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Eine Kurzgeschichte

Fragzer

1.000er-Club
Registriert
2 August 2004
Beiträge
1.610
Ka, wo ich die hätte hinstellen sollen, ist keine Fortsetzungsgeschichte, sondern schon fertig. Ist bestimmt ein ausgelutschtes Thema, aber war so ne spontane Idee.





Tausend kleine Schmetterlinge! Er wusste, dass sie kamen, noch bevor er sie sah. Sie flogen wild umher, wie um ihn mitzunehmen. Doch sein Blick war verschleiert. Den Schleier hatte er schon bei seiner Frau erkannt, bevor er ging. Ihre Augen waren von Tränen benetzt, ihre wunderschönen Augen. In den Flügeln der Schmetterlinge glaubte er, sie tausendfach wiederzuerkennen. Wenn das das Letzte war, was er gezeigt bekam, würde er ruhig bleiben. Das war er bis jetzt nicht, es gab keine Zeit dafür, obwohl er schon länger hier war. Doch Zeit hatte nicht die Bedeutung wie einst. Sein Sohn kauerte flehend in der Tür, doch er wandte sich ihm nicht zu, denn ihm fehlte die Zeit. Friedliches Beisammensein wurde durch lautes Getöse und widerhallende Schreie ersetzt. Sie durchpflügten seinen Kopf, als wären es tausend kleine Holzwürmer. Doch die Geräusche wurden in den Hintergrund gedrängt. Er sah immer wieder seine Frau und seinen Sohn im Türrahmen stehen. Abschied. Bis dahin hatte er die Bedeutung dieses Wortes nur erahnen können, jetzt erfuhr er es am eigenen Leib. Natürlich war er nicht der einzige. Die zwei links und rechts neben ihm konnten ebenfalls ein Lied davon singen. Wenn sie überhaupt noch die Kraft hatten, zu singen.
Er selbst verlor nun den Halt, doch das war nichts Neues. Es begleitete ihn durch sein ganzes Leben. Nie hatte er die Chance gehabt, sich niederzulassen und wenn doch, war sie nicht ersichtlich oder wurde durch irgendwelche banalen Gründe verschleiert. So wie die Augen seiner Frau. Ihr konnte er ebenfalls keinen Halt bieten, doch war es seine Schuld? Es widerstrebte ihm, hier zu sein, doch die Zeit des Weglaufens war vorbei, genauso wie die des Singens.
Inzwischen ließen sich die flatternden Falter um ihn herum gar nicht mehr zählen. Kein Grund zur Panik! Das geht vorbei. Doch genau das versetzte ihn normalerweise in Panik. Andere Umstände verlangen anderen Verhaltensweisen, oh ja, ein wirklich kluger Spruch von seinem Großvater. Er hatte ihn immer milde belächelt und jetzt waren dessen Worte sein letzter Gedankengang. Entschuldigungen konnte er nicht mehr anbringen. Wie gerne hätte er sich entschuldigt! Vor allem bei seinem Sohn. Ein stattlicher Bengel, schon kurz vor der Einschulung. Leider kam vorher die Einberufung. Er hätte es gerne miterlebt. Dann hätte er seinen Kumpels die tollen Bilder zeigen können. Bilder, so groß wie ein Gemälde. Nichts wäre zu teuer gewesen. Obwohl er nie viel Geld verdiente, wusste er damit umzugehen, und er wusste, wie man Prioritäten setzt. Doch für wen war das jetzt schon für Bedeutung?
Es schmeckte salzig. Ja, diesen Geschmack bekommt man nicht mehr weg, hat man einmal sein eigenes Blut gekostet. Und das hatte er zur Genüge. Dagegen schmeckt Abschied eher bitter. Zusammen ergibt das den Geschmack des Verlustes, den des eigenen und den derer Menschen, die man liebt. Angst vor Verlusten hatte er schon immer, und mit jedem weiteren verstärkte sie sich. Jetzt jedoch lag ihm nichts ferner. Kann man sich freuen, hier zu sterben? Gute Frage, kann man sich denn überhaupt freuen, zu sterben? Das ließ er lieber unbeantwortet, denn das sollte wirklich keiner erfahren. Außer die Schmetterlinge, sie wussten es. Deshalb waren sie hier. Sie wussten alles. Die Farben verschwammen und es wurde alles schwarz, was danach kam, konnte er nicht mehr in Worte fassen.
 
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Wow, ich musste jetzt erstmal schlucken als ich das las.
Du schreibst gut, schön gefühlvoll, wunderbar beschrieben. Ich hoffe ich bekomme bald mehr Geschichten von dir zu lesen als nur diese eine.
 
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