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Phsycho Woman

Amber

1.000er-Club
Registriert
16 Mai 2004
Beiträge
4.784
Ort
somewhere that's green
15:00
Die Regentropfen geben mir ein beruhigendes Gefühl, wie sie langsam die Scheibe meines Fensters herunter rollen, wie sie vom Dach unseres Gartenhauses auf die Steinplatten fallen und wie sie die Regenrinne runter rauschen. Ich sitze trocken in meinem Fenster und schaue dem ganzen zu, vergesse Raum und Zeit, sein und nicht sein. Gerade sucht sich eine Amsel Schutz unter eine Plane in unserem Garten, da klingelt das Telefon und ich werde aus meiner Fantasiewelt gerissen. "Aneliese Schmidt-Berger?", melde ich mich am Telefon, obwohl ich gar nicht mehr mit meinem Ex Hugo Berger zusammen bin. Am anderen Ende der Leitung ist meine beste Freundin, sie weiß mal wieder nicht was sie anziehen soll. Nachdem ich ihr ihre Entscheidung leichter gemacht hab legt sie auch schon ohne ein Wort auf. Wegen so einer Kleinigkeit ruft sie an und stört mich in meiner Ruhe. Aber das bin ich gewohnt. Als Chefin von Kolapo bin ich das gewohnt, ich bekomme alle halbe Stunde einen Anruf von der Firma, nur weil wieder irgendein Preis nicht richtig eingetippt wurde. Kolapo ist übrigens meine Boutique, welche recht gut läuft.
Ein Blick Auf die Uhr lässt mich zusammen fahren. Es war schon 16:30 und meinen Sohn soll ich um 16:45 von einem Geburtstag abholen. Er ist 5 und von meinem Ex-Mann Hugo Berger. Er heißt Jonas. Jonas ist mein ein und alles, ohne ihn könnte ich nicht leben. Ich gehe schnell ins Auto und fahre los. Bei der Geburtstagsparty angekommen bin ich die vorletzte, die ihr Kind abholt. Den mir angebotenen Kurzen lehne ich dankend ab und ich nehme Jonas mit nach Hause. Er ist müde. Ich bring ihn schon um 5:00 zu Bett, sonst schläft er erst um 7:00 ein.

5:30
Es klingelt an der Tür. Ich gehe hin und mache sie auf, es steht mir eine Frau gegenüber, welche eine Mappe unterm Arm und eine Brille in den Haaren trägt. Sie nimmt die Brille auf und schlägt die Mappe auf. "Frau... Schmidt?" Fragt sie mich und ich nicke. "Ich komme vom Jugendamt und ich wurde beauftragt ihren Sohn mitzunehmen." Okay, ich habe gelogen. Ich wohne in keinem Haus mit einem Gartenhäuschen, zugegeben ich habe nichteinmal einen Garten. Ich wohne am rande der Stadt in einem Hochaus, von welchem der Aufzug schon seid Monaten kaputt ist. Und meine Boutique liegt direckt eine Straße weiter und läuft miserabel. Anrufe wegen Preisfragen bekomme ich erst recht nicht, ich denke, ich muss den Laden bald schließen, denn auch wenn es mein Traum war, ich verdiene damit nichts. Ich bitte die Frau rein, doch sie schüttelt ab. "Ich soll nur ihren Sohn abholen, sie wurden benachrichtigt?" Meine nerven liegen blank. Nicht nur, dass ich heute noch mit seinem Vater vor Gericht wegen dem Geld was mir zusteht muss, nein, jetzt soll er mir auch noch weg genommen werden. Ich bin müde, kaputt vom Tag. Mein Sohn steht plötzlich hinter mir und fragt mich was los sei. Die Frau fragt mich, ob das mein Sohn sei. Jonas klammert sich an meinem Bein fest und ich nicke der Frau stumm zu. Keine Chance, sie nimmt ihn mit. Jetzt hab ich gar nichts mehr. Ich bin allein.

20:00
Ich sitze vorm Fernseher, rufe meine Freundin an. Sie kommt vorbei, nimmt mich in den Arm und spricht mir gut zu. Morgen gehe ich zu meinem Anwalt, ich werde meinen Sohn wieder bekommen, davon bin ich überzeugt. Ich schlafe weinend in den Armen meiner Freundin ein, sie schläft mit mir in ihrem Arm ein und der Fernseher läuft im hintergrund weiter.

8:00
Ich wache schweißgebadet in meinem Bett auf, renne in das Kinderzimmer, Jonas sitzt auf dem Fußboden und spielt mit seinen Bauklötzen. Wieder nur einer der schrecklichen Albträume, ich hasse sie. Sie kommen warscheinlich durch den Stress mit Hugo Berger. Draussen scheint die Sonne, es scheint ein schöner Tag zu werden, der Regen jedenfalls ist vorbei und die Vögel zwitschern auf den Bäumen. Ich decke draussen den Frühstückstisch und ich unterhalte mich beim Essen mit meinem Sohn über Mädchen. Er hat eine Freundin, Melina, er findet sie süß. Ihm ist es peinlich. Heute kommt sie zum essen mit zu uns, er ist richtig aufgeregt. Um 9:00 bringe ich ihn in den Kindergarten und danach fahre ich in meine Boutique. Sarah war schon eingetroffen, sie ist meine beste Angestelltin und bekommt bald eine Gehaltserhöhung, wie ich es mir vorgenommen habe. Sie ist nun mit Hugo Berger zusammen, doch darüber reden wir nie. Sie hat ihn mir auf einem Geschäftsessen ausgespannt. Was heißt ausgespannt. Zwischen mir und Hugo lief es schon lange nicht mehr. Wir haben nicht einmal im selben Bett geschlafen, als ich aufstand war er schon arbeiten und als er wieder kam schlief ich schon. Es tat mir nicht weh, dass Sarah ihn mir "weggenommen" hat, auch wenn sie sich warscheinlich Vorwürfe macht. Sie wischt die Kasse ab, sie ist total verstaubt. Ich gehe zu ihr hin, wir reden. Als eine alte Dame herein kommt berate ich sie, Sarah liest Zeitung. Hugo Berger kommt herein. Was für eine Frechheit. Er weiß genau, dass ich hier bin und arbeite. Er macht es mit Absicht um mich zu ärgern. Ich könnte alles umschmeißen, als er Sarah küsst und sie als seinen Schatz bezeichnet. Aber wieso rege ich mich auf? Ich liebe ihn doch gar nicht, er will doch nur, dass ich mich aufrege, ich empfinde doch gar nichts für ihn. Ich rege mich trotzdem auf, als er wieder rausgeht bin ich erleichtert. Sarah lächel ich zu, wie immer. Geredet habe ich mit Hugo Berger nicht, da ich die Dame noch beraten habe, völlig falsch wie ich an ihrem Outfit sehe, welches sie anprobiert. Ich sehe sie entschuldigend an. Sie ist sauer. Wieder ein Problem mehr...
 
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10:00

Nachdem ich die Dame wieder umgekleidet habe, lächelt sie fröhlich. Das Outfit gefällt ihr. Ja, sie kauft es sogar. Ich berate Kunden oft völlig falsch, wenn ich mit den Gedanken ganz woanders bin. Ich habe einmal meinen Nachbarn ganz in Pink eingekleidet, ich habe damals einem Kind beim spielen zugeschaut. Wie sehr habe ich mir einen Sohn gewünscht, und nun habe ich einen. Mein Nachbar fand dafür jedoch kein Verständnis, pöbelete mich an und ich wurde zum gespött der Leute, als er es weiter erzählte. Ein Tag später sah ich Gildo Horn in der Zeitung, mit einem pinken Anzug. So falsch lag ich wohl gar nicht. Mit einem Aufschrei drehe ich mich um. Aus meinen Gedanken werde ich von Sarah gerissen, welche mich völlig entgeistert ansieht. Sie wollte mich nur um einen Preis fragen, erfahre ich von ihr. Ich sage ihn ihr, und beschließe schon Feierabend zu machen. Heute ist wieder einer der Tage, an denen ich wirklich zu nichts zu gebrauchen bin. Um wieder etwas bei Laune zu kommen, beschließe ich in der Stadt Shoppen zu gehen.

12:00

Ich habe wunderschöne, schwarze Schuhe für den Sommer gefunden. Schuhe... sie geben mir einfach wieder Lebensfreude. Mitlerweile habe ich 54. Einige musste ich schon wegschmeissen, da sie mir nicht mehr passen. Das tut jedes mal aufs neue weh, obwohl ich genau weiß, dass ich sie sowieso erst einmal getragen habe. Meine Phsychaterin sagte mal, dass ich mir lieber was kleines kaufen sollte, eine kleine Figur vielleicht. Ich habe es mal versucht, aber mit denen wurde ich einfach nicht glücklich, sie sahen scheußlich aus, und anfangen konnte ich erst recht nichts mit ihnen.
Ich komme mit dem Auto beim Kindergarten an. Jonas sitzt auf der Treppe vor dem Eingang und weint. Was hat er nur?
Melina hat die Masern, konnte heute nicht in den Kindergarten und zum essen natürlich auch nicht. Auch das kaufen eines Feuerwehrautos machte ihn nicht glücklich, bei mir hätten Schuhe geholfen, aber bei Jonas? Den ganzen Nachmittag sitzt er traurig vor seinem Feuerwehrauto. Ich dachte "Liebeskummer" bekommt er erst später, mit 15, aber schon mit 5? Ich habe doch gar keine Erfahrungen damit.

15:00

Das Telefon klingelt, es ist mein Anwalt. Hugo Berger ist immer noch nicht bereit für Jonas zu zahlen. Ich glaube, ich werde es nie schaffen, dass er es macht. Das beste wäre ich suche mir einen neuen Mann, der Geld in die Kasse bringt und auf Jonas aufpassen kann, wenn ich mal weg bin. Ja, so sollte ich es wohl machen. Aber wer will schon eine Frau die mitte 20 ist, eine Sohn und eine Boutique hat und nur über ihre Probleme klagt. Gut, mit den Problemen kann ich auch zu Anne, meiner Freundin, doch auf dauer macht sie das auch nicht lange mit. Ich habe keine Zeit mehr mich mit diesem Problem zu beschäftigen, da ich um 16:00 einen Termin bei meiner Phsychaterin habe und ich Jonas noch zu seiner Oma bringen soll.

18:00

Wofür werden Phsychater eigentlich bezahlt? Ich bezahle sie doch nicht dafür, dass sie mich bei jedem zweiten Satz fragen "Und, wie geht es ihnen dabei?". Das war mein letzter Besuch bei Frau Wald, da bin ich mir sicher.
Jonas hole ich heute nicht ab, es ist Freitag Abend und ich habe mir vorgenommen in die Disco zu gehen, vielleicht kommt Anne ja mit mir mit.
Ja, sie kommt mit. Ich habe sie gerade angerufen und sie lässt sogar ihren Mann für mich zuhause, damit sie mich bei meiner Männersuche unterstützen kann. Das erinnert mich an den Abend, wo ich Hugo kennen gelernt habe. Damals waren wir auch zu zweit in die Disco gegangen und sie hat ihn für mich angeschleppt. Hoffentlich finden wir diesmal einen, der für länger bleibt.

20:00

Nachdem wir uns fertig gemacht hatten, schonmal 3 Gläser Sekt vorgetrunken hatten und bei guter Laune waren gehen wir also los. Ich fühle mich als wäre ich eine 16-jährige Teenagerin. Nach 3 Gläsern Bier und 2 Tänzen sah sie ihn. Völlig starr tippt sie mich an und zeigt mit dem Finger auf ihn. Er sieht ja sooo... bevor ich meinen Gedanken weiterführen kann winkt er uns zu. Natürlich musste er uns sehen. Wäre Anne nicht verheiratet, hätte sie sich im gleich um den Hals geworfen, dafür würde ich meine Hand ins Feuer legen. Aber so bin ich nicht, ich bin eher der normale Typ, sie hingegen total ausgeflippt. Mit 3 Gin-Tonics kommt er bei uns an, fragt uns, wo wir unsere Männer gelassen haben. "Sie ist nicht vergeben!", kommt es gleich aus Anne heraus geschossen, wie peinlich, ich fühle mich auf einmal gar nicht mehr so wohl in meiner Haut. Um dem ganzen zu entrinnen fange ich an unmengen an Alkohol zu trinken...

8:00

Ich wache in meinem Bett auf und versuche mich vergebens an den letzen Abend zu erinnern, doch ich habe einfach keine Erinnerungen mehr an ihn. Ich drehe mich wie jeden morgen zur anderen Seite, vom Fenster weg und auf einmal bin ich hell wach. Da liegt er neben mir, in meinem Bett. Fragen wie "Was ist passiert?", "Wie heißt der Mann überhaupt?" und "Wie rede ich mich da am besten raus?", kommen hoch. Doch zu spät, er ist schon wach, küsst mich auf den Mund. "Guten Morgen Schatz!", kommt aus seinem wundervollem Mund. "Schatz?", denke ich verwirrt, lächel und frage ihn gequält, "Hast du gut geschlafen?"... Aber wieso denke ich sofort wieder an Schuhe?....
 
Ich habs mir grad mal durch gelesen und ich finde es echt gut geschrieben.
Solche Tagebuch Artigen Texte mag ich sowieso gerne ;)
Und Der Titel hat auch was *gg*

Also schreib ruhig weiter :)
 
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