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Elenia vs. Scott

StillesWasser

1.000er-Club
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2 Februar 2003
Beiträge
3.816
Ort
Wien
Hi Leute!

Hier startet nun ein Vorhaben von Birgit und mir - eine Schreib-Battle mit folgenden Regeln:

- Jede Person schreibt unabhängig vom anderen eine 10-teilige Kurzgeschichte
- Wortminimum pro Post: 250 Wörter
- Wortmaximum pro Post: das Zeichenmaximum eines Posts (10.000 Zeichen)
- Vorgaben: KEINE!
- Kriterium: Die Geschichte muss nach dem 10. Beitrag abgeschlossen sein!

Viel Spaß beim Lesen!
Harald


Das alte Haus

Da standen sie nun vor den Toren dieser alten Gemäuer, welche ihnen zusätzlich zu dem eisigen und laut heulenden Wind das Blut in den Adern gefrieren ließen. Die letzten Jahre bekam die Besitzerin dieses alten Anwesens keinen Besuch mehr von den Sternsingern, denn die Kinder und Jugendlichen machten vor lauter Angst stets einen Bogen um das Haus mit der Nummer 43, über das es eine mysteriöse Geschichte gab. Es hieß, hier wohne eine alte und böse Hexe, die mit Vorliebe kleine Kinder verspeise. Für Julia nichts weiter als eine alberne Gruselgeschichte, welche sich Kinder am Lagerfeuer erzählen, um sich gegenseitig Angst einzujagen. Und doch hatte sie gemischte Gefühle bei dem Anblick des Anwesens, denn es verschwanden in der Tat in den vergangenen zehn Jahren einige junge Kinder und tauchten nie wieder auf. Natürlich beschuldigte niemand die alte Frau, denn es gab keinerlei Spuren und Hinweise, welche sie in indirekte oder gar direkte Verbindung mit den Kindern gebracht hätte; doch entstanden Gerüchte um die Besitzerin dieses Hauses, welche die Quelle dieser Gruselgeschichte wurden.

Dieses Jahr jedoch wollte Julia ihr Glück bei der bereits über achtzig jährigen Frau versuchen. Immerhin hatte die Gruppe bei den vorherigen Stationen bereits großzügige Spenden erhalten, warum nicht auch hier? Der Anblick des nicht gepflegten Grundstücks, auf welchem sich Unkraut wie im Paradies fühlen musste, des sanierungsbedürftigen Hauses, dessen Äußeres so ungepflegt und heruntergekommen aussah, dass jeder, der es ansah, glauben konnte, es bräche jeden Augenblick in sich zusammen, und der gekrümmten Gestalt, welche sich am Geländer haltend langsam über die Treppen zog, ließ die Kinder erschaudern. Die Zeit, im Gegenteil zum rasch vorbeiziehenden und immer lauter heulenden Wind, verging wie in Zeitlupe.

Ewigkeiten vergingen, bis die alte Frau am Tor angekommen war; doch als sie dann vor der Gruppe stand und diese ihr Gesicht erkennen konnten, welches durch die Straßenlaterne erhellt wurde, wichen alle Kinder einige Schritte zurück. Beinahe hätte Daniel vor Schreck aufgeschrieen, doch Julia konnte ihm noch rechtzeitig die Hand vor dem Mund halten, während sie ihn von hinten warmherzig umarmte.

„Fröhlichen Epiphanias, gnädige Frau. Wir sind Sternsinger und mit ihrer Erlaubnis würden wir gerne ihr Haus segnen und von bösen Wintergeistern säubern.“

„Ach, ihr habt auch wieder einmal den Weg zu meinem Haus gefunden.“

Zitternd holte die alte, grimmig dreinblickende Gestalt, deren Falten wie kleine Lappen aussahen, einen Bund Schlüssel aus ihrer Jackentasche und versuchte, den passenden für das Tor zu finden. Nach einigen Fehlversuchen hatte sie doch den richtigen Schlüssel gefunden, sperrte auf und öffnete das Tor. In der Zwischenzeit hatte Julia es geschafft, den Namen, der neben der Klingel stand, zu entziffern – Linden.

„Los! Worauf wartet ihr! Kommt endlich herein. Ich möchte nicht ewig hier draußen in eisiger Kälte herumstehen! Oder wollt ihr mich etwa ins Grab bringen!?“

Die Gruppe, bestehend aus der Gruppenleiterin Julia, der Sternträgerin Angelika, dem Kaspar Phillip, dem als Melchior verkleideten Dominik, Wolfgang im Kostüm des Balthasar und dem kleinen Kreideträger Daniel, sah sich kurz kopfschüttelnd an und betrat dann rasch das Grundstück, um sich nicht den Unmut von Frau Linden zuzutragen. Sowie die Besitzerin das Tor wieder versperrt hatte, führte sie die Gruppe zum Haus. Wieder vergingen die Sekunden wie Minuten und die Minuten wie Stunden. Julia blickte in Richtung der dunklen und gebrechlichen Fenster, welche sie hintergründig ansahen, und begann zu frösteln. ‚Wer weiß, was von dort einen Blick auf mich herab wirft, während ich hinaufblicke?’ Gleichzeitig wurde mit jedem Meter, dem sie sich dem Gebäude näherten, die Angst vor dem Ungewissen bei allen Gruppenmitgliedern stetig größer, sodass Daniel sich an Julia klammerte.
 
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\o/ den ersten Teil find ich schon mal gut :)
mir gefällt eh dein stil, weil du in die richtung schreibst, die die meisten bücher, die ich lese haben ^^

Nur eine frage habe ich... schreibt ihr beide eine unabhängige Kurzgeschichte?
Ist wenigstens das Genre gleich? weil man kann ja schlecht eine Fantasy story mit einem Liebesroman vergleichen, wenn ihr versteht was ich meine
 
Ja, wir beide schreiben eine unabhängige Kurzgeschichte. Ebenfalls unabhängig ist auch das Genre. Warum wir das so machen ist offensichtlich. In dem, was man schreibt, muss man gut sein. Du kannst sehrwohl eine Fantasy-Geschichte mit einem Liebesroman vergleichen, nur halt nicht wie Bücher des selben Genres.

Was macht zB eine Fantasy-Geschichte aus, was eine Liebesgeschichte? Dann vergleichst du, welcher Autor sich am besten in das Genre, in welchem er schreibt, besser einlebt. Bei einer Liebesgeschichte wirst du mehr auf die Gefühle achten, bei einer Fantasygeschichte mehr auf die klassischen Elemente wie Magie. Was du jedoch vergleichen kannst sind die Emotionen und das Verhalten der Charaktere beider Geschichten... Und wenn du fertig bist weißt du ja dann, welcher Autor dir besser gefällt. ;)
 
So, also mir gefällt der Anfang deiner Kurzgeschichte schon mal sehr gut... Ich fürchte, dagegen wirkt mein Anfang einfach nur seltsam. ;)
Vor allem, da ich einfach drauf losgeschrieben habe und was da rausgekommen ist, lässt sich, fürchte ich, noch nicht mal einem Genre zuordnen :D

Nun ja, mal sehen, was draus wird.
Hinzufügen möchte ich noch, dass die Geschichte aus der Sicht einer männlichen Person geschrieben wird und sie im Moment auch noch keinen Titel hat. Den werde ich wohl erst später hinzufügen.


Ohne Titel

Sonderbar, wie stark sich schon ein wenig Alkohol in den falschen Momenten auf den Organismus auswirkte und falsche Eindrücke gewinnen ließ.
Seltsam, wie dadurch vieles verfälscht, verändert und verwandelt wurde.
Schön, wie das sanfte Licht der vielen Kerzen bizarre Muster auf die Wände, sowie auf die anwesenden Gäste warf.
Das Verwunderlichste war jedoch, dass selbst sie in dem wunderbaren und faszinierenden Licht wirkte, als sei sie ein bezaubernder Engel, der seinen Weg vom Himmel herab mitten in die Menge der Menschen gefunden hatte, die im Schatten ihrer strahlenden Schönheit zu Nichtigkeiten verblassten. Mit dem einnehmendsten Lächeln, das ich in meinem ganzen Leben gesehen hatte, wirbelte sie mit ihrem Partner, der neben ihr wirkte, als hätte er noch nie etwas von Rhythmus oder Takt gehört, über die Tanzfläche. Währenddessen suchte der Blick ihrer fröhlich blitzenden, grauen Augen immer wieder die meinen. Doch ich konnte diese falsche Fröhlichkeit aus ihrem Blick, der mich jedes Mal aufs Neue an ein gefährliches Blitzen aus dem sanften Nebel ihrer Iris erinnerte, nicht ertragen.
Unbeeindruckt von meiner allzu deutlichen Distanz erklang ihr glockenhelles Lachen und erfüllte den Raum, nachdem das Orchester sein Stück beendet hatte. Rundherum fielen die Gäste in diese pure Ausgelassenheit ein und gemurmelte Komplimente über ihre enorme Lebensfreude drangen von der Tanzfläche aus an mein Ohr, während mich eindeutig abwertende Blicke musterten, da ich, unfähig, mich der bunten, viel zu heiteren Gesellschaft anzuschließen, alleine in einer der wenigen düsteren Ecken des Raumes saß.
Aber ich konnte die elende Falschheit und Verlogenheit dieser Schranzen und Heuchler einfach nicht ertragen. Und schon gar nicht die ihre. Denn hinter der attraktiven Fassade, hinter den wunderschön hochgesteckten, glänzenden blonden Haaren, hinter dem aufwändig geschneiderten himmelblauen Kleid und hinter ihrem unschuldigen Blick verbarg sich wohl Satan in Person.​
 
Dein Text ist ... ist ... genial. Du beschreibst die Situation wirklich so gut, dass ich gar nicht aufhören konnte zu lesen. Die Formulierung der Sätze lassen es nicht zu, dass du dein Auge davon losbekommst, genial! Ich freue mich auf eine Fortsetzung! Und denk dir ja nichts bei der Geschichte, einfach nur losschreiben. So machen es viele - uA Hohlbein, und der ist ja mehr oder weniger erfolgreich damit! ;) Was meinen Teil angeht, so poste ich ihn, sobald ich ihn fertig gestellt habe - hoffentlich heute Nachmittag/Abend.

LG
Harald

EDIT: Hier nun mein neuer Part, ich hoffe, es entdeckt jemand. ;)

Am Treppenaufgang angekommen, schleppte sich die alte, gekrümmte Gestalt die Treppen hinauf zur Eingangstüre. Die Gruppe wartete in der Zwischenzeit unten, denn sie wollten erst losgehen, wenn Frau Linden oben angelangt war. Die Atmosphäre wurde zunehmend unheimlicher, doch nun wollten sie es durchziehen. Nicht lange würde es dauern, dann könnten sie wieder von hier verschwinden. Von dem verwahrlosten Grundstück dieser alten, gebrechlichen und verbitterten Frau, die sich noch immer auf den Treppen befand. Irgendwann kam sie doch oben an, drehte sie sich um und blickte leicht verärgert drein.

„Worauf wartet ihr!? Braucht ihr eine Sondereinladung!?“

Durch das Verhalten der Dame wurde Julia innerlich wütend. Sie verstand nicht, wie sich jemand in Gegenwart von Kindern derartig unhöflich benehmen konnte. Julia gab den anderen einen Schubs, wodurch alle Kinder sofort die Treppe hinauf zur Einganstüre stiegen. Oben angelangt, blickte die Gruppe auf die Eingangstüre, welche aus einem schönen, massiven Holz bestand und sich vom übrigen Erscheinungsbild des Hauses abhob. Noch bevor die Frau, welche irgendetwas vor sich her brummte, die Türe aufgesperrt hatte - sie war erneut damit beschäftigt, den richtigen Schlüssel zu finden - begann das erste Kind, die Sternträgerin Angelika, mit ihrer Strophe.

„In dunkler Nacht ist uns erschienen
ein Stern, der uns...“​

Doch ehe sie die Strophe fertiggesprochen hatte, drehte sich die alte, gekrümmte Gestalt zu den Kindern um.

„Kannst wohl nicht erwarten, bis ich die Türe geöffnet habe!? So weit ich weiß, bin ich das letzte Haus auf eurer Route. Hast du es etwa eilig, nach Hause zu kommen!? Kleine undankbare Göre! Zu Tee und Kuchen verdonnere ich euch Nichtsnutze. Erst dann bekommt ihr die erhoffte Spende!“

Kopfschüttelnd stand Julia vor Frau Linden, welche ihren Frust soeben abgebaut hatte und überlegte, was sie machen solle. Sie war ihr so unfreundlich, dass sie auch auf das Geld verzichten konnte, denn beleidigen wollte sie sich nicht lassen.

„Jetzt hören sie einmal! Was bilden sie sich ein, uns hier so zu beleidigen!? Nur, weil die Sternsänger vor uns sie nicht besuchten, heißt das noch lange nicht, dass sie ihren Frust bei uns ablassen müssen. Wir haben ihr Geld nicht nötig, also können wir auch gut wieder verschwinden!“

Für einen Moment war die Dame wie erstarrt, da sich Julia nicht alles gefallen ließ und sich verbal wehrte. Julia selbst rechnete nun mit einer Gegenwehr der Alten, doch sie blieb aus. Stattdessen entschuldigte sich Frau Linden bei der Gruppe und wandte sich wieder zur Eingangstüre. Sie hatte den Bogen überspannt.

„Was redest du hier für einen Schwachsinn!? Ihr sollt nur einen Augenblick lang warten. Oder verlange ich etwa zuviel von euch?“
 
So, ich möchte jetzt mal deinen neuen Teil loben, nachdem du mir für dein meinen schon so gigantisches Feedback gegeben hast...
Ich bin begeistert von der Idee und du weißt ja inzwischen hoffentlich, dass ich deinen Schreibstil liebe.

Aber ich bin jetzt auch mal stolz auf mich, weil ich es tatsächlich geschafft hab, den neuen Teil fertig zu bekommen :)
Viel Spaß beim Lesen wünsche ich.


Vor einiger Zeit war sie wohl tatsächlich noch der Engel gewesen, dessen Erscheinungsbild wohl das Einzige war, das sie inzwischen von diesem wundervollen Wesen, dieser schönen Seele noch besaß. Weshalb oder gar zu welchem Zeitpunkt diese Veränderung stattgefunden hatte, konnte ich unmöglich sagen, so sehr ich vor allem in letzter Zeit versucht hatte, gerade dies herauszufinden.
Sie war meiner Wahrnehmung entglitten, hatte sich in einer Weise verändert, die ich nie auch nur gewagt hatte, vorherzusehen. Und daran gab ich mir die Schuld. Ich hatte ihr vor den Augen all jener Menschen, die mir etwas bedeuteten, die mir in dieser Welt am Herzen lagen, gestanden, dass sie die einzige Frau in meinem Leben war, die mich je wirklich verstanden hatte, die mich je wirklich berührt hatte. Ohne auch nur einen Augenblick zu zögern, hatte ich diesem Himmelswesen mein Herz zu Füßen gelegt, sie in meine Arme genommen und am liebsten hätte ich diese traute Zweisamkeit nie wieder abgebrochen.
Es war mir egal, dass Hunderte von Menschen mit maßlos neugierigen Blicken unseren Kuss, aus dem reine Zuneigung und Vertrauen sprachen, beobachtet hatten und in den Zeitungen und Nachrichtensendungen der Welt dieses Ereignis bis ins kleinste Detail verfolgt wurde.
Noch Tage nach dem eigentlich Geschehen konnte ich die Worte meiner Liebeserklärung, meines Treueschwures an dieses bezaubernde Wesen aus den Lautsprechern der Stereoanlagen und Fernseher hören. Doch davon ließ ich mich nicht beirren und der Zauber dieses magischen Momentes schien nur noch stärker zu werden, je mehr ich darüber hörte oder je öfter ich darauf angesprochen wurde.
Doch sie schien wie ein scheues Reh vor der Öffentlichkeit davonzulaufen. Die Kameras und Interviews waren ihr zuwider. Viel lieber wollte sie in ihren eigenen, stillen kleinen Welt leben, ihre Privatsphäre besitzen und ihre Zeit nur mit mir teilen.
Ich allerdings war so stolz auf ihre Schönheit, auf ihr sanftes Wesen, ihre Engelsgeduld. Ich war stolz darauf, dass sie mich liebte, mir ihre Zuneigung schenkte und mir ihr Jawort gegeben hatte. Der ganzen Welt wollte ich zeigen, wie glücklich ich war und wie sehr sie mein Leben verändert hatte. Ich war nicht mehr der sinnlose Herumtreiber, der faule Sohn, der das hart erarbeitete Geld seines Vaters in diversen Saufgelagen durchbrachte.
Durch sie war ich zu einem neuen Menschen geboren. Ein achtbarer, verantwortungsbewusster und vernünftiger Mensch hatte sich aus mir allein durch ihre Hilfe entwickelt.
Inzwischen aber schien es, als hätte sie alle meine schlechten Eigenschaften in sich aufgenommen, um mir ihre guten schenken zu können. Und ihr Körper hatte die Last dieses schlechten Charakters nicht ertragen und war darunter zusammengebrochen, um noch weiter abzusinken, als ich es jemals bei mir selbst für möglich gehalten hätte.​
 
Der neue Teil gefällt mir wieder sehr gut, sollte mir ein Beispiel daran nehmen, wie du die Sätze formulierst. Manchmal gelingt es mir, manchmal schreib ich alles einfach nur runter. Ich denke, ich sollte nur dann schreiben, wenn ich auch wirklich kreativ bin... Anyway, hier ist mein dritter Part der Geschichte...

Julia verstand die Reaktion der Frau nicht. Sie erwartete eine andere. Nicht, dass ihr die Reaktion der alten Dame nicht gefiel; Julia war nur etwas verwundert. Anscheinend war diese Frau einfach nur verbittert, da sie nur selten Besuch bekam. Nur eine viertel Stunde, höchstens eine halbe, würde es dauern, dann könnten sie wieder gehen. Während Julia den Kindern einen aufmunternden Blick zuwarf, öffnete sich die Eingangstüre. Voller Neugier blickten die Kinder durch die Türe. Die gekrümmte Gestalt trat ins Haus und fragte, ohne sich jedoch umzudrehen.

„Wollt ihr noch länger in der Kälte herumstehen!? Na los, tragt euer Gedicht vor. Glaubt ihr, ich heize für draußen!?“

„Ihr habt gehört, was die Dame gesagt hat. Also, Angelika, beginne.“

Im Gegensatz zu Frau Linden klang Julias Stimme sanft und freundlich; doch in ihrem Inneren war es alles andere als ruhig und harmonisch. Innerlich brodelte es, wie in einem Vulkan, kurz vor dessen Ausbruch. So gerne hätte sie der Alten eine geknallt. Es hätte zwar nichts gebracht, Julia hätte sich jedoch danach bestimmt besser gefühlt.
Angelika nickte und trat einen Schritt vorwärts.

"In dunkler Nacht ist uns erschienen,
ein Stern, der uns nicht ruhen ließ.
Wir folgten ihm auf seinen Wegen,
zu sagen, was er uns verhieß."​

Kaum hatte sie ihren Spruch aufgesagt, trat sie ein paar Schritte zurück und machte den als Kaspar verkleideten Phillip Platz, der sogleich mit seiner Strophe begann.

„Gottes Sohn ist uns geboren,
freudig rufen wir es aus.
Frieden wünschen wir den Menschen,
Gottes Segen jedem Haus.“

Nach Vollendung seines Verses wechselten er und Dominik die Plätze, sodass letzterer als Melchior sein Sprüchlein aufsagen konnte.

„Hütten, Zelte, Keller, Strassen,
Kinder nennen dies ihr Heim.
Ihre Welt soll heller werden,
dazu laden wir euch ein.“

Nun, nachdem Melchior zu Ende gesprochen hatte, erhob der letzte Heilige das Wort. Dazu tauschten Dominik und Wolfgang die Plätze.

„Eure Gaben, die wir sammeln,
helfen Kindern Zukunft geben.
Und was wir zusammentragen,
bringe Freude in ihr Leben.“

Nur noch eine Strophe, dann konnte die Gruppe das Haus endlich betreten. Daniel trat vor und sagte den letzten Vers auf.

„Gottes Segen euch geleite,
durch dieses neue Jahr euch führ'
Christus mansionem benedicat
schreiben wir nun an diese Tür."

Während dieser Worte hob Julia Daniel hoch, sodass er die Zeichen

19+C+M+B-96

mit Kreide auf den Türstock über der Türe kritzeln konnte.

Nun, wo das Sprüchlein zur Gänze aufgesagt war, winkte Frau Linden die Kinder zu sich ins Haus. Das Vorzimmer war groß und wunderschön eingerichtet. Direkt neben der Eingangstüre befand sich ein kleiner Tisch mit einer Büste darauf, gefolgt von einem großen Doppelkasten. Jedes Möbelstück war aus einem schönen, dunkelbraunen Mahagoniholz geschnitzt, welches sehr gepflegt aussah. Der Parkettboden war aus einem helleren Holz, auf dem ein schöner, rötlich gehaltener Teppich lag. Zusammen mit der hässlichen, aber gut dazupassenden Tapete wirkte der Raum freundlich und warm. Die Kinder kamen aus dem Staunen nicht mehr heraus, erst Recht nicht, als sie das Wohn- und Esszimmer betraten. Für jedes Kind standen bereits Teller mit Keksen und Tassen mit Tee oder Kakao auf dem großen Esstisch. Es sah nicht nur fabelhaft aus, es roch auch sehr angenehm nach frischen Keksen. Doch eine Sache verwunderte Julia. Jeder Sitzplatz war anscheinend maßgeschneidert für ein bestimmtes Kind. So gab es für Daniel ein paar Vanillekipferl und einen Früchtetee, für Angelika Lebkuchen und Kakao. Julia war die Situation unheimlich.
 
Also ich finde, dass es dir im neuen Teil schon gelungen ist, denn inhaltlich gefällt er mir sehr, da jetzt endlich mal eine deutliche Anspielung auf den mysteriösen Aspekt kommt ;)
Aber ich bin auch der Meinung, dass du wie immer gut geschrieben hast.

Hier ist dann mal mein neuer Teil. Hm, ich glaube, ich kann gar nichts anderes dazu sagen, als zu den bisherigen Teilen... :)



„Du hast es getan. Du ganz allein.“ So dringt ihre Stimme herablassend und verachtend in meinem Ohr, obwohl sie diese Worte überhaupt nicht ausgesprochen hat.
Lediglich meine Fantasie greift die kaum sichtbaren Bewegungen ihres Mundes über den Rücken ihres Tanzpartners hinweg auf, um mit ihnen mein schlechtes Gewissen, meine Verachtung meiner selbst zu verstärken und es schon fast unerträglich zu machen.
Und vielleicht ist es wirklich allein durch mich erst soweit gekommen. Statt ihre Wünsche und Bitten zu respektieren und sie aus der Öffentlichkeit herauszuhalten, habe ich dieses Bestreben einfach nicht verstehen können. Weshalb sollte man davor Angst haben? Und so hatte ich wahrscheinlich ihre erste wichtige Bitte, die sie an mich gerichtet hatte, ohne auch nur eine Sekunde darüber nachzudenken, einfach abgeschmettert.
Gemeinsam hatten wir den Ball besucht. Sie wirkte an meiner Seite wie eine zerbrechliche, verletzliche Schönheit und ihr Aussehen rief bei den Männern Bewunderung, bei den Frauen Neid hervor. An diesem Abend wirkte sie in ihrem elfenbeinfarbenen Kleid tatsächlich wie ein Engel, der unter den normalen Menschen hervorstach, wie eine einzige in Rot gekleidete Person unter lauter Schwarz Gekleideten.
Ihr leichtes Zittern und ihren abwesenden Blick hatte ich als Nervosität ausgelegt, keineswegs als Angst vor dieser großen Menschenmenge, wo jeder jeden einzelnen ihrer Schritte verfolgte und jede einzelne ihrer Gesten beobachtete. Sie war im Mittelpunkt des Interesses gestanden und ich hatte nicht bemerkt, wie sehr sie dies verabscheute und wie sehr sie dadurch eingeschüchtert war.
Natürlich konnte man keineswegs meine Gefühle für sie leugnen. Sie war der erste Mensch, den ich wirklich an mich hatte herankommen lassen, der mich dann auch wirklich berührt und verstanden hatte und ich erwiderte ihre Gefühle aus tiefstem Herzen. Ich liebte sie und sie wird wahrscheinlich auch der einzige Mensch sein, von dem ich dies je mit solcher Sicherheit sagen kann.
Doch dies hat sich in der Zwischenzeit verändert und den Grundstein dazu hatte ich wahrscheinlich schon an jenem Abend, kurz nach unserer Verlobung, gelegt. So tiefe Gefühle ich auch für sie empfand, in der Gesellschaft all dieser Menschen dachte ich lediglich an mich selbst und nutzte den guten Einfluss, den ihre Anwesenheit auf meine Popularität hatte.
Hatte ich ihr noch zu Hause versprochen, nicht von ihrer Seite zu weichen, ließ ich sie nach den ersten wenigen Minuten schon umringt von neugierigen Verwandten bis hin zu flüchtigen Bekannten stehen, um mich mit meinen Geschäftspartnern zu unterhalten.
Selbst als ich schon wieder am frühen Morgen erschöpft in unser Haus zurückkehrte und mich zu ihr ins Bett legte, fiel mir ihre betrübte Stimmung nicht einmal auf und ich hielt es erst recht nicht für nötig, nachzufragen, ob es ihr überhaupt gefallen hatte.
Schweigend ertrug sie meine Begierden und noch nicht einmal das machte mich stutzig.
Doch weshalb erkenne ich all diese Fehler, die ich gemacht habe, erst jetzt, wo es zu spät ist?​
 
Ich hoffe, ich bekomme mein Notebook bald wieder. Obwohl ich es recht gut finde, nicht die ganze Zeit davor zu sitzen und zu schreiben. Pause tut manchmal richtig gut! ;)

Deinen neuen Teil finde ich sehr gelungen, echt Klasse! Freue mich schon auf deinen nächsten Teil. Bin gespannt, wie es weiter geht. :) So, hier nun ein neuer Part von mir, viel Spaß beim Lesen...

Sie war auch diejenige, die sich zuletzt hinsetzte und das Geschehen misstrauisch beobachtete. Das Wohnzimmer sah nicht nur schön und gemütlich aus, es machte auch einen warmen und freundlichen Eindruck. Die mit glänzenden Goldleisten verzierten Kästen aus dunkelbraunem Mahagoniholz; der etwas hellere Holzboden, der sich unter dem schönen und weichen Perserteppich versteckte; der mit vielen Mustern verzierte Kamin, von dem das Geräusch von brennendem Holz an die Ohren der Kinder trat, die schwarze, aus Leder hergestellte, Sitzgarnitur, bestehend aus einem breiten Sessel und einem großem Sofa, ein großer, mit Gold verzierter Globus, welcher zwischen Sofa und Sessel stand; einen Tisch aus solidem Mahagoniholz, welcher sich vor dem Sofa befand, einen ebenfalls aus Mahagoni gebauten Esstisch, um welchen sechs gepolsterte Stühle standen, die drei alten Gemälde – sie zeigten die Portraits eines jüngeren, fein gekleideten Gentlemans, einer jüngeren, ebenfalls fein gekleideten Dame und das Portrait eines kleinen Jungen – welche an den freien Wänden hingen; und ein klassischer, kristallener Kronleuchter, welcher von einer mit Mahagoniholz verzierten Decke hing. Das Haus sah von innen sehr einladend aus, sodass sich Julia fragte, wie sich diese Frau nur solche eine Einrichtung leisten konnte und warum sie, wenn sie genügend Geld besaß, die Außenfassade nicht renovieren. Doch traute sie sich nicht fragen, da sie vermutete, Frau Linden könnte sich erneut aufregen. Alles, was Julia wollte, war schnell wieder zu verschwinden.

„Leben sie hier alleine in diesem großen Haus?“

„Ja, seit mein Mann vor etlichen Jahren starb.“

„Mein Beileid.“

„Dein Beileid brauche ich nicht. Nicht von dir und nicht von jemand anders. Es heißt, die Zeit heilt alle Wunden, doch das ist eine Lüge. Wir verdrängen und vergessen, doch der Schmerz bleibt und bohrt sich mit jeder Erinnerung erneut tief ins Herz.“

Die Lava im Inneren begann erneut zu kochen. Egal, was sie sagte, Frau Linden reagierte schroff. So gerne hätte Julia die gekrümmte Kreatur zurechtgewiesen, doch versuchte sie sich stattdessen zu beruhigen. 'Beruhige Dich, Julia. Nur nicht aufregen. Einfach versuchen zu ignorieren.' Die Alte konnte noch so unhöflich sein, doch Julia wusste, dass sie es nicht so meinte. Julia glaubte in den Augen der verbitterten Frau etwas zu erkennen, das alles andere als unhöflich und zurückweisend war. Dies hörte sie auch an dem Ton, wie Frau Linden die beiden letzten Sätze gesagt hatte. Wurde sie durch dieses Thema etwa weich? Julia wurde neugieriger, traute sich jedoch nur harmlose Fragen auszusprechen.

„Sind sie das auf diesem Bild hier?“

„Ja, das bin ich.“

„Sie sehen wunderschön aus auf diesem Bild hier.“

„Danke sehr.“

Julia glaubte sich verhört zu haben. Hatte sie sich gerade eben bedankt? War dies wirklich ein Akt der Freundlichkeit? Geschahen hier wirklich noch Wunder?

„Der Junge auf dem Bild neben ihren; ist das ihr Sohn?“

„Ja, das ist er.“

„Haben sie viel Kontakt zu ihm?“

„Ich sehe ihn sozusagen täglich... Aber nun hast du genug Fragen gestellt. Iss und trink erst einmal. Ich habe die Kekse selbst gebacken und wäre gekränkt, würdet ihr sie nicht essen. Also; esst!“
 
Es tut mir leid, dass ich es inzwischen noch nicht zu einem weiteren Teil geschafft habe, aber ich hatte heute ein Klausur und morgen eine weitere, sodass ich noch nicht dazugekommen bin, weiterzuschreiben.
Ich denke aber, dass ich am Wochenende dazukomme. Ich werde diesen Beitrag dann editieren :)

*Juhu* Ich habs tatsächlich geschafft (und das, wo am Dienstag noch eine Klausur ansteht). Naja, ich sollte mich wohl besser erst freuen, wenn ich den nächsten Teil innerhalb dieser Woche schaffe ;)
Aber hier jetzt erst mal der aktuelle Teil.



Von Anfang an wusste sie, dass sie eine große Familie haben wollte. Sie wollte das Getrappel von Kinderfüßen auf den Fluren unserer Villa hören, die sonst nur von der Stille durchzogen waren. Sie wollte jemanden haben, um den sie sich kümmern konnte, wenn ich mich die Geschäfte kümmerte. Sie wollte nicht den ganzen Tag alleine in dem riesigen Haus sein, das sie schier zu erdrücken schien.
Die einzigen Menschen, mit denen sie normalerweise Kontakt hatte, waren ihre Schwiegermutter, die wahrscheinlich viel zu oft nach dem Rechten sah, sowie die Hausangestellten und Gärtner.
In die Öffentlichkeit wollte sie nicht, da das nur wieder alle Aufmerksamkeit auf sie gelenkt hätte und mit ihrem alten Leben, ihren alten Freunden, ihrer Familie hatte sie nicht mehr viel zu tun, da alle stets versucht hatten, ihr eine Beziehung mit mir auszureden und sich teilweise sogar von ihr distanziert hatten.
Ich habe keine Ahnung, was sie den ganzen Tag über allein zu Hause tat und, um ehrlich zu sein, zu diesem Zeitpunkt war es mir egal. Ich kam spät abends von der Arbeit zurück und wenn sie da war und auf mich wartete, war alles in Ordnung.
Nur an diesem einen Abend wusste ich sofort, dass etwas nicht stimmte. Sie wirkte irgendwie abwesend, schien nicht zu wissen, was um sie herum geschah und hatte auch das Essen viel zu stark gewürzt. Und während wir noch bei Tisch saßen, erzählte sie mir von ihrem Wunsch nach einem Kind. Bevor ich irgendetwas sagen konnte, beteuerte sie mir schon, dass ihr klar sei, dass Kinder nicht unbedingt in meinen Karriereplan passten, zählte dafür aber auch unzählige Gründe auf, die für ein Kind sprachen.
Doch nicht ihre Argumente überzeugten mich, sondern das strahlende Funkeln, das bei den Worten über ein kleines Baby in ihren Augen aufleuchtete und ihre Schönheit noch mehr betonte. Diesem Blick konnte und wollte ich nicht widerstehen. So egal mir eigentlich das Familienleben war, so sehr wollte ich doch, dass sie glücklich war. Sie sollte zufrieden sein.
Natürlich war es mir bei weitem nicht immer möglich, zu wissen, was sie brauchte, um glücklich zu sein. Doch wenn es mir so deutlich präsentiert wurde wie an jenem Abend, zögerte ich kaum, zuzustimmen.
Und tatsächlich hatten wir an diesem Abend den besten Sex, an den ich mich in meinem ganzen Leben erinnern konnte – und ich hatte bisher nicht wenig sexuelle Erfahrungen gemacht.
Sie war ganz anders als sonst. Viel offener, freudiger und keineswegs abwesend, wie ich sie sonst kannte, wenn ich spät nachts, gerade erst von der Arbeit zurück, noch mit ihr zusammen war.
Wahrscheinlich liebte ich sie in diesem Augenblick am meisten, auch wenn es oberflächlich erscheint. Doch bisher war mir einzig und allein in diesen wundervollen Momenten bewusst, dass sie mich ebenso liebte, wie ich sie, denn ich teilte meine Zeit viel zu selten mit ihr, um ihr die Möglichkeit zu geben, mir ihre Gefühle zu zeigen.
Im Nachhinein beurteilt schien sie für mich wie ein Objekt zu sein, ein Statusobjekt, das man sich kaufte, in sein Haus stellte und bei Gelegenheit den Nachbarn, Freunden und Bekannten vorführt. Es klingt unmenschlich und herzlos, dass ich sie über sie dachte, doch alleine schon die Ehe meiner eigenen Eltern hatte mir deutlich gemacht, dass die Aufgaben der Frau lediglich im häuslichen und repräsentativen Bereich lagen. Und niemand kann mir unterstellen, dass ich sie nicht geliebt hätte, denn ohne Liebe hätte ich niemals geheiratet, da eine Ehe in meiner Lebensplanung nicht einmal enthalten war.
Doch dass diese Liebe zu ihr an meiner Einstellung nichts geändert hatte, sehe heute immer noch als Ausgangspunkt für alle folgenden Probleme an.​
 
Nach längerer Pause folgen hier die Fortsetzungen beider Geschichten. Zug um Zug setzen sich die Teile zusammen und ergeben zwei große Bilder - eines von Birgit, eines von mir. Ich freue mich auf die kommenden Teile von dir, Birgit. Doch bevor ich ihn lese, sollte ich mir deine Geschichte nochmals von Anfang an durchlesen. Immerhin liegt der letzte Beitrag schon ein paar Monate zurück. ;)

Zögernd blickte sie die anderen an, die bereits zugelangt hatten. Sie machten einen zufriedenen Eindruck, wenngleich sie etwas skeptisch war. Doch wolle sie Frau Linden wirklich noch mehr verärgern? Julias Vulkan sollte schlummern. Sie wollte sich nicht unnötig aufregen, also nahm sie vorsichtig ein Keks und biss ab. Julia war von dem Geschmack des Kekses begeistert, denn er schmeckte um vieles besser als die Bäckereien ihrer Mutter. Mit jedem Bissen, den sie sichtlich genoss, sank sich die Vorsicht.

„Die Kekse... Sie schmecken toll... Wirklich...“

Nach wenigen Minuten leerte sie ihren Teller komplett und blickte zu Frau Linden. Julia hatte sich wieder beruhigt, anscheinend genauso wie die Alte. Hatte sie gerade ein winziges Lächeln auf den Lippen des Drachen gesehen? Vielleicht war es auch nur Einbildung. Keine Gedanken verschwand Julia jedoch mit der Frage, warum sie die Kekse aß, obwohl sie vorher noch misstrauisch gewesen war. Diese Gedanken waren wie verflogen. Sie wollte lediglich wissen, wie sie verteilt wurden.

„Nach welchem Prinzip haben sie die Kekse und Getränke verteilt, wenn ich fragen darf?“

„Was ist denn das für eine dumme Frage? Ich habe sie irgendwie aufgeteilt.“

War alles nur Zufall? Julia war skeptisch, immerhin waren es zu viele Plätze zu decken. Frau Linden musste schon sehr viel Glück gehabt haben, als sie die Kekse und Getränke verteilte. 'Wem mache ich etwas vor? Sie konnte es gar nicht wissen.' Schnell verwarf sie ihre Verschwörungstheorien wieder, denn genauso wie die Kinder fühlte sie sich hier wohl. Warum also diese Skepsis? Dieses Haus strahlte eine Wärme aus, wie Julia sie noch nie zuvor gefühlt hatte. Nicht einmal bei sich zu Hause. Die Einrichtung, die Atmosphäre, das Zusammenspiel des Ganzen wirkte beruhigend auf sie. Selbst Frau Linden war plötzlich nicht mehr so mürrisch wie noch zuvor, als sie sich draußen im Freien befanden. Langsam manifestierte sich in Julia wirklich der Gedanke, sie sehe die Alte tatsächlich lächeln.

„Es gäbe noch etwas im Haus, das darauf wartet, von euch entdeckt zu werden.“

„Was denn?“

„Das werdet ihr schon sehen.“

Daniel, der sich zuvor noch gefurchten hatte, meldete sich ohne eine Sekunde zu zögern und blickte fragend zu Julia. Sie hingegen zögerte eine Sekunde.

„Wir dürfen doch, oder, Julia? B-I-I-I-T-T-E!“

„Ihr müsst auch nicht. Je früher ihr geht, desto früher habe ich wieder meine Ruhe. Ich dachte nur, ihr wollt vielleicht den Rest des Hauses sehen.“

Julia zögerte, denn sie war sich nicht sicher, ob dies eine gute Idee sei. 'Nur eine viertel, höchstens eine halbe Stunde... Es würde doch länger dauern, doch wenn die Kinder unbedingt wollen? Die Alte würde sich auch sicherlich darüber freuen.'

„Wie könnte ich da nein sagen? Sicherlich dürft ihr. Es wäre mir sogar eine Ehre, ihr wunderschön eingerichtetes Haus zu besichtigen. Ich hoffe, wir machen ihnen dadurch keine Umstände?“

„Ihr macht mir schon keine Umstände. Esst zuerst auf, dann zeige ich euch den Rest des Hauses.“

Das ließ sich Daniel nicht zweimal sagen und schlang seine letzten Kekse hinunter. Angelika und die anderen schüttelten nur die Köpfe, dann aßen sie langsam und genüsslich ihre Kekse auf.

„Worauf warten wir? Los, gehen wir. Lo-os!“

„Nur die Ruhe, kleiner Mann. Es gibt keinen Grund zur Eile. Hier läuft dir nichts davon.“
 
So, ich habe mir mal alles durchgelesen und mir sogar Notizen gemacht ;)

Ich fange mal mit meinen Kritikpunkten an:

zu "Das alte Haus"

Die
gefällt mir nicht... sie kommt mir einfach einfach unpassend vor, aber ist eher einfach so ein Gefühl ;I

ihm noch rechtzeitig die Hand vor dem Mund geben
"halten" fände ich passender. Kann aber sein, dass "geben" umgangssprachlich ist, kommt mir aber komisch vor.

Die Frau blickte Julia entsetzt drein, wirkte auch etwas eingeschüchtert.
Da stimmt doch irgendwas nicht oder bin ich grad durcheinander?

Dazu tauschten Dominik und Wolfgang platz,
Kommt mir wieder etwas abstrus vor... ^^"

Bei dir fällt mir außerdem auf, dass mir die wörtliche Rede häufig irgendwie nicht gefällt:

Finde ich beispielsweise eher unpassend für eine 80-jährige Frau.

Danke, ich fühle mich durch diese Aussage richtig geschmeichelt
Und das wirkt für mich aufgesetzt

zu der anderen Geschichte ohne Titel:

Ja sie hat keinen Titel, aber ich mag persönlich auch keine Titel ;)
Der Anfang gefällt mir bisher besser, weil man eher wenig weiß... inzwischen wirkt es zu deutlich...

Und jetzt zu den positiven Dingen:

- die erste Geschichte ist rein thematisch nicht so mein Ding, aber wirkt auf jeden Fall so als würde sie noch eine Menge hergeben :)
Ja, sie weckt ein: möchte ich gerne weiterlesen- Gefühl =)

- die zweite Geschichte gefällt mir vom Schreibstile her besser,doch es scheint mir so, als würde der Anfang mehr versprechen, als der Rest der Geschichte einhält, weil ein Spannungsbogen fehlt, aber ich lasse mich gerne überraschen ;)
 
taraia schrieb:

Zwei Wörter, jedem ein Begriff, an Stelle von Beschreibung, billig. Meinen Kopf senke und mich zum Schämen in die Ecke stelle. ;)

taraia schrieb:
Bei dir fällt mir außerdem auf, dass mir die wörtliche Rede häufig irgendwie nicht gefällt.

Um Dialoge habe ich mich eigentlich noch nie so richtig gekümmert. Erst seit ein paar Monaten lese ich die ein oder anderen Tipps, Gespräche im Text zu verbessern. Für alle Tipps und Kritiken bin ich offen, also, falls du welche hast: nur her damit.

- die erste Geschichte ist rein thematisch nicht so mein Ding, aber wirkt auf jeden Fall so als würde sie noch eine Menge hergeben :)
Ja, sie weckt ein: möchte ich gerne weiterlesen- Gefühl =)

Mir würde es reichen, wenn ich sie zu Ende schriebe. Ich werde mich jedenfalls bemühen, sonst könnte ich es ja gleich bleiben lassen. ;)

Danke für die konstruktive Kritik,
Harald
 
So, jetzt muss ich mich erst mal über deinen neuen Teil beschweren ;) weil du ja wieder mal überhaupt nichts verrätst und auch schon schreibst, dass du es vielleicht gar nicht mehr tun wirst. Ansonsten finde ich die Fortsetzung aber wie immer gut geschrieben und es ist wirklich so, dass man darauf wartet wie es weitergeht, weil man eben nicht weiß, was los ist.

@taraia
Zuerst mal Danke für deinen Kommentar :) In dem Fall dieser Geschichte muss ich mich deiner Vorliebe für keine Titel anschließen *g*


Der Anfang gefällt mir bisher besser, weil man eher wenig weiß... inzwischen wirkt es zu deutlich...

Wie meinst du das genau mit zu deutlich?

Und dann noch dazu, dass meine Geschichte keinen Handlungsbogen hat: Dem stimme ich eigentlich auch zu, da es sich hier eigentlich eher um die Gedanken der Hauptperson gehört. Und die gehen etwas durcheinander, drunter und drüber... Die Handlung ist nur sehr versteckt - wenn überhaupt - vorhanden ;)


So, jetzt aber mal mein neuer Teil:



Langsam setze ich das Glas wieder ab, das ich soeben an meine Lippen führen wollte, um einen weiteren Schluck des tiefroten Weines zu trinken, von dem ich am heutigen Abend wahrscheinlich schon viel zu viel zu mir genommen hatte – zumindest den leeren Flaschen nach zu urteilen, die vor mir auf dem Tisch standen.
Immer wieder glitt mein Blick zu ihr, folgte ihrer stetig tanzenden Gestalt. Sie schien nie müde zu werden und jedes Mal aufs Neue, wenn ich zu ihr sah schien es, als würde sie meinen Blick geradezu suchen, um mir erneut ein schlechtes Gewissen zu verschaffen und es mir nicht zu erlauben, zu vergessen. Und immer wieder schien sie mich direkt dazu zu veranlassen, noch einen Schluck aus meinem Glas zu nehmen. Und erneut musste ich nachschenken.
Doch wieder konnte ich meine Gedanken nicht zurückhalten und der Saal begann vor mir zu verschwimmen, um den Erinnerungen an jene Tage Platz zu machen, die mein Leben so stark beeinflussen sollten.
Wir hatten eine wundervolle Phase in unserer Ehe gehabt, in der ich mehr Zeit zu Hause bei ihr verbracht hatte, als ich es jemals für möglich gehalten hätte. Ich vernachlässigte sogar Geschäfte und dies schien mir bei weitem nicht ähnlich. Doch der Wunsch nach einem Kind hatte sie so beflügelt und unserer Beziehung einen solch enormen Antrieb verliehen, dass es mir fast unmöglich schien, sie allein zu lassen. Ein einziger Blick aus ihrer wundervollen Augen und ein zaghaft geäußerter Wunsch, noch einmal zu versuchen, ein Kind zu zeugen, und ich vergaß alles um mich herum. Für jemand anderen mag es vielleicht so scheinen, als wäre es die Liebe zu ihr, die mich dies tun ließ, die mich bei ihr bleiben ließ, doch zu meiner Schande muss ich gestehen, dass ich eher an dem wundervollen Sex interessiert war, den wir in dieser Zeit hatten. Ich konnte es nicht ändern, doch zu dieser Zeit war sie so anders als sonst, schien ihre Hemmungen hinter sich zu lassen und in meinem Egoismus konnte mir nichts besseres passieren, sodass ich die Situation ausnutzte.
Allerdings gelang es uns wohl über ein halbes Jahr lang nicht, ein Kind zu zeugen und je länger ihr Herzenswunsch unerfüllt blieb, desto mehr wurde sie aus ihrer rosafarbenen Wunschwelt auf die Erde zurückgeholt. Ihr wurde klar, dass es ihr anscheinend nicht vergönnt war, ein Kind zu bekommen und langsam aber sicher distanzierte sie sich von mir und wie es mir schien, auch von der Welt.
 
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So, nun habe ich den Text von dir komplett gelesen und finde ihn sehr gut. Das Thema und vor allem dein Schreibstil gefallen mir, nur fande ich es kurzzeitig (ein Beitrag glaub ich) etwas langatmig. Ich denke nicht, dass ein Spannungsbogen fehlt, eher denke ich, dass hier und da etwas gekürzt gehört. Auch wenn die Gedanken der Person nicht unwichtig sind. Aber es heißt doch: in der Kürze liegt die Würze. Ich bin jedenfalls gespannt wie es weiter geht, denn wie gesagt finde ich die Geschichte interessant. Weiter so! :)

Diese Kurzgeschichte, meine Kurzgeschichte, ich mochte sie von Anfang an irgendwie nicht. Doch nun, wo ich mich lange damit auseinander gesetzt habe (bevor ihr den Teil lest, bitte die überarbeitete Version oben lesen!) und schon beinahe am Ende bin (hier in meinen Block geht die Geschichte mittlerweile einige Seiten weiter als ich hier poste ;)), habe ich dieses Kind zu lieben gelernt. Die Geschichte selbst gefällt mir auch mittlerweile gut (auch die Dialoge) und ich bin selbst schon gespannt, wie es weiter gehen wird. Ich denke, jetzt klappt es bei mir wieder mit dem Schreiben. :)

Daniel musste nicht lange warten, aber dadurch, dass er so neugierig war, was es noch zu sehen gab im aus, vergingen diese wenigen Minuten sehr langsam. Ungeduldig rutschte er am Sessel umher und beobachtete die anderen, wie sie ihre letzten Kekse aßen.

„So, alle haben aufgegessen. Dürfen wir jetzt aufstehen? Ich möchte den Rest sehen!“

„Natürlich, Kleiner. Kommt, ich zeige euch, was es oben noch alles gibt.“

„Au, ja!“

„Wenn es ihnen nichts ausmacht, werde ich hier unten warten.“

Julia machte nicht den Eindruck, als wolle sie den ersten Stock sehen. Hier im Wohnzimmer fühlte sie sich wohl, hier wollte sie sich etwas ausruhen.

„Wenn du meinst… Alle anderen kommen mit?“

Sie nickten alle – Angelika, Daniel, Dominik, Phillip und Wolfgang.

„Auf geht’s!“

Zusammen mit Frau Linden verschwand die Gruppe aus dem Wohnzimmer. Kurz darauf hörte sie ein lautes Knarren und Stampfen. Während die Kinder und die alte Dame die Treppen in den ersten Stock stiegen, wurden die Stimmen leiser und zunehmend unverständlicher. Endlich wurde es ruhig um Julia. Nur, wenn Julia genau aufpasste, konnte sie Schritte von oben hören. Sie stand auf und ging im Wohnzimmer umher, sah sich die Gemälde an. Es waren welche von sehr guter Qualität. Beim Anblick des Gesichts der Frau fiel Julia auf, dass die Frau am Bild glücklich und zufrieden aussah. Nicht mit jener verbitterten und gebrechlichen Dame zu vergleichen, welche die Gruppe zu Keksen in ihr wunderschönes Haus einlud. Was ihr wohl seit der Zeit, in der das Gemälde entstand, alles passiert war? Vielleicht war ihr Mann oder sein Tod ausschlaggebend dafür, dass sie so verbittert wurde. Oder aber vielleicht der Sohn? Vielleicht war sie auch einmal schwer erkrankt gewesen oder ausgeraubt worden? Julia wusste es nicht – woher auch -, stellte aber viele Überlegungen an. Ihre Gedanken sponnen ein riesiges Netz aus Vermutungen, in welches sie abtauchte und so alles rund um sich vergaß. In diese Welt tauchte Julia gerne ein, verlor sich manchmal sogar stundenlang darin. Nach der Schule, als sie auf dem Heimweg war, kam sie früher an einer großen Wiese vorbei. An schönen Tagen legte sie sich für ein paar Stunden hin, schloss ihre Augen und tauchte ab in eine andere Welt – in ihre phantastische Traumwelt. Dort konnte sie tun und lassen, was immer sie wollte. Abends freute sie sich immer, wenn sie sich ins Bett legen konnte. Dort lag sie, starrte auf die weiße Decke und versank in einer bunten und freundlichen Welt voller Freude und Spaß.

Als sie wieder aus der Gedankenwelt zurückkehrte, fragte sie sich, wo die Kinder solange blieben. Sicherlich waren schon fünfzehn bis zwanzig Minuten vergangen. Fünfzehn bis zwanzig Minuten, in denen sie in den Gedanken geschwelgt und ihre Umgebung vergessen hatte. Rund um Julia war es leise. Egal wie sehr sie sich konzentrierte, sie hörte keinen einzigen Schritt, keinen einzigen Laut. So beschloss sie, nach den Kindern zu sehen. Sie ging zur Treppe und blickte hinauf. Noch immer war es still im Haus, nur ihre eigenen Geräusche drangen an ihr Ohr.
 
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