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1x03 Gewissheit

I

Icheb

Guest
Schreie hallen durch die Gänge, die grob aus den Felsen geschlagen sind. Dunkle Flecken sind zu sehen, das Gestein wirkt verbrannt, allerdings auch Blut und Dinge, über deren Sinn und Zweck man lieber nicht nachdenken will. Auch einzelne Fleischklumpen, die einst zu menschlichen und weniger menschlichen Körper gehörten, liegen auf dem unebenen Steinboden und hängen auch an Vorsprüngen der rauen Gangwände.
Diese Szenerie wird von einem flackernden roten Licht erhellt, das an den Schein rauchender Fackeln erinnert. Doch die schmiedeeisernen Halterungen, die für sie vorgesehen sind, sind leer oder zerstört, geschmolzen, gesprengt. Der Schein des Lichtes wird von der Luft selbst übertragen oder so scheint es zumindest, denn eine Quelle ist nicht auszumachen. Mittlerweile ziehen Rauchschwaden durch die Gänge und füllen diese aus, um den Blick eines Betrachters abzulenken.
Weiter hinten öffnet sich der Gang zu einem Felsendom, unter dessen Kuppel sich der Rauch gesammelt hat, der von den Körpern aufsteigt, die vereinzelt am mit großen Steinquadern ausgelegten Boden des weiten Doms liegen. Blicklos starren sie anklagend in die Weite, während ihre Kameraden versuchen, das gleiche Schicksal zu vermeiden. Ein kurzer Blitz in einem glühenden Rot und ein weiterer verpufft wie ein Alp in den glühenden Strahlen der Sonne...

Zu eben jener Sonne, die es versteht, düsteren Gedanken Einhalt zu gebieten, blickt in diesem Moment Paige hinauf, wie um sich zu vergewissern, ob es noch etwas gibt, das sich nicht verändert hat. Blinzelnd wischt sie sich die Tränen aus den Augen, die das helle Sonnenlicht in ihre Augen getrieben hat, und wirft einen letzten Blick zurück zu dem Laden, aus dem sie eben gekommen ist.
Sie war mit der Absicht hierher gekommen, die Hexenliteratur zu erweitern, die ihr ihre Mutter, Patty, bei ihrem ersten Treffen übereignet hat. Allerdings ist dieses Unternehmen zu einem Fehlschlag geworden. Selbst mit ihrem begrenzten Wissen hat sie erkannt, dass es hier zwar viel zu kaufen gibt, das meiste davon aber nicht zu gebrauchen ist, wenn man ernsthafte Magie betreibt.
Seufzend wendet sich die junge Hexe ab und fährt sich nachdenklich durch die dunklen Haare, die der leichte Wind ihr, seit sie auf der Straße steht, immer wieder in einzelnen Strähnen ins Gesicht weht. Erneut streicht sich Paige die nervenden Haare hinter die Ohren, während sie sich langsam in Bewegung setzt und einen Zettel aus ihrer Handtasche zieht. Mit einem weiteren Seufzer öffnet sie diesen und streicht den letzten Namen in einer längeren Liste durch.
So viele größere und kleinere Läden hat sie heute nun schon abgeklappert; und ebenso viele haben sich als Fehlschlag erwiesen. Kopfschüttelnd nähert sie sich ihrem kleinen grünen Käfer und streicht ihm beinahe liebevoll über die Motorhaube. Auch eines der wenigen Dinge, die sich – glücklicherweise – nicht geändert haben. Mit einem melancholischen Lächeln steigt Paige ein, startet den Motor und fährt langsam nach Hause zurück. Nein, korrigiert sie sich in Gedanken, ins Manor. Noch ist zu wenig Zeit vergangen, als dass sie sich von ihrer Vergangenheit lossagen kann.

Ein weiterer Energieball fliegt durch die rauchgeschwängerte Luft, trifft aber mitten im Flug auf ein weiteres Geschoss und vernichtetet dieses; sonst bleibt er wirkungslos. Vor einem Angreifer ballt sich die Luft zu einem blitzenden Knäuel zusammen und während er es noch verwundert anstarrt, bohrt es sich bereits mit einem hässlichen Geräusch in seine Brust. Er weicht schreiend zurück, doch das ist vergeblich, denn es schießen bereits Flammen aus seinem Mund und er vergeht mit einem letzten Brüllen in einer Säule aus glühenden Funken.
Die drei Schwestern haben sich in der Mitte des Doms Rücken an Rücken aufgestellt und funkeln wütend die angreifenden Warlocks an. Vor ihnen, einem Teppich gleich, breiten sich Leichen aus, zerfetzt, zerrissen, zerstückelt, verbrannt und verloren. Viele sind bereits vernichtet, doch die Angreifer geben nicht auf, als sich einer der ihren durch das Netz der Energiebälle der Drei kämpft und einen Dolch in Phoebes Schulter wirft. Diese schreit auf und bricht in die Knie zusammen, während ihre Schwestern diesen Angriff sofort vergelten.
Doch der Schmerz stachelt die Wut der jüngsten Schwester an und mit flammenden Augen erhebt sie sich wieder. Phoebes Finger legen sich um den Griff des Dolches, den sie mit einer langsamen Bewegung aus ihrer Schulter zieht. Blut rinnt ihren Arm hinab, was sie aber nicht weiter stört, und Blut glitzert auf der schmalen Klinge. Mit einem beinahe lässigen Schwung ihres Armes wirft sie den Dolch auf einen der Angreifer, der ihn zwar abfangen kann, aber, da er sich auf die Klinge konzentriert hat, den nachgeworfenen Energieball nicht bemerkt und daran zu Grunde geht.
Lange schon müssen sich Prue, Piper und Phoebe nun schon verteidigen, und ihnen steht mittlerweile der Schweiß auf den Gesichtern. Die Kraft, von der sie zehren, ist zwar stark, doch auch sie kann erschöpft werden. Besonders, wenn sie von so vielen Seiten attackiert werden. Doch plötzlich kehrt Ruhe ein. In dem Felsendom scheint es unnatürlich still zu sein. „Endlich...“, murmelt Phoebe leise und bricht so nach einigen Minuten das vollkommene Schweigen. Prue und Piper nicken nur zustimmend, während sie sich gegenseitig eingehend mustern. Alle drei sind verletzt, Phoebe mit ihrer Schulterwunde am schwersten und es ist nicht zu übersehen, wie erschöpft sie sind.
Nun nehmen sich die ehemaligen Hexen an den Händen; ein dunkler Schimmer läuft über ihre Körper, saugt die Farbe aus ihnen und mit einer plötzlichen Funkenexplosion verschwinden sie im Nichts. Im mit einem Mal schwächer werdenden Licht bleiben nur die erkaltenden Körper, der Geruch nach verbranntem Fleisch und das Blitzen der magischen Energie, die sich noch nicht vollständig entladen hat, zurück.

Paige fährt in die Einfahrt und stellt den Motor ab. Doch statt auszusteigen, bleibt sie noch in ihrem Wagen sitzen und streicht gedankenverloren über das Lenkrad. Ihr Blick wandert über das Manor, soweit sie es sehen kann, und wie bei einer Vision wird dieses Bild dunkler, finsterer. Sie zuckt zusammen und schüttelt den Kopf. Jetzt lässt sie sich schon von Bildern ihrer Phantasie beeinflussen. Selbst wenn ihre Schwestern böse sind, heißt das noch lange nicht, dass auch das Haus darauf reagiert. Ihre Mutter hat ihr ja einiges über die Geschichte der Hexen erzählt und das Manor ist immer den bösen Mächten entgegen getreten.
Erneut den Kopf schüttelnd steigt sie aus dem Wagen, sperrt ab und geht dann über den Rasen zur Eingangstür. Mit dem Schlüssel, den sie im Haus gefunden hat, öffnet sie die Tür und lässt sie dann hinter sich ins Schloss fallen. Mit einem Lächeln lässt sie ihren Blick durch den Raum, der sich zum Wohnzimmer öffnet, schweifen. Seit sie sich daran gemacht hat, das ganze Haus zu putzen, was sehr anstrengend war, strahlt es wieder in seinem alten Glanz und wirkt wieder wie das Heim derer, die das Gute vertreten.
Langsam legt sie Tasche und Mantel ab und begibt sich ebenso langsam ins Wohnzimmer, wo sie sich auf ein Sofa fallen lässt. Auf dem Tisch vor ihr, darunter, daneben, stapelten sich Bücher über Magie, Zaubertränke, Dämonen, magische Wesen, Rituale und Sprüche. Einfach alles, was eine angehende Hexe wohl benötigt. Dem ist aber nicht so. Ziemlich viel, das in diesen Büchern steht, ist einfach nur Blödsinn, unbrauchbares Zeug. Und das regt sie auf. Gerade noch kreisten ihre Gedanken um ihr Leben und jetzt sind sie schon bei ihrer Berufung. Und bei ihrem ungenügenden Informationsmaterial. Wie soll sie gegen ihre Schwestern ankommen, wenn sie ihnen nichts entgegen setzen kann?
In Paiges Augen erscheint ein wütendes Funkeln und am Liebsten würde sie etwas zerstören, aber bevor sie auch nur den Entschluss zu solch einer Tat fassen kann, hört sie eine Stimme hinter sich. „Weswegen regst du dich so auf, mein Kind?“ Verwirrt springt Paige auf und fährt noch in derselben Bewegung herum und erstarrt. Vor ihr steht Patty, ihre Mutter, die Frau, die ihr gesagt hat, wer sie ist. Plötzlich betreten, druckst sie herum und bringt nur ein „Hallo...“ zustande, was ihrer Mutter ein Lächeln entlockt.
„Nur nicht so schüchtern, immerhin bin ich deine Mutter. Aber ich weiß,“ fährt Patty fort, als Paige dazu ansetzt, etwas zu sagen, „ du kennst mich erst seit kurzer Zeit. Das verstehe ich.“ Sie kommt um das Möbelstück herum, legt Paige eine Hand auf die Schulter und drückt sie sanft auf die Couch zurück. „Also, was regt dich nun so auf?“, fragt Patty erneut. „Eigentlich alles. Ich bin hier, was ja nichts schlechtes ist, aber alleine in einem so großen Haus. Und dann mein Hexendasein. Es ist ja interessant und alles, aber wie soll ich etwas lernen, wenn es mir niemand zeigt? Und in den Büchern steht auch nicht so viel drinnen, wie ich gehofft habe. Und mit meinen Kräften komme ich auch nicht klar. Über meine Schwestern höre ich auch nichts. Wie soll ich mich da vorbereiten? Sie wollten mich töten und ich konnte ihnen nichts entgegen setzen. Und das kann ich jetzt genauso wenig wie vorher.“
Ihre Mutter hat den Finger auf einen wunden Punkt gelegt und Paige nutzt die Gelegenheit, sich einmal auszusprechen, da ihr Wächter ja selten hier war. Schließlich hat sie ein Recht darauf, zu verstehen, was sie tun soll und tun kann. „Ich verstehe dich ja, mein Kind, aber niemand hat jemals behauptet, eine Hexe zu sein sei einfach. Von uns werden viele Entbehrungen erwartet. Aber,“ fügt sie schnell hinzu, als sie den etwas entsetzten Blick ihrer Tochter bemerkt, „so schlimm ist es auch nicht, wie man meinen könnte. Es ist schwer, alleine etwas zu lernen. Deshalb bin ich auch hier. Nachdem mich der Rat aus dem Eis befreit hat, hat er mir aufgetragen, dich ab und an zu unterstützen oder dir Trost zu spenden. Dabei können wir uns auch ein wenig näher kennen lernen, falls du nichts dagegen hast.“
 
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Je länger Patty spricht, desto ruhiger wird Paige und als sie hört, dass ihre Mutter nun öfter kommen will, erscheint ein Lächeln auf ihrem Gesicht. Wie ein kleines Kind springt sie nun auf und nimmt ihre Mutter an der Hand. „Wenn du mir helfen willst, dann am besten gleich. Ich komme da mit einem Zaubertrank nicht weiter...“ Ohne auf eine Antwort zu warten, zieht sie Patty kurzerhand zur Küche. Diese lässt das lächelnd mit sich geschehen und freut sich still darüber, doch noch die Chance zu erhalten, einer ihrer Töchter etwas über die Magie beizubringen.

„Verdammt!“ Wütend schleudert Phoebe erneut einen Energieball gegen die Wand, die schon von unzähligen schwarzen Flecken geziert wird. Die Wut über ihre Verletzung, über den Angriff, über die zusätzliche Schwester, einfach über alles wallt wieder in ihr hoch. Sie braucht einfach ein Ventil für ihren Zorn. Und wieder wird die Wand getroffen. „Jetzt reg dich nicht so auf“, fährt Piper ihre Schwester genervt an, während sie erneut versucht, deren Schulter zu verbinden. „Kannst du nicht einen Moment still sitzen, bis ich dir den Verband angelegt habe?“ „Nein, kann ich nicht. Ich bin wütend, ich will zerstören, ich will verletzen, ich will foltern.“ „Schön und gut, aber davon wird deine Wunde auch nicht wieder heilen. Und jetzt halt still, bevor ich dafür sorge, dass du still bist.“ Piper funkelt ihre jüngere Schwester wütend an. „Seid ruhig, alle beide!“, schaltet sich nun Prue in die Streitereien ihrer Schwestern ein.
Mit vor unterdrücktem Zorn funkelnden Augen tritt sie zu ihren Schwestern heran und sieht sie strafend an. „Habt ihr denn keine anderen Sorgen?“, fragt sie mit gefährlich leiser Stimme. „Wir werden attackiert. Wir werden verletzt. Wir sind nicht schwach, aber stark sind wir auch nicht. Wir haben Kräfte, ja, aber keine Macht. Wir müssen uns eine Position verschaffen, Untergebene erringen, damit so ein Massaker wie heute nicht wieder geschieht. Wir hätten sterben können, unsere Kräfte sind nicht unerschöpflich.“ Mit einem Seufzer wendet sie sich ab, während ihre Schwestern sie entgeistert anstarren. Piper fängt sich zuerst wieder und verbindet Phoebes Schulter zu Ende, bevor sie sich an Prue wendet.
„Du hast recht, wir müssen uns Macht verschaffen. Da stimmen wir dir zu, das weißt du. Allerdings lassen unsere Kräfte auch zu wünschen übrig. Wir können nur wenig. Vielleicht sollten wir versuchen, noch bevor wir uns Untertanen suchen, unsere Kräfte zu erweitern. Egal, mit welchen Methoden. Schließlich sind wir die mächtigen Drei.“ „Und wir sind böse“, fügt Phoebe mit einem boshaften Grinsen hinzu. „Lasst uns das auskosten. Machen wir bekannt, wer wir sind, wer wir waren und was wir können. Lassen wir Leichen zurück und stellen die Forderung, dass sie sich uns anschließen sollen, oder wir werden sie vernichten.“ Bei diesem Vorschlag leuchten Phoebes Augen auf.
Prue schenkt ihr ein Lächeln, dann schüttelt sie allerdings den Kopf. „Nein, das können wir nicht machen. Dann werden wir überrannt. Aber wenn wir an gewissen Stellen Druck ausüben, zum Beispiel an den Oberhäuptern der Dämonenklans, dann, wenn der Druck und die Drohung stark genug sind, werden sie zu uns überlaufen. Aber für diesen Plan brauchen wir Kraft. Piper, Phoebe, ihr sucht nach Sprüchen, die unsere Wunden heilen und unsere Kraftreserven auffüllen. Ich suche nach geeigneten Kandidaten.“ Mit diesen Worten verschwindet die älteste Schwestern in einer Wolke aus dunklen Funken, die durch die Wand der Höhle verschwindet. Piper blickt ihre jüngere Schwester nachdenklich an. „Und was machen wir jetzt?“, fragt sie, gelangweilt klingend. Nachdem die ernsthaften und wichtigen Dinge besprochen sind, macht sich Desinteresse in ihr breit. „Spaß haben!“, lautet die kurze Antwort von Phoebe, die sich nun ebenfalls dematerialisiert.

Ein undefinierbarer, aber dennoch widerwärtiger, Geruch zieht durch das Manor, dessen Fenster allesamt weit geöffnet sind. Paige und Patty sitzen im Garten in der Sonne und betrachten die braune Pracht, die vereinzelt von farbigen Tupfen durchbrochen wird. In Paiges Gesicht steht noch immer ein wenig die Schuld, die falsche Wurzel in den Trank gegeben zu haben, was diesen dann ein wenig anders reagieren ließ, als es zu erwarten war. Das ist auch der Grund dafür, weshalb die beiden im Garten sitzen. Der Geruch, den der Trank produziert hat, ist einfach nicht auszuhalten.
„Das ist ein sehr gutes Beispiel dafür gewesen, dass man immer vorsichtig und gewissenhaft sein soll, wenn man einen Zaubertrank braut.“ Patty betrachtet lächelnd ihre Tochter, die sich nun vollends entspannt. „Da wir uns momentan nicht mit Tränken beschäftigen können, hast du Fragen an mich?“ Paiges Blick wird nachdenklich, dann fällt ihr ein, dass sie tatsächlich eine Frage hat. Als sie das Haus durchstöbert hat, sind ihr mehrere Bilder aufgefallen, die ihre Schwester Piper zeigen. Allerdings mit einem Mann. Er besitzt dunkelblonde Haare, grüne Augen und ein offenes Gesicht. Ihr erster Gedanke war, dass es ihr Freund ist.
„Ja, eine Frage habe ich: Wer ist der Mann, der zusammen mit Piper auf einigen Fotos zu sehen ist?“, fragt Paige ihre Mutter neugierig. Diese druckst ein wenig herum, dann antwortet sie dann doch: „Das ist Leo, Pipers Verlobter und ebenfalls ein Wächter des Lichts.“ Und da sie die Frage in Paiges Augen liest, spricht sie weiter. „Oder besser, er war es. Seit deine Schwestern böse wurden, hat man ihn nur noch ein einziges Mal gesehen. Das war, als er vor den Ältestenrat zitiert wurde, um sein Bild der Geschichte darzubringen. Im Laufe des Gespräches hat er sich die Schuld an allem gegeben und hat sich kurzerhand weggeorbt. Seitdem hat ihn der Rat nicht mehr gesehen und sie können ihn weder finden noch rufen. Er hat sich vollständig zurückgezogen. So, wie er Piper geliebt hat, müssen die Schuldgefühle, die er nun entwickelt hat, unglaublich sein. Niemand weiß, ob er je wieder zurück kommen wird.“
Nachdenklich wandert Paiges Blick unstet durch den Garten, dann springt sie plötzlich auf und läuft trotz des Gestankes ins Wohnzimmer, wo sie eines der Bücher aus dem Stapel zieht. „Da war doch etwas...“, murmelt sie leise, während sie fieberhaft nach einer Seite sucht, die sie schlussendlich auch findet. „Ha! Ich hab's doch gewusst!“ Patty, die ihr langsamer gefolgt ist, steht mittlerweile hinter ihr und schüttelt den Kopf. „Paige, lass es. Schon Leute, die erfahrener sind als du, haben versucht, ihn zu finden. Und sie waren auch nicht alleine“, versucht sie ihre Tochter zu überzeugen, den Versuch, Leo zu rufen, sein zu lassen.
Doch diese ist so starrköpfig wie ihre Schwestern und schüttelt energisch den Kopf. „Nein! Ich versuche es trotzdem. Eine Chance besteht immerhin. Und ich bin eine der mächtigen Drei... Vier... wie auch immer. Jedenfalls eine Schwester von Piper. Vielleicht habe ich eine Chance.“ Ohne auf weitere Einwände ihrer Mutter zu hören, dreht sich Paige um, wirft einen Blick in das Buch und fängt an, den Spruch zu rezitieren:

Leo, ich rufe dich, erhöre mein flehen,
ich hab Gründe, dich heute zu sehen.
Erscheine mir, ich rufe dich,
erscheine mir, ich bitte dich.


Kaum hat sie das letzte Wort ausgesprochen entsteht vor ihr ein magischer Wirbel, der, sich schnell um die eigene Achse drehend, einen schwachen Wind verursacht, der Paige, die hoffnungsvoll zu ihm hin starrt, die Haare aus dem Gesicht weht.

Er sinkt gegen die Wand und fährt sich seufzend über das Gesicht. Seine Finger fahren über zahlreiche Kratzer und Blut bleibt an seinen Fingern haften. Aber es hilft nichts, der Kampf kann nicht unterdrücken, was ihn bewegt: Die Liebe. Doch wie kann er lieben? Mit wehmütigem Blick sieht er auf seine Hände, die rot sind; rot wie Blut.
Seufzend sinkt er gegen die Wand des Hauses, in das er sich geflüchtet hat und schließt die Augen. Bilder stürmen auf ihn ein, viele Bilder, unterschiedliche Bilder, von verschiedenen Leben. Doch eine Erinnerung sticht aus all den anderen heraus. Eine Frau, schön, wunderschön in seinen Augen. Und doch, es haftet ihr ein Makel an, für ihn sichtbar. Derselbe, den auch er in seiner Seele trägt. Sie liebten sich einst, doch was heute ist, kann er nicht sagen.
Sie hat sich von einer gemeinsamen Zukunft abgewandt, nicht einmal dafür gekämpft, so scheint es. Aber seine Gefühle, seine Liebe sind noch immer da und weigern sich zu verschwinden. „Liebe!“, schreien sie. „Kämpfe!“, schreien sie. „Gib niemals auf!“, schreien sie. Und er hört sie. Zu Beginn nur schwach, aber langsam wird es immer deutlicher. Seine Emotionen kämpfen gegen den Makel, der ihn überwältigt hat und drängen ihn zurück.
Es gibt nur einen Weg, einen einzigen, wie er lieben und leben zugleich kann. Und diesen Weg will er jetzt beschreiten. Voller Elan erhebt er sich und wischt sich das Blut von den Händen, die wieder wie die eines Menschen aussehen. In seinem Blick funkeln Zuversicht und der Mut, für sich und seine Liebe zu kämpfen. Er schlägt einmal gegen die Wand, dann schimmert sich Cole, der Mensch, aus dem verlassenen Haus.
 
Wütend schlägt Paige das Buch zu und wirft es auf den Stapel zurück, der unter der Wucht bedrohlich schwankt, aber nicht umkippt. Den Zauber hat sie vergeblich gesprochen. Einen Moment lang hat sie gedacht, das Gesicht eines Mannes in der weißen Wand, die ihr Zauber geformt hatte, zu sehen. Vielleicht war es wirklich da, vielleicht war es nur ein Bild ihrer Hoffnung. Wie dem auch sei, der Zauber ist bald darauf wieder in sich zusammengebrochen. Patty hat ihr nach dem missglückten Zauber gut zureden wollen, aber sie hat nicht gehört und ihre Mutter ist schließlich verschwunden.
Wie, das kann sie nicht sagen, da sie einfach zu zornig ist, dass Leo es ablehnt, für seine Verlobte zu kämpfen. Kopfschüttelnd lässt sie sich auf die Couch fallen und starrt trübsinnig vor sich hin. Was soll sie jetzt machen? Paige würde jetzt gerne mit jemandem reden, allerdings nicht mit ihrer Mutter. Die war viel zu lange eine Hexe, um sie zu verstehen.
Seufzend steht sie wieder auf und trottet durch das Manor, um die Fenster zu schließen. Dann geht sie in die Küche, um dort ein wenig aufzuräumen und sich eine Tasse Tee zu kochen.

Nachdem Phoebe die Unterwelt verlassen hat, ist sie in dem Mausoleum erschienen, in dem sie sich immer mit Cole getroffen hat. Mit einem Seufzer ist sie gegen das Gitter, das den Raum unterteilt, gesunken und den Kopf auf die angezogenen Knie gestützt. Jetzt sitzt sie noch immer dort, mit geschlossenen Augen, während ihre Gedanken rasen und ihre Schulter schmerzt. Sie verflucht den Warlock, der sie verletzt hat, immer und immer wieder, was die Schmerzen aber nicht abbrechen lässt.
Insgeheim fragt sie sich, ob sie die richtige Entscheidung getroffen hat. Böse sein und foltern, schön und gut, diese Dinge gefallen ihr, genauso wie das Gefühl der Macht, das sie durchströmt. Aber ihre Verletzung ruft Gedanken hervor, die sich sonst nie in ihren Kopf gestohlen hätten. Was wäre, wenn der Warlock besser getroffen hätte? Was wäre, wenn sie gekämpft hätte? Was wäre, wenn... sie jetzt aufhören würde, solche Gedanken zu denken?
Phoebe strafft die Schultern und setzt sich gerade hin. Nein, sie ist mächtig und unnachgiebig. Sie kennt ihren Platz. Nämlich weit oben in der Hierarchie. Und das werden die anderen schon noch begreifen. Sie öffnet ihre Augen und erstarrt.
Vor ihr steht Cole, in einem schwarzen, zerrissenen Anzug, mit einem müden Gesicht, das mit blutigen Kratzern und Schnitten übersehen ist. Cole, der sie fassungslos anblickt. Langsam erhebt sich Phoebe und geht einen Schritt auf ihn zu. Cole allerdings weicht zurück. Verletzt starrt Phoebe ihn an. „Cole...“, kommt es leise aus ihrem Mund und sie wagt noch einen Schritt. Dieses Mal bleibt er stehen, aber sein Blick wird unsicher. „Phoebe...“, flüstert er ihren Namen. „Was tust du hier?“ Er hat zwar beschlossen zu kämpfen, aber hierher ist er gekommen, um Kraft zu schöpfen, nicht um seiner Liebsten sofort zu begegnen.
„Was tust du hier?“, wiederholt er seine Frage, aber Phoebe antwortet auch dieses Mal nicht, sondern setzt einen weiteren Schritt und blickt Cole offen an. Ein seltsames Glitzern tritt in ihre Augen und der Halbdämon beginnt sich unwohl in seiner Haut zu fühlen, da er nicht weiß, was Phoebe nun vorhat...
 
Also das ist bis jetzt der beste Teil von allen drei.Denn ihr geht endlich ein wenig auf die Umgebung ein und läßt die Geschichte nicht einfach nur so vor sich hin rasen.
Ich finde ihn sehr gut geschrieben.
Gute Worwahl,passende Dialoge und vor allem auch etwas Spannung.
Also was will man mehr.

Ich bin echt schon gespannt, wie die beiden Männer in die Geschichte eingebracht werden und ob Leo nicht doch noch erscheint.
Also freue mich schon auf den nächsten Sonntag.

LG Samantha
 
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*gänsehaut*

Also ich bin sehr begeistert von diesem neuen teil, er war mitreissend und spannend. und ich bin schon sehr gespannt was jetzt phoebe vor hat und was mit cole und leo passiert.

Weiter so meine lieben.
 
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