AW: A Farm In Australia
Jerry
Während Jerry dabei war, sein Mittagsessen zu vertilgen und Kate, seine Kollegin, von seinem Vormittag erzählte, ereilte ihn der nächste Anruf. Wieder war ein Hausbesuch fällig und Jerry schnappte sich seine Arzttasche und verschwand mit dem Sandwich im Mund und einer Flasche Wasser in der Hand aus der Praxis. Ein Farmer sei von der Leiter gestürzt und klagt über Schmerzen im Rücken, wurde ihm per Telefon mit geteilt.
Während er die holpernde Straße entlang fuhr, aß er die letzten Reste seines Mittagessens und hielt Ausschau nach der richtigen Adresse. Er liebte dieses Leben, hatte es immer schon geliebt und würde sicherlich noch bis ins hohe Alter so weiter machen, dessen war er sich bewußt und jedesmal wenn er sich vorstellte, wie er als alter Mann noch seine Hausbesuche erledigte, mußte Jerry grinsen. So würde er eines Tages bestimmt enden. Fast keine Haare mehr, aber immer noch Diagnosen erstellen und Tabletten verschreiben.
Jerry bog zu einer sehr kleinen und ärmlichen Farm ein, während er mit seinen Gedanken beschäftigt war. Diese Farm hatte er schon oft beim Vorbei fahren gesehen, doch bisher hatte er noch nie hier einen Termin. Er parkte seinen Wagen in der kleinen Einfahrt, direkt hinter dem verrosteten Pick-Up von dem bereits die grüne Farbe abblätterte und stieg aus seinem Auto aus.
Kaum hatte er einen Fuß auf den Boden gesetzt, kam auch schon ein hungrig wirkender Schäferhund kläffend auf ihn zu. Doch Jerry hatte nur kurz einen Blick auf den Hund geworfen und gesehen, dass der Hund, der den Schwanz schon eingezogen hatte, ihn wohl kaum anfallen würde. So ignorierte er den Hund und ging an einer kleinen Weide vorbei, auf der gerade mal zwei Kühe standen.
Bei der Tür angekommen, klopfte er, doch die Tür schien bloß angelehnt zu sein, weshalb er vorsichtig einen Schritt hinein tat und ersteinmal rief. "Mrs. LeVine? Hier ist Dr. Grimes! Sie haben bei uns angerufen!" rief er weiter und trat schritt für schritt in die dunkle Hütte ein, gefolgt von dem mageren Schäferhund. Plötzlich hörte er, wie jemand die Treppen runter polterte, an der er gerade vorbei gegangen war und drehte sich um, wo er einem kleinen Mädchen von zehn Jahren gegenüberstand.
"Hallo!" sagte er lächelnd zu dem schüchternen Mädchen das sich an den Türrahmen der Haustür lehnte. "Ich bin Jerry" sprach er ruhig zu ihr und kniete sich zu dem wortkargen Mädchen um mit ihr auf Augenhöhe zu sein. "Weißt du wo deine Mummy ist?" fragte er weiter, da das Mädchen scheinbar immer noch nicht den Mund aufmachen wollte. Doch da hebte sie ihre Hand und deutete nach oben. Jerry folgte dem Fingerzeig und nickte ihr Lächelnd zu. "Danke" sagte er und lief schnell die Treppen nach oben, da er nicht wußte, inwieweit sich die Lage des Farmers verschlimmert hatte.
"Mrs. LeVine?" rief er erneut fragend, als er ein Stöhnen hörte, welches ihn nun schneller werden ließ. Er eilte in die Richtung aus dem das Stöhnen zu hören war und öffnete ohne zu klopfen die Tür, hinter der er eine Frau vorfand, die gerade ihrem Mann die Polster aufschüttelte und versuchte es ihm bequem zu machen. "Hallo, ich bin Dr. Grimes, sie haben bei uns angerufen" erklärte er noch einmal, als beide ziemlich verstört zu ihm sahen. Die Frau wirkte etwas verängstigt und fast schon etwas unscheinbar. würde sie dieses rote Kleid nicht tragen, so würde sie vermutlich sich kaum von der tristen Einrichtung abheben. Doch der Mann wirkte zornig und schien eindeutig ein ungemütlicher Zeitgenosse zu sein. Nachdem die Frau zurückgetreten war und sich die Beschimpfungen ihres Mannes über sich ergehen ließ, ging Jerry auf das Bett zu und versuchte den Mann zu beruhigen.
"Schon gut, es war richtig, dass mich ihre Frau gerufen hat. Lassen sie mich kurz ihren Rücken untersuchen" erklärte er mit der nötigen Selbstsicherheit und Kraft in der Stimme. Doch der Mann hörte nicht auf seiner Frau vorzuhalten, dass er nicht das Geld hätte um einen Doc bezahlen zu können und was sie sich dabei gedacht hatte, ob sie denn gerne die nächsten zwei Wochen hungern möchte, da er nicht das Geld hatte um Essen zu kaufen und den Arzt zu zahlen.
Jerry blickte von dem Mann zu der Frau und bedeutete ihr, dass sie das Zimmer am besten verlassen sollte. Unter diesen Schimpftriaden würde er keine vernünftige Untersuchung machen können, weshalb er die Frau mit Nachdruck noch einmal bat, das Zimmer zu verlassen und zu ihrer Tochter zu gehen. Nach einem unsicheren Blick zu ihrem Mann und der Drohung, später noch darüber mit ihrem Mann reden zu müssen, verließ sie schließlich das Zimmer und Jerry war endlich mit dem Mann alleine.
Mr. LeVine dachte jedoch nicht daran aufzuhören, über seine Frau zu schimpfen und ihre unliebsame "Kosenamen" zu verpassen, sodass Jerry schließlich das eiskalte Stethoskop an seine Brust legte, was ihn kurz wortlos machte. "Also hören Sie, je länger Sie es mir schwer machen, desto mehr steigt die Entschädigung. Jetzt bin ich schließlich schon mal hier, also können Sie mir auch kurz einen Blick auf Ihren Rücken gewähren" überrumpelte er den Mann schließlich, der augenblicklich still hielt und sich nun doch von Jerry untersuchen ließ.
"Eine satte Prellung haben Sie da" erklärte er, als Jerry endlich den Rücken zu Gesicht bekam und die blauen und fast schwarzen Flecken vorsichtig abtastete. Sehr schmerzempfindlich schien der Mann nicht zu sein, denn er zuckte nicht sehr oft, wenn Jerry an die schmerzhaften Stellen drücken mußte um seine Diagnose erstellen zu können. "Gebrochen scheint nichts zu sein, doch Sie brauchen Ruhe und etwas Schonung für ihren Körper." erklärte er vorsichtig, da er sich schon dachte, dass es dem Mann sicherlich nicht gefallen würde, schon allein deswegen, weil sicherlich viel Arbeit auf der Farm liegen bleiben würde.
Nachdem Jerry auch innere Blutungen ausgeschlossen hatte, sah er noch einmal prüfend auf den Rücken des Mannes und kontrollierte auch dessen Nacken. Er drehte den Kopf hin und her und sah genau wie weit er den Kopf des Mannes drehen und neigen konnte, doch scheinbar schien der Mann wirklich Glück gehabt und sich keine weiteren Verletzungen zugezogen zu haben.
"Ok, ich schreibe Ihnen erstmal ein paar Schlaftabletten auf, damit sie jetzt erstmal schlafen, außerdem bekommen sie noch Tabletten. Sie nehmen eine in der Früh und eine am Abend." Jerry kramte in seiner Tasche und zog die Tabletten heraus, die er für den Mann gedacht hatte, außerdem zog er eine große Tube Salbe heraus. "Diese kühlende Salbe tragen Sie 3 Mal am Tag dünn auf, nach drei Tagen sollte die Schwellung zurückgegangen sein, sofern sie sich schonen und schwere Arbeiten erstmal bleiben lassen." erklärte er und legte die Tabletten sowie die Salbe auf das Nachtkästchen.
Nachdem er seine Tasche wieder eingeräumt hatte, goß er aus einem Krug etwas Wasser in das Glas, das auf dem Nachtkästchen stand und reichte dem Mann sofort eine Schlaftablette. Sicherlich tat nicht nur Mr. LeVine der Schlaf gut, sondern viel mehr auch seiner Frau. "Das wars auch schon wieder." lächelte Jerry zu dem störischen Mann, der so gar keine Freude an der Verletzung hatte, doch dem Doktor dankbar entgegen nickte. "Machen Sie sich keine Sorge wegen der Bezahlung, wir finden eine Lösung." erklärte Jerry noch, bevor der Mann wieder zurück in die Kissen sank, dann verließ er das Zimmer und ging zu der Frau, die mit der Tochter im Arm vor dem Zimmer gewartet hatte.
Jerry klärte kurz die Frau auf, was ihr Mann hatte und welche Medikamente er soeben bekommen hatte. Als Jerry ihr erklärt hatte, dass er sicherlich den ganzen Nachmittag nun schlafen würde, atmete sie sichtlich dankbar auf, doch als sie die Geldtasche zückte um die wenigen Dollar darin abzuzählen, legte Jerry seine Hand auf die ihre, was sie dazu zwang, die Geldtasche wieder zu schliessen.
"Ist schon gut. Ich hatte ja nicht viel zu tun und die Medikamente waren Probepackungen. Ich wünsch Ihnen alles gute" sagte er lächelnd und strich dem Mädchen mit den fast schwarzen Augen über die Haare. Die Frau wußte nicht so recht was sie sagen sollte, denn einerseits wollte sie es nicht zulassen, dass Jerry ihr die Kosten erließ, doch andererseits war sie unglaublich erleichtert, sich die paar Dollar sparen zu können.
Jerry verließ, nachdem die Frau ihm mehrmals ihre Dankbarkeit bezeugt hatte, die Farm und setzte sich mit einem Lächeln wieder ins Auto. Er wußte zwar dass Kate nicht gerade erfreut war, wenn er wieder einmal umsonst arbeitete, doch hier hätte er nun wirklcih nichts verlangen können.
Auf dem Rückweg zur Praxis erblickte Jerry bereits in der Ferne das weiße Gebäude der Kissinger-Ranch. Ohne lange zu überlegen, entschloss er sich einen kleinen Umweg zu fahren und nachzusehen wie es Julie Kingston inzwischen wieder geht. Der Arzt erkundigte sich kurz per Funkgerät bei Kate ob noch irgendwelche dringenden Fälle offen waren, doch da es mittlerweile ruhiger in der Praxis wurde, gab er Kate nur kurz bescheid, dass er noch schnell zu der Kissinger-Ranch fahren würde.
Wie erwartet hatte Kate nicht sonderlich erfreut reagiert, als er ihr noch schnell von den LeVines erzählt hatte, doch Jerry lächelte darüber nur, schließlich kam es ja nicht oft vor, dass sie arme Familien aushalfen.
In seinen Gedanken versunken, bog er in die Einfahrt ein und sah gerade noch, wie Fiona und Brian wegritten. Er winkte ihnen, dann stieg er aus dem Auto aus und ging zur Haustür, in der Hand natürlich seinen Arztkoffer. Nachdem er kräftig gegen die Tür geklopft hatte, wartete er darauf bis er eingelassen wurde, während er den Blick über das weite Land gleiten ließ, das er hier so sehr liebte.
(sorry für den Roman,.. ich konnt mich nicht bremsen...)