• Willkommen auf Traumfeuer.com!
    Registriere Dich kostenlos und mach mit bei Fanart, Fanfiction, RPGs, Rollenspielen und Diskussionen zu Serien/Filmen/Kino

Träume in Pastell

taraia

1.000er-Club
Registriert
10 März 2003
Beiträge
2.413
So, ihr ein gemeinsames Projekt von Cosette und mir.
Ich habe mich mal am Anfang versucht und bin gespannt, was sie daraus machen wird ;)


Er erwachte nun also in dieser kleinen Zelle und wusste nicht, wo er war.
Eigentlich hatte er noch mehr Fragen, er wusste nämlich auch nicht, wer er war, wie er irgendwohin kam und wieso er sich so unglaublich schlecht fühlte.
Wer konnte es ihm verdenken? Der Schlag auf seinen Kopf war relativ heftig gewesen. Das spürte er auch, obwohl er noch nicht mit seinen kalten Fingern die Wunde an seiner Stirn betastet und das getrocknete Blut entdeckt hatte, das sein Gesicht wie einen klebrigen Film umschloss.
Dumme Idee, es war eine wirklich sehr dumme Idee gewesen seinen Kopf gegen die harte Wand zu schlagen. Was hatte er sich nur dabei gedacht? Er war ja nicht dumm, fand er zumindest, er hätte wissen müssen, dass nach einer Weile der Kopf nicht mehr so mitmachen konnte.
Nach dem dritten Schlag platzte die Haut an seiner Stirn auf und die Wund, die gerade mal zwei Tage Zeit gehabt hatte, sich etwas zu schließen, riss wieder auf. Zwei Tage sind nicht sonderlich lange. Für ihn schon, auch wenn er diese zwei Tage unter Drogen gesetzt auf dem Boden gesessen und geträumt hatte, oder auch gerade deswegen.
Nachdem sein Kopf das fünfte Mal mit voller Wucht gegen die blutverschmierte Wand getroffen war, verlor er sein Bewusstsein. Oder besser er verlor das bisschen Bewusstsein, dass noch übrig geblieben war.
Nun lag er da, von Schmerzen gepeinigt, und wunderte sich, dass diesmal niemand gekommen war, um ihn zu fixieren. Niemand, der festes Leder um seine Gelenke geschnürt hatte und ihn wieder mit Medikamenten vollgedröhnt hatte.
Er war wohl nicht lange ohnmächtig gewesen, schlussfolgerte er in einem kurzen hellen Moment und sein Gesicht verzog sich zu einem gequälten Grinsen.
Noch immer lag er zusammengekrümmt auch der Seite, auf dem kalten Boden. Alles um ihn herum war gelb. Pastellgelb. Irgendwie war alles in seiner Umgebung pastellig. Er hasste es. Er verspürte den Drang, den Boden die Wände, alle zu überdecken. Mit kräftigen Farben. Farben die man sehen, die man spüren konnte. Doch er hatte nichts als das dunkle Blut, das aus seiner Wunde geflossen war.
Er würde nicht wieder den Fehler begehen und seine Handabdrücke in der ganzen kleinen Zelle zu hinterlassen, denn er erinnerte sich noch an die Schmerzen des einen Males davor, als er versucht hatte so die Pastellfarben zu überdecken. Er wunderte sich kurz, dass er sich erinnern konnte.
Eigentlich erinnerte er sich nie an irgendwas. Das lag an den Drogen. Und jedes Mal, wenn diese nachließen, wuchs in ihm der Drang, seinen Kopf gegen die Wände zu schlagen. Er wollte sich nicht erinnern. Doch diesmal war etwas falsch gelaufen. Sie hatten ihn noch nicht gefunden.
Ja, er wusste nicht, wer er war oder wo, aber trotzdem tauchten Bilder vor ihm auf. Er konnte sie nicht deuten, aber sie zauberten ihm dieses irre Grinsen auf das Gesicht.
Hätte er sich im Spiegel gesehen, er hätte sich nicht wiedererkannt, aber das war auch nicht sonderlich schwer, schließlich hatte er keine Ahnung, wen er hätte erkennen sollen.
Er starrte an die Wand ihm gegenüber und bemerkte nicht, dass das Bild langsam verschwamm, weil sich Blut und Tränen in seinen Augen sammelten.
In Gedanken war er draußen. Auch wenn er keinen Plan hatte, was drinnen ist, so hatte er doch noch eine Idee von draußen.
Eine Schaukel bewegte sich hin und her. Es saß niemand dort. Doch sie hörte nicht auf, bewegte sich höher und höher, rauf und runter.
Sein Körper in dem kleinen engen Raum fing an zu zittern und zu beben. Tränenbäche rannen über sein Gesicht und tropften auf den Boden.
Rauf und runter, immer schneller und weiter. Er konnte nichts anderes mehr sehen, hatte keine andere Wahrnehmung mehr.
Er spürte nicht, wie er aufstand, sich zittrig Stück für Stück aufrichtete und dann ein allerletztes Mal die Wand auf ihn zuraste.
Die Schaukel war das letzte, was in seinem Geiste war.
Er war tot, aber eigentlich war er das schon lange gewesen. Die Erinnerung, ein aufbäumen seines inneren totgeglaubten Ichs.
Er hatte sich vermisst und gehofft sich wieder zu sehen irgendwann. Vielleicht war es jetzt soweit. Wer kann das Wissen?
Und das grelle Rot der Schaukel vermischte sich mit dem tiefblauen Himmel, während das Schaukeln langsam verebbte und der pastellgelbe Boden von seinem Blut überflutet wurde.
 
Werbung:
Wow...Der Anfang ist echt super geworden. Super geschrieben und beschrieben! Ich hoffe, ihr macht so schnell wie möglich weiter...bin jetzt schon ganz gespannt! *freu*
mfg Lilian
 
Jetzt kommt schon der zweite Teil. Ist eine Rückblende, worin ich eigentlich nicht so geübt bin, aber seht selbst.

Er saß auf einer roten Schaukel und wippte leicht hin und her, während ihm der starke Wind ins Gesicht blies. Die braun gewordenen Blätter wirbelten auf und traten ihre lange Reise ins Ungewisse an.
Er beobachtete die Veranda des Hauses vor dem er saß. Es war in einer Pastellfarbe angestrichen, gelb vermutlich und hatte viele Fenster, durch die man hindurch blicken konnte.
Oft schon hatte er von der Schaukel aus in ihr Fenster geblickt und hatte sich ausgemalt, was sie gerade tat. Manchmal hatte sie sich zu ihm umgedreht und dann hatte sie ihm genau in die Augen gesehen und er wusste, dass sie gleich rauskommen würde.
Doch jetzt starrte er die beiden Gestalten auf der Veranda an. Sie waren ganz in schwarz gekleidet und hatten Tränen in den Augen. Die Frau hatte einen Rock und eine Bluse an. Ihre Wimperntusche klebte an ihren Wangen und sie schluchzte laut. Der Mann hingegen weinte zwar auch, doch er gab keinen Ton von sich und starrte geradeaus, ohne jede Regung, ohne jegliches Gefühl zu zeigen.
Dieses Ehepaar hatte vor einigen Tagen durch einen tragischen Unfall ihre Tochter verloren. Sie hielten ein Foto von ihr in der Hand. Es zeigte das Mädchen einen Monat vor dem Unfall, lachend und glücklich. Die haselnussbraunen Haare fielen ihm ins Gesicht und seine smaragdgrünen Augen strahlten so viel Lebensfreude aus, dass alle Menschen diesen Augen sofort verfallen waren.
Auch ihn hatten die Augen besonders fasziniert. Es war das Schönste an ihr gewesen. Er konnte sie sich noch genau vorstellen und spürte noch ihre Hände auf seiner Wange. Er schwor sich, diese Berührung nie zu vergessen.
Sie war seine allerbeste Freundin gewesen. Sie hatte ihm immer geholfen wenn er Probleme gehabt hatte. Und sie hatte ihm immer von den Drogen abgeraten.
Doch er hatte nicht auf sie gehört, jedenfalls nicht in dieser Beziehung. Die Drogen waren für ihn auch seine besten Freunde gewesen und er würde sie nicht aufgeben. Nicht mal für seine beste Freundin.
Jetzt würde sie sich nie wieder über seinen Drogenkonsum beschweren. Sie war weg. Für immer.
Er wandte den Blick von dem trauernden Paar ab und beobachtete nun die Blätter. Sie tanzten in der Luft, wie auch sie es getan hatte. Sie hatte wie eine Göttin ausgesehen, wenn sie getanzt hatte.
Langsam erhob er sich von der Schaukel und ging auf das Haus zu. Er wollte sich verabschieden von ihr. Den Schmerz würde er später dann mit den von ihr allzu verhassten Drogen betäuben. Doch jetzt wollte er nur noch einmal ihr Zimmer betreten. Nur noch einmal den Orangenduft ihres Parfums riechen und sich nur noch einmal ihr glockenhelles Lachen in Erinnerung rufen.
Mit gesenktem Blick sprach er ihre Eltern an und bat sie, ihn eintreten zu lassen.
Als er das Haus betrat, ging er gleich zur Treppe, um in ihr Zimmer zu gehen. Bald war er angekommen und drückte die Türklinke runter. Er glaubte zu hören, wie sie sich beschwerte, dass er nie anklopfte, bevor er eintrat, obwohl sie ihm das schon tausend Mal gesagt hatte, doch das war gewiss nur Einbildung.
Und jetzt stand er in dem Zimmer, in dem er so viel Zeit verbracht hatte und so viele Sorgen losgeworden war. In dem Zimmer, in dem sie rumgetanzt hatte, wenn mal wieder eines ihrer Lieblingslieder im Radio lief. Und in dem Zimmer, in dem sie ihm ihr größtes Geheimnis anvertraut hatte, kurz bevor sie das Auto, ein silbergrauer Mercedes war es gewesen, angefahren und 50 Meter mitgeschleift hatte.
Stunden hatte er im Warteraum des Krankenhauses verbracht und gehofft, dass sie bald aus dem OP kommen würde, mit ein paar Frakturen und Brüchen und tatsächlich, sie war bald heraus gekommen, doch auf einer Bare liegend und mit einem weißen Leinentuch bedeckt.
Er würde sie nie vergessen. Nie.
 
Wow, die beiden Teile klingen bisher sehr gut und vielversprechend. Bin auf jeden Fall gespannt, wie es weitergeht :zustimmen

Bye!
Jesse
 
So, ich war mal etwas kreativ und poste mal ohne es Cosette vorher zu zeigen, ich hoffe das ist ok?
Hab btw kein Rechtschreibprogramm, können also noch Fehler drin sein... korrigiere es dann später, ich denk es ist auch so lesbar ;)
(Wahrscheinlich ist es wieder den meisten zu lang... lest gefälligst mehr, Leute :p)

Ich war zu spät dran. Eigentlich wollte ich gar nicht gehen, aber dann habe ich mir doch noch gedacht, dass ich Hellens Party nicht ausfallen lassen konnte. Sie hatte mich wochenlang angebettelt und mich mit diesen "Du bist doch die einzige, die aus meinem Geschichtskus da sein wird... bitte, die anderen sind auch alle in Ordnung, ganz bestimmt"- Argumenten dann doch irgendwie zu einem "Ja, ich werde mal vorbeischauen" überreden können.
Ich war nah dran gewesen mir noch schnell eine dramatische Krankheit zu erfinden, aber dann saß ich in meinem Zimmer rum und die Langeweile hat mich dann doch noch aus dem Haus gezwungen.
Hellen öffnete mir nicht die Tür, das war irgend ein Typ, den sie wohl aus der Musikschule kannte. Er sah zumindest mit seiner seltsamen Brille irgendwie außenseiter-künstlerisch aus. Aber wahrscheinlich täuschte ich mich sowieso. Manchmal kam es mir so vor, als ob Hellen wirklich jeden kennen würde. So zwängte ich mich also durch die Leute, die im Flur und im Wohnzimmer rumstanden, grüßte ab und an mal flüchtige Bekannte, konzentrierte mich aber erstmal darauf irgendwo die Gastgeberin zu entdecken.
Die Musik dröhnte laut aus einer Musikanlage und so musste ich ein Mädel, das im Durchgang zur Küche stand, regelrecht anbrüllen, um zu fragen, wo Hellen zu finden war. Die zierliche Blonde zeigte auf die Tür zum Keller und ließ dabei ihre Armreife klimpern.
Ich wollte mich gerade auf den Weg machen, als mir Thomas, ein Kerl aus meinem Mathekurs, um den Hals fiel und anfing loszubrabbeln. Sein Atem stank nach Alkohol und irgendwas schien ihn unglaublich traurig zu machen, jedenfalls jammerte er weinerlich irgendwas unverständliches. Da meine Chancen ihn sofort loszuwerden nicht sonderlich groß schienen, führte ich ihn ins Wohnzimmer und sah mich nach irgendwelchen freuen Sitzplätzen um. Kurz wunderte ich mich noch einmal, wie viele Leute eine einzige 18-Jährige kennen konnte, da entdeckte ich in einer Ecke einen unbesetzten Stuhl und brachte den schwankenden Thomas dorthin.
Ich hockte mich vor ihm hin und versuchte irgendwie aus ihm herrauszubekommen, was denn nun mit ihm los war. Aber es schien wohl nicht viel mehr zu sein, als dass er total betrunken war. Als ich mich versuchert hatte, dass er nicht vom Stuhl kippen würde, ging ich in die Küche, um ihm ein Glas Leitungswasser zu holen. Dort wurde mir auch gleich ein Wodka-O in die Hand gedrückt, den ich dann auf dem Weg zurück trank, während ich versucht mich zwischen den Leuten durchzudrängeln, ohne das Wasser zu verschütten.
"Thomas?" Er sah mich verdutzt an, als ob er mich hier nie erwarten hätte. Ich drückte ihm das Wasser in die Hand und sagte ihm, dass ich bald nochmal nach ihm sehen würde. Er nickte, aber war mit seinen Gedanken offensichtlich ganz wo anders. Ich sah mich nochmal um und war mir sicher, dass man ihn getrost einige Zeit alleine lassen konnte. Ich nahm einen großen Zug aus meinem Glasund begab mich dann auf den Weg runter in den Keller.
Als ich die Tür hinter mir geschlossen hatte, war es merkwürdig ruhig. Die Musik aus dem Wohnzimmer kam nur gedämpft bis an mein Ohr und die Musik aus dem Keller klang weit entfernt. Ich dachte kurz daran mir nochmal eben etwas neues zu Trinken zu holen. Aber ich wollte Hellen endlich begrüßen, also ging ich die Treppe hinunter und durch den Kellergang auf den Partyraum zu. Hellen hatte schon seit Tagen davon geschwärmt, wie toll sie ihn dekoriert habe, mit Matratzen auf dem Boden, Tüchern an der Decke und vielen Kerzen. All solcher Schnick-Schnack eben, der Hellen ausmachte.
Je näher ich kam, desto lauter dröhnte mir irgendwelche Indiemusik entgegen, jedesfalls bestand Hellen darauf, dass das Indie sein sollte und lies sich auch nicht davon abbringen. Die Luft wurde ebenfalls zunehmend schlechter, da es in dem Kellerraum nur ein paar kleine Fensterchen gab, die Rauch abziehen ließen, und sich das Gemisch, das nach Zigaretten und Räucherstänchen roch, nicht verflüchtigte. Ich betrat den Raum durch einen Vorhang aus glitzernden, klingenden, bunten Plastiksteinchen und musste mich erstmal an das Licht gewöhnen.
Ich entdeckte Hellen auf einen Matratze sitzend, wie sie sich angeregt mit ein paar Leuten unterhielt, die ich nicht kannte. Ich ging auf sie zu und blieb dann neben ihr stehen, um zu warten, bis sie mit ihren Erzählungen fertig war. Etwas verlegen nippte ich an meinem fast leeren Getränk und wippte mit dem Fuss im Takt der Musik. Irgendwann war sie dann endlich fertig und strahlte mich von unten her an. "Sam, da bist du ja endlich, ich dachte schon du kommst gar nicht mehr." Sie stand auf, stellte sich neben mich und sah die Leute, mit denen sie eben noch geredet hatte an, während sie mir die linke Hand auf den Rücken legte. "Leute, das ist Samantha." Sie lächelte mich an und ratterte eine Reihe von Namen herunter, die ich mir unmöglich merken konnte. Ich lächelte in Richtung ihrer Freunde und hob grüßend meine Hand. "Hey." Ich kam mir etwas verloren vor, aber Hellen plazierte mich neben sie auf die Matratze und plapperte lustig weiter, sodass ich mich nicht wieterhin wie auf dem Präsentierteller vorkommen musste.
Ich sah mich im Raum um, und beobachtet die Leute, die Hellen mir nicht vorgestellt hatte und die auf dem Boden rumhingen und sich unterhielten. Ein paar Meter entfernt erkannte ich eine Ecke, mit Getränken und Gläsern, tippte Hellen kurz an und deute dorthin.
Ich goß mir gerade Cola in meinen Bacardi, als ich hinten im Raum glaubte Simon zu erkennen. Verwundert nahm ich mein Glas und arbeitete mich bis zu ihm durch. Warum hatte er mir denn nicht erzählt, dass er auch hier sein würde?
Klar, wir hatten in letzter Zeit nicht mehr so viel miteinander zu tun, weil er die Schule gewechselt und neue Freunde gefunden hatte, aber trotzdem war er doch immer noch nur ein Haus weiter und hätte doch mal eben bescheid sagen können. Ich lächelte ihn an, weil ich mich trotz allem freute, neben Hellen doch noch jemand bekannten zu erkennen, doch er schien mich überhaupt nicht zu sehen. Erst als ich direkt vor ihm stand und ein "Hey Simon!" brüllte, um gegen die Musik anzukommen, sah er auf und sein verwirrter Blick suchte nach der Person, die ihn angesprochen hatte.
Ich ließ mich neben ihm auf die Matte sinken und wollte ein Gespräch beginnen, als ich merkte, dass irgendwas mit Simon nicht so wie immer sein konnte. Er starrte noch immer in die Richtung, wo ich noch eben gestanden hatte, also stieß ich ihn an. Als ich in seine Augen sah, wurde mir plötzlich bewusst, was mit ihm los war.
"Simon, hast du gekifft?"
Aber er antwortete nicht, sondern war ganz darin versunken mit seinen Händen auf seinen Oberschenkeln das Lied falsch mitzutrommeln, das gerade lief. Seine Lippen bewegten sich, vermutlich um den Text mitzusingen, aber ich konnte nicht hören, ob ihm das wirklich glückte. Ich war sauer auf ihn und schrie ihn an, warum er nur so einen Müll machte. Aber er konnte es nicht hören und glücklicherweise bekam auch niemand anderes etwas mit.
Ich war ja nicht wirklich berechtigt ihm Vorhaltungen zu machen. Er war alt genug und wusste, was er tat. Naja, eigentlich wusste er wohl nicht wirklich was er tat, aber es war seine Entscheidung.
Ich war einfach wütend, weil wir doch so oft gemeinsam zusammengesessen und uns versichert hatten, das wir so einen Müll gar nicht brauchen, um glücklich zu sein.
Als ich erkannte, dass ich genausogut gegen eine Mauer brüllen konnte, stand ich schwerfällig auf und betrachtete mein leeres Glas. Ich hatte gar nicht mitbekommen, dass ich es ausgetrunken hatte, aber ich hatte wohl eine Weile auf Simon eingeschimpft. Ich ging ein paar Schritte und spürte, wie er Alkohol langsam zu wirken begann.
Mit Handzeichen bedeutete ich Hellen, dass ich nach oben gehen würde und tappte langsam die Treppe wieder hinauf.
Im Wohnzimmer hatte sich inzwischen eine Gruppe Leute gebildet, die in der einen Hälfte des Raumes tanzte. Auf meinem Weg dorthin reichte mir ein Typ, den ich vom Sehen kannte einen Becher mit irgendeinem Kirschlikörzeug. Das schmeckte wirklich gut und lenkte mich von meinem Ärger ab. Irgendwann stand ich inmitten der tanzenden Menge, eigentlich waren es gar nicht so viele Leute, aber es wirkte trotzdem auf engem Raum recht voll, und bewegte mich zu der lauten, rhythmischen Musik. Irgendwann bemerkte ich, dass ich schon den vierten Becher in meiner Hand hielt und ich den netten Kerl, der ihn mir in die Hand gedrückt hatte, antanzte. Er ginste mich an und ich lächelte zurück.
Das ging so weiter, bis ich irgendwann merkte, dass ich total geschafft vom tanzen war und ich mich langsam nach außen drängte und mich auf dem Sofa, wo gerade nur ein anderes Mädel saß, fallen ließ.
Es dauerte nicht lange und mein Tanzpartner tauchte neben mir auf und erzählte mir irgendetwas, das ich unheimlich lustig fand, aber eigentlich überhaupt nicht mitbekommen hatte. Total fertig, von den Anstrengungen zu der Musik, lehnte ich mich an ihm an und erzählte etwas unwichtiges über die Band, die gerade ihr Lied durch die Boxen dröhnen ließ. Ich merkte, wie er den Arm um mich legte, damit ich mich besser anlehnen konnte, und wie er sanft durch meine Haare strich. Umständlich drehte ich mich so, dass ich ihn ansehen konnte und grinste. Es kam mir längst so vor, als hätte mich ein Nebel eingehüllt, der meine ganzen Gedanken und Gefühle dämpfte und sie so erst viel später und irgendwie vollkommen verfälscht bei mir ankamen. So dauerte es eine Weile, bis ich mitbekam, dass er sich zu mir runtergebeugt hatte und ich ihn küsste und mit meiner Hand über seinen Oberkörper wanderte. Es dauerte eine weitere Weile, bis ich realisierte, dass seine Hand unter meinem T-Shirt meinen Rücken streichelte und ich ließ mich von ihm mitschleifen, als wir die Treppe hochstiegen und in Hellens Zimmer dort weitermachten, wo wir auf dem Sofe schon angefangen hatten. Wie ich nach Hause kam, konnte ich mir am nächsten Tag nicht mehr erklären, aber ich versuchte es auch nicht, da mein Kopf dröhnte und ich alle Mühe hatte, meinen Mageninhalt bei mir zu behalten.
Ich sah Simon eine ganze Zeit nicht. Jedenfalls nicht aus der Nähe, denn ich sah häufiger aus meinem Fenster aus, wie er drüben aus- und einging.
Es dauerte lange, bis ich nicht mehr wütend auf ihn war. Und nicht mehr wütend auf mich selbst.
Aber dannach war alles, als hätte dieser Abend nie existiert.
Im Verdrängen waren wir schon immer recht gut.
 
@Nane: So, lang hats gedauert ^^ Aber ich hab Dir ja gesagt, ich les den Teil noch ;)

Jedenfalls eine klasse Atmosphärenbeschreibung der Party :zustimmen Ich konnte mir alles sehr lebhaft vorstellen (Umgebung, Stimmung etc.). Allerdings hat sich mir der Zusammenhang zwischen deinem Teil und dem von Cosette (noch) nicht so ganz erschlossen *g*
Freu mich schon auf die Fortsetzung!

Bye!
Jesse
 
Ich finde den Zusammenhang gar nicht so schwer, aber vielleicht denke ich auch viel zu vermurkst ;)
Bin mal gespannt, was Cosette so daus macht (wenn sie nicht dafür ist meinen Teil wieder rauszuwerfe :D )

Aber das wichtigste: danke für dein Lob und fürs Lesen (hält so ein langer Text wirklich alle anderen ab? Ich find ihn gar nicht so ausschweifend o_O )
 
Werbung:
Hmm... vielleicht war ich geistig aber auch grad nicht so ganz auf der Höhe als ich den Teil gelesen hab :lol:

kP :)
Naja, lass es mich so sagen: Es schreckt schon ein wenig ab, wenn man erstmal überfliegt, wie lang der Post ist. Ich mein, ich hab ihn ja auch in Word kopiert und dann gelesen, als ich off war ^^ Aber, wenn man sich dann wirklich mal 10 Minuten etwa nimmt, lässt es sich schon recht entspannt lesen :)

Bye!
Jesse
 
Zurück
Oben