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Die zehn Gebote der Silbervögel

Soraya

1.000er-Club
Registriert
17 September 2003
Beiträge
3.987
Mal wieder habe ich mich entschlossen eine meiner vielen Geschichten euch zu zeigen! Hoffe sie gefällt, ich könnte sie keinem bestimmten Genre zuordnen, weil sie zum teil ziemlich real, aber auch oft nur Fantasy ist, also ein Mixed ;)
Ich wollte eigentlich anders beginnen, aber man soll ja wenigstens etwas Spannung am Anfang haben.

Ein Silbervogel breitet seine Schwingen aus und legt sie schützend um die Menschheit, liebt jeden wie seinesgleichen

Die gothische Kirche war bis auf den letzten Platz besetzt, das Sonnenlicht brach sich in den Gängen und den Buntglasfenstern des Gewölbes. Ein scheinbar schöner Augenblick, doch in der Mitte vor dem Altar stand ein Sarg in einem Meer aus Blumen, die einen süßlichen Duft verströmen. Der Sargdeckel verschließt den Menschen für seine letzte Reise. Auf den Altarstufen vor seinem Bild knien dreizehn der berühmten Silbervögel. Grazia schaute das Bild an, es zeigte ein lachendes Gesicht, fröhlich und unbeschwert, als hatte er gern in die Zukunft gesehen, der Verstorbene. Doch sie hatte ihm nie Zukunft versprechen können, sie war vorbei ehe sie begonnen hatte. Denn nun war er tot!
An ihre Ohren drang das bleierne Schweigen der Trauernden, Husten, Aufschluchzen, verstärkt und wiederhallend durch die schweren Steinmauern der Kirche. Diesen Moment würde sie ewig in Erinnerung behalten, nun musste sie die erste sein, die die weisse Lilie auf dem Sarg platzierte und ihren Segen sprechen, ihr silbern-weisses Gewand glich dem eines Engels, sie war unverkennbar eine Schönheit wie alle ihrer Art.

Silbervögel sind keine Perfektion, denn auch Perfektion offenbart Fehler, Silbervögel sind die Vollkommenheit an allem

Von draussen drang das Rauschen der Straße, fahrende Autos herein, eine Erinnerung an die ferne Wirklichkeit. Grazia beginnt zu zittern, bis zu diesem Augenblick, wo alle Blicke sich auf sie richteten, hatte sie ihre Rolle erfüllt. Unnahbar und korrekt zusammengerissen, trotz der Verzweiflung. Doch nach dem Auflegen der Rose bricht es aus ihr heraus. "Was hast du denn?", flüsterte Milan ihr zu, der in seinem ebenso prächtigen Gewand neben ihr stand. Grazia antwortete nicht. Stattdessen suchten ihre Augen das Kreuzgewölbe an der Decke nach Hinweisen ab, versteckt vielleicht. Aber dort war nichts, weder eine Frage noch eine Antwort lesbar, nur der künstliche aufgemalte Himmel. Grazia fröstelt in ihrem durchscheinenden Mantel, die Stimme des Predigers hört sie wie aus weiter Ferne: Getroffen sind wir und stehen da in fassungsloser Trauer, nehmen Abschied von einem lieben Menschen.
Trotz aller Ettikette stockt diese Heuchelei Grazia den Atem, ihre Fingerknöchel sind schon weiß geworden durch das Ballen der Fäuste, das Blut ist aus ihnen gewichen und Grazia würde am liebsten auch nur einmal aus dieser Reihe der dreizehn Silbervögel heraustreten,nur einen Schritt tun und der Menschheit die Augen öffnen, sie, die einzige die ihr Schicksal nicht ertrug...waren sie doch alle Mörder!
 
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Mh, ein sehr interessanter Anfang deiner FanFic.. ich denke, das wird noch alles sehr spannend und bin auch jetzt schon sehr neugierig, wie es weitergeht!
 
Vielen Dank für eure FBs schon nach dem ersten Teil :) Leser sind doch immer die Besten.

Der Pfarrer setzte unbeirrt seine Rede fort:" Haben wir die Zeichen der Verzweiflung nicht gesehen? Hätten wir verhindern können, was wir hier und heute jetzt beklagen?" Er steht auf der Kanzel, nur wenige Meter trennen ihn von Grazia und sie erkannte in seinem ganzen Wesen nur die Naivität, Übelkeit und Wut stieg weiterhin in ihr auf. "Warum tat er sich das an? Diese Frage wollen wir nicht loslassen, aber der heilige Geist war bei ihm, als er die Entscheidung zum Tode traf, ihn erlöste."
Grazia hatte das Gefühl keine Luft mehr zu bekommen. Warum saßen alle stumm da? Warum erhob keiner Widerspruch bei diesem verlogenen Geschwätz? Unvermittelt springt sie auf und die Absätze der kristallenen Schuhe hinterlassen ein Geräusch auf dem Steinfußboden. Milan schaute erschrocken neben sich, während der Pfarrer nun inne hielt. "Grazia, setz dich doch, das ist doch kein Benehmen!", hielt er sie vom Handeln für einen Moment ab. Ihre bernsteinfarbenen Augen flehten ihn an sie gehen zu lassen, ihre Stimme bebte vor Zorn, doch sie verschloss den Zorn in ihrem Innern, wie schon seit Jahren: "Ich ertrage das nicht Milan, wenn ich schon schweigen soll, dann wenigstens mit Würde und nicht vor ihnen." Sie deutete mit der Hand auf die Kirchengäste, die ihren Blick wie einen Vorwurf auf sie gelegt hatten. Das Würgen im Hals lässt Grazia aus der Bankreihe taumeln, an ihnen vorbei laufen, die schwere Eichentür aufreissen und hinauswanken. Milan setzte indes in der Kirche zum Reden an: "Wir zwölf entschuldigen uns für das Vergehen unserer Schwester Grazia, sie hatte einen emotionalen Ausbruch." Dann setzte er sich ausdruckslos wieder, während die Trauerfeier weiterging.
Der scharfe Wind schlug Grazia ins Gesicht, es hatte zu regnen begonnen. Stolpernd schaffte sie die Stufen vom Hauptportal herunter auf den Asphalt. Aus weiter Ferne erstrahlte von Regen und Wind unberührt der Palast der Silbervögel, doch wollte sie dorthin? War ihr Zuhause denn dort, wo sie schweigend ihr Leben verbracht hatte? Das klamme Gewand legte sich schon wie eine zweite Haut um sie und die Haare hingen in Strähnen herunter, erbärrmlich für eine von ihnen.

Silbervögel wissen was sie tun, ein Fehltritt bedeutet für sie innerlich den Tod und den Ausschluss aus der Gemeinschaft

Sie wusste, dass sie nicht verstoßen würde, auch wenn sie jetzt kniend vor dem Leichenwagen voller Schmutz ihren Gefühlen freien Lauf ließ. Sie würden kommen, denn sie brauchten sie ja noch für ihr Stillschweigen, Milan wusste, sie würde reden, ließen sie sie gehen. Doch wäre es ihr lieber er wüsste es nicht. Eine Hand erschien vor ihr und griff nach ihrer, herausgezogen aus Schlamm und Regen stand sie vor Roman, der sechste im Bunde der dreizehn: "Milan hat sich bei allen entschuldigt, du kannst zurückkehren, hab keine Angst!", versuchte er sie zu beruhigen und sie umarmte ihn wortlos und verharrte. Roman war der einzige, der noch nicht von dem Schicksal ereilt worden war und noch immer wollte sie ihn schützen, noch immer ihm begreiflich machen, dass er noch gehen konnte, sie liebte ihn wie einen kleinen Bruder. "Lass gut sein Kleiner, ich weiss doch was du sagen willst und es tut mir leid. Aber nichts ist klar, das weisst du." Eindringlich musterte sie ihn und er verstand. "Du darfst es niemandem dort draußen sagen, das weisst du doch Grazia." Alle tun so als hätte sich dr Verstorbene das Leben genommen, Grazia und Milan wussten dass es nicht wahr war und wahrscheinlich auch die anderen. "Wenn du mir helfen willst, dann hilf mir zu fliehen.", sagte sie noch und küsste Roman auf die Wange, bevor beide in die beflügelte Kutsche stiegen und Richtung Palast fuhren.
 
Wow

Du schreibst wirklich klasse und man möchte unbedingt wissen wie es weiter geht. Also las uns nicht lange warten ;)

Wirklich super Geschichte
 
Habe es nun endlich geschafft die FF zu lesen und ich kann nur sagen wie,immer das du einfach ein super Schreibtalent bist und deine Worte wie immer so voller Poesie stecken.
Gefällt mir sehr gut der Anfang und verspricht wie immer auf mehr,also hob,weiterschreiben und nicht so lange warten lassen....*gg*


~Samantha~
 
Mir gefällt der neue Teil deiner FF wieder genau so gut, wie der erste, wenn nicht sogar besser.
Die Story ist richtig schön geheimnisvoll und daher bin ich auch schon gespannt, wies weitergeht.
 
@all danke für eure netten Feedbacks, man weiss immer nie, was man sonst darauf antworten soll.

@shade schon gut kleiner...bekommst deinen teil sofort!

Silbervögel folgen unbeirrt ihrem Weg zum Horizont auf dem silbernen Pfad der Gemeinschaft

Die Gemeinschaft waren die, die gerade aus der Kirche heraustraten, angeführt von Milan: "Sie sind anscheinend schon vorgefahren, sie wird noch zu spüren bekommen, was es heisst sich zu widersetzen und zwar schon bald." Auf Hindeuten seiner Hand entstand aus der Materie eine weitere geflügelte Kutsche, die die noch verbliebenen 10 nach Hause bringen sollte, er selbst hatte noch anderes vor. "Wartet mit dem Abendmahl nicht auf mich, es kann spät werden...", trug er Patrizia auf. "Aber Milan, du weisst ja, dass du um fünf vor zwölf im Palast sein musst, oder soll noch jemand...", weiter kam sie nicht, denn Milans Hand schnellte vor und versiegelte ihre schönen Lippen und sie verstand.

Silbervögel reden niemals über ihr Schicksal

"Du wirst es nicht aussprechen, hast du mich verstanden, Patrizia!", herrschte er sie an. Sie wand sich hilflos unter seinem Griff mit verängstigten Augen, die anderen schauten teilnahmslos zu. Milans Augen blitzten und er ließ von ihr ab. "Geh mit den anderen, ich will keine Probleme mehr und wann ich Zuhause bin, entscheide ich, ich weiss ja schon wer mich suchen wird...die Kutsche setzte sich lautlos in Bewegung und fegte über den Asphalt...meine liebe Grazia, dachte Milan in sich hineinlächelnd.

Grazia und Roman waren unterdessen im Palast angekommen und sie war sofort nachdem sie ihren Körper in ein neues Gewand gehüllt hatte unterwegs in die silberne Bibliothek gewesen und holte die Chronik hervor, die Chronik der Silbervögel, niemandem war es gestattet sie zu lesen, abgesehen von ihr und Milan, die Silbervögel mit Berufung, doch immer grämten sie die Sätze...auch jetzt saß sie allein in dem lichterfüllten Raum mit abertausenden Regalen und Tränen fanden ihren Weg über ihre Wangen zu den feingewobenen Seiten. "Verflucht, er wird wieder merken, dass ich geweint habe...", erkannte sie anhand der Seiten und beschloss trotzdem wie sooft, die Chronik auch nur einmal komplett zu lesen, immer hörte sie bei dem entscheidenen Satz auf, der die Morde klärte, immer ließ er das Blut in ihren Adern gefrieren, Milan wusste dies und spielte sein Spiel damit.

Grace Wellington, bist du bereit die silbernen Schwingen anzulegen, auf dass dein Schicksal unser sei, auf dass du trittst in den ewigen Bund der silbernen Vögel mit Licht und Schatten.

::wieder sah sie sich selbst als noch unabhängiges Mädchen vortreten, man legte ihr das weisse Gewand an, ihre Eltern so voller Stolz erfüllt zu sehen, ehrte sie damals, doch heute hasste sie sich für diesen falschen Stolz, denn die Neulinge kannten nur das Licht. "Grazia, bist du da? Ich habe eine leise Stimme gehört...", Roman stand im Türrahmen mit leidvollen Augen. "Hast du Angst vor Milan? Er tut doch nur das Richtige." Grazia schaute auf und strich sich das Haar zurück, krampfhaft lächelnd deutete sie neben sich und schloss die Chronik. "Ich weiss was du weisst Roman und für dich ist es gut, ich wünsche dir nie, dass du einmal weisst, was ich weiss." "Du sprichst in Rätseln, meine Liebe, immer wieder...", seufzte dieser nur und lehnte seinen Kopf an ihre Schulter, wie ein Junge, der in ihr eine Mutter fand, trennten sie nicht viele Jahre an Alter und doch viele Jahre an Weisheit und Ansehen.
 
Super, der neue Teil... du schreibst wie immer total gut und ich finde, es wird immer geheimnisvoller. Daher hoffe ich, du schreibst bald weiter, damit ich nicht die ganze Zeit rätseln muss, was das alles bedeuten könnte ;)
 
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Ich habe schon einmal mein Leben revolutioniert und ich werde es wieder tun! - Grazia, Silbervogel 2. Grades

In der Nacht wachten alle Silbervögel vor der metallbeschlagenen Standuhr, die wie keine Uhr dreizehn Mal am Tage schlug, die dreizehn als Zenit. Alle zwölf waren im Palast, ausgenommen Milan. "Bringt Roman, Sina und Helena in ihre Gemächer...sie sind nochnicht soweit." Die drei Angesprochenen erhoben sich widerwillig, schon seit einem Jahr betitelte man sie als unreif und erzählte ihnen, sie seien noch nicht soweit, befahl ihnen zu warten. Doch worauf und warum?
"Roman ist weit genug Patrizia, lass ihn hier!" Grazia erschien in der Flügeltür des Saales und streifte die silbernen Hallenwände beim Erreichen von Patrizia. Roman riss erstaunt die Augen auf, gerade von ihr hatte er dies nicht erwartet, dass er bleiben durfte. Wortlos setzte er sich wieder, während seine Freundinnen weggeführt wurden. "Grazia, bist du noch ganz bei dir?", besorgt legte Patrizia eine Hand auf die Schulter ihrer Vorgesetzten, die sie entschlossen zurückwies. "Ich werde Milan aufhalten und diesmal wird es anders sein, ich bin vorbereitet." "Aber wenn du ihn in dem Zustand gegenübertrittst während die 13. Stunde schlägt, dann wirst du ihm unterliegen und das Schicksal erfüllt sich, bleib hier!
Grazia hörte sie nicht, sie hatte ihre Sinne vollends auf das Zusammentreffen mit Milan vorbereitet, diesmal nicht, wie so oft, diesmal nicht! Roman merkte wie Gänsehaut seinen Arm emporschlich, er musste unwillkürlich zittern, was ging denn hier vor? Hätte er wirklich verschont bleiben sollen?

Silbervogel, lebe dein Leben unter dem Schutze der Schwingen, in der 13. Stunde schlage deine Flügel ab und genieße den inneren Frieden - Milan, Silbervogel ersten Grades und Anführer des Schicksals der Dornen

Milan streifte durch die Nacht und lauschte mit feinem Gehör dem bald ertönenden Glockenschlag, nur noch ein paar Minuten trennten ihn von der Freiheit. das silberne Gewand leuchtete in der Dunkelheit klar und hell wie der Mond. "Wo bleibst du nur Grazia? Ich vermisse dich schon...", dachte er an sie und ließ sich seufzend auf einer Parkbank nieder, er sollte in den Palast gehen, zuviele Nächte taten ihm nicht gut. Zuviele Nächte bedeuteten das Schwinden des Silbervogels in ihm, das wusste Grazia ebenso wie er, doch sie war ja die kühne Heldin für ihn, die meinte das Schicksal anwenden zu können. Sie wollte alle 13 retten, einfach lächerlich, dachte Milan darüber.
Doch schon ertönte ein leises Rascheln neben ihm und silberne Absätze wurden darunter sichtbar. "Meine Liebe!", drehte er den Kopf zu ihr und bedrängte sie zunehmend. "Fass mich nicht an! Wir gehen jetzt sofort.", ihre Stimme zitterte und ihr Gesicht zeigte Anspannung unter dem Vorhang von Haar. "Hab keine Angst, setz dich, es ist doch jede Nacht dasselbe Spiel, doch jedesmal gehst du kurz bevor, lass es nur einmal zu und du wirst es lieben." "Milan, ich liebe weder dich noch das Schicksal der Dornen, akzeptiere das endlich, ich bin nicht dein. Ich wurde berufen um den Menschen zu helfen, nicht um sie umzubringen. Erinnerst du dich an deine Berufung?", Grazia lehnte ihren Kopf an seine Schulter und das Verlangen wurde stärker, die Kirchturmuhr zeigte ihr den Weg zum Gehen, noch 15 Minuten, doch es war schwer ihre Gefühle zu kontrollieren. Milan spielte wie immer, er wollte den Augenblick mit ihr teilen und wusste, dass sie sich nur wehrte..."Ja das kann ich noch, Grace, es war ein Jahr vor dir, als Michael Sandler als erster Silbervogel die Hallen betrat, ich bekam die Chronik, ich war ganz allein, niemand da der mir beistand." Vorsichtig küsste er ihr Haar und erzählte weiter:" dann kamst du, ein Jahr später und ich war so glücklich, du warst meine einzige Vertraute." "Ich kannte Michael, aber ich kenne nicht Milan, du bist mir fremd, deine Art ist kühl und unantastbar." Grazia ließ ihre Gedanken zu und ihn daran teilhaben, es könnte ein langes Gespräch werden, darum stimmte Milan zu in den Palast zu gehen. "Heute werde ich für dich Michael sein, zuhause!" Lächelnd bereitete er eine Kutsche und ließ sie vorangehen, als der erste Glockenschlag ertönte...
 
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