älteren Bruder, den sie noch nie zuvor gesehen hat.“ Abby blickt ihn eine Weile schweigend an, unsicher, ob sie ihm die Wahrheit sagen soll, doch er drängt sie zu einer Antwort: „Sag mir, was du herausgefunden hast!“ „Versprich mir, dass du ruhig bleibst und nicht überreagierst!“, bittet sie den Agenten eindringlich, der jedoch nur ein aufforderndes „Abbs!“ von sich gibt, so dass sie ihre Erläuterung beginnt: „Kate war sieben Jahre alt, als dieser Andy sie in seiner Gewalt hatte. Seine Eltern wollten ihn in eine psychiatrische Klinik zur Behandlung seiner Wutanfälle bringen, als er ausgerastet ist. Er hat Kate mit einem Messer bedroht und sich mit ihr in einem Wandschrank verbarikadiert. Als ihr Vater sie befreien wollte, hat sie durch einen Schlag auf den Kopf eine Gehirnerschütterung erlitten.“ „Es ist sehr gut möglich, dass unsere Caitlin dadurch und infolge der Geschehnisse ihre Erinnerung an die Tat verloren hat. Der Körper, vor allem bei Kindern, schützt sich damit vor einem Trauma“, führt daraufhin Ducky weiter aus, der vor einigen Sekunden das Labor betreten hat, ohne dass die Beiden ihn bemerkt haben. Während Abby den Gerichtsmediziner freundlich begrüßt, starrt Tony noch immer ungläubig auf das Bild von Drew Lancaster, das auf dem Plasmabildschirm zu sehen ist. Nur schwer kann er diese Informationen verarbeiten, doch sobald dies geschehen ist, wird er sich nicht länger zurückhalten können.

Die Nacht ist über das großzügige Einfamilienhaus hereingebrochen, in dem eine angenehme Wärme herrscht, während draußen der kühle Herbstwind die ersten bunten Blätter vor sich her treibt. Doch im Gegensatz zu der Stille, die sich über der Straße ausgebreitet hat, dringen im Inneren laute Stimmen durch die Räume im Erdgeschoss. Das kleine Mädchen, das um diese Zeit eigentlich in seinem Bett liegen soll, hat sich nach unten geschlichen und am Fuß der Treppen niedergelassen, um den Worten zu lauschen, die gedämpft durch die geschlossene Wohnzimmertür dringen. Das Klappern der Fensterläden an der Hauswand riss sie aus dem Schlaf, so dass die Kleine sich auf die Suche nach ihren Eltern machte. Nun klammert sie sich verunsichert an einen Pfosten des Treppengeländers, während ihre Mutter aufgebracht schreit: „Wie kannst du ihn noch immer verteidigen?“ „Das tue ich nicht, Caroline, und das weißt du. Aber er ist doch noch ein Kind“, versucht der Vater seine Frau ein wenig zu beruhigen, doch sie blickt ihn fassungslos an und fragt: „Willst du darauf warten, bis dieses Kind handgreiflich wird? Er hat das halbe Haus unserer Nachbarn verwüstet. Und das nur, weil die Anderen ihn angeblich gehänselt haben.“ Mit einem leisen Seufzen fährt er sich durch die Haare, während er unruhig im Raum auf und ab geht, um einen klaren Gedanken zu fassen. „Was soll ich deiner Meinung nach tun?“, hakt er schließlich nach, bevor er vor ihr stehen bleibt, um sie anzusehen und hinzufügt: „Er ist wegen seiner Wutanfälle bereits in Therapie.“ Doch die junge Frau will sich von seinen Worten nicht besänftigen lassen und gibt ungehalten zurück: „Ja, aber eine Therapie, die rein gar nichts gebracht hat. Dieser Quacksalber redet und redet, ohne dass sich irgendetwas tut.“ Erneut wendet sich der Mann von ihr ab, tritt an das große Fenster und blickt gedankenverloren nach draußen in die Dunkelheit. Sein Inneres wehrt sich dagegen, diese Entscheidung zu treffen und seinen Sohn so einfach abzuschieben, auch wenn er weiß, dass er im Grunde keine andere Wahl hat. „Denk an Katie!“, reißt ihn unvermittelt die leise Stimme seiner Ehefrau aus seinen Überlegungen, so dass er sich ihr verwundert zuwendet und sie fortfährt: „Was ist, wenn er ihr etwas antut?“ Ein kaum wahrnehmbares Schluchzen entrinnt ihrer Kehle, so dass er zu ihr geht, sie in den Arm nimmt und beruhigend über ihren Rücken streicht. Nach einigen Sekunden flüstert er: „Das wird nicht passieren. Ich verspreche dir, dass ich alles dafür tun werde, um dies zu verhindern.“
 
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Hallo Ihr alle!

Auch hier gibts ein neues Kapitel.
Viel Spaß beim Lesen und FB nicht vergessen!

LG Claudia


Kapitel 23: „Breaking down“
Washington D.C., 10. Januar 2005

Den Kaffeebecher von seiner Hand fest umschlossen, ballt er diese zornig zur Faust, so dass die heiße Flüssigkeit über den Rand schwappt und sich über dem Ärmel seines Hemdes ausbreitet. „Verdammt.“ Mit einem lauten Fluchen stellt der Agent das Gefäß unsanft auf dem Tisch neben sich ab, so dass es mit einem leisen Scheppern umkippt und den Inhalt über die Platte verteilt. „Tony.“ Die Forensikerin tritt neben ihren Kollegen, der sich krampfhaft an eine Stuhllehne krallt, so dass seine Fingerknöchel weiß hervortreten. Er hat Mühe, seine tobenden Gefühle unter Kontrolle zu halten und einen klaren Gedanken zu fassen, denn in seinem Kopf sind die Wut und die Sorge um Kate vorherrschend. Ein leichter Druck an seinem Arm lässt ihn aus seiner Starre erwachen und seinen verwirrten Blick Abby zuwenden. Als diese jedoch in seine Augen sieht, läuft ihr ein eisiger Schauer über den Rücken, denn in ihnen steht deutlich die Angst um seine Partnerin und Freundin geschrieben. Ohne ein Wort von sich zu geben, schlingt sie ihre Arme um Tonys Oberkörper und drückt ihn an sich, woraufhin er sich für einen Moment förmlich an sie klammert. Doch kurz darauf löst er sich bereits wieder von ihr und fährt sich angespannt durch die Haare, um sich zu beruhigen. „Du solltest auf Jethro warten, Anthony“, versucht Ducky, den jungen Mann davon abzuhalten, eine übereilte Entscheidung zu treffen, doch dieser schüttelt energisch den Kopf und erwidert: „So viel Zeit haben wir nicht. Kate braucht mich. Wer weiß, was ihr dieses Schwein antut.“ Während seiner Worte beginnt er, ziellos im Labor auf und ab zu laufen, ohne jedoch zu wissen, was er tun soll, um ihr zu helfen. Die Aussage der Forensikerin hat seinen Verstand ausgeschaltet, so dass es ihm nicht möglich ist, seine Vorgehensweise zu überdenken. Ununterbrochen sieht er die Bilder vor seinem inneren Auge, wie sich seine Partnerin in den Fängen dieses Irren befindet und um ihr Leben kämpft. Seine Schuldgefühle, die immer stärker an die Oberfläche drängen, lassen sich nun nicht länger unterdrücken, sondern brechen schließlich hervor. Plötzlich hält er abrupt in seiner ruhelosen Bewegung inne und flüstert: „Sie ist nur wegen mir nach draußen gegangen. Wenn ihr etwas passiert, dann... Ich bin daran Schuld, dass er sie in die Finger bekommen hat.“

Ein grelles Licht, das auf ihr Gesicht fällt, weckt Kate aus ihrem wirren Traum, so dass sie angestrengt versucht, ihre Augen zu öffnen und in die plötzliche Helligkeit blinzelt. Noch immer gelingt es ihr nicht, sie zu bewegen, und sie hat lediglich die Möglichkeit, ihren Blick durch den Raum, in dem sie gefangen ist, schweifen zu lassen. Verwundert stellt sie fest, dass dieser durch den flackernden Schein zahlreicher Fackeln erleuchtet wird, die ihre Umgebung geheimnisvoll anstrahlen, während sie mysteriöse Schatten an die Felsenwände malen. Zum ersten Mal schafft sie es nun, ihre Umgebung zu sehen und zu erkennen, dass sie sich in einer Höhle befindet, deren kühle, feuchte Luft sie allmählich frösteln lässt. Hatte sie bisher das Adrenalin, das durch ihren Körper gepumpt wurde, die Kälte nicht spüren lassen, gesellt diese sich nun zu der Angst in ihrem Inneren und lassen sie zittern. Diese Tatsache und das Gefühl ihrer tauben Muskeln, die ihre Arme und Beine in Blei verwandelt zu haben scheinen, lassen sie beinahe den Verstand verlieren. Als sie ihren Blick genauer durch den Raum schweifen lässt, bleibt dieser an einem riesigen Gebilde hängen, das unter einem dunkelroten Samttuch verborgen ist. Dieses unförmige Ding löst eine schlimme Vorahnung bei ihr aus, doch so sehr sie ihrem Körper auch befiehlt, sich endlich zu bewegen, verharrt dieser noch immer reglos. Während sie gegen die Machtlosigkeit anzukämpfen versucht, vernimmt sie ein leises Klappern und das dumpfe Hallen von Schritten, so dass ihr Herz hart gegen ihren Brustkorb schlägt. Nur Sekunden später bewahrheitet sich ihre Befürchtung, als Drew sich ihr langsam nähert und mit übertrieben freundlicher Stimme erklärt: „Es tut mir leid, dass ich dich allein lassen musste, Prinzessin. Aber ich hatte noch etwas für unseren großen Augenblick vorzubereiten.“ Sowohl die Gegenwart dieses Mannes als auch seine Worte sind Kate mehr als unangenehm, doch ihre Aufmerksamkeit wird auf etwas gezogen, das er in seinen Händen hält. Die schwarzen Lederhandschuhe enthalten ihr jedoch den größten Teil vor, so dass er mit Genugtuung feststellt, wie sie krampfhaft versucht, einen Blick darauf zu erhaschen. Obwohl sie dennoch nicht genau erkennen kann, worum es sich bei diesem Gegenstand handelt, lässt sie das silberne Glänzen im Schein der Flammen nichts Gutes ahnen.

So sehr Abby auch versucht, ihren Kollegen zu beruhigen, scheint dieser sich richtiggehend in seine Schuldgefühle hineinzusteigern, bis ihn Duckys laute Stimme zusammen zucken lässt: „Jetzt hör mir mal gut zu, mein lieber Anthony! Es hilft unserer Caitlin nicht, wenn du hier herumstehst und dich selbst bemitleidest. Jethro hat dich in sein Team geholt, weil er genau wusste, dass du ein hervorragender Agent sein wirst. Also reiß dich zusammen und finde sie!“ Die deutlichen Worte des Pathologen kommen für Tony mehr als unerwartet, denn so aufgebracht hatte er ihn bisher selten erlebt, vor allem wenn es nicht um die Unfähigkeit eines Kollegen oder Arztes ging. Aus diesem Grund ist er im ersten Moment nicht in der Lage, diese Vorwürfe zu verarbeiten, geschweige denn darauf zu reagieren. Doch als sie endlich in seine Unterbewusstsein vordringen, wird ihm klar, dass Ducky Recht hat und er etwas unternehmen muss, um Kate endlich aus ihrem Alptraum zu befreien. Mit einem dankbaren Nicken für diesen Tritt in den Hintern wendet er sich erneut der jungen Frau zu, so dass der Gerichtsmediziner zufrieden das Labor verlässt. „Abbs, was hast du für mich?“ Die Forensikerin ist überrascht dem Gespräch ihrer Kollegen gefolgt, das sogar sie für einige Minuten hat verstummen lassen. Er war ihr mit seinem Vortrag zuvor gekommen, denn obwohl ihr Tonys Ausbruch nahe gegangen war, macht sie sich doch Sorgen um ihre beste Freundin. Nun dreht sie sich voller Elan erneut zu ihrem Computer, um ihre Ergebnisse zu demonstrieren: „Also, ich habe tiefer in der Vergangenheit unseres Verrückten gegraben. Nach dem Angriff auf seine Schwester wurde er wegen Unzurechnungsfähigkeit freigesprochen.“ Mit Absicht hat sie Kates Namen nicht erwähnt, doch bei ihrer Aussage lässt ihr Kollege dennoch ein verhaltenes Knurren hören. Ohne weiter darauf einzugehen, fährt sie fort: „Stattdessen wurde er in eine psychiatrische Klinik eingewiesen, in der er zwei Jahre verbracht hat. Danach hat er bis zu seinem achtzehnten Lebensjahr in dem Heim für Schwererziehbare an der 38th Street in Brentwood gelebt, um ihm die Wiedereingliederung in den Alltag zu erleichtern.“ Bei dieser Aussage lässt sie mit einigen Mausklicks eine Karte von Washington auf dem Plasmabildschirm erscheinen, auf der ein Grundstück in diesem Stadtteil markiert ist, bevor sie fortfährt: „Die Einrichtung wurde jedoch vor fünfzehn Jahren geschlossen und das Gebäude sechs Jahre später abgerissen. Kurz darauf wurde an dieser Stelle ein modernes Appartementhaus errichtet.“
 
AW: [NCIS] Drops of Blood falling down in Snow

So, auch hier geht es weiter.
Viel Spaß!

LG Claudia


Kapitel 24: „Someone's coming over you“
Washington D.C., 10. Januar 2005

Die Erläuterungen seiner Kollegin lassen den Agenten sich genervt durch die Haare fahren, denn er glaubt bereits, keinen Hinweis auf Kates Aufenthaltsort zu finden. Abby, die seine Reaktion bemerkt hat, führt jedoch weiter aus: „Ich habe die beiden Pflanzenfasern untersucht, die ich an der Kleidung unseres letzten Opfers gefunden habe. Der kleine Holzsplitter ist frisch und stammt von einer Platane.“ „Von denen es in Washington und Umgebung Millionen gibt“, wirft Tony frustriert ein, doch die drohende Stimme der Forensikerin lässt ihn zusammenzucken: „Wie oft habe ich euch schon gesagt, ihr sollt mich nicht unterbrechen?“ Auf diese rhetorische Frage antwortet der junge Mann lediglich mit einem entschuldigenden Nicken, so dass sie hinzufügt: „Bei meinen Nachforschungen über unseren Mörder bin ich auf das Mount Ranier Park and Nature Center gestoßen, das in der Nähe des Heims liegt.“ Erneut deutet sie auf den Stadtplan, nur um unverzüglich fortzufahren: „Dieser Park ist nicht nur bekannt für seine beeindruckenden Platanen, sondern auch für eine seltene Pflanze. Agent Blackadder hatte die Faser einer getrockneten Celastrus orbiculatus an ihrem Kleid. Diese Kletterpflanze existiert in Nordamerika kaum noch. Das einzige gemeinsame Vorkommen dieser beiden Gewächse ist genau hier.“ Mit diesen Worten markiert sie einen Bereich auf der Karte, der dem Agenten jedoch viel zu riesig erscheint, um Kate rechtzeitig zu finden. Um diese weitläufige Grünanlage zu durchsuchen, benötigt er mindestens die Hilfe einer Hundestaffel, die der NCIS jedoch nicht zur Verfügung hat. Unruhig beginnt er, im Labor auf und ab zu gehen, bis Abby ihn genervt aufhält, so dass er erklärt: „Ich werde nach Brentwood fahren. Versuch du in der Zwischenzeit, einen genauen Standort zu finden!“ Der Blick, den die Forensikerin ihrem Kollegen daraufhin zuwirft, spricht Bände, und sie erwidert: „In diesem Park gibt es hunderte Hütten. Ich bin gut, aber zaubern kann auch ich nicht.“ Nach diesen Worten packt Tony sie an den Oberarmen, sieht ihr eindringlich in die Augen und meint bestimmt: „Du bist ihre letzte Chance. Kate braucht dich.“ Nur Sekunden später hat er sie bereits wieder losgelassen und ist hinter den Türen des Aufzugs verschwunden, so dass die Forensikerin allein zurückbleibt und murmelt: „Ich werde es schaffen. Wir finden dich, Kate. Irgendwie.“

„Nicht so neugierig, Prinzessin“, ertönt Drews Stimme, so dass sie erschrocken ihre Augen von ihm abwendet. Mit einem selbstsicheren Grinsen legt er die Gegenstände außerhalb ihres Blickfeldes ab und nähert sich der jungen Frau, die dies ängstlich zur Kenntnis nimmt. Doch einige Schritte vor ihr hält er inne und beginnt zu erzählen: „Ich habe für unser gemeinsames Date keine Kosten und Mühen gescheut. Nur um dich zu beeindrucken. Aber alles an diesem Abend war falsch. Die Limousine, der Chauffeur, sogar der Anzug war nur geliehen.“ Ein selbstsicheres Grinsen ziert nach diesen Worten sein Gesicht, die ein unangenehmes Gefühl in ihrem Inneren auslösen. Warum nur hatte sie diesen Kerl nicht durchschaut? Tony hatte unrecht mit seinem Vertrauen in ihre Fähigkeiten, wenn sie nicht einmal eine Show wie diese erkennen konnte. Doch Kate bemüht sich, nichts von diesen Gedanken nach außen dringen zu lassen, sondern erwidert kühl: „Ich war ganz sicher nicht beeindruckt. Ich habe dir nur meine wahren Gedanken nicht offenbart. Aber Angeber wie du widern mich an.“ Im ersten Moment hat ihr Gegenüber Mühe, sich zu beherrschen, was sie mit Genugtuung registriert, doch dann lässt er lediglich ein hohles Lachen erklingen und wendet sich von ihr ab. Ihre Augen folgen seinen Bewegungen, die ihn zu dem großen Gebilde führen, über dessen samtene Abdeckung er beinahe zärtlich streicht. Als er hinter den Gegenstand tritt, kann sie sein überhebliches Grinsen sehen, während in seinen Augen ein Funkeln zu erkennen ist, das nichts Gutes verspricht. Langsam, ohne die Reaktion der jungen Frau aus den Augen zu lassen, entfernt er die dunkelrote Hülle, die den Blick auf einen gläsernen Sarg freigibt, wie sie sich jenen von Schneewittchen als Kind immer vorgestellt hatte. Obwohl Kate nach außen vollkommen ruhig erscheint, tobt in ihrem Inneren ein Sturm der Angst, Angst vor dem, was sie noch erwarten würde. Die Enttäuschung über ihre Teilnahmslosigkeit ist ihm deutlich anzumerken, doch er glaubt, in ihren Augen die Furcht geschrieben zu sehen. Ehrfürchtig streichen seine Finger über das kühle glatte Glas, bevor er vorsichtig den Deckel öffnet und erklärt: „Es war nicht einfach, diesen Sarg zu bekommen. Aber ich würde alles tun, um das Märchen meiner Prinzessin in Erfüllung gehen zu lassen.“ Seine Stimme hat bei diesen Worten einen fast wahnsinnigen Klang angenommen, so dass der Agentin ein eisiger Schauer über den Rücken rinnt.

Die Forensikerin läuft nachdenklich in ihrem Labor auf und ab, unsicher, ob sie ihr Vorhaben wirklich in die Tat umsetzen soll, aber schließlich geht es hier um das Leben ihrer besten Freundin. Aus diesem Grund kann sie keine Rücksicht auf die Gefühle ihrer Eltern nehmen, die sicherlich bei dieser Nachricht einen ungeheuren Schock erleben werden. Entschlossen tippt sie die Nummer in ihr Telefon ein und hört wenig später das stetig wiederkehrende Tuten, bis sich endlich eine verschlafene Männerstimme meldet: „Todd.“ Kurz holt sie Luft, um ihre Nerven zu beruhigen, ehe sie erklärt: „Entschuldigen Sie bitte die frühe Störung. Ich... Hier ist Abby Sciuto. Ich bin Kriminaltechnikerin beim NCIS und eine Kollegin ihrer Tochter.“ „Ich weiß. Kate hat von Ihnen erzählt. Geht es ihr gut? Ist ihr etwas passiert?“, fragt der Vater alarmiert zurück, so dass der jungen Frau nichts anderes übrig bleibt, als zu erwidern: „Sie wurde entführt. Deshalb brauchen wir Ihre Hilfe. Ich würde nicht anrufen, wenn...“ „Wir tun alles, um unsere Katie wohlbehalten zurück zu bekommen“, mischt sich nun seine Frau mit zitternder Stimme ein, die dem Gespräch vermutlich über den Freisprecher gefolgt ist und fügt hinzu: „Aber wie können wir Ihnen dabei helfen?“ „Wir haben Beweise, dass Ihr Sohn Andrew in diese Sache verwickelt ist“, gibt die Forensikerin zurück, woraufhin sie einen unterdrückten Schrei und ein leises Schluchzen von der anderen Seite der Leitung vernimmt. Es tut ihr weh, diesen beiden Menschen solche Schmerzen zufügen zu müssen, aber dies ist ihre letzte Möglichkeit, um die Agentin zu finden, so dass sie erläutert: „Unsere Spuren führen uns nach Brentwood in das Mount Ranier Park and Nature Center. Aber das Gebiet ist zu groß, als dass wir sie schnell genug finden würden.“ „Deshalb hoffen Sie, dass wir Ihnen sagen könnten, wo Andy Unterschlupf suchen würde“, vollendet Mr. Todd ihre Aussage, so dass Kates Mutter einwirft: „Wir hatten nach seiner Einweisung keinen Kontakt mehr mit ihm. Nach allem, was er unserer Tochter angetan hat...“ Erneut ertönt ein leises Schluchzen, bevor sie fort fährt: „Ich konnte ihm nicht mehr gegenüber treten.“ Nach dieser Aussage beginnt Abby wiederum, unruhig in ihrem Labor auf und ab zu gehen, denn damit ist ihre letzte Hoffnung zerplatzt wie eine Seifenblase. Erst das laute Seufzen, das an ihr Ohr dringt, lässt sie inne halten und der Erzählung von Mr. Todd lauschen: „Ich habe dir nie davon erzählt, weil ich dich nicht beunruhigen wollte. Aber ich habe Andy bis zu seinem achtzehnten Geburtstag regelmäßig besucht.“
 
AW: [NCIS] Drops of Blood falling down in Snow

So, dann geht es mal wieder weiter.
Viel Spaß!

LG Claudia


Kapitel 25: „Getting essential Answers“
Washington D.C., 10. Januar 2005

Angespanntes Schweigen hat sich in dem Raum ausgebreitet, das die Forensikerin nicht zu brechen wagt, denn aus dem Telefon dringt kein einziger Laut, bis der Mann erklärend hinzufügt: „Versteh mich doch, Caroline! Er ist mein Sohn.“ „Und Kate ist deine Tochter. Mit deinem Handeln hast du leichtfertig ihr Leben aufs Spiel gesetzt. Wir haben ihn nach Washington geschickt, um ihn so weit wie möglich von ihr fernzuhalten.“ Mrs. Todd schreit ihren Ehemann wütend an, so dass es Abby langsam unangenehm ist, Zeugin dieses Streits zu sein, doch sie wagt nicht, sich einzumischen. Ein kurzer Blick auf die Uhr sagt ihr, dass Tony noch mindestens eine Viertelstunde unterwegs seine würde, trotz der rasanten Geschwindigkeit, mit der er vermutlich unterwegs ist. Das laute Türenknallen, das durch ihr Headset an ihr Ohr dringt, reißt sie augenblicklich aus ihren Gedanken, als Kates Vater entschuldigend erklärt: „Es tut mir leid, dass sie dies alles mitanhören mussten.“ Die junge Frau schüttelt den Kopf, als sie sich erinnert, dass er sie nicht sehen kann, so dass sie erwidert: „Machen Sie sich darüber keine Sorgen! Es wird niemand etwas davon erfahren.“ Ein leises Seufzen ertönt, ehe er zu erzählen beginnt: „Dass er Katie etwas antun würde, hatte ich niemals erwartet. Auch wenn Andy oft Probleme mit meiner Frau und auch seinen Brüdern hatte, waren die Beiden doch immer ein Herz und eine Seele. Neben mir war sie seine einzige Bezugsperson. Ich hatte schon lange aufgeben, verstehen zu wollen, was in ihm vorging. In den folgenden Jahren bin ich regelmäßig nach Washington gefahren und habe ihn besucht, um ihm zu zeigen, dass er noch immer eine Familie hat. Meine Frau dachte, ich sei auf Geschäftsreise. Aber als er volljährig und aus dem Heim entlassen wurde, hat er jeglichen Kontakt abgebrochen und ist aus der Stadt verschwunden. Ich wollte nie, dass es soweit kommt.“ Die Forensikerin nickt verstehend und gibt einfühlsam zurück: „Sie dürfen sich nicht die Schuld dafür geben, was passiert ist. Sie haben alles getan, um Ihrem Sohn ein guter Vater zu sein. Aber im Endeffekt ist er für sein Handeln selbst verantwortlich.“ Als sie nur ein leises Seufzen als Antwort erhält, fügt sie hinzu: „Ich verspreche, dass wir alles tun, um Kate zu finden. Vielleicht kennen Sie einen Ort in der Nähe des Heims, an den Andrew sich gern zurückgezogen hat?“

Eine gespenstische Stille hat sich zwischen den Felswänden ausgebreitet, während die Agentin ängstlich das weitere Geschehen abwartet. In Gedanken schickt sie wieder und wieder stumme Hilfeschreie an Tony, in der Hoffnung, dass er sie finden und befreien würde. Wie oft hatte sie als Kind von einem Märchenprinzen geträumt, der sie, wie jener von Schneewittchen, aus jeder Gefahr rettete. Doch je älter sie wurde, desto weniger hatte sie daran geglaubt, bis zu diesem Tag, denn sie weiß, dass ihr Partner niemals aufgeben wird, bis er sie in Sicherheit weiß. Unwillkürlich schleicht sich ein kaum wahrnehmbares Lächeln auf ihre Lippen, als sie an ihn denkt, für einige Sekunden ihre Umgebung vergisst. Dies dauert jedoch nicht lange an, als Drew ihre Aufmerksamkeit erneut auf sich zieht und drei Gegenstände offenbart, die er vor ein paar Minuten mitgebracht hatte. Das Metall glitzert silbern im Schein der Fackeln, als deren Licht auf einen Gürtel und einen Kamm fällt, ehe seine linke Hand nach einem riesig erscheinenden Apfel greift. Kurz dreht er ihn einmal um die eigene Achse, um zu demonstrieren, dass er sich an alle Details des Märchens gehalten und das Obst, mit einer weißen und einer roten Seite versehen, gefunden hatte. Seine Zufriedenheit steht ihm ins Gesicht geschrieben, als er erklärt: „Ein interessantes Gift, dieses Parathion. In reinem zustand ist es farblos und fast geruchlos.“ Zur Verdeutlich seiner Worte schnuppert er kurz daran und fährt dann ohne Umschweife fort: „Natürlich ist es in reiner Form nicht mehr zu kaufen. Aber ich habe für solche Dinge gute Quellen. Man nennt es auch Schwiegermuttergift. Obwohl Stiefmutter doch weitaus passender wäre.“ Ein nachdenkliches Kopfschütteln folgt auf diese Aussage, während er die Gegenstände in seinen Händen mustert und schließlich hinzufügt: „Man sollte damit nur nicht in Berührung kommen.“ Damit reiht er die Sachen sorgfältig auf einem kleinen Tisch auf, über den er kurz zuvor das dunkelrote Samttuch ausgebreitet hatte. Direkt daneben ist der gläserne Sarg auf einem Podest aufgestellt, in den er nun sorgfältig ein Kissen und eine Decke aus dem gleichen Gewebe legt. „Wir wollen doch, dass die Prinzessin sich in ihrem Bett wohlfühlt“, erläutert er sein Handeln und streicht erneut den Stoff glatt, um auch die letzte Falte zu beseitigen, bevor er zufrieden sein Werk betrachtet und sich dann erneut der jungen Frau zuwendet.

Nachdem sie das Telefonat mit Kates Vater beendet hat, wählt die Forensikerin hastig die Nummer des Mobiltelefons ihres Kollegen, der sich mit einem gehetzten Unterton meldet: „DiNozzo.“ „Hey Tony. Ich bin es, Abby. Wo bist du?“, hakt sie sofort nach, so dass er kurz angebunden erwidert: „Ich bin auf der Rhode Island Avenue. In etwa fünf Minuten müsste ich die Zufahrt zum Park passieren. Die Ranger sind schon informiert und halten die Augen offen.“ Nachdem seine Kollegin daraufhin nicht antwortet, steigt die Anspannung in seinem Inneren noch weiter an, denn ihr Schweigen wertet er als schlechtes Zeichen. Seine Hände krampfen sich noch stärker um das Lenkrad des Dienstwagens als bisher, während er versucht, seine Gefühle unter Kontrolle zu halten. Doch sein Herz hämmert hart gegen seine Rippen, wenn er darüber nachdenkt, dass er Kate vielleicht nicht rechtzeitig wird finden können. Schließlich ringt er sich dazu durch, die junge Frau nach den Ergebnissen ihrer Recherche zu fragen: „Bitte sag mir, dass du etwas gefunden hast, Abbs!“ Das leise Seufzen am anderen Ende der Leitung macht ihn zunehmend nervöser, ehe sie erklärt: „Ich habe ihre Eltern angerufen. Sie waren vollkommen fertig, als ich ihnen von der Entführung erzählt habe. Aber das war doch unsere einzige Chance, sie noch zu finden. Ich musste es tun.“ „Abby, beruhige dich bitte!“, unterbricht der Agent ihren Redeschwall, so dass sie für einen Moment die Augen schließt und tief durchatmet, um sich wieder zu fangen, bevor sie fortfährt: „Mr. Todd hat seinen Sohn während seiner Zeit in Brentwood regelmäßig besucht. Danach hat dieser jedoch den Kontakt abgebrochen.“ Bei diesen Worten schöpft Tony zum ersten Mal seit Stunden wieder die Hoffnung, dass vielleicht doch alles gut ausgehen könnte. Deshalb unterbricht er sie ungeduldig und fragt: „Konnte er uns helfen? Weiß er, wo dieser Kerl Kate versteckt haben könnte?“ Unwillkürlich hält er die Luft an und lauscht dem Bericht der Forensikerin: „Es gibt einen Teil in diesem Park, der sich Northwest Branch nennt. Dort steht nahe des Flussufers eine alte verfallene Hütte. Andrew hatte seinen Vater einmal dorthin mitgenommen. Nicht weit von dieser Stelle, etwas tiefer im Wald, muss es noch eine Höhle geben, die Mr. Todd aber nicht kennt. Er meinte, dort habe sich sein Sohn oft aufgehalten.“ Nachdem sie geendet hat, stößt der Agent erleichtert den angehaltenen Atem aus seinen Lungen, während er sich ein wenig entspannt, denn nun ist er sich sicher, dass er Kate finden wird. „Danke, Abbs“, gibt er kurz zurück, bevor er das Telefonat beendet.
 
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Und auch hier gibt es ein neues Kapitel.
Ich wünsch wie immer viel Spaß.

LG Claudia


Kapitel 26: „A Prince is coming“
Washington D.C., 10. Januar 2005

Besorgt lauscht die Forensikerin einige Sekunden dem Tuten des Telefons, bevor sie das nervtötende Geräusch verstummen lässt. Danach beginnt sie zum wiederholten Mal in dieser Nacht, unruhig in ihrem Labor auf und ab zu gehen, während sie darüber nachdenkt, was sie nun tun soll, denn zur Untätigkeit verdammt zu sein, hält sie im Moment nicht aus. Kurz entschlossen wählt sie erneut eine Nummer, bei der sich bereits nach wenigen Augenblicken eine genervte Stimme meldet: „Gibbs.“ „Gibbs, ihr müsst nach Brentwood fahren. Tony würde zwar nie zugeben, dass er Hilfe braucht, aber ihr müsst Kate so schnell wie möglich finden“, überschlägt sie sich in ihrer Aufregung beinahe, bevor sie der Teamleiter nach diesen Worten ungeduldig unterbricht: „Abby. Was zum Teufel ist passiert? Was will DiNozzo in Brentwood? Und wo ist Kate?“ Die junge Frau holt tief Luft, um sich ein wenig zu beruhigen und eine verständliche Aussage zu Stande zu bringen: „Unser Mörder hat sie entführt. Sie ist mit ihm ausgegangen. Er ist Kates Halbbruder und will sich wohl für seine verpfuschte Kindheit rächen. Ich habe mit ihren Eltern telefoniert...“ „Verdammt.“ Das aufgebrachte Fluchen ihres Vorgesetzten, begleitet mit einem dumpfen Schlag, der vermutlich von seiner Faust auf dem Armaturenbrett herrührt, lässt sie erschrocken innehalten. Noch ehe sie etwas hinzufügen kann, hakt er wütend nach: „Wieso erfahre ich erst jetzt davon?“ Genau diese Frage hat sie bereits erwartet, doch keine zufriedenstellende Antwort gefunden, so dass sie erwidert: „Wir haben gerade erst herausgefunden, wo sie ist. Du hättest sowieso nichts tun können.“ Wohl weislich verschweigt sie ihrem Boss, dass es Tony war, der sie davon abgehalten hatte, Gibbs anzurufen und über den Vorfall zu informieren. Ein leises Seufzen folgt daraufhin, bevor er bestimmt: „Gib McGee die Koordinaten durch! Wir sind auf dem Weg.“ Wie immer ist das Gespräch ohne einen Gruß beendet, so dass Abby erneut zum Nichtstun und dem Warten auf den erlösenden Anruf verdammt ist. Währenddessen tritt der Chefermittler das Gaspedal bis zum Anschlag nach unten, so dass Tim sich an den Türgriff klammert, als der Ältere überlegt: „Sein Treffen mit Kate und ihre Abweisung haben ihn überstürzt handeln lassen. Deshalb ist nur ein Tag zwischen der zweiten Leiche und ihrer Entführung vergangen.“

Bevor der junge Mann auf sie zu geht, zieht er seine Lederhandschuhe aus, beugt sich dann nach unten und hebt einen dunkelroten Karton auf, dessen Deckel er abnimmt. Der Inhalt ist in edles Seidenpapier gewickelt, dass er vorsichtig entfernt, so dass heller Stoff zum Vorschein kommt, den er herausnimmt und langsam entfaltet. Kate schluckt schwer, als sie das weiße lange Kleid erkennt, das sie an jene der beiden ersten Opfer erinnert, doch dieses scheint noch kostbarer zu sein. „Nun wird aus dir eine richtige Prinzessin, Katie.“ Die geflüsterten Worte lassen sie zittern, während sie reglos mitansehen muss, wie er ihr den Pullover über den Kopf zieht und dann Knopf für Knopf ihrer Bluse öffnet. Zum wiederholten Mal versucht sie, all ihre Kraft zu mobilisieren, um ihre Arme oder Beine zu bewegen, doch noch immer scheinen sie wie taub. Die Angst, die von ihrem Inneren Besitz ergriffen hat, breitet sich bis in ihre Fingerspitzen aus, als sie fühlt, wie dieser Verrückte sie berührt. Auf ihrem Körper breitet sich eine Gänsehaut aus, ausgelöst durch die feuchte Kälte, die sie in dieser dunklen Höhle umgibt. Andrew ignoriert diese Reaktion und streift ihr nun auch die Schuhe und Hose ab, so dass sie lediglich mit ihrer Unterwäsche bekleidet vor ihm liegt. Wider Erwarten verschwendet er jedoch keinen einzigen Blick an ihren entblößten Körper, sondern hüllt diesen beinahe ehrfürchtig in die weiße Seide des Kleides. Erst danach bewundert er zufrieden sein Werk und streicht Kate zärtlich durch die langen dunklen Haare, die in sanften Wellen auf ihren Schultern liegen. Die Agentin spürt den weichen glatten Stoff auf ihrer Haut, der sich sanft an sie schmiegt und ihr nahezu angenehmes Gefühl vermittelt. Doch sie sehnt sich in diesem Moment unglaublich nach einer dicken Daunenjacke und warmen Wollsocken, während sie in der eisigen Luft fröstelt. Ohne seine Augen von ihr abzuwenden greift der junge Mann nach einem kleinen Gegenstand, von dem er den Deckel abnimmt, so dass ein Lippenstift zum Vorschein kommt. Akkurat zieht er ihre vollen Lippen nach, bis sie durch den satten Rotton ausgefüllt sind und einen starken Kontrast zu dem leuchtenden weiß des Kleides sowie dem tiefen schwarz ihrer Haare bilden. Unvermittelt durchbricht sein leises ehrfürchtiges Flüstern kurz darauf die unheimliche Stille: „So weiß wie Schnee, so rot wie Blut und so schwarz wie Ebenholz.“

Mit quietschenden Reifen kommt das Auto vor einer heruntergekommenen Hütte zum Stehen, bevor der Agent hastig aussteigt und seine Waffe aus dem Holster zieht. Vorsichtig, immer darauf bedacht, keine unnötigen Geräusche zu verursachen, pirscht er sich an das Gebäude heran, lediglich begleitet von dem leisen Knirschen seiner Schritte im Schnee. Vor dem Eingang entdeckt er frische Fußspuren, denn in den letzten Stunden hatte es erneut heftig geschneit und die Landschaft in eine dicke weißen Decke gehüllt. Auf dem Weg zu dieser kleinen Lichtung war er bereits auf einen dunklen Lieferwagen gestoßen, der nur notdürftig von ein paar Zweigen vor den Augen Fremder geschützt war. Die Pistole immer schussbereit, dreht Tony leise den Knauf nach links und lässt die Tür nach innen schwingen, ehe er, mit dem Rücken zur Wand gehend, das Haus betritt. Im Inneren schlägt ihm ein muffiger Geruch entgegen, der ihm das Atmen erschwert, während er seine Taschenlampe aus der Jacke zieht, um sich durch das Dunkel vorwärts tasten zu können. Die alten abgewetzten Möbel sind mit einer dicken Staubschicht bedeckt, deren kleine Partikel im Lichtstrahl der Leuchte tanzen. Das gedämpfte Hallen, das seine Schuhsohlen auf den Fliesen im Flur verursacht haben, wird nun durch einen verdreckten, zerschlissenen Teppich verschluckt. Der junge Mann arbeitet sich von einem Raum in den nächsten voran, doch außer ihm hält sich niemand in dieser baufälligen Hütte auf. Als er frustriert den Rückweg nach draußen antreten will, bleibt sein Blick an einigen Gegenständen im Kamin hängen, die jemand hatte verbrennen wollen. Er tritt neugierig näher und zieht ein schwarzes Lederetui aus der Asche, das an den Ecken stark verkohlt ist, doch das Feuer, hatte dem kräftigen Material nicht viel anhaben können. Nachdem er die Hülle aufgeklappt hat, strahlt ihm bereits das goldene Wappen des NCIS im diffusen Schein der Taschenlampe entgegen. Die Daten auf dem Dokument im Inneren kann er nur mit Mühe entziffern, doch dann ist er sicher, den Dienstausweis von Agent Thompson gefunden zu haben. Zögernd greift er erneut zwischen die Überreste des verbrannten Kaminholzes und hält kurz darauf eine zweite schwarze Mappe in der Hand. Für einen Moment schließt der Agent die Augen und atmet tief durch, bevor er es wagt, auch diese zu öffnen und einen Blick darauf zu werfen. Eine Welle der Erleichterung breitet sich in seinem Inneren aus, als er feststellt, die Dienstmarke der Homeland Security in den Händen zu halten.
 
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So Ihr Lieben!

Auch hier geht es weiter. Viel Spaß!

LG Claudia


Kapitel 27: „Fairy Tale's going bad“
Washington D.C., 10. Januar 2005

Die junge Frau beobachtet aufmerksam die Bemühungen ihres Entführers, um keine seiner Bewegungen zu verpassen. Noch immer denkt sie angestrengt darüber nach, wie sie aus ihrer Gefangenschaft entkommen könnte, doch ohne sich bewegen zu können, scheint dieses Bestreben hoffnungslos. Obwohl sie bereits mehrfach versucht hat, ihn aus der Reserve zu locken, hatte er sich bisher stets unter Kontrolle und ist auf keine ihrer Provokationen eingegangen. Aber der Spürsinn einer Profilerin hat Kate gezeigt, dass er seine Gefühle nur schwer beherrschen kann, so dass sie lediglich den Auslöser finden muss, doch da sie sich nicht an die Vergangenheit erinnern kann, die er ihr geschildert hat, ist dieses Vorgehen nicht einfach. Die Agentin war jedoch noch nie ein Mensch, der so einfach aufgibt, so dass sie einen neuen Versuch startet: „Wieso tust du das?“ Der Angesprochene dreht sich verwundet um, als er die heisere Stimme vernimmt und lächelt sie beinahe liebevoll an, als er erklärt: „Du bist meine kleine Schwester, Katie. Wir gehören zusammen. Ich will, dass du für immer meine Prinzessin bleibst.“ Bereits diese wenigen Worte lösen eine Gänsehaut bei der jungen Frau aus, machen sie doch das Vorhaben dieses Verrückten deutlich. Ohne sich davon beirren zu lassen, gibt sie aufgebracht zurück: „Du glaubst doch nicht, dass ich freiwillig bei dir bleibe.“ Mittlerweile wandelt sich seine Miene in ein mitleidiges Grinsen, als er erwidert: „Vielleicht jetzt nicht. Aber bald wirst du nicht mehr von mir weg wollen.“ Die Kälte dieses Ortes, gepaart mit ihrer Angst, verstärken das Zittern ihres Körpers, so dass sie erstaunt eine Bewegung ihrer Hand registriert. Für einen Moment überschlagen sich ihre Gedanken, bevor Kate versucht, ihre Finger auszustrecken, ohne dabei seine Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen. Obwohl er das obligatorische Messer an ihrem Gürtel bei ihrer Durchsuchung nicht entdeckt hatte, half ihr diese Tatsache dennoch nicht weiter, bis zu diesem Augenblick, als es ihr gelingt, es unauffällig herauszuziehen. Kurz atmet sie tief durch, ehe sie bestimmt meint: „Meine Kollegen werden mich befreien. Mum und Dad wissen, wo sie dich finden können.“ Sein Verhalten und seine Worte haben sie diesen Versuch starten lassen, auf den er prompt reagiert und sich zornig zu ihr nach unten beugt. Als er mit seinen Fingern grob ihr Kinn umklammert, lässt ein ungeheurer Adrenalinschub die Hand der Agentin nach oben fahren und die Klinge in seinen Oberkörper stoßen.

Die ersten Strahlen der blassen Morgensonne kämpfen sich bereits durch die schneebedeckten Bäume und lassen die Eiskristalle in einem leichten orange glitzern. Der Wind, der noch vor wenigen Stunden die weißen Flocken auf ihrem Weg zur Erde vor sich her gewirbelt hat, ist nun vollkommen verstummt. Nur die knirschenden Schritte eines jungen Mannes, der sich durch den hohen Schnee kämpft, durchbrechen die friedliche Stille, die an diesem Ort herrscht. Der strahlend blaue Himmel vervollständigt das Bild eines perfekten Wintermorgens, ohne das geringste Anzeichen dafür zu geben, was in diesem Moment nur wenige hundert Meter entfernt geschieht. Nachdem der Agent erfolglos die Hütte durchsucht hat, hat er frustriert die Tür hinter sich ins Schloss geworfen und den Weg durch den Wald, auf der Suche nach seiner Partnerin eingeschlagen. Die Sorge um sie beherrscht mittlerweile erneut sein gesamtes Denken, so dass er Mühe hat, sich auf seine Schritte zu konzentrieren. Nachdem er einige Minuten zügig durch die weiße Pracht gestapft ist, hält er zum wiederholten Mal inne und dreht sich um die eigene Achse, während sein Blick aufmerksam durch die kahlen Bäume schweift. Doch soweit sein Auge reicht, ist nirgendwo eine Höhle zu erkennen, die Unterschlupf für einen Verrückten bieten könnte, der eine Bundesagentin in seiner Gewalt hat. Genervt zieht Tony sein Handy aus der Tasche, wählt eine Nummer und wartet, dass sich die Forensikerin am anderen Ende meldet. Ohne sie zu Wort kommen zu lassen, fragt er ungeduldig: „Abbs, sag mir, dass du diese verdammte Höhle gefunden hast.“ Einige Sekunden lauscht er den Worten seiner Kollegin, stets bemüht, sie nicht genervt zu unterbrechen und damit ihren Unmut auf sich zu ziehen. Schließlich entspannt sich seine Miene jedoch ein wenig, ehe er mit einem wortlosen Nicken den Anruf beendet und das Telefon in seiner Jacke verschwinden lässt. Sofort hat er seinen PDA gezückt, der einen Plan des Waldstücks, in dem er sich befindet, anzeigt, auf dem die Forensikerin einen Punkt markiert hat. Nach einem prüfenden Blick wendet er sich erneut in die Richtung, die er zuvor eingeschlagen hatte und geht in zügigem Tempo weiter, stets von der Hoffnung aber gleichzeitig auch der Angst begleitet, Kate rechtzeitig zu finden.

Mit einem schmerzvollen Aufschrei fasst sich der junge Mann an die Schulter, während die Agentin krampfhaft versucht, sich aufzurichten. Doch noch ehe sie auch nur ihren Kopf angehoben hat, packt er sie und zwingt sie auf den Boden zurück, ehe er in seine Jackentasche greift und eine aufgezogene Spritze hervorzieht. Ohne dass sie darauf reagieren kann, hat er die spitze Nadel in ihren Oberarm gestochen und ihr eine weitere Dosis der farblosen Flüssigkeit injiziert. Sie hat erwartet, dass sich daraufhin erneut die bleierne Schwere in ihren Muskeln ausbreitet, doch stattdessen fühlt sie sich für kurze Zeit vollkommen rastlos und aufgewühlt. Es scheint, als würde eine ungewohnte Ruhelosigkeit von ihrem Körper Besitz ergreifen, ehe sie zurück in die vorangegangene Starre fällt. Nun ist sie abermals dazu verdammt, unbeweglich zusehen zu müssen, wie dieser Verrückte seinen Plan in die Tat umsetzt, um seine Rache zu bekommen. Obwohl sie noch immer nicht versteht, wieso gerade sie bei diesem Vorhaben die Hauptrolle spielt, ist sie sich absolut sicher, ihm nicht mehr entkommen zu können. Erschöpft schließt sie die Augen, denn sie kann den Anblick nicht länger ertragen, wie das Lieblingsmärchen ihrer Kindheit langsam Gestalt annimmt, um ihr zum Verhängnis zu werden. Sich der Ausweglosigkeit ihrer Situation bewusst zu werden, lässt ihre unterdrückten Gefühle immer stärker an die Oberfläche drängen. Doch mittlerweile ist ihre Kraft erschöpft, so dass Kate ihre Tränen nicht länger zurückhalten kann, die unter den geschlossenen Lider hervorquellen und die blassen Wangen entlang rinnen. Noch immer versucht sie, sich an dem kleinen Hoffnungsschimmer festzuhalten, dass Tony sich auf die Suche nach ihr gemacht hatte und sie schließlich auch finden wird. In der Zwischenzeit hat ihr Kopf jedoch damit begonnen, nicht mehr an einen guten Ausgang dieser Geschichte zu glauben. Vollkommen in Gedanken versunken, hat die junge Frau sowohl ihre Umgebung als auch Andys Anwesenheit ausgeblendet, bis sie plötzlich ein lautes Klappern zurück in die Wirklichkeit holt. Als sie erschrocken die Augen öffnet, registriert sie, dass er dabei ist, den Glasdeckel des Sargs weiter zur Seite zu schieben, bevor er sich erneut stöhnend an die Schulter fasst. Das Wissen, ihm und dem unweigerlich Folgenden nicht entkommen zu können, bringt sie beinahe um den Verstand, während ihr Körper vor Angst zu zittern beginnt. Wie erstarrt sind ihre Augen auf den jungen Mann gerichtet, der sich ihr unaufhaltsam nähert, ein zufriedenes Grinsen auf seinem Gesicht.
 
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Und auch bei Schneewittchen geht es spannend weiter.
Ich wünsche euch wie immer viel Spaß beim Lesen.

LG Claudia


Kapitel 28: „Guardian Angel“
Washington D.C., 10. Januar 2005

Kate muss hilflos mitansehen, wie er sich zu ihr nach unten beugt, so dass sie seinen warmen Atem auf ihrer Haut spüren kann und er ihr zärtlich über die Wange streicht. „Bitte lass mich gehen, Andy!“, flüstert sie kaum hörbar und kann nicht verhindern, dass ihre Stimme dabei ängstlich zittert. Doch umgehend zerbricht diese Hoffnung, als er bestimmt erwidert: „Das kann ich nicht. Deine Mutter hat mir erst meinen Vater weggenommen und dann dich. Das werde ich nicht noch einmal zulassen. Du gehörst für immer zu mir, Prinzessin.“ Diese Worte jagen ihr erneut einen eisigen Schauer über den Rücken und lassen die Furcht in ihrem Inneren ins Unermessliche steigen. Daraufhin schiebt er vorsichtig seine Arme unter ihren Körper und hebt sie dann hoch, um sie zu ihrem zukünftigen Lager zu tragen. Aus der Nähe wirkt der gläserne Sarg noch unheimlicher auf sie, doch sie kann nichts dagegen tun, dass er ihre Beine an dem Deckel vorbei ins Innere gleiten lässt und dann ihren Oberkörper auf die Decke aus dunkelrotem Samt bettet. Kaum berührt ihr Kopf das weiche Kissen, streicht er der Agentin sorgfältig die Haare aus der Stirn und lässt sie die sanften Wellen ihr ebenmäßiges Gesicht umrahmen. Das kühle Material um sie herum, lässt sie merklich frösteln, denn das dünne Kleid verhüllt ihren Körper nur spärlich, während ihre nackten Arme und Schultern die feuchte Luft spüren. Der junge Mann lässt von ihr ab und wendet sich dem kleinen Tisch zu, um erneut seine schwarzen Lederhandschuhe überzustreifen. Danach nimmt er zuerst den Gürtel, der aus dunkelroter Seide geflochten ist, schlingt ihn um ihre Hüfte und bindet ihn an der Seite zu einer Schleife. Als nächstes ist der silberne Kamm dran, der in ihre schwarzen Haare gesteckt wird, von dort den Schein den Fackeln reflektiert und ein sanftes Glitzern zurückwirft. Zuletzt greift Andy den makellosen Apfel, den er Kate in die Hand legt und dann ihre Finger um die glatte Schale schließt, so dass sie gezwungen ist, diesen festzuhalten. Als auch der dritte Gegenstand seinen Platz gefunden hat, tritt er ein paar Schritte zurück, um sein Werk aus der Ferne betrachten zu können. Er hat endlich sein perfektes Schneewittchen erschaffen, so dass sich nun ein Gefühl von tiefer Zufriedenheit in seinem Inneren ausbreitet und ihn glücklich lächeln lässt.

In dem Moment, als Kate den ersten Tatort betrat, wusste sie, dass dieser Fall sie lange verfolgen und wohl nicht so bald wieder loslassen würde. Dieses Märchen bedeutete ihr bereits als Kind sehr viel, sie wuchs damit auf, bekam die Geschichte wieder und wieder vorgelesen. Später als sie ein wenig älter war, begleiteten sie das schneeweiße Kleid, die blutroten Lippen und die ebenholzfarbenen Haare auf jede Halloween-Party. Aus diesem Grund versetzte es ihr auch einen solch gewaltigen Schock, die beiden ermordeten Agentinnen in Form jener Figur vor sich zu sehen. Diese Bilder suchten sie sogar in ihren Träume heim und sorgten dafür, dass sie sich verfolgt fühlte und ihrem Instinkt nicht länger vertraute. Die Tatsache, dass sie ihrem Partner in den vergangen Tagen näher gekommen war, als sie es durfte, machte die Situation auch nicht besser, denn dadurch gerieten ihre Gefühle vollends aus dem Gleichgewicht. Doch dass sie nun hier, in einem gläsernen Sarg, liegen würde, selbst in ein leibhaftiges Schneewittchen verwandelt, diese Möglichkeit hatte sie nicht geahnt. Sie musste feststellen, dass sie ihrer Intuition hätte vertrauen sollen, anstatt sich lediglich selbst das Leben schwer zu machen und nicht vorhandene Probleme einzureden. Wäre sie nicht vor Tony und ihren Gefühlen weggelaufen, hätte es womöglich niemals soweit kommen können, dass dieser Verrückte sie in die Finger bekam. Diese Gedanken schießen innerhalb weniger Sekunden durch ihren Kopf, während er noch immer unbeweglich auf sein größtes Meisterwerk starrt. Sie ist sich jedoch dessen bewusst, dass es nun keine Möglichkeit mehr für sie gibt, ihrem Schicksal zu entkommen, das sie zweifellos in dieser Höhle erwartet. Er muss lediglich den schweren Glasdeckel in die richtige Position bringen, und seine Prinzessin würde in wenigen Minuten für immer bei ihm sein. Dann könnte er, so oft ihn die Sehnsucht treibt, an diesen Ort zurückkehren, um in ihrer Nähe zu sein, sie würde ihn nie wieder verlassen. Kates Herz hämmert noch stärker gegen ihre Rippen, als er sich schließlich aus seiner Starre löst und näher an den gläsernen Sarg herantritt. Selig lächelnd streckt er seine Finger nach ihrem Gesicht aus und streicht verzückt ihre Wange entlang, ohne sie jedoch wirklich zu berühren. Danach fasst er mit beiden Händen den schweren Deckel, um ihn über den Glaskasten zu schieben, bevor er diesen mit einem lauten Klappern verschließt.

Als Tony die dunkelgrauen Felsmassive entdeckt, die von einer dünnen Schneedecke eingehüllt sind, beschleunigt er seinen Schritt noch weiter, während er seine Waffe aus dem Holster zieht. Seine Sinne sind bis aufs äußerste geschärft, als er sich in die dunkle Höhle begibt und an den eisigen Wände entlang vorwärts arbeitet. Er wagt nicht, seine Taschenlampe einzuschalten, um keine Aufmerksamkeit zu erregen und kämpft sich deshalb durch die Finsternis. Doch langsam gewöhnen sich seine Augen daran, so dass er seinen Weg nun deutlicher vor sich sieht, bis er einen flackernden Lichtstrahl registriert. Noch immer umgibt ihn eine beklemmende Stille, kein einziger Ton dringt aus dem Inneren zu ihm, so dass er zunehmend unruhiger wird. Unvermittelt lässt ihn ein lautes Klappern zusammenzucken, so dass er seine Vorsicht vergisst und dem hellen Schein entgegen eilt. Kaum steht er im Eingang der größeren Höhle, als er den Bruder seiner Partnerin über einen gläsernen Kasten gebeugt erblickt. Als er jedoch genauer hinsieht, erkennt er Kate, die in einem weißen langen Kleid im Inneren auf einer dunkelroten Decke gebettet liegt. Ohne zu zögern, entsichert er seine Waffe, zielt auf den jungen Mann und feuert einen Schuss ab, der diesen in den Oberschenkel trifft und blutend zu Boden gehen lässt. Während er eine Hand auf die schmerzende Wunde presst, greift er mit der anderen in seine Jackentasche, so dass der Agent, der zu ihm geeilt ist, ausholt und mit seiner Pistole gegen seine Schläfe schlägt, so dass er bewusstlos zusammenbricht. Mit wenigen Schritten ist Tony neben den Sarg getreten und macht sich an dem schweren Deckel zu schaffen, den er schließlich mit großer Mühe zur Seite schiebt. Ein ohrenbetäubendes Klirren ertönt, als dieser kurz darauf zu Boden fällt und in unzählige Scherben zerschellt, die sich auf dem felsigen Untergrund verteilen. Die junge Frau liegt unbeweglich im Inneren und fröstelt noch immer vor Kälte, während sie erschöpft sein Handeln beobachtet. Mit einem Griff breitet der Agent die Decke von dem kleinen Tisch über ihrem Körper aus, während er ihr zärtlich durch die Haare und über die Wange streicht. „Oh mein Gott, Tony. Du bist wirklich hier.“ Ihre Stimme zittert, als sie diese Worte kaum hörbar flüstert, woraufhin ihr Partner mit einem gezwungenen Grinsen antwortet: „Ich kann doch nicht zulassen, dass jemand dein Lieblingsmärchen ruiniert.“ Kate registriert diese Worte kaum, denn die Erleichterung, die sich in dieser Sekunde in ihr ausbreitet, lässt endlich die Angst von ihr abfallen, während sie müde die Augen schließt.
 
AW: [NCIS] Drops of Blood falling down in Snow

Es gibt ein neues Kapitel für euch.
Wir nähern uns langsam aber sicher dem Ende.
Viel Spaß beim Lesen!

LG Claudia


Kapitel 29: „Tears of Relief“
Washington D.C., 12. Januar 2005

In dem Moment, als die Anspannung ihren Körper verlässt, kann sie ihre Gefühle nicht länger zurückhalten, so dass die Tränen ungehindert ihre Wangen entlang rinnen und ein leises Schluchzen aus ihrer Kehle rinnt. Verschwommen registriert sie, dass Tony sie aus dem Sarg heben will, woraufhin sie ihn heiser bittet: „Nimm mir die Sachen ab!“ Kurz blickt er sich verwirrt an, so dass sie müde hinzufügt: „Gürtel, Kamm und Apfel. Er hat mir... Aconitin gespritzt. Ich... kann mich nicht... bewegen.“ Mit einem stummen Nicken beugt er sich erneut über sie und will nach dem silbernen Gegenstand in ihrem Haar greifen, als sie erschrocken ruft: „Stopp.“ Mittlerweile weiß der Agent nicht mehr, was er tun soll, doch Kate hat Mühe, ihre Augen offen zu halten und zu erklären: „Handschuhe... Du musst Handschuhe anziehen. Er hat... Die Sachen..., er hat sie vergiftet.“ Langsam verlässt die Kraft ihren Körper, während die Erschöpfung sie zu übermannen droht, so sehr sie auch dagegen ankämpft. Nur am Rande bemerkt sie, wie ihr Kollege den Gürtel, den Kampf und den Apfel entfernt, bevor er sie vorsichtig auf dem kleinen Tisch ablegt, denn diese Dinge sind Beweisstücke, die sie für den Abschlussbericht benötigen. Während er sich um die junge Frau kümmert, bemerkt er nicht, wie der Entführer langsam wieder zu sich kommt und nach seiner Waffe greift. Tony legt seine seine Hände vorsichtig unter ihren Rücken und ihre Beine, um sie dann endlich aus ihrem Gefängnis zu befreien und nach draußen zu bringen. Doch als er sich umdreht, steht er Andy Todd gegenüber, der seine Pistole auf die Beiden richtet, während die Dienstwaffe des Agenten wieder in ihrem Holster steckt. Erleichtert registriert er, dass Kate den Kampf gegen die Müdigkeit noch immer nicht aufgibt, als sie erneut beginnt, vor Angst zu zittern. Er hält sie fest an sich gedrückt, während sein Daumen immer wieder über ihren Oberarm streicht, um ihr zu zeigen, dass sie nicht allein ist. Dabei lässt er jedoch keine Sekunde sein Gegenüber aus den Augen, der sich ihnen unruhig nähert und zischt: „Sie werden sie nicht bekommen. Meine Prinzessin gehört zu mir, und niemand wird sie mir wegnehmen.“ Seine Finger krampfen sich um den Revolver in seiner Hand, den er nun mit einem leisen Klacken entsichert und den Zeigefinger um den Abzug spannt. Während Tony jede Bewegung des Mannes beobachtet, zerreißt unvermittelt ein Knall die Stille und hallt laut von den Felswänden wider.

Mit einem dumpfen Poltern geht der Körper getroffen zu Boden und bleibt dort regungslos liegen, so dass sich eine dunkelrote Blutlache unter ihm ausbreitet. Der Agent blickt entsetzt in die eisblauen Augen seines Vorgesetzten, der noch immer mit gezogener Waffe im Eingang der Höhle steht. Die Starre, in die er während der letzten Minuten gefallen war, löst sich nun langsam wieder, so dass er einem besorgten Blick auf seine Partnerin wirft, die mittlerweile das Bewusstsein verloren hat. Erneut hebt er seinen Kopf und sieht hilflos zu seinen Kollegen, bevor Gibbs McGee mit einer Geste verdeutlicht, sich um den Verdächtigen und die Beweisstücke zu kümmern. Er selbst eilt auf Tony zu und will ihm Kate abnehmen, doch dieser schüttelt nur wortlos den Kopf und trägt sie nach draußen. Der Weg durch den Schnee ist nun beschwerlicher, aber seine Gedanken gelten nur der jungen Frau, so dass er unbeirrt weitergeht und schließlich die alte Hütte erreicht, an der er seinen Wagen abgestellt hatte. In diesem Moment nähert sich bereits rasant ein Krankenwagen und kommt mit quietschenden Reifen neben ihm zum Stehen, bevor zwei Sanitäter hastig aussteigen. Innerhalb von Sekunden haben die Beiden die Agentin auf eine Trage gelegt und beatmen sie mit einem Sauerstoffbeutel, während einer nach den Geschehnissen fragt: „Können Sie mir sagen, was passiert ist?“ Der Angesprochene fährt sich seufzend durch die Haare und erläutert, ohne seinen Blick von ihr zu wenden: „Sie wurde entführt. Der Mann hat sie wie Schneewittchen in einen gläsernen Sarg gelegt. Sie hatte einen vergifteten Gürtel, einen Kamm und einen Apfel bei sich.“ Kurz blicken die beiden Sanitäter den Agenten verwundert an, in dem Glauben, es handele sich um einen Scherz, doch seine Miene bleibt unverändert besorgt, so dass sie verstehend nicken. Der Ältere fragt daraufhin: „Wissen Sie, welches Gift er benutzt hat?“ Doch Tony kann nur hilflos den Kopf schütteln, ehe er erwidert: „Nein, aber unsere Forensikerin wird die Beweisstücke umgehend untersuchen.“ „Gut. Wenn sie nicht zu sich kommt, brauchen wir schnellstens Ergebnisse, um ihr ein Gegenmittel zu verabreichen.“ Reglos beobachtet der Agent, wie Kate in den Wagen geschoben wird, als er sich plötzlich an ihre Worte erinnert und aufgeregt erklärt: „Aconitin. Sie sagte, er hat ihr Aconitin gespritzt, damit sie sich nicht bewegen kann.“ Die erschrockenen Gesichter der beiden Männer lassen ihn alarmiert nachhaken: „Was bedeutet das für sie? Ist ihr Zustand lebensgefährlich?“ Erneut erwidert einer von ihnen beruhigend: „Dass sie mit ihnen gesprochen hat, ist ein gutes Zeichen. Mehr können wir im Moment noch nicht sagen.“

Hilflos sieht Tony dem Krankenwagen nach, der mit Blaulicht und Sirene in hohem Tempo die kleine Straße passiert, die aus dem Park führt, und schließlich aus seinem Blickfeld verschwindet. Doch noch immer bewegt er sich nicht von der Stelle, starrt weiterhin auf den Punkt, an dem vor wenigen Sekunden die Bremslichter des Autos aufgeleuchtet haben. Erst als er eine Hand auf seiner Schulter spürt, erwacht er aus seiner Trance und wendet sich zu seinem Vorgesetzten um, der ihn mit ungewohnt sanften Augen mustert. In diesem Moment scheinen sie ihn nicht durchbohren zu wollen, sondern strahlen wortlos Zuversicht aus, wollen ihm Kraft geben, die Situation zu überstehen. Er dankt seinem Boss lediglich mit einem verhaltenen Nicken, doch dieser versteht ihn auch ohne Worte, so wie sein ranghöchster Agent ihn versteht, der nun bestimmt erklärt: „Ich fahre ins Krankenhaus. Ich muss wissen, wie es ihr geht.“ Gibbs versucht nicht, ihn zurückzuhalten, denn er weiß, dass diese Bemühung sinnlos wäre, so dass er ihn schweigend gehen lässt. Schon lange hatte er geahnt, dass Kate mehr für den jungen Mann bedeutete, doch in diesem Moment hat er die Gewissheit erhalten. Seufzend wendet er sich ab und geht zielstrebig zu der Höhle zurück, um die Beweise so schnell wie möglich zur Untersuchung in Abbys Labor zu bringen. Als seine Schritte dumpf von den Felswänden widerhallen, blickt Tim fragend auf, so dass er knapp meint: „Sie wird schon wieder.“ Ohne sich jedoch weiter mit unwichtigen Erläuterungen aufzuhalten, greift er hastig nach der Tüte mit den vergifteten Gegenständen und fügt hinzu: „McGee, du wartest auf Unterstützung. Das Team von Balboa ist auf dem Weg. Ich bringe die Sachen zu Abby.“ Mit diesen Worten hat er sich bereits wieder abgewandt und kehrt eilig zu seinem Wagen zurück, den er wenig später rasant über die schneebedeckten Straßen in Richtung Hauptquartier lenkt. Währenddessen gehen ihm jedoch die Bilder seiner Agentin nicht aus dem Kopf, wie sie blass und zerbrechlich in Tonys Armen hing. Er selbst hatte ihrem Urteil nicht vertraut, hatte geglaubt, dieser Fall schränke ihre Objektivität ein und hatte sie so diesem Verrückten regelrecht ausgeliefert.
 
AW: [NCIS] Drops of Blood falling down in Snow

Und weiter gehts. Viel Spaß!

LG Claudia


Kapitel 30: „Sitting and waiting“
Washington D.C., 12. Januar 2005

Die automatischen Schiebetüren öffnen sich mit einem leisen Zischen, bevor der Chefermittler mit eiligen Schritten das Labor betritt und sofort ungeduldig fragt: „Was hast du für mich, Abbs?“ Die junge Frau hat sein Eintreten bemerkt, dennoch wendet sie sich nicht zu ihrem Vorgesetzten um, sondern arbeitet verbissen weiter. Im Gegensatz zu gewöhnlichen Tagen hängen ihre Rattenschwänze schon fast traurig nach unten, während sie beinahe unbeweglich an ihrem Computer steht. Dem Teamleiter entfährt ein leises Seufzen, denn er kann ihre Sorge um ihre beste Freundin verstehen, macht er sich doch selbst unglaubliche Vorwürfe. Vorsichtig tritt er näher und legt ihr die Hände auf die Schultern, um ihr das Gefühl zu geben, dass sie nicht allein mit ihrer Angst ist. „Ich arbeite, so schnell ich kann, Gibbsman“, erklärt sie mit erstickter Stimme, so dass er nicht überhören kann, dass sie geweint hat. Bestimmt dreht er sie zu sich um, legt einen Finger unter ihr Kinn und zwingt sie so, ihn anzusehen, so dass er in ihre geröteten Augen blickt. „Wir haben sie gefunden, Abby. Sie ist im Krankenhaus. Die Ärzte werden alles tun, um ihr zu helfen“, erklärt er mit seiner üblichen dunklen Stimme, die jedoch kaum merklich zittert. Erneut rinnt eine Träne ihre Wange hinab, während sie ihren Kopf schüttelt und erwidert: „Was ist, wenn sie es nicht schafft?“ Schweigend nimmt der Chefermittler die Forensikerin in den Arm und streicht ihr sanft über den Kopf, den sie müde an seine Schulter lehnt. Die letzte durchwachte Nacht zusammen mit den Sorgen, die sie sich um Kate macht, hat sie ihre letzte Kraft gekostet, so dass sie sich nun kaum noch auf den Beinen halten kann. Gibbs haucht behutsam einen Kuss auf ihr pechschwarzes Haar, ehe er leise antwortet: „Caitlin Todd ist eine Kämpferin. Du weißt, dass sie niemals aufgeben wird.“ Als er ein zaghaftes Nicken spürt, verziehen sich seine Lippen zu einem leichten Lächeln, und er fügt hinzu: „Bitte konzentriere dich noch einmal! Wir brauchen den Namen des Giftes, um ihr zu helfen. Dann kannst du sie besuchen.“ Die Tatsache, dass ihr Boss sie um etwas bittet, verdeutlicht ihr erneut die Bedeutsamkeit der Situation, so dass sie sich von ihm löst. Mit einem unterdrückten Schluchzen trocknet sie die Tränen auf ihrem Gesicht, bevor sie ihn zur Tür schiebt und bestimmt erklärt: „Lass mich jetzt allein, Gibbsman! Ich werde meine Arbeit erledigen, du fährst zu Kate und sorgst dafür, dass die Ärzte auf sie aufpassen!“

Die blasse Morgensonne durchflutet den kahlen Raum, dessen weiße Wände den Betrachter durch das helle Licht zu blenden scheinen. War der junge Mann noch vor wenigen Minuten ununterbrochen auf und ab gegangen, hatte er sich schließlich erschöpft auf einem der unbequemen Stühle niedergelassen. Mittlerweile hat er jegliches Zeitgefühl verloren, hatte er nach beinahe zwei Stunden endlich aufgegeben unentwegt auf die Uhr zu sehen. Auf den Fluren des Krankenhauses hat in dieser Zeit der Alltag Einzug gehalten, Schwestern verteilen Frühstückstabletts, während Ärzte von Zimmer zu Zimmer gehen und sich nach dem Befinden ihrer Patienten erkundigen. Lediglich Tony sitzt im Wartebereich, ohne dass irgendjemand kommt und ihm endlich sagt, wie es um seine Partnerin steht. Diese Ungewissheit treibt ihn langsam in den Wahnsinn, denn die Tatsache, dass Kate nach endlosen Untersuchungen in ein Einzelzimmer gebracht wurde, ist für ihn kein gutes Zeichen. Nur einen kurzen Blick hatte er auf sie werfen können, doch ihr zerbrechlich wirkender Körper, der mit unzähligen Schläuchen und Kabeln verbunden war, hatte das beklemmende Gefühl in seinem Herzen nur noch verschlimmert. Immer wieder hatte er eine der Krankenschwester nach ihrem Zustand gefragt, doch jede einzelne von ihnen hatte erneut den Kopf geschüttelt. Müde fährt sich der Agent durch die Haare und lehnt sich dann zurück, um für einen Moment die Augen zu schließen, als ihn ein vorsichtiges Rütteln an seiner Schulter aufschrecken lässt. Doch als er sich hastig aufrichten will, lässt ihn ein unangenehmer Schmerz in seinem Nacken innehalten, so dass er sich vorsichtig streckt. Die Müdigkeit hatte ihn wohl schließlich übermannt, so sehr er auch dagegen angekämpft hatte, um keine Neuigkeiten zu verpassen. Nicht einmal der furchtbare Kaffee, den es in den Automaten des Krankenhauses gibt, hatte seine Lebensgeister wach halten können. Dennoch hatte er einen Becher nach dem anderen getrunken, um die Zeit zu überstehen, bis die Cafeteria endlich ihren Türen öffnete. Doch noch ehe es endlich soweit war, umhüllte ihn die Dunkelheit und zog ihn in einen tiefen traumlosen Schlaf, aus dem er erst nach einer Stunde gerissen wurde.

Als Tony seinen Kopf nach rechts wendet, erkennt er, dass es Gibbs ist, der sich neben ihm niedergelassen hat und ihm nun einen neuen Becher Kaffee reicht. Als er diesen mit einem dankbaren Nicken entgegennimmt, registriert er erneut, die kaum merklich weicheren Züge, die die Miene seines Bosses angenommen hat. Auch wenn dieser es niemals zugeben würde, ist der Agent sicher, dass auch er sich Sorgen um Kate und Vorwürfe wegen der Geschehnisse macht. Die kaum wahrnehmbare dunkle Stimme lässt ihn jedoch von der starken Flüssigkeit in seiner Hand aufsehen: „Sie wird es schaffen. Sie ist einen Kämpferin und lässt sich nicht so einfach unterkriegen.“ Für einen Moment ist sich der junge Mann nicht bewusst, ob er sich diese Worte lediglich eingebildet hat, denn sie wollen so gar nicht zu dem stets schlecht gelaunten Teamleiter passen. Doch der Blick in seine stahlblauen Augen, die etwas von ihrer üblichen eisigen Kälte verloren zu haben scheinen, lassen ein trauriges Lächeln auf seinen Lippen erscheinen. Bereits die Anwesenheit des Älteren, der ihm seit längerer Zeit ein Vorbild und Mentor war, gibt ihm die Kraft, die ihm zur Zeit fehlt und die er doch so nötig braucht, um dieses Gefühl der Hilflosigkeit zu überstehen. Bevor er jedoch etwas darauf erwidern kann, betritt ein Arzt den Raum, so dass er sofort zu ihm eilt und fragt: „Wie geht es ihr, Doktor?“ Dieser schüttelt den Kopf und antwortet abweisend: „Es tut mir leid, aber ich darf Ihnen keine Auskunft darüber geben.“ „Ich bin ihr Partner. Ich muss wissen, wie es ihr geht“, erläutert Tony daraufhin und kann nicht verhindern, dass seine Stimme dabei zittert, doch sein Gegenüber geht nicht darauf ein und fügt hinzu: „Ich darf nur mit ihren Angehörigen sprechen. Wann werden sie hier sein?“ Die Ungewissheit lässt die Emotionen in dem jungen Mann nach oben kochen, doch noch ehe er etwas sagen kann, mischt sich Gibbs, dem dies nicht entgangen ist, in das Gespräch ein: „Ich bin Special Agent Gibbs, der Vorgesetzte von Caitlin Todd. Ihre Eltern sind auf dem Weg. Können Sie mir sagen, wie es meiner Agentin geht?“ Mit einem leisen Seufzen nickt der ältere Mann und beginnt zu erklären: „Sie ist über den Berg. Das Aconitin wurde ihr glücklicherweise nur in sehr geringer Menge verabreicht und hat keinen bleibenden Schaden verursacht. Der Körper wird es in den nächsten Stunden abbauen. Das Parathion, mit dem die Gegenstände versetzt waren, wurde, wie ihre Forensikerin bereits herausgefunden hat, zu stark verdünnt. Aus diesem Grund konnte die Haut es nicht aufnehmen, wodurch die verheerende Wechselwirkung der beiden Gifte ausgeblieben ist.“
 
AW: [NCIS] Drops of Blood falling down in Snow

So, auch hier geht es weiter.
Wir nähern uns mit großen Schritten dem Ende.
Aber jetzt erstmal viel Spaß beim Lesen!

LG Claudia


Kapitel 31: „Serious Words“
Washington D.C., 12. Januar 2005

Vor einer Ewigkeit war der Arzt bereits wieder gegangen, doch Tony sitzt noch immer regungslos im Wartebereich der Klinik, während er versucht, die Informationen zu verarbeiten. „Sie braucht noch einige Zeit Ruhe, aber sie wird sich wieder vollkommen erholen.“ Diese Worte hallen ununterbrochen in seinem Kopf wider und lassen die Spannung aus seinem Körper weichen, so dass er endlich wieder normal atmen kann. Gibbs zog sich, nachdem der Doktor sich verabschiedet hatte, in die Cafeteria zurück, um seinem Agenten die Möglichkeit zu geben, allein zu Kate zu gehen. Doch irgendetwas hält ihn davon ab, einfach aufzustehen, die wenigen Schritte über den Flur zurückzulegen und ihr Zimmer zu betreten. Er kann selbst seine Gefühle in diesem Moment nicht einordnen, die sich neben der Erleichterung in seinem Inneren ausgebreitet haben. Vielleicht ist es die Angst vor ihrer Zurückweisung, die ihn nun zögern lässt, denn bisher hatte sie noch kein Wort zu seiner Liebeserklärung gesagt. Die Tatsache, dass sie nach seinen Worten einfach die Flucht ergriffen hatte, lässt ihn noch immer nicht los, während seine Hoffnung auf eine Erwiderung seiner Empfindungen ihrerseits von Minuten zu Minute schrumpft. Tony hatte sie aus den Fängen ihres durchgedrehten Bruders befreit, hatte ihr das Leben gerettet, doch auch diese Tatsache ist keine Garantie dafür, dass sie so fühlt wie er. Löste sich die beklemmende Angst, die sein Herz umschlossen hielt, bei den Worten des Arztes in Luft auf, scheint es nun erneut von einem Felsblock abgeschnürt zu werden. Immer wieder hatte er nicht verhindern können, dass ein erschreckendes Bild vor seinem inneren Auge auftauchte, das Kate in einem weißen Kleid zeigte, die Augen weit aufgerissen und erstarrt ins Leere gerichtet. Doch diese Vorstellung, die ihn bis jetzt nicht losgelassen hat, wird nun immer öfter von einer jungen Frau vertrieben, die ihn mit einem beinahe mitleidigen Blick bedenkt und schließlich erklärt, dass sie sich niemals in einen Mann wie ihn verlieben könne. Sowohl der Schlafmangel als auch dieser nervenaufreibende Fall haben an seinen Nerven gezehrt, so dass es ihm kaum noch möglich ist, klar zu denken. Während diese wirren Überlegungen durch seinen Kopf kreisen, wendet er keine Sekunde den Blick von der Tür ihres Krankenzimmers ab, beinahe, als könne er dadurch sicher gehen, dass sich ihr Zustand nicht erneut verschlechtert.

Der junge Mann sitzt bereits seit Stunden auf diesem unbequemen Stuhl, den er lediglich verlassen hat, um sich einen neuen Kaffee zu holen, und starrt auf die weiße Zimmertür, durch die in diesem Moment Abby nach draußen tritt. Sie blickt sich kurz um und geht, als sie Tony entdeckt, zu ihm, um sich neben ihm niederzulassen und schweigend abzuwarten, dass er ihr sagt, was mit ihm los ist. Doch als er keine Anstalten macht, mit ihr zu reden, erklärt sie: „Kate hat nach dir gefragt. Wieso gehst du nicht endlich zu ihr?“ „Ich wollte ihr noch ein wenig Ruhe gönnen“, gibt der Angesprochene ausweichend zurück, so dass sie zu einem ihrer Vorträge ansetzt, als Gibbs den Warteraum betritt und wortlos stehen bleibt. Die Forensikerin mustert ihn kurz, doch da er keinen Ton von sich gibt, lässt sie die Beiden schließlich allein, so dass er sich mit leiser und dennoch drohender Stimme an seinen ranghöchsten Agenten wendet: „Eigentlich sollte ich dir den Kopf abreißen. Hast du wirklich geglaubt, ich hätte keine Ahnung, was zwischen euch läuft?“ Dieser schüttelt den Kopf und erwidert entschuldigend: „Wir haben uns nur geküsst. Ein einziges Mal. Und es wird nie wieder passieren.“ „Du weißt, dass das nicht wahr ist.“ Der stechende Blick seines Gegenübers, der diesen Worten folgt, macht ihm deutlich, dass dieser ihn längst durchschaut hat, so dass er ihm ausweicht und nach unten sieht. Ein leises Seufzen ertönt, bevor Tony vorsichtig fragt: „Was hast du jetzt mit mir vor? Willst du mich feuern?“ „Nein. Zumindest vorerst nicht. Du hast bewiesen, dass deine Gefühle die Arbeit nicht beeinträchtigen. Du hast dennoch einen klaren Kopf bewahrt, als es darauf ankam. Und das, obwohl deine Sorge dich beinahe hat durchdrehen lassen.“ „Hat Abby dir von meinem Zusammenbruch erzählt?“ Der Teamleiter lacht leise, ehe er antwortet: „Dazu brauchte ich sie nicht, DiNozzo. Das kann ich mir auch so vorstellen. Dein Verhalten in den letzten Tagen war nicht sehr unauffällig.“ Die Aussage kommt ein wenig überraschend, doch er hätte wissen müssen, dass sein Boss sofort erkannte, was in ihm vorging.

Erneut hat sich Schweigen zwischen den beiden Agenten ausgebreitet, doch dem Chefermittler entgeht nicht, dass der Jüngere mit sich selbst kämpft, dennoch wartet er ab, bis er erzählt, was ihn beschäftigt. Besorgt registriert er das leichte Zittern der Hände seines Gegenübers, aber er verkneift sich einen Kommentar und versucht, seine Ungeduld zu zähmen. Noch einige Minuten vergehen, bevor Tony sich dazu durchringen kann, ihm zu erklären: „Ich bekomme dieses Bild einfach nicht aus meinem Kopf. Er hatte sie in einen gläsernen Sarg gelegt, nur damit sie ihn nicht wieder verlässt. Wenn sie gestorben wäre, hätte ich allein die Schuld daran gehabt.“ Noch ehe er ausgesprochen hat, spürt er einen heftigen Schmerz auf seinem Hinterkopf, so dass er seinen Vorgesetzten erschrocken anblickt, der bestimmt erwidert: „Du hast ihr das Leben gerettet, DiNozzo. Hör auf darüber nachzudenken, was passiert wäre, wenn du zu spät gekommen wärst!“ Die Worte des Teamleiters entlocken ihm jedoch ein trauriges Kopfschütteln, bevor er kaum hörbar flüstert: „Nein. Du hast ihr das Leben gerettet. Genau wie mir. Ohne dich hätte er mich erschossen und Kate am Ende doch bekommen.“ Kräftige Hände packen ihn unsanft an den Schultern und zwingen ihn dann dazu, in eisblaue Augen zu blicken, als Gibbs ihm bestimmt zu vermitteln versucht: „Du bist ein guter Agent, Tony. Aber wir sind ein Team. Gemeinsam sind wir am stärksten. Es ist keine Schande, dir von deinen Kollegen helfen zu lassen.“ Der Angesprochene reagiert mit einem zögerlichen Nicken, will er doch immer seine Probleme auf eigene Faust lösen und zieht los, ohne nachzudenken. Er hatte seine Partnerin retten wollen, anstatt sich vorher darüber klar zu werden, in welche Gefahr er nicht nur sich selbst dabei brachte. Dennoch macht er sich noch immer Vorwürfe, dass im Grunde er es gewesen war, der sie in diese Situation gebracht hatte und dem es am Ende nicht einmal gelungen war, sie zu retten. „Was soll ich jetzt tun?“, hakt er schließlich unsicher nach, seine Augen weiterhin zu Boden gerichtet, denn noch immer hat er nicht den Mut dazu, mit ihr zu sprechen. „Du liebst sie. Also hör auf, dir Vorwürfe zu machen! Schalte deinen Verstand aus, hör auf dein Herz und geh zu ihr!“ Verwundert blickt der Agent seinen Vorgesetzten an, denn genau diese Worte hat er nicht erwartet, hatte der Teamleiter ein solch einfühlsames Verhalten doch bisher niemals offenbart. Kaum hat Tony diese Aussage vernommen, verdunkelt sich der Blick des Älteren bereits wieder bedrohlich, ehe er hinzufügt: „Aber wenn du es vermasselst, erschieße ich dich. Falls sie es nicht vorher tut.“ Sein Gegenüber schluckt bei dessen scharfer Stimme heftig, ehe er beinahe kleinlaut erwidert: „Verstanden.“
 
AW: [NCIS] Drops of Blood falling down in Snow

So Ihr Lieben!

Damit sind wir auch schon bei meinem letzten Kapitel angelangt.
Aber nächste Woche gibt es noch den Epilog, den ihr nicht verpassen solltet.
Und jetzt erstmal viel Spaß!

LG Claudia


Kapitel 32: „Longing for Love“
Washington D.C., 12. Januar 2005

Als der junge Mann vor der Zimmertür steht und die Hand auf die Klinke legt, hält er einen Moment inne und schließt die Augen, um tief durchzuatmen. Sein Herz hämmert so laut gegen seinen Brustkorb, dass er glaubt, alle Menschen in seiner Nähe müssen dies hören. Schließlich nimmt er seinen Mut zusammen und öffnet die Tür, um lautlos den weißen Raum zu betreten, wo er regungslos stehen bleibt. Er sieht Kate in dem riesigen Krankenbett liegen, ihren Blick aus dem Fenster gerichtet, den sie nun, als sie seine Anwesenheit spürt, ihm zuwendet. Ein sanftes Lächeln legt sich auf ihre Lippen, doch noch immer wirkt ihr Gesicht blass und zerbrechlich, was das farblose Kissen, auf dem ihr Kopf ruht noch unterstreicht. „Es tut mir leid“, flüstert Tony kaum hörbar, ohne sich jedoch von der Stelle zu bewegen, steht einfach regungslos da und starrt sie an, während er verzweifelt mit seinen Gefühlen kämpft. Die junge Frau antwortet nicht, sondern streckt ihre Hand nach ihm aus, doch er zögert kurz, denn noch immer spürt er die Angst vor ihrer Zurückweisung. Als er jedoch den enttäuschten Ausdruck in ihren braunen Augen registriert, macht er zögernd einen Schritt nach dem anderen, von denen jeder einzelne ihn enorme Willenskraft kostet. Unschlüssig bleibt er einige Sekunden vor dem riesigen Bett stehen, zieht schließlich einen Stuhl heran und lässt sich seufzend darauf nieder. Noch immer ruht sein Blick auf ihrem ebenmäßigen Gesicht, was ihn heftig schlucken lässt, als ihn erneut die Bilder der letzten Stunden überrollen. Die fahle Haut, umrahmt von den langen Wellen ihres dunklen Haares, lassen ihn das Märchen von Schneewittchen nicht vergessen, das ihn vermutlich für den Rest seines Lebens verfolgen wird. Für einen Moment schließt er die Augen, um wieder in die Gegenwart zurückzukehren, bevor er unsicher nach ihrer Hand greift und sie mit der seinen zu umschlingen, ehe er flüsternd erklärt: „Ich bin so froh, dass es dir gut geht, Katie.“ Seine Stimme zittert unmerklich, als er diese Worte ausspricht, denn so sehr er sich auch bemüht, sieht er sie immer wieder in diesem gläsernen Sarg liegen.

Vorsichtig richtet sich die Agentin auf und mustert ihren Kollegen aufmerksam, registriert den Kampf, den er in seinem Inneren austrägt, so dass sie ihre andere Hand auf seine legt und sanft darüber streicht. Sie kann spüren, wie sich seine verkrampften Finger langsam entspannen, als er ihr in die Augen sieht und ihre leisen Worte vernimmt: „Das verdanke ich nur dir, Tony. Ohne dich hätte ich diesen Tag nicht überlebt.“ Als Kate nicht verhindern kann, dass bei dieser Aussage einige Tränen über ihre Wangen rinnen, fährt sie hastig mit ihrer Hand darüber, um sie zu trocknen, beinahe als schäme sie sich für ihre Schwäche. Bei ihrem Anblick zieht sich sein Herz schmerzhaft zusammen, so dass er sich, ohne darüber nachzudenken, zu ihr setzt und sie schweigend in den Arm nimmt. Beruhigend streicht er über ihren Rücken, der kaum spürbar zittert, während ihr Kopf an seiner Brust ruht, um seinen gleichmäßigen Atemzügen zu lauschen, die sie dazu bringen, sich in seiner vertrauten Nähe zu entspannen. Dennoch macht sie keine Anstalten, sich von ihm zu lösen, sondern genießt mit geschlossenen Augen seine sanfte Berührung, nimmt den herben Duft seines After Shaves in sich auf, den sie seit jenem Abend vor vier Tagen noch intensiver wahrzunehmen scheint. Doch auch er möchte sie am liebsten nicht wieder loslassen, sondern hält sie einfach fest an sich gedrückt, schlingt die Arme um ihren zierlichen Körper und haucht einen Kuss auf ihr Haar. Die Beiden geben sich diesem Moment hin, genießen das Schweigen, auch wenn noch immer zu viele Dinge unausgesprochen zwischen ihnen stehen.Nun kann sich der junge Mann sicher sein, dass es seiner Partnerin gut geht, dass sie die Chance haben werden, darüber zu sprechen, später, denn jetzt sind Worte unwichtig. In diesem Augenblick, in ihrer Nähe kann er sich der Hoffnung hingeben, dass seine Gefühle, die so viel mehr sind als der Reiz des Verbotenen, des Unerreichbaren, nicht unerwidert bleiben. Die Tatsache, dass sie in seinen Armen liegt, ist ihm Antwort genug, doch tief in seinem Herz ist er sich im Klaren, dass dies lediglich Wunschdenken ist und dass Wünsche fast nie in Erfüllung gehen. Dennoch verdrängt er dieses Wissen und schließt einfach die Augen, um seine Umgebung, die Realität auszublenden und nur noch die Frau an seiner Seite zu spüren.

„Es tut mir leid, dass ich einfach weggelaufen bin“, durchbricht ihr unsicheres Flüstern unerwartet die Stille des Raumes und reißt den Agenten aus seinen Überlegungen, woraufhin er erwidert: „Das muss es nicht. Ich hätte dich mit meinem Geständnis nicht so überrumpeln dürfen.“ Nach dieser Aussage löst sie sich schließlich aus seiner Umarmung, um ihrem Partner in die Augen sehen zu können, die sie wie so oft in ihren Bann ziehen. Zärtlich streicht sie Tony über die Wange und erklärt dann bestimmt: „Dein Timing war wirklich nicht sehr gut, aber ich hätte nicht so reagieren dürfen. Ich habe versucht, meine Gefühle für dich zu verdrängen, doch deine Worte haben mich vollkommen aus der Bahn geworfen.“ Erneut breitet sich Schweigen zwischen den Beiden aus, denn er kann nicht glauben, was er in diesem Moment gehört hat. Sie hat wirklich Gefühle für ihn? Der Agent versucht, die Aussage seiner Kollegin zu verarbeiten und zu verstehen, dass sie diese wirklich ernst gemeint hat. Beinahe hatte er die Hoffnung wieder begraben wollen, dass sie jemals seine Liebe erwidern würde, doch jetzt scheint sie, genau dies sagen zu wollen. Nach einer kleinen Ewigkeit nimmt er seinen Mut zusammen und fragt zögernd: „Heißt das, du...?“ Ein sanftes Lächeln breitet sich auf ihren Lippen aus, als Kate erwidert: „Ich weiß jetzt, dass du mein Prinz bist, von dem ich immer geträumt habe. Du hast Schneewittchen gerettet.“ Die Beiden blicken sich schweigend in die Augen, versuchen in denen des Anderen zu lesen und genießen diesen Moment, in dem sich die Schmetterlinge in ihrem Inneren erneut auf die Reise begeben. „Ich hatte einfach nicht den Mut, Gibbs' Regeln zu brechen“, fügt sie irgendwann leise hinzu, so dass nun Tony schmunzelnd meint: „Er weiß es. Ich glaube, er hat es von Anfang an gewusst. Er hat uns seinen Segen gegeben.“ Nun ist es die junge Frau, die ihn erstaunt ansieht und diese Worte nicht glauben kann, denn nachdem sie sich endlich ihre Gefühle für ihn eingestanden hatte, war ihr Vorgesetzter das einzige Hindernis, das zwischen ihnen stand. Doch nun soll auch dies aus dem Weg geräumt sein, nun muss sie lediglich ihre Hand nach ihm ausstrecken und ihn festhalten, für immer. Als sie nichts darauf sagt, holt der Agent tief Luft und spricht das aus, was ihm in den letzten Stunden auf dem Herzen lag: „Ich habe dir gesagt, dass ich glaube, mich in dich verliebt zu haben. Das war nicht ganz die Wahrheit. Ich weiß es genau, dass ich dich liebe, Katie.“ Ein Strudel der Empfindungen scheint, sie mitreißen zu wollen, doch sie wehrt sich nicht dagegen, sondern lässt sich treiben: „Ich liebe dich auch, Tony.“ Dieses Geständnis ist wie ein Versprechen, das die Beiden kurz darauf mit einem zärtlichen Kuss besiegeln, aus dem sie sich nie wieder lösen möchten.
 
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AW: [NCIS] Drops of Blood falling down in Snow

Hallo meine lieben Leser!

Heute geht also mein kleines 'Wintermärchen' zu Ende.
Ich hoffe, euch hat das Lesen so viel Spaß gemacht, wie mir das Schreiben.
Ich würde mich zum Abschluß noch über ein kleines FB von euch freuen.

LG Claudia


Epilog: „... happily ever after“
Washington D.C., 05. Januar 2010

„... Das böse Weib aber, als es nach Haus gekommen war, ging vor den Spiegel und fragte:
»Spieglein, Spieglein an der Wand,
wer ist die Schönste im ganzen Land?»
Da antwortete er wie sonst:
»Frau Königin, Ihr seid die Schönste hier,
aber Schneewittchen über den Bergen
bei den sieben Zwergen
ist noch tausendmal schöner als Ihr.«
Als sie das hörte, lief ihr alles Blut zum Herzen, so erschrak sie, denn sie sah wohl, dass Schneewittchen wieder lebendig geworden war. »Nun aber«, sprach sie«, will ich etwas aussinnen, das dich zugrunde richten soll«, und mit Hexenkünsten, die sie verstand, machte sie einen giftigen Kamm. Dann verkleidete sie sich und nahm die Gestalt eines anderen alten Weibes an. So ging sie hin über die sieben Berge zu den sieben Zwergen, klopfte an die Türe und rief: »Gute Ware feil, feil!« Schneewittchen schaute heraus und sprach: »Geht nur weiter, ich darf niemand hereinlassen!« »Das Ansehen wird dir doch erlaubt sein«, sprach die Alte, zog den giftigen Kamm heraus und hielt ihn in die Höhe. Da gefiel er dem Kinde so gut, dass es sich betören ließ und die Türe öffnete. Als sie des Kaufs einig waren, sprach die Alte: »Nun will ich dich einmal ordentlich kämmen.« Das arme Schneewittchen dachte an nichts, ließ die Alte gewähren, aber kaum hatte sie den Kamm in die Haare gesteckt, als das Gift darin wirkte und das Mädchen ohne Besinnung niederfiel. »Du Ausbund von Schönheit«, sprach das boshafte Weib, »jetzt ist's um dich geschehen«, und ging fort. Zum Glück aber war es bald Abend, wo die sieben Zwerglein nach Haus kamen. Als sie Schneewittchen wie tot auf der Erde liegen sahen, hatten sie gleich die Stiefmutter in Verdacht, suchten nach und fanden den giftigen Kamm. Und kaum hatten sie ihn herausgezogen, so kam Schneewittchen wieder zu sich und erzählte, was vorgegangen war. Da warnten sie es noch einmal, auf seiner Hut zu sein und niemand die Türe zu öffnen. Die Königin stellte sich daheim vor den Spiegel und sprach:
»Spieglein, Spieglein an der Wand,
wer ist die Schönste im ganzen Land?«
Da antwortete er wie vorher:
»Frau Königin, Ihr seid die Schönste hier,
aber Schneewittchen über den Bergen
bei den sieben Zwergen
ist noch tausendmal schöner als Ihr.«
Als sie den Spiegel so reden hörte, zitterte und bebte sie vor Zorn. »Schneewittchen soll sterben«, rief sie, »und wenn es mein eigenes Leben kostet!« Darauf ging sie in eine ganz verborgene, einsame Kammer, wo niemand hinkam, und machte da einen giftigen Apfel. Äußerlich sah er schön aus, weiß mit roten Backen, dass jeder, der ihn erblickte, Lust danach bekam, aber wer ein Stückchen davon aß, der musste sterben. Als der Apfel fertig war, färbte sie sich das Gesicht und verkleidete sich in eine Bauersfrau, und so ging sie über die sieben Berge zu den sieben Zwergen. Sie klopfte an. Schneewittchen streckte den Kopf zum Fenster heraus und sprach: »Ich darf keinen Menschen einlassen, die sieben Zwerge haben mir's verboten!« »Mir auch recht«, antwortete die Bäuerin, »meine Äpfel will ich schon loswerden. Da, einen will ich dir schenken.« »Nein«, sprach Schneewittchen, »ich darf nichts annehmen!« »Fürchtest du dich vor Gift?« sprach die Alte, »siehst du, da schneide ich den Apfel in zwei Teile; den roten Backen iss, den weißen will ich essen » Der Apfel war aber so künstlich gemacht, dass der rote Backen allein vergiftet war. Schneewittchen lusterte den schönen Apfel an, und als es sah, dass die Bäuerin davon aß, so konnte es nicht länger widerstehen, streckte die Hand hinaus und nahm die giftige Hälfte. Kaum aber hatte es einen Bissen davon im Mund, so fiel es tot zur Erde nieder. Da betrachtete es die Königin mit grausigen Blicken und lachte überlaut und sprach: »Weiß wie Schnee, rot wie Blut, schwarz wie Ebenholz! Diesmal können dich die Zwerge nicht wieder erwecken.« Und als sie daheim den Spiegel befragte:
»Spieglein, Spieglein an der Wand,
wer ist die Schönste im ganzen Land?«
so antwortete er endlich:
»Frau Königin, Ihr seid de Schönste im Land.«
Da hatte ihr neidisches Herz Ruhe, so gut ein neidisches Herz Ruhe haben kann.
Die Zwerglein, wie sie abends nach Haus kamen, fanden Schneewittchen auf der Erde liegen, und es ging kein Atem mehr aus seinem Mund, und es war tot. Sie hoben es auf suchten, ob sie was Giftiges fänden, schnürten es auf, kämmten ihm die Haare, wuschen es mit Wasser und Wein, aber es half alles nichts; das liebe Kind war tot und blieb tot. Sie legten es auf eine Bahre und setzten sich alle siebene daran und beweinten es und weinten drei Tage lang. Da wollten sie es begraben, aber es sah noch so frisch aus wie ein lebender Mensch und hatte noch seine schönen, roten Backen. Sie sprachen: »Das können wir nicht in die schwarze Erde versenken«, und ließen einen durchsichtigen Sarg von Glas machen, dass man es von allen Seiten sehen konnte, legten es hinein und schrieben mit goldenen Buchstaben seinen Namen darauf und dass es eine Königstochter wäre. Dann setzten sie den Sarg hinaus auf den Berg, und einer von ihnen blieb immer dabei und bewachte ihn. Und die Tiere kamen auch und beweinten Schneewittchen, erst eine Eule dann ein Rabe. zuletzt ein Täubchen. Nun lag Schneewittchen lange, lange Zeit in dem Sarg und verweste nicht, sondern sah aus, als wenn es schliefe, denn es war noch so weiß wie Schnee, so rot wie Blut und so schwarzhaarig wie Ebenholz. Es geschah aber, dass ein Königssohn in den Wald geriet und zu dem Zwergenhaus kam, da zu übernachten. Er sah auf dem Berg den Sarg und das schöne Schneewittchen darin und las, was mit goldenen Buchstaben darauf geschrieben war. Da sprach er zu den Zwergen: »Lasst mir den Sarg, ich will euch geben, was ihr dafür haben wollt » Aber die Zwerge antworteten: »Wir geben ihn nicht für alles Gold in der Welt.« Da sprach er: »So schenkt mir ihn, denn ich kann nicht leben, ohne Schneewittchen zu sehen, ich will es ehren und hochachten wie mein Liebstes.« Wie er so sprach, empfanden die guten Zwerglein Mitleid mit ihm und gaben ihm den Sarg. Der Königssohn ließ ihn nun von seinen Dienern auf den Schultern forttragen. Da geschah es, dass sie über einen Strauch stolperten, und von dem Schüttern fuhr der giftige Apfelgrütz, den Schneewittchen abgebissen hatte, aus dem Hals. Und nicht lange, so öffnete es die Augen, hob den Deckel vom Sarg in die Höhe und richtete sich auf und war wieder lebendig. »Ach Gott, wo bin ich?« rief es. Der Königssohn sagte voll Freude: »Du bist bei mir«, und erzählte, was sich zugetragen hatte, und sprach: »Ich habe dich lieber als alles auf der Welt; komm mit mir in meines Vaters Schloss, du sollst meine Gemahlin werden.« Da war ihm Schneewittchen gut und ging mit ihm, und ihre Hochzeit ward mit großer Pracht und Herrlichkeit angeordnet. Zu dem Feste wurde aber auch Schneewittchens gottlose Stiefmutter eingeladen. Wie sie sich nun mit schönen Kleidern angetan hatte, trat sie vor den Spiegel und sprach:
»Spieglein, Spieglein an der Wand,
wer ist die Schönste im ganzen Land?«
Der Spiegel antwortete:
»Frau Königin, Ihr seid die Schönste hier,
aber die junge Königin ist noch tausendmal schöner als ihr.»
Da stieß das böse Weib einen Fluch aus, und ward ihr so angst, so angst, dass sie sich nicht zu lassen wusste. Sie wollte zuerst gar nicht auf die Hochzeit kommen, doch ließ es ihr keine Ruhe, sie musste fort und die junge Königin sehen. Und wie sie hineintrat, erkannte sie Schneewittchen, und vor Angst und Schrecken stand sie da und konnte sich nicht regen. Aber es waren schon eiserne Pantoffel über Kohlenfeuer gestellt und wurden mit Zangen hereingetragen und vor sie hingestellt. Da musste sie in die rotglühenden Schuhe treten und so lange tanzen, bis sie tot zur Erde fiel.“
Das kleine Mädchen hat die ganze Zeit den Worten ihrer Mutter gelauscht, doch nun sind ihr die Augen zugefallen, und ihre tiefen Atemzüge zeigen, dass sie sich bereits im Reich der Träume befindet. Die junge Frau legt das Märchenbuch auf den Nachttisch und streicht ihrer Tochter vorsichtig eine Strähne des dunkelbraunen Haares aus dem Gesicht. Dann beugt sie sich zu ihr hinab und haucht einen sanften Kuss auf ihre Stirn, ehe sie das kleine Licht löscht und dem Schein der Flurlampe zur halb geöffneten Tür folgt. „Weißt du eigentlich, dass das mittlerweile auch mein Lieblingsmärchen ist?“, fragt der junge Mann flüsternd, der am Türrahmen lehnt und seine schlafende Prinzessin beobachtet. Ein leichtes Lächeln legt sich auf ihre Lippen, ehe sie leise antwortet: „Ich liebe dich, Tony.“ Der Angesprochene zieht seine Frau zu sich, blickt ihr tief in die wunderschönen braunen Augen und haucht ihr ins Ohr: „Ich liebe dich auch, Katie. Euch beide“, bevor er sie zärtlich küsst. Leise verlassen die Beiden das Zimmer ihrer Tochter, werfen einen letzten Blick auf das Bett, und ehe er die Tür hinter ihnen schließt, flüstert er: „Und wenn sie nicht gestorben sind, dann leben sie noch heute.“



ENDE
 
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