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Eine Weihnachtsgeschichte

Night

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The Blue Box
Wie schon der Titel sagt, ist das eine Weihnachtsgeschichte. Ich habe angefangen, sie zu schreiben, weil ich sie zu Weihnachten verschenken will. Eigentlich hatte ich gar nicht vor, sie länger wie zwei oder drei Seiten zu schreiben, aber daraus wurde nichts :)

Part 1:

Evan schob mit einem Seufzen den Schlüssel in das Schloss der dunklen Holztür, die zu seinem kleinen Buchladen führte. Jetzt war es schon so kurz vor Weihnachten und es war immenroch keine einzige Flocke Schnee gefallen. Das alleine sollte ja noch nichts heißen, der 24. war schon oft der erste Tag gewesen, an dem es geschneit hatte, aber die Temperaturen in den letzten Wochen waren einfach zu warm für Winter gewesen. Jeden Tag sah er die sehnsuchtsvollen Blicke der Kinder, die zum Himmel gerichtet waren und auf den ersten Schnee warteten. Ohne Schnee war Weihnachten einfach kein richtiges Weihnachten, denn dazu gehörte der Schnee nun einmal. Natürlich hatte es auch kalte Tage gegeben, aber eben kein Schnee.
Eine kalte Windböe fegte ein paar herabgefallene Blätter um Evans Füße und er betrat hastig das kleine Geschäft.
Wie gewohnt knipste er das schummrige Deckenlicht an und hängte seinen Mantel an einen der Haken hinter dem Tresen. Zu dieser Zeit kamen fast nie Kunden und Evan genoss die Zeit, die er alleine im Laden verbrachte und zum Zeitunglesen benutzte. Nicht, dass ihn zu Hause jemand stören würde, denn er lebte alleine, aber er fühlte sich wohl in seinem Laden. Die vielen Bücher und der wohlbekannte Geruch, der schon seit er denken konnte zwischen den Regalen hing.
Er hatte das Antiquariat von seiner Mutter übernommen und nun verkaufte und restaurierte er alte Bücher.
Schon als kleiner Junge war er von der Arbeit seiner Mutter fasziniert gewesen und obwohl sie versucht hatte, ihn zu überreden lieber Jura oder Medizin zu studieren und einen anständigen Job mit guter Bezahlung anzunehmen, hatte er sich für den Buchladen entschieden.
Er war schon immer ein Einzelgänger gewesen. Es hatte im Kindergarten angefangen, wo er sich lieber mit Bilderbüchern anstatt mit Spielzeugautos beschäftigt hatte und in der Schule war es nicht besser geworden. Der frühe Tod seiner Mutter hatte es ihm nicht unbedingt leichter gemacht, Kontakte zu knüpfen und jetzt mit 27 Jahren hatte er schon 10 Jahre alleine gelebt. Natürlich hätte er ohne das Geld, dass ihm seine Mutter hinterlassen hatte, es nie so geschafft und auch jetzt half es ihm über karge Phasen hinweg, wenn sich niemand für seine Bücher zu interessieren schien. Im Grunde aber war er froh, dass er nicht irgendwo irendetwas, für das er nicht einmal großes Interesse hatte, studieren hatte müssen.
Mit einem Rascheln legte er seine Zeitung beiseite und setzte die Brille ab um sich über die Augen zu reiben. Er hatte nicht gut geschlafen – es war sicher Vollmond. Selbst zum Lesen war er im Augenblick zu müde und er hatte auch keine große Lust dazu.
Als er aufblickte stand plötzlich eine junge Frau vor ihm. Er hatte sie nicht hereinkommen hören, was verwunderlich war, denn sonst hörte er die schwere Holztür immer, und auch sonst hatte er ihre Anwesenheit nicht bemerkt.
„Guten Morgen! Kann ich etwas für Sie tun?“ fragte er während er immernoch leicht verwirrt seine erste Kundin an diesem Tag musterte. Sie war nicht sehr groß, aber man konnte sie auch nicht als klein bezeichnen. Ihre Wangen waren von der Kälte leicht gerötet, ansonsten war ihre Haut eher blass. Die dunklen Haare, die ihr in sanften Wellen bis auf den Rücken fielen bildeten zu der hellen Hautfarbe einen starken Kontrast. Ihre Augen besaßen keine wirkliche Farbe, sie schienen mit jeder Bewegung eine andere anzunehmen. Zuerst hatte er gedacht, sie seien braun, nun aber, da sie ihren Kopf leicht schräg legte um ihn ihrerseits zu mustern, sahen die Augen aus, als wären sie dunkelgrün.
Für eine Weile blieben die beiden stumm, jeder vertieft in den Anblick des Anderen, bevor die junge Frau ihre Stimme hob:
„Sie restaurieren Bücher?“ fragte sie, ihre Stimme gesenkt, fast als würde sie ihm ein Geheimnis verraten. Als Evan nickte holte sie ein Buch aus ihrer Umhängetasche und legte es vorsichtig auf das Tresen vor ihr.
„Können Sie diese Buch bis zum 24. richten?“ Ihre Hände lagen immernoch auf dem Buch, fast als wollte sie es vor jeglichen anderen Berührungen schützen. Der rote Umschlag war mit zarten Goldlinien am Rand verziert und der Titel, den Evan jedoch nicht entziffern konnte, da die Schrift verschnörkelt und fremdartig war und das Buch noch dazu auf dem Kopf lag, besaß die gleiche Farbe.
„Darf ich?“ fragte er ehrfürchtig. Als sie nickte und ihm das Buch zuschob, nahm er es vorsichtig entgegen. Als er es umdrehte konnte er auch endlich den Titel lesen. „Zauberhafte Weihnachtsgeschichten“.
Mit halb geschlossenen Augen fuhr er über den Lederumschlag des Buches und genoss das Gefühl des weichen, leicht abgenutzten Materials unter seinen Fingern.
„Das ist ein wunderschönes Buch. Ich habe noch nie von ihm gehört...?“ Er richtete seinen Blick zurück auf die junge Frau, die ihm ein breites Lächeln schenkte.
„Es ist sehr selten. Ich bezweifle sogar, dass es auf der ganzen Welt mehr als diese eine Ausgabe von ihm gibt. Können Sie es denn in so einer kurzen Zeit richten? Ich weiß, es ist kurzfristig und Sie haben bestimmt auch noch anderes zu tun, aber Sie würden mir einen riesigen Gefallen tun. Um die Bezahlung müssen sie sich auch keine Sorgen machen, ich gebe Ihnen so viel sie dafür wollen.“
Für einen Augenblick trafen sich die Blicke der beiden und sie verharrten kurz in dieser Position, bevor Evan nickte.
„Es kommt natürlich auf die Beschädigung des Buches an, aber ich werde auf jeden Fall mein Bestes geben.“
Sie seufzte dankbar und schenkte ihm ein weiteres Lächeln. „Vielen Dank. Ich werde dann am 24. um 18 Uhr vorbeikommen, ist das in Ordnung?“ Wieder erhielt sie als Antwort ein Nicken, bevor Evan seine Aufmerksamkeit wieder zurück auf das Buch richtete. Vorsichtig schlug er die erste Seite auf, die vom Alter schon leicht vergilbt war. Die Schrift jedoch war klar erkennbar und zeigte abermals den Titel. Als er nach dem Namen des Autor suchte, fand er keinen. Ebenso das Jahr in dem das Buch veröffentlicht worden war, wurde nicht genannt. Aber wenn die junge Frau recht hatte und es tatsächlich eine Einzelausgabe war, dann würde er höchstwahrscheinlich auch keine Informationen darüber in einem seiner Antiquariatsjournalen oder im Internet finden. Ehrfürchtig blätterte er noch eine Seite um, bevor ihm klar wurde, dass die junge Frau noch immer da war und es denkbar unhöflich war, seine Kunden einfach so stehen zu lassen.
Als er jedoch aufblickte, war sie verschwunden. Auch auf der Straße, die er durch sein Schaufenster im Auge behalten konnte, war sie nirgendwo zu sehen. Um sicher zu gehen erhob er sich von seinem Platz hinter dem Tresen und öffnete die Tür um auch in die andere Richtung sehen zu können – doch nirgendwo war die hübsche Fremde zu sehen.
Erst nach ein paar Minuten, nachdem er sich sicher war, dass sie nicht zurückkehren würde, ging er wieder in seinen Laden. Dort setzte er sich zurück an seinen Schreibtisch, knipste die Lampe an, um mehr Licht zu bekommen und begann, das geheimnissvolle Buch zu lesen.
Schon nach den ersten paar Seiten war er gefesselt von den Geschichten, die die Fee Felicia um die Weihnachtszeit erlebte. Obwohl ihre Beschreibung ihn sehr an das Aussehen der geheimnissvollen Fremden erinnerte, war er bald so in das Buch vertieft, dass er nicht einmal merkte, wie die Zeit verging.
Erst von dem Einschnappen der schweren Holztür wurde er aus der wunderbaren Welt, in der die Geschichten spielten, gerissen. Ein älterer Herr hatte den Laden betreten und sah sich zwischen den Regalen um.
„Kann ich Ihnen helfen?“ fragte Evan während er widerwillig von seinem Platz aufstand und sich zu dem Mann begab um ihn möglicherweise zu beraten.
„Junger Mann, wer ist der Eigentümmer dieses Geschäftes? Ich brauche die Beratung eines Fachmannes.“ meinte der in einer tiefen Bassstimme ohne Evan große Beachtung zu schenken. Mit einem Seufzen nahm Evan die Beleidigung des Kunden hin. Es war schon so oft vorgekommen, dass ihn die Leute für einen Lehrling gehalten hatten, dass er sich darüber mittlerweile nicht einmal mehr Gedanken machte. Als er nach dem Tod seiner Mutter angefangen hatte, hier im Laden zu arbeiten, hatte er beinahe jeden Tag irgendwelche Bemerkungen über sein Alter zu hören bekommen.
„Sir? Mir gehört der Laden. Ich kann Ihnen versichern, ich habe genügend Erfahrung um Sie zu beraten.“ Evan trat einen Schritt näher an den Mann, der nun zu ihm aufschauen musste. Evan war nicht besonders stolz auf seine 1,86m aber in Fällen wie diesem war er froh, wenigstens in der Größe dem anderen überlegen zu sein.
„Nun gut. Ich suche ein bestimmtes Buch, dass ich meiner Frau zu Weihnachten schenken möchte.“ Er nannte Evan Autor und Titel und der junge Mann nickte mit einem Lächeln auf den Lippen. Zufälligerweise hatte er genau diese Buch wenige Tage zuvor bei einer Versteigerung der Besitztümer einer nun verstorbenen alten Frau bekommen. Er führte den Mann zu dem richtigen Regal und nützte abermals seinen Größenvorteil um den gewünschten Artikel von einem der höher gelegenen Bretter zu nehmen. Der Mann, der jetzt sichtbar Respekt vor Evan gewonnen hatte, nickte anerkennend als er das Buch in die Hände bekam und zahlte den genannten Preis zufrieden, bevor er Evan einen schönen Tag wünschte und den Laden daraufhin wieder verließ.
Erwartungsvoll ging Evan zurück zu dem roten Buch, dass die junge Frau bei ihm gelassen hatte und vertiefte sich in kürzester Zeit wieder in den Text.
Nie zuvor hatte er solche bezaubernden Weihnachtsgeschichten gelesen und er wunderte sich wieder, warum es nur eine einzige Ausgabe von diesem Buch gab. Er war sich sicher, dass es ein gut verkauftes Werk geworden wäre, wenn es mehr Exemplare davon gegeben hätte. Die Geschichten waren nicht nur für Kinder sondern auch für Erwachsene wunderbar und die Abenteuer der hübschen Fee würde bestimmt nicht nur die jüngere Generation fesseln.
Er nahm sich vor, später noch einmal im Internet nach dem Buch zu suchen, da er sich wirklich nicht vorstellen konnte, aus welchem Grund es auf eine Ausgabe limitiert war.
Evan verbrachte die meiste Zeit des Tages damit, das Buch zu lesen. Ein paar andere Kunden waren noch gekommen und am Ende war Evan sehr zufrieden mit diesem Tag. Die Einnahmen waren gut gewesen, denn zwei der Kunden hatten sehr spezielle Bücher verlangt, die von ihm restauriert worden waren und nun zum Verkau gestanden hatten. Als er die Bücher bekommen hatte, waren sie in einem verheerenden Zustand gewesen, aber er hatte es geschafft, sie wieder fast wie neu aussehen zu lassen.
Er wusste, dass er sich eigentlich an die Restauration des roten Buches hätte machen sollen, aber die Geschichten hatten ihn so sehr fasziniert, dass er es bevorzugt hatte, zu lesen, anstatt zu arbeiten. Er hatte sich vorgenommen, es mit nach Hause zu nehmen und dort vorbereitungen für die bevorstehende Restauration zu treffen und vielleicht auch noch etwas darin zu schmökern.
Als er in seiner Wohnung ankam, machte er sich einen Tee und setzte sich dann mit dem heißen Getränk und dem Buch in seinen Ohrensessel.
In der Geschichte, die er anfing zu lesen, hatte Felicia einen jungen Mann kennen gelernt und sich in ihn verliebt. Er wurde als groß und gutaussehend beschrieben, mit dunklen Haaren und dunkegrauen Augen. Felicia hatte ihn auf einem Ball des Königs, in dessen Reich sich die Geschichten abspielten, getroffen, doch es war ein Maskenball und keiner der beiden wusste genau, wie der andere aussah. Dennoch hatten sie schon nach dem ersten gemeinsamen Tanz festgestellt, dass da eine ganz besondere Chemie zwischen ihnen war.
Als der Ball um Mitternacht endete, kküssten sie sich. Danach aber trennten sich ihre Wege und das Ende blieb offen.
Die Geschichte und, wie Evan verblüfft feststellte, das Buch ebenso. Er hatte abermals nicht auf die Zeit geachtet und mittlerweile war es auch bei ihm Mitternacht geworden. Das Buch hatte ihn so gefesselt, dass er nicht einmal gemerkt hatte, wie es zu Ende gegangen war. Als er es jetzt jedoch zuschlug, merkte er, wie die Müdigkeit sich über ihn senkte und ihn wie eine warme Decke umhüllte. Er legte das Buch vorsichtig beiseite und schaffte es geradenoch, sich in sein Bett zu legen, bevor der Schlaf ihn vollkommen übermannte.


btw: Ich will FB :) Sonst schreibe ich nicht weiter ^^
Schönen 1. Advent!
 
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AW: Eine Weihnachtsgeschichte

Bin ich nicht nett?! :p

Ich hab ja schon fast alles von der Geschichte gelesen gehabt und für die letzten paar Absätze gilt genau das selbe wie für die davor: Ich mag die Geschichte echt richtig gerne lesen. :)

Und jetzt schreib weiter! :p
 
AW: Eine Weihnachtsgeschichte

Ich lese ja nicht oft im Fanfiction-Forum, aber der Titel hat mich angezogen, immerhin kommt Weihnachten drin vor. :D
Und... die Geschichte ist gut. Ich wollte mir eigentlich einen Tee holen und dann schön lesen, als ich gemerkt habe, dass ich den ersten Absatz schon gelesen hatte. Wollte mich dann aufraffen, als ich gemerkt hab, dass ich auch schon wieder weitergelesen hatte :D Du schreibst einfach so super.
Scheint eine sehr schöne Geschichte zu sein, hier hast du dein Feedback, schreib weiter :D
 
AW: Eine Weihnachtsgeschichte

Finde die Geschichte superschön und kann mich den anderen nur anschließen. Schreib weiter...bitteeee!!!
 
AW: Eine Weihnachtsgeschichte

Danke für das FB *hugs* Aber da geht noch mehr, nicht wahr? ;)

Hier kommt also Part 2... Irgendwie weiche ich immer mehr von meiner eigentlichen Storyline ab -.- Es ist geplant, dass es jetzt noch zwei Teile gibt, die ich jeweils am Adventswochenende posten will, aber wer weiß, wie sich die Geschichte entwickelt (das dumme Teil hat ein Eigenleben xD)


Part 2


Der Tag begann viel zu früh für Evan. Zum ersten Mal seit langem schaltete er den Wecker einfach aus und drehte sich auf die andere Seite um dort wieder einzuschlafen. Wie so oft, wenn man morgends noch einmal einschläft, begann auch Evan, einen verwirrenden Traum zu träumen. Die Bilder prasselten nur so auf ihn ein: Schnee, Weihnachtsbäume, seltsame Leute mit roten Weihnachtsmützen, verzerrte Stimmen die schiefe Weihnachtslieder sangen und dann war da auch noch das Buch... Immer wenn er seine Hand nach ihm ausstreckte, schien es sich von ihm wegzubewegen. Plötzlich erschien die schöne Fremde der das Buch gehörte vor ihm und lachte ihn aus. Das perlende Lachen hatte er immernoch im Kopf, als er mit erschrocken aufwachte. Sein Herz klopfte schnell und es dauerte ein paar Augenblicke, bis er sich sicher war, dass es nur ein Traum gewesen war.
Wenn ein Tag mit einem solchen Traum anfing, dann konnte das nichts Gutes heißen, dachte Even, während er sich aus dem warmen Bett quälte. In seinem Schlafzimmer heizte er generell nie, er mochte es nicht, wenn die Luft stickig und verbraucht war, wenn er ins Bett ging und so war es im Winter eben immer kalt. Er schlüpfte schnell in seinen Morgenmantel und nahm seine Brille vom Nachttisch, bevor er das kalte Zimmer verließ.
Gähnend stellte er Wasser auf, bevor er ins Badezimmer verschwand. Als er wieder heraustrat, war er fertig angezogen, rasiert und gekämmt, aber immernoch müde und sein Kopf tat schrecklich weh. Während der Schwarztee zog, löste er eine Aspirin Tablette in einem Glas Wasser auf und trank dieses mit großen Schlucken. Evan hatte nicht oft Kopfweh und er hasste das Gefühl. Wenn sein Kopf weh tat, konnte er sich auf nichts konzentrieren und Konzentration war sehr wichtig in seinem Job.
Als er wenige Minuten sein Appartment verließ, war das Kopfweh schon besser geworden. Er hatte das Weihnachtsbuch in seiner Aktentasche unter den Arm geklämmt und die Hände tief in den Taschen seiner Jacke vergraben. Es war doch tatsächlich kalt geworden. Die Temperaturen waren sogar unter 0° gerutscht und vielleicht bestand doch noch eine Chance auf ein weißes Weihnachten. Anstatt die Straßenbahn zu seinem Buchladen zu nehmen, beschloß Evan, zu laufen. Die kalte, frische Luft würde seinem Kopf gut tun und auf die weiteren 20 Minuten, die er nicht in seinem Geschäft war, würde es auch nicht mehr ankommen. Da er sich über eine Stunde später als sonst auf dem Weg zu seiner Arbeit befand, hatten einige Läden schon geöffnet und es erklangen verschiedene Weihnachtslieder aus ihnen, als er daran vorbeiging. Er hatte ein paar Reisigzweige in sein Schaufenster gelegt, zwischen die Bücher, aber ansonsten nicht weiter dekoriert. Evan hatte es schon immer übertrieben gefunden, wie die Leute ihre Häuser und Geschäfte mit Lichtern und Weihnachtsmännern schmückten, bis es wirklich nicht mehr schön war.
Als er bei seinem Laden ankam, wartete dort eine dunkle Gestalt auf ihn. Beim Näherkommen erkannte er darin seine Tante Mona. In dem Augenblick, in dem sie ihn sah, drehte sie sich zu Evan und begrüßte ihn mit einer Umarmung.
„Guten Morgen, Evan!“
„Morgen Mona.“ erwiederte er mit einem Gähnen während er die Türe seines Buchladens aufschloss. „Was führt dich zu mir?“ fragte er seine Tante während er ihr die Tür aufhielt. Sie kam von Zeit zu Zeit in seinen Laden. Diese Besuche waren jedoch nicht sehr häufig, da Mona fast immer unterwegs war. Eigentlich hatte er angenommen, dass sie über Weihnachten in Peru war und sie hatte ihm gesagt, dass sie erst gegen Silvester wieder kommen würde.
„George hat das Klima nicht vertragen... Er wird alt..“ erwiederte sie mit einem leisen Lachen. George war ihr Mann und Evan hatte die beiden schon immer für ein sehr ungleiches Paar gehalten. Mona machte öfter Witze über ihren Mann, aber George machte es nichts aus, denn er wusste, dass diese Witze nie böse gemeint waren.
Beide hatten inzwischen den Laden betreten und Evan hängte seine Jacke und Monas Mantel an die Haken hinter dem Tresen. Als sich wieder zu ihr drehte, war seine Tante bereits zwischen den Regalen verschwunden.
„Ich liebe deinen Buchladen! Alles hier drinnen erinnert mich an Liz. Es ist der Ort an dem ich mich deiner Mutter am nächsten fühle.“ Meinte sie und lächelte ihren Neffen abwesend an. Evan kannte das Gefühl, das seine Tante da beschrieb, nur zu gut. Er selbst hatte hier zwischen all den Büchern oft das Gefühl, dass seine verstorbene Mutter bei ihm war.
„Nachdem wir Weihnachten nun wohl doch in New York verbringen, wollte ich dich fragen, ob du am 25. zu uns kommen möchtest. Sogar Laura hat vor, zu kommen.“
Als Evan den Namen seiner Cousine hörte, horchte er erstaunt auf. Er sah Laura noch seltener als seine Tante, da sie seit einigen Jahren in Europa lebte – mit irgendeinem Franzosen, soweit er wusste.
Mona sah seinen Gesichtsausdruck und lachte. „Ja, dieses Mal glaube ich ihr sogar. Sie hat sich von Jaques getrennt und anscheinend hat sie Frankreich satt. Sie will wieder zurück kommen – für längere Zeit!“ Monas Augen funkelten freudig als sie über die mögliche Rückkehr ihre Tochter sprach. Auch sie war nicht mehr die Jüngste und Evan vermutete dass sie nicht unbedingt nur wegen George die Reise abgebrochen hatte. Er hoffte für Mona, dass Laura tatsächlich zurückkommen würde und auch ihn würde es freuen, seine Cousine wieder öfter zu sehen. Sie war schon immer eine gute Freundin für ihn gewesen, auch wenn der Kontakt nach ihrem fluchtartigen Umzug auf einen anderen Kontinent etwas sporadisch geworden war - eine Postkarte zu Weihnachten und zu seinem Geburtstag und ab und zu ein Brief. Evan freute sich darauf, sie endlich wiederzusehen.
„Das sind ja tolle Nachrichten! Meinst du, sie bleibt wirklich?“ fragte er seine Tante, die inzwischen eines der vielen Bücher aus dem Regal genommen hatte und darin herumblätterte.
„Irgendwie habe ich das Gefühl, es stimmt. Ist es dumm von mir? Zu glauben, dass sie endlich wieder zurück zu mir kommt?“ Sie hob ihren Blick und lächelte Evan unsicher an. Dann klappte sie das Buch zu und hielt es ihm hin.
„Ich werde es mitnehmen. Für George habe ich immernoch kein Geschenk und ich glaube, dieses Buch ist richtig für ihn.“ Evan wusste, dass dies nur ein Versuch war, das Thema zu wechseln und er ging auch nicht weiter auf das Thema 'Laura' ein, sondern nickte nur und nahm das Buch mit an den Tresen um dort den Preis in die alte Kasse einzutippen. Mona folgte ihm auf den Fersen.
„Hast du schon Pläne für heute Mittag? Ich treffe mich mit George im 'Antonio's'. Darf ich dich einladen, mit uns mittagzuessen?“
Evan überlegte für einen Moment. Er aß sonst selten zu Mittag, wenn er in seinem Laden war, denn meistens war er zu beschäftigt mit seinen Büchern um überhaupt an ein Mittagessen zu denken. Aber er sah Mona nicht sehr oft und ein gutes italienisches Mittagessen hörte sich im Augenblick zu verlockend an um 'nein' zu sagen.
„Gerne.“ antwortete er schließlich mit einem schrägen Grinen und Mona lachte. „Du isst bestimmt viel zu wenig, Junge. Schau dich nur an, du bist nur noch Haut und Knochen...“ Sie musterte ihn und schüttelte den Kopf. „Hast du denn niemanden, der auf dich aufpasst?“
Evan schüttelte den Kopf. Da war keine Freundin oder sonst jemand, der sich um ihn kümmerte. Natürlich hatte er hier und da Frauenbekanntschaften gemacht und Beziehungen gehabt, die ein, vielleicht zwei monate hielten, aer für etwas ernsteres hatte es nie gereicht.
Mit einem Blick auf die Uhr legte Mona ihm das Geld für das Buch auf den Tresen und bat ihn, ihr ihren Mantel zu geben.
„Ich muss los. Um halb eins ist ein Tisch im 'Antonio's' auf meinen Namen reserviert. Wir sehen uns dort!“ Sie winkte Evan zu und zog ihren Mantel an, bevor sie den Laden verließ und eilig hinaus in die Kälte schritt.
Evan sah ihr mit einem Lächeln hinterher. Er war froh, Weihnachten nun doch nicht ganz alleine verbringen zu müssen. Seine Pläne bisher betanden nur darin, am Heilig Abend das rote Buch fertig zu machen und bis 18 Uhr auf die schöne Fremde zu warten. Dann wollte er eventuell in eine Bar gehen, etwas trinken und wer wusste, was dann. Am 25. hatte er vorgehabt, sich ein nettes Essen zu machen und den Tagdamit zu verbringen, alte Filme anzuschauen. Die Alternative, die ihm von Mona geboten worden war, war natürlich um einiges besser.
Nachdem sein Überraschungsbesuch den Laden verlassen hatte, hatte Evan sich daran gemacht, die losen seiten in dem Buch der geheimnissvollen Kundin wieder an ihrem Platz zu befestigen. Später würde er sich an den Umschlag machen.
Die Zeit bis 12 verging schnell und Evan hätte beinahe seine Verabredung zum Mittagessen vergessen, hätte er sich nicht einen Zettel mit der Urzeit und dem Namen des Restaurants auf den Schreibtisch gelegt. Da er dennoch ein bisschen spät dran war, rief er sich ein Taxi, dass ihn zum 'Antonio's' bringen sollte. Als er dort ankam, erblickte er sogleich seine Tante und seinen Onkel, die bereits über einem Glas Wein am Tisch saßen. Das Restaurant war nicht sehr groß, aber es wirkte exklusiv. Im Hintergrund lief gedämpfte Musik und der Duft von Essen, der im Raum hing, ließ Evan bemerken, wie hungrig er war.
Als Mona ihn entdeckte, winkte sie ihn zu sich und stand auf um ihn abermals zu umarmen. George drückte ihm die Hand und bemerkte, wie lange es doch her war, seit sie sich das letzte Mal gesehen hatten. Bald fielen alle drei in den üblichen Smalltalk. Mona und George erzählten über ihre Reisen und Evan genoss es, den beiden zuzuhören.
Das Essen, das nach einiger Zeit aufgetragen wurde, schmeckte köstlich. Nachdem die Teller leer gegessen waren, blieben sie noch eine Weile sitzen, doch dann meinte Mona, dass sie und George noch Einnkäufe zu erledigen hätten und deshalb weiter müssten. Evan nickte verständnissvoll, denn auch für ihn wurde es Zeit, in seinen Laden zurückzukehren. Die Arbeit erledigte sich leider nicht von alleine.
Als Evan in seinem Buchladen ankam, war es bereit 15 Uhr. Der Tag, der so Unheil verheißend begonnen hatte, war nun doch recht schön geworden. Bei seiner Arbeit ertappte sich Evan sogar ein paar Mal dabei, die Melodie eines Weihnachtsliedes zu summen. Eigentlich fehlte jetzt nur noch der Schnee um das diesjährige Weihnachten perfekt zu machen. Natürlich muste er jetzt auch noch Geschenke für seine Tante und ihre Familie besorgen, denn immerhin war er von ihnen eingeladen worden. Er beschloss, früher Schluss zu machen und dann einkaufen zu gehen. Bisher war noch kein einziger Kunde zu ihm gekommen und er vermutete, dass sich diese Tatsache auch nicht mehr ändern würde. Er kam gut voran mit der Restaurierung des Buches und mittlerweile war er sich ziemlich sicher, dass er bis zum 24. fertig sein würde.
 
AW: Eine Weihnachtsgeschichte

Oh wie toll endlich ging es weiter..... ich freue mich schntotal auf die Fortsetztung und kann es kaum abwarten.
Du schreibst richtig klasse. Es macht total spaß die zu lesen.
Schreib blos schnell weiter oder ich komme um vor neugierde.
 
AW: Eine Weihnachtsgeschichte

Tolle Geschichte bin gespannt wie es weitergeht.
Ich freue mich schon auf den nächsten Teil.
Mir gefällt dein Schreibstil besonders gut der ist richitg fesselnt.
 
AW: Eine Weihnachtsgeschichte

Hm, ich liebe deine eigentliche Storyline mit der Frau, also würde ich lieber wissen, wie es damit weitergeht, aber ich liebe natürlich deinen Schreibstil und der Part war mal wieder klasse.

Also mach ganz bald weiter! :D
 
AW: Eine Weihnachtsgeschichte

Wieder ein toller Teil. Irgendwie kann ich bei dieser Geschichte nie ne Pause machen, wenn ich eine machen will.^^ Du schreibst wirklich spannend, ich mag deinen Sprachstil.

Ich freue mich schon auf den nächsten Teil. :)
 
AW: Eine Weihnachtsgeschichte

Du hast nen super Schreibstil und es macht Spaß deine Geschichte zu lesen. Ich kanns kaum abwarten zu erfahren wie es weitergeht.

^^
 
AW: Eine Weihnachtsgeschichte

Danke für euer FB :) Bis gestern sah es ja noch ein bisschen mager aus, aber es hat sich nun ja doch zum Guten entwickelt ;D Für den nächsten Teil hätte ich gern noch ein bisschen mehr FB, sonst muss ich mir schwer übrelegen, ob ich den letzten Teil poste :p (ok, erstmal muss ich ihn schreiben, aber ich bin mir sicher das es der längste + hoffentlich interesanteste werden wird ;) Solang mich die Muse nicht verlässt...)


Part 3
Der nächste Tag hatte gut begonnen. Evan war wieder in seine morgentliche Routine gefallen und war zur gewohnten Zeit in seinem Laden, wo er gleich an dem roten Buch weiterarbeitete. Zwischendurch kamen ein paar Kunden, aber ansonsten verlief Evans Vormittag eher ruhig.
Gegen 1 Uhr begann Evans Magen so sehr zu knurren, dass er beschloss, sich etwas zu essen zu beschaffen. In derselben Straße wie sein Buchladen befand sich ein kleines Geschäft, das belegte Brote und frisch gepressten Saft verkaufte und Evan aß dort gerne. Die Angestellten kannte er alle beim Namen; eigentlich kam er nicht sehr oft in den Laden, aber über die Jahre hatten sich seine Besuche gehäuft. Er genoss den kurzen Spaziergang durch die Kälte und den Wind, der ihm um die Ohren bließ. Als er in den kleinen, in freundlichen Farben gestrichenen Laden betrat, begrüßte ihn Jen mit einem fröhlichen Grinsen.
„Evan! Wie schön, dich auch mal wieder hier zu sehen!“ Jen, der der Laden gehörte, umarmte Evan kurz und führte ihn dann zu einem leeren Tisch.
„Hier, setz dich! Ich bring dir dein Essen gleich. Das Übliche, oder?“ Bevor Evan überhaupt nicken konnte, war die junge Frau schon wieder verschwunden und Evan setzte sich mit einem leisen Lachen.
Der Raum war erstaunlich leer, aber Evan vermutete, dass dies an der Jahreszeit lag. Im Winter zogen die Leute es sicher vor, eine warme Mahlzeit in den Magen zu bekommen, anstatt hier ein Belegtes brot zu essen – mochten diese auch noch so gesund sein.
Kurze Zeit später tauchte Jen wieder vor ihm auf und stellte ein Teller und ein Glas Orangensaft vor ihm auf den Tisch, bevor sie sich auf den Stuhl neben Even fallen ließ.
„Es ist schon den ganzen Dezember so leer gewesen... Monika ist an der Theke, aber dort passier ja ebenso wenig...“ Sie seufzte und verdrehte die Augen. „Ich störe dich doch nicht, oder? Aber ich brauche ein bisschen Abwechslung. Monika ist zwar nett, aber...“ Sie ließ den Satz in der Luft hängen. Dann lachte sie und zupfte ein Stück Salat von Evans Teller.
„Du weißt doch, dass du mich nicht störst, Jen...“ Er grinste die junge Frau an und nahm das Brot in die Hand. Für einen kurzen Augenblick musterte es, dann biss er ein Stück davon ab.
„Was machst du denn an Weihnachten?“ fragte Jen, teilweise um die Konversation aufrecht zu erhalten und teilweise, weil sie es wirklich interessierte. Evan überlegte kauend und antwortete, als er endlich geschluckt hatte.
„Mona ist zurück aus Peru gekommen. Sie hat mich für übermorgen zum Essen eingeladen. Laura will anscheinend auch kommen.“ Jen und er waren eine Zeit lang ein Paar gewesen, aber sie hatten letztendlich entschieden, dass es für beide besser war, nur Freunde zu bleiben. Natürlich war die junge Frau vertraut mit Einzelheiten über seine Familie und sie hatte Laura auch kennengelernt.
„Wirklich? Laura kommt? Bist du dir sicher?“ fragte Jen strahlend. Sie und Laura hatten sofort eine Art Verbindung gehabt, die die beiden gleich lebenslustigen Frauen verband. Soweit Evan wusste, erhielt auch Jen hin und wieder eine Postkarte von seiner Cousine.
„Es scheint so. Mona war sehr davon überzeugt. Ich hoffe nur, dass Laura nicht auf die letzte Minute absagt...“ Er seufzte und schob sich den Rest des Brotes, von dem er immer wieder abgebissen hatte, in den Mund.
Jen nickte verständnissvoll. Sie kannte Mona nicht, aber von Evans Schilderungen wusste sie, dass ihm sehr viel an seiner Tante lag. Als Kind hatte er viel Zeit mit ihr und Laura verbracht und Mona hatte ihm von all ihren Reisen eine Kleinigkeit mitgebracht.
Nachdem Evan auch das Glas geleert hatte, stand er auf. „Ich gehe lieber mal wieder... Ich hab noch ein bisschen Arbeit, die bis morgen erledigt sein sollte.“ Er lächelte Jen entschuldigend an und reichte ihr das Geld für sein 'Mittagessen'. Sie steckte es ein und drückte ihn an sich.
„Ich wünsch dir schöne Feiertage, Evan!“ flüsterte sie ihm ins Ohr und Evan drückte ihr einen leichten Kuss auf die Backe. „Dir auch, Jen...“
Nachdem er den Laden verlassen hatte und sich wohl oder übel zurück in die Kälte begeben hatte, die ihm jetzt gar nicht mehr so erfreulich erschien, da es in Jen's Snack Bar angenehm warm gewesen war. Er ging langsam die Straße entlang, den Blick auf die bunt geschmückten Schaufenster gerichtet.
Als er dann endlich an seinem Laden ankam, öffnete er die Tür und nahm ohne groß zu überlegen einen Briefumschlag, der durch den Briefkastenschlitz in die Tür hereingefallen war. Evan warf den Brief auf den Schreibtisch und zog seine Jacke aus um sie zurück an ihren Platz zu hängen.
Er setzte sich in seinen Sessel und nahm den Umschlag in die Hand. Es war einzig sein Name in kunstvoll verschnörkelter Schrift, der auf dem ansonsten weißen Papier stand.
Von der Neugierde gepackt, öffnete er den Umschlag und entnahm ihm ein einzelnes, ungefaltetes Papier, das etwas stärker war, als normale Blätter.
Wieder stand sein Name, dieses Mas etwas weniger verziert, darauf. Unter ihm in zierlicher, aber elegant geschwungener Schrift eine Einladung:
Am 23. Dezember war er zu einem Maskenball eingeladen. Darunter war nur die Adresse und es war kein Wort über den Gastgeber verloren worden.
Verwundert las er die Karte abermals durch und warf dann einen Blick auf den Kalender. Heute war der 23.
Er musterte das Papier in seiner Hand und legte es dann bei Seite. Vielleicht würde er sogar tatsächlich hingehen; die Einladung hatte ihn neugierig gemacht.
Abermals streifte sein Blick die Karte. Dann holte er das rote Buch und arbeitete weiter daran.
Der Nachmittag verlief für Evan recht ereignislos. Einige Leute waren in seinen Laden gekommen, aber die meisten waren ohne etwas gekauft zu haben wieder gegangen.
Evan war solche Tage gewohnt. Es war nicht unbedingt das Verkaufen der alten Bücher, das ihm Geld brachte, sondern vielmehr das restaurieren und die Beschaffung von besonderen Wünschen der Kunden.
Mittlerweile war es schon dunkel geworden. Es war noch nicht allzu spät und auf der Straße war immernoch ein Haufen eiliger Menschen, die so kurz vor Weihnachten noch die letzten Geschenke einkaufen wollten. Evan beobachtete die Leute, die an seinem Schaufenster vorbeigingen für einen Moment und lächelte in sich hinein. Wie froh war er doch, dass er die Geschenke alle hatte und nicht sie jetzt oder womöglich noch morgen besorgen musste.
Das Buch war jedenfalls fertig und er legte es vorsichtig in eine der Schreibtischschubladen, die er danach sorgsam abschloss. Die Kunden hatten sich noch nie über seine Arbeit beschwert – alle waren sie zufrieden gewesen. Einige kannten ihn sogar noch aus der Zeit, als seine Mutter den Laden noch besessen hatte, andere waren erst später auf ihn aufmerksam geworden. Ob durch Zufall oder Geheimtip, er war froh um jeden neu gewonnenen Stammkunden und insgeheim wünschte er sich, dass die schöne Fremde nicht nur dieses eine Mal zu ihm gekommen war.
Nachdem er noch einige Sachen aufgeräumt und wie gewohnt einmal durch die Regalreihen gelaufen war, knipste er das Licht aus und verließ seinen Laden.
Zu Hause nahm er die Karte noch einmal in die Hand und las sie noch einmal durch. Von der Adresse hatte er noch nie etwas gehört, was die ganze Einladung nur noch geheimnisvoller wirken ließ und seine Neugierde steigerte sich so sehr, das er sich bald dazu entschloss, den Maskenball wirklich zu besuchen.
 
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