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Was die dumme Liebe aus uns macht - Avi's OneShots and Similar Stuff

melancholy

Die Hoffnung schon erfüllt die Brust...
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27 August 2004
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Wien
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Hallo meine Lieben, schön, dass ihr hierher gefunden habt =) . Ich darf euch hier stolz meine neuesten OneShots
(Fanfictions mit nur einem Kapitel) präsentieren. Eigentlich kann ich nur noch Eines dazu sagen... Genießt das Lesen, so wie ich das Schreiben. P.S.: Ich würde mich sehr, sehr über FB freuen =)



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Klage - Tragedy [723 Wörter]
In der Tat war Emily Gilmore einer dieser Menschen, die die Gabe der Vorhersehung besaßen, und auch sie hatte niemandem je davon erzählt. Bis sie in ihren Träumen von einer Vision heimgesucht wurde, die ihr Leben für immer verändern würde…



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Âme Cassée (Gebrochene Seele) - Tragedy [2.146 Wörter]
Es war nun schon mehr als drei Monate her, dass Sebastian seine Kollegin so verstört in der Wohnung der Zielperson aufgefunden hatte.
Er hatte sie sofort zu sich genommen, tagelang hatte sie, unfähig zu sprechen, auf seiner Couch gelegen und geweint, jegliches Essen verweigert. Niemals hatte er von ihr verlangt, mit ihm zu reden. Bis sie ihm erzählte, was geschehen war.

Anywhere - Tragedy/Romance [1.406 Wörter]
Es war noch so viel zu tun und schon in weniger als zwei Wochen würden sie den heiligen Bund der Ehe eingehen. Nichts könnte die beiden noch davon abbringen, selbst wenn es für sie bedeuten würde, alles aufzugeben. Sie hatten sich, das war alles was zählte. Chris hatte Sandra bei einem romantischen Dinner in einem Seerestaurant einen Heiratsantrag gemacht und sie war so gerührt gewesen, dass sie ihn sofort angenommen hatte. Nun war der große Tag fast gekommen, Sandra und Chris hätten glücklicher nicht sein können. Doch dann kam alles anders.

Beautiful Disaster - Romance [1.093 Wörter]
„Sag mal, war es hier gestern auch schon so kalt?“ Fest wickelte Katja die Decke um sich. Chris schüttelte den Kopf. „Ich hab schlechte Nachrichten für uns… So wies aussieht, ist die Heizung ausgefallen…“
Katja seufzte. „Na toll und was jetzt?“
Chris grinste. „Jetzt müssen wir uns wohl gegenseitig wärmen.“, entgegnete er.

Drei Mal um die ganze Welt - Drama/Romance [1.384 Wörter]
Als Chris atemlos den Flughafen erreichte, konnte er Sandra nirgendwo entdecken. „Verdammt!“, so schnell er konnte lief er zur Aussichtsplattform, in der Hoffnung, Sandra beim Einsteigen in das Flugzeug entdecken zu können, doch das letzte war er sah, wie sich die Maschine langsam auf die Startbahn zu bewegte, abhob und schließlich in den Wolken verschwand. Chris begann zu lächeln. „Ich kriege dich, Sandra Nitka.“, flüsterte er. „Und wenn du drei Mal um die ganze Welt fliegst.“

Endlose Nacht - Drama [1.039 Wörter]
Viel zu schnell brach die Nacht heran. Den ganzen Tag über hatte Katja nachgedacht. Über ihr Leben auf der Erde, ihre Freunde, ihre Familie. Und über den Tod. Sie konnte nicht länger so weiterleben, wurde von Tag zu Tag schwächer. Selbst an den guten Tagen spürte sie, wie sehr die Krankheit ihr zu schaffen machte. Lange sah sie aus dem Fenster. Es war eine sternenklare Nacht, der Vollmond schien hell in ihr Zimmer. Eine kleine Sternschnuppe fiel vom Himmel herab. Lächelnd schloss Katja die Augen und sprach still einen Wunsch aus. Wenn sie ganz fest daran glaubte, würde er in Erfüllung gehen. Sie bemerkte nicht die Gestalt, die sich lautlos neben sie gestellt hatte. „Komm, Katja…“, wisperte eine vertraute Stimme in ihr Ohr. „Es ist Zeit…“

The Fallen Angels Chronicels- Tragedy/Thriller [4.466 Wörter]
Erschrocken fuhr Sandra zusammen, wandte ihren Blick nach links. Hatte sie es sich nur eingebildet? Oder stand tatsächlich ein Mann vor ihrem Auto? Noch bevor sie es richtig realisieren konnte, wurde die Beifahrertür aufgerissen, eine vermummte Gestalt hielt einen feuchten Lappen vor ihr Gesicht. Und alles wurde schwarz.

Goodbye, my Almost Lover - Drama [882 Wörter]
Doch nach dem Abitur verloren wir uns aus den Augen. Ich begann zu studieren, Chris ging früher mehrere Jahre ins Ausland. Zwar hatten wir uns versprochen, einander jede Woche zu schreiben und miteinander zu telefonieren, wann immer es möglich war, aber nach zwei Jahren brach der Kontakt plötzlich ab. Es verging kein Tag, an dem ich nicht an ihn dachte, hoffte, ich ihn erreichen zu können oder etwas von ihm zu hören, doch ich wurde jedes Mal aufs Neue enttäuscht.

The House - Halloween [2.819 Wörter]
Es folgte Stille. „Weißt du, warum man zu Halloween Kürbisse ausschnitzt und als Laternen verwendet?“, fragte Katja schließlich. Basti schüttelte den Kopf.

If Everyone Cared - Thriller [734 Wörter]
Ich stehe auf und gehe in die Küche. „Solche Dinge geschehen jeden Tag.“, entgegne ich, ohne zurückzusehen. „Die Welt ist schlechter als du denkst, du bist zu gutgläubig.“
Ich stelle zwei Tassen auf den Tisch und fülle sie mit Kaffee. „Willst du was essen oder sollen wir bis zum Mittag warten?“
Mit dieser Frage ist die Diskussion über die ermordeten Mädchen für mich beendet, denn ich habe keine Lust, mich schon am Morgen mit Dingen dieser Art auseinandersetzen zu müssen.

If I saw you in Heaven - Tragedy [1.481 Wörter]
„Sind Sie so weit?“, der Gerichtsmediziner blickte Sandra in die Augen. Diese schwieg.
„Frau Nitka, Sie wissen, dass Sie das nicht tun müssen…“
„Ich weiß.“, erwiderte Sandra knapp. Sie schloss für einen kurzen Moment die Augen und atmete tief durch. „Ich bin so weit.“

One Moment in Time - Tragedy [510 Wörter]
Hastig warf Chris einen Blick auf die Uhr. Zwei Minuten. Panisch stürzte er die Treppen hinauf, stieß die Tür zur Kanzlei auf. Von Julia und Ingo fehlte jede Spur. Nur ein leises Wimmern war zu vernehmen. „Sandra!“, schrie er. „Sandra, wo bist du?!“

Was die dumme Liebe aus uns macht - Drama/Romance [1.289 Wörter]
Zwei Jahre lang hatte sie es geschafft, sich ihrer Krankheit entgegenzustellen, doch drei Tage nach ihrem 17. Geburtstag verlor sie den Kampf. Chris hatte ihre Hand gehalten, als sie gegangen war, ihr aufmunternd zugelächelt. Sie war nicht allein gestorben, das war die Hauptsache.

Wenn Engel schweigen - Tragedy [2.103 Wörter]
„Katja… Hey… Kleine, was ist denn los? Du siehst ja furchtbar aus…“, Basti erhob sich und ging ein paar Schritte auf seine Kollegin zu, die an eine Wand gelehnt im Ermittlerbüro stand und eine Hand fest auf ihren Bauch presste. „Mir geht’s gut…“, flüsterte sie. „Ich hab nur Bauchschmerzen…“

Written Tragedy - Tragedy [619 Wörter]
Ein eiskalter Schauer durchfuhr Katjas Körper. Ihre Hand schmerzte vom vielen Schreiben, doch sie versuchte, weiterzumachen. So lange, bis sie vor Müdigkeit zusammenbrach. Langsam erhob sie sich, aber ihre Knie gaben sofort nach und sie sank zurück in den Sessel. Wie lange war sie nicht mehr aufgestanden oder hatte versucht, ein paar Schritte zu gehen… Es war, als wäre sie in einer Welt der Trauer und Gleichgültigkeit gefangen, aus der sie, so sehr sie es auch versuchte, niemals fliehen konnte.

Totale Finsternis - Tragedy [865 Wörter]
Katjas Atem ging schnell und unregelmäßig, tiefe Furcht spiegelte sich in ihren Augen wider. „Ich krieg keine Luft…“, schluchzte sie immer wieder. „Ich… ich krieg keine Luft mehr!“

Bring me to Life - Tragedy [1.019 Wörter]
„Chris, wir stürzen ab… Das Flugzeug wird abstürzen… Ich werde dich nie wieder sehen… Sterben… Vergiss mich nicht… Niemals… Ich liebe dich.“

Just Hold Me - Romance [1.010 Wörter]
„Was hat der Arzt gesagt?!“
Vorsichtig nahm sie seine Hand, strich zärtlich darüber. „Ich bin nicht krank, Chris...“, flüsterte sie. „Ich... ich bekomme ein Baby.“


Kein Lied von Liebe - Tragedy [786 Wörter]
„Hab... hab ich es geträumt?“, fragte sie kaum hörbar. Sandra schüttelte den Kopf. „Nein...“

Langsam wandte Katja ihren Blick ab. Sie konnte fühlen, wie Tränen ihre Wangen hinab liefen und langsam auf die Decke tropften. „Er ist weg...“, flüsterte sie immer wieder. „Er... er ist weg...“


Sag mal weinst du... - Drama/Romance [1.242 Wörter]
„Alles okay mit dir, Katja?“ Stirnrunzelnd betrachtete Sebastian seine Kollegin, die sich gerade müde auf die Couch im Büro sinken ließ, für einen kurzen Moment die Augen schloss. Sie nicke kaum merklich. „Ja... Ja, ich hab nur schlecht geschlafen...“, erwiderte sie. „Mir geht’s gut...“
Seufzend setzte sich Basti neben Katja und betrachtete sie. Er konnte nicht leugnen, dass er sich Sorgen um sie machte. Sie war unglaublich blass, sprach kaum noch, immer mehr zog sie sich zurück, ohne, dass er es verhindern konnte. In knapp einem halben Jahr hatte sie sich so stark verändert... Es war erschreckend, wie viel Gewicht Katja verloren hatte, die tiefen Ringe unter ihren Augen waren kaum zu übersehen. „Dir fehlt doch etwas...“


All Hallow's Eve - Mystery [1.497 Wörter]
„Katja, um Himmels Willen... Du blutest ja!“ Sofort lief Chris auf seine Kollegin zu, die nun auch in das Krematorium gestolpert kam. „Ist nicht schlimm...“, murmelte sie und sank müde an der Wand entlang zu Boden.
„Was... was war das eben?“, fragte er leise und kniete sich zu ihr. „Ich hab diese... diese Lichter gesehen... Und irgendwas hat geschrieen...“
Katja seufzte leise. „Selbst wenn ich es dir erzählte, Chris... Du würdest es mir nicht glauben...“
Chris runzelte die Stirn. „Versuch es doch...“, flüsterte er. Wieder ein Seufzen. „Na gut...“


Dreams- Drama/Romance [1.156 Wörter]
Tag für Tag saß sie in der kleinen Gasse, die an eine Einkaufsstraße anschloss, musste um Geld betteln, um überleben zu können. Weihnachten unterschied sich nicht mehr von den anderen Tagen im Jahr. Wie immer gingen tausende von Leuten an ihr vorbei, ohne sie auch nur eines Blickes zu würdigen.

Engelchen, flieg- Tragedy [1.175 Wörter]
Ich bin kein Mensch, der gern über sich selbst spricht. Zugegeben, mein Leben mag vielen interessant erscheinen, doch eigentlich bin ich… ich. Nur ich, Katja Hansen.

Als uns Flügel wuchsen - Tragedy [729 Wörter]
„Haben Sie Christian Storm getötet?!“, fragte der Kommissar scharf, konnte jedoch ein Seufzen nicht unterdrücken, als er sich erneut auf seinem Stuhl niederließ. Noch immer würdigte sie ihn keines Blickes, starrte an an die ihr gegenüberliegende Wand. Doch endlich... Endlich gab sie Antwort. „Ja.“


Missing - Tragedy [358 Wörter]
Ich beobachte dich. schon seit vielen Jahren. Ich weiß alles über dich, durchlebe jeden Tag mit dir die Höhen udn tiefen des Alltags, sehe dich lachen, weinen und tauche mit dir in deine geheimsten Gedanken, deine Träume ein, die du noch nicht einmal mit deinem besten Freund teilen würdest.

I'll Always Think Of You - Drama [1.382 Wörter]
In Memoriam Julia Brahms.
 
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Disclaimer: Keine der Figuren gehört mir,
ich will mit dem Schreiben kein Geld verdienen
Rating: R-16


Âme Cassée - Gebrochene Seele

Langsam, ganz langsam kam er auf sie zu. Sie war viel zu vertieft in ihr Telefonat, bemerkte ihn gar nicht. Erst, als er sie von hinten packte, ließ sie vor Schreck ihr Handy fallen. Endlich konnte er in ihr Gesicht blicken… Eine wunderschöne Frau war es, die er in seinen Armen gefangen hielt, es würde ein Vergnügen sein, sie zu bekommen… Die Panik in ihren weit aufgerissenen Augen, ihre Schreie verstärkten nur noch die Lust tief in seinem Inneren. Verzweifelt versuchte sie sich zu wehren, doch gegen seinen festen Griff hatte sie keine Chance...

„Lass mich los!“, mit aller Kraft bemühte Katja sich von dem Mann loszureißen, der sie nun schon seit zwei Minuten fest auf die Couch drückte, lächelnd über ihren Körper strich. Doch er war zu stark, sie konnte sich nicht befreien. „Nimm deine dreckigen Finger von mir!“
Der Mann lachte. „Ja, Schätzchen…“, flüsterte er ihr ins Ohr. „Wehr dich nur…“ Aber Katja hatte längst damit aufgehört, wie wild um sich zu schlagen, denn sie hatte eingesehen, dass es zwecklos war. Sie hatte keine andere Wahl, als aufzugeben. Und es geschehen zu lassen.

„Ingo…“, nervös trommelte Sebastian mit den Fingern auf das Lenkrad, seinen Blick der Freisprechanlage zugewandt. „Ich kann Katja nicht erreichen, dabei wollte sie sich schon vor über einer Stunde melden… Ich fahr jetzt zu ihr…“
„Gut.“, erwiderte Ingos Stimme. „Ich fang nämlich auch langsam an, mir Sorgen zu machen.“


Zitternd, unfähig zu realisieren, was geschehen war, sank Katja zu Boden, vergrub ihren Kopf in den Händen. Tränen liefen in Strömen ihre Wangen hinab, erneut bemerkte sie nicht, dass eine Gestalt das Zimmer betrat, sich langsam neben sie kniete. „Katja?“, fragte eine vertraute Stimme. „Katja, ist alles in Ordnung mit dir?“
Sie brachte nur ein schwaches Kopfschütteln zustande. Basti legte vorsichtig eine Hand auf ihre Schulter. „Kleine?“
„Bring mich hier weg…“, flüsterte Katja kaum hörbar. „Bitte… Bring mich hier weg…“
Basti nickte kaum merklich. „Okay…“, vorsichtig nahm er sie in seine Arme und hob sie hoch. Langsam trug er sie nach draußen, setzte sie behutsam auf dem Beifahrersitz seines Autos ab. „Was ist passiert?“, fragte er leise. Doch Katja sah bloß stumm aus dem Fenster. Basti seufzte. „Oh Katja…“, sanft legte er eine Hand auf ihre Schulter, zog sie jedoch sofort erschrocken zurück, als er merkte, wie sehr sie zusammenzuckte. Was hatte man ihr bloß angetan? Noch niemals hatte er Katja so… verängstigt, so verstört gesehen… Es musste etwas Schreckliches geschehen sein. Lange betrachtete er sie, wie sie starr dasaß, ihn keines Blickes würdigte. „Soll ich dich nach Hause fahren?“, flüsterte er. Kopfschütteln. Basti musste schlucken. Er holte Luft, um etwas zu sagen, ihr gut zuzureden, doch er brach seufzend ab. Es hatte keinen Sinn, mit ihr zu sprechen, wenn sie nicht wollte, er musste ihr Zeit lassen. Vielleicht würde sie mit ihm reden, vielleicht auch nicht. Natürlich wollte er wissen, was Katja zugestoßen war, doch er konnte und wollte sie nicht dazu zwingen, ihm davon zu erzählen.
Erschrocken fuhr Basti herum, Katja, die begonnen hatte, wie wild an die Scheibe zu trommeln, sank nun von Schluchzern geschüttelt in sich zusammen. Es zerriss ihm das Herz, sie so zu sehen… Wenn er doch bloß etwas für sie tun könnte… Basti stockte, wandte seinen Blick erneut Katja zu. Sie schien etwas sagen zu wollen, doch sie konnte nur verzweifelt nach Luft ringen. Basti biss sich auf die Unterlippe. „Katja… Hey, ganz ruhig…“, murmelte er. „Beruhig dich doch… Kleine…“
„Er… er hat…“, schluchzend wandte Katja ihren Blick ab. Vorsichtig, ganz vorsichtig strich Basti über ihre Wange. „Wer hat was, Katja?“, fragte er leise.
„Hilf mir… Basti…“, flüsterte sie kaum hörbar. „Ich… ich flehe dich an… Hilf mir…“

„Ingo, kann… Kann ich dich bitte kurz sprechen?“, langsam betrat Katja das Büro ihres Chefs. Dieser nickte nur. „Klar… Worum geht es denn?“
Es war nun schon mehr als drei Monate her, dass Sebastian seine Kollegin so verstört in der Wohnung der Zielperson aufgefunden hatte. Er hatte sie sofort zu sich genommen, tagelang hatte sie, unfähig zu sprechen, auf seiner Couch gelegen und geweint, jegliches Essen verweigert. Niemals hatte er von ihr verlangt, mit ihm zu reden. Bis sie ihm erzählte, was geschehen war.
Mit der Zeit war die Normalität wieder eingekehrt, Katja hatte wieder begonnen zu arbeiten, alles schien so zu sein wie früher. Doch sie hatte sich so sehr verändert… Niemand schien zu bemerken, wie wenig sie sprach, dass sie seit Wochen kein einziges Mal gelacht, jeden Morgen rot geweinte Augen hatte… Allein Basti realisierte, dass die Katja, die alle kannten und liebten für immer zu verschwinden drohte.
Katja sah zu Boden. „Ich… Ich wollte dich fragen, ob du mir…“, sie biss sich auf die Unterlippe. „Ich brauch eine Auszeit, Ingo…“
Ingo lehnte sich in seinem Stuhl zurück. „Na gut…“, entgegnete er. „Für wie lange?“
Katja wandte ihren Blick ab. „Ein paar Monate…“, flüsterte sie. „Ich… ich kann dir nicht erklären wieso… Ich muss einfach hier weg…“
Ingo runzelte die Stirn. „Ist alles in Ordnung mit dir, Katja?“, fragte er. Sie nickte nur. Er seufzte leise. „Okay… Nimm dir so viel Zeit, wie du brauchst…“, er lächelte. Katja erwiderte sein Lächeln kaum merklich, sah ihn dankbar an. Sie erhob sich, ging in Richtung Tür, doch Ingo winkte sie zurück. „Katja?“
Katja wandte sich um. „Ja?“
Er blickte ihr tief in die Augen. „Wenn irgendwas ist… Ich möchte, dass du weißt, dass du jederzeit zu mir kommen kannst…“
Katja nickte kaum merklich. „Danke…“, murmelte sie und hatte im nächsten Moment die Kanzlei verlassen.

Langsam betrat Basti sein Büro. Es war fast Mitternacht, alle anderen waren längst gegangen. Er warf seine Jacke achtlos auf die Couch, sah sich langsam im Raum um. Sein Blick fiel auf Katjas völlig leer geräumten Schreibtisch, nicht einmal ein Blatt Papier war mehr darauf zu finden. Sie war nun schon so lange weg… Natürlich hatte Basti versucht, sie zu erreichen, hatte sie mehr als ein Mal in ihrer Wohnung aufgesucht, doch Katja war wie vom Erdboden verschluckt, seit mehr als fünf Monaten. Er hatte Angst um sie, was, wenn sie sich etwas angetan hatte? Er würde es sich niemals verzeihen können, wenn ihr etwas zugestoßen wäre und er es nicht gemerkt hätte.
Die Arbeit ohne sie war so trostlos geworden, er vermisste sie. Wenn sie doch nur bald wiederkäme…
Die Tür zum Büro wurde geöffnet, erschrocken fuhr Basti herum. „Oh mein Gott…“
Vor ihm stand Katja und sah ihn mit glasigem Blick an. Sie war blass, zitterte am ganzen Leib und hatte tiefe Ringe unter den Augen, in ihren Armen hielt sie ein winziges Bündel, das sie vorsichtig hin und her schaukelte. „Hey…“, flüsterte sie kaum hörbar. Basti kam vorsichtig einen Schritt auf sie zu. „Hey…“, zärtlich strich er über ihre Wange. „Wer ist das denn?“, lächelnd deutete er auf das schlafende Baby, das den kleinen Finger seiner Mutter fest umklammert hielt. Katja sah zu Boden. Tränen liefen ihre Wangen hinab. „Ich… ich wusste nicht, wohin ich mit ihr gehen sollte… Zu Hause, da…“
Basti legte ihr sanft einen Finger auf den Mund. „Ist schon okay, Katja…“, murmelte er. „Ich bin so froh, dass du wieder da bist… Wann… wann ist denn deine Kleine auf die Welt gekommen?“
Katja schluchzte leise. „Vor… vor vier Stunden…“, flüsterte sie kaum hörbar. Basti riss erschrocken die Augen auf. „Wie bitte!? Kannst du mir dann verraten, was du hier machst? Du solltest noch im Krankenhaus sein! Ihr beide!“
Hastig legte Katja einen Finger auf den Mund. „Ich… ich war nicht im Krankenhaus…“, entgegnete sie. Basti musste schlucken. „Nicht?“, fragte er leise. „Du hast doch nicht etwa…“
Katja nickte kaum merklich. „Ich hab sie zu Hause auf die Welt gebracht…“, murmelte sie. „Alleine… Ich bin so froh, dass es ihr gut geht…“

Basti runzelte die Stirn. „Wieso sollte es ihr nicht gut gehen, Katja?“
Katja wandte ihren Blick ab. „Sie…“, sie stockte. „Sie ist zwei Monate zu früh gekommen… Ich hab so Angst gehabt, dass ich sie verlier… Aber ich konnte doch nicht ins Krankenhaus… Niemand wusste, dass ich…“
Basti seufzte leise. „Er… ist der Vater, hab ich Recht?“
Katja brachte nur ein Nicken zu Stande. Er biss sich auf die Unterlippe. „Ihr… seid doch beide okay, oder?“
Sie zuckte mit den Schultern. Basti sah ihr eindringlich in die Augen. „Katja, du musst ins Krankenhaus… Tu es der Kleinen zu Liebe…“
Katja schüttelte den Kopf. „Mit ihr ist alles in Ordnung…“, flüsterte sie.
„Und mit dir?“, kam sogleich die Antwort. Schweigen. Erneut konnte er ein Seufzen nicht unterdrücken. „Katja…“, er stockte. „Hey… Hey, Kleine…“, sofort nahm er ihr das Baby aus den Armen, legte es vorsichtig auf der Couch ab. Katjas Blick war mit einem Schlag leer geworden, sie war noch blasser als zuvor, kalter Schweiß stand ihr nun auf der Stirn. Basti schloss sie fest in seine Arme, um ihr Halt zu geben. Ihre Stirn war glühend heiß, sie hatte Fieber. „Du brauchst einen Arzt…“, zischte er. Doch Katja konnte ihn nicht mehr hören, denn sie hatte längst ihr Bewusstsein verloren.

Vorsichtig wiegte Basti das kleine Mädchen in seinen Armen hin und her. Die ganze Fahrt über hatte es geweint, erst im Krankenhaus hatte er es geschafft, es zu beruhigen. Und nun? Nun war die Kleine wieder friedlich eingeschlummert. Er konnte kaum glauben, dass es tatsächlich Katjas Tochter war. Sie war so unglaublich winzig… Und doch sah sie Katja wie aus dem Gesicht geschnitten ähnlich. Was würde bloß aus ihr werden, wenn… Nein, daran durfte er nicht denken. Katja war stark, in wenigen Tagen würde sie sich wieder um ihr Baby kümmern können. Endlich verließ ein Arzt Katjas Zimmer, Basti erhob sich. „Wie geht es ihr?“, fragte er leise. „Ist sie schon wieder wach?“
Der Arzt sah zu Boden. „Ich habe schlechte Nachrichten für Sie …“, flüsterte er. Basti musste schlucken. „W…welche? Sie… sie kommt doch durch, oder?“
Dr. Gabriel schüttelte den Kopf. „Es… es tut mir Leid, Ihnen das mitteilen zu müssen, Herr Thiele… Aber Frau Hansen ist vor wenigen Minuten verstorben.“

„Onkel Bastiiiii, ich hab Hunger!“
Vorsichtig hob Basti das kleine Mädchen hoch und wirbelte es im Kreis herum. „Was willst du denn essen, Süße?“, fragte er. Mia schien einen Moment überlegen zu müssen. „Pommes!“, rief sie schließlich. Basti musste lachen. „Na gut, aber wirklich ausnahmsweise… Geh noch ein bisschen spielen, ja Kleine? Ich komm gleich zu dir…“
Mia begann zu strahlen. „Jaaaaa!“, rief sie, sprang auf den Boden und war im nächsten Moment in ihrem Zimmer verschwunden. Basti sah ihr lächelnd hinterher. Drei Jahre war es nun schon her, dass Katja an einer besonders schweren Form des Kindbettfiebers gestorben war, fünf Stunden, nachdem sie ihre Tochter, zwei Monate zu früh und ohne jegliche Hilfe, in ihrem Schlafzimmer zur Welt gebracht hatte. Basti hatte die Kleine sofort zu sich genommen, sich um sie gekümmert und sie geliebt, als wäre sie sein eigenes Kind. Er hatte nicht gewollt, dass Mia mit einer Lüge aufwuchs, deshalb hatte er ihr schon sehr früh erklärt, dass sie nicht seine Tochter war. Am Anfang war sie so fruchtbar traurig gewesen… Sie hatte jede Nacht geweint, ihn gefragt, warum ihre Eltern nicht für sie da waren, ob Basti sie wirklich liebte. Mit ihren großen Augen hatte sie ihn angesehen. „Wenn du nicht mein Papi bist… Hast du mich dann auch nicht so lieb?“
Basti hatte nur den Kopf geschüttelt. „Ich hab dich genau so lieb, als wäre ich dein richtiger Papi…“
Jeden Tag war er bei ihr geblieben, hatte sie fest im Arm gehalten, ihr gut zugeredet, bis sie tief eingeschlafen war. Eines Nachts hatte er im Wohnzimmer Katjas Bild aufgestellt, eine kleine Kerze davor angezündet. Am Morgen darauf hatte er Mia an die Hand genommen und ihr das Foto gezeigt. „Siehst du, Süße? Das ist deine Mami… Die passt von da oben jeden Tag auf dich auf… Und auch wenn du sie nicht sehen kannst, sie ist immer bei dir… Hier drin …“, vorsichtig hatte er eine Hand auf ihre Brust gelegt, Mia sanft einen Kuss auf den Haaransatz gedrückt. „In deinem Herzen…“
Mittlerweile weinte sie kaum noch, nach Katja fragte sie so gut wie gar nicht mehr. Auch die Angst, dass Basti sie nicht so lieben könnte wie seine leibliche Tochter, war gänzlich verschwunden. Sie spielte, lachte und wuchs so unbeschwert auf, wie ein ganz normales Kind.
„Onkel Baaaaasti!“, ertönte plötzlich Mias Stimme aus ihrem Zimmer. „Komm doch mal!“
Basti, der gerade dabei war die Pommes Frittes ins Rohr zu schieben, legte die Topfhandschuhe ab und lief zu ihr. Strahlend saß sie vor einem riesigen Turm aus Bauklötzchen „Guck, den hab ich ganz allein gemacht!“
Basti lächelte. „Der ist wirklich toll, Süße… Aber ich muss jetzt die Pommes machen, okay? Ich bin gleich wieder da.“
Mia nickte eifrig. „Okay… Papi?“

Basti wandte sich um. „Ja, mein Schatz?“
„Ich hab dich soooooo doll lieb!“, strahlend sprang die Kleine ihm in die Arme. Basti drückte ihr einen Kuss auf die Wange. „Ich dich auch, Mia…“, flüsterte er. „Ich dich auch…“
 
AW: Was die dumme Liebe aus uns macht - Avi's OneShots and Similar Stuff

Disclaimer: Keine der Figuren gehört mir,
ich will mit dem Schreiben kein Geld verdienen
Rating: R-16
Credits: Titel und Songzeilen stammen aus dem Song "Anywhere" von Evanescence


Anywhere


„Sandra?“, schüchtern blickte Christian seiner Kollegin und besten Freundin in die Augen. Diese lächelte. „Was ist denn?“, fragte sie. Chris sah zu Boden. „Ich… ich muss dir was sagen…“

Zeit. Niemand weiß, woher sie kommt, oder wer sie gemacht hat. Sie war immer da, von Anfang an. Menschen haben gelernt, Zeit zu messen, sie wurde jedoch niemals gänzlich erforscht. Minuten können wie Tage vergehen, Stunden hingegen wie Sekunden. Die letzten sechs Monate verstrichen für Sandra und Christian wie im Flug. Seit er endlich den ersten Schritt gewagt und ihr seine Liebe gestanden hatte, waren die beiden unzertrennlich. Schon bald war Sandra zu ihm gezogen, denn das Band, das sie vereinigte, war so groß, so stark, dass beide wussten, dass es niemals reißen würde. Es war eine Liebe, die niemals enden würde, egal, was geschah. Und nun? Nun, ehe sie sich versahen, waren die Hochzeitsvorbereitungen in vollem Gange. Es war noch so viel zu tun und schon in weniger als zwei Wochen würden sie den heiligen Bund der Ehe eingehen. Nichts könnte die beiden noch davon abbringen, selbst wenn es für sie bedeuten würde, alles aufzugeben. Sie hatten sich, das war alles was zählte. Chris hatte Sandra bei einem romantischen Dinner in einem Seerestaurant einen Heiratsantrag gemacht und sie war so gerührt gewesen, dass sie ihn sofort angenommen hatte. Nun war der große Tag fast gekommen, Sandra und Chris hätten glücklicher nicht sein können. Doch dann kam alles anders.
„Sandra? Chris? Hier will euch jemand sprechen…“, Sandras beste Freundin und Trauzeugin Katja steckte den Kopf durch die Tür und deutete nach draußen.
„Klar…“, entgegnete Sandra ohne von den Akten aufzusehen. „Sag ihm, er kann reinkommen…“
„Na, mein kleiner Glitzerstern, ich hätte eine etwas enthusiastischere Begrüßung erwartet…“, kam es plötzlich von hinten. Sandra errötete. „Papa, du sollst mich doch nicht so nennen…“, strahlend erhob sie sich und fiel ihm in die Arme. „Was machst du denn hier?“
Frank lächelte. „Ich bin gerade geschäftlich in der Stadt und da muss ich doch auch meiner Kleinen einen Besuch abstatten…“, er küsste sie zärtlich auf die Stirn. Doch plötzlich wurde seine Miene eisig. „Da… da gibt es aber auch etwas, worüber ich mit dir sprechen muss, Sandra… Und mit… deinem Verlobten…“
Sandra musste schlucken. „Worum geht es denn?“, fragte sie leise. Chris, der die Szene bis jetzt stumm beobachtet hatte, erhob sich nun und stellte sich neben sie. Vorsichtig nahm er ihre Hand und drückte sie sanft. Frank seufzte leise. „Wie du weißt, Sandra, hatte ich drei Jahre vor deiner Geburt eine Beziehung mit einer anderen Frau…“
Sandra nickte. „Ich weiß…“, entgegnete sie. „Aber das… das ist doch nichts Neues…“, sie wurde von Frank mit einer Geste unterbrochen, die ihr zeigte, dass er noch nicht zu Ende gesprochen hatte. „Das nicht…“, er sah zu Boden. „Aber… Vor ein paar Wochen, da hab ich sie wieder getroffen und erfahren, dass…“, er stockte für einen kurzen Moment. „Dass sie schwanger war, als wir uns getrennt haben…“
Sandra riss erschrocken die Augen auf. Sie wollte etwas sagen, doch sie brachte nur ein ersticktes „W…was?“ heraus. Frank nickte kaum merklich. „Da gibt es noch etwas…“, flüsterte er. „Die Frau, mit der ich zusammen war, heißt Maria… Maria Storm. Christian und du… Ihr seid Geschwister, Sandra…“

Dear my love, haven't you wanted to be with me
And dear my love, haven't you longed to be free
I can't keep pretending that I don't even know you
And at sweet night, you are my own

„Sandra! Jetzt… jetzt bleib doch stehen! Sieh mich doch wenigstens mal an… Bitte, mein Engel…“, Chris legte vorsichtig eine Hand auf Sandras Schulter, doch sie stieß ihn weg. „Lass mich allein, Chris…“, flüsterte sie unter Tränen. „Bitte… Ich muss nachdenken… Ich… ich kann dich vorerst nicht sehen… Versteh das doch…“
Chris wandte seinen Blick ab. „Okay…“, murmelte er. „Aber bitte, mein Engel… Versprich mir eines… Mach nichts Dummes, ja?“
Sandra nickte kaum merklich. „Versprochen…“
I have dreamt of a place for you and I
No one know who we are there
All I want is to give my life only to you
I've dreamt so long I cannot dream anymore
Let's run away, I'll take you there

Zaghaft klopfte Chris an Sandras Haustür. Minutenlang geschah nichts, doch dann öffnete sie sich endlich. Sandra stand im Türrahmen, sie war blass, hatte tiefe Ringe unter den Augen. Ihr Gesicht war völlig verweint. „Was willst du?“, fragte sie mit erstickter Stimme. Chris sah zu Boden. „Mit dir reden…“, entgegnete er. „Aber eigentlich… Eigentlich bin ich nur gekommen, um dich zu sehen…“
Sandra wandte sich ab. „Komm rein…“, flüsterte sie. Chris legte sanft eine Hand auf ihre Schulter. „Süße…“, er wollte zu einem Satz ansetzen, brach jedoch ab. Lange Zeit herrschte Stille. Sandras Blick war starr nach vorne gerichtet, Chris hatte ihre Hand vorsichtig in die seine genommen und streichelte zärtlich darüber. Sandra schluchzte leise. „Du musst gehen, Chris…“, sie erhob sich langsam. „Ich… ich hab gedacht, ich schaff das, aber es tut zu weh… Bitte… Geh… Und komm nie wieder…“
Chris schüttelte den Kopf. „Nein, Sandra…“, entgegnete er. „Ich… ich kann dich nicht einfach so alleine lassen… Bitte, mein Engel… Hör mir wenigstens zu…“
„Warum quälst du mich so?“, fragte sie kaum hörbar. Tränen liefen ihre Wangen hinab. Chris strich behutsam über ihr Haar. „Ich will mit dir zusammen sein, Sandra… Egal wie… Wir müssen nicht miteinander schlafen oder verheiratet sein, um… glücklich… zu werden… Eines Tages wirst du die große Liebe finden… Und ich… ich werde lediglich dein bester Freund sein… Dein Bruder…“
Sandra schüttelte kaum merklich den Kopf. „Es geht nicht…“, flüsterte sie. Chris nahm ihr Gesicht in seine Hände. „Warum nicht, Sandra?“, fragte er. Schweigen. Chris seufzte leise. „Bitte mein Engel… Hilf mir, dich zu verstehen…“
Sandra biss sich auf die Unterlippe. „Ich bin schwanger, Chris…“

Forget this life
Come with me
Don't look back you're safe now
Unlock your heart
Drop your guard
No one's left to stop you

Unter Tränen schloss sie die Augen. Der kühle Wind umspielte liebevoll ihr Gesicht, es war, als würde er ihr etwas ins Ohr flüstern. „Spring… Es ist die einzige Lösung… Tu es! Spring!“
Sie sah hinab auf die schwach beleuchtete Straße. Vereinzelte Autos kamen hinter einem Baum zum Vorschein, verschwanden genau so schnell wieder, wie sie aufgetaucht waren. Langsam lösten sich ihre Finger vom Geländer. Bald würde alles vorbei sein…
„Sandra! Tu das nicht, bitte!“
Erschrocken fuhr Sandra herum. Sie rutschte ab, konnte jedoch gerade noch ihren Halt wiedererlangen. „Verschwinde…“, zischte sie. Chris kam vorsichtig einen Schritt auf sie zu. „Hey, mein Engel…“, flüsterte er. „So machst du es doch nicht besser… Komm da runter, zusammen finden wir eine Lösung…“
Sandra schluchzte leise. „Es tut mir so leid, Chris…“, murmelte sie. „Aber Engel fliegen nun mal einsam…“

„Du bist nicht allein, Süße…“, entgegnete Chris. „Ich bin für dich da, egal was geschieht… Wenn auch nur als dein bester Freund…“
Sandra schüttelte den Kopf. „Versteh doch, Christian, es geht nicht! Gott weiß, dass ich dich über alles liebe, aber ich kann nicht mit dir zusammen sein, im Wissen, mehr zu wollen und es niemals zu bekommen! Ich trage dein Kind in mir… Das Kind meines eigenen Bruders!“
Chris biss sich auf die Unterlippe. „Ich lass dich nicht gehen, Sandra…“
Sandra sah ihm tief in die Augen. „Dann komm mit mir…“, flüsterte sie. Chris wandte seinen Blick ab. „Engel…“
Sandra streckte eine Hand nach ihm aus. „Da wo wir jetzt hingehen…. Dort wird alles gut werden… Wir… wir können endlich glücklich sein!“, sie seufzte leise. „Weißt du, was heute für ein Tag ist?“
Kopfschütteln. Ein leichtes Lächeln umspielte Sandras Lippen. „Heute, Chris…“, murmelte sie. „Heute hätten wir geheiratet… Wir hätten uns für immer vereint… Ich flehe dich an… Geh mit…“
Chris nahm vorsichtig ihre Hand und stieg nun ebenfalls über das Geländer. Auch er blickte nach unten. Mittlerweile war die Straße menschenleer. „Ich liebe dich, mein Schatz…“, flüsterte er. „Und mit dir würde ich überall hin gehen…“, er schloss für einen kurzen Moment die Augen. „Ich liebe dich auch…“, Sandra küsste ihn zärtlich. Die beiden sahen sich ein letztes Mal in die Augen und atmeten tief durch, bevor sie Hand in Hand einen Schritt nach vorne traten und mit einem Lächeln auf den Lippen in den Abgrund stürzten.

Take my hand
We’re leaving here tonight
There’s no need to tell anyone
They’d only hold us down
So by the morning light
We’ll be half way to anywhere
Where love is more than just your name
 
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Credits: Kelly Clarksons "Beautiful Disaster"
Anmerkungen: Partner-FF mit Laura (anderes Forum)

Beautiful Disaster


„Ingo, kann ich-… HATSCHI!“ Ein Lachen ertönte am anderen Ende der Leitung. „Gesundheit. Also wenn du mich fragen wolltest, ob du dir frei nehmen kannst, dann lautet die Antwort ja.“
Wieder musste Basti niesen. „Und wer... HATSCHI… Kümmert sich dann um den Fall? Sandra ist doch noch im Mutterschutz…“
„Chris ist ja auch noch da, mach dir da keine Sorgen. Erhol dich erstmal und in ein paar Tagen sehen wir weiter.“
„Danke, Chef…“ Basti legte auf und ließ sich zurück ins Bett fallen.

„Ähmm… Katja?“ Verwundert sah Chris seine Kollegin an. Langsam richtete sie sich auf. „Autsch… Was ist denn los?“, fragte sie verschlafen.
„Du liegst reinzufällig auf mir.“, entgegnete er grinsend.
„Oh…“, müde ließ sie ihren Kopf auf seinen Oberkörper sinken. „War aber bequem… Denk gar nicht erst dran, abzunehmen…“
Chris warf einen Blick auf die Uhr. „Meinst du nicht, wir sollten langsam mal aufstehen? Ingo kommt bestimmt gleich.“ Er versuchte sich aufzusetzen, jedoch ohne Erfolg. „Katja, komm jetzt…“
Schwerfällig richtete sie sich auf und verlagerte ihren Schlafplatz auf die Couch. „Nur noch fünf Minuten…“, grummelte sie. Chris seufzte. „Meinetwegen kannst du auch noch länger schlafen… Guck mal raus.“
Mit einem Schlag war Katja hellwach. „Wie meinst du das?“, fragte sie verwundert.
„Wir sind eingeschneit, Süße.“, lächelnd drückte er ihr ein Küsschen auf die Wange. Katja sah ihn erschrocken an. „Moment mal… Was ist hier letzte Nacht passiert?!“
Chris musste lachen. „Weißt du das denn nicht mehr?“
„CHRISTIAN!“

„Also mir hat’s gefallen…“, mit diesen Worten verschwand er in die Kanzleiküche. Katja versuchte währenddessen die Ereignisse der letzten Nacht in ihrem Kopf zu rekonstruieren. Als Chris wiederkam, sah er sie nachdenklich auf der Couch sitzen. „Entspann dich, Katja, es ist nichts passiert.“
Die Erleichterung in ihrem Gesicht war nicht zu übersehen. „Vollidiot…“, brummte sie, konnte sich aber ein Lächeln nicht verkneifen. Chris reichte ihr eine Tasse Kaffee. „Ich hoff, du hast noch Klamotten dabei…“
Katja runzelte die Stirn. „Wieso das? Eigentlich wollte ich jetzt nach Hause fahren und mich umziehen…“
„Na das kannst du vergessen, Schätzchen, schau noch mal raus…“ Katja seufzte leise. „Das ist jetzt nicht dein Ernst, oder?“
„Doch… Und die Telefonleitung ist auch gekappt. Folglich sitzen wir hier fest, ohne Kontakt zur Außenwelt.“

„Na toll… Und jetzt?“
„Also meinetwegen kannst du hier auch in Unterwäsche rumlaufen.“, entgegnete er grinsend. Katja rollte mit den Augen. „War ja klar, dass dir das gefallen würde… Ich geh jetzt erstmal duschen.“
„Darf ich mitkommen?“, fragte Chris lachend.
„Nur über meine Leiche.“

„Sag mal, war es hier gestern auch schon so kalt?“ Fest wickelte Katja die Decke um sich. Chris schüttelte den Kopf. „Ich hab schlechte Nachrichten für uns… So wies aussieht, ist die Heizung ausgefallen…“
Katja seufzte. „Na toll und was jetzt?“
Chris grinste. „Jetzt müssen wir uns wohl gegenseitig wärmen.“, entgegnete er. Katja musste lachen. „Du hörst wohl nie auf, oder?“
Chris schüttelte den Kopf. „Wer weiß, wie lange wir hier bleiben… Und immerhin bist du doch eine Frau…“
„Gut erkannt, Schlaumeier. Aber wenn es dir nur um das Eine geht, muss ich dich leider enttäuschen, ich bin nicht interessiert.“



„Scheiße! Das kann doch wohl nicht wahr sein!“ Verzweifelt versuchte Katja, den Kaffee von ihrem T-Shirt zu entfernen, musste sich jedoch nach einiger Zeit eingestehen, dass es so nicht funktionieren konnte und verschwand ins Bad. Chris sah ihr schmunzelnd hinterher, doch als sie wiederkam, musste er seufzen. „Och, Katja…“
„Was denn? Ich hab nichts mehr zum Anziehen…“, entgegnete sie und betrachtete ihr klatschnasses T-Shirt.

„Das musst du nun wirklich nicht tun… Komm, zieh es aus, ich schau dir schon nichts weg… Dir ist doch bestimmt eiskalt…“
Doch Katja schüttelte den Kopf. „Ist nicht so nass, wies aussieht…“, sagte sie leise. Aber Chris konnte sehen, wie sehr sie zitterte. „Komm, zieh das an.“ Er zog sein T-Shirt aus und reichte es ihr. Katja lächelte schüchtern. „Chris, du…“
„Ist schon okay, Kleine, mir ist nicht kalt… Hier.“


„Christian, ich kann nicht mit ansehen, dass du jetzt die dritte Nacht hier unten am Boden schläfst, jetzt komm doch endlich hoch, ich werd dich schon nicht beißen…“ Lächelnd schlug Katja ihre Decke beiseite. Chris seufzte. „Ist doch aber ganz bequem hier…“
„Erzähl mir nichts, ich kenn diesen Boden… Jetzt komm schon.“

„Chrihis?“
„Mhhm?“
„Schläfst du?“

„Jetzt nicht mehr.“
Katja zog einen Schmollmund. „Ich kann nicht einschlafen…“, grummelte sie. Chris seufzte. „Und wie kann ich Ihnen dabei helfen, Frau Hansen?“, fragte er müde. Katja grinste. „Erzähl mir doch was.“
Verschlafen drückte er ihr einen Kuss auf den Mund. „Reicht das?“ Doch mit einem Schlag war er hellwach. „Oh mein Gott… Tut mir Leid, das wollte ich nicht!“
Katja lächelte. „Ich fand es eigentlich ganz schön…“, vorsichtig schmiegte sie sich an ihn. „Könntest du das vielleicht wiederholen?“

„Oh mein Gott, was tun wir hier eigentlich?!“ Erschrocken ließ Katja von Chris ab, beide wurden knallrot im Gesicht. „Ich… geh mal in die Küche…“, flüsterte sie und war im nächsten Augenblick verschwunden. Chris sah ihr seufzend hinterher. „Wäre doch zu schön gewesen…“, murmelte er.

„Katja, komm… Jetzt red doch mit mir, so kann das doch nicht weitergehen! Wer weiß, wie lange wir hier noch festsitzen…“
Doch Katja wandte sich ab. „Ich muss nachdenken, Christian…“
„Du denkst seit zwei Tagen nach…“, seufzend ließ er sich neben sie auf die Couch sinken. Automatisch wich sie zurück. „Katja… Kleine…“

„Nenn mich nicht Kleine…“, murmelte sie.
„Jetzt sag doch… Was ist dein Problem? Wir hätten fast miteinander geschlafen – ja und?“
„Du weißt doch, dass ich einen Freund habe…“
„Der seit einem halben Jahr in Australien ist und sich nicht ein Mal bei dir gemeldet hat. Vergiss ihn doch endlich, Katja, der ist gar nicht gut genug für dich…“ Sanft legte er einen Arm um ihre Schulter. „Lass doch endlich wieder zu, glücklich zu sein, Süße…“


„Chriiiiis, das kitzelt, hör auf damit!“
Chris grinste. „Nur, wenn du mir jetzt endlich einen Kuss gibst.“ Seufzend drückte Katja ihm ein Küsschen auf die Wange. Chris schüttelte den Kopf. „Reicht nicht.“
„Na dann halt endlich still.“ Langsam beugte sie sich vor und gab ihm einen langen, zärtlichen Kuss. „Besser?“
„Viel besser…“, entgegnete Chris lächelnd. „Ich glaube, jetzt brauchst du mein T-Shirt nicht mehr…“

„Was ist denn hier los?“
Erschrocken fuhren die beiden auseinander. „Wie bist du denn hier rein gekommen?“, fragte Chris. Katja errötete. „Wir… es.. es ist nicht so, wie es aussieht!“
Ingo schmunzelte. „Ich komm in einer halben Stunde noch mal vorbei… Aber ich dachte, es interessiert euch bestimmt, dass ihr hier nicht mehr festsitzt…“
Chris lächelte schüchtern. „Danke, Chef…“
Nachdem Ingo die Tür wieder geschlossen hatte, wandte er sich Katja zu. „Wo waren wir stehen geblieben?“
 
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Drei Mal um die ganze Welt


Schweigen. In der Kanzlei war Stille eingekehrt. Stille, die sie fast verrückt machte. Sandra wagte nicht, ihren Kollegen Christian anzusehen. Der Anruf, den sie soeben erhalten hatte, war aus New York gekommen. Einige Wochen zuvor war sie von derselben Anwaltskanzlei kontaktiert worden und hatte ein Angebot erhalten, das sie nicht ablehnen konnte. Sie sollte in New York für einen Rechtsanwalt als Ermittlerin arbeiten, der so darauf bestehen zu schien, sie bei sich einzustellen, dass er ihr eine unwahrscheinlich hohe Summe allein dafür bot, dass sie bei ihm einstieg. Sie hatte lange überlegt, ob sie das Angebot annehmen sollte, es fiel ihr sehr schwer, ihren jetzigen Arbeitsplatz einfach zurückzulassen und in Amerika von vorne anzufangen, doch schließlich hatte sie zugesagt. Und eben am Telefon die nötigen Details bezüglich ihres Fluges erhalten.
Nun herrschte bedrückendes Schweigen in ihrem Büro. Natürlich hatte Chris gewusst, dass Sandra gehen würde, doch sie hatte immer gedacht, dass er sich für sie freute. „Chris?“, fragte sie vorsichtig. „Chris, sag doch was… bitte…“
Keine Reaktion. „Sieh mich doch wenigstens mal an!“, Sandra sah ihm in die Augen, er wandte seinen Blick jedoch ab.
„Christian, bitte!“, es war nicht zu überhören, dass sie verzweifelt war. Endlich sah Chris auf. „Warum?“, fragte er nur. Sandra konnte den Tonfall in seiner Stimme nicht deuten. Sie sah zu Boden. „Ich…“
„Genau das ist es!“, Chris hatte ohne es selbst zu merken seine Stimme erhoben. „Es geht immer nur um dich! Hast du nie daran gedacht, was passieren könnte, wenn du so unerwartet gehst? Dir ist wohl nie in den Sinn gekommen, dass du Menschen damit wehtun könntest?“
„Warum kümmert es dich so sehr, dass ich weggehe?“, auch Sandra sprach lauter, als sie dachte.
„Weil es mir einfach verdammt wehtut, meine beste Freundin zu verlieren!“
Sandra schwieg. Sie hatte nicht erwartet, dass Chris so reagieren würde. Doch was hatte sie überhaupt erwartet? Nichts. Rein gar nichts. Sie hatte nicht gewusst, was sie denken sollte und wusste es auch jetzt noch nicht. Sie hatte in der letzten Zeit sehr viel nachgedacht. Über sich, über New York und über Chris. „Es ist besser so, Chris…“, murmelte sie. „Glaub mir…“, ohne sich noch ein mal nach ihm umzusehen stand sie auf und verließ die Kanzlei. Ihr Entschluss stand fest. Sie würde ihre Freundschaft nicht gefährden, nur weil sie gemerkt hatte, dass sie Gefühle für Chris hatte, die er womöglich nicht erwiderte. Sie würde gehen, in New York ein neues Leben anfangen und versuchen zu vergessen, dass sie ihn jemals geliebt hatte.

Lieber Chris

Erneut landete ein zerknüllter Zettel im Abfallkorb. „Oh mein Gott, was tue ich hier bloß?“, fragte Sandra sich leise und holte ein neues Blatt Papier hervor. Erneut begann sie zu schreiben.

Chris,
das, was du gestern in der Kanzlei gesagt hast, geht mir nicht mehr aus dem Kopf. Ja, es ist egoistisch von mir, einfach weg zu gehen, doch ich muss. Es tut furchtbar weh, all das, was mir wichtig ist, zurückzulassen denn ich habe das Gefühl, euch im Stich zu lassen. Glaub mir, hätte ich eine Wahl, würde ich es ganz gewiss nicht tun. Als du sagtest, dass du deine beste Freundin nicht verlieren wolltest, wurde mir klar, dass ich gehen muss. Ich habe lange nachgedacht, nicht zuletzt über uns. Bis mir eines klar wurde. Ich liebe dich, Chris. Verrückt, nicht? Wir kennen uns nun schon so lange und nie habe ich etwas bemerkt. Du bist… besser gesagt warst mein bester Freund und ich hätte mir niemals vorstellen können, dich zu verlassen, doch es ist besser so. Ich will unsere Freundschaft nicht aufs Spiel setzen, nur weil ich Gefühle für dich habe, über die ich mir nicht einmal selbst im Klaren bin und die du womöglich nicht erwiderst. Siehst du, Chris? Wenn ich bleiben würde, würden Fragen über Fragen aufkommen, ein Problem würde das nächste jagen und das Gleichgewicht zwischen uns beiden würde zerstört werden. Wenn du meine Gefühle jedoch erwiderst, komm morgen um 10:30 zum Haupteingang des Flughafens… Und ich gehe nicht. Doch komm nur, wenn du dieselben Gefühle für mich hast, wie ich für dich. Ansonsten würde es nur wehtun. Es tut mir leid…

In Liebe,
Sandra

„Chris?“, Sandra schluckte. Es war so weit. Ihr letzter Arbeitstag in der Kanzlei war zu Ende. „Ja?“, Chris sah auf.
„Ich... ich geh jetzt…“, sie senkte den Kopf. Nun war er da, der Augenblick, der nie hätte eintreten dürfen. Chris erhob sich. „Okay…“, er räusperte sich. Einen kurzen Moment lang kehrte beklemmende Stille ein. Doch dann konnte Sandra die Tränen, die in ihr aufgestiegen waren, nicht mehr unterdrücken. Schluchzend fiel sie Chris um den Hals. „Es tut mir so leid…“, flüsterte sie immer wieder. Chris schaffte es lange nicht, sie zu beruhigen. Doch schließlich verstummten ihre Schluchzer. Sie hatte keine Kraft mehr. Noch lange lagen Chris und Sandra sich in den Armen. Sandra hätte diesen Moment am liebsten ins Unendliche hinausgezögert, doch schließlich mussten sie sich voneinander lösen. „Pass auf dich auf, Kleine.“, flüsterte Chris ihr noch ins Ohr, bevor sie zum letzten Mal die Türen ihres Büros hinter sich schloss.
Lange noch stand Sandra vor dem Eingang des Gebäudes und sah zu dem leicht geöffneten Fenster im 1. Stock empor. Von oben drang laute Rockmusik auf die Straße, doch im Büro brannte kein Licht. Mit zitternden Händen holte sie den kleinen, an Chris adressierten Umschlag aus ihrer Handtasche. „Auf wiedersehen, Christian Storm…“, flüsterte sie noch, bevor sie den Brief in das für Chris vorgesehene Postfach warf, sich umdrehte und die Kanzlei endgültig hinter sich ließ.

„Chris?“, etwas kleinlaut betrat Julia das Büro. Chris schreckte hoch. „Julia? Was machst du denn noch hier?“
„Noch?“, Julia runzelte die Stirn. „Es ist neun Uhr, Chris… Hast du etwa hier übernachtet?“
„Anscheinend… Ich muss wohl eingenickt sein…“, er setzte sich auf
„Ich.. ich will dich auch gar nicht weiter stören, ich hab nur die Post für dich.“, Julia drückte ihm drei Briefe in die Hand.
„Danke…“, murmelte Chris und legte die Umschläge, ohne sie eines Blickes zu würdigen auf seinen Schreibtisch. Ihn interessierte nicht, was die Leute ihm geschrieben hatten. Er musste immerzu an Sandra denken. Einen Moment lang glaubte er, sie in der Tür stehen zu sehen, doch natürlich hatte er sich getäuscht. Seufzend versuchte er sich abzulenken, in dem er ein wenig an seinem Computer herumspielte, doch er schaffte es nicht. Die Minuten vergingen wie Stunden... Ohne Sandra war es so leer in der Kanzlei. So unglaublich still… Das Schlagen der Uhr riss ihn aus seinen Gedanken. Es war zehn Uhr… Doch auch wenn es Mitternacht gewesen wäre, ihm war es egal. Auch die Zeit änderte nichts an der Tatsache, dass Sandra fort war. Da er keine andere Beschäftigung wusste, blieb ihm nichts anderes übrig, als die Briefe wieder zur Hand zu nehmen. Gleich auf dem obersten erkannte er Sandras Handschrift. Stirnrunzelnd öffnete er den Umschlag und begann zu lesen.

„Frau Nitka, es tut mir leid, aber Sie müssen nun wirklich an Bord.“ Die Stimme der Stewardess riss Sandra aus ihren Gedanken. „Ich… ich komme in fünf Minuten.“, murmelte sie geistesabwesend. Es war nun schon fast elf Uhr und von Chris fehlte immer noch jede Spur.
„Ich fürchte, in fünf Minuten wird das Flugzeug ohne Sie fliegen…“, erwiderte die Flugbegleiterin knapp. Sandra musste schlucken. „Na gut…“, seufzend folgte sie der Stewardess in den Transitraum. „Er ist nicht gekommen…“, dachte sie enttäuscht. Natürlich hatte sie nicht erwartet, dass er kommen würde, sie hatte sich sogar immer wieder gefragt, wie sie nur auf die absurde Idee gekommen war, ihn hier her zu bitten, doch tief in ihrem Inneren hatte sie so sehr gehofft, dass er kommen würde… Sie hatte sich fest vorgenommen, ihren Gefühlen keine Chance zu geben, doch sie hatten ihren Verstand ein mal wieder besiegt. „Wir werden uns nie wieder sehen…“, schoss es ihr in den Kopf, als sie das Flugzeug betrat. Doch vielleicht war es auch besser so. Für sie beide.

Als Chris atemlos den Flughafen erreichte, konnte er Sandra nirgendwo entdecken. „Verdammt!“, so schnell er konnte lief er zur Aussichtsplattform, in der Hoffnung, Sandra beim Einsteigen in das Flugzeug entdecken zu können, doch das letzte war er sah, wie sich die Maschine langsam auf die Startbahn zu bewegte, abhob und schließlich in den Wolken verschwand. Chris begann zu lächeln. „Ich kriege dich, Sandra Nitka.“, flüsterte er. „Und wenn du drei Mal um die ganze Welt fliegst.“
 
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Endlose Nacht

Da stand sie nun. Seit Stunden schon war sie im Bad, starrte in den Spiegel. Ihr Ebenbild war ihr so fremd geworden… Sie war nicht mehr sie selbst, innerhalb von wenigen Monaten war sie völlig abgemagert. Jegliche Farbe war längst aus ihrem Gesicht gewichen. Katja seufzte. Wie konnte sie sich nur so stark verändern, dass sie sich selbst nicht mehr erkannte? Vor drei Jahren war sie unheilbar an Leukämie erkrankt. Bereits nach kurzer Zeit hatte sie ihren Beruf aufgeben müssen, doch ihre Kollegen und gleichzeitig besten Freunde hatten stets zu ihr gehalten. Sie war nicht auf sich gestellt, allein dieser Gedanke half ihr, selbst die schlimmsten Phasen zu überstehen. Erneut überkam Katja ein Brechreiz, wie schon zwei Mal zuvor an diesem Tag. Sie presste eine Hand fest auf den Mund, lief zur Toilette und übergab sich. Zitternd versuchte sie, sich zu erheben, jedoch gaben ihre Knie nach und sie sank zu Boden, geschüttelt von einem heftigen Hustenanfall. Die Krankheit teilte Katjas Dasein in zwei verschiedene Phasen ein. Die guten und die schlechten. An guten Tagen konnte sie ein fast völlig normales Leben führen, doch an schlechten war es unmöglich für sie, sich selbst zu versorgen. Sie konnte nicht vorhersehen, wie lange die Phasen andauerten. Es kam vor, dass nach einem schlechten Tag alles wieder vorbei war, doch meist war sie wochenlang so schwach, dass sie unfähig war, aufzustehen. Am schlimmsten war die Zeit nach den Chemotherapien. Oft verlor sie für Stunden das Bewusstsein, konnte tagelang kaum etwas zu sich nehmen, denn bereits kurz darauf würde sie alles wieder erbrechen. An diesem Tag jedoch war etwas anders. Katja wurde schwächer. Und tief in ihrem Inneren spürte sie, dass sie sich dieses Mal nicht mehr erholen würde. Sie fürchtete den Tod nicht, sah ihn minder als das Schrecken und Trauer bringende Ende denn als Erlöser, den Beginn der Ewigkeit. Und doch betete sie jeden Abend, flehte Gott an, ihr noch etwas Leben zu schenken. Es gab so viel Schönes auf der Welt, so viele Dinge, die sie erst durch ihre Krankheit schätzen gelernt hatte. So früh gehen zu müssen, all die Menschen, die sie über alles liebte, im Stich zu lassen, brach ihr das Herz. Sie brauchte Zeit. Zeit, um sich zu verabschieden.
Viel zu schnell brach die Nacht heran. Den ganzen Tag über hatte Katja nachgedacht. Über ihr Leben auf der Erde, ihre Freunde, ihre Familie. Und über den Tod. Sie konnte nicht länger so weiterleben, wurde von Tag zu Tag schwächer. Selbst an den guten Tagen spürte sie, wie sehr die Krankheit ihr zu schaffen machte. Lange sah sie aus dem Fenster. Es war eine sternenklare Nacht, der Vollmond schien hell in ihr Zimmer. Eine kleine Sternschnuppe fiel vom Himmel herab. Lächelnd schloss Katja die Augen und sprach still einen Wunsch aus. Wenn sie ganz fest daran glaubte, würde er in Erfüllung gehen. Sie bemerkte nicht die Gestalt, die sich lautlos neben sie gestellt hatte. „Komm, Katja…“, wisperte eine vertraute Stimme in ihr Ohr. „Es ist Zeit…“
Langsam wandte Katja den Blick von den Sternen ab, sah dem Mann neben sich tief in die Augen. Ihrem Vater. Eine vereinzelte Träne lief ihre Wange hinab, als sie erkannte, wer wirklich neben ihr stand. So siehst du also aus…“, flüsterte sie. „Nimmst die Gestalt derer an, die wir lieben…“
Der Tod nickte. „Die Menschen sollen keine Angst haben, zu gehen…“, erwiderte er ruhig, mit sanfter Stimme. Katja sah zu Boden. „Sie haben keine Angst, zu gehen… Sie fürchten sich vor der Vergänglichkeit.“
„Ich weiß…“, antwortete der Tod. „Hast du denn Angst?“
Katja schüttelte den Kopf. „Nein…“, flüsterte sie. „Denn ich weiß, dass es Menschen vorherbestimmt ist, zu sterben… Du erlöst sie.“
Der Tod nickte lächelnd. „Ich bringe nicht das Ende, Katja. Das Leben hier auf der Erde ist nur eine Prüfung, die jeder Mensch bestehen muss, bevor für ihn die Tore des Paradieses geöffnet werden.“
„Wieso haben dann so viele Menschen Angst zu sterben?“
„Sie wissen nicht, was sie erwartet. Haben Angst vor Dingen, die sie sich nicht erklären können.“
Katja sah zu Boden. „Aber wieso bestrafst du unschuldige Menschen, die nichts weiter wollen, als glücklich zu sein? Wieso stiehlst du ihnen ihre Kinder, ihre Familie, ihre Freunde? Du musst doch sehen, dass sie daran zerbrechen…“
Der Tod seufzte. „Das Schicksal jedes Menschen auf der Erde ist vorherbestimmt, Katja. Es liegt nicht in meiner Hand, zu bestimmen, wann sie diese Welt verlassen.“
„Tut es dir weh?“, fragte Katja kaum hörbar. „Eltern ihre Kinder zu nehmen?“
Es folgte langes Schweigen. „Nein…“, entgegnete der Tod schließlich, mit einem nachdenklichen Unterton in der Stimme. „Ich kann nicht… fühlen, so wie ihr Menschen es könnt… Aber ich verstehe die Trauer, die Verzweiflung derer, denen das Liebste genommen wurde, das sie besaßen. Und doch muss ich weitermachen, denn auch wenn die Wege des Schicksals oft grausam, ungerecht erscheinen, es manchmal vielleicht auch sein mögen… Es gibt immer einen Grund für die Dinge, die geschehen. Und so sehr es sich die Menschen auch wünschen… Man kann es nicht ändern.“
Katja musste schlucken. „Warum werden Menschen krank? Ist es eine Strafe? Wenn ja… Wieso müssen so viele Babys leiden? Müssen die unschuldigsten Wesen dieser Welt damit für die Fehler der Eltern bezahlen?“ Oder ist es nur eine weitere Prüfung?“
„Ich weiß es nicht.“, antwortete der Tod. „Meine Aufgabe ist es, die Menschen zu begleiten, ihnen zu helfen, sich in ihrer neuen Welt zurechtzufinden… Ich weiß nicht, wieso Dinge geschehen… Nur einer weiß es.“, ein leichtes Lächeln umspielte seine Lippen, als er nach oben blickte. „Komm jetzt, Katja…“, sagte er nach einiger Zeit. „Wir sollten wirklich gehen…“
Katja wandte den Blick ab. Sie schien mit den Tränen kämpfen zu müssen. „Ich will noch nicht gehen…“, flüsterte sie. „Ich… ich liebe mein Leben doch so sehr…“
Der Tod nickte. „Ich weiß… Es ist schwer, loszulassen… Es wird vielen Menschen sehr wehtun, dass du gehst. Doch sie wissen auch, dass es dir in der neuen Welt besser gehen wird… Du wirst wieder völlig gesund sein.“
Katja nickte kaum merklich. Sie sah den Tod lange an, bis sie ihm schließlich zaghaft die Hand reichte. Ein leichter Windhauch umspielte Katjas Gesicht, als sie ihre Augen schloss. Ihr Wunsch war in Erfüllung gegangen. „Danke…“, flüsterte sie kaum hörbar, bevor sie lächelnd im Nichts verschwand.
 
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The Sound of Silence
„Nein! Ich bin nicht verrückt! Lasst mich los!“, verzweifelt versuchte Sandra, sich dem festen Griff des Sanitäters zu entziehen. „Katja! Hilf mir! Hilf mir doch, bitte!“
Doch Katja schüttelte nur den Kopf. „Es ist besser so, Sandra…“, flüsterte sie. „Du brauchst Hilfe.“
„Katja, jetzt glaub mir doch! Ich bin nicht krank!“, die Angst stand ihr ins Gesicht geschrieben. „Du… du bist doch meine Freundin, du kannst mich doch nicht einfach im Stich lassen!“
Katja biss sich auf die Unterlippe, blickte vorsichtig zu dem Mann, der Sandra festhielt. „Die wollen dir nur helfen, Sandra… Ich… ich kann nicht dabei zusehen, wie es dir immer schlechter geht! Denk doch an Nina, so kann das doch nicht weitergehen, sie ist noch fast ein Kind!“
„Und Chris? Er hat doch nicht etwa zugestimmt, oder?!“, Sandras Stimme überschlug sich vor Panik. Katja schüttelte den Kopf. „Er weiß es nicht…“
„Meinst du, er hätte es zugelassen, Katja?“, schrie Sandra sie an. „Meinst du, er würde es gut finden, mich einfach so wegzusperren?! Was wollt ihr ihm denn sagen, wenn er wiederkommt?“
Katja seufzte. Sie wollte zu einer Erklärung ansetzen, doch plötzlich wurde Sandras Blick leer. Sie begann zu taumeln, schien verzweifelt nach Halt zu suchen, bis sie schließlich in den Armen des Sanitäters zusammenbrach.
„Was habt ihr ihr gegeben?!“, rief Katja erschrocken. „Sie sollte sich doch nur etwas beruhigen, dass sie bewusstlos wird, hab ich nicht gewollt!“
„Keine Sorge, das ist nur ein simples Schlafmittel, sie wacht in ein paar Stunden wieder auf.“, beruhigte ein Arzt, der sicherheitshalber mitgekommen war, sie. „Sollen wir sie jetzt wegbringen?“
Katja nickte stumm. Tränen hatten sich in ihren Augen gebildet, liefen nun unaufhörlich ihre Wangen hinab. Sie hatte doch nicht ahnen können, dass es Sandra so schlecht ging. Es zerriss ihr das Herz, ihre beste Freundin abschieben zu müssen, doch sie hatte keine andere Wahl. „Darf… darf ich sie besuchen kommen?“, fragte sie leise. Der Arzt schüttelte den Kopf. „Vorerst nicht. Sie wird eine Woche lang absolute Ruhe brauchen, dann sehen wir weiter. Aber versprechen kann ich nichts.“

„Katja? Was machst du hier? Wo ist Mama?“ Verwundert sah Nina der besten Freundin ihrer Mutter in die Augen. Katja seufzte leise. „Komm, Süße, das erklär ich dir nachher… Pack ein paar Sachen zusammen, du wohnst erstmal bei mir.“
„Nicht, bevor du mir nicht gesagt hast, was los ist.“, entgegnete Sandras Tochter. „Wo ist Mama, verdammt?“
Katja packte sie am Arm. „Nina, bitte… Ich kann’s dir noch nicht sagen, vertrau mir einfach.“
„Wie soll ich dir vertrauen, wenn ich nicht weiß, was los ist?“
„Ich erzähl es dir, sobald wir zu Hause sind, versprochen. Aber jetzt komm… Bitte…“
Nina seufzte. „Na gut… Gib mir fünf Minuten.“

„Was ist denn jetzt mit Mama?“, fragte Nina schüchtern, als sie sich neben Katja auf die Wohnzimmercouch setzte. Diese legte ihr einen Arm um die Schulter und drückte sie an sich. „Ach, Nina…“, flüsterte sie. „Hast du denn gar nichts mitgekriegt?“
Nina schüttelte nur den Kopf. Katja seufzte. „Hat sie dir nie erzählt, dass sie verfolgt wird?“
Wieder Kopfschütteln. Katja biss sich auf die Unterlippe. „Eines Tages…“, sie stockte. „Eines Tages hat Sandra mich aus heiterem Himmel mit einer Waffe bedroht… Wir haben gerade die Ergebnisse des letzten Falles diskutiert, als sie mir plötzlich ein Messer an die Kehle gehalten hat… Sie hat wirres Zeug geredet, mich angeschrieen, ich hätte ihr Leben zerstört… Auf einmal hat sie von mir abgelassen und alles war so wie immer… Deine Mutter hatte immer öfter solche Anfälle und erst mit der Zeit hab ich begriffen, dass sie wirklich krank ist, Nina… Heute hat sie mich niedergeschlagen… Als ich aufgewacht bin, lag ich gefesselt auf der Couch… Nachdem ich es geschafft hatte, mich zu befreien, hab ich einen Arzt gerufen, der eine schizophrene Störung bei ihr festgestellt hat…“

Nina sah ihre Taufpatin mit vor Schreck aufgerissenen Augen an. „Wo… wo ist sie jetzt?“, fragte sie kaum hörbar. Katja sah zu Boden. „Sie… sie ist in der Psychiatrie, Nina…“
„Ma… Mama?“
„Nina! Oh Gott, Süße… Was machst du hier?“ Sandra schloss ihre Tochter fest in die Arme. Nina schluchzte leise. „Ich hab’s nicht mehr ausgehalten ohne dich… Bitte komm wieder nach Hause…“
Sandra wischte sich die Tränen aus dem Gesicht. „Ich kann nicht, Kleine…“, flüsterte sie. „Die lassen mich hier nicht weg… Aber ich versichere dir, ich bin nicht krank…“
„Aber was hat Katja da erzählt, Mama? Du bist doch nicht ohne Grund hier… Sie hat mich doch nicht angelogen…“
„Was hat sie zu dir gesagt?“ Sandra sah sie eindringlich an, doch Nina schwieg.
„Kommt… kommt Chris mich auch noch besuchen?“, fragte Sandra kaum hörbar. Nina wandte ihren Blick ab. „Mama…“
„Sag mir die Wahrheit, Nina.“

Nina seufzte leise. „Er… er weiß nicht, dass du hier bist… Er denkt, dass wir im Urlaub sind…“
Sandra biss sich auf die Unterlippe. „Du weißt doch, wie viel er mir bedeutet…“, flüsterte sie. Nina nickte nur.
„Dann bring ihn her.“

„Katja, ich muss mit dir reden. Sag mir endlich, wo Sandra ist!“ Wütend schlug Chris mit der flachen Hand auf die Tischplatte. Katja seufzte. „Sie ist im Urlaub, das hab ich dir doch schon zehn Mal gesagt.“
„Fünf Wochen lang? Du weißt genau so gut wie ich, dass sie sich das nicht leisten kann, also hör auf, mich anzulügen!“

Katja schüttelte den Kopf. „Sie hat schon lange auf einen solchen Urlaub gespart…“
„Und was ist mit Nina? Sie muss in die Schule, oder hast du das vergessen? Jetzt sag mir doch verdammt noch mal, wo meine Freundin ist!“
„Okay, Chris…“, flüsterte sie. „Ich bring dich zu ihr…“

„Sie ist in der Psychiatrie?!“ Erschrocken riss Chris die Augen auf. „Und das verschweigst du mir so lange?!“
Katja sah zu Boden. „Es tut mir so Leid…“, flüsterte sie. „Aber ich dachte, es wäre besser für euch beide… Ich musste es tun, Chris… Du hättest es nicht verstanden… Und es… es ist doch meine Schuld, dass sie hier ist…“
„Was soll das heißen?“, fragte Chris. Katja seufzte leise. „Das kann ich dir nicht erklären… Komm, lass uns reingehen…“



„Oh mein Gott…“ Zitternd wandte Katja ihren Blick ab, sank an der Wand entlang zu Boden und vergrub ihren Kopf in den Händen. Geistesabwesend trat Chris ein paar Schritte in Sandras Zimmer, kam immer weiter auf ihren Körper zu, der leblos an einer aus Bettlaken geknoteten Schlinge hing. Vorsichtig, fast behutsam, löste er die Schlinge um ihren Hals und ging mit Sandra zu Boden. „Süße… Du kannst mich doch nicht einfach allein lassen…“, flüsterte er. Lautlos liefen Tränen über seine Wangen und tropften zu Boden.






Let Me Fall
„Süße… Nina kommt auch ganz gut ohne dich klar, glaub mir doch einfach…“, schmunzelnd nahm Chris Sandra das Handy aus der Hand. „Du musst sie nicht jeden zweiten Tag anrufen…“
Sandra seufzte leise. „Ich vermiss sie doch nur…“, entgegnete sie. Chris lächelte. „Ich versteh dich doch…“, er drückte ihr einen liebevollen Kuss auf den Haaransatz. „Kommst du? Wir müssen los…“
„Chris, ich will da heute nicht hin… Ich würde den Tag viel lieber mit dir verbringen…“ Doch Chris schüttelte den Kopf. „Nichts da, Sandra… Du weißt, die haben dich in Deutschland nur entlassen, unter der Bedingung, dass du dich jeden zweiten Tag bei einem Arzt meldest… Immerhin hast du versucht, dich umzubringen…“
Sandra nickte kaum merklich. „Weiß ich doch… Aber mir geht’s doch schon viel besser… Und außerdem hab ich da so eine Idee…“, lächelnd spielte sie mit ihrer Bluse.
„Aber Süße, das können wir doch auf später verschieben… Das muss doch nicht jetzt sein…“
Sandra zog einen Schmollmund. „Komm schon…“, behutsam legte sie seine Hand auf ihre Taille und drückte sich an ihn. Chris seufzte. „Na gut…“, zärtlich liebkoste er mit seinen Lippen ihren Hals und begann vorsichtig, mit seiner Hand ihren Bauch zu streicheln. Doch als er versuchte, ihre Hose aufzuknöpfen, wich sie erschrocken zurück. „Ich kann das nicht…“, flüsterte sie und wandte ihren Blick ab.
„Aber Sandra… Du wolltest es doch selbst… Hab ich was falsch gemacht?“, fragte Chris besorgt. „War ich vielleicht zu stürmisch?“
Sandra schüttelte kaum merklich den Kopf. „Es… es ist alles in Ordnung… Lass uns zum Arzt fahren…“

Erschrocken fuhr Sandra zusammen, wandte ihren Blick nach links. Hatte sie es sich nur eingebildet? Oder stand tatsächlich ein Mann vor ihrem Auto? Noch bevor sie es richtig realisieren konnte, wurde die Beifahrertür aufgerissen, eine vermummte Gestalt hielt einen feuchten Lappen vor ihr Gesicht. Und alles wurde schwarz.

„Geht’s dir besser, Süße?“, behutsam legte Chris einen Arm um Sandras Schultern. Diese nickte. „Wollen… wollen wir es noch mal versuchen?“, fragte sie leise. Chris seufzte. „Bist du sicher, dass du das kannst?“
Wieder ein Nicken. „Ganz bestimmt…“
Ganz langsam drückte er sie aufs Bett und begann, sich an ihrer Bluse zu Schaffen zu machen. Er küsste sie behutsam, streichelte zärtlich über ihre Wange. „Ich liebe dich…“, flüsterte er ihr ins Ohr. Sandra lächelte leicht und versuchte mit zittrigen Fingern die Knöpfe seines Hemdes zu öffnen.
„Süße… Hey, ganz ruhig… Wir haben alle Zeit der Welt…“ Er nahm ihre Hände in seine und strich damit sanft über seinen Oberkörper. Sandra zuckte unwillkürlich zusammen und entriss sich aus seinem Griff. Tränen liefen unaufhörlich ihre Wangen hinab. „Es geht einfach nicht, Chris…“, flüsterte sie immer wieder. „So sehr ich es auch versuche… Ich kann das nicht…“
Sanft zog er sie in seine Arme. „Ist gut, Süße… Du musst das nicht tun…“

„Nimm deine dreckigen Pfoten von mir!“ Sandra versuchte krampfhaft, sich ihre Verzweiflung nicht anmerken zu lassen. Doch der Mann grinste nur. „So lange hab ich da drauf gewartet… Glaub ja nicht, ich wär dir nicht auf die Schliche gekommen, Schätzchen…“
„Was willst du eigentlich von mir?! Ich weiß doch noch nicht mal, wer du bist!“
„Du kleine Privatschnüfflerin hast unseren Betrieb ausspioniert…“, zischte der Mann. „Eigentlich gar nicht schlecht, deine Tarnung, aber nicht gut genug… Jetzt wirst du für deine Neugier bezahlen!“


„Was hat er dir angetan, mein Schatz?“ Zärtlich strich Chris Sandra eine Haarsträhne aus dem Gesicht. Sie musste schlucken. „Kannst du dir das nicht denken, Chris?“, fragte sie kaum hörbar.

„Jetzt mach schon, stell dich nicht so an! So schwer kann das doch nicht sein!“ Grob zerrte der Mann an ihren Haaren, um sie in die richtige Position zu zwingen. Sandra versuchte krampfhaft ihren Körper zu verdecken. „Ich mach das nicht!“, schrie sie ihn an.
„Und ob du das machst…“,flüsterte er. „Oder du siehst deinen Kollegen nie wieder… Er bedeutet dir sehr viel, hab ich recht?“
„Lass Christian aus dem Spiel!“

Der Mann lachte. „Du liebst ihn doch… Meinst du nicht, ihm würden solche Bilder auch gefallen?“

„Katja… Sieh dir das mal an…“, zitternd hielt Nina ihrer Taufpatin einen kleinen Stoß von Bildern entgegen. „Das… das ist Mama…“, flüsterte sie.
Erschrocken schlug sich Katja die Hand vor den Mund. „Wo hast du die her?“, fragte sie. Nina zuckte mit den Schultern. „Ich… ich weiß es nicht mehr… Plötzlich waren sie einfach da…“
„Das hat sie nicht freiwillig gemacht… So etwas würde sie nie tun, nicht einmal für Chris…“
„Dann muss das passiert sein, als sie entführt gewesen war… Sie hat nie ein Wort darüber verloren, was… geschehen ist… Ob Chris davon weiß?“
Katja schüttelte den Kopf. „Das glaube ich nicht… Sie hat ja noch nicht einmal dir davon erzählt… Und du bist immerhin ihre Tochter…“
Nina biss sich auf die Unterlippe. „Sie… sie hat so oft geweint in letzter Zeit… Ich hatte schon Sorgen, dass sie sich mit Chris gestritten hat… Dabei… ist sie doch eigentlich so glücklich, seit sie mit ihm zusammen ist…“
„Mach dir keine Sorgen, Süße…“, flüsterte Katja und drückte ihr Patenkind fest an sich. „Ich werde der Sache nachgehen…“

„Bitte… Nicht schon wieder…“ Zitternd drückte Sandra sich an die Wand. „Ich kann nicht mehr…“
„Zier dich nicht so, Schätzchen! Wir sind doch noch ganz am Anfang…“ Grinsend fuhr er mit seiner Hand ihren Körper entlang. Schwach versuchte Sandra, ihn von sich zu stoßen. Der Mann lachte. „Ja… Wehr dich nur… Das gefällt mir…“ Doch bereits nach zwei Minuten ließ er von ihr ab. „So macht das ja keinen Spaß… Ruh dich aus, Kleines, ich komm später wieder… Dann erwarte ich vollen Einsatz…“

„Aber dazu ist es nicht mehr gekommen…“, schloss Sandra ihre Erzählung. „Ein paar Stunden später hast du mich gefunden…“
„Sandra… Du hast mir doch erzählt, dass er dich nur angefasst hat…“, flüsterte Chris und strich ihr sanft über die Haare. Sandra nickte unter Tränen. „Ich… ich wollte nicht, dass ihr davon erfahrt und euch Sorgen macht… Ich dachte, ich schaff das… Aber anscheinend… anscheinend haben die Anfälle deswegen begonnen… Immer hab ich ihn gesehen… Ich wollte mich rächen für das… was er mir angetan hat…“
„Wenn du doch nur etwas gesagt hättest… Du weißt doch, dass du mir vertrauen kannst… Oder Nina… Sie hat sich solche Sorgen um dich gemacht, Sandra… Weil du so traurig warst… Oft ist sie zu mir gekommen, hat mich gefragt, ob ich daran schuld sei, dass es dir nicht gut geht… Sie war so wütend auf mich… Hat mich angeschrieen, ich hätte dich nur benutzt, dein Herz gebrochen, dich gar nicht verdient… Jedes Mal musste ich sie beruhigen, davon überzeugen, wie sehr ich dich liebe…“
„Ich… ich liebe dich auch, Chris…“, schluchzte sie leise. „So sehr… Versprich mir, dass du auf mich aufpasst…“
„Ich verspreche es dir, Süße… Jetzt lass ich dich nie wieder allein…“

„Kannst du mir verraten, was das soll?!“, wütend knallte Katja die Bilder auf den Tisch der Besuchszelle des Gefängnisses. Der Mann lachte nur. „Wonach sieht’s denn aus, Schätzchen?“, fragte er. „Wir hatten Spaß. Mehr nicht.“
„Das nennst du Spaß?!“, schrie Katja ihn an. „Du hast ihr Leben zerstört! Sie beschmutzt, ihr ihre Ehre genommen! Deinetwegen ist ihre Welt zusammengebrochen!“

Wieder lachte er. „Hab ich das? Für mich machte es eher den Eindruck, als würde ich ihr… sagen wir… einen Gefallen tun…“
Katja ballte ihre Hände zu Fäusten. „Du mieses Schwein…“, zischte sie. „Weißt du, was du bist? Du bist krank! Ein kleiner Psychopath, der seine dreckigen Fantasien an unschuldigen Frauen auslässt! Du kannst mir nur Leid tun!“
„Ich danke dir für das Kompliment, Schätzchen…“, entgegnete der Mann. „Kann ich sonst noch etwas für dich tun?“
„Was hat sie dir getan?! Du kanntest sie doch gar nicht!“
„Da irrst du dich, Kleine… Ich kenne sie viel besser, als du denkst…“, er lächelte. „Wenn du mich jetzt entschuldigen würdest… Ich würde gerne allein sein…“

„Oh, Chris, ich bin so froh, dass endlich alles vorbei ist…“ Lächelnd kuschelte sich Sandra an ihn. „Aber wir bleiben noch ein bisschen, ja?“
Chris musste lachen. „Ich denke, du vermisst deine Nina so…“

„Ach, die ist bei Katja bestimmt auch ein paar Tage länger gut aufgehoben… Und ich will endlich die Zeit mit dir hier genießen.“
Chris seufzte. „Wir bleiben hier, solange du willst, Süße…“, flüsterte er ihr ins Ohr. Langsam drehte sie sich in seinem Arm und begann, ihn zärtlich zu küssen. „Ich glaub, jetzt könnte es funktionieren…“, sagte sie leise. Chris sah ihr tief in die Augen. „Du weißt, dass du das nicht musst, Sandra, oder? Wir können auch so glücklich sein…“
Sandra nickte. „Ich weiß…“, entgegnete sie. „Aber ich will es doch auch… Das würde alles perfekt machen…“
Vorsichtig ließ er sich in den Sand sinken und zog sie auf sich. „Dann lass es uns versuchen…“ Seine Hände fuhren behutsam unter ihr T-Shirt.
„Das war wunderschön…“, zufrieden bettete Sandra ihren Kopf auf Chris’ Oberkörper. Lächelnd legte er seine Arme um ihren Bauch gab ihr einen zärtlichen Kuss auf den Haaransatz. Müde wickelte Sandra die Decke um sie beide. „Chris?“, fragte sie leise.
„Ja, mein Schatz?“
„Danke, dass du auf mich gewartet hast…“

Müde stieg Katja die Treppen ihres Hauses hinauf. Ihr graute es schon, ihre Wohnung zu betreten. Jetzt, wo Sandra wieder da war, war alles so leer geworden, sie vermisste Nina. Langsam holte sie ihren Schlüssel hervor und trat in den Flur. Klirrend fiel der Bund zu Boden, zitternd wich sie zurück.
„Guten Abend, Katja…“ Der Mann lächelte. „Ich hab schon auf dich gewartet.“






 
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Fallen Angel
„Steig ein! Na los, mach schon!“ Grob schubste der Mann Katja auf den Beifahrersitz des Wagens. Noch bevor sie reagieren konnte, hatte er ein dreckiges Tuch vor ihr Gesicht gehalten und sie hatte ihr Bewusstsein verloren.
Als sie wieder erwachte, befand sie sich in einem winzigen Raum. Ihre Hände waren auf dem Rücken gefesselt und trotz der Dunkelheit konnte sie spüren, dass noch jemand im Zimmer war. Ein Feuerzeug flammte auf und sie konnte endlich sein Gesicht erkennen. „Katja, Kleine… Schön, dass du wach bist…“ Lächelnd streichelte der Mann über ihre Wange.
„Fass mich nicht an.“, zischte sie. Er lachte. „Genau, Schätzchen, wehr dich nur… Das hat deine Freundin auch gemacht… Aber vertrau mir… Ich krieg dich trotzdem.“
„Warum tust du das?“, fragte Katja leise. „Ich hab dir nichts getan!“
„Erinnerst du dich noch an unser Gespräch im Gefängnis? Du hast mich verletzt… Dafür wirst du büßen... Glaub mir, es wird dir gefallen… Sandra fand es auch immer schön…“

„Chris? Hast du Katja gesehen?“ Seufzend legte Sandra ihr Handy beiseite. Er schüttelte den Kopf. „Schon seit gestern Abend nicht mehr… Aber mach dir keine Sorgen, sie ist ja öfter mal nicht erreichbar…“
Sandra nickte. „Vielleicht hast du recht…“, entgegnete sie. Chris lächelte. „Ich hab immer Recht, das weißt du doch…“
„Spinner!“ Sandra musste lachen und gab ihm einen zärtlichen Kuss.
„Hey, knutschen könnt ihr woanders, nehmt euch ein Zimmer!“ Nina stand in der Tür und beobachtete die beiden grinsend. Chris rollte mit den Augen. „Solltest du nicht schon längst schlafen?“
„Um acht Uhr Abends? Ganz sicher nicht. Aber ich verschwinde wohl besser…“, Nina wandte sich um und ging zur Tür. „Ihr seid ja ganz offensichtlich beschäftigt…“

„Och, Schätzchen, jetzt komm schon… Gib dir ein bisschen Mühe…“ Lächelnd spielte er mit dem Messer in seiner Hand. „Ich bin mir sicher, dass du das kannst…“
Katja wandte angewidert ihren Blick ab. „Nur über meine Leiche…“, zischte sie. Der Mann lachte. „Kannst du haben… Aber noch nicht jetzt… Vielleicht soll ich dir ein bisschen helfen… Was meinst du?“
„Finger weg! Ich… ich mach ja schon…“ Zögernd begann sie, ihr T-Shirt auszuziehen. Er seufzte. „Kleine… Ein bisschen mehr Körpereinsatz! Du sollst mir doch gefallen…“

„Mama, aufstehen! Du musst-… Oh mein Gott!“ Erschrocken wandte sich Nina um. „Ich… ich glaub, ich komm später wieder… Tut mir Leid, ich wollte nicht stören…“
Seufzend rollte sich Chris von Sandra herunter. „Wir sollten wirklich lernen, abzuschließen… Deine Tochter ist ja neugieriger, als Katja…“
„Das hab ich gehört!“, kam es von draußen. Sandra musste lachen. „Chris, ich mag nicht aufstehen… Lass uns den Tag einfach im Bett verbringen…“

„Daraus wird leider nichts…“, entgegnete Nina, die erneut das Zimmer ihrer Mutter betreten hatte. „Telefon für dich. Dein Boss.“
„Richte ihm aus, dass ich noch schlafe.“ Langsam zog Sandra sich die Decke über den Kopf. Chris schmunzelte. „Gib mir das Telefon, ich regle das.“

„Süße, also wirklich… Du weißt doch, wie das geht… Immerhin hast du die Bilder deiner Freundin Sandra gesehen… Und du liebst dein Patenkind doch… Oder? Jetzt sei brav… Dann tut es auch nicht weh.“
Katja schluchzte leise. „Ich mach alles…“, flüsterte sie mit erstickter Stimme. „Aber bitte tu Nina nichts…“
„Geht doch.“, entgegnete der Mann grinsend. „Hättest du gern eigene Kinder?“

Katja schwieg.
„Antworte, wenn ich mit dir rede!“ Drohend kam er auf sie zu. „Also?“ Sie brachte nur ein Nicken zu Stande.
„Ich könnte dir diesen Wunsch erfüllen… Aber zuerst… zuerst müssen wir diese kleine Fotosession hinter uns bringen… Und danach drehen wir ein kleines Video… Wenn du willst, schicken wir es sogar an Sandra… Dann weiß sie, was sie verpasst…“

„Um Gottes Willen… C…Chris, komm mal her…“ Zitternd hielt Sandra ihm die Zeitung entgegen. „Hast du das gelesen?“
Chris schüttelte den Kopf. „Was ist denn passiert?“, fragte er besorgt.
„Er… er ist geflohen…“, flüsterte sie. „Katja…“ Sie sprang auf. „Er hat sie! Ich weiß, dass er sie hat! Chris, wir müssen etwas tun!“
„Süße…“, Chris strich ihr beruhigend über die Stirn. „Warum sollte er sie haben? Er kennt sie doch gar nicht, sie hatte mit dem Fall damals überhaupt nichts zu tun…“
„Aber sie war bei ihm, Chris! Sie hat ihn im Gefängnis aufgesucht! Wegen den Bildern!“
„Welche Bilder?“, fragte Chris verwundert. Sandra sah zu Boden. „Er… er hat mich fotografiert… Du weißt schon, wie ich das meine… Katja und Nina haben die Bilder gefunden… Und dann hat sie ihn zur Rede gestellt… Wenn ihr was passiert ist… Dann… dann ist das meine Schuld!“

„Na, Kleine, wie fühlst du dich? Wollen ein paar Spielchen spielen?“ Katja schüttelte schwach den Kopf.
„Och komm schon… Das macht Spaß, vertrau mir!“ Lachend zog er sie zu sich hoch, befestigte ihre Handgelenke mit dicken Seilen an einem Rohr, das an einer Wand entlang lief. Zärtlich streichelte er über ihre Oberschenkel, dann wandte er sich ab und stellte ein Kamerastativ direkt vor ihr auf.
„Was hast du vor?“, fragte Katja. Ihre Stimme war kaum mehr als ein Flüstern. Der Mann lächelte. „Das wirst du gleich sehen, Süße… Es wird nicht wehtun… Glaub mir.“
Langsam fiel sein Hemd zu Boden.

„Bitte, Chris, wir müssen sie suchen… Sie hat sich immer noch nicht gemeldet…“ Langsam aber sicher war die Verzweiflung in Sandras Stimme nicht zu überhören. Besorgt betrat Nina den Raum. „Mama, was ist los?“, fragte sie müde. „Es ist mitten in der Nacht…“
„Schlaf weiter, Schatz…“, flüsterte Sandra. „Es ist nichts…“
„Mama, sei ehrlich… Ich bin kein Kind mehr, du kannst mit mir reden… Ich seh doch, dass dich etwas belastet…“, vorsichtig setzte sie sich neben ihre Mutter und legte einen Arm um sie. Sandra seufzte. „Ich kann Katja nicht erreichen… Schon seit fast einer Woche nicht… Und das schlimmste ist… Er ist wieder da…“
Nina musste schlucken. „Oh mein Gott… Meinst du, er… er hat sie in seiner Gewalt?“
Sandra nickte nur.

„Hier… Du sollst doch bei Kräften bleiben.“ Langsam führte er einen Löffel mit Suppe zu Katjas Mund, doch sie wandte ihren Blick ab. „Ich… ich hab keinen Hunger…“
„Du musst etwas essen, Katja… Ich hab dich gefordert vorhin, du bist sicher erschöpft…“ Langsam erhob er sich. „Ich lass die Suppe hier… Achja, da hätte ich ja fast etwas vergessen…“

Er holte einen Metallgürtel hervor und schob ihren Rock etwas hoch. „Was machst du?“, fragte sie schwach. Sanft legte er ihr einen Finger auf den Mund. „Ganz ruhig, Süße…“, flüsterte er, legte den Gurt an ihrem Oberschenkel an und zog ihn zu. Katja schrie. Der Mann lächelte. „Das ist ein Bußgürtel… Wenn du dich nicht bewegst, tut es fast gar nicht weh… Bis zum nächsten Mal, meine Kleine…“

Langsam sah sich Nina in dem alten Abrisshaus um. Das alles war ihr ganz und gar nicht geheuer, sie war froh, wenn sie wieder draußen, an der frischen Luft war. Erschrocken fuhr sie herum. Hatte sie eben ein Geräusch gehört? Nein, das musste sie sich eingebildet haben. Doch, da war schon wieder etwas, jetzt hörte sie es ganz deutlich. Es klang wie ein Wimmern. Zaghaft bewegte sie sich in die Richtung, aus der das Geräusch gekommen war. Das Wimmern wurde deutlicher. „Hallo?“, rief sie. „Ist da jemand?“ Keine Antwort. Nina ging immer weiter, bis sie auf einmal vor einer großen Metalltür stand. Langsam öffnete sie sie, sogleich erkannte sie die Frau, die sich nur wenige Meter von ihr entfernt auf dem Boden zusammengekrümmt hatte. „Katja?“, fragte sie leise. Katja hob kaum merklich den Kopf. „Nina… Du musst weg von hier…“, flüsterte sie. „Er… er… kommt gleich zurück…“
„Ich geh nicht ohne dich… Was… was hast du da?“, zitternd deutete sie auf den Bußgürtel, der blutige Male auf Katjas Oberschenkel hinterließ.
„Die Schlüssel liegen da vorne… Ich… ich komm einfach nicht ran… Es tut so weh…“
Hastig nahm Nina die Schlüssel in ihre Hände, löste den Gürtel vorsichtig vom Bein ihrer Patin. Katja seufzte erleichtert. „Danke…“
„Ich… ich ruf meinen Freund an… Der holt uns ab…“, schnell betätigte Nina die Tasten ihres Handys. „Marco… Ich bin’s… Du… du musst sofort herkommen… Ich bin noch bei dem Abrisshaus… Ich kann’s dir nicht erklären, aber bitte komm…“, sie ließ ihr Handy wieder in ihrer Hosentasche verschwinden. „Komm, ich helfe dir hoch… Wir müssen hier raus…“, langsam half sie Katja beim Aufstehen. Zitternd klammerte sie sich an ihrem Patenkind fest. „Ich kann nicht…“, flüsterte sie.
„Katja, komm… Es ist nicht weit nach draußen… Du schaffst das... Ich bin bei dir…“

„Mama? Ich bin’s. Ich wollte dir nur sagen, dass Katja wieder da ist… Sie hat spontan ihre Eltern besucht, ihr geht’s gut… Ich bleib heute Nacht bei ihr, wenn’s dir nichts ausmacht… Nein, es ist wirklich alles in Ordnung… Danke, Mama, bis morgen…“ Erleichtert legte Nina auf, wandte sich wieder ihrer Patin zu. „Kann ich etwas für dich tun?“, fragte sie. Katja schüttelte nur den Kopf. „Danke…“, flüsterte sie. Nina setzte sich neben sie und nahm sie vorsichtig in den Arm. „Was ist passiert? Warum darf ich Mama nicht die Wahrheit sagen?“
Katja musste schlucken. „Ich kann dir nicht viel sagen, Nina…“, entgegnete sie. „Aber… Mir ist das gleiche passiert, wie deiner Mutter vor ein paar Monaten… Er hat mich gebrochen…“, schluchzend lehnte sie sich an sie. Nina strich ihr zärtlich eine Haarsträhne aus dem Gesicht. „Schhhh… Ist ja gut… Jetzt bist du in Sicherheit, ich pass auf dich auf…“
Katja lächelte kaum merklich. „Ich bin so froh, dass du mich gefunden hast… Danke… Und bitte… Du darfst Sandra und Chris wirklich nichts erzählen…“
Nina schüttelte den Kopf. „Natürlich nicht… Schlaf ein bisschen, ich bleib hier… Und wenn du was brauchst, ruf mich einfach, ja?“

„Oh mein Gott, Chris!“ Erschrocken schlug sich Sandra die Hand vor den Mund. „Das… das kann nicht sein, das darf nicht sein!“
„Süße, was ist los?“, fragte Chris und schloss sie fest in seine Arme. Sandra musste schlucken. „Ich hab ein Video bekommen…“, flüsterte sie. „Sie war doch bei ihm… Er… er hat ihr das Gleiche angetan, wie mir…“
Zitternd betätigte sie einen Knopf auf der Fernbedienung, erneut erschien Katjas angsterfülltes Gesicht auf dem Bildschirm. „Ich kann mir das nicht noch mal ansehen…“, schluchzte sie und vergrub ihren Kopf in seinem T-Shirt. „Wer weiß, was er noch mit ihr gemacht hat… Lass uns zu ihr fahren… Ich muss sie sehen…“

„Katja? Katja, wo bist du?! Ich bin’s! Antworte doch! Katja!“ Ängstlich sah sich Sandra in der Wohnung um. Sie war menschenleer. Sie klammerte sich zitternd an Chris’ Hand fest und die beiden betraten langsam das Wohnzimmer. „Nein!“ Sofort stürzte Sandra zu Katjas leblosem Körper. Sie war blutüberströmt, in ihrer rechten Hand hielt sie ihre Waffe fest umklammert.
„Sandra…“ Chris legte behutsam eine Hand auf ihre Schulter, doch sie stieß ihn weg. „Sie darf nicht tot sein!“, schrie sie. „Das kann nicht sein!“
„Süße… Du kannst nichts mehr für sie tun… Es ist zu spät… Und ich glaub, ich weiß, warum sie das getan hat…“
„Warum?“, fragte Sandra mit erstickter Stimme. Langsam kniete er sich zu ihr und reichte ihr ein Teststäbchen mit zwei rot verfärbten Streifen. „Katja war schwanger, Sandra…“
 
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Disclaimer: Keine der Figuren gehört mir,
ich will mit dem Schreiben kein Geld verdienen
Rating: ab 12

Goodbye, my Almost Lover
Freundschaft. Manch einer sagt, gute Freunde zu haben sei das schönste auf der Welt. Es gibt keine Menschen, die leben können, ohne jemanden zu haben, dem sie sich anvertrauen können, der sie liebt. Für mich selbst ist Freundschaft etwas vom Wichtigsten auf dieser Erde. Seit meiner Schulzeit gab es für mich einen Menschen, ohne den ich mir ein Leben nicht mehr hätte vorstellen können. Mein Kollege Christian und ich haben uns kennen gelernt, als wir 10 Jahre alt waren. Von diesem Zeitpunkt an waren wir unzertrennlich, obwohl wir unterschiedlicher nicht hätten sein könnten. Ich kam aus einem reichen Elternhaus, hatte oft gute Noten und wurde von den anderen ständig als Streberein bezeichnet. Wenn jemand mit mir sprach, dann nur um mich zu ärgern. Chris hingegen stammte aus einfacheren Verhältnissen und war bei allen beliebt, doch seine schulischen Leistungen waren so schlecht, dass die Lehrer jedes Jahr drohten, ihn nicht zu versetzen, wenn er so weitermachte wie bisher. Unsere Beziehung zueinander war von Anfang an etwas Besonderes, wir verbrachten jede Freie Minute zusammen, stritten so gut wie nie, und selbst wenn – spätestens am nächsten Tag war alles wieder so wie früher. Je älter wir wurden, desto inniger wurde unsere Freundschaft, wir genossen es, uns über die Gerüchte lustig zu machen, die über uns in Umlauf gebracht wurden. Mit 16 schworen wir uns, für immer zusammen zu bleiben, egal was in nächster Zeit auf uns zukommen würde. Doch nach dem Abitur verloren wir uns aus den Augen. Ich begann zu studieren, Chris ging früher mehrere Jahre ins Ausland. Zwar hatten wir uns versprochen, einander jede Woche zu schreiben und miteinander zu telefonieren, wann immer es möglich war, aber nach zwei Jahren brach der Kontakt plötzlich ab. Es verging kein Tag, an dem ich nicht an ihn dachte, hoffte, ich ihn erreichen zu können oder etwas von ihm zu hören, doch ich wurde jedes Mal aufs Neue enttäuscht.

Der Schock, als ich Chris an meinem ersten Arbeitstag in der Kanzlei sah, war unbeschreiblich, auch wenn ich immer daran geglaubt hatte, dass wir eines Tages wieder vereint sein würden. Es war als wären wir niemals auseinander gegangen. Mit der Zeit schien alles zu sein wie damals – nein, es war besser.

Mit einem Schlag wurde alles anders. Ich spürte, dass ich mehr für Chris empfand. Seine Freundschaft reichte mir nicht. Ich liebte ihn.

Mir war bewusst, dass er meine Gefühle nicht erwiderte, für ihn waren wir lediglich Freunde. Aus Angst davor, dass unsere Beziehung zerbrechen könnte, schwieg ich und versuchte so zu tun, als wäre alles so wie immer. Doch der Schmerz, den ich verspürte, Chris nicht die Wahrheit sagen zu können, wurde immer stärker. Minuten in denen wir getrennt waren vergingen wie Stunden, waren wir zusammen, überkam mich ein Gefühl des Unbehagens. Doch ich zwang mich, weiterzumachen, ich brachte es nicht übers Herz, Chris von meinen Empfindungen zu erzählen. Er hatte es verdient, glücklich zu sein, ich wollte ihn nicht unter Druck setzen. Alles sollte so sein, als wäre nichts geschehen, wir würden für immer Freunde bleiben. Nur Freunde.

Mit jedem Tag wurde die Wunde tiefer, die Qual größer, doch ich hielt durch. Bis sie schließlich unerträglich wurde. Es schien ein ganz normaler Freitagnachmittag zu werden, bis Chris strahlend die Kanzlei betrat. Sie hat mich geküsst!

Bis zu diesem Satz hatte ich ihm kaum zugehört, doch kaum hatte er das letzte Wort ausgesprochen, kam wie von selbst die Frage Wer? aus meinem Mund. Chris lächelte, seine Augen begannen, gefährlich zu glitzern. Wenn er so glücklich über einen einzigen Kuss war, kam nur eine Person in Frage. Sandra! Oh Katja, ich glaub, ich hab mich in sie verliebt.

In diesem Moment wurde mir klar, dass ich gehen musste. Ich hatte einfach keinen Platz mehr in Chris’ Leben, er hatte es verdient, glücklich zu werden. Ohne mich. Ich dachte lange darüber nach, ob ich es wirklich tun sollte, immerhin waren Chris und ich seit unserer Kindheit unzertrennlich gewesen, aber ich kam zu dem Schluss, dass es das Beste für uns war, wenn ich nicht mehr da war. Mir war bewusst, dass ich ihm damit unglaublich wehtun würde, doch ich sah keinen anderen Ausweg, als einfach zu verschwinden. Noch in derselben Nacht würde ich die Stadt verlassen.

Es dauerte über drei Stunden, bis ich die Koffer gepackt hatte, doch plötzlich wurde mir klar, dass ich nicht gehen konnte. Es zerriss mir das Herz, auch nur eine Stunde von Chris getrennt zu sein, ihn nie wieder sehen zu können, würde mich innerlich zerfressen.

So beschloss ich, für immer zu gehen.

Ich hatte keine Angst zu sterben, schon als Teenager hatte ich oft darüber nachgedacht, wie es wohl wäre, wenn ich nicht existieren würde. Damals war es Chris gewesen, der mir immer neuen Mut gegeben hatte. Nun war der wichtigste Mensch in meinem Leben nicht mehr da, ich sah einfach keinen Sinn mehr, weiterzumachen. Ich weiß nicht mehr, wie viele Tabletten ich geschluckt habe, bis mir die Augen zufielen. Ich bekam nur noch schemenhaft mit, wie die Tür zum Schlafzimmer geöffnet wurde und sich eine Gestalt neben mich kniete. Es war Chris. Zitternd hob er mich hoch und legte mich auf mein Bett und seine eiskalte Hand berührte vorsichtig meine Wange. Den zärtlichen Kuss auf meine Stirn und seine letzten Worte werde ich niemals vergessen. Ich liebe dich auch, mein Schatz…

 
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Klage


Träume sind etwas Seltsames. Sie lassen Dinge geschehen, von denen wir wissen, dass sie nicht möglich sind, entführen uns in fremde Welten und machen uns zu Helden, Monstern oder anderen fabelhaften Gestalten. Es gibt Tagträume, die häufiger vorkommen als man denken mag, meist wird man aus ihnen geweckt, die Folgen können fatal sein. Wesentlich harmloser hingegen sind die Träume in der Nacht, obwohl diese auch unangenehme Erinnerungen oder Ängste hervorrufen können. Man kann sie nicht kontrollieren, wenn man es sich manchmal auch mehr als alles andere wünscht. Wenn die Personen schließlich aus ihrem Schlaf erwachen, können sie sich meist nicht an ihre Träume erinnern, auch wenn sie sich noch so sehr anstrengen.
Manch einer behauptet, in Träumen die Zukunft sehen zu können, oft wird diesen Menschen allerdings kein Glauben geschenkt. Doch hier und da geschieht es, dass jemand tatsächlich diese Gabe besitzt, meist sind diese wenigen, auserwählten Leute so eingeschüchtert, beeindruckt von diesen Fähigkeiten, dass sie sie vor den anderen verschweigen.
In der Tat war Emily Gilmore einer dieser Menschen, die die Gabe der Vorhersehung besaßen, und auch sie hatte niemandem je davon erzählt. Bis sie in ihren Träumen von einer Vision heimgesucht wurde, die ihr Leben für immer verändern würde…
„Sie wird gehen, Richard.“, zitternd ließ Emily ihre Tasse Kaffee sinken. Ihr Ehemann schien wenig interessiert an dieser Aussage zu sein, ließ jedoch trotz allem die Zeitung sinken und blickte ihr tief in die Augen. „Wie bitte?“
Emily nickte kaum merklich. „Lorelai…“, flüsterte sie. „Sie wird gehen… Ich… ich spüre es…“
„Was spürst du?“, kam es plötzlich von hinten. Erschrocken fuhr sie herum. Ihre Tochter stand vor ihr, sah sie fragend an. „Hattest du eine Vision von der Apokalypse, Kassandra, oder ist dein Kaffee zu heiß?“
Emily seufzte. „Lorelai…“, entgegnete sie. „Mit so etwas ist nicht zu spaßen… Was machst du überhaupt noch hier, solltest du nicht längst in der Schule sein?“
Lorelai rollte mit den Augen. „Mom, heute ist Samstag… Und bekanntlich sind die von der Regierung in Connecticut inzwischen so menschenfreundlich, dass sie den Samstagsunterricht abgeschafft haben. Ist noch Kaffee da?“

Richard schüttelte den Kopf. „Du weißt genau, dass du keinen trinken darfst, Lorelai…“, murmelte er, doch seine Tochter zuckte nur mit den Schultern. „Na und? Ich wette, Mom hat sich in ihrer Schwangerschaft genau so wenig an Kaffeeverbote gehalten.“
Richard musste schmunzeln. „Und genau deswegen bist du in dieser Hinsicht genau so verdorben wie sie.“

„Nein…“, schweißgebadet schreckte Emily aus dem Schlaf hoch. Ihr Atem ging schnell und unregelmäßig, schwach sank sie zurück in die Kissen. Sie hatte wieder geträumt. Es war genau wie damals… Sie wusste, dass es nur noch eine Frage der Zeit war, bis Lorelai für immer gehen würde. Wie lange schon träumte sie immer nur denselben Traum... Am Anfang hatte sie alles nur verschwommen mitbekommen, wirre Bilder waren in ihrem Kopf aufgetaucht und so schnell wieder verschwunden, dass sie keine Chance hatte, sie einzuordnen. Doch von Nacht zu Nacht wurden sie klarer, fügten sich langsam zu einem Ganzen zusammen. Emily wusste, dass es keine Träume waren, nein, es waren Visionen, die eines Tages in Erfüllung gehen würden, auch wenn man noch so sehr versuchte, es zu verhindern. Es kam nicht oft vor, dass Emily im Schlaf etwas über ihre Zukunft erfuhr, ihr wurden lediglich Dinge gezeigt, die ihr Leben grundlegend verändern würden. Das letzte Mal hatte sie ihre Hochzeit mit Richard gesehen, davor den Tod ihrer Mutter. Sie hatte Angst zu träumen, gar zu schlafen, ihre Fähigkeiten waren ihr unheimlich. Niemand wusste von ihrer Gabe, - nein, ihrem Fluch - Emily hatte zu große Furcht davor gehabt, jemandem jemals davon zu erzählen. Nicht einmal Richard ahnte, wie Recht sie mit ihrer Voraussage behalten würde. Ihre Tochter würde sie verlassen, früher als sie beide jemals gedacht hätten. Denn je deutlicher die Bilder wurden, desto näher rückte das Ereignis.

„Emily!“ Richards Stimme ließ sie mit einem Schlag hellwach werden. „Emily, komm schnell!“
Augenblicklich sprang Emily auf, ging schnellen Schrittes in Richtung von Lorelais Zimmer. Dort fand sie ihren Ehemann, auf dem Boden kauernd, mit tränenüberströmtem Gesicht. Er hielt Lorelais leblosen Körper fest im Arm, umklammerte zitternd ihr Handgelenk, um den schwächsten Ansatz ihres Pulses zu fühlen. Mit vor Schreck weit aufgerissenen Augen kniete sich Emily zu ihm. „Was… was ist passiert?“, fragte sie kaum hörbar. Richard strich seiner Tochter zärtlich über die Stirn. „Sie ist tot, Emily…“
 
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The House

„Oh, Sebastian, das ist jetzt aber nicht dein Ernst!“, seufzend lehnte sich Katja auf dem Autositz zurück. „Sag bitte nicht, dass du dich schon wieder verfahren hast!“
Basti räusperte sich verlegen. „Verfahren ist das falsche Wort… Ich bin vielleicht ein Mal falsch abgebogen…“
Katja stöhnte auf. „Wir haben in zehn Minuten einen Termin mit einer neuen Mandantin, was soll die denn bitte denken, wenn wir gleich zum ersten Treffen zu spät kommen? Die entzieht uns doch sofort den Auftrag!“
„Jetzt mach doch nicht gleich so ein Drama daraus! Wir kommen schon noch rechtzeitig!“, entgegnete Basti genervt.
„Du brauchst gar nicht so mit den Augen zu rollen, immerhin ist es ja deine Schuld, dass wir hier ziellos in der Pampa rumkurven… Was ist denn jetzt schon wieder?“, Katja runzelte die Stirn. Basti schien etwas entdeckt zu haben, denn er hatte angehalten und sah fasziniert aus dem Fenster, es war, als wäre er in eine Art Trance gefallen. „Alles in Ordnung? Hallo, Erde an Basti?“, Katja klatschte ein Mal laut in die Hände. Basti fuhr erschrocken herum. „Mein Gott, musst du mich so erschrecken?!“
„Was ist denn los mit dir? Bleibst einfach mitten auf der Straße stehen und starrst aus dem Fenster, als hättest du einen Geist gesehen! Wir haben noch eine Verabredung, falls es dir entfallen ist!“
Basti nickte abwesend. „Siehst du dieses Haus?“, fragte er und deutete auf ein Gebäude am Ende der Straße. Katja nickte. „Klar. Was ist damit?“
Bastis Augen begannen gefährlich zu blitzen. „Lass uns reingehen!“
Katja vergrub ihren Kopf in den Händen. „Oh Gott, bitte sag mir, dass ich mich verhört habe! Wir können da nicht rein, das ist Hausfriedensbruch! Und außerdem: Was wollen wir der Mandantin erzählen, wenn wir eine Stunde zu spät bei ihr auftauchen? ‚Oh, es tut uns leid, aber wir mussten vorher noch in einem leer stehenden Haus rumschnüffeln’?“

„Komm schon, Katja! Was ist den schon dabei? Wir schauen nur kurz rein und sind sofort wieder im Auto. Und der Mandantin erzählen wir einfach, dass wir im Stau standen!“
Katja seufzte resigniert. „Na gut… Ich weiß zwar wirklich nicht, was das bringen soll, aber wenn du unbedingt willst… Aufhalten werde ich dich so oder so nicht können.“
Ein triumphierendes Grinsen breitete sich auf Bastis Gesicht aus. „Gut erkannt!“, die beiden stiegen aus und machten sich auf den Weg zum Haus. Die aus schwarzem und rotem Holz gebaute Villa strahlte etwas Unheimliches, fast schon Bedrohliches aus, hatte jedoch auch etwas an sich, das Katja völlig faszinierte. Der kleine Garten schien schon lange nicht mehr gepflegt worden zu sein, er war völlig verwildert und verstärkte ihren Eindruck, eigentlich gar nicht hier sein zu dürfen, ungemein.
„Katja?“, Bastis Stimme riss Katja aus ihren Gedanken. „Weißt du, was heute für ein Tag ist?“
„Der 31. Oktober, wieso fragst du?“, entgegnete sie stirnrunzelnd. Basti musste lachen. „Heute ist Halloween!“
Kopfschüttelnd öffnete Katja die Tür, die zu ihrer Überraschung nicht abgeschlossen war. „Soll ich dir vielleicht ein Kostüm schenken, in dem du dann um die Häuser ziehen kannst und um Süßigkeiten bettelst?“
Basti seufzte. „Sehr witzig, Katja, ich lach mich tot… Was hast du denn gegen so ein kleines Fest?“
„Gar nichts. Ich finde es nur nicht okay, dass aus allem gleich Geld gemacht werden muss. Samhain… Halloween ist nicht dazu da, um sich zu verkleiden und Gruselstimmung zu verbreiten, es ist ein uraltes, keltisches Fest, das gefeiert wurde, um die Seelen der Toten zu ehren… ‚All Hallows Eve’, der Abend aller Heiligen.“
„Woher weißt du das?“, fragte Basti leise. Katja zuckte mit den Schultern. „Ich hab mich früher sehr für diese Dinge interessiert.“, entgegnete sie. „Willst du noch weiter hier rum stehen oder können wir jetzt endlich rein gehen? Mir wird nämlich langsam kalt…“
„Nach dir.“, lachend hielt Basti ihr die Türe auf. Katja verdrehte die Augen. „Zu freundlich, Herr Thiele.“, langsam betrat sie den Raum. Das Parkett knarrte unheimlich unter ihren Füßen, es war stockdunkel, nur ein ausgehöhlter Kürbis tauchte den Raum in fahles, oranges Licht. „Weißt du, was seltsam ist?“, murmelte Katja. „Es gibt hier nicht ein einziges Möbelstück… Basti?“
„BUH!“, kam es plötzlich von hinten. Erschrocken schrie Katja auf. „Sag mal, spinnst du?! Ich hab fast einen Herzinfarkt gekriegt! Mensch… Und die Sache mit dem Kürbis ist nicht lustig!“
Basti runzelte die Stirn. „Kürbis?“
Katja seufzte tief. „Hältst du mich eigentlich für blöd? Ich weiß doch, dass du das ganze hier inszeniert hast, nur um mir einen Schrecken einzujagen, aber dein Plan geht nicht auf! Und jetzt lass uns wieder gehen…“
Basti zog eine Augenbraue hoch. „Der Kürbis ist nicht von mir, Katja… Ich bin das erste Mal hier, genau wie du. Aber du hast Recht, wir sollten wirklich gehen… Etwas stimmt hier ganz gewaltig nicht… Oh scheiße!“
„Was ist denn jetzt schon wieder los?“, fragte Katja genervt.
„Diese verdammte Tür klemmt!“, fluchte Basti. Katja seufzte. „Das kann doch nicht sein, lass mich mal sehen…“, erwiderte sie, hatte jedoch genau so wenig Erfolg. „Die Tür klemmt nicht, Basti…“, flüsterte sie. „Sie ist verschlossen…“
Basti musste schlucken. Trotz der Dunkelheit konnte Katja sehen, dass er blass wurde. Er hatte wirklich nichts mit der Sache zu tun. Mit zitternden Händen reichte er ihr sein Dietrich Set. Katja sah auf. „Ach komm, jetzt krieg doch nicht gleich Panik, wahrscheinlich hat wer gemerkt, dass wir hier rum schleichen und uns dann aus Spaß eingeschlossen.“
„Und warum haben wir dann nichts gehört?“, entgegnete er sofort. Auf diese Frage schien auch Katja keine Antwort zu wissen. „Verdammt noch mal, warum will das denn nicht aufgehen?“, murmelte sie. Zehn Minuten später ließ sie sich seufzend auf den Boden fallen. „Okay, es reicht, ich gebe auf, das Schloss ist nicht zu knacken…“
„Und was machen wir jetzt?“, fragte Basti leise. Katja zuckte mit den Schultern. „Das winzige Fenster einschlagen und versuchen, irgendwie raus zu kommen? Ingo anrufen? Keine Ahnung, denk dir was aus!“
Empört stemmte Basti die Hände in die Hüften. „Wieso denn immer ich?“
„Weil du derjenige warst, der sich unbedingt dieses Haus von innen ansehen wollte!“, lautete Katjas prompte Antwort. „Also? Ich höre.“
Basti seufzte. „Viel können wir nicht tun… Das Fenster ist viel zu klein, um durchzuklettern und eine andere Möglichkeit, das Haus zu verlassen haben wir nicht… Es sei denn… Hast du dein Handy da?“
Katja nickte. „Ich probier mal, Ingo anzurufen, vielleicht haben wir ja Glück und ich hab Empfang…“, murmelte sie und kramte ihr Handy aus einer ihrer Hosentaschen. Sie wählte eine Nummer, legte jedoch gleich danach wieder auf. „Keine Chance…. Ich befürchte, wir müssen uns auf eine sehr lange Nacht einstellen, heute kommt bestimmt keiner mehr, es wird ja schon dunkel…“
„Na toll…“, seufzend setzte Basti sich zu ihr auf den Boden. „Obwohl… Zu zweit vor einem leuchtenden Kürbis zu sitzen… Irgendwie hat das was Romantisches…“
Katja musste lachen. „Na wenn du meinst… Ich kann mir zwar romantischere Dinge vorstellen, aber du kannst hier ja irgendwann mit einer deiner Freundinnen ein romantisches Picknick veranstalten.“
Basti zog eine Augenbraue hoch. „Keine schlechte Idee…“, meinte er grinsend. Es folgte Stille. „Weißt du, warum man zu Halloween Kürbisse ausschnitzt und als Laternen verwendet?“, fragte Katja schließlich. Basti schüttelte den Kopf. „Wieso?“
Katja lächelte. „Der Legende nach lebte vor vielen hundert Jahren in Irland ein Hufschmied namens Jack O’Lantern, Jack mit der Laterne. Er war ein geiziger Mensch, sprach kaum mit den anderen und verbrachte den Großteil seines Lebens in seiner Stammkneipe. Eines Tages, an einem 31. Oktober suchte ihn der Teufel heim, um seine Seele zu holen, gewährte ihm jedoch noch einen letzten Wunsch…. Er wollte ein letztes Bier trinken. Der Teufel hatte natürlich nichts dagegen, so verwandelte er sich in eine Geldmünze, mit der Jack bezahlen konnte. Dieser zog jedoch blitzschnell seinen Geldbeutel hervor, in dem er auch ein silbernes Kreuz aufbewahrte, und schloss den Teufel darin ein. Unter der Bedingung, seine Seele erst nach zehn Jahren zu holen, ließ er ihn frei. Die zehn Jahre vergingen und der Teufel suchte ihn erneut in der Nacht vor Allerheiligen heim. Auch dieses Mal gewährte er Jack einen letzten Wunsch. Er wollte einen letzten Apfel essen, den der Teufel ihm pflücken sollte. Doch gerade, als er auf den Baum geklettert war, ritzte Jack ein Kreuz in den Baum ein. Der Teufel war erneut gefangen. Jack ließ ihn laufen, doch er sollte seine Seele für immer in Ruhe lassen. Als Jack viele Jahre danach als alter Mann starb, ersuchte er an den Himmelstoren für Einlass, wurde jedoch abgewiesen, da er zu Lebzeiten kein guter Mensch gewesen war. Aber auch der Teufel nahm ihn nicht in die Hölle auf, er hatte ihm ja schwören müssen, seine Seele niemals anzurühren. Doch er hatte Mitleid mit Jack und schenkte ihm ein Stück glühende Kohle aus dem Höllenfeuer. Jack steckte die Kohle in eine ausgehöhlte Rübe, die ihm als Laterne dienen sollte. Es heißt, seit dem wandelt seine verdammte Seele in der Nacht auf Allerheiligen durch die Dunkelheit und wird niemals erlöst werden können.“
Basti hatte ihr die ganze Zeit über gebannt zugehört. „Jetzt ist mir der Kürbis noch unheimlicher als vorher…“, lachte er. „Du kannst wahnsinnig gut erzählen, weißt du das?“ Katja lächelte, sagte jedoch nichts. Plötzlich runzelte die Stirn. „Warte, sei mal kurz still… Hörst du das auch?“, fragte sie leise. Basti legte den Kopf schief. „Hör ich was?“
„Da sprechen doch eindeutig Leute…“, flüsterte sie. Basti nickte. „Du hast Recht, jetzt hör ich’s auch. Glaubst du, dass uns jemand hier rausholt?“, ein Anflug von Hoffnung glitzerte in seinen Augen. Katja schüttelte den Kopf. „Die Stimmen kommen nicht von draußen… Sie kommen von hier.“
„Das ist doch nicht möglich…“, flüsterte Basti. „Also langsam wird mir die Sache echt unheimlich… Erst der Kürbis, dann die verschlossene Tür und jetzt das…“
Auch Katja war blass geworden. „Stimmt… Etwas geht hier wirklich nicht mit rechten Dingen zu… Also wenn du mich fragst, ich bin wirklich froh, wenn wir hier raus kommen…“
Basti nickte abwesend. „Hier muss irgendwo ein Tonband sein…“, murmelte er und erhob sich. Doch weder er noch Katja konnten etwas finden, nach einer halben Stunde Suche gaben sie schließlich auf. „Das gibt’s doch nicht! Es kann doch nicht sein, dass wir beide Stimmen hören, irgendwas muss da doch sein!“, rief Basti.
„Wenn hier wirklich etwas versteckt ist, dann müssen im Laufe der Nacht die Batterien ihren Geist aufgeben und alles erklärt sich von selbst.“, entgegnete Katja und sank zurück zu Boden. Wenige Sekunden später sprang sie jedoch auf. Sie hatte Schritte gehört. „Da schleicht jemand ums Haus!“, flüsterte sie. Basti musste schlucken. „Warte, ich schau mal, ob ich was entdecken kann…“, so unauffällig wie möglich stellte er sich an das winzige Fenster und spähte nach draußen. Und tatsächlich – ein alter Mann ging mit langsamen, schweren Schritten durch den Garten des Hauses. Basti stockte, als er erblickte, was er in der Hand hielt. Er hatte es erst für eine Laterne gehalten, doch beim genaueren Hinsehen konnte er erkennen, dass es eine leuchtende Rübe war. „Katja, weißt du, was ich glaube?“, fragte Basti leise. „Das… das ist Jack O’Lantern’s Haus.“
Katja zog eine Augenbraue hoch. „Sebastian, das ist nur eine Legende… Außerdem lebte Jack in Irland, wie sollte er dann hier ein Haus gehabt haben?“
Basti seufzte. „Stimmt, daran hab ich nicht gedacht… Aber wer ist dann der Mann da draußen?“
„Ich weiß es doch nicht!“, die Verzweiflung in Katjas Stimme war nicht zu überhören. „Basti, ich will hier raus!“
Basti legte vorsichtig eine Hand auf ihre Schulter. „Hey… Es wird alles wieder gut, Katja, da will uns nur wer einen gehörigen Schrecken einjagen…“
Katja nickte kaum merklich. „Und das schafft derjenige auch… Scheiße!“, erschrocken sprang sie auf. „Ich glaub, er kommt rein!“
Ein verdächtiges Knarren war zu vernehmen und wenige Sekunden später hatte sich die Tür auch schon geöffnet. Katja und Basti hatten es gerade noch geschafft, in die hinterste Ecke des Raumes zu laufen, doch beide wussten, dass der Mann, der langsam den Raum betrat, sie früher oder später entdecken würde. Er war in seine Gedanken vertieft, murmelte Dinge in einer fremden Sprache und schien Katja und Basti nicht wahrzunehmen.
„Was redet der denn da?“, Basti schüttelte verwirrt den Kopf. Katja runzelte die Stirn. „Das ist irisch!“, zischte sie. „Oh mein Gott, der flucht ja ganz schön…“
„Woher kannst du denn bitte irisch?“, fragte Basti erstaunt. „Ich hab einige Jahre lang in Irland gelebt…“, lautete Katjas Antwort. Die Stimmen wurden plötzlich lauter, es war als redeten mehr als 20 Menschen wie wild durcheinander, Schreie hallten durch den Raum, doch weit und breit war niemand zu sehen. „Was geht hier vor?“, flüsterte Katja. Panik spiegelte sich in ihrem Gesichtsausdruck wider. Basti schloss sie schützend in seine Arme. „Alles wird gut, Kleine…“, murmelte er. „Glaub mir… Alles wird gut…“
Der Mann schien die beiden immer noch nicht gesehen zu haben. Er war wie in Trance, schien nur auf die Stimmen fixiert zu sein.
„Ich muss hier raus!“, schrie Katja und lief, ohne Rücksicht darauf zu nehmen, unentdeckt zu bleiben, zur Tür, der Mann schenkte ihr immer noch keine Beachtung. „Oh bitte, geh auf…“, flüsterte sie und drückte die Klinke hinunter. Das Licht der Straßenlaternen erschien ihr in diesem Moment so grell, dass sie unwillkürlich die Augen schloss. Ohne zu denken rannte sie los. Sie wusste nicht wohin, und ob ihr wer folgte, sie lief einfach nur die Straße entlang, wollte einfach nur weg. Weg von diesem Haus. Basti schaffte es kaum, auf gleiche Höhe mit ihr zu gelangen. „Katja, jetzt warte doch!“, rief er ihr nach, doch sie zeigte keine Reaktion. Endlich hatte er sie eingeholt. „Bleib doch endlich stehen…“
Schluchzend sank Katja in sich zusammen. „Ich hatte so große Angst…“, flüsterte sie immer wieder. Basti kniete sich zu ihr auf den Boden. „Ich weiß, Süße… Aber es ist vorbei… Jetzt wird alles wieder gut… Siehst du? Es wird schon wieder hell, du brauchst keine Angst mehr zu haben… Lass uns zum Auto gehen, okay?“
Katja nickte unter Tränen. Doch ihr ganzer Körper zitterte so sehr, dass sie es nicht schaffte, aufzustehen. Vorsichtig hob Basti sie hoch und trug sie zurück zu der Straße, in der er geparkt hatte. Er wollte einfach an dem Haus vorbei gehen und so tun, als wäre nichts geschehen, doch als er trotz allem einen Blick wagte, stockte er. Das Haus war verschwunden. Dort, wo bis vor kurzer Zeit ein Garten völlig verwilderte, konnte man nun nicht mehr als reiner Alphalt sehen. Auch Katja schien zu bemerken, dass etwas nicht stimmte. „Wo ist das Haus?“, fragte sie kaum hörbar, mit brüchiger Stimme. Basti zuckte mit den Schultern. „Ich weiß es nicht…“
„Das... das alles ist doch wirklich passiert, ich hab mir das doch nicht eingebildet… Oder?“
„Nein, natürlich nicht, Süße… Ich weiß doch auch nicht, wie das möglich sein kann… Sollen wir mal bei einem der Nachbarn nachfragen, was es mit dem Haus auf sich hat?“
Katja nickte kaum merklich. Basti stellte sie vorsichtig zurück auf den Boden und legte einen Arm um sie. Langsam gingen die beiden zu einem der Häuser. Kurz, nachdem Basti geläutet hatte, stand eine alte Dame in rosa Morgenmantel im Türrahmen.

„Es tut uns leid, Sie so früh am Morgen zu stören, aber wir haben eine wichtige Frage…“, begann Basti zu sprechen „Wir sind hier gestern schon mal vorbeigefahren und da ist uns diese alte Villa neben Ihrem Haus aufgefallen…“
Die Dame lächelte. „Ja, hier stand tatsächlich mal eine kleine Villa… In der Tat war es ein Gasthaus, doch das ist lange her…“
Katja runzelte die Stirn. „Wie meinen Sie das?“, fragte sie leise.
„Ich habe gerade Kaffee aufgesetzt, kommen Sie erst einmal rein, dann erzähle ich Ihnen alles von Anfang an.“, entgegnete die Dame. Kaum später saßen die drei auf einer alten Couch im Wohnzimmer, vor ihnen drei Tassen, gefüllt mit dampfendem Kaffee.
„Vor vielen Jahrhunderten stand hier ein kleines Gasthaus, das Gasthaus ‚Zur Goldenen Sonne’. Es gibt eine Legende, die besagt, dass eines Nachts, in der Nacht auf Allerheiligen, plötzlich ein Fremder in die Gaststube gestürmt kam. Es ist bis heute unklar, was er dort gesucht hatte, denn er sprach eine völlig fremde Sprache, nur sein Name wurde überliefert. Jack O’Lantern.“
Katja musste schlucken. Ängstlich suchte sie nach Bastis Hand und drückte sie vorsichtig. Die alte Dame fuhr fort. „Jack muss so wütend darüber geworden sein, dass ihn niemand verstehen konnte, dass er ein Messer zog und mehr als 20 Menschen tötete. Er kehrte sofort in sein Heimatland zurück und starb genau ein Jahr darauf, in der Nacht vom 31. Oktober auf den 1. November. Das Gasthaus wurde sofort nach seinem Tod abgerissen, denn die Menschen hatten zu große Angst, ein Vorfall dieser Art könnte sich ein zweites Mal ereignen. Seit dem wurde hier nie wieder gebaut, denn es heißt, dass sich alle 300 Jahre, in der Nacht auf Allerheiligen, das Blutbad wiederholt, die Geister der Opfer an den Ort, der ihnen den Tod brachte zurückkehren. Es wundert mich nicht, dass Sie das Haus sehen konnten… Das Drama um das Gasthaus ‚Zur Goldenen Sonne’ jährte sich in dieser Nacht zum 900. Mal.“
 
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If Everyone Cared

„Sie sind tot!“ Der Schrei meines Lebensgefährten Christian Storm reißt mich aus meinem wie immer leichten Schlaf. „Katja, sie sind tot!“
Müde richte ich mich auf. „Wer?“, fragte ich, ohne großes Interesse zu zeigen. Christian scheint die Nachricht des Todes der für mich noch immer unbekannten Person wirklich getroffen zu haben. Erschöpft sinkt er neben mich auf das Bett. „Die Kinder…“, flüstert er. „Die beiden kleinen Mädchen, die wir gestern nach dem Weg gefragt haben. Sie wurden ermordet…“
Ich lege eine Hand auf seine Schulter. „Das ist ja schrecklich.“, erwidere ich und versuche, Mitgefühl zu zeigen, doch es gelingt mir nicht recht. Am liebsten würde ich mich umdrehen und weiterschlafen, aber irgendetwas in mir lässt es nicht zu. „Gibt es denn schon was Neues?“, erkundige ich mich – rein aus Höflichkeit. Christian schüttelt den Kopf. „Vom Mörder fehlt jede Spur… Die Polizei tappt völlig im Dunkeln…“
„Unfassbar.“, höre ich mich selbst sagen, obwohl ich mich keineswegs daran erinnern kann, es vorgehabt zu haben. „Das ist bestimmt ein großer Schock für die Eltern.“

Chris nickt. Noch immer ist er leichenblass und klammert sich am Nachttisch fest, vermutlich um Halt zu suchen. „Sie sind beide in psychiatrischer Behandlung…“
Ich kann ein Seufzen nicht unterdrücken. „Warum fährst du nicht zu ihnen und sagst ihnen, wie Leid dir die ganze Sache tut?“, frage ich, selbst wissend, ihn mit meinem offensichtlich gezeigten Desinteresse fast in den Wahnsinn zu treiben. Wie erwartet ballt Christian seine Hände zu Fäusten. „Katja… Zwei Kinder sind tot! Sie waren gerade Mal 7 Jahre alt!“
Ich stehe auf und gehe in die Küche. „Solche Dinge geschehen jeden Tag.“, entgegne ich, ohne zurückzusehen. „Die Welt ist schlechter als du denkst, du bist zu gutgläubig.“
Ich stelle zwei Tassen auf den Tisch und fülle sie mit Kaffee. „Willst du was essen oder sollen wir bis zum Mittag warten?“
Mit dieser Frage ist die Diskussion über die ermordeten Mädchen für mich beendet, denn ich habe keine Lust, mich schon am Morgen mit Dingen dieser Art auseinandersetzen zu müssen. Aber Christian denkt nicht daran, das Thema auf sich beruhen zu lassen. Er nimmt sich seine Tasse und setzt sich vor den Fernseher. Eine Sondersendung über den Mord hat gerade begonnen und der Bürgermeister persönlich schildert den genauen Tathergang.
Auf einem Tonband hat die Täterin die Schreie und das Weinen der Mädchen aufgenommen, sie selbst hört man nur lachen. Vermutlich wurden beide Mädchen nacheinander mit einem winzigen Küchenmesser erstochen. Die Mörderin hat mit stark verstellter Stimme auf die Beiden eingesprochen, bis das Weinen beider schließlich verstummte. Was sie sagte, ist jedoch unverständlich.
Die Medien wollen Teile des Tonbandes der Öffentlichkeit freigeben, diverse einflussreiche Personen sind allerdings strikt dagegen.
Neben mir höre ich Christians leises Schnauben. „Solche Leute gehören ausgerottet…“, faucht er. Ich seufze und erhebe mich, um Essen zu machen. Inzwischen ist es schon nach Eins, Christian hat bestimmt Hunger. Als ich eine Stunde später mit zwei Tellern gefüllt mit Spaghetti Carbonara wiederkomme, hat er sich noch immer nicht vom Fleck bewegt. Mit eisiger Miene starrt er in den Fernseher. Erst, als ich mich direkt vor ihn stelle und ihm die Sicht auf das Bild versperre, nimmt er mich wahr. „Wir kennen diese Leute nicht, Christian.“, erkläre ich ihm freundlich aber bestimmt. „Also versuch nicht, dich in sie hineinzuversetzen, du hast keine Chance, sie jemals verstehen zu können.“
Christian wendet seine Aufmerksamkeit wieder der inzwischen dritten Sondersendung, die an diesem Tag ausgestrahlt wird, zu. „Und selbst wenn.“, brummt er. „allein die Tatsache, dass Menschen zu so einer Tat fähig sind, ist für mich unfassbar. Diese Frau muss verrückt sein…“
Dieser Aussage stimme ich zu und beschließe, in mein Zimmer zu gehen, um Christian nicht weiter zu verärgern. Bis zum Abend sitzt er vor dem Fernseher und saugt gierig neue Nachrichten über das Verbrechen in sich auf. Als es plötzlich klingelt, öffne ich die Tür. Davor stehen unzählige Polizisten, im Hintergrund versuchen Reporter ständig, sich nach vorne zu drängen. Ein Mann in einem dunkelbraunen Anzug tritt einen Schritt aus der Masse hervor. Ohne ein Wort zu sagen, legt er mir Handschellen an. Als ich mich umdrehe steht Christian vor mir und starrt mich mit vor Schreck weit aufgerissenen Augen an. Der Mann, der mich grob an den Handgelenken gepackt hat, zerrt mich über die Schwelle auf die Straße. „Katja Hansen, hiermit verhafte ich Sie wegen Mordes. Sie stehen im dringenden Tatverdacht, zwei Kinder erstochen zu haben.“
Ich lächle. Und streite nichts ab.
 
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If I Saw you in Heaven

„Sind Sie so weit?“, der Gerichtsmediziner blickte Sandra in die Augen. Diese schwieg.
„Frau Nitka, Sie wissen, dass Sie das nicht tun müssen…“
„Ich weiß.“, erwiderte Sandra knapp. Sie schloss für einen kurzen Moment die Augen und atmete tief durch. „Ich bin so weit.“
Langsam zog der Pathologe das Tuch vom Körper des Leichnams. Vor einer Stunde war ein Anruf in der Kanzlei eingegangen. Es hieß, Christian sei tot. Sandra war sofort in die Pathologie gefahren, sie hatte einfach nicht glauben können, dass er nicht mehr am Leben war. Sie hatte sich die ganze Fahrt über vorgestellt, dass es nicht Chris war, eine Verwechslung vorliegen würde, doch nun wurde sie grausam auf den Boden der Realität zurückgeholt.
„Ja, das ist er…“, Sandra musste schlucken. In ihrem Hals hatte sich ein Kloß gebildet, der sie fast zu ersticken drohte. „Das ist Christian Storm.“
Innerlich kämpfte sie verzweifelt gegen das Schwindelgefühl und die Tränen, die in ihr aufgestiegen waren. Christian war tot. Erstochen. Hingerichtet wegen ein paar Euros, die eine Person so nötig zu haben schien, dass er dafür sogar Menschen tötete. Nein, es war kein Raubüberfall gewesen. Jemand hatte sich an ihm gerächt.
„Wann-…“, weiter kam sie nicht. Ihre Stimme versagte. Alles um sie herum drehte sich, die ganze Pathologie nahm sie nur noch verschwommen wahr. Sie bekam nicht mehr mit, wie der Gerichtsmediziner ihr den genauen Todeszeitpunkt nannte, denn die Ohnmacht hatte sie besiegt.

„Was ist passiert?“, langsam setzte Sandra sich auf. Sie hatte furchtbare Kopfschmerzen. Das grelle Licht, das in den Raum drang, schienen sie noch mehr zu verstärken. Sie blinzelte ein paar Male. „Katja?“ Die Person, die an ihrem Bett saß, nahm langsam Gestalt an. Katja nickte. Sie hatte Tränen in den Augen. „Wie geht’s dir?“, fragte sie leise. Sandra zuckte mit den Schultern. Erst jetzt begann sie zu realisieren, dass Chris tot war. Er würde nie wieder kommen. „Beschissen geht’s mir…“, flüsterte sie. Katja nahm vorsichtig ihre Hand. „Ich weiß, Süße… Als Tekin weggegangen ist, ging’s mir genau so…“
„Aber Tekin lebt noch…“, Sandra schluchzte leise.
„Trotzdem weiß ich, wie weh es tut, jemanden zu verlieren, der einem sehr nahe steht.“, entgegnete Katja. Sandra nickte nur. Lange herrschte Stille. Katja und Sandra blickten in ihre Gedanken versunken aus dem Fenster. Chris hatte es nicht verdient, so zu sterben, niemand hatte es verdient. Sandra schwor sich, denjenigen zu finden, der Chris so plötzlich aus dem Leben gerissen hatte. Sie würde ihn finden und zur Rechenschaft ziehen, das war sie Chris schuldig. Sie war es sich selbst schuldig.

„Sandra, jetzt warte doch mal!“, atemlos lief Katja ihrer besten Freundin hinterher. „Wo willst du denn überhaupt hin?“
„In die Kanzlei.“, erwiderte Sandra, ohne ihre beste Freundin eines Blickes zu würdigen.
„Jetzt bleib doch mal stehen!“, Katja hielt sie am Arm fest. „Du bist doch noch nicht mal richtig aus dem Krankenhaus entlassen worden!“
Sandra versuchte sich loszureißen. „Du verstehst das nicht, Katja… Ich habe noch eine ganz persönliche Rechnung zu begleichen… Und jetzt lass mich los!“

„Nein, Sandra, das werde ich nicht tun.“, entgegnete Katja energisch. „Ich lass nicht zu, dass du dich kaputt machst, deine Gesundheit geht vor!“
„Verdammt noch mal, mir ist meine Gesundheit egal! Lass mich endlich los, Katja!“, schrie Sandra. Sie versuchte verzweifelt, sich aus Katjas festem Griff zu lösen, jedoch ohne Erfolg. „Lass mich los!“, rief sie immer wieder. Sie war völlig panisch und schlug wie wild um sich. Doch Katja hielt sie fest. „Ruhig, Süße…“, murmelte sie, während sie Sandra tröstend über den Rücken streichelte. „Ganz ruhig…“
Schluchzend sank Sandra zu Boden. „Er… er kann mich doch nicht einfach allein lassen…“, flüsterte sie. „Er darf doch nicht einfach so gehen… Ich brauche ihn doch so sehr!“
Katja schwieg. Sie hielt Sandra einfach nur fest in ihren Armen und ließ sie weinen. Denn weinen war das Beste, was sie im Moment tun konnte.

„Und du bist dir wirklich sicher, Karl-Heinz?“, Sandra spielte nervös mit ihrem Kugelschreiber herum. „Ja, natürlich weiß ich das… Okay… Verstehe… Dank dir trotzdem… Ich meld’ mich wieder!“, seufzend knallte sie den Telefonhörer auf den Tisch. „Das gibt’s ja nicht…“
Katja sah auf. „Das arme Telefon… Nichts Neues?“, fragte sie. Sandra schüttelte nur den Kopf. „Absolut nichts… Aber er hat versprochen, mir den Obduktionsbericht zu faxen, vielleicht find ich da ja einen kleinen Hinweis…“
„Nach was suchst du eigentlich?“, erkundigte sich Katja stirnrunzelnd. Sandra zuckte mit den Schultern. „Das kann ich dir erst sagen, wenn ich’s gefunden hab…“
„Vielleicht solltest du doch lieber die Polizei-…“
„Du verstehst das nicht, Katja… Ich muss diesen Mistkerl einfach finden, auch, wenn ich dabei umkomme!“, Sandra sah zu Boden. Ein eiskalter Schauer durchfuhr Katjas Körper. Sie zuckte unwillkürlich zusammen. „Sandra, sag so etwas nicht, hörst du? Auch, wenn du es nicht so meinst, ich bitte dich… Sag so etwas nie wieder!“, sie sah Sandra eindringlich in die Augen, doch diese schwieg nur. Im nächsten Moment wurde die Stille durch das laute Geräusch des Faxgerätes unterbrochen. Im nächsten Moment wurde die Stille durch das laute Geräusch des Faxgerätes unterbrochen. Sandra sprang sofort auf, stürmte zur Tür und riss Julia den Zettel aus der Hand. „Das ist für mich!“, rief sie.
Lange studierte sie den darauf geschriebenen Text, zuerst jedoch ohne Erfolg. Doch je genauer sie sich den Obduktionsbericht durchlas, desto klarer wurde ihr alles. Ihre Hände begannen zu zittern. „Ich wusste es…“, flüsterte sie wie in Trance. „Verdammt, ich wusste es!“
„Was wusstest du?“, fragte Katja leise. Doch Sandra antwortete nicht. Sie blickte nicht einmal auf, starrte nur auf das Blatt Papier in ihrer Hand. „Ich muss dorthin…“, murmelte sie. Es war, als würde sie gar nicht wahrnehmen, dass mit ihr gesprochen wurde.
„Wohin? Sandra, bitte rede doch mit mir!“, rief Katja und schlug mit der Faust auf den Tisch. Sandra zuckte zusammen. „Ich weiß, wer Chris’ Mörder ist…“, erwiderte sie mit zitternder Stimme. „Ich… ich fahr da jetzt sofort hin…“
Katja musste schlucken. „Sei vorsichtig…“, flüsterte sie, während sie Sandra in ihre Arme schloss.
„Klar bin ich das, du kennst mich doch…“, antwortete sie leise.
„Nimmst du die Waffe mit? Nur… nur zur Sicherheit.“, fragte Katja, als Sandra bereits in der Tür stand. Diese nickte lächelnd. „Ist im Auto. Bis… bis dann…“, mit diesen Worten verließ sie die Kanzlei. Katja seufzte tief. Ihre Augen wanderten im Büro umher zu Sandras Schreibtisch. Was sie dort sah, ließ Katja stocken. „Das ist doch nicht möglich… Das kann nicht sein…“, murmelte sie. Auf dem Tisch lag, von Akten verdeckt, Sandras Waffe. Katja schien nur langsam realisieren zu können, was das zu bedeuten hatte. Vorsichtig nahm sie die Waffe in ihre Hände. Sie war schwer. Sehr schwer. Als sie den eiskalten Lauf berührte, zuckte sie unwillkürlich zusammen. Katja betrachtete sie lange, bis sie sie schließlich schreiend in eine Ecke warf, ihr Gesicht in den Händen vergrub und hemmungslos zu weinen begann.

Langsam sah sich Sandra in der riesigen Fabrikhalle um. Sie war völlig leer. „Wo bist du?“, schrie sie, erhielt jedoch nur von ihrem Echo Antwort. „Verdammt noch mal, zeig dich! Ich bin hier, das ist es doch, was du wolltest! Also komm endlich raus!“

„Gut gemacht, Kleine.“, ertönte plötzlich eine Stimme von hinten. Sandra fuhr herum. Vor ihr stand ein schwarz gekleideter Mann, sein Gesicht hatte er durch eine Maske verdeckt. Die Waffe in seiner Hand war auf Sandra gerichtet. „Ich dachte schon, du kommst gar nicht mehr.“
„Damit kommst du nicht durch…“, flüsterte Sandra. „Die Polizei ist schon auf dem Weg hier her, du hast keine Chance.“
Der Typ lachte. „Genau so naiv wie immer… Dachtest du wirklich, ich hätte nicht gewusst, dass du kommst?“
„Was willst du?“, fragte Sandra scharf. Sie schien sich nicht davon beeindrucken zu lassen, dass mit einer Waffe auf sie gezielt wurde.
„Was ich will? Hab ich dir das nicht schon vor sechs Jahren gesagt? Ich will Rache!“
Sandra ballte ihre Hände zu Fäusten. „Warum Chris?“
„Chris? So hieß er also…“, der Mann zuckte mit den Schultern. „Ich wollte einen wunden Punkt in dir treffen… Dies ist mir anscheinend auch gelungen.“, er entsicherte die Waffe.
„Das reicht, ich hab genug gehört! Waffe runter!“, schrie plötzlich jemand von hinten. Der Typ fuhr herum. „Scheiße…“, murmelte er.
„Ich wiederhole mich nicht gern, Waffe runter!“, der Polizist kam einen Schritt näher. „Sie haben keine Chance, das ganze Gebäude ist umstellt!“
Langsam ließ der Mann die Waffe sinken. Doch dann…
„War nett, dich gekannt zu haben, Kleine!“, rief er lachend, während er sich blitzschnell zu Sandra umdrehte und abdrückte.
Ein stechender Schmerz durchfuhr Sandras Brust. Der Knall ertönte in ihren Ohren immer und immer wieder. Langsam sank sie zu Boden, alles begann sich zu drehen. Sie bekam nicht mehr mit, wie mehrere Polizisten den Mann, von dessen wahrer Identität sie nie erfahren würde, festnahmen und zum Auto brachten. Sie hörte nur noch sein Lachen.
„So leicht kommst du mir nicht davon, Christian Storm…“, flüsterte sie, bevor sie mit einem Lächeln auf den Lippen die Augen für immer schloss.
 
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One Moment in Time

Zehn Minuten. Einzig und allein zehn Minuten waren es, die Christian Storm blieben, um seine drei Kollegen zu retten. Lächerliche zehn Minuten, die über Leben und Tod entscheiden würden. „Verdammter Dreckskerl!“, schrie er dem Mann hinterher, der ihn eben gezwungen hatte, aus dem Auto auszusteigen, zwei Kilometer von der Kanzlei entfernt. Wie in Trance war Chris sofort losgelaufen, schickte Stoßgebete zum Himmel, rechtzeitig zu kommen. Eine Bombe… In der Kanzlei war eine Bombe angebracht worden, die in weniger als zehn Minuten explodieren würde. Tausend Gedanken schossen Chris durch den Kopf, was würde passieren, wenn er zu spät kam? Nein, er konnte, durfte nicht zu spät kommen, musste es schaffen, die wichtigsten Menschen in seinem Leben zu retten. Denn wenn nicht würde er es sich niemals verzeihen. Der Tod seiner Kollegen wäre seine Schuld, die Vorwürfe würden ihn zerfressen. Sechs Minuten. Und noch nicht ein Mal die Hälfte der Strecke war zurückgelegt. Er würde es nicht schaffen. Die Zeit spielte gegen ihn.
Ein stechender Schmerz durchfuhr Chris’ Hüfte, er rang nach Luft. Für den Bruchteil einer Sekund schien es ihm unmöglich, weiterzulaufen, doch er zwang sich dazu, zu kämpfen. Endlich kam die Kanzlei in Sicht. Hastig warf Chris einen Blick auf die Uhr. Zwei Minuten. Panisch stürzte er die Treppen hinauf, stieß die Tür zur Kanzlei auf. Von Julia und Ingo fehlte jede Spur. Nur ein leises Wimmern war zu vernehmen. „Sandra!“, schrie er. „Sandra, wo bist du?!“
Als er sie erblickte, lief er sofort zu ihr, zerrte mit aller Kraft an ihren Fesseln, die sich keinen Millimeter lösten. „Was machst du hier?!“, schrie Sandra ihren Kollegen an. „Die Bombe geht gleich hoch, verschwinde doch! Du kannst dich noch retten, für mich ist es zu spät!“
„Ohne dich gehe ich nirgendwohin!“, fuhr Chris sie an, riss nur noch heftiger an den Stricken, die Sandras Hände an den Stuhl banden. Endlich lösten sich die Fesseln, doch zu spät. Sie hatten keine Chance mehr, zu entkommen. Sandras Blick wurde leer. Tränen liefen ihre Wangen hinab. „Ich hab dir doch gesagt, du sollst verschwinden!“, schluchzte sie. „Jetzt sterben wir beide! Wolltest du das?!“
Schweigend strich ihr Chris über die Wange. Ihre Gesichter kamen sich näher… Und ihre Lippen trafen sich zu einem Kuss. So zärtlich, leidenschaftlich, so voller Liebe, wie sich noch nie zuvor ein Kuss angefühlt hatte.
Sie bekamen nichts mehr mit von dem ohrenbetäubenden Knall, der den Bruchteil einer Sekunde darauf ertönte. Das Feuer war so groß, dass selbst die Feuerwehr Stunden brauchte, um den Brand zu löschen, von der Kanzlei war nur noch ein Trümmerhaufen übrig geblieben. Menschen versammelten sich auf der Straße, alle versuchten, einen Blick auf den Ort der Explosion zu erhaschen. Journalisten, dicht gefolgt von Fotografen, die am liebsten auch nur die kleinste Rauchwolke für die Ewigkeit festgehalten hätten, interviewten aufgeregt angebliche Augenzeugen, Polizeibeamte versuchten vergeblich, Ordnung in die Menschenmenge auf der Straße zu bringen. Keiner dachte dabei an Christian Storm und Sandra Nitka, die, bereit, füreinander in den Tod zu gehen, zusammen gestorben waren und ihr Leben für das Schönste auf der Welt geopfert hatten. Die Liebe.

 
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Was die dumme Liebe aus uns amcht

Langsam, mit schweren, gleichmäßigen Schritten ging er voran, in seinen Händen hielt er einen Strauß voller blutroter Rosen. Doch eine einzige, die Blume in der Mitte, unterschied sich von den anderen. Sie war pechschwarz.
Zitternd kniete er sich vor das winzige Grab, der Kies schmerzte unter seinen Beinen, doch er schien es völlig zu ignorieren. Vorsichtig holte er die welken Rosen aus der Vase, die er einst neben der Kerze aufgestellt hatte. Auch dieses Licht war längst erloschen. „Hey, meine Süße…“, flüsterte er, während er die Blumen vorsichtig in die Vase gleiten ließ. Die schwarze jedoch legte er auf die Erde. „Ich bin wieder da…“
Alles war so wie immer… Niemand hatte sich um sie gekümmert, seit so vielen Jahren war er der einzige, der sie besuchte, nicht vergessen hatte. Sie war nun schon so lange fort… 19 Jahre… Eine Zeit der Leere, des Schmerzes… Wie sehr er sie doch vermisste…
Als sie 15 war, wurde bei Sandra ein Gehirntumor festgestellt. Niemand glaubte daran, dass sie ihren 16. Geburtstag erleben würde, doch sie war von Geburt an eine Kämpferin. Da ihre Eltern oft unterwegs waren und selbst nach der Diagnose sehr wenig Zeit für ihre Tochter hatten, war es Christian gewesen, der sich um sie gekümmert, sie zu den Chemotherapien begleitet hatte. Er liebte sie über alles, selbst in den schlimmsten Zeiten hatte er ihr beigestanden, Mut gemacht. Niemals hatte er sich anmerken lassen, wie groß seine Angst, sie zu verlieren, tatsächlich war.
Von Stunde zu Stunde schwanden Sandras Kräfte, an manchen Tagen war sie zu schwach, auch nur den Kopf zu heben.
Zwei Jahre lang hatte sie es geschafft, sich ihrer Krankheit entgegenzustellen, doch drei Tage nach ihrem 17. Geburtstag verlor sie den Kampf. Chris hatte ihre Hand gehalten, als sie gegangen war, ihr aufmunternd zugelächelt. Sie war nicht allein gestorben, das war die Hauptsache. Er war dabei…
Und doch war er so unglaublich wütend auf sie gewesen… Hatte sie innerlich verflucht, dafür, dass sie ihn so früh allein gelassen hatte, sie in Träumen angeschrieen, gefragt, wieso… Mit der Zeit jedoch war sein Zorn erloschen. Jeden Tag war er vor ihrem Grab gekniet, hatte mit ihr geredet, als säße er an ihrem Bett und erzählte ihr, was er an diesem Tag erlebt hatte. Als wäre alles so wie immer.
Kurz nach Sandras Tod waren auch ihre Eltern gestorben, aus Kummer darüber, dass sie ihre Tochter so im Stich gelassen hatten. Von nun an war Chris alleine, so oft es ihm möglich war, besuchte er Sandras Grab und sprach mit ihr. Doch er erhielt niemals eine Antwort.
„Ich muss wieder gehen…“, langsam erhob er sich. „Bis zum nächsten Mal, mein Schatz…“, flüsterte er und wandte sich ab. „Ich liebe dich…“

Müde schloss Chris die Wohnungstür auf, trat zwei Schritte in den Flur. Sogleich fiel ihm ein Päckchen auf, das vor ihm auf dem Boden lag. Stirnrunzelnd hob er es auf, setzte sich auf die Couch und betrachtete den Umschlag. Er war unbeschrieben. Wer hatte ihn bloß hinterlassen? Was war darin enthalten? Doch die Frage, die Christian am meisten beschäftigte… Wie war der Absender in seine Wohnung gekommen? Erschrocken ließ er das Couvert auf den Tisch fallen. Endlich hatte er die Handschrift darauf erkannt. Sie gehörte Sandra. Nein… Nein, das war nicht möglich, er musste sich getäuscht haben. Vorsichtig öffnete er den Umschlag und holte ein zusammengefaltetes Blatt Papier hervor. „Oh mein Gott…“, flüsterte er, als er sah, was sich noch in dem Päckchen befand. Ein blutroter Stein, in den die winzigen Buchstaben „S+C“ eingeritzt waren. Chris musste schlucken. Wie lange er diesen Stein nicht mehr gesehen hatte… Er war das Pfand Sandras und seiner Liebe gewesen, Chris hatte ihn immer bei sich gehabt. Doch kurz nach ihrer Beerdigung hatte er ihn verloren. Würde er in dem beigelegten Brief eine logische Erklärung für all seine Fragen finden? Er war sich sicher, dass es eine gab. Langsam faltete er das Papier auseinander, strich es glatt und begann zu lesen.

Chris,
geliebter Chris.

Chris musste schmunzeln. Sandra hatte es geliebt, in ihren Briefen Phrasen wie diese zu verwenden. Doch stammte der Brief wirklich von ihr?

Schau nicht so skeptisch, ja, ich bin es wirklich. Eigentlich dürfte ich keinen Kontakt zu dir aufnehmen, aber ich hab dich lange genug beobachtet, ohne etwas zu tun und muss nun einfach ein ernstes Wort mit dir reden.
Du gefällst mir nicht, Christian, ganz und gar nicht, ich fange an, mir Sorgen um dich zu machen. Frag jetzt nicht wieso, mein Lieber, das weißt du genau so gut, wie ich. Du fixierst dich zu sehr auf mich, Chris, auch, wenn du es selbst nicht merkst. Ich bin schon zu lange weg, also sag mir nicht, du brauchst Zeit, um meinen Tod zu verarbeiten. Die hattest du, lange genug. Hör auf, die Stirn zu runzeln, für dein Alter hast du ohnehin schon zu viele Falten!
Christian, ich mein es ernst…Du musst endlich lernen, ohne mich klarzukommen, auch wenn es weh tut.
Nein… Hör auf das zu denken, hör sofort auf damit! Ich kann nicht zurückkommen, eigentlich dürfte ich dir nicht einmal schreiben! Woher ich weiß, was du dich gerade fragst? Ich kenne dich, Chris, besser, als du meinst. Denkst du, mir fällt es leicht, dich einfach so im Stich zu lassen? Wenn ich könnte, die Möglichkeit dazu hätte, wäre ich längst wieder bei dir, das musst du mir glauben. Aber es geht nicht, und ich hab es akzeptiert. Genau das musst auch du tun. Es akzeptieren.
Lass andere Gefühle zu, Christian, deine Trauerphase muss nun endlich ein Ende haben. Ich weiß doch, dass du jemanden magst. Deine Kollegin – Katja heißt sie, nicht wahr? Lass mich dir einen Rat geben… Sprich sie an, noch heute. Frag sie, ob du sie auf einen Kaffee einladen darfst oder ob sie mit dir etwas unternehmen will, vertrau mir, sie wird ja sagen. Immerhin ist sie bis über beide Ohren in dich verliebt… Du brauchst gar nicht rot zu werden, Chris, ich sag nur die Wahrheit. Sie könnte die Frau sein, mit der du den Rest deines Lebens verbringen wirst… Also lass sie nicht gehen.
Ich werd da oben auf dich warten, Chris, aber lass dir Zeit. Genieße dein Leben. Ich pass auf dich auf, versprochen.

In ewiger Liebe,
Sandra

P.S.: Du hast bei meiner Beerdigung etwas verloren… Bewahre ihn an einem sicheren Ort, noch einmal kann ich ihn dir nicht zurückbringen…

Chris wusste nicht, wie oft er sich den Brief durchgelesen hatte, ehe er ihn schließlich beiseite legte. Immer noch war er wie in einer Art Trance gefangen, konnte nicht begreifen, dass es tatsächlich Sandra gewesen war, die ihm geschrieben hatte. Sie beobachtete ihn, war bei ihm, auch wenn er sie nicht sehen konnte. Doch sollte er wirklich auf sie hören, ihren Rat befolgen? War er dafür schon bereit? 19 Jahre waren eine so lange Zeit, und doch schmerzte es, als wären kaum drei Tage vergangen. Erschrocken zuckte er zusammen. Ein leichter Windhauch umspielte sein Gesicht, es war, als könnte er Sandras Stimme vernehmen. „Christian, ich warne dich …“
Seufzend holte Chris sein Handy hervor. „Katja? Hey, ich bin’s… Chris.“

„Und hiermit frage ich Sie, Herr Storm… Wollen Sie die hier anwesende Katja Hansen zu ihrer rechtmäßigen Ehefrau nehmen, sie lieben und ehren, bis dass der Tod euch scheidet?“
Chris nickte. „Ich will.“
„Hiermit erkläre ich Sie zu Mann und Frau. Sie dürfen die Braut jetzt küssen.“ Langsam kamen sich ihre Gesichter näher, trafen sich zu einem wunderbaren Kuss. „Ich liebe dich…“, flüsterte Katja ihm ins Ohr, als sie sich voneinander lösten.
„Ich dich auch, mein Schatz…“ Schmunzelnd wandten die beiden ihren Blick nach oben, zum Himmel, als sie die sanfte Brise spürten. „Herzlichen Glückwunsch ihr zwei…“, wisperte eine Stimme, die nur sie hören konnten. Chris lächelte. „Danke, Sandra… Danke für alles.“
 
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