AW: Charity's Lyrik-Thread
Herbstwind
Der Winter hat mit seinem Mantel
die Welt verzaubert und eingeschlossen.
Stille herrscht, kein Vogelgesang
und zwei verpuppte Raupen schlafen friedlich in den Zweigen,
die der Wind lautlos wiegt.
Wenn der Frühling da ist,
werden sie schlüpfen und die Welt
mit ihren Farben erwachen lassen.
Sie breiten ihre Flügel aus,
flattern nebeneinander her.
Was sie sich wohl erzählen?
Die Welt erwacht zu vollem Leben, die Wärme kommt
und mit ihr der Sommer.
Wiesen und Wälder erwachen Tag für Tag
unter einem Dunstschleier der Morgenfrische.
Die zwei Schmetterlinge lassen sich auf einer Blüte nieder,
genießen ihre Zweisamkeit,
genießen ihr Leben,
gehören zusammen.
Die Wärme weicht, der Wind nimmt zu
und treibt sie auseinander.
Es ist der Herbstwind,
der ihre Zweisamkeit in Einsamkeit verwandelt.
Grausam kehrt die Kälte zurück,
auch in die Schmetterlingsherzen.
Die Zeit der Schmetterlinge ist zu Ende.
Die jungen Raupen verpuppen sich,
wie es die beiden Schmetterlinge einst auch getan haben.
Und im nächsten Frühling gibt es vielleicht zwei Schmetterlinge
die eine ähnliche Art der Zweisamkeit erleben werden.
Doch die gleiche Art wird es nicht sein.
Denn was die zwei Schmetterlinge erlebt haben,
war etwas Besonderes,
etwas Einmaliges.
Und kehrt nie mehr zurück.