I
Icheb
Guest
Schreie hallen durch die Gänge, die grob aus den Felsen geschlagen sind. Dunkle Flecken sind zu sehen, das Gestein wirkt verbrannt, allerdings auch Blut und Dinge, über deren Sinn und Zweck man lieber nicht nachdenken will. Auch einzelne Fleischklumpen, die einst zu menschlichen und weniger menschlichen Körper gehörten, liegen auf dem unebenen Steinboden und hängen auch an Vorsprüngen der rauen Gangwände.
Diese Szenerie wird von einem flackernden roten Licht erhellt, das an den Schein rauchender Fackeln erinnert. Doch die schmiedeeisernen Halterungen, die für sie vorgesehen sind, sind leer oder zerstört, geschmolzen, gesprengt. Der Schein des Lichtes wird von der Luft selbst übertragen oder so scheint es zumindest, denn eine Quelle ist nicht auszumachen. Mittlerweile ziehen Rauchschwaden durch die Gänge und füllen diese aus, um den Blick eines Betrachters abzulenken.
Weiter hinten öffnet sich der Gang zu einem Felsendom, unter dessen Kuppel sich der Rauch gesammelt hat, der von den Körpern aufsteigt, die vereinzelt am mit großen Steinquadern ausgelegten Boden des weiten Doms liegen. Blicklos starren sie anklagend in die Weite, während ihre Kameraden versuchen, das gleiche Schicksal zu vermeiden. Ein kurzer Blitz in einem glühenden Rot und ein weiterer verpufft wie ein Alp in den glühenden Strahlen der Sonne...
Zu eben jener Sonne, die es versteht, düsteren Gedanken Einhalt zu gebieten, blickt in diesem Moment Paige hinauf, wie um sich zu vergewissern, ob es noch etwas gibt, das sich nicht verändert hat. Blinzelnd wischt sie sich die Tränen aus den Augen, die das helle Sonnenlicht in ihre Augen getrieben hat, und wirft einen letzten Blick zurück zu dem Laden, aus dem sie eben gekommen ist.
Sie war mit der Absicht hierher gekommen, die Hexenliteratur zu erweitern, die ihr ihre Mutter, Patty, bei ihrem ersten Treffen übereignet hat. Allerdings ist dieses Unternehmen zu einem Fehlschlag geworden. Selbst mit ihrem begrenzten Wissen hat sie erkannt, dass es hier zwar viel zu kaufen gibt, das meiste davon aber nicht zu gebrauchen ist, wenn man ernsthafte Magie betreibt.
Seufzend wendet sich die junge Hexe ab und fährt sich nachdenklich durch die dunklen Haare, die der leichte Wind ihr, seit sie auf der Straße steht, immer wieder in einzelnen Strähnen ins Gesicht weht. Erneut streicht sich Paige die nervenden Haare hinter die Ohren, während sie sich langsam in Bewegung setzt und einen Zettel aus ihrer Handtasche zieht. Mit einem weiteren Seufzer öffnet sie diesen und streicht den letzten Namen in einer längeren Liste durch.
So viele größere und kleinere Läden hat sie heute nun schon abgeklappert; und ebenso viele haben sich als Fehlschlag erwiesen. Kopfschüttelnd nähert sie sich ihrem kleinen grünen Käfer und streicht ihm beinahe liebevoll über die Motorhaube. Auch eines der wenigen Dinge, die sich – glücklicherweise – nicht geändert haben. Mit einem melancholischen Lächeln steigt Paige ein, startet den Motor und fährt langsam nach Hause zurück. Nein, korrigiert sie sich in Gedanken, ins Manor. Noch ist zu wenig Zeit vergangen, als dass sie sich von ihrer Vergangenheit lossagen kann.
Ein weiterer Energieball fliegt durch die rauchgeschwängerte Luft, trifft aber mitten im Flug auf ein weiteres Geschoss und vernichtetet dieses; sonst bleibt er wirkungslos. Vor einem Angreifer ballt sich die Luft zu einem blitzenden Knäuel zusammen und während er es noch verwundert anstarrt, bohrt es sich bereits mit einem hässlichen Geräusch in seine Brust. Er weicht schreiend zurück, doch das ist vergeblich, denn es schießen bereits Flammen aus seinem Mund und er vergeht mit einem letzten Brüllen in einer Säule aus glühenden Funken.
Die drei Schwestern haben sich in der Mitte des Doms Rücken an Rücken aufgestellt und funkeln wütend die angreifenden Warlocks an. Vor ihnen, einem Teppich gleich, breiten sich Leichen aus, zerfetzt, zerrissen, zerstückelt, verbrannt und verloren. Viele sind bereits vernichtet, doch die Angreifer geben nicht auf, als sich einer der ihren durch das Netz der Energiebälle der Drei kämpft und einen Dolch in Phoebes Schulter wirft. Diese schreit auf und bricht in die Knie zusammen, während ihre Schwestern diesen Angriff sofort vergelten.
Doch der Schmerz stachelt die Wut der jüngsten Schwester an und mit flammenden Augen erhebt sie sich wieder. Phoebes Finger legen sich um den Griff des Dolches, den sie mit einer langsamen Bewegung aus ihrer Schulter zieht. Blut rinnt ihren Arm hinab, was sie aber nicht weiter stört, und Blut glitzert auf der schmalen Klinge. Mit einem beinahe lässigen Schwung ihres Armes wirft sie den Dolch auf einen der Angreifer, der ihn zwar abfangen kann, aber, da er sich auf die Klinge konzentriert hat, den nachgeworfenen Energieball nicht bemerkt und daran zu Grunde geht.
Lange schon müssen sich Prue, Piper und Phoebe nun schon verteidigen, und ihnen steht mittlerweile der Schweiß auf den Gesichtern. Die Kraft, von der sie zehren, ist zwar stark, doch auch sie kann erschöpft werden. Besonders, wenn sie von so vielen Seiten attackiert werden. Doch plötzlich kehrt Ruhe ein. In dem Felsendom scheint es unnatürlich still zu sein. „Endlich...“, murmelt Phoebe leise und bricht so nach einigen Minuten das vollkommene Schweigen. Prue und Piper nicken nur zustimmend, während sie sich gegenseitig eingehend mustern. Alle drei sind verletzt, Phoebe mit ihrer Schulterwunde am schwersten und es ist nicht zu übersehen, wie erschöpft sie sind.
Nun nehmen sich die ehemaligen Hexen an den Händen; ein dunkler Schimmer läuft über ihre Körper, saugt die Farbe aus ihnen und mit einer plötzlichen Funkenexplosion verschwinden sie im Nichts. Im mit einem Mal schwächer werdenden Licht bleiben nur die erkaltenden Körper, der Geruch nach verbranntem Fleisch und das Blitzen der magischen Energie, die sich noch nicht vollständig entladen hat, zurück.
Paige fährt in die Einfahrt und stellt den Motor ab. Doch statt auszusteigen, bleibt sie noch in ihrem Wagen sitzen und streicht gedankenverloren über das Lenkrad. Ihr Blick wandert über das Manor, soweit sie es sehen kann, und wie bei einer Vision wird dieses Bild dunkler, finsterer. Sie zuckt zusammen und schüttelt den Kopf. Jetzt lässt sie sich schon von Bildern ihrer Phantasie beeinflussen. Selbst wenn ihre Schwestern böse sind, heißt das noch lange nicht, dass auch das Haus darauf reagiert. Ihre Mutter hat ihr ja einiges über die Geschichte der Hexen erzählt und das Manor ist immer den bösen Mächten entgegen getreten.
Erneut den Kopf schüttelnd steigt sie aus dem Wagen, sperrt ab und geht dann über den Rasen zur Eingangstür. Mit dem Schlüssel, den sie im Haus gefunden hat, öffnet sie die Tür und lässt sie dann hinter sich ins Schloss fallen. Mit einem Lächeln lässt sie ihren Blick durch den Raum, der sich zum Wohnzimmer öffnet, schweifen. Seit sie sich daran gemacht hat, das ganze Haus zu putzen, was sehr anstrengend war, strahlt es wieder in seinem alten Glanz und wirkt wieder wie das Heim derer, die das Gute vertreten.
Langsam legt sie Tasche und Mantel ab und begibt sich ebenso langsam ins Wohnzimmer, wo sie sich auf ein Sofa fallen lässt. Auf dem Tisch vor ihr, darunter, daneben, stapelten sich Bücher über Magie, Zaubertränke, Dämonen, magische Wesen, Rituale und Sprüche. Einfach alles, was eine angehende Hexe wohl benötigt. Dem ist aber nicht so. Ziemlich viel, das in diesen Büchern steht, ist einfach nur Blödsinn, unbrauchbares Zeug. Und das regt sie auf. Gerade noch kreisten ihre Gedanken um ihr Leben und jetzt sind sie schon bei ihrer Berufung. Und bei ihrem ungenügenden Informationsmaterial. Wie soll sie gegen ihre Schwestern ankommen, wenn sie ihnen nichts entgegen setzen kann?
In Paiges Augen erscheint ein wütendes Funkeln und am Liebsten würde sie etwas zerstören, aber bevor sie auch nur den Entschluss zu solch einer Tat fassen kann, hört sie eine Stimme hinter sich. „Weswegen regst du dich so auf, mein Kind?“ Verwirrt springt Paige auf und fährt noch in derselben Bewegung herum und erstarrt. Vor ihr steht Patty, ihre Mutter, die Frau, die ihr gesagt hat, wer sie ist. Plötzlich betreten, druckst sie herum und bringt nur ein „Hallo...“ zustande, was ihrer Mutter ein Lächeln entlockt.
„Nur nicht so schüchtern, immerhin bin ich deine Mutter. Aber ich weiß,“ fährt Patty fort, als Paige dazu ansetzt, etwas zu sagen, „ du kennst mich erst seit kurzer Zeit. Das verstehe ich.“ Sie kommt um das Möbelstück herum, legt Paige eine Hand auf die Schulter und drückt sie sanft auf die Couch zurück. „Also, was regt dich nun so auf?“, fragt Patty erneut. „Eigentlich alles. Ich bin hier, was ja nichts schlechtes ist, aber alleine in einem so großen Haus. Und dann mein Hexendasein. Es ist ja interessant und alles, aber wie soll ich etwas lernen, wenn es mir niemand zeigt? Und in den Büchern steht auch nicht so viel drinnen, wie ich gehofft habe. Und mit meinen Kräften komme ich auch nicht klar. Über meine Schwestern höre ich auch nichts. Wie soll ich mich da vorbereiten? Sie wollten mich töten und ich konnte ihnen nichts entgegen setzen. Und das kann ich jetzt genauso wenig wie vorher.“
Ihre Mutter hat den Finger auf einen wunden Punkt gelegt und Paige nutzt die Gelegenheit, sich einmal auszusprechen, da ihr Wächter ja selten hier war. Schließlich hat sie ein Recht darauf, zu verstehen, was sie tun soll und tun kann. „Ich verstehe dich ja, mein Kind, aber niemand hat jemals behauptet, eine Hexe zu sein sei einfach. Von uns werden viele Entbehrungen erwartet. Aber,“ fügt sie schnell hinzu, als sie den etwas entsetzten Blick ihrer Tochter bemerkt, „so schlimm ist es auch nicht, wie man meinen könnte. Es ist schwer, alleine etwas zu lernen. Deshalb bin ich auch hier. Nachdem mich der Rat aus dem Eis befreit hat, hat er mir aufgetragen, dich ab und an zu unterstützen oder dir Trost zu spenden. Dabei können wir uns auch ein wenig näher kennen lernen, falls du nichts dagegen hast.“
Diese Szenerie wird von einem flackernden roten Licht erhellt, das an den Schein rauchender Fackeln erinnert. Doch die schmiedeeisernen Halterungen, die für sie vorgesehen sind, sind leer oder zerstört, geschmolzen, gesprengt. Der Schein des Lichtes wird von der Luft selbst übertragen oder so scheint es zumindest, denn eine Quelle ist nicht auszumachen. Mittlerweile ziehen Rauchschwaden durch die Gänge und füllen diese aus, um den Blick eines Betrachters abzulenken.
Weiter hinten öffnet sich der Gang zu einem Felsendom, unter dessen Kuppel sich der Rauch gesammelt hat, der von den Körpern aufsteigt, die vereinzelt am mit großen Steinquadern ausgelegten Boden des weiten Doms liegen. Blicklos starren sie anklagend in die Weite, während ihre Kameraden versuchen, das gleiche Schicksal zu vermeiden. Ein kurzer Blitz in einem glühenden Rot und ein weiterer verpufft wie ein Alp in den glühenden Strahlen der Sonne...
Zu eben jener Sonne, die es versteht, düsteren Gedanken Einhalt zu gebieten, blickt in diesem Moment Paige hinauf, wie um sich zu vergewissern, ob es noch etwas gibt, das sich nicht verändert hat. Blinzelnd wischt sie sich die Tränen aus den Augen, die das helle Sonnenlicht in ihre Augen getrieben hat, und wirft einen letzten Blick zurück zu dem Laden, aus dem sie eben gekommen ist.
Sie war mit der Absicht hierher gekommen, die Hexenliteratur zu erweitern, die ihr ihre Mutter, Patty, bei ihrem ersten Treffen übereignet hat. Allerdings ist dieses Unternehmen zu einem Fehlschlag geworden. Selbst mit ihrem begrenzten Wissen hat sie erkannt, dass es hier zwar viel zu kaufen gibt, das meiste davon aber nicht zu gebrauchen ist, wenn man ernsthafte Magie betreibt.
Seufzend wendet sich die junge Hexe ab und fährt sich nachdenklich durch die dunklen Haare, die der leichte Wind ihr, seit sie auf der Straße steht, immer wieder in einzelnen Strähnen ins Gesicht weht. Erneut streicht sich Paige die nervenden Haare hinter die Ohren, während sie sich langsam in Bewegung setzt und einen Zettel aus ihrer Handtasche zieht. Mit einem weiteren Seufzer öffnet sie diesen und streicht den letzten Namen in einer längeren Liste durch.
So viele größere und kleinere Läden hat sie heute nun schon abgeklappert; und ebenso viele haben sich als Fehlschlag erwiesen. Kopfschüttelnd nähert sie sich ihrem kleinen grünen Käfer und streicht ihm beinahe liebevoll über die Motorhaube. Auch eines der wenigen Dinge, die sich – glücklicherweise – nicht geändert haben. Mit einem melancholischen Lächeln steigt Paige ein, startet den Motor und fährt langsam nach Hause zurück. Nein, korrigiert sie sich in Gedanken, ins Manor. Noch ist zu wenig Zeit vergangen, als dass sie sich von ihrer Vergangenheit lossagen kann.
Ein weiterer Energieball fliegt durch die rauchgeschwängerte Luft, trifft aber mitten im Flug auf ein weiteres Geschoss und vernichtetet dieses; sonst bleibt er wirkungslos. Vor einem Angreifer ballt sich die Luft zu einem blitzenden Knäuel zusammen und während er es noch verwundert anstarrt, bohrt es sich bereits mit einem hässlichen Geräusch in seine Brust. Er weicht schreiend zurück, doch das ist vergeblich, denn es schießen bereits Flammen aus seinem Mund und er vergeht mit einem letzten Brüllen in einer Säule aus glühenden Funken.
Die drei Schwestern haben sich in der Mitte des Doms Rücken an Rücken aufgestellt und funkeln wütend die angreifenden Warlocks an. Vor ihnen, einem Teppich gleich, breiten sich Leichen aus, zerfetzt, zerrissen, zerstückelt, verbrannt und verloren. Viele sind bereits vernichtet, doch die Angreifer geben nicht auf, als sich einer der ihren durch das Netz der Energiebälle der Drei kämpft und einen Dolch in Phoebes Schulter wirft. Diese schreit auf und bricht in die Knie zusammen, während ihre Schwestern diesen Angriff sofort vergelten.
Doch der Schmerz stachelt die Wut der jüngsten Schwester an und mit flammenden Augen erhebt sie sich wieder. Phoebes Finger legen sich um den Griff des Dolches, den sie mit einer langsamen Bewegung aus ihrer Schulter zieht. Blut rinnt ihren Arm hinab, was sie aber nicht weiter stört, und Blut glitzert auf der schmalen Klinge. Mit einem beinahe lässigen Schwung ihres Armes wirft sie den Dolch auf einen der Angreifer, der ihn zwar abfangen kann, aber, da er sich auf die Klinge konzentriert hat, den nachgeworfenen Energieball nicht bemerkt und daran zu Grunde geht.
Lange schon müssen sich Prue, Piper und Phoebe nun schon verteidigen, und ihnen steht mittlerweile der Schweiß auf den Gesichtern. Die Kraft, von der sie zehren, ist zwar stark, doch auch sie kann erschöpft werden. Besonders, wenn sie von so vielen Seiten attackiert werden. Doch plötzlich kehrt Ruhe ein. In dem Felsendom scheint es unnatürlich still zu sein. „Endlich...“, murmelt Phoebe leise und bricht so nach einigen Minuten das vollkommene Schweigen. Prue und Piper nicken nur zustimmend, während sie sich gegenseitig eingehend mustern. Alle drei sind verletzt, Phoebe mit ihrer Schulterwunde am schwersten und es ist nicht zu übersehen, wie erschöpft sie sind.
Nun nehmen sich die ehemaligen Hexen an den Händen; ein dunkler Schimmer läuft über ihre Körper, saugt die Farbe aus ihnen und mit einer plötzlichen Funkenexplosion verschwinden sie im Nichts. Im mit einem Mal schwächer werdenden Licht bleiben nur die erkaltenden Körper, der Geruch nach verbranntem Fleisch und das Blitzen der magischen Energie, die sich noch nicht vollständig entladen hat, zurück.
Paige fährt in die Einfahrt und stellt den Motor ab. Doch statt auszusteigen, bleibt sie noch in ihrem Wagen sitzen und streicht gedankenverloren über das Lenkrad. Ihr Blick wandert über das Manor, soweit sie es sehen kann, und wie bei einer Vision wird dieses Bild dunkler, finsterer. Sie zuckt zusammen und schüttelt den Kopf. Jetzt lässt sie sich schon von Bildern ihrer Phantasie beeinflussen. Selbst wenn ihre Schwestern böse sind, heißt das noch lange nicht, dass auch das Haus darauf reagiert. Ihre Mutter hat ihr ja einiges über die Geschichte der Hexen erzählt und das Manor ist immer den bösen Mächten entgegen getreten.
Erneut den Kopf schüttelnd steigt sie aus dem Wagen, sperrt ab und geht dann über den Rasen zur Eingangstür. Mit dem Schlüssel, den sie im Haus gefunden hat, öffnet sie die Tür und lässt sie dann hinter sich ins Schloss fallen. Mit einem Lächeln lässt sie ihren Blick durch den Raum, der sich zum Wohnzimmer öffnet, schweifen. Seit sie sich daran gemacht hat, das ganze Haus zu putzen, was sehr anstrengend war, strahlt es wieder in seinem alten Glanz und wirkt wieder wie das Heim derer, die das Gute vertreten.
Langsam legt sie Tasche und Mantel ab und begibt sich ebenso langsam ins Wohnzimmer, wo sie sich auf ein Sofa fallen lässt. Auf dem Tisch vor ihr, darunter, daneben, stapelten sich Bücher über Magie, Zaubertränke, Dämonen, magische Wesen, Rituale und Sprüche. Einfach alles, was eine angehende Hexe wohl benötigt. Dem ist aber nicht so. Ziemlich viel, das in diesen Büchern steht, ist einfach nur Blödsinn, unbrauchbares Zeug. Und das regt sie auf. Gerade noch kreisten ihre Gedanken um ihr Leben und jetzt sind sie schon bei ihrer Berufung. Und bei ihrem ungenügenden Informationsmaterial. Wie soll sie gegen ihre Schwestern ankommen, wenn sie ihnen nichts entgegen setzen kann?
In Paiges Augen erscheint ein wütendes Funkeln und am Liebsten würde sie etwas zerstören, aber bevor sie auch nur den Entschluss zu solch einer Tat fassen kann, hört sie eine Stimme hinter sich. „Weswegen regst du dich so auf, mein Kind?“ Verwirrt springt Paige auf und fährt noch in derselben Bewegung herum und erstarrt. Vor ihr steht Patty, ihre Mutter, die Frau, die ihr gesagt hat, wer sie ist. Plötzlich betreten, druckst sie herum und bringt nur ein „Hallo...“ zustande, was ihrer Mutter ein Lächeln entlockt.
„Nur nicht so schüchtern, immerhin bin ich deine Mutter. Aber ich weiß,“ fährt Patty fort, als Paige dazu ansetzt, etwas zu sagen, „ du kennst mich erst seit kurzer Zeit. Das verstehe ich.“ Sie kommt um das Möbelstück herum, legt Paige eine Hand auf die Schulter und drückt sie sanft auf die Couch zurück. „Also, was regt dich nun so auf?“, fragt Patty erneut. „Eigentlich alles. Ich bin hier, was ja nichts schlechtes ist, aber alleine in einem so großen Haus. Und dann mein Hexendasein. Es ist ja interessant und alles, aber wie soll ich etwas lernen, wenn es mir niemand zeigt? Und in den Büchern steht auch nicht so viel drinnen, wie ich gehofft habe. Und mit meinen Kräften komme ich auch nicht klar. Über meine Schwestern höre ich auch nichts. Wie soll ich mich da vorbereiten? Sie wollten mich töten und ich konnte ihnen nichts entgegen setzen. Und das kann ich jetzt genauso wenig wie vorher.“
Ihre Mutter hat den Finger auf einen wunden Punkt gelegt und Paige nutzt die Gelegenheit, sich einmal auszusprechen, da ihr Wächter ja selten hier war. Schließlich hat sie ein Recht darauf, zu verstehen, was sie tun soll und tun kann. „Ich verstehe dich ja, mein Kind, aber niemand hat jemals behauptet, eine Hexe zu sein sei einfach. Von uns werden viele Entbehrungen erwartet. Aber,“ fügt sie schnell hinzu, als sie den etwas entsetzten Blick ihrer Tochter bemerkt, „so schlimm ist es auch nicht, wie man meinen könnte. Es ist schwer, alleine etwas zu lernen. Deshalb bin ich auch hier. Nachdem mich der Rat aus dem Eis befreit hat, hat er mir aufgetragen, dich ab und an zu unterstützen oder dir Trost zu spenden. Dabei können wir uns auch ein wenig näher kennen lernen, falls du nichts dagegen hast.“