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(Twilight) Botin der Nacht

melancholy

Die Hoffnung schon erfüllt die Brust...
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Registriert
27 August 2004
Beiträge
1.849
Ort
Wien
Inhalt:
Die Geschichte Esmes wird erzählt. Wir tauchen ein in ihre Jugend, erleben die wichtigsten Ereignisse ihres Lebens, Anfang des 20. Jahrhunderts.

*****
Titel: Botin der Nacht
Fandom: Twilight
Genre: Drama/Romance/Tragedy
Rating: R-16

*****

botindernacht.jpg

Disclaimer: Die Figuren der Esme und des Carlisle gehören lediglich der Autorin des Buches "Twilight", Stephenie Meyer. Andere Figuren wurden von mir frei erfunden, die Rechte für diese Geschiche liegen alleine bei mir, ich möchte mit dem Schreiben kein Geld verdienen.

*****


Prolog: London, Mai 1904
1. London, Januar 1900

*****

Prolog: London, Mai 1904

„Darling...“ Lächelnd betrat er den Raum, küsste sanft ihre Wange. „Du machst dir wieder viel zu viel Mühe mit dem Essen...“ Zärtlich strich er über ihren Haaransatz und drückte sie kurz an sich. „Na los, geh dich umziehen, in einer Stunde beginnt die Vorstellung und unsere Kutsche kommt bald... Du willst doch bestimmt nicht so ins Theater...“
Hastig wich sie seinem Blick aus, wandte sich ab. Er sollte nicht sehen, dass sie errötete. Wie gut er doch zu ihr war, so oft hatte sie sich gefragt ob nicht zu gut. Zwei Jahre waren sie nun schon verheiratet und wohlgemerkt, es war eine überaus glücklcihe Ehe. Sie war Siebzehn gewesen, als er um ihre Hand angehalten hatte, er kaum älter. Natürlich wusste sie, dass er sie von ganzem Herzen liebte, sie es anderswo nie so gut haben würde wie bei ihm, und doch waren ihr stets Zweifel geblieben. Es stand außer Frage, dass sie ihn mochte, aber konnte sie ihm wirklcih die Emotionen entgegenbringen, die er für sie empfand? Liebte sie ihn, so sehr wie er sie liebte, es verdiente, geliebt zu werden? Oder war es nur die Sehnsucht nach einem besseren Leben, die sie die Tage an seiner Seite ertragen ließ, der Wunsch, nicht jeden Tag verprügelt zu werden, auch wenn sie es verdient hatte, geliebt zu sein...
Sie schämte sich ihrer Gedanken, einer Frau standen solche Begehren nicht zu, vor allem nicht ihr. Sie konnte sich glücklich schätzen, schon so früh einen Mann wie ihn gefunden, geheiratet zu haben, einen Mann, der sie gut behandelte...
Erschrocken fuhr sie zusammen, als John vorsichtig ihr Kinn anhob. Er schien bemerkt zu haben, dass etwas nicht stimmte, denn besorgt sah er ihr nun in die smaragdgrünen Augen, aus denen längst jeglicher Glanz gewichen war. „Esme, was ist los?“, fragte er leise. „Warum weinst du?“
Sie schüttelte kaum merklich den Kopf. „Es... es ist nichts...“, flüsterte sie, während sie mit zitternden Fingern den Knoten ihrer Schürze löste und den Rock ihres Kleides glatt strich. „Ich... ich geh mich umziehen...“
Sie lief in ihr Schlafzimmer, sank auf den winzigen Hocker vor ihrem Spiegel. Mit weit aufgerissenen Augen betrachtete sie sich, versuchte beinahe krampfhaft, die Tränen zurückzuhalten. Das war also sie, Esme... Mrs John Evenson, geborene Platt. Sie war eine attraktive Frau, wurde von vielen um ihr Aussehen beneidet, und doch hätte niemand geahnt, dass sie erst Zwanzig war, denn sie trug kaum Make-Up, nie mehr als nötig. Ihre langen, karamellfarbenen Haare waren stets hochgesteckt, zu einem strengen Knoten geflochten, der ihre Gesichtszüge viel kantiger erscheinen und sie somit um Jahre altern ließ. Vorsichtig entfernte sie die Nadeln aus ihrem Haar, sogleich rauschte eine seidige Masse ihren Rücken hinab, wie ein wunderschöner, glänzender Wasserfall, der kurz über der Hüfte endete. Mit einem Kamm aus purem Elfenbein fuhr sie durch eine dicke Strähne, und ließ sie somit nur noch heller erstrahlen. Sie würde ihre Haare am Abend offen tragen, um John zu gefallen. Du sieht so schön aus, Esme hatte er gesagt, mehr als ein Mal. Sie wollte ihm eine Freude machen, auch wenn er so viel mehr verdient hätte... Erneut schossen ihr tausend Gedanken durch den Kopf. Wie dumm sie doch war... Sie hatte einen Ehemann wie John keineswegs verdient, musste eingesperrt, für ihre Wünsche, waren sie noch so intim, bestraft werden... Und John? John führte sie aus, denn er wusste, wie sehr sie die Oper liebte...
„Esme!“, rief er plötzlich aus dem Salon. „Beeil dich Schatz, wir haben nur noch zehn Minuten Zeit!“
Sie musste schlucken. „Ich... ich komme!“, antwortete sie mit brüchiger Stimme. Mit einem Mal fühlte sich ihre Kehle so unglaublich trocken an, der von der Quaste aufgewirbelte Puderstaub ließ ihr schwarz vor Augen werden... Zitternd erhob sie sich, tastete sich zu ihrem Kleiderschrank vor, doch noch ehe sie ihn erreichen konnte, war sie in sich zusammen gesunken und hatte binnen weniger Sekunden das Bewusstsein verloren.
 
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AW: (Twilight) Botin der Nacht

Wow, toller Anfang, bin schon gespannt, wie es weitergeht^^

WIe es ausschaut hatte Esme es nicht leicht, obwohl sie einen verhältnismäßig guten Ehemann erwischt hatte...

schnell weiterposten/schreiben, meine liebe avi :D
 
AW: (Twilight) Botin der Nacht

Das ist ein sehr guter Anfang. Deine Story hört sich echt spannend an. :)

Da ich ein riesiger Twilight-Fan bin, hoffe ich dass du bald weiterschreibst :D
 
AW: (Twilight) Botin der Nacht

Na gut, aber nur weil ihrs seid :D

1. London, Januar 1900

„Esme!“ Die Stimme der Mutter hallte durch das ganze Haus, sie musste sehr wütend sein. „Komm her, du nichtsnutziges Ding!“
Erschrocken schloss das Mädchen, das in den letzten Monaten zu einer hübschen jungen Frau gereift war, sein Buch, versteckte es hastig unter einem Bett. So schnell sie konnte lief Esme die Treppen hinab, ihr offenes Haar flog durch die Luft, sie verlor mehr als ein Mal das Gleichgewicht, konnte es jedoch stets im rechten Moment zurückgewinnen. Völlig atemlos kam sie vor einer älteren Dame, deren Haar bereits völlig ergraut war, zum Stehen, wurde sogleich mit einer Ohfreige begrüßt. „Wo hast du gesteckt?!“, rief sie. „Du hast wahrscheinlich wieder den ganzen Tag in deinem Zimmer gesessen und gelesen, was?!“
Das Mädchen sah beschämt zu Boden. „Es tut mir Leid, Mutter...“
Elizabeth Platt stieß einen Laut aus, der einem Schnauben glich. „Es tut dir Leid...“ Sie lachte verächtlich. „Einsperren sollte ich dich für deine Frechheit! Na los, geh in die Küche und hilf dem Personal, danach lass dir von Margaret das Korsett ordentlich schnüren, wir fahren zu deiner Tante nach Bath.“
Mit einem flüchtigen Knicks wandte sich Esme um. „Ja, Madam...“, flüsterte sie. Und lief. In der Küche wurde sie sogleich von neugierigen Blicken empfangen. „Darling, was machst du hier?“ Mit einem besorgten Lächeln auf den Lippen, das Esme nur zu gut kannte, kam ihr Kindermädchen auf sie zu, legte vorsichtig eine Hand auf ihre Schulter. „Warum bist du hier?“
Margaret war vierzig Jahre alt, somit etwas jünger als Esmes Mutter, sie hatte samtige, weiße Haut und pechschwarzes Haar, das stets von der Stoffhaube, zugehörig zu ihrer schwarzen Dienstuniform verhüllt wurde. Lachfältchen prägten ihr Gesicht, das stets Wärme, etwas Gütiges ausstrahlte. Zweifellos konnte sie von sich behaupten, eine attraktive Frau zu sein – und womöglich bis zum Ende ihres Lebens zu bleiben.
Sie kannte Esme von Geburt an, hatte sie quasi aufgezogen und sich in all den Jahren zu einer wahren Freundin entwickelt.
„Ich... soll euch helfen...“, erwiderte das Mädchen, nachdem es auch vom Rest des Personals begrüßt worden war. Margaret stieß einen tiefen Seufzer aus. „Esme...“
Verschüchtert wandte sie ihren Blick ab. „Ich hab doch nur gelesen...“, flüsterte sie. „‚Emma’ von Jane Austen... Diese Geschichte ist so wunderschön...“
„Dann lauf nach oben und hol dir das Buch... Du kannst hier weiter lesen... Na los, geh schon, sonst überleg ich es mir anders...“
Esme begann zu strahlen, ihre Augen funkelten gefährlich. „Danke, Margaret!“, rief sie voller Freude. „Vielen, vielen Dank!“
Doch noch bevor sie sich umwenden konnte, wurde sie von ihrem Kindermädchen zurück gealten. „Eine Frage noch... Fährst du heute Abend mit nach Bath?“
Die junge Frau nickte. „Mutter hat es mir eben gesagt... Wahrscheinlich hat Tante Jane wieder einen Mann zum Essen eingeladen, mit dem ich mich verloben soll...“ Sie seufzte wehmütig. Auch Margarets aufmunterndes Lächeln konnte ihre plötzliche melancholische Stimmung nicht vertreiben. „Dann... musst du wohl dein seidenes Korsett mitbringen...“
Esmes Augen weiteten sich vor Schreck. „Margaret...“, flüsterte sie kaum hörbar. „Bitte...“
„Darling, ich weiß, du bekommst keine Luft, aber es muss sein... Kannst du dich denn nicht mehr an das letzte Mal erinnern? Dein Vater hat dich drei Tage lang ohne etwas zu Essen in deinem Zimmer eingesperrt, als er gemerkt hat, dass...“ Sie verstummte. „Ich verspreche dir, so vorsichtig wie möglich zu sein... Aber ich kann es dir nicht ersparen...“
Traurig wandte das Mädchen seinen Blick ab. „Ich will keine Frau mehr sein... Nicht so.“

„Esme Anne Platt...“ Abschätzig musterte Lady Jane Cartwright ihre Nichte, die eben aus der Kutsche gestiegen war und nun auf sie zu kam. Mit einem tiefen Knicks begrüßte sie ihre Tante. „Es freut mich, Sie wiederzusehen, Madam...“
„Ich nehme an, du bist immer noch nicht verheiratet?“
Die junge Frau sah zu Boden. „Nein, Madam...“, flüsterte sie kaum hörbar. „Noch nicht...“
„Wie alt bist du jetzt, Esme?“
„Fünfzehn, Madam...“
„Fünfzehn Jahre und noch nicht einmal verlobt! Was soll nur aus dir werden... Willst du etwa als kinderlose Jungfer sterben?! Oder bist du eine dieser Frauen, die sich nach... Unabhängigkeit und... Gleichberechtigung sehnen und aus Protest nicht heiraten?“
„Nein, Madam...“ Beschämt wandte Esme ihren Blick ab, um die in ihr aufgekommenen Tränen zu verstecken. „Ich verspreche Ihnen, ich werde bald heiraten...“
„Das möchte ich dir auch geraten haben, Kind... Und jetzt geh ins Haus und zieh dich um, ich gebe heute Abend ein Fest, zu dem ich einen wunderbaren, jungen Mann eingeladen habe, es könnte gut sein, dass du ihm gefällst... Vorausgesetzt der Herrgott lässt ein Wunder geschehen... In einer halben Stunde wird Mary zu dir kommen und dir helfen, also beeil dich.“
Mary war das Dienstmädchen der Witwe Cartwright, kaum älter als Esme. Eine Waise, die Jane vor etwas weniger als einem Jahr zu sich genommen hatte. Sie hatte ein hübsches Gesicht und langes, rotes Haar, wegen dem sie von allen Männern der Nachbarschaft verabscheut und verlacht wurde. Ihre Augen funkelten in demselben seltsamen Grün wie die Esmes und stets konnte man ein Lächeln auf ihren Lippen erkennen. Die beiden Mädchen verstanden sich gut, vor allem teilten sie dieselben Ansichten gegenüber Lady Jane. Ihrer Meinung nach wäre die Herrin von Cartwright Manor weitaus besser im 18. Jahrhundert, dem Zeitalter von Jane Austen, ausgehoben, selbst wenn sich die Stellung der Frau in den letzten Jahrzehnten nur unbedeutend verbessert hatte.
„Will sie dich wieder verheiraten?“ Neugierig betrat Mary Esmes Schlafzimmer. „Ich habe eben den Ladies Tee gebracht, so aufgerregt waren sie nicht mehr, seit Jane letzten Monat Charles Bennett zum Dinner eingeladen hat...“
Sie musste lachen, als sie sah, dass ihre Freundin errötete. „Mary...“, murmelte diese. „Ich hatte gerade geschafft, es zu vergessen...“
 
AW: (Twilight) Botin der Nacht

Wow... super. Ein neuer Teil. Ich bin begeistert!

Freu mich schon auf die nächste Fortsetzung :D
 
AW: (Twilight) Botin der Nacht

huch, ich hab ja ganz vergessen, dass ich die schon geposted hab xD sorry ^^

2. Bath, Dezember 1899

„Es freut mich, Sie hier begrüßen zu dürfen, Mr Bennett...“ Mit einem ungewöhnlich freundlichen Lächeln auf den Lippen kam Lady Jane aus dem Haus getreten, öffnete die Tür zur Kutsche. Langsam trat ein junger, goldblonder Mann auf sie zu, erwiderte er Lächeln, wirkte jedoch reserviert. Mit einer leichten Verbeugung und einem Handkuss begrüßte er die Lady, die errötete. „Meine Nichte, Esme, erwartet Sie schon im Salon...“
Sichtlich erleichtert, dass Jane nicht auf weitere Unterhaltungen erpicht zu sein schien, wandte sich Charles um und betrat nun endlich das Anwesen. Mit vor Bewunderung weit aufgerissenen, eisblauen Augen, ließ er seinen Blick durch die riesige Eingangshalle schweifen. Kristallene Kronleuchter hingen von der Decke hinab, an den Wänden waren Portraits der Familie Cartrwight angebracht, die genau über die Geschehnisse im Haus wachen zu schienen.
„Mr Bennett?“
Verwundert wandte er sich um. Eine junge Frau war schüchtern auf ihn zu getreten, begrüßte ihn mit einem flüchtigen Knicks. „Ich dachte, Sie haben sich vielleicht verlaufen... Dieses Haus ist groß...“
Charles lächelte. „Ja... Ja, das ist es in der Tat...“, erwiderte er. „Und Sie... Sie müssen Esme sein...“
Das Mädchen nickte flüchtig. „Die bin ich, Sir... Esme Anne Platt...“
„Verzeihen Sie mir, Miss Platt, wenn ich Sie so unverschämt ansehe, aber... Ihre Tante hat nicht übertrieben... Sie sind wahrhaft wunderschön.“
Der Ausdruck in seinen Augen hatte sich kaum verändert, und doch beobachtete er sie nun mit einer gewissen Neugier, die zuvor nicht in seinem Blick gelegen hatte. Ihr langärmliges, bodenlanges Kleid war eng geschnitten und blutrot, brachte die schneeweiße Haut des Mädchens wunderbar zur Geltung. Esmes karamellfarbene Haar war kunstvoll hochgesteckt, mit winzigen Blütenblättern verziert, und das Collier aus lupenreinen Diamanten ließ ihre Erscheinung nur noch heller und glamouröser erstrahlen. Sie sah umwerfend aus, jedoch viel älter als Fünfzehn.
Die beiden Herrschaften unterhielten sich gut, sprachen jedoch nur über belanglose Dinge, wie das Wetter oder die niedergedrückten Aufstände der Soufragetten (Charles schien die Absichten der Freiheitskämpferinnen zu befürworten, ganz im Gegensatz zu Esme, deren Erziehung es verbot, jegliche Aktivitäten dieser Art zu goutieren) und ließen somit die Stunden eines weiteren Abends vergehen.
In einem Moment der Zweisamkeit erhob sich Esme schließlich, um ihm in die Augen sehen zu können und sich ihm anzuvertrauen. „Charles...“, sagte sie langsam und bedächtig. „Von den Männern, die mir meine Tante vorgestellt hat, sind Sie wirklich der erste, von dem ich mir vorstellen könnte, ihn zu heiraten...“
Mit einem Schlag wurde sein Blick leer. „Bin ich... also nur deshalb hier?“, fragte er entgeistert. Das Mädchen nickte. „Natürlich... Hat Ihnen Lady Jane denn nichts erzählt?“
Charles schüttelte den Kopf. „Mit keinem Wort hat sie es erwähnt...“, erwiderte er. Es folgte ein langer Moment der Stille. Esmes Wangen glühten vor Scham, und auch Charles Gesichtsfarbe hatte einen zarten, rötlichen Ton angenommen. Schließlich war er es, der das Schweigen durchbrach. „Sie dürfen mich nicht falsch verstehen, Miss Platt, ich halte Sie für eine überaus reizende, junge Dame, und es wäre mir eine Ehre gewesen, Sie zum Altar führen zu dürfen, aber... Sie sind noch fast ein Kind, Fünfzehn ist keineswegs mehr ein geeignetes Alter, um zu heiraten... Doch selbst wenn dieses Problem nicht existierte, müsste ich das Angebot Ihrer Tante, meine Gattin zu werden, leider ablehnen... Denn ich liebe keine Frauen.“
Esme stieß einen erstickten Schrei aus. Was in den darauffolgenden Minuten geschah, hätte sie niemandem preisgeben können, denn ihre Erinnerung hatte sie, als sie am nächsten Morgen erwachte völlig im Stich gelassen.
„Was ist geschehen?“, fragte sie Mary, die an ihrem Bett saß und stickte. Sie erhaschte einen Blick auf die barocke Standuhr in einer Ecke des Zimmers. Es war bereits nach Zehn, doch niemand hatte sie geweckt.
„Du bist ohnnmächtig geworden.“, antwortete das Dienstmädchen, ohne von seiner Arbeit aufzusehen. „Vermutlich hat dir Lady Jane wieder das Korsett zu eng geschnürt...“ Mary seufzte leise. „Oh, und... Charles Bennett hat vorhin angerufen und sich nach dir erkundigt... Du scheinst ihn ja ganz schön beeindruckt zu haben...“
Esme biss scih auf die Unterlippe. „Mary... Kannst... Kannst du mir einen Gefallen tun?“
„Natürlich...“
„Erwähne nie wieder seinen Namen.“

„Miss Platt?“
Erschrocken wandte sie sich um, als sie plötzlich eine Hand auf ihrer Schulter spürte. „Mr Bennett?“, fragte sie verwundert. „Ich wusste nicht, dass Sie hier sind...“
Charles lächelte, ein entschuldigendes Lächeln, das viele Frauen um den Verstand bringen konnte. „Ich wollte mich lediglich vergewissern, dass Sie von meinem Geständnis gestern nicht völlig aus der Bahn geworfen wurden... Hätten Sie etwas dagegen, mich ein Stück zu begleiten?“
Esme schüttelte den Kopf. „Keineswegs...“, erwiderte sie und folgte ihm in den verschneiten Garten des Anwesens, den man viel mehr als einen Park bezeichnen konnte. Im Sommer war sie oft hier, schlenderte durch ein Meer aus Blumen, atmete ihren wunderbar süßen Duft ein und verlor sich oft stundenlang in der Welt der Natur, kehrte jedoch stets zur rechten Zeit ins Haus zurück. Aber nun? Nun erkannte sie ihren einstigen Lieblingsplatz kaum wieder, der Winter hatte alles verändert. Die Bäume hatten jegliche Blätter verloren, und alles war von einer weißen Flaumenschicht bedeckt. Charles schien Gefallen an diesem Anblick gefunden zu haben, denn seine Augen blitzten vor Begeisterung, wenn er etwas Neues entdeckt hatte.
„Ich kann nicht rückgängig machen, was geschehen ist...“, sagte er schließlich. „Aber auch wenn ich nie Ihr Ehemann zu werden vermag, genieße ich Ihre Gesellschaft, Esme... Sie sind wahrhaft eine großartige Frau, es wäre mir eine Ehre, Ihre Freundschaft zu...“ Er stockte. Esme war stehen geblieben, betrachtete Charles nun mit einem Ausdruck der Verwirrung in ihrem Gesicht. „Verstehe ich richtig, Mr Bennett, dass Sie mich nach-“ Sie wurde sogleich von ihm unterbrochen. „Ich frage Sie danach...“, entgegnete er. Das Mädchen konnte ein Lächeln nicht unterdrücken. „Nun... Dann schlage ich vor, die Formalitäten zu begraben.“
Charles schloss für einen kurzen Moment die Augen, atmete tief durch. „Freunde?“, fragte er schließlich. Esme nickte. „Freunde.“

 
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