Zeitachse mit wichtigsten Ereignissen
1736: Hochzeit von Hermann M. und Margret S.
1738: Geburt ihres Sohnes Friedrich M.
07/01/1747 im Brederholz: Hermann wird tot aufgefunden
1750: Simon S. "adoptiert" Friedrich // Friedrich lernt Johannes N. kennen
1755: Friedrich: Dorfelegant // Blaukittel treiben ihr Unwesen
Juli 1756: Brandis wird tot aufgefunden
1756: Prozess wegen B., Beschuldigung Fs.
Okt. 1760: F. wird wegen Schulden bloßgestellt
3 Tage später im Brederholz: Aaron wird tot aufgefunden; F. soll verhaftet werden; fliegt aber mit J.
Buche wird von Juden gekauft
1/2 Jahr später: halten F. nicht mehr für schuldig
Simon verarmt, stirbt
Margret stirbt
F. flüchtete nach P. // Krieg in Ungarn // türk. Sklaverei // Amsterdam
24/12/1788: J. bzw. eigentlich F. kehrt zurück; Bote
Sept./Okt. 1789: Friedrich wird tot aufgefunden
Gesamtdeutungen
Helmut Kerber, 2000:
Der Novelle liegt eine wahre Begebenheit zugrunde, die der Dichterin seit ihrer Kindheit aus Erzählungen über ihre westfälische Heimat vertraut war und die ihr Onkel August von Haxthausen unter dem Titel "Geschichte eines Algerier-Sklaven" nach Gerichtsakten aufzeichnete und 1818 veröffentlichte.
Die Schriftstellerin erfindet eine Vorgeschichte zu dem historisch beglaubigten Ereignis, womit es ihr gelingt dieses Ereignis als Folge einer Störung der menschlichen Gemeinschaft darzustellen. Das Verhängnisvolle dieser allgemeinen gesellschaftlichenSituation enthüllt sich in einem individuellen Schicksal, das sich in einer Reihe von ungewöhlichen Ereignissen zunehmend verdichtet und dramatisch zuspitzt.
Entsprechend der Buche, der die Juden die Rache an dem Mörder anvertrauen, erscheint die Natur in der Novelle stets als Richter und Zeuge. Die Dichterin veranschaulicht durch diese enge Verbindung zwischen dem Handeln des Menschen und der ihn umgebenden Natur, dass, verliert er sein "inneres Rechtsgefühl", er zugleich die Einheit von Menschen und Natur stört, die in der göttlichen Seinsordnung festgelegt ist. Bezeichnenderweise geschehen in der "Judenbuche" alle furchtbaren Ereignisse in der nähe der Buche im Brederwald, während einer stürmischen oder monderhellten Nacht. Der Brederwald wird zu einem magischen Raum, die Buche zum "Dingsymbol für ein Geschehen des Unheils". [zu Natur später mehr]
Friedrichs Sozialisation [mindmap]
Mutter:
~ brav, anständig
~ überheblich
~ vorurteilsbeladen
~ klug, selbstbewusst
~ früher Dorfschönheit, reich
~ später wunderliche Gestalt
~ formelhafte Religiösität
~ Integration ins Normgefüge von B.
Vater:
~ erst "ördentlicher Säufer"
~ dann verkommenes Subjekt
~ trunksüchtig
~ gewalttätig zur Frau
~ liebevoll zum Sohn
Onkel:
~ Blaukittel
Elternhaus:
~ niedrige soziale Schicht
~ arm
Dorf B:
~ kühnste, hochmütigste, schlauste Gemeinde des Fürstentums
~ jeder will nach außen hin gut erscheinen
~ idyllische Lage; idyllischer Schein
~ Recht und Unrecht in Verwirrung geraten, viele Vergehen, Gewalt [oder kann auch sagen: schaffen sich eigene Gesetze, bestimmen selber]
~ Zentrum der Holzfrevler
~ rauchig und schlecht gebaut
~ keine Gemeinschaft
Friedrich:
~ ängstlich
~ Außenseiter
~ isoliert sich selbst
~ bekommt keine moralische Orientierung, keinen inneren Halt, kein Rechtsbewusstsein
=> kommt noch!
Plädoyer des Verteidigers vor dem Schwurgericht
[eigentlich auch als Antwort auf Plädoxer des Staatsanwalts, zu lange zum posten]
Aus folgenden Gründen kann also kein Zweifel bestehen? Weil der Angeklagte Friedrich Mergel das Geld nicht bezahlen konnte und weil es Gerüchte gibt, dass er verschlossen und hinterhältig ist? Aber ich bitte Sie, Herr Staatsanwalt, das meinen Sie nicht Ernst! Deswegen wollen Sie einem Menschen lebenslang seine Freiheit entziehen? Sie haben keinerlei handfeste Beweise gegen meinen Mandanten in der Hand. Ganz einfach auch weil es keine gibt, und er nicht der Schuldige ist. Es basiert bei Ihnen alles auf Vermutungen. Vermutungen, Hirngespinstereien. Ich wiederhole das noch mal, diese Lächerlichkeit: weil er ein wenig bloßgestellt wurde und von Leuten – die unter uns gesagt, nicht sonderlich vertrauenswürdig sind. Wir reden hier von einem kleinen Dorf, wo es keinen Sinn für Recht und Unrecht gibt, wo jeder gerne tratscht, den anderen aus Spaß in die Pfanne haut, also jeder jeden gerne beschuldigt und überhaupt – behauptet wird, er sei verschlossen und hinterhältig? Das mag ja vielleicht auch stimmen, aber … uh, welch gemeingefährliche Kombination. Ist also jeder, der diese zwei Bedingungen/ Grundvorraussetzungen erfüllt, direkt ein potenzieller Mörder für Sie? Friedrich hatte übrigens auch schon gelernt, mit solchen Dingen wie Demütigung umzugehen, er bringt deswegen noch lange nicht einen Menschen um. Abgesehen davon hätte Aaron von jedem umgebracht werden können. Einem Holzfrevler, der von Aaron erwischt wurde und ihn zum eigenen Schutze zum Schweigen bringen wollte; vielleicht ein einfacher Dieb aus selbigen Gründen. Oder sogar Notwehr, da ihn jemand bedrohte. Möglicherweise ein Unfall, wir alle wissen Bescheid von diesen überaus schlimmen Wetterverhältnissen (in) jener Nacht. – Nun … das aber nur Mal so ganz nebenbei. Nein, Sie denken also es war Friedrich, denn ein Schuldiger muss ja auf jeden Fall her, und da ist es ja das nahe liegendste, schließlich hatte er ja solch einen harmlosen – oder wie Herr Staatsanwalt meint – „furchtbaren“ Streit mit dem später tot aufgefundenem. Das bietet sich doch leicht an. Es gibt zwar keinerlei Beweise, aber meine Güte, wer braucht auch schon Beweise dafür? Wir reden schließlich nur von einem Mord, wenn es denn einer war. Es ist also einfach und klar die ganze Sache. Aber überlegen Sie noch mal: Wäre es nicht vielleicht zu einfach?
Auf Grund Mangel an handfesten Beweisen bzw. Mangel überhaupt jeglicher Beweise plädiere ich für meinen Mandanten Friedrich Mergel auf unschuldig und bitte um sofortige Freilassung.
Vielen Dank für Ihre ungeteilte Aufmerksamkeit, die Herr und Frau Geschworenen und der Herr Richter. Ich bin somit fertig mit meinem Plädoyer.
Übernehme für nichts die Gewähr!