taraia
1.000er-Club
- Registriert
- 10 März 2003
- Beiträge
- 2.413
Rückmeldungen sind sehr erwünscht
Er sah zum Horizont, in die Richtung aus der er das Grollen gehört hatte. Dunkle
Wolken bauten sich vor seinen Augen auf und sie bewegten sich in seine Richtung.
Schnell.
Unnatürlich schnell.
Seine Augen blieben starr auf den Punkt vor sich gerichtet, der sich immer
weiter auf ihn zu bewegte. Endlich! Sein rechter Mundwinkel zog sich leicht nach
oben. Ein gequältes Lächeln, mehr einer Grimasse gleichend zeigte sich auf
seinem Gesicht. Nur das leichte Glitzern in seinen Augen ließ vermuten, dass er
dieses Ereignis herbeisehnte.
Herbeisehnte wie nichts anderes auf der Welt. Die Erwartung ließ ihn den Atem
anhalten. Bald war es soweit. Die Wolken kamen näher. Wolkenberge so dunkel und
schwarz wie die eines zerstörerischen Sturmes. Ein leichtes Beben der Erwartung
ging durch seinen Körper als die ersten Tropfen fielen. Es zischte und dampfte
um ihn herum, als das kühle Nass die erhitze Erde berührte.
Er streckte die Arme zu beiden Seiten aus. Die Handflächen nach oben. Er schloss
seine Augen. Die Wolken waren direkt über ihm. Der Rege wurde stärker.
Doch er traf ihn nicht.
Er stand inmitten eines Unwetters.
Über ihm der Himmel.
Doch die Regentropfen erreichten ihn nicht.
Er war verwirrt. Verzweifelt.
Was war da los?
Er sehnte sich so sehr nach diesem Regen. Seine Haut war rau, seine Lippen
aufgeplatzt. Vergeblich versuchte er sie mit der Zunge zu befeuchten, doch sein
Mund fühlte sich an als hätte er niemals etwas Flüssiges getrunken, als hätte er
sein Leben lang nur heißen, salzigen Sand geschluckt.
Er öffnete seine Augen und sah sich um.. Regen, wo er nur hinsah. Tropfen fielen
auf dem Boden. Sprangen wieder hoch und hätten seine nackten, wunden Beine
treffen müssen.
Sie taten es nicht!
Es wollten ihm Tränen in die Augen steigen.
Doch sie waren versiegt.
Nur ein Gedanke beherrschte ihn.
Der Gedanke an Wasser, welches ihm durch die Harre lief, von seinen Händen
tropfte, seine Lippen berührte, sodass er es gierig schlucken konnte, sobald er
sein Gesicht gen Himmel streckte. Er wollte es spüren, wie es über seinen
Oberkörper lief und den Staub von ihm spülte. Wollte, dass der Schmutz und der
Schweiß hinweggewaschen wurde und die Haut befreit atmen und Feuchtigkeit in
sich aufnehmen konnte.
Er wollte Trinken. Den Geschmack der Hitze und der Schwüle aus seinem Mund
bekommen und spüren, wie eine Flüssigkeit seine Kehle hinunterlief.
Es geschah nichts.
Ihm wurde wärmer. Hitze. Er konnte es nicht mehr ertragen. So nah an der
Erfüllung seines einzigen Wunsches und doch so...
...weit weg.
Verzweiflung und Wut mischten sich. Er ging einen Schritt.
Der Regen traf ihn nicht.
Einige weitere.
Nichts.
Er begann zu rennen. Die Pfützen verschwanden sobald er kurz davor war sie zu
berühren. Seine Füße wurden rot, die Steine schnitten in seine Haut und
verbrannten sie leicht. Sie waren durch die Sonne erhitzt und die Kühlung des
Regens war Vergangenheit, sobald er den Boden betrat.
Seine Hände ballten sich zu Fäusten. Fingernägel bohrten sich in seine
Handflächen. Sein Atem ging schneller.
Er konnte nicht mehr,
wollte nicht mehr rennen.
Doch er konnte nicht stehen bleiben. Er hatte das Gefühl als würde der Boden
anfangen zu glühen.
An einigen Stellen begannen Pflanzen zwischen den Steinen nach oben zu wachsen.
Die Dornen zerkratzen ihm die Beine.
Er lief weiter bis sich die Wiederhaken der Pflanzen in seiner Haut und in dem
Stoff seiner Boxershorts verfingen.
Dann blieb er stehen.
Sank zu Boden.
Erschöpft.
Verletzt.
Sein Kopf fiel kraftlos auf die Steine unter ihm und seine Augen schmerzten so
sehr, dass er sie schließen musste.
Ich darf nicht einschlafen.
Flüsterte seine Stimme in seinem Kopf.
Nicht jetzt.
Nicht hier.
Etwas berührte seine Lippen. Schob sie aufeinander. Seine Stimme in seinem Kopf
schrie kurz auf vor Schmerzen, während er sich leicht aufrichtete Er spürte wie
ein Glas angesetzt wurde. Begierig wollte er die Flüssigkeit in sich aufnehmen.
Doch als sie in ihn hineinlief war es nur eine warme, klebrige, zähe Masse. Sie
füllte seinen Mund aus und verhinderte, dass er atmen konnte. Er wollte nicht,
aber er hatte keine andere Wahl als zu schlucken, wenn er nicht langsam
ersticken wollte.
Er würgte sich die süßlich schmeckende Flüssigkeit hinunter und ließ seinen Kopf
ruckartig fallen. Warmes Blut lief ihm über die Stirn, als er sich auf die Seite
drehte.
Wenn er sich anstrengte konnte er sich vorstellen, wie der Regen langsam über
sein Gesicht lief...
Die Zeit wurde knapp. Sie hätte längst schon auf dem Weg sein müssen und stand
noch immer nur halb angekleidet in ihrem großen Schlafzimmer. Hektisch lief sie
zwischen der Kommode, auf der sich allerlei Fläschchen, Dosen und Tuben häuften,
und ihrem großen, raumfüllenden Himmelbett hin und her. Das eingeschüchterte
Mädchen, mit langen, dunklen Locken und den zitternden blassen Lippen, hatte
Schwierigkeiten ihr beim Ankleiden behilflich zu sein. Sehr langsam wurde sie in
Schichten von Wolle und Fellen gehüllt, bis sie letztendlich ihren bodenlangen
Mantel zuknöpfte.
Ihre Hände verschwanden in gefütterten Handschuhen während sie das Zimmer
verließ und das Mädchen zurückließ, die damit beschäftigt war Scherben
aufzusammeln, die nach einem Wutausbruch ihrer Herrin auf dem Boden verteilt
waren. Kleine Bluttropfen landeten auf dem Steinfußboden, die sie sofort mit
ihrem cremefarbenen Kleid wegwischte.
Doch das interessierte die finsterdreinblickende Person gar nicht, die durch die
düsteren Gänge lief, auch wenn sie das ganze selbst verschuldet hatte.
Die Schritte hallten von allen Seiten wieder und ein Echo erklang, das das
Klimpern ihrer kristallenen Ohrringe zurückwarf.
Die leichte Dunkelheit störte sie nicht. Sicher setzte sie einen Fuß vor den
anderen und hastete an den Türen zu ihrer rechten Seite vorbei. Wenn man ihr
Gesicht betrachtete, wusste man warum. Ihre Augen schimmerten und schienen gar
zu leuchten. Sie wurde nicht langsamer, auch als sie eine Treppe erreichte, die
spiralförmig in die Tiefe hinabführte. Sie nahm jeweils zwei Stufen auf einmal,
selbst als noch das wenige Licht verschwunden war und nur ihre Pupillen blau
glühten. Dies warf einen seltsamen Schein auf ihre schwarze Hautfarbe und die
wenigen dunklen Haarsträhnen, die ihr ins Gesicht gefallen waren und die sie
nicht mit einer schnellen anmutigen Bewegung unter die Mütze aus weißem
Schneehasenfell zurück geschoben hatte.
Lara, das Mädchen, welches inzwischen die Scherben in einen Behälter entsorgt
hatte, war inzwischen dabei die Daunendecken, die in weiches Satin gehüllt
waren, zu ordnen. Dabei fand sie wie immer einige Gegenstände, die sie
ordentlich auf dem Nachttisch platzierte. Vorsichtig strich sie über den Einband
des gefundenen Buches, während sie sich auf einen Sessel setzte.
Wie schon so oft blätterte sie durch die Seiten um die geheimen Gedanken zu
lesen, die mit einer Feder in geschwungener Schrift aufgeschrieben worden waren.
Ihr Herz schlug wie immer wie verrückt und die Angst erwischt zu werden wuchs
mit jedem Geräusch, das vom Flur her zu ihr fand.
1.
Er sah zum Horizont, in die Richtung aus der er das Grollen gehört hatte. Dunkle
Wolken bauten sich vor seinen Augen auf und sie bewegten sich in seine Richtung.
Schnell.
Unnatürlich schnell.
Seine Augen blieben starr auf den Punkt vor sich gerichtet, der sich immer
weiter auf ihn zu bewegte. Endlich! Sein rechter Mundwinkel zog sich leicht nach
oben. Ein gequältes Lächeln, mehr einer Grimasse gleichend zeigte sich auf
seinem Gesicht. Nur das leichte Glitzern in seinen Augen ließ vermuten, dass er
dieses Ereignis herbeisehnte.
Herbeisehnte wie nichts anderes auf der Welt. Die Erwartung ließ ihn den Atem
anhalten. Bald war es soweit. Die Wolken kamen näher. Wolkenberge so dunkel und
schwarz wie die eines zerstörerischen Sturmes. Ein leichtes Beben der Erwartung
ging durch seinen Körper als die ersten Tropfen fielen. Es zischte und dampfte
um ihn herum, als das kühle Nass die erhitze Erde berührte.
Er streckte die Arme zu beiden Seiten aus. Die Handflächen nach oben. Er schloss
seine Augen. Die Wolken waren direkt über ihm. Der Rege wurde stärker.
Doch er traf ihn nicht.
Er stand inmitten eines Unwetters.
Über ihm der Himmel.
Doch die Regentropfen erreichten ihn nicht.
Er war verwirrt. Verzweifelt.
Was war da los?
Er sehnte sich so sehr nach diesem Regen. Seine Haut war rau, seine Lippen
aufgeplatzt. Vergeblich versuchte er sie mit der Zunge zu befeuchten, doch sein
Mund fühlte sich an als hätte er niemals etwas Flüssiges getrunken, als hätte er
sein Leben lang nur heißen, salzigen Sand geschluckt.
Er öffnete seine Augen und sah sich um.. Regen, wo er nur hinsah. Tropfen fielen
auf dem Boden. Sprangen wieder hoch und hätten seine nackten, wunden Beine
treffen müssen.
Sie taten es nicht!
Es wollten ihm Tränen in die Augen steigen.
Doch sie waren versiegt.
Nur ein Gedanke beherrschte ihn.
Der Gedanke an Wasser, welches ihm durch die Harre lief, von seinen Händen
tropfte, seine Lippen berührte, sodass er es gierig schlucken konnte, sobald er
sein Gesicht gen Himmel streckte. Er wollte es spüren, wie es über seinen
Oberkörper lief und den Staub von ihm spülte. Wollte, dass der Schmutz und der
Schweiß hinweggewaschen wurde und die Haut befreit atmen und Feuchtigkeit in
sich aufnehmen konnte.
Er wollte Trinken. Den Geschmack der Hitze und der Schwüle aus seinem Mund
bekommen und spüren, wie eine Flüssigkeit seine Kehle hinunterlief.
Es geschah nichts.
Ihm wurde wärmer. Hitze. Er konnte es nicht mehr ertragen. So nah an der
Erfüllung seines einzigen Wunsches und doch so...
...weit weg.
Verzweiflung und Wut mischten sich. Er ging einen Schritt.
Der Regen traf ihn nicht.
Einige weitere.
Nichts.
Er begann zu rennen. Die Pfützen verschwanden sobald er kurz davor war sie zu
berühren. Seine Füße wurden rot, die Steine schnitten in seine Haut und
verbrannten sie leicht. Sie waren durch die Sonne erhitzt und die Kühlung des
Regens war Vergangenheit, sobald er den Boden betrat.
Seine Hände ballten sich zu Fäusten. Fingernägel bohrten sich in seine
Handflächen. Sein Atem ging schneller.
Er konnte nicht mehr,
wollte nicht mehr rennen.
Doch er konnte nicht stehen bleiben. Er hatte das Gefühl als würde der Boden
anfangen zu glühen.
An einigen Stellen begannen Pflanzen zwischen den Steinen nach oben zu wachsen.
Die Dornen zerkratzen ihm die Beine.
Er lief weiter bis sich die Wiederhaken der Pflanzen in seiner Haut und in dem
Stoff seiner Boxershorts verfingen.
Dann blieb er stehen.
Sank zu Boden.
Erschöpft.
Verletzt.
Sein Kopf fiel kraftlos auf die Steine unter ihm und seine Augen schmerzten so
sehr, dass er sie schließen musste.
Ich darf nicht einschlafen.
Flüsterte seine Stimme in seinem Kopf.
Nicht jetzt.
Nicht hier.
Etwas berührte seine Lippen. Schob sie aufeinander. Seine Stimme in seinem Kopf
schrie kurz auf vor Schmerzen, während er sich leicht aufrichtete Er spürte wie
ein Glas angesetzt wurde. Begierig wollte er die Flüssigkeit in sich aufnehmen.
Doch als sie in ihn hineinlief war es nur eine warme, klebrige, zähe Masse. Sie
füllte seinen Mund aus und verhinderte, dass er atmen konnte. Er wollte nicht,
aber er hatte keine andere Wahl als zu schlucken, wenn er nicht langsam
ersticken wollte.
Er würgte sich die süßlich schmeckende Flüssigkeit hinunter und ließ seinen Kopf
ruckartig fallen. Warmes Blut lief ihm über die Stirn, als er sich auf die Seite
drehte.
Wenn er sich anstrengte konnte er sich vorstellen, wie der Regen langsam über
sein Gesicht lief...
2.
Die Zeit wurde knapp. Sie hätte längst schon auf dem Weg sein müssen und stand
noch immer nur halb angekleidet in ihrem großen Schlafzimmer. Hektisch lief sie
zwischen der Kommode, auf der sich allerlei Fläschchen, Dosen und Tuben häuften,
und ihrem großen, raumfüllenden Himmelbett hin und her. Das eingeschüchterte
Mädchen, mit langen, dunklen Locken und den zitternden blassen Lippen, hatte
Schwierigkeiten ihr beim Ankleiden behilflich zu sein. Sehr langsam wurde sie in
Schichten von Wolle und Fellen gehüllt, bis sie letztendlich ihren bodenlangen
Mantel zuknöpfte.
Ihre Hände verschwanden in gefütterten Handschuhen während sie das Zimmer
verließ und das Mädchen zurückließ, die damit beschäftigt war Scherben
aufzusammeln, die nach einem Wutausbruch ihrer Herrin auf dem Boden verteilt
waren. Kleine Bluttropfen landeten auf dem Steinfußboden, die sie sofort mit
ihrem cremefarbenen Kleid wegwischte.
Doch das interessierte die finsterdreinblickende Person gar nicht, die durch die
düsteren Gänge lief, auch wenn sie das ganze selbst verschuldet hatte.
Die Schritte hallten von allen Seiten wieder und ein Echo erklang, das das
Klimpern ihrer kristallenen Ohrringe zurückwarf.
Die leichte Dunkelheit störte sie nicht. Sicher setzte sie einen Fuß vor den
anderen und hastete an den Türen zu ihrer rechten Seite vorbei. Wenn man ihr
Gesicht betrachtete, wusste man warum. Ihre Augen schimmerten und schienen gar
zu leuchten. Sie wurde nicht langsamer, auch als sie eine Treppe erreichte, die
spiralförmig in die Tiefe hinabführte. Sie nahm jeweils zwei Stufen auf einmal,
selbst als noch das wenige Licht verschwunden war und nur ihre Pupillen blau
glühten. Dies warf einen seltsamen Schein auf ihre schwarze Hautfarbe und die
wenigen dunklen Haarsträhnen, die ihr ins Gesicht gefallen waren und die sie
nicht mit einer schnellen anmutigen Bewegung unter die Mütze aus weißem
Schneehasenfell zurück geschoben hatte.
Lara, das Mädchen, welches inzwischen die Scherben in einen Behälter entsorgt
hatte, war inzwischen dabei die Daunendecken, die in weiches Satin gehüllt
waren, zu ordnen. Dabei fand sie wie immer einige Gegenstände, die sie
ordentlich auf dem Nachttisch platzierte. Vorsichtig strich sie über den Einband
des gefundenen Buches, während sie sich auf einen Sessel setzte.
Wie schon so oft blätterte sie durch die Seiten um die geheimen Gedanken zu
lesen, die mit einer Feder in geschwungener Schrift aufgeschrieben worden waren.
Ihr Herz schlug wie immer wie verrückt und die Angst erwischt zu werden wuchs
mit jedem Geräusch, das vom Flur her zu ihr fand.