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[Serien-Projekt] Fayerytale

melancholy

Die Hoffnung schon erfüllt die Brust...
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27 August 2004
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Wien

DAS TVERLEBNIS.com FANFICTION SERIENPROJEKT
DAS SERIENPROJEKT VON SERIENFANS FÜR SERIENFANS


fayerytalenew.jpg



Author's Note & Danksagung:
Es hat mir großen Spaß gemacht, die Charaktere zu entwerfen, den Pilot zu schreiben und zu hoffen, dass in der nächsten Folge die Vorgabe in mein Konzept passen wird xD
Ich hoffe, dass meine Überraschung Überraschung genug ist, aber ich denke, das geht durch ^^ Eigentlich will ich aber nur eines in meiner Danksagung sagen: Vielen, vielen Dank für dieses wunderbare Projekt! <3

Theater: Da ich quasi in und mit der Oper aufgewachsen bin und meine komplette Freizeit im Tiroler Landestheater - im Zuschauerraum und nach Vorstellungen hinter der Bühne - verbringe, sollte im Grunde alles seine Richtigkeit haben. Allerdings übernehme ich keine Haftung für gelgentliche Realitätsabweichungen - z.B. ist es ein Ding der Unmöglichkeit, als Anfängerin (egal ob Dirigentin oder Opernsängerin) eine Premiere bzw. überhaupt ein Engagement geschweige denn eine Gastrolle am Royal Opera House of Covent Garden zu bekommen!



*****

Die Charaktere nach 1x01:

Faye Alastaire
Alter: 24
Opernsängerin (lyrischer Sopran), die gerade ihr erstes Engagement bekommen hat - sie gehört zum festen Ensemble am Royal Opera House of London und ist mit ihrem langjährigen besten Freund und Arbeitskollegen, dem Bariton Dale Hastings liiert, nachdem ihr letzter Freund sie unerwartet verlassen hat.

Christine Ladouce
Alter: 24
Christine und Faye kennen sich seit ihrer Schulzeit - und sind seit ihrer ersten Begegnung unzertrennlich. Gemeinsam entdeckten sie die Liebe zur Oper und beschlossen, ihre Leidenschaft zum Beruf zu machen. Faye studierte Gesang, Christine wurde Dirigentin - ein Beruf, der sehr zu ihrem Leidwesen noch immer von Männern dominiert ist.
Christine ist französischer Abstammung und hat, obwohl sie perfekt Englisch spricht, ihren Akzent noch immer nicht zur Gänze abgelegt. Auch sie hat das Glück, sofort nach Abschluss ihres Studiums einen Vertrag (allerdings nur für zwei Stücke und ein Symphoniekonzert) am ROH bekommen zu haben.

Dale Hastings
Alter: 26
Beruf: Opernsänger (Bariton). Seit vielen Jahren ist Dale in Faye verliebt - allerdings hat er sich nie getraut, ihr seine Liebe zu gestehen. Erst bei den Proben für Rigoletto, kurz nach Fayes Trennung von ihrem Freund, kamen die beiden sich näher un sind seitdem ein Paar. Zusammenziehen mussten sie nicht mehr - denn die beiden wohnen schon seit Jahren zusammen in einem kleinen Appartement in der Nähe der Oper.

Matthew Ashford
Alter: 27
Matthew ist der einzige Nichtmusiker in der Runde. Der Journalist ist seit vielen Jahren mit Christine zusammen und gleichzeitig auch ihr bester Freund. Bei einer Trennung würde sich nur wenig an ihrer Beziehung ändern.


*****

Trivia zu 1x01:
*Der Nachname "Ladouce" kommt aus dem Französischen und bedeutet übersetzt "Die Süße". Es existiert ein Musical namens "Irma La Douce", in dem es um das Freudenmädchen Irma geht - Christines Nachname soll aber in keinerlei Beziehung zu diesem Musical stehen.

*
"Rigoletto" ist eine Oper von Giuseppe Verdi, die von dem buckligen Hofnarren Rigoletto und seiner Tochter Gilda handelt. Gilda, ein junges Mädchen das von seinem Vater das strikte Verbot erhalten hat das Haus nur zu verlassen, um in die Kirche zu gehen (Rigoletto hat zu große Angst, seine Tochter zu verlieren und nennt ihr daher nicht einmal seinen Namen), verliebt sich - im Glauben, er sei ein armer Student - in den Duca von Mantua und stirbt schließlich, um das Leben des Ducas zu retten, in Rigolettos Armen. Als Vorlage zu "Rigoletto" dient Victor Hugos "Le Roi s'Amuse".

*Das ROH (Royal Opera House of Covent Garden) ist Londons Opernhaus. Im wirklichen Leben gehen dort Stars wie Anna Netrebko und Rolando Villazon aus und ein - jeder Musiker wünscht sich, ein Mal am ROH auftreten zu dürfen.

*Für alle, denen es ergeht wie Dale: Louboutins sind sündhaft teure
Schuhe (charakterisiert durch die rote Ledersohle), die nahezu jede Frau auf diesem Planeten gerne besitzen möchte




Folgenübersicht:
1x01
Ouverture
1x02
V'ho Ingannato (1)
1x03 Vissi d'arte, vissi d'amore (2)



1ouverture.jpg


Ihr ganzer Körper zitterte vor Schmerz. Langsam... Ganz langsam versuchte sie sich aufzurichten, doch sie schaffte es nicht. Sank zu Boden... Tränen liefen ihre Wangen hinab, tropften zu Boden. „Vater...“, flüsterte sie kaum hörbar, schloss für einen kurzen Moment die Augen. Schluchzte leise, presste beide Hände fest an ihre Brust. Sie hatten sich von Blut tiefrot gefärbt. Blut... „Vater...“
Ihre Kraft schien sie erneut zu verlassen, doch sie zwang sich, ihn anzusehen. Tief in seine Augen zu blicken. Seine Augen, die so voll Angst, so hasserfüllt waren. Ihm alles zu erzählen. Wie sie ihn betrogen hatte... Seine Anweisungen missachtet, erneut zu diesem fürchterlichen Ort geritten war... Genau gewusst hatte, was geschehen würde. Doch ihre Liebe war so stark gewesen... Stärker als alles auf dieser Welt, stärker als der Tod. Sie hatte beobachtet, wie sie geweint hatte... Eine solch fürchterliche Frau... Geweint...
Sie konnte kaum atmen, das Brennen in ihrer Kehle schien niemals nachlassen zu wollen... „Es tut mir so Leid...“
Ein kaum merkliches Lächeln umspielte ihre Lippen. Sie hatte ihn gerettet... Erneut schloss sie ihre Augen. Und würde sie nie wieder öffnen.

Der letzte Ton war verklungen. Der Applaus längst verblasst. Leise seufzend betrachtete sie die Tischplatte, spielte mit ihrem Weinglas, ohne es zu bemerken. Tausend Gedanken schossen ihr durch den Kopf... So jung zu sterben... Einen Menschen zu retten, doch zugleich den Vater im Stich zu lassen... Wie schwer war diese Entscheidung gewesen...
„Faye! Hier bist du!“
Erschrocken blickte sie auf, sah in das strahlende Gesicht ihrer besten Freundin Christine Ladouce, deren Lächeln sie sofort ansteckte. „Du bist wirklich unverbesserlich!“, meinte diese schmunzelnd. „Da könnte man meinen, du lässt dich von allen feiern und genießt wie immer deren ungeteilte Aufmerksamkeit, dabei sitzt du hier ganz allein und träumst.“
Faye lachte leise. „Tut mir Leid“, entgegnete sie. „Aber mir geht Gildas Schicksal nicht mehr aus dem Kopf... Sie war doch nur ein Mädchen!“
Christine seufzte. „Du bist viel zu sensibel für diesen Job. Aber ich wette mit dir, spätestens nach den nächsten vier Vorstellungen kannst du den Namen ‚Gilda’ nicht mehr hören. Und irgendwann wirst du dich auch an das ständige Sterben gewöhnen.“
„Du musst es wissen“, brummte Faye, schnappte sich ihr Weinglas und erhob sich. „Schließlich musst du nichts anderes tun, als mit einem Stab in der Luft herumzufuchteln und am Ende kassierst du den ganzen Applaus... Singen ist schwere Arbeit!“
Empört stemmte Christine ihre Hände in die Hüften. „Bitch!“
„Diva!“, lautete Fayes prompte Antwort. „Außerdem... Außerdem...“ Verzweifelt suchte sie nach Worten. „Außerdem musst du nicht glauben, ich hätte übersehen, wie du dir vor dem Schlussapplaus heimlich die Tränen aus dem Gesicht gewischt hast!“

Fayes Tag
„Oh Gott, was hab ich mir nur dabei gedacht?!“ Nervös lief Faye Alastaire in ihrer Wohnung auf und ab. „Was hab ich mir nur dabei gedacht?! Ich bin noch nicht bereit für sowas, ich kann das nicht!“
Sie schüttelte ihr feuerrotes Haar und warf einen flüchtigen Blick in den Spiegel – den sie sofort bereute. Mit einem spitzen Schrei wandte sie ihren Blick ab, wich unwillkürlich zurück. „Und ich sehe aus wie ein Kobold!“
Faye war den Tränen nahe und schien bereits kurz vor einem Nervenzusammenbruch zu stehen, als eine tiefe, ihr mehr als vertraute Stimme hinter sich vernehmen konnte. „Nicht hyperventilieren, so kurz vor der Premiere kann man nicht mehr umbesetzen!“
Dale Hastings hatte unbemerkt den Raum betreten, und schlang nun sichtlich amüsiert seine Arme um ihre Taille. Anstelle einer Antwort stieß Faye ein Knurren aus, das vermutlich hätte gefährlich klingen sollen, ihn jedoch nur noch mehr erheiterte. „Du klingst genau wie der Hund, den ich vor Jahren hatte.“
Sie überging seine Bemerkung. „Ich muss verrückt gewesen sein, als ich am R.O.H. vorgesungen habe! VERRÜCKT!“ Wütend funkelte sie ihren Gesangs- und Lebenspartner an. Faye und Dale kannten sich seit ihrer Kindheit und waren bereits vor Jahren zusammengezogen – als Freunde. Es war nicht zuletzt seine Schuld gewesen, dass die Dinge sich nicht so schnell entwickelt hatten, wie erhofft – schließlich hatte er es erst gewagt ihr seine Liebe zu gestehen, als es beinahe zu spät war.
Faye hatte große Probleme damit gehabt, die abrupte Trennung von ihrem Freund zu überwinden, aber trotz allem...
„Warum hast du mich nicht davon abgehalten?!“
Ihre Stimme, die sich beinahe vor Panik überschlug, riss Dale aus seinen Gedanken. „Sorry, Faye... Was hast du gesagt?“
„Ich habe dich gefragt, warum du mich verdammt nochmal nicht davon abgehalten hast, am ROYAL OPERA HOUSE vorzusingen!“
Die Antwort kam wie aus der Pistole geschossen. „Weil du gut bist.“
Seufzend ließ sie sich auf die Couch sinken. „Oh Gott...“, murmelte sie und vergrub ihr Gesicht in den Händen. Im nächsten Moment sprang sie jedoch sogleich wieder auf. „Eine Premiere... EINE PREMIERE AM R.O.H.! Mit mir! Vor zwei Jahren hab’ ich noch gebetet, dass ich im Figaro von der Uni die Susanna singen darf, und jetzt?! Jetzt steht mir die größte Blamage meines Lebens bevor! Ich... ich werde mich nie wieder in London sehen lassen können... Nie wieder! Sie werden mich zwingen, auszuwandern und als Einsiedlerin in Timbuktu zu leben!“
„Faye?“
„Hm?“
„Weniger Drama.“
„ICH DRAMATISIERE NICHT!“
„Aber du schreist“, erwiderte Dale ruhig. „Und Schreien ist nicht gut für die Stimme, Gilda...“
Erneut konnte Faye ein Seufzen nicht unterdrücken. „Dann... Dann schweige ich. Ab jetzt sag’ ich kein Wort mehr, bis heute Abend! Kein Wort!“
Mit einem sanften Lächeln auf den Lippen schloss er sie in seine Arme. „Du schaffst das, Kleines...“, flüsterte er ihr ins Ohr. „Ich weiß es. Die ganze Stadt ist schon gespannt auf dein Debut... Und du wirst sie nicht enttäuschen.“
Faye stieß ein zischendes Lachen aus. „Na toll, unter Druck arbeiten...“, brummte sie. „So etwas hab ich gern.“
„Ich dachte, du wolltest schweigen?“
Wenn Blicke töten könnten...

Christines Tag
„MATTHEW!“ Ein gellender Schrei zerriss die Stille. Es verging kaum eine Minute, bis der Gerufene völlig atemlos angekommen kam. „Um Himmels Willen, was ist denn los?!“
„Ich weiß nicht, was ich heute anziehen soll!“
Beinahe hätte sich Matthew an seinem Kaugummi verschluckt. „Und deswegen schreist du das ganze Haus zusammen?!“
Christines Gesichtsausdruck genügte als Antwort.
Leise seufzend begann er, es sich auf dem Bett gemütlich zu machen. „Das wird ein langer, langer Nachmittag...“
Drei Stunden und 24 Abendkleider später ließ auch sie sich erschöpft fallen. Müde sah sie ihrem langjährigen Lebensgefährten in die Augen, der sich deutlich beherrschen musste, um nicht laut loszulachen. „Warum gehst du nicht einfach im Frack?“
„Ich bin Dirigentin und kein Pinguin!“, rief Christine entsetzt aus, während sie ihr Handy aus ihrer Jeanstasche holte und nahezu mechanisch die Nummer eintippte, die sie in ihrem Leben am meisten gewählt hatte.
„Sie hat ein Schweigegelübde abgelegt“, meldete sich Dale. „Aber ich soll dir ausrichten, dass du das bodenlange Kleid von DKNY mit den roten Louboutins kombinieren sollst. Was auch immer Louboutins sind...“
Sie beschloss, die letzte Bemerkung zu überhören. „Wie lange ist sie schon still?“
„Eine halbe Stunde. Und du wirst mir nicht glauben, wie gut diese Ruhe tut... AU!“
„Wird sie wieder handgreiflich?“, fragte Christine, während sie versuchte, mit einer Hand die Kastentür offen zu halten und gleichzeitig einen weißen Schuhkarton herauszufischen – was sich jedoch als äußerst schwierig herausstellte, da ihr begehbarer Schrank ein sich automatisch öffnendes und schließendes Portal besaß. Sie stieß einen spitzen Schrei aus (der Dale am anderen Ende der Leitung vor Schreck beinahe sein Handy aus der Hand fallen hatte lassen), als sie einen Blick auf die Uhr warf. „Verdammt! Dale, ich muss Schluss machen, mir läuft die Zeit davon... Wir sehen uns im Theater, okay?“
Matthew hob eine Augenbraue. „Wann musst du denn fahren?“, fragte er nachdem sie aufgelegt hatte. Christine seufzte leise. „Vor zehn Minuten.“

„Weißt du was, Chrissi? Noch vor fünf Stunden hab’ ich gedacht, ich schaff’s nicht... Und jetzt? Schau mich an! Hast du die vielen ‚Bravas’ gehört? Ich glaub, ich bin im Himmel“ Mit einem seligen Lächeln auf den Lippen wandte sich die bereits deutlich angetrunkene Faye ihrer besten Freundin zu. Diese schwieg. „Warum sagst du denn nichts?“
Christine schloss für einen kurzen Moment die Augen. „Faye...“, zischte sie. „Hast du mich gerade Chrissi genannt?“
Lächeln.
Seufzen. „Na gut... Kein Alkohol mehr für dich! Sich gleich bei der Premiere zu betrinken, also wirklich... Wenn das die Kritiker sehen!“
Erschrocken blickte Faye auf. „Kritiker?! Wo?! Oh mein Gott, was machen die denn hier unten? Warum hat der Portier sie nicht aufgehalten? Wie sehe ich aus?! Ich... Ich kann doch in diesem Aufzug keinen Kritikern unter die Augen treten!“
„Faye? Das war ein Scherz...“
„Bist... Bist du dir sicher?“
„Vollkommen sicher.“
„Wirklich?“
„Wirklich.“
„Ganz bestimmt?“
„Faye!“
Energisch nahm Christine ihr das Weinglas aus der Hand und leerte es, ohne selbst zu bemerken was sie tat, in einem Zug. „Whatever...“ Sie wandte sich ab, um sich in der Kantine umzusehen. „Wo steckt Dale eigentlich?“
Faye lachte. „Ich hab’ ihn vor einer Stunde nach Hause geschickt... Jemand muss ja auf Tosca aufpassen!“
„Tosca?“
„Der Hund! Mimì klang mit der Zeit so... gewöhnlich!“ Sie rümpfte die Nase. „Deshalb habe ich sie gestern umbenannt!“
Christine seufzte leise. „Warum frage ich eigentlich?“

Es war bereits weit nach ein Uhr, als sich die Kantine langsam zu leeren begann. Es verwunderte sie selbst am meisten, doch Faye hatte Christines Alkoholverbot eingehalten. Wieder vollkommen nüchtern betrachtete sie ihre Freundin, die nun selbst ein wenig zu tief ins Glas geschaut hatte. „Wie war das nochmal mit dem Betrinken bei Premierenfeiern?“
Keine Antwort. Faye runzelte die Stirn. „Ist alles in Ordnung?“
Geistesabwesend spielte Christine mit ihrer Kette. „Natürlich“, erwiderte sie mit ihrem französischen Akzent, der mit jedem Schluck stärker geworden war, und lächelte. „Um Himmels Willen, jetzt schau mich doch nicht so an!“
„Wie schau ich dich denn an?“
„Als... als ob... Mein Gott, ich habe keine Ahnung... Auf jeden Fall gefällt mir dieser Blick nicht!“
Faye lachte. „Klar...“
Eine Weile herrschte Stille. Die Feier war noch immer im Gange, auch wenn die Anzahl der Gäste erneut deutlich gesunken war. Langsam erhob sich Christine. „Ich bin todmüde...“, brummte sie. „Und hab’ jetzt schon Kopfschmerzen. Warum hast du mich nicht davon abgehalten, so viel zu trinken?“
Mit einem unschuldigen Lächeln auf den Lippen zuckte Faye mit den Schultern. „Ich durfte ja nicht... Aber wenigstens eine von uns sollte ihren Spaß haben...“
„Das kriegst du zurück.“
„Je t’aime aussi, chérie!“
Da sie in ihrem Leben weder eine Uhr getragen noch besessen hatte, warf Christine einen Blick auf ihr Handy. „Oh mein Gott, so spät...“ Sie stieß ein tiefes Seufzen aus. „Zum Glück kann ich morgen ausschlafen...“
Gerade wollte sie das Telefon wieder in der Tasche verschwinden lassen, als sie das Datum auf dem Display bemerkte. Schlagartig erbleichte sie. „Faye... Was für ein Tag ist heute?“
„Der 10. Mai, wieso fragst du?“
Keine Antwort. Christines Hände hatten zu zittern begonnen, doch es dauerte nur einen Moment bis sie ihre Beherrschung wieder erlangte. „Aus... aus keinem speziellen Grund“, murmelte sie. Faye sah ihr tief in die Augen. „Wag es nicht, mich anzulügen“, entgegnete sie mit einer solchen Schärfe in der Stimme, die sie selbst unwillkürlich zusammenzucken ließ. Erneut konnte Christine ein Seufzen nicht unterdrücken. „Faye, ich... ich muss dir was beichten. Eigentlich hätte ich es schon vor langer Zeit tun sollen, aber... Du bist die Erste, der ich es erzähle, also...“
„Sag schon“, erwiderte Faye, nun schon viel sanfter. Ein eiskalter Schauer durchfuhr ihren Körper, als sie Christines Gesichtsausdruck bemerkte. „Was... was ist los? Christine... Mach mir keine Angst okay?“
Sie wandte ihren Blick ab. „Ich bin adoptiert.“
Klirrend fiel das Weinglas zu Boden.
 
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AW: [Serien-Projekt] Fayerytale

So, ich glaube, ich muss mal mit der Kritik anfangen, denn mir persönlich war das hier ja fast ein bisschen zu kurz ;)
Man fühlt sich so schön in deine Geschichte ein, in die Situation und grade die Aufregung, aber irgendwie auch freudige Erwartung vor der Premiere kommen sehr schön rüber.
Gerade das Telefonat zwischen Christine und Dale fand ich sehr schön, da passten die Dialoge, das könnte wirklich so passiert sein. Am besten fand ich ja diese Stelle:

„Sie hat ein Schweigegelübde abgelegt“, meldete sich Dale. „Aber ich soll dir ausrichten, dass du das bodenlange Kleid von DKNY mit den roten Louboutins kombinieren sollst. Was auch immer Louboutins sind...“

Typisch Mann ;)
Und die Überraschung auf der Party war auf alle Fälle eine Überraschung und ein sehr guter Cliffhanger. Im Fernsehen käme das bestimmt gut, wenn der Satz fällt, die schwarze Blende kommt und dann die Vorwerbung für die Folge nächste Woche *g*
 
AW: [Serien-Projekt] Fayerytale

wow sehr gut geschrieben, tolle Figuren!! ich liebe dein Thema, dass das ganze mit dem Theater zu tun hat und besonders gut gelungen find ich Faye.. ihre nervöse, laute Art find ich genial. Ich kann sie deutlich vor mir sehen, wie sie nervös in der Wohnung auf und abläuft ^^
der einzige Kritikpunkt ist auch von mir, dass es mir zu kurz war ;) irgendwie kam mir nicht so richtig heraus worum es in deiner Serie gehen wird bzw unter welches Genre sie fällt.

ich hoffe dazu erfahren wir mehr in 1x02 und auch was es mit Christines Adoption am Hut hat und weshalb das Datum so ein große Rolle spielt.

mein Lieblingsteil der Folge war übrigens:
„Ich hab’ ihn vor einer Stunde nach Hause geschickt... Jemand muss ja auf Tosca aufpassen!“
„Tosca?“
„Der Hund! Mimì klang mit der Zeit so... gewöhnlich!“ Sie rümpfte die Nase. „Deshalb habe ich sie gestern umbenannt!“
xD genial!

looking forward to the next episode und hoffe, dass die dann etwas länger wird ;D

lg syd
 
AW: [Serien-Projekt] Fayerytale

So, dann kommt auch ein Feedback von mir.

Normalerweise lese ich ÜBERHAUPT nicht gerne.. aber bei dir mach ich natürlich eine Ausnahme. Deswegen find ich es von der Länge her total okay :D Und am spannensten Augenblick hört die Episode auf.. typisch.. Aber find ich gut, so liest man gerne wieder weiter.

Gefällt mir super die erste Episode. Und noch ein Kompliment an das Art. Das sieht echt hammermässig aus!! :)
 
AW: [Serien-Projekt] Fayerytale

Auch ein kleines Feetback, von mir auch wenn die anderen schon so einges gesagt haben was ich auch dachte ;)

Ich finds auch toll. Die Idee eine Dirigentin einzubaun find ich voll toll :) Das ist mal echt ein Männer dominierender Job ;) und die Rückblenden find ich super, sowas mag ich im Fernsehn auch immer total gerne :)
Ich mag deine Dialoge sie haben alle einen gewissen Witz dabei... Kann mich gar nicht wirklich für ne Lieblingsstelle entscheiden.
 
AW: [Serien-Projekt] Fayerytale

So, jetzt komm ich endlich auch zum Re-FB ^^

Birgit: Ich danke dir! Das mit den Wörterzahlen haben wir ja schon besprochen ^^ Die Cliffhanger-Geschichte eigentlich auch... xD Also bleibt mir nur nochmal zu sagen: Vielen, vielen Dank für dein Review und es freut mich, dass dir der Pilot gefällt! =)

Syd:
*lach* freut mich, dass dir mein Grundschauplatz gefällt xD Mit Birigt hab ichs zwar schon besprochen, aber jetzt sag ichs hier nochmal: Ich bin schon sehr, seeehr froh, dass ich diese 1.900 Wörter hinbekommen hab, weil meine Kapitel sind normalerweise schändliche 800 Wörter lang! Aber ich verspreche hoch und heilig, an meinen Längen zu arbeiten, und vielleicht wird 1x02 ja dann länger ^^
Und dass dir und Birgit der Cliffhanger gefällt, find ich natürlich ganz toll, ich liiiiebe es wenn Leuten meine Cliffhanger gefallen xD
Danke für dein FB!

Lyn:
Hach, dass du extra wegen mir angefangen hast zu lesen, rührt mich *sniffles* Und klar ist das Ende gemein, sonst wärs doch langweilig! Und nochmal danke für dein Header-Kompliment, irgendwie bin ich da auch sehr stolz drauf hihi

Janine:
Danke dir! Ich hab ewig lange überlegt, welchen Beruf ich Christine erlernen lasse, und dann ist mir eingefallen, dass ich bis jetzt in meinem Leben eigentlich nur von einer einzigen Dirigentin gehört habe... Und glaub mir, ich hab von vielen gehört ;) Am Anfang hatte ich ein bisschen Sorge, dass das nicht durchgeht, aber je mehr ich darüber nachgedacht hab, desto mehr fand ich, dass das locker durchgehen muss ^^
Auch dir nochmal: Merci beaucoup für dein Review! <3
 
AW: [Serien-Projekt] Fayerytale

Soooo! :D

Also ich hätte auch gerne noch mehr gelesen, wobei das Ende so natürlich perfekt ist. ;)

Ich hatte viel Spaß beim Lesen und an keiner Stelle das Gefühl, dass du dir etwas hättest sparen können. Außerdem muss ich zugeben, dass ich beim Lesen immer gerne Dinge überlese. Das ist mir zum Beispiel bei Carries Geschichte, ganz zu Anfang auf der Party passiert, als ich die Berufsbezeichnungen und so nicht kapiert habe. (Oder beim Buch Twilight, als sie nach Vampiren googelt und erstmal alle möglichen Vampirarten vorliest) - Das war bei dir an keiner Stelle der Fall und ist auf jeden Fall löblich. :D

Und die Story finde ich auch seehr interessant! Ich hab keine Ahnung von Opern und Theatern, von daher macht es mich noch neugieriger, wie das Leben der Akteure so in etwa aussieht, etc. Find die Idee auf jeden Fall außergewöhnlich und klasse. :)

Achja, wie Faye sich vor und nach der Premiere verhält... Das könnte voll und ganz ich sein. xD Ich kann mich gut in sie hinein versetzen.
 
AW: [Serien-Projekt] Fayerytale

Hey!

Endlich kann ich auch hier Feedback geben! :) Ich kann mich meinen Vorrednern eigentlich überall anschließen. Vorallem bei dem Punkt, dass die Story viel zu kurz ausgefallen ist :D Ich hoffe du verwöhnst uns in 1x02 mit längerem Text :D

Zum Thema möcht ich sagen: <3 boah,... so ein tolles Thema!!! Ich liebe Theater, Oper und was alles dazu gehört!!! Und das du Christine zur Dirigentin gemacht hast, hach... einfach perfekt.

Ich bin echt gespannt wie es weiter geht und hoff dass du 1x02 bald fertig hast ^^
 
AW: [Serien-Projekt] Fayerytale

Hach, ihr seid süß <3 Ich hab 1x02 schon fertig und werds morgen, spätestens übermorgen posten ;) Ich sitz noch am Feinschliff bzw. dem Folgeneinleitungspost ^^
Aber erstmal Re-FB an Jasmin und Margit ^^

Jasmin: Das mit Faye könnte auch ich sein :D In Panik rumrennen und alle um mich herum wahnsinnig machen ^^ Klingt nach mir... Hihi. Mich freuts sehr, dass du bei mir nichts überlesen hast! Und auf den Cliffhanger bin ich auch ziemlich stolz, ich hoffe ich enttäusche euch dann nicht mit der "Auflösung" ^^
Was die Opern und das Theater angeht, versuch ich mich möglichst klar zu halten, und nicht mit zu viel Fachvokabular um mich zu werfen... Aber mir gelingt das nicht so unbedingt, deshalb hab ich dann die Trivia eingeführt, wo ich eigentlicha lles erklären sollte... Ich bin einfach too much into das alles, dass ich manchmal einfach vergesse, dass es sein könnte, dass es sein könnte, dass jemand nicht alles versteht xD
Also sollte dies der Fall sein... Einfach schreien, dann kommt die Erklärung sofort ^^
Danke für dein Review <3

Margit:
Don't worry, 1x02 wird wesentlich länger! Sogar so lang, dass ich es zur Doppelfolge machen musste, also... Ich verbessere mich ;) Vielleicht war der kurze Pilot auch einfach nur ein teuflischer Plan meines Unterbewusstseins um euch alle auf Trab zu halten. Muha :D Wer weiß ^^
Ansonsten... Opern liebe ich auch über alles <33 (haha, ich weiß. Ich erzähl was wirklich Neues ^^)
Und wegen Christine der Dirigentin... Ich bin sehr stolz auf mich, dass mir das eingefallen ist xD Weil um ehrlich zu sein... Ich kenne (und ich hab ein Déjà-écrit-vu. lol. Ich wette, das steht irgendwo oben) bis jetzt nur eine einzige Dirigentin... Mit Christine natürlich zwei ;) Und ich bin sehr, sehr stolz auf die Idee, deshalb freut es mich natürlich besonders, dass dir (und eigentlich allen) das auch gefällt!
Auch dir: Vielen, vielen Dank für dein FB, ich strahl grad so vor mich hin, wenn ich eure Reviews lese... Hihi. <3

Ich bin wahnsinnig glücklich, dass meine Serie ankommt <3
Und wie gesagt, morgen werde ich wohl Episode 2 posten und ich hoffe, dass ich euch nicht vollkommen mit meinem Kitsch überrumple :D
 
AW: [Serien-Projekt] Fayerytale

Author's Note: So. Mit 3010 Wörtern hab ich jetzt ein wesentlich längeres Kapitel geschaffen als den Pilot :) Ich hoffe, es ist euch nicht zu lang ^^
Ich liebe es, an meiner Serie zu basteln und zu schreiben, und bin mit dieser Episode wirklich sehr tief in den Kitsch abgerrutscht, aber in gewisser Weise mag ich sie auch :)
Ich habe beschlossen, 1x02 und 1x03 zu einer Doppelfolge zu machen (allerdings im tbc-next-episode Stil), 1x02 ist - folglich - der erste von zwei Teilen ^^
Was wollte ich sonst noch sagen... Ich hoffe, euch macht das Lesen genau so viel Spaß wie mir das Schreiben und
eigentlich sollte alles verständlich sein, die Trivia unten kann aber jederzeit erweitert werden ;)

edit: So, Birgit hat mich mit ihrem FB daran erinnert, was ich noch in die A/N einbauen wollte:
Ich habe lange überlegt, wie ich den zweiten Teil der Vorgabe "lesbar" umsetzen kann, für mich ist der Schritt weiter nämlich eher zwischen den Zeilen zu lesen, und ich habe versucht es durch die Szene, in der Christine Faye bittet mit ihr zu kommen, noch zu verdeutlichen. Aber die Betonung liegt wohl eher auf versucht ;)

*****


Trivia zu 1x02:
*"V'ho Ingannato" bedeutet übersetzt "Ich habe Euch betrogen" und ist das letzte Musikstück in Verdis "Rigoletto", in dem Gilda kurz vor ihrem Tod Rigoletto alles beichtet. In unserem Fall ist "V'ho Ingannato" auf Christines Adoption bezogen und sollte eher mit "Ich habe Euch belogen" übesetzt werden.

*Eigentlich sollten alle französischen Einwürfe
soweit klar und zumindest im Context verständlich sein, "Bien à vous" bedeutet zum Beispiel so viel wie "Hochachtungsvoll" und "Mais, c'est impossible!" ist der entsetzt Ausruf: "Aber das ist unmöglich!"

*Die Kirche, die im Kapitelbanner zu sehen ist heißt Notre Dame de Fourvière und steht wirklich in Lyon.

*****

hoingannato1.jpg


Das Läuten ihres Handys ließ sie aus ihren Gedanken schrecken. „Hast du die Kritik schon gelesen?“, meldete sich eine aufgerregte Stimme ohne ein Wort des Grußes. Christine seufzte, konnte jedoch ein Lächeln nicht unterdrücken. „Ich hab sie gerade offen.“
Hör dir das an!“, rief Faye, deren Stimme mehrere Oktaven in die Höhe geschnellt war. „Faye Alastaire überzeugt in der Rolle der Gilda schauspielerisch, aber vor allem stimmlich und bezaubert das Publikum als naive, rothaarige Fee, die sich nahezu schwebend durch die Inszenierung bewegt. Für Bariton Dale Hastings kommt die Titelpartie des Rigoletto allerdings um ein paar Jahre zu früh. Zwar bemüht, jedoch stimmlich nicht ganz ausgereift und mit einigen Schwächen spielt er den Hofnarren alles in Allem durchaus plausibel.“
„Du hast eine Stelle vergessen“, erwiderte Christine und lachte. Sie konnte förmlich sehen, wie Faye ihr Gesicht verzog. „Was denn?
„Wie wäre es denn mit diesem Teil? Die junge Dirigentin Christine Ladouce führt Orchester und Sänger gekonnt durch das Stück und beweist auch bei heiklen Stellen, dass sie mehr Gefühl besitzt als manche ihrer berühmten männlichen Kollegen. Wie Alastaire debütiert sie mit Verdis Oper am Royal Opera House of Covent Garden.“
Faye kicherte. „Dazu wollte ich gerade kommen... Ist es nicht wunderbar? Ich freue mich jetzt schon so sehr auf die nächste Premiere...“
„Jetzt bring erst mal die nächsten Gildas hinter dich“, entgegnete Christine schmunzelnd. „Dann reden wir weiter!“

„Warm hast du eigentlich nicht bis zur Probe gewartet, um bei mir mit der Kritik anzugeben?“
Faye lächelte selig. „Es hätte doch noch so lange gedauert, bis wir uns sehen...“,murmelte sie und schloss für einen kurzen Moment die Augen. „Ich konnte einfach nicht warten!“
Seufzend ließ sich Christine auf einen Stuhl in der Kantine fallen. „Nicht ein Mal die halbe Stunde?“
Kopfschütteln.
„Ich wünschte, ich könnte mich so freuen wie du...“, flüsterte sie kaum hörbar, ein wehmütiges Lächeln auf den Lippen. Faye schloss sie stumm in ihre Arme.

Faye
Sie konnte nicht schlafen. Schon seit Stunden. Musste stets darüber nachdenken, was sie ihr erzählt hatte. Die Premiere war nun vergessen. Völlig.
Christine hatte geweint, während sie sprach. Nie zuvor hatte Faye sie weinen sehen... Auch ihr waren die Tränen gekommen. Wie hätte sie ahnen können... Ein eiskalter Schauer durchfuhr ihren Körper, sie schloss ihre Augen... Versuchte zu schlafen. Ohne Erfolg. Sie schaffte es nicht, tausend Gedanken schossen ihr durch den Kopf. Noch lange lag sie so da... Wusste nicht, wie spät es war, als die Müdigkeit sie überkam. Doch es geschah.

Christine
Sie hätte ihr schon vor Jahren davon erzählen sollen. Es war ein Fehler gewesen, es ihr so lange zu verheimlichen, doch darüber zu sprechen, nur daran zu denken, hätte den Schmerz zurückgeholt. Verstärkt. Jahrelang mit einer Lüge zu leben... Wie sehr sie sich wünschte niemals erfahren zu haben, wie es sich anfühlte, mit einem Schlag jeglichen Halt zu verlieren... Wie weh es tat. Wie sehr...

Sechs Jahre zuvor


Lyon, Novembre 2004
Mademoiselle,
Ich schreibe Ihnen im Auftrag meiner Patientin, Valentine Bonnet. Es war ihr Wunsch, Ihnen an Ihrem achtzehnten Geburtstag all ihre Besitztümer zu übermitteln. Als man Madame Bonnet von der Straße aufgriff und in unsere Klinik brachte, trug sie lediglich einen Brief bei sich. Einen Brief, auf dem ‚Christine’ geschrieben stand. Bis zu ihrem Tod weigerte sich Valentine, mit uns zu sprechen, nannte lediglich einen Namen: Christine Ladouce. Trotz umfangreichen Nachforschungen konnten wir bis zum heutigen Tage nur Ihre Adresse herausfinden. Jegliche Details über Madame Bonnets familiäre Hintergründe sind uns unbekannt. Am 10. Mai 1987, nur sechs Monate nach ihrer erneuten Einlieferung, floh sie aus dem Krankenhaus. Und starb am selben Tag durch eine Überdosis Heroin.
Im Namen unserer Klinik möchte ich Ihnen mein herzliches Beileid bezüglich des Todes Ihrer Mutter aussprechen.

Bien à vous,
Alexandre Monnier
(Professeur de médecine et directeur de la clinique psychiatrique, Lyon)

Lautlos fiel der Brief zu Boden. Ihre Hände zitterten, als Christine das Couvert öffnete, auf dem kaum noch lesbar ihr Name geschrieben stand. Sie wagte nicht, das Blatt Papier herauszunehmen, zu lesen. Sie wollte sich erheben, doch sie sank in die Knie, vergrub ihren Kopf in den Händen. War alles wirklich nur eine Lüge? Ihre komplette Existenz... Aufgebaut auf einer Fassade, die nun zu bröckeln begann...
Ein eiskalter Schauer durchfuhr ihren Körper. Sollte sie mit einem Schlag wirklich alles verloren haben? Durch einen einzigen Brief... Ein Schreiben, von dem sie nicht einmal wusste, was es bedeutete... Dessen Verfasser sie nicht kannte... Angst stieg in ihr auf, erfasste sie zur Gänze. Was war bloß geschehen? Valentine Bonnet... Nie zuvor hatte sie den Namen Valentine Bonnet gehört. Sollte diese Frau wirklich ihre Mutter sein? Doch wer waren dann die Leute, bei denen sie aufgewachsen war, die sie achtzehn Jahre lang für ihre Eltern gehalten hatte? Fremde?
Endlich entfaltete sie das Schreiben... Begann zu lesen.


Ma chère Christine,
ich wünschte, ich könnte dir in diesem Moment in die Augen blicken, dich in die Arme schließen. Mit dir sprechen, deine Stimme hören... Dir eine Mutter sein.
Aber ich kann es nicht. Bin nicht in der Lage, für dich zu sorgen, dich überhaupt zu sehen. So sehr ich es auch möchte... Ich kann es nicht.
Sie haben dich mir weggenommen, gleich nach deiner Geburt. Vor achtzehn Jahren...Eine unglaubliche Leere in mir hinterlassen. Schrecklichen, unfassbaren Schmerz, der nie versiegt...
Sie haben dich mir entrissen, zu Marie gegeben... Marie. Meine Schwester... Sie hat mir ersprochen, gut für dich zu sorgen. Dich zu lieben wie eine Tochter. Ich weiß, dass sie ihr Versprechen hält.
Auch wenn wir uns nie begegnet sind, Christine. Du wirst immer meine Tochter sein. Immer.

In ewiger Liebe,
Valentine

Lange saß sie da, stumm. Ohne sich zu bewegen. Hielt den Brief in ihren Händen, starrte auf das Papier. Die Schrift war kaum lesbar, zittrig. An manchen Stellen verschmiert, als hätte Valentine beim Schreiben geweint...
„Christine?“
Beinahe hätte sie aufgeschrieen. Verzweifelt um Fassung bemüht erhob sie sich, faltete das Schreiben und legte es unter ihren Kopfpolster. „Ich... ich komme gleich!“, versuchte sie zu rufen, doch ihre Stimme brach. Christine verließ ihr Zimmer, trat in den Salon. Vermied es, Marie Ladouce in die Augen zu sehen. „Warum... Warum hast du mir nie von Valentine erzählt?“
Es herrschte Schweigen. Lange. „Setz dich zu mir, Christine...“, flüsterte Marie. „Ich... Ich habe einen so großen Fehler gemacht... Hätte es dir schon viel früher sagen sollen... Und nicht den... den Brief abwarten...“
„Du wusstest davon?“
Nicken.
Christine konnte ein leises Schluchzen nicht unterdrücken. „Marie...“, fragte sie kaum hörbar. „Was ist damals geschehen?“
Marie wandte ihren Blick ab. „Sie... sie war meine Schwester... Um fünf Jahre jünger als ich... Wir stammen aus armen Verhältnissen, sind quasi auf der Straße aufgewachsen. Konnten uns glücklich schätzen, überhaupt die Schule besuchen zu dürfen. Valentine war so ehrgeizig... Du hättest sehen sollen, wie fleißig sie war. Stets Klassenbeste... Wollte Ärztin werden, uns allen durch ihren Beruf ein besseres Leben ermöglichen. Sie war so wunderschön... So intelligent... Fröhlich, hatte stets ein Lächeln auf den Lippen. Bis sie krank wurde. Manisch depressiv... Während ihren Anfällen begann, Drogen zu nehmen, immer tiefer abrutschte. Man hat sie in unzählige Kliniken gebracht, aber immer wieder ist sie geflohen. Und dann... Dann wurde sie schwanger. Niemand hat etwas gemerkt, bis plötzlich die Wehen einsetzten. Die Ärzte haben dich ihr sofort weggenommen, zu mir gebracht. Sie hat geschrieen, sich gewehrt... Gefleht, dich sehen zu dürfen, nur ein Mal... Doch niemand erfüllte ihr diesen Wunsch.
Valentine hatte schrecklich große Angst, dass auch du gezwungen wärst, in dieser furchtbaren Gegend, doch ich war inziwschen verheiratet und hatte einen Beruf ergriffen, der es mir ermöglichte aus diesen Verhältnissen zu entkommen, eine Familie zu ernähren. Dich zu adoptieren.
Nur wenige Stunden nach deiner Geburt, in einem letzten klaren Moment, schrieb sie einen Brief, den sie einem Arzt zur Aufbewahrung anvertraute. Ihre Anweisungen waren strikt, sie duldete keinen Widerspruch. Das Schreiben sollte die Mauern der Klinik nicht verlassen. Bis zu deinem ersten Tag der Volljährigkeit. Allein du solltest es lesen.
Kurz darauf verstummte sie. Fiel in eine Trance, aus der sie nie wieder erwachte. Sechs Monate lang besuchte ich sie nahezu jeden Tag, musste mit ansehen wie sich ihr Zustand immer weiter verschlechterte.
Bis ich die Nachricht erhielt, Valentine sei aus der Klinik geflohen. Sie starb zwei Wochen nach ihrem Entkommen, indem sie sich den Goldenen Schuss setzte. An ihrem neunzehnten Geburtstag.“
Schweigend blickte Christine zu Boden, wagte kaum zu atmen, ihr ganzer Körper zitterte. Es schien Stunden zu dauern, bis sie zu realisieren begann, was Marie ihr erzählt hatte.
„Verzeih mir, Christine...“, flüsterte sie kaum hörbar. „Aber ich... ich hatte so große Angst, dich zu verlieren...“
Christine konnte nicht antworten.
„Chèrie sag doch etwas...“ Die Verzweiflung in Maries Stimme war nicht zu überhören. „Ich weiß, dass das alles im Moment furchtbar viel für dich ist, aber bitte... Rede mit mir.“
„Ich... ich wünschte, ich hätte die Möglichkeit gehabt, Valentine kennen zu lernen“ Christines Stimme bebte. „Aber... Aufgewachsen bin ich hier. Bei dir. Du hast mir eine wunderbare Kindheit ermöglicht, mir alles gegeben, was ich brauchte... Du bist meine Mutter. Auch wenn auf dem Papier etwas anderes geschrieben steht.“
Marie biss sich auf die Unterlippe, wandte sich für einen kurzen Moment ab. Bis sie Christine fest in ihre Arme schloss. „Ich hab dich so lieb, meine Kleine...“
„Ich hab’ dich auch lieb, Maman...“

„Wie hast du reagiert?“
„Überhaupt nicht. Ich... ich habe einfach weiter gelebt, als wäre nichts gewesen. Versucht, es zu vergessen...“
Faye blickte zu Boden. „Ich wäre ausgerastet“, murmelte sie. „Hätte geschrieen, getobt... Sachen an die Wand geworfen...“
Christine lächelte schwach. „Wozu?“, fragte sie leise. „Niemand konnte etwas dafür, dass Valentine krank wurde. Und... Bei Marie hat mir nie etwas gefehlt. Sie hat mich aufgezogen... Sich immer um mich gekümmert. Faye, sie hat mich aufgenommen! Und liebt mich, als wäre ich ihre leibliche Tochter...“
„Sie hätte dir etwas sagen müssen.“
Seufzen. „Natürlich hätte sie das. Aber... Ich bin nicht wütend auf sie. Wahscheinlich hätte ich selbst es nicht anders gemacht.“
Vorsichtig griff Faye nach ihrer Hand. „Du bist so unglaublich stark, Christine...“, flüsterte sie kam hörbar. „Ich wünschte, auch ich könnte-“ Sie hörte auf zu sprechen, mitten im Satz. Lächelte ein trauriges Lächeln. „Aber das gehört nicht hierher... Nicht jetzt.“
Christine sah ihr tief in die Augen, doch Faye schwieg. Blickte ins Leere.

„Wenn man dich so ansieht, kommt wirklich Freude auf“, brummte Matthew, als Christine ihren Schlüssel achtlos auf den Wohnzimmertisch fallen ließ. „Musst du nicht arbeiten?“, erwiderte sie trocken. Er bevorzugte es, nicht zu antworten. Christine wandte sich ab, betrat das Schlafzimmer, verschloss die Türe. Und weinte. Weinte, zum ersten Mal seit so vielen Jahren... Sank in die Knie, vergrub ihren Kopf in den Händen. Schluchzte. Sie schrie, schrie sich die Seele aus dem Leib. Wurde von dem Schmerz eingeholt, den sie jahrelang versucht hatte aus ihrem Geist zu verdrängen. Wie lange hatte sie sich selbst befohlen, stark zu sein, ihren Tränen verboten zu fließen...
„CHRISTINE! Mach die Tür auf! Bitte!“
Nur entfernt konnte Christine Fayes Stimme wahrnehmen, drehte wie in Trance den Schlüssel im Schloss. Wandte sich ab, verzweifelt um Beherrschung bemüht. Sie schämte sich so sehr...
Faye legte vorsichtig eine Hand auf ihre Schulter, schloss sie fest in ihre Arme. „Hey... Es ist okay...“
Sie schluchzte erneut, versuchte zu sprechen, konnte jedoch nicht aufhören zu weinen. Sanft strich Faye ihr durch die Haare. „Schhh... Es ist gut, Christine... Alles wird gut. Alles wird gut...“
Es schien Stunden zu dauern, bis sie sich beruhigt hatte. Wieder in der Lage war, ruhig zu atmen. „Faye...“, flüsterte sie kaum hörbar. „Ich... ich muss nach Lyon.“

Ihre Augen waren rot und verquollen. Verweint. Sie hatte seit Tagen kaum gesprochen, nicht einmal mit Faye. War in ihre Arbeit geflohen, bis man sie nahezu gezwungen hatte, sich freizunehmen. Niemals hätte sie es für möglich gehalten, doch nun... Nun würde sie in ihre Heimat zurückkehren.
„Willst du wirklich, dass ich mitkomme?“, fragte Faye leise. Christine nickte.
„Aber...“
„Kein aber“, entgegnete sie mit zitternder Stimme. „Du... du bist der einzige Mensch auf dieser Welt, der alles von mir weiß, Faye. Wirklich alles.
Aber du kannst dir nicht vorstellen, wie große Überwindung es mich gekostet hat, dir von Valentine zu erzählen. Allein daran zu denken. Jahrelang habe ich mir nichts sehnlicher gewünscht, als in der Lage zu sein, sie zu vergessen... Ich kann nicht alleine nach Lyon! Ich brauche dich...“
Vorsichtig legte Faye eine Hand auf ihre Schulter. „Ich fliege mit dir...“, flüsterte sie. „Aber du musst alleine zu ihrem Grab gehen. So sehr ich es auch möchte... Ich kann dir nur beistehen. Für dich da sein. Mehr ist mir nicht möglich.“

Lyon
Marie hatte ihr den Namen der Straße genannt, in der Valentine und sie aufgewachsen waren. Sie immer wieder beschworen, nicht dorthin zu fahren... Aber Christine hatte es getan. Schloss entsetzt ihre Augen. Ihr ganzer Körper zitterte, als sie sich abwandte von den verschimmelten Häuserruinen, den Bettlern mit letzter Kraft etwas Geld in die aus Müll selbst erschaffene Behausung warf.
„Sie sind genau so hübsch wie sie...“
Erschrocken fuhr sie herum, sah die alte Frau, die ihr gegenüber stand, ein zahnloses Lächeln lächelte. Ihre grauen Haare waren verfilzt, das Kleid an ihrem Leibe schien schon seit Jahren nicht mehr gewaschen worden zu sein, hing nur noch in Fetzen von ihrem Körper hinab. „Wie bitte?“, fragte Christine kaum hörbar. Das Lächeln wurde immer breiter. „Vor vielen Jahren hat ihr in der Straße eine junge Frau gelebt. Bildschön. Sie sind ihr wie aus dem Gesicht geschnitten...“
„Wie... wie war ihr Name?“
„Valentine. Valentine Bonnet. Sie war so ein reizendes Mädchen... Oh, ich wünschte, ich wüsste, was mit ihr geschehen ist...“
Christine schauderte. Ehe sie etwas erwidern konnte, hatte sich die Alte abgewandt. Und war verschwunden.

„Du warst lange weg“ Faye blickte von ihrem Buch auf, als Christine seufzend das Hotelzimmer betrat und nickte. „Es war nicht leicht, die Straße zu finden“, entgegnete sie. „Kein Taxi hat sich jemals in diese Gegend verirrt... Der Fahrer ist ständig in die falschen Gassen eingebogen... Und wollte natürlich niemanden nach dem Weg fragen.“
Gegen ihren Willen musste sie schmunzeln, wandte sich jedoch sogleich stirnrunzelnd der strahlenden Faye zu. „Was ist?“
„Nichts...“ Faye blickte zu Boden. „Es tut nur so gut, dich wieder lächeln zu sehen.“
Lange herrschte Schweigen. Christine seufzte erneut und ließ sich neben Faye auf das Bett fallen. „Ich bin froh, dass du mitgekommen bist“, flüsterte sie, schwieg für einen Moment. „Morgen fahren wir zu Valentines Grab. Und dann... Dann zeig ich dir die schönen Seiten Lyons.“

„Bonnet... Bonnet...“ Gedankenverloren kratzte sich der Friedhofswärter am Bart. „Es tut mir sehr Leid, Madame Ladouce, aber mir ist der Name Bonnet in keinster Weise bekannt. Sind sie sinch wirklich sicher, dass sie hier begraben wurde? Ich bin jetzt schon seit über 40 Jahren der Verwalter dieses Friedhofs und erinnere mich an jedes einzelne Grab und dessen Geschichte!“
Christine räusperte sich leise. „Vollkommen sicher. Ich bitte Sie, denken Sie genauer darüber nach. Valentine Bonnet, geboren am 10. Mai 1968, gestorben am selben Tag im Jahre 1987. Ihre Beerdigung fand eine Woche darauf statt.“
Der Gesichtsausdruck des Wärters erhellte sich. „Aber natürlich!“, rief er aus. „Wie konnte ich das nur vergessen... Sie müssen entschuldigen, aber ich habe heute meine Tabletten noch nicht genommen... Und wie Sie sehen, bin ich auch nicht mehr der Jüngste. Die Bonnet-Beerdigung hat mich noch viele Tage später beschäftigt... Alexandre Monnier, der Leiter der städtischen Psychiatrie, hat sich persönlich darum gekümmert und mir strikte Anweisungen gegeben. Er sagte, Valentine hätte keine Verwandten gehabt, doch immer wieder ist eine junge Frau an ihr Grab gekommen. Hat sich mir eines Tages als ihre Schwester vorgestellt... In ihren Augen konnte man stets diesen besonderen Ausdruck tiefer Traurigkeit lesen. Das alles muss ihr schrecklichen Kummer bereitet haben...“ Er schwieg betreten. „Ich weiß, dass es falsch von mir war, aber... Ich hab es nicht über das Herz gebracht, ihr zu sagen, dass das Grab leer ist.“
„Leer?!“ Entgeistert wich Christine zurück, wäre beinahe gestolpert, wenn Faye sie nicht gehalten hätte. „Mais, c’est impossible!“
„Ich fürchte, es ist möglich. Professor Monnier hat mir keinen genauen Grund genannt, doch Madame Bonnets Körper blieb in der Klinik.“
Christine zitterte, als sie nach Fayes Hand griff. „Ist... ist das überhaupt erlaubt?“, fragte sie leise. Der Verwalter nickte. „In besonderen Fällen ist es das. Der Professor genießt hohes Ansehen in Lyon, ich bin mir sicher, es war völlig legal, Valentine...“
Hastig winkte sie ab. „Ich verstehe, was Sie meinen.“
„Verzeihen Sie, dass ich Ihnen nichts Genaueres erzählen kann, Madame. Mehr wurde mir selbst nicht mitgeteilt, und um ehrlich zu sein, es geht mich auch gar nichts an. Am besten Sie fragen Dr. Monnier persönlich. Ich werde Ihnen die Adresse der Klinik aufschreiben.“
Christine lächelte matt.

„Psychiatrien sind mir unheimlich...“ Ein eiskalter Schauer durchfuhr Fayes Körper, als sie durch die kalten, langen Gänge der Klinik streifte, jeden ihrer Schritte auf dem Marmorboden widerhallen hörte.
Christine hob eine Augenbraue. „Wieso?“, entgegnete sie. „Ich habe vor dem Ort an den ich hingehöre doch auch keine Angst.“
Faye schnaubte. „Ladies and Gentlemen, ich präsentiere Ihnen das atemberaubende Comeback der Großmeisterin der spitzen Bemerkungen: Christine Ladouce!“
„Kann ich Ihnen helfen?“, fragte plötzlich eine freundliche Stimme hinter den Frauen. Christine wandte sichum, sah einen bärtigen, älteren Herren vor sich stehen. „In der Tat. Wir sind auf der Suche nach Professor Monnier.“
„Sie haben ihn bereits gefunden“, erwiderte der Professor schmunzelnd. „Mit wem habe ich denn das Vergnügen?“
Ein erleichtertes Lächeln huschte über ihre Lippen. „Mein Name ist Ladouce. Christine Ladouce.“
Monnier schnappte nach Luft. Die Überraschung stand ihm deutlich ins Gesicht geschrieben. „Christine Ladouce!“, rief er aus. „Die Tochter von Valentine! Was... Was verschlägt Sie nach Lyon?“
„Wie Sie sicher wissen, war vor einer Woche der Todestag meiner Mutter... Und da ich in all den Jahren noch nie ihr Grab besucht habe...“
Hastig winkte er ab. „Ich verstehe Ihr Problem. Sie sind zu dem Friedhof gefahren und der Wärter hat Ihnen erzählt...“
Christine nickte. „Dass das Grab leer ist.“
Der Professor seufzte. „Nun... Sie müssen wissen, Madame Bonnets Geschichte endete nicht mit ihrer Überdosis Heroin“ Er bedeutete Christine mit einer flüchtigen Handbewegung, mit ihm zu kommen. „Folgen Sie mir bitte in mein Büro. Dort werde ich Ihnen alles Weitere erzählen.“
 
AW: [Serien-Projekt] Fayerytale

So, jetzt komm ich doch noch dazu, heute noch zu antworten. Ich will mich zwar wohl in erster Linie vor meiner Krankengeschichte drücken, die ich für die Uni schreiben muss, aber egal *g* Für dich zählt denke ich eh nur, dass ich poste und nicht, warum ;)

Erst mal freut es mich natürlich sehr, dass deine Story diesmal länger geworden ist! Mir persönlich war sie damit keineswegs zu lang^^ Und schön geschrieben ist sie auch definitiv. Es sind zwar ein paar viele "..." drin (wie auch beim ersten Teil), aber das ändert ja nichts dran, dass die Gefühle und Gedanken deine beiden Protagonistinnen sehr schön rüberkommen.
Der Cliffhanger am Ende der Epi ist durchaus angebracht und passt auch eigentlich ganz gut, immerhin lässt er alles Wichtige schön im Dunkeln ;)

Die Vorgabe mit der Vergangenheit eines Charakters finde ich gut umgesetzt, der zweite Teil fehlt mir persönlich aber ein bisschen. Kann sein, dass ich das einfach überlesen habe und zu unsensibel war, um den Schritt weiter in der Beziehung zwischen Christine und Faye zu überlesen, aber der Teil hätte meiner Meinung nach noch besser rüberkommen können.

Aber eigentlich nur ein kleiner Punkt, den ich anmerken wollte, denn die Story an sich stört das definitiv nicht, die ist dir trotzdem gelungen. Christine und Faye tragen die Geschichte in dem Fall auch ganz gut allein, wobei mich vll doch noch Dales Reaktion auf seine ja nicht ganz so gute Kritik interessiert hätte. Aber die kommt ja evtl noch im nächsten Teil? ;)
 
AW: [Serien-Projekt] Fayerytale

Author's Note: Himmel, bin ich müde! Ich hab mich wirklich bemüht, pünktlich fertig zu werden, hab das aber leider nur fast geschafft. Es ist wirklich sehr, sehr spät, also hoffe ich, dass ihr mir die Tippfehler in der A/N und bei der Trivia verzeiht - sollte ich irgendwas vergessen, ich werd morgen nochmal drübergehen und alles Wichtige reineditieren ;)
Naja, ums kurz zu fassen:
Die Episode hat 3.319 Wörter und ist der zweite Teil der angekündigten Doppelfolge. Ich nehme an, die Episode wäre noch ein paar Hundert Wörter länger, hätte ich nicht radikal einige Seiten an Kitsch rausgeschmissen. Auf Anraten von Birgit werde ich allerdings bei Gelegenheit die Outtakes posten ;)

*****


Trivia zu 1x03:
*"Vissi d'arte, vissi d'amore" bedeutet übersetzt "Ich lebte für die Kunst, ich lebte für die Liebe" und ist eine der schönsten und berühmtesten Arien aus Puccinis Oper "Tosca".

*"La Chanson d'Olympia" ist das Couplet der Puppe Olympia aus Offenbachs Oper "Hoffmanns Erzählungen". Hier könnt ihr euch die Arie anhören, gesungen von Patricia Petibon, die Faye ihr Aussehen leiht.

*"La Traviata" ist eine Oper von Giuseppe Verdi. Sie basiert auf Alexandre Dumas' Roman "Die Kameliendame" und handelt von der schönen jedoch schwer lungenkranken Kurtisane Violetta, die in dem jungen Alfredo ihre große Liebe findet.

*Edita Gruberova ist eine solwakische Sopranistin, die von ihren Bewunderern als "Königin der Koloratur" bezeichnet wird. Sie ist jetzt 63 Jahre alt.

*Wieder sollten die franzsösichen Einwürfe eigentlich problemlos zu verstehen sein. "Je ne peux pas" bedeutet zum Beispiel "Ich kann nicht". "C'est ta faute, ma chère" ist mit "Das ist deine Schuld, meine Liebe" zu übersetzen.

*Der "Liederstrauß" ist ein Liederzyklus von Hugo Wolf, die "Vier Canzonen" sind italienische Lieder von Franz Schubert.



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Valentine, 10. Mai 1987
Der schrille, durchdringende Ton des EKGs schien nie mehr verstummen zu wollen. „Weg vom Tisch!“, schrie einer der Ärzte, völlig in Panik. Ihr Körper wurde von dem schrecklichen Stromstoß erfasst, einige Zentimeter in die Höhe geschleudert, doch sie zeigte keine Reaktion. Erneut wurden die Elektroden an ihre Brust gelegt...
Endlich kehrte Stille ein, für den Bruchteil einer Sekunde. Das Geräusch verschwand, ging in ein leises, gleichmäßiges Piepen über.
„Wir haben sie wieder.“

„Was hast du dir bloß dabei gedacht?!“
Wütend lief der Professor in ihrem Zimmer auf und ab, schon seit Stunden. Nie zuvor hatte er er einer Patientin gegenüber solch einen Ton angeschlagen, doch das Mädchen lag ihm so sehr am Herzen... Neunzehn Jahre, unheilbar krank... Wie viel hatte es bereits drchmachen müssen...
Er schauderte als er Valentine betrachtete, wie sie reglos in ihrem Bett lag. Ihn anblickte, mit ihren eisblauen Augen, die längst jeglichen Ausdruck verloren hatten. Schwieg. Natürlich wusste Monnier, dass sie nicht ansprechbar war. Nichts von ihrer Umgebung wahrnehmen konnte. Und doch...
„Meinst du wirklich, dass du damit alles besser machst? Indem du dir den Goldenen Schuss setzt?! Erst hättest du beinahe dein Baby getötet und jetzt dich selbst!“
Seufzend wandte er sich zum Gehen, legte eine Hand auf die Türklinke. „Ich wünschte, ich könnte dir helfen... Aber ich kann dich nicht gesund machen... So sehr ich es auch möchte.“
„Warum haben Sie mich nicht sterben lassen?“, fragte plötzlich eine schwache Stimme hinter ihm. Hastig fuhr er herum. „Was hast du gesagt?“, fragte er entgeistert.
„Es wäre so viel einfacher...“ Von einem Moment auf den anderen war ihr Blick klar geworden. Es war erschreckend, wie schnell sie aus ihren Trancezuständen erwachen konnte. Doch die Anfälle...
„Wenn... wenn Sie mich hätten gehen lassen...“
Der Professor hob die Hand, als Zeichen, dass er genug gehört hatte. „Du redest wirres Zeug, Valentine.“
„Ich weiß, was ich sage“, entgegnete sie. „Un ich weiß auch, was ich... Was ich getan habe.“ Valentine zitterte, als sie über die frische Einstichstelle an ihrer Armbeuge strich. Beinahe hätte Monnier seine Akten fallen gelassen. „Willst... Willst du damit sagen, dass du...“
Vorsichtig richtete sie sich auf. Und nickte. „Dass ich versucht habe, mcih umzubringen? Ja. Ich möchte, dass Sie mir eine Bitte erfüllen, Professor Monnier. Eine letzte.“
„Welche?“
„Meine Schwester und meine Tochter sind die einzigen Menschen, die ich noch habe. Auch wenn ich Christine nie sehen durfte, allein an sie zu denken gibt mir Kraft.“
Valentine wandte ihren Blick ab, seufzte leise. „Benachrichtigen Sie Marie“, fuhr sie schließlich fort. „Und teilen ihr meinen Tod mit. Ich sehe, wie sehr es ihr zusetzt, jede Woche hierher kommen zu müssen. Dass sie immer blasser wird. Es muss eine schreckliche Belastung für sie sein...
Sie wird mein Grab besuchen wollen. Ich weiß, dass es schwer wird, aber... Sie sind hoch angesehen in Lyon...“
„Du... du willst deinen Tod vortäuschen?“, fragte der Professor leise. Nicken. „Ja. Wenn Marie die Nachricht erhalten hat, bringen sie mich weg von hier. In die geschlossene Abteilung.“
„Valentine!“
„Lassen Sie mich ausreden, Professor. Sorgen Sie dafür, dass niemand mich sehen darf, niemand außer Ihnen. Es muss sein, als würde ich nicht existieren! Sperren Sie mich in meine Zelle ein, auch wenn ich schreie, mich wehre... Sie anflehe, mich gehen zu lassen, Sie werden nicht auf mich hören. Ich weiß, dass ich nicht mehr gesund werde, trotz der Tabletten meine Anfälle niemals in den Griff bekommen kann, deshalb wird Valentine Bonnet von nun an tot sein. Niemand darf je die Wahrheit erfahren. Es ist für uns alle das Beste. Vor allem für Christine und Marie.“

„Wie bitte?!“ Selten zuvor hatte Christine sich erlaubt, laut zu werden, ihre Beherrschung zu verliren, doch nun war sie wütend aufgesprungen, funkelte den Professor an. „Sie haben ihr einfach solch... solch einen Wusch erfüllt?! Ihren Tod vorgetäuscht, weil sie es wollte?! Lassen Sie alle Ihre Patienten einfach ihre Existenz auslöschen, wenn sie nur freundlich danach fragen? Und Ihr Brief an mich... Valentine weigerte sich, mit Ihnen zu sprechen, Sie kennen keinerlei familiäre Hintergründe - haben Sie denn überhaupt keine Skrupel?!“
Monnier räusperte sich leise. „Ich habe mir schon gedacht, dass Sie so reagieren würden. Sie haben das gleiche Temperament wie Ihre Mutter... Der Sie übrigens unglaublich ähnlich sehen.“
„Das tut jetzt nichts zur Sache!“, rief sie, lief nervös im Büro auf und ab. „Ich möchte eine Antwort! Warum haben Sie das getan?!“
Seufzen. „Um ehrlich zu sein... Ich weiß es nicht. Valentine war und ist eine meiner liebsten Patientinnen, selten ist mir ein Schicksal so nahe gegangen wie das ihre. Sie wusste schon damals, dass keine Hoffnung für sie auf Heilung besteht. Darum hat sie sich für ihre Familie geopfert.
Nichts lag ihr mehr am Herzen als das Wohl ihrer Tochter, sie wäre gestorben, der Überzeugung, das Leben sei ohne sie leichter, nur um ihre Christine in menschlichen Verhältnissen aufwachsen zu wissen. Was hätte ich tun sollen, Madame Ladouce? Sie immer wieder versuchen lassen, sich zu töten, bis ich sie eines Tages nicht mehr retten kann? Oder ihr diesen einen Wunsch erfüllen...“
Christine schwieg, blickte beschämt zu Boden. „Es tut mir Leid“, flüsterte sie kaum hörbar. „Ich... ich wünschte nur, ich hätte die Möglichkeit, sie zu sehen...“
Sie wollte sich zum Gehen wenden, als der Professor vorsichtig ihren Arm berührte. „Valentine ist schrecklich einsam“, entgegnete er. „ Sie lebt unter einem anderen Namen auf der Station, trotzdem dürfen nur die wenigsten Ärzte sie sehen. Hat seit Jahren nicht mehr gesprochen, selbst mit mir nur das nötigste. Seit kurzem hat sie immer wieder Panikattacken, isst kaum mehr etwas. Und noch immer fragt sie nach Ihnen. Nach Ihrer Tante. Ich stehe in regelmäßigem Kontakt mit Marie, bringe es aber nicht über das Herz, Valentine davon zu erzählen... Ihr noch mehr wehzutun. Doch ich bin mir sicher, dass sie herausfinden wird, dass Sie hier waren. Und sie... sie würde mir nie verzeihen, ihr die Möglichkeit genommen zu haben, endlich ihre Tochter zu sehen.“

Der Gang, nur durch schwaches Neonlicht beleuchtet, wirkte kalt und unheimlich. War menschenleer. Die schwere Eisentüre, vor der Christine und der Professor haltmachten, ließ sich nur durch mehrere Schlüssel öffnen. Ein eiskalter Schauer durchfuhr ihren Körper. „Ist das wirklich nötig?“, fragte sie leise. „Sie so einzusperren?“
„Es war ihr Wunsch“, erwiderte er, betrat nun endlich das Zimmer. Betrachtete die Frau, die auf ihrem Bett saß, ein Buch in der Hand. Keinerlei Notiz von den Besuchern zu nehmen schien. Sie war unglaublich dünn, und doch wunderschön... „Valentine, ich möchte dir jemanden vorstellen.“
„Noch eine Ernährungspsychologin?“, fragte sie mit rauer Stimme, ohne aufzusehen. „Verzeihen Sie Professor, aber auch weitere Tests werden nicht die erwünschten Ergebnisse hervorbringen. Denn falls Sie es vergessen haben, dass ich verrückt bin wissen wir bereits seit 25 Jahren.“
Monnier lächelte. „Sehen Sie“, raunte er Christine zu. „Anscheinend haben Sie noch ein paar Qualitäten mehr von ihr geerbt... Valentine, jetzt sieh mich doch wenigstens an.“
Die Angesprochene erhob sich leise seufzend, warf ihre langen, schwarzen Haare zurück. Ohne viel Interesse zu zeigen, wandte sie sich um, doch als sie in das Gesicht der Begleiterin des Professors blickte, hätte sie beinahe aufgeschrieen. Das Wasserglas, das sie gerade genommen hatte, rutschte ihr aus der Hand und fiel klirrend zu Boden. Zitternd kam sie auf die junge Frau zu, schloss sie fest in ihre Arme. „Christine...“

Immer wieder blickte sie im Raum umher, stets auf der Suche nach Christine. Sie war schon lange fort, viel zu lange. Faye sah zu Boden, begann leise zu singen... „Voilà, la chanson gentil, la chanson d’Olympia, d’Olympia...“
Erschrocken fuhr sie hoch, als sie den skeptischen Blick auf sich spürte. „ Ich weiß, dass das alle Ihrer Patienten sagen, aber ich gehöre nicht hierher!“, rief sie aus und lachte nervös. „Wirklich! Ich bin nicht verrückt, sondern nur... Opernsängerin.“
„Was im Grunde auf das Gleiche herauskommt.“
Faye schrie. „Christine! Wo um alles in der Welt warst du?! Die wollten mich hier schon ein-“
Sie verstummte sofort, als sie den Ausdruck in ihren Augen bemerkte. „Was ist passiert?“, fragte sie leise.
Christine seufzte leise. „Später“, erwiderte sie. „Zuerst brauche ich was zu trinken. Und zwar etwas möglichst Hochprozentiges.“

„Nur, damit ich dich richtig verstehe...“ Faye leerte ihr Tequilaglas in einem Zug. „Valentine lebt.“
Nicken.
„Und sie hat sich jahrelang in der Geschlossenen einsperren lassen, weil...?“
„Sie mir ein besseres Leben ermöglichen wollte“ Christine seufzte leise, während sie nach der Flasche griff und nachschenkte.
„Und ich dachte immer, meine Familie wäre verkorkst...“
„Faye!“
„Tut mir Leid. Haben wir noch Tequila?“
Christine lachte kurz auf. „Sollte nicht eigentlich ich das fragen? Immerhin war ich diejenige, die vorhatte, sich zu betrinken... Und du hast mir die ganze Flasche einfach vor der Nase weggesoffen.“
Faye kicherte. „So erspar ich dir wenigstens den Kater am nächsten Tag! Da siehst du mal, wie wie besorgt ich um dich bin!“
„Diva“, erwiderte sie schnaubend. „Nur damit das klar ist, die Tabletten holst du dir morgen selbst!“

„Und, was steht heute an?“ Betont fröhlich betrat Faye den Frühstücksraum und ließ sich neben Christine auf einen Stuhl sinken. Diese nippte unbeeindruckt an ihrem Kaffee. „Du schläfst deinen Kater aus, ich fahr in die Klinik und um halb vier treffen wir uns an der Basilique Notre Dame de Fourvière.“
„Ich dachte immer, Notre Dame steht in Paris...?“
Christine musste lachen. „Schon verstanden. Ich hol’ dich ab.“

Sie war nicht zu Valentine gefahren. Hatte noch vor ihrer Abreise mit der Opéra National de Lyon Kontakt aufgenommen, ein Vorspielen arrangiert. Es zerriss ihr das Herz, Faye zu belügen, doch sie hatte keine andere Wahl, konnte ihr nicht die Wahrheit sagen. Seit nahezu zehn Jahren waren sie nun unzertrennlich, kaum mehr als drei Wochen voneinander getrennt gewesen. Und nun?
Sie beide wussten, dass der Tag kommen würde. Musste. Doch so plötzlich? Christine schauderte. Es würde unglaublich wehtun, sie zu verlassen, aber was sollte sie tun? Die Angst um ihre Existenz wurde immer größer, würde sie nicht bald ein Engagement bekommen...
Ehrfürchtig betrat sie das Gebäude, schien immer noch nicht in der Lage, sich auf ihre Aufgabe zu konzentrieren. Stets schweiften ihre Gedanken ab. Für einen kurzen Moment schloss sie ihre Augen, versuchte sich zu sammeln. Faye zu vergessen, soweit es ihr möglich war. Ihre Hände zitterten, als sie an die Tür klopfte.

„Sag mal weißt du eigentlich wie spät es ist?!“
Von Fayes einstiger Fröhlichkeit war nun nichts mehr zu hören. Beinahe hätte Christine laut aufgelacht, doch ihr schlechtes Gewissen machte ihr noch immer zu schaffen. „Kurz vor fünf“, entgegnete sie.
Faye seufzte leise. „Weißt du was? Entführ’ Valentine heute Abend aus ihrer Zelle, zeig ihr das Lyon der Zukunft, bau mit ihr einen Roboter oder was weiß ich, von mir aus kannst du auch die Herrschaft über Frankreich übernehmen, aber lass mich einfach schlafen! Bonne nuit, Madame Ladouce!“
Kopschüttelnd ließ Christine ihr Handy zurück in ihre Tasche fallen. Mit einer flüchtigen Handbewegung hielt sie ein Taxi an. „Zur psychiatrischen Klinik, s’il vous plaît“, murmelte sie, seufzte nun ebenfalls. Geistesabwesend blickte sie aus dem Fenster, sah teilnahmslos dabei zu wie die Landschaft an ihr vorbeizog, bis der Wagen anhielt.

Es war, als wäre sie schon tausendmal hier gewesen, der Weg zu Monniers Büro war ihr so vertraut, dass es ihr Angst einjagte. Doch ohne Faye an ihrer Seite fühlte sie sich verloren, allein gelassen. Sie hatte stets versucht zu verstecken, wie sehr sie sie brauchte, wollte stark sein. Aber sie konnte es nicht.
„Madame Ladouce!“
Hastig wandte Christine sich um. „Professor, Sie sollten sich bei Gott abgewöhnen mich so zu erschrecken“, begrüßte sie ihn mit einem Lächeln auf den Lippen. „Ansonsten können Sie für das nächste Mal gleich ein Zimmer auf einer Ihrer Stationen für mich bereitstellen.“
Monnier lachte leise. „Verzeihen Sie“, entgegnete er. „Ich war nur so überrascht, Sie hier anzutreffen. Hatten Sie Ihren Besuch nicht erst für morgen angekündigt?
Wie dem auch sei, ich bin sehr froh, Sie zu sehen, ich muss Ihnen etwas Wichtiges mitteilen. Gestern schienen Sie zu aufgebracht von der neuen Situation, so beschloss ich, noch etwas zu warten. Doch nun...“
Ihre Augen weiteten sich vor Schreck. „...wollen Sie mir sagen, dass Sie mein Vater sind?“
„Woher wissen Sie das?“, fragte der Professor, sichtlich erstaunt. Doch Christine war nicht mehr in der Lage zu antworten. Schwach sank sie zu Boden...

„Noch fünf Minuten und ich hätte begonnen, mir Sorgen zu machen“ Seufzend ließ der Professor, der nicht minder beunruhigt Christines Puls gefühlt hatte, ihre Hand los. Seufzend richtete sie sich auf. „Verzeihen Sie Professor“, erwiderte sie. Monnier lächelte, während er die Schranktür öffnete und zwei Gläser aus dem Regal holte. „Hätte ich geahnt, dass Sie so reagieren würden, dann hätte ich diesen Scherz nicht gemacht.“
„Glauben Sie mir... Nach solch ereignisreichen Tagen hätten Sie auch keinen Sinn für Humor mehr.“
„Tut mir Leid, Madame Ladouce.“
„Sagen Sie einfach Christine... Mon père.“
Christine leerte ihr mit einer braunen Flüssigkeit gefülltes Glas in einem Zug. Plötzlich kehrte Farbe in ihr Gesicht zurück. „Also langsam beginne ich zu verstehen, warum Valentine sich hier so gut eingelebt hat.“
Der Professor schmunzelte. „Sagen Sie-“
Räuspern.
„Verzeihung... Sag ihr ja nicht, dass du von meinem Geheimvorrat weißt! Valentine hat erst vor einem halben Jahr davon erfahren und das nimmt sie mir immer noch übel.“
Er schwieg für einen kurzen Moment, schenkte leise seufzend nach. „Nun gut... Die Mitteilung, die ich dir machen muss, hat wirklich mit deinem Vater zu tun. Allerdings ist sie nicht sehr erfreulich.“
Christine schloss für einen kuren Moment ihre Augen. „Professor Monnier“, entgegnete sie, hörbar um Fassung bemüht. „Achtzehn Jahre lang lebte ich in dem Glauben, Marie und Charles Ladouce seien meine leiblichen Eltern. Bis ich schließlich durch Ihren Brief eines Besseren belehrt wurde und endlich die Wahrheit erfuhr. Gestern wiederum musste ich feststellen, dass diese vermeitliche Wahrheit, mit der ich mich gerade abgefunden hatte, ebenfalls eine Lüge ist. Glauben Sie mir... Ich bin durchaus an schlechte Nachrichten gewöhnt.“

Völlig verstört betrat sie das Hotelzimmer, verschwand sogleich im Bad, ohne ein Wort zu sprechen. Vorsichtig klopfte Faye an die Türe. „Christine?“
„Geh dich betrinken“, lautete die Antwort. „Und bring mir was mit... Ich hab’ gehört, Tod durch Alkohol und Tabletten soll weniger schmerzhaft sein, als sich die Pulsadern aufzuschneiden.“
Ein eiskalter Schauer durchfuhr ihren Körper. „Damit macht man keine Scherze “, entgegnete sie. „Das ist geschmacklos, selbst für dich.“
„Das war auch kein Scherz.“
Faye schrie auf. „Christine!“ Nahezu hysterisch rüttelte sie an der Klinke. „Mach die Tür auf, SOFORT!“
„Wozu?“
„Weil ich es sage! Verdammt nochmal, mach auf!“
Der Schüssel drehte sich im Schloss.
Zitternd stolperte Faye auf sie zu, schloss sie fest in ihre Arme. „Sag das nie wieder...“, flüsterte sie kaum hörbar. „Hörst du?! Nie wieder!“
Christine seufzte. „Tut mir Leid“, sagte sie tonlos.
„Was ist geschehen, Christine? Sag mir... Was hat der Professor dir angetan?“
„Der Professor? Nichts.“
„Wer dann?“

„Wow.“
„Was ‚wow’?“
„Du bist ein wandelndes Klischee.“
Christine lachte kurz auf, wandte kurz danach ihren Blick ab. „Weißt du was? Mir reicht es! Endgültig. Meine manisch-depressive, totgeglaubte Mutter ist am Leben und hat sich alleine wegen mir jahrelang in einem winzigen Zimmer einsperren lassen, mein so genannter Vater... Ach, verdammt!
Was kommt als nächstes? Ist der Professor in Wirklichkeit mein Neffe zweiten Grades? Wurde Valentine von Wölfen aufgezogen, weil ihre Eltern sie verlassen haben als sie noch ein Baby war? Sag mir Faye, worauf muss ich mich noch gefasst machen?! Es kommt mir vor, als hätte man mich über Nacht aus meinem Leben gerissen und mich zur Hauptfigur in einem Rosamunde Pilcher Film gemacht!“
Faye strich vorsichtig über ihre Wange, zog sie fester in ihre Arme. „Du musst es positiv sehen, Christine...“
„Positiv?“
Sie lachte erneut. Ein leises, sarkastisches Lachen. „An meiner Situation gibt es nichts Positives mehr! Jeden Tag erfahre ich etwas Neues über mich, meine Vergangenheit. Die Person, die ich zu sein glaubte stirbt und ich kann nichts dagegen tun! Ich... ich verliere den Boden unter meinen Füßen... Habe keinen Halt mehr...“
Seufzen. „Zumindest hast du keine böse Zwillingsschwester, die nachts in die Träume unschuldiger Bürger eindringt, bevor sie sie qualvoll tötet und ihre Hände als Trophäen in einem unterirdischen Bunker aufbewahrt.“
„Faye?“
„Hm?“
„Hauch mich mal an.“

Es wurde bereits hell, als Christine sich langsam von den Fliesen erhob und einen Blick in den Spiegel warf. „Mon Dieu“, brummte sie. „Es grenzt wirklich an ein Wunder, dass ich selbst noch nicht depressiv geworden bin.“ Der Versuch, sich die verschmierte Wimperntusche aus dem Gesicht zu wischen, fiel nur halbherzig aus.
„Geht’s dir besser?“, fragte Faye leise. Nicken. „Zumindest gut genug, um verhindern zu können, dass ich in Valentines Nachbarzelle eingewiesen werde.“
Faye musste lachen. „Dann kannst du mir auch bestimmt sagen, was wir heute tun werden.“
„Üben.“
Stirnrunzeln.
Christine seufzte leise, als sie das Bad verließ. Nur kurze Zeit später kehrte sie mit einer Mappe unter dem Arm zurück. „Üben“, wiederholte sie, diesmal mit einem Unterton in der Stimme, der keine Widerrede duldete. „Für deinen Liederabend in zwei Wochen.“
Fayes Aufschrei war herzzereißend, doch Christine zeigte sich unbeeindruckt. „Hör auf so zu heulen, Vollmond ist erst übermorgen. In einer halben Stunde bist du umgezogen. Und ja, wir wir haben ein Klavier und einen ruhigen Raum, dafür habe ich gesorgt, also denk gar nicht erst daran!“
Mit geschlossenen Augen ließ sich Faye zurück auf den Boden sinken. „Was singe ich denn überhaupt?“
„Den Liederstrauß und die Vier Canzonen. Faye, mein Gott! Muss ich überhaupt fragen, ob du die Lieder schon einstudiert hast?“
Kopfschütteln. „Christiiiiiine, ich hasse Hugo Wolf!“
„C’est ta faute, ma chère.“
„Ich hasse es, wenn du anfängst, Französisch zu sprechen.“
„Und ich hasse es, wenn du immer bis zum letzten Moment wartest! Ciel, Programm und Datum stehen seit Monaten fest! Aus der halben ist übrigens soeben eine Viertelstunde geworden.“
„Aber-“ Christines Gesichtsausdruck ließ sie verstummen. „Schon verstanden, Madame.“

„Faye...“ Leise seufzend wandte Christine ihren Blick von den Noten ab. „Nur damit das klar ist, es gehört nicht zu meinen Aufgaben, das Repertoire mit dir einzustudieren, ich tue das einzig und allein, um uns beiden eine Blamage zu ersparen. Solltest du je wieder das Privileg genießen, einen Liederabend zu geben, ich schwöre dir, such dir eine andere Ko... Korr... Mèrde, je ne peux pas... Du weißt, was ich meine!“
„Korrepetitorin?“
Christine zischte etwas Unverständliches. „Wir machen weiter. ‚Ich stand in dunklen Träumen’, von Anfang an.“
Faye rollte mit den Augen, zuckte erschrocken zusammen, als sie den eisigen Blick ihrer besten Freundin bemerkte. „Wie... wie lange hast du den Raum eigentlich gemietet?“, fragte sie kaum hörbar.
„Lange genug, um dir endlich Disziplin beizubringen. Und bevor du fragst: Wir bleiben so lange hier, bis du zumindest die Hälfte der Lieder beherrschst!“ Kopfschüttelnd blätterte sie in ihrem Klavierauszug. „Ich kann es einfach nicht fassen! Noch kein halbes Jahr auf der Bühne und schon eine Primadonna...“
„Das hab ich gehört!“
„Solltest du auch.“

Völlig erschöpft ließ sich Faye auf ihre Seite des Bettes fallen. „Ich hasse Hugo Wolf“, brummte sie. Christine konnte ein leichtes Lächeln nicht unterdrücken. „Das hast du in letzter Zeit öfter erwähnt“, entgegnete sie. „Ich bin übrigens immer noch sauer auf dich, das Lächeln hat nichts zu bedeuten.“
Faye seufzte leise. „Können wir wenigstens morgen Abend ausgehen?“, fragte sie, während sie ein Blatt Papier aus ihrer Handtasche holte. „Ich hab den Spielplan von der Opéra National in der Lobby gefunden.“
Christine schauderte. „Faye...“
„Ich weiß, ich weiß, ich muss üben. Aber sie spielen ‚La Traviata!’ Du wirst nie erraten, wer die Violetta singt.“
„Patricia Petibon?“
„Edita Gruberova!“
„Noch ein Grund, zu Hause zu bleiben.“
Als Christine ihren Blick bemerkte, lächelte sie erneut. „Na gut. Aber nur wenn...“
„...ich bis dahin die Vier Canzonen beherrsche.“
„Ich bin froh, dass du das System verstehst“, entgegnete sie. Nun kramte sie ebenfalls in ihrer Handtasche. Faye begann zu strahlen, als sie die Kartonmappe in Christines Hand erkannte. „Ich glaub es nicht! Du... du hast... Ich kann es einfach nicht glauben!“
„Du kennst die Bedingung. Und glaub mir, wenn du sie nicht erfüllst, sind die Karten verschwunden, bevor du Luft holen kannst.“
Knurren.
„Außerdem hetze ich Marguerite Dalton auf dich!“
Fayes Augen weiteten sich vor Schreck.
 
AW: [Serien-Projekt] Fayerytale

So... jetzt hab ich deine neue Epi gelesen und kann dir endlich auch FB geben :)

Zuerst mal muss ich sagen, dass ich es toll finde, dass auch du von Epi zu Epi ein bisschen mehr geschrieben hast :) Schön, wenn man ein bisschen mehr Zeit mit den Charakteren verbringen kann.

Und da bringt uns die Epi ja besonders Faye und Christina näher (vll. weil die Jungs gar nicht erst vorkommen *gg*). Ich finde ja besonders immer die Dialoge der beiden richtig klasse, dieses hin und her, die Witze, die Kommentare, manchmal könnte ich mich echt vor Lachen wegschmeißen :)
Ich finde, grad in den Dialogen liegt hier deine Stärke!

Was mir persönlich nicht ganz so gefällt, was jetzt aber nichts ist, was man wirklich kritisieren könnte, weil es dein ganz persönlicher Stil ist, sind die Sprünge zwischen den einzelnen Absätzen. Ich hatte ein wenig den Eindruck, jeder kleine Absatz ist eine kleine Geschichte für sich und manchmal fehlt mir die Verbindung dazwischen.
Ich vermisse auch so ein paar wichtige Informationen, aber die hältst du ja absichtlich noch geheim :p Finde ich sehr gemein^^ Z.b. über Christines Vater und was aus ihrer Bewerbung wurde....
Aber nochmal zu dem mit den Absätzen, das ist wie gesagt sicher nichts, was ich Kritik nennen würde, weil es eben dein Stil ist, aber es ist mir halt aufgefallen. An einigen Stellen hat es was, an anderen Stellen hätte ich für mich persönlich ein wenig mehr Zusammenhang lieber gehabt.

So, ich hoffe, du bist mir nicht böse, insgesamt finde ich die Epi nämlich wirklich gut geschrieben, mit tollen Dialogen und zwei starken Hauptcharakteren, die einem langsam mit ihrer Art schon ans Herz wachsen!
Ich hoffe, in der nächsten kriegt man die Jungs auch mal wieder zu Gesicht^^
 
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ich hole auf, nun hab ich sogar schon avis dritte Folge gelesen ^^ und hier auch gleich das Feedback:

aaalso zu allererst will ich dich loben, weil du mit jeder Folge ein paar Wörter mehr hinbekommst und auch wenn selbst deine bisherigen Folgen den Vorgaben des Projekts entsprachen, so gefällt mir 1x03 deutlich besser.. ich liebe es einfach, wenn man genug von einer Geschichte zu lesen hat, dass man sich darin verlieren kann :)

und dann gleich das nächste Lob: die Beziehung zw Faye und Christine! <3 die zwei sind so adoreable mit einander und zeitweise erinnern mich die zwei sehr an Lauren und mich :D es ist schön, wenn man jemanden hat, mit dem man über alles reden kann und der einen immer versteht. Ich kann gut verstehen, dass Christine schwer ums Herz wird, wenn sie daran denkt eventuell bald nicht mehr ständig bei Faye zu sein.
aber eines versteh ich nicht ganz: hatten Faye und Christine in 1x01 nicht beide fixe Arbeitsplätze und zwar bei einer Premiere.. ich hab angenommen, dass die beiden noch ne Weile dort beschäftigt sein werden, aber nun steht hier, dass Christine ein Engagement finden muss, damit sie nicht mit Existenzängsten zu kämpfen braucht. :ka:

was die Absätze und Zeit-/Location-Sprünge angeht, muss ich Birgit zustimmen: mir persönlich waren einige Sprünge zu spontan und dann hinter auch zu wenig erklärt. Es war manchmal nicht einfach der Story zu folgen.

soo... was noch?
achja.. ich hatte eigentlich vor in meiner 1x03 einen neuen Chara einzuführen, eine Franzosin. Aber da du uns ja nun schon zum 3. Mal demonstriert hast, dass du sehr gut französisch sprichst, hab ich da nun wirklich meine Bedenken, ob ich das durchziehen will ^^
außer du hast eventuell Lust mir dann mit ein paar französischen Phrasen auszuhelfen? :) nicht so viele, wie du verwendest in deinen Folgen, aber doch 2-3 Sätze... wär echt voll lieb von dir :)

alles in allem muss ich sagen, dass mir die Folge wirklich gut gefallen hat. ich bin besonders beeindruckt von dem ganzen "Fachchinesisch" (die Namen der Sänger und Opernhäuser und weiß ich was alles ^^) und, wie schon vorher erwähnt, liebe ich die Beziehung zw Faye und Christine sehr! Ich hoffe davon gibts auch in 1x04 wieder ganz viel, wobei durchaus auch mal wieder ein paar andere Charas auch vorkommen dürfen :D

lg syd
 
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