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Überarbeitete Version: 1x04 - "Neue Entwicklungen"

Elenia

...sunshine...
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14 Januar 2003
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(c) by Neo

Die Balance, das Gleichgewicht zwischen Gut und Böse, welches seit einiger Zeit für die Seite des Lichts ausgeschlagen hat, wird nun empfindlich gestört; die Charmed Ones, die Mächtigen Drei, die stärksten Verfechter des Guten wechseln auf die Seite der Finsternis und bilden eine Allianz, die der Triade gleichkommt. Nun versuchen sie absolute Macht und Herrschaft zu erringen; nur ihre Halbschwester kann sich ihnen in den Weg stellen und versuchen, die Flut des Bösen einzudämmen.



Episode 1x04 - Neue Entwicklungen

Er hatte keineswegs vorgehabt, ihr jetzt schon zu begegnen. Er hatte sich darauf vorbereiten wollen. Hatte sich überlegen wollen, was er ihr sagen würde, aber als er ihr jetzt gegenüberstand, konnte er nicht einmal seine Gedanken sammeln.
Phoebe war so wunderschön wie eh und je und die leichte Atemlosigkeit und Hitze ihres Körpers nach einem Kampf, wie es schien, ließen ihre Vorzüge keineswegs weniger auf ihn wirken. Eher das Gegenteil war der Fall und so fiel es ihm im Moment auch keineswegs auf, dass sie immer noch seine Frage nicht beantwortet hatte und ihn stattdessen überrascht musterte.
Doch kaum war ihr dies selbst bewusst geworden, verschwand jegliche Emotion aus ihrem Blick, der augenblicklich völlig kalt zu werden schien, was schließlich auch Cole aus seiner Passivität riss, der diesen Wandel überrascht beobachtete.
„Würdest du mir meine Frage beantworten, oder seid ihr in der Unterwelt schon soweit aufgestiegen, dass du dich mit einem einfachen Dämon wie mir nicht mehr unterhalten kannst?“, fragte er mit einem leicht geringschätzigen Unterton in seiner Stimme, der erkennen ließ, dass er es nach wie vor lieber sehen würde, wenn die mächtigen Drei gut wären. Zwar konnte er sich selbst nicht genau erklären, weshalb dies der Fall war, doch es schien ihm irgendwie unumgänglich, wenn er mit Phoebe eine Zukunft haben wollte. Und das war definitiv der Fall.
„Ich wüsste nicht, weshalb es dich etwas anginge, was ich hier mache.“ erwiderte Phoebe bissig und ging einen Schritt auf Cole zu. „Und was mir ebenfalls noch immer nicht klar ist, ist die Tatsache, dass es dir anscheinend noch nicht einmal gefällt, dass ich mich der bösen Seite zugewandt habe.“ fügte sie dann noch hinzu und beobachtete genau seine Reaktion auf das eben Gesagte.
„Phoebe, ich habe dir schon bei unserer letzten Unterhaltung gesagt, dass unsere Beziehung nur dann eine Chance hat, wenn wir beide gut sind.“ erklärte Cole, wobei er aufblickte und sie direkt fixierte, um seinen Worten Nachdruck zu verleihen.
„Ich weiß nicht, wo überhaupt dein Problem liegt.“ meinte Phoebe leicht gereizt, da sie schon im Manor nicht verstanden hatte, weshalb sie nur dann weiterhin zusammen sein konnten. Schließlich war er ein Dämon und sie jetzt ebenfalls böse.
„Ich denke zwar nicht, dass es einen Sinn hat, es zu erklären, aber wie ich dir schon gesagt habe, kann das Böse nicht lieben. Du hast schon jetzt andere Gefühle für mich, als zu der Zeit, wo du noch gut warst. In der Unterwelt kannst du lediglich sexuelle Begierde empfinden und wenn du genau darüber nachdenkst, wirst du feststellen, dass ich recht habe. Ich will allerdings keine rein körperliche Beziehung mit dir führen. Das will vielleicht Balthasar, aber ich nicht. Ich liebe dich und ich will entweder, dass diese Gefühle erwidert werden,“ unterbrach Cole sich kurz selbst, um die richtigen Worte zu finden, „oder ich sehe für uns beide keine Chance.“
Seiner Erklärung folgten einige Sekunden völligen Schweigens, das schließlich in eine unangenehme Stille überging, als Cole sich dann schließlich umdrehte und sich von Phoebe entfernte.
„Du bist ein Schwächling, Cole, und das weißt du genau. Balthasar weiß, was er will, genau wie ich. Und du wirst ihn nicht für immer unterdrücken können.“ sagte Phoebe dann hart, deutlich an die menschliche Hälfte des Halbdämons gerichtet, der daraufhin kurz innehielt und stehen blieb. Doch schließlich ging er weiter und schimmerte sich mitten in der Bewegung weg, sodass man das Gefühl haben konnte, er wäre von einem Moment auf den anderen verschwunden.
Phoebe blieb noch einige Momente in dem düsteren Mausoleum, das durch einige Brandstellen und umgestürzte Säulen und Vasen deutlich zeigte, dass hier ein Kampf stattgefunden hatte. Ihr Blick glitt über den leicht staubigen Fußboden und die Spinnweben in den Ecken des Raumes, die fast ebenso grau waren, wie der Stein, aus dem die gesamte Begräbnisstätte gefertigt war. Ihre Gedanken glitten zurück zu all den Dingen, die sie mit Cole hier erlebt hatte. Wie oft sie hier verzweifelt auf ihn gewartet hatte, voller Angst, ihn nie wieder zu sehen oder auch, wie sie vorgegeben hatte, ihn getötet zu haben. Aber sosehr sie sich auch an die Gefühle erinnern konnte, die sie damals für Cole empfunden hatte, war ihr dies im Moment überhaupt nicht möglich. Sie schien völlig kalt, was ihre Emotionen anging und das bemerkte sie auch selbst. Das Einzige, was sie mit Sicherheit sagen konnte, dass sie Cole begehrte. Oder auch Balthasar, wie auch immer man die Angelegenheit betrachten wollte. Vielleicht hatte Cole tatsächlich Recht und sie konnte ihn nicht mehr lieben, aber was das nicht ein entscheidender Vorteil? Wer nicht liebte, konnte nicht verletzt werden. Wer nicht liebte, konnte nicht enttäuscht werden. Und ihren Spaß konnten die beiden sicherlich auch ohne Liebe haben und früher oder später würde Coles dämonische Seite überwiegen.
Mit einem wissenden Lächeln und einem letzten Blick auf den Schauplatz ihres Kampfes schimmerte Phoebe sich wieder zurück in die Unterwelt.

Durch die herrlichen Fenster mit Buntglaseinsätzen des Halliwell Manors konnte man einen eher trüben, wolkenverhangenen Himmel erkennen, der ganz San Francisco kleiner und trauriger scheinen ließ und ebenso den Eindruck erweckte, als würde das Herz der sonst so pulsierenden Stadt langsamer schlagen. Alles schien viel ausdrucksloser und hoffnungsloser zu sein, als es in Wirklich war, aber genau das spiegelte im Moment Paiges eigene Gefühle wider.
Ihre Schwierigkeiten mit der Magie, die sich deutlich gezeigt hatten, als sie vor kurzem versucht hatte, mit ihrer Mutter ein Elixier zuzubereiten, deprimierten sie im Moment ziemlich. Natürlich konnte sie keineswegs erwarten, von Anfang an jedes Detail dieser anspruchsvollen Handwerkskunst zu beherrschen, aber selbst jeglicher noch so kleine Fortschritt schien ihr im Moment verwehrt zu sein.
Sanft, fast schon ehrfürchtig fuhr sie über den Rücken eines gewaltigen alten Folianten, den sie erst vorgestern in einem Antiquitätenladen entdeckt hatte. Sie war wieder einmal auf der Sache nach Büchern zum Thema Magie gewesen und hatte sich dabei gedacht, dass sicher auch ein Blick in ein Antiquariat nicht schaden könnte, wo sie dann schließlich auch fündig geworden war. Der alte Wälzer schien schon mehr als hundert Jahre alt zu sein und enthielt sehr viele, äußerst interessante Beschreibungen und Anleitungen zu Ritualen, Zaubersprüchen und magischen Wesen. Und sie hatte es fast umsonst bekommen, da es für den Geschäftsführer zu den Ladenhütern gehörte, für die niemand sich interessierte. Aber für sie war es genau das richtige gewesen.
Und inspiriert von der wunderbaren Entdeckung hatte sie auch beschlossen, Ordnung in ihre inzwischen sehr angewachsene Sammlung an „magischen“ Büchern zu bringen und nacheinander Stapel um Stapel auf den Dachboden geräumt.
Dort hatte sie sehr sorgfältig eines der Regale ausgeräumt und die Spielsachen, Bücher und sonstigen Habseligkeiten ihrer Schwestern vorsichtig und mit einer gewissen Ehrfurcht in eine große Kiste verpackt, die sie nun in einer speziellen Ecke des Dachbodens aufbewahrte. Sie war sich zwar sicher, dass die mächtigen Drei im Moment sicherlich keinen Wert auf diese Dinge legten, doch wegwerfen konnte sie sie auch nicht so einfach. Jeder Gegenstand schien seine eigene Geschichte, seinen eigenen persönlichen Wert zu haben und sie stellte sich ein wenig wehmütig vor, wie es wohl gewesen wäre, wenn sie ihre Schwestern ein wenig früher kennen gelernt hätte und jede dieser Geschichten zu den Gegenständen von ihnen persönlich gehört hätte.
Für einen kurzen Moment füllte sich der Dachboden mit Gelächter und die vier Schwestern saßen vergnügt zusammen und lauschten Piper bei ihrer Erzählung, weshalb sie ihr erstes Tagebuch an einer Ecke angebrannt hatte. Doch so schnell dieses Bild auch vor Paiges Augen erschienen war, so schnell verschwand es auch wieder und statt ihren Schwestern leisteten ihr die Bücherstapel Gesellschaft.
Mit einem bitteren Lächeln konzentrierte Paige sich wieder auf das, was sie eigentlich hatte tun wollen und stellte das alte Buch sorgfältig in das leergeräumte Regal. Anschließend sortierte sie auch die anderen Bücher ein. Das oberste Regal enthielt die Werke, die sich mit allen möglichen Aspekten der Magie beschäftigten, dann kam eines mit Büchern lediglich über magische Wesen, dann mit solchen über Rituale und Zaubersprüche und anschließend das am wenigsten gefüllte Regal mit den Werken über Zaubertränke und Elixiere.
Doch Paige war auch jetzt nicht wirklich bei der Sache. Sie dachte zurück an ihre Unterhaltung mit Patty und ihren vergeblichen Versuch, Leo zu rufen, von dem sie erfahren hatte, dass er sowohl der Wächter des Lichts ihrer Schwestern, als auch Pipers Verlobter gewesen war. Paige wollte zwar nicht mit ihrer Mutter darüber reden, aber von irgendjemandem musste sie doch erfahren, weshalb Leo der Meinung war, dass es sich nicht lohnte, für seine große Liebe zu kämpfen.
 
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„Ich hätte fast gewagt zu wetten, dass ihr euch lieber amüsiert, als die Sprüche zu besorgen, wie ich es euch aufgetragen habe.“ erklärte Prue an ihre Schwestern gewandt, während sie die beiden Heilungssprüche, die sie von Piper und Phoebe erhalten hatte, in das Buch der Schatten übertrug. Man konnte ja schließlich nie wissen, wofür man diese noch einmal würde brauchen können.
Phoebe und Piper hingegen warfen sich hinter Prues Rücken einen schadenfrohen Blick zu, der deutlich zeigte, dass die beiden nicht nur auf der Suche nach den Sprüchen gewesen waren, wobei Phoebe allerdings verheimlichte, dass sie Cole getroffen hatte. Zuerst einmal ging ihre Schwestern ihr Privatleben überhaupt nichts an und zum anderen würden sie sicher nicht begeistert davon sein, da vor allem Prue ihn von Anfang an nicht gemocht hatte.
Gerade, als die älteste Halliwell - Schwester sich wieder umdrehte, vernahmen alle drei ein deutliches Räuspern, das aus dem Eingangsbereich der Höhle drang. Dieser lag völlig im Dunkeln, da er nicht von den Fackeln erhellt wurde, die an den felsigen Wänden befestigt waren und deren schwacher Brandgeruch Dantaliens ehemalige Unterkunft durchdrang, die nun nach ihrem Tod die mächtigen Drei bewohnten. Aus dem Schatten des Eingangs trat nun ein ziemlich unscheinbarer Mann mit einem relativ jugendlichen Gesicht, dunkelbraunen Haaren und ebenso dunklen, fast schon schwarzen Augen, der sich ehrfürchtig vor den drei Schwestern verneigte.
„Ich wüsste nicht, dass irgendjemand von uns dich hierher bestellt hätte.“ fuhr Prue den Mann, bei dem es sich offensichtlich um einen Dämon handelte, scharf an und ihr eiskalter Blick begegnete dem Seinen, was ihn kurz zusammenzucken ließ.
„Das allerdings nicht, Herrin. Ich habe selbst beschlossen, euch aufzusuchen. In der Unterwelt hat sich sehr schnell die Nachricht verbreitet, dass die ehemals so mächtigen guten Hexen sich auf unsere Seite gestellt haben und nun die wahre stärkste Macht in ihrem Kampf unterstützt.“ erklärte er mit schmeichelnden Worten, da er keineswegs den Zorn der mächtigen Drei auf sich herabbeschwören wollte. Denn ebenso wie die Gerüchte über ihre Macht waren ihm auch diejenigen über ihre Grausamkeit zu Ohren gekommen und er hatte nicht vor, einen vorzeitigen, schmerzvollen Tod zu sterben.
„Und weshalb willst du ausgerechnet uns unterstützen, wo du doch bestimmt auch einigen Dämonenführern in den Hintern kriechen könntest?“, fragte Piper abwertend, der den betont freundliche Umgangston des jungen Dämons keineswegs entgangen war.
Einen kurzen Moment zögerte dieser, bevor er antwortete, da er auf keinen Fall die falschen Worte wählen wollte. „Ich habe von eurem ruhmvollen Sieg über die Dämonen des Ayans – Clans, die euch ohne Grund angriffen haben, gehört und dachte mir, dass es sicherlich von Vorteil für mich wäre, wenn ich mich der zukünftigen Triade anschließe.“ erklärte er dann weiterhin in seinem achtungsvollen Tonfall, was Phoebe durchaus zu gefallen schien, denn ein geschmeicheltes Lächeln zeigte sich auf ihrem Gesicht.
„Nun, der Angriff war zwar keineswegs grundlos, da wir in ihrem Gebiet einen Unschuldigen getötet hatten – ein kleines Versehen meiner Schwester – aber wir wären erfreut darüber, wenn du dich uns anschließen würdet.“ erklärte sie in fast demselben Tonfall wie ihr Gegenüber und lächelte zuckersüß, bevor Piper dem ein Ende machte, indem sie den Dämon einfror.
„Ich glaube, du hast sie nicht mehr alle, oder?“, fuhr sie ihre jüngere Schwester wütend an und im flackernden Schein der Fackeln wirkten ihre Gesichtszüge noch energischer und zorniger. „Du kannst hier nicht einfach eine Entscheidung für uns alle drei treffen! Wir haben zuerst einmal auch ein Wörtchen mitzureden und außerdem: Merkst du nicht, dass dieser Dämon dir hier um den Bart redet? Er will allein von unserer Macht profitieren und wenn ihm das nicht mehr reicht, wird er gegen uns intrigieren.“ erklärte sie immer noch ziemlich aufgebraucht und Prue stellte sich mit einem kurzen Schritt neben sie, um ihre Meinung zu unterstützen.
„Das ist mir doch alles klar, oder haltet ihr mich für völlig dämlich? Wir werden ihn sozusagen in vorderster Front einsetzen, an der er sowieso früher oder später sterben wird, uns bis dahin allerdings sehr nützliche Dienste leisten wird.“ erläuterte sie mit einem hämischen Grinsen, was nun wiederum ihren Schwestern einen überraschten Blick entlockte, da sie die Sache noch nicht von diesem Standpunkt aus betrachtet hatten. „Wir lassen ihn bei Paige für uns spionieren und wenn sie ihn schlussendlich entdeckt tötet entweder er sie oder sie ihn und wir sind ein Problem los und haben wichtige Informationen erhalten.“ erklärte sie ihren Plan ungerührt weiter. Ihre Schwestern sahen sie, wenn auch noch immer etwas überrascht, doch auch anerkennend an und mit einer kurzen Handbewegung erlöste Piper den Dämon aus seinem Eisgefängnis.

Als Paige schließlich das allerletzte Buch ins Regal stellte, funkelten ihr schon die ersten Sterne aus dem dunklen Nachthimmel entgegen und sowohl etwas verträumt durch die wundervoll ruhige Stimmung, als auch ziemlich nachdenklich setzte sie sich auf die alte, mit einem schon etwas abgenutzten, beigen Stoff bezogene Couch, die an einer der Dachschrägen des Dachbodens stand.
Den ganzen Tag über, während sie die Bücher sortiert hatte, waren ihre sonst so sprunghaften Gedanken immer wieder zu der Beziehung zwischen Leo und Piper gewandert und auch jetzt, während ihr Blick über das anheimelnde Chaos des halliwellschen Dachbodens glitt, musste sie wieder an die beiden denken.
Obwohl sie sich eigentlich dafür, dass sie sie erst kennen gelernt hatte, ziemlich gut mit Patty verstand, glaubte sie nicht, dass diese die richtige Person für ein Gespräch über ihre Schwester und deren Verlobten war. Sie hatte zwar auch schon am Nachmittag kurz mit dem Gedanken gespielt, den Wächter des Lichts zu rufen, der sie gerettet hatte, doch irgendwie hatte sie auch diese Möglichkeit bald wieder verworfen. Doch immer wieder war sie wiedergekehrt und hatte sich der jungen Hexe förmlich aufgedrängt, sodass sie jetzt schließlich aufstand und sich ein wenig ratlos in die Mitte des Dachbodens stellte. Ihre Mutter hatte ihr ja gesagt, dass sie ihn rufen konnte, wenn sie Probleme hatte und das wollte sie jetzt auch tun.
Zwar kam sich Paige doch etwas dämlich vor, wie sie so in dem leeren Haus mitten auf einem doch ziemlich unaufgeräumten Dachboden stand, ihren Kopf instinktiv in den Nacken legte und nach oben blickte und dabei laut „Wächter des Lichts!“, rief. Sie wusste nicht einmal, ob es so richtig war, wie sie es tat, aber zumindest wollte sie es versucht haben.
Doch statt der geheimnisvollen Gestalt in der langen Kutte, stand nur wenige Augenblicke später erneut Patty vor ihrer Tochter und sah sie lächelnd an. Fast augenblicklich sanken Paiges Schultern etwas enttäuscht herunter und mit einem ziemlich gezwungenen Lächeln begrüßte sie ihre Mutter mit einer Umarmung.
„Mum, es freut mich, dich zu sehen.“ sagte sie. Das stimmte zwar zum Großteil auch, doch sie hatte sich eigentlich mit ihrem Wächter des Lichts unterhalten wollen.
„Paige, ich weiß, dass du mit jemand Anderem sprechen wolltest, doch dein Wächter des Lichts hat auch noch andere Schützlinge und ist im Moment verhindert. Und wenn du etwas über Leo und Piper wissen willst, kannst du mich auch fragen.“ erklärte Patty warmherzig, da sie wusste, was in ihrer Tochter vorging und nahm sie dann sanft an der Hand, um sie mit sich auf die Couch zu ziehen.
Paige benötigte noch einige Momente, um sich selbst zu überwinden und einfach mit ihrer Mutter über dieses Thema zu sprechen, bevor sie schließlich ihre Frage stellte. „Weißt du, ich verstehe einfach nicht, weshalb Leo nicht für Piper kämpft, wenn sie doch seine große Liebe ist.“
„Da Beziehungen zwischen Hexen und Wächtern des Lichts normalerweise verboten sind, hat der Ältestenrat den beiden ziemliche Schwierigkeiten gemacht, bevor sie sich überhaupt offiziell verloben durften und nun glaubt Leo, dass es seine Schuld ist, was passiert ist. Dass er durch die Liebe zu Piper zu abgelenkt war, um die Gefahr zu erkennen, dass er ihnen hätte helfen müssen. Und er ist wohl auch ziemlich verletzt, da Piper ihre Gefühle für ihn komplett vergessen hat, als sie böse wurde. Sie und Phoebe haben ihn sogar eingefroren und anschließend zerschmettert, sodass nur der Ältestenrat ihn noch retten konnte. Er gibt sich einfach die Schuld an allem und ist so von Selbstzweifeln geplagt, dass er gar nicht versucht, Piper zu retten.“, erklärte Patty, was sie über die Situation wusste und was sie darüber erfahren hatte, während Paige ihr voller Mitgefühl für Leo lauschte und betroffen auf die gegenüberliegende Wand des Dachbodens blickte.
Für einen kurzen Moment erschien es ihr erneut so, als würde sie dort jemand stehen sehen. Es waren Piper und Phoebe, ihre emotionslosen Blicke, die sie ebenfalls schon kennen gelernt hatte, auf den eingefrorenen Leo gerichtet, die ihn nach einer kurzen Unterhaltung zerschlugen und hämisch darüber lachten. Natürlich waren es lediglich die Bilder ihrer Fantasie, die ihr diese Szene zeigten, dennoch traten Paige Tränen in die Augen.
 
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Dunkle Schatten und das Licht rußiger, fast schon erloschener Fackeln dominierten die große, fast vollständig leere Höhle. Lediglich in ihrer Mitte ragte ein kahles, felsiges Podest etwas über den sonst völlig kargen Fußboden heraus, auf dem sich ein Thron befand, der wirkte, als wäre er direkt aus dem rohen Fels geschlagen worden. Insgesamt wirkte der komplette Raum trostlos und dunkel und auf den ersten Blick konnte man die reglose, finstere Gestalt kaum erkennen, die auf dem steinernen Thron saß und völlig unbeweglich einfach nur geradeaus starrte.
Eine Weile rührte sich nicht einmal der kleinste Luftzug in dem Raum und es schien eine fast schon greifbare Spannung zu herrschen, die förmlich die Luft zum Flirren brachte. Bis sich plötzlich rund um den Herrschersitz herum die mächtigen Drei hereinschimmerten und Prue augenblicklich eine Energiekugel gegen den darauf sitzenden Mann abfeuerte, der jedoch lediglich kurz in einem flammenden, rotglühenden Feuerschein aufflackerte, bevor dieser wieder verpuffte und er eine große Feuerkugel gegen Prue warf. Gleichzeitig wurden auch von den Eingängen der Höhle von offensichtlich versteckten Wachen Energiebälle auf Piper und Phoebe geworfen und ehe eine der drei auch nur reagieren konnten, wurden sie von den tödlichen Geschossen getroffen und –
fielen rückwärts zu Boden, augenblicklich wieder zurück in Dantaliens Höhle.
„Weshalb mussten wir diese Trainingsillusion durch den Zauber so realistisch gestalten?“, fragte Piper mürrisch, während sie sich etwas steif wieder aufrappelte und missgelaunt den Staub und Dreck, der sich durch den Sturz auf ihrer Kleidung befand, abklopfte.
„Damit wir auch genau wissen, an welchem Punkt wir noch arbeiten müssen. Wir sind einfach nicht schnell genug, das haben wir ja wohl deutlich zu spüren bekommen. Wenn wir den Führer des Ayans – Clans tatsächlich für seinen Plan, uns töten zu lassen, vernichten wollen, müssen wir viel zielgerichteter und effektiver arbeiten, das ist euch doch wohl klar.“ erklärte Prue ihrerseits energisch, während sie sich ohne jegliches Zeichen einer Verletzung oder ungewohnt schlechter Laune vom Boden erhob. „Die Illusion zeigt keineswegs die konkreten Verhältnisse in der Höhle des Dämons. Er könnte sich noch wesentlich besser beschützen lassen oder es könnten sich auch mehr Wesen der Finsternis dort aufhalten. Wir müssen entweder einen besseren Plan entwickeln, oder einen anderen Weg finden, wie wir ihn vernichten können.“
„Ich will nur hoffen, dass dieser Weg nicht zu lange dauert, denn ich will nicht erst in dreihundert Jahren die Herrscherin der Unterwelt sein, sondern am besten schon übermorgen.“ erklärte Phoebe nachdrücklich, drehte sich dann kühl und ohne jeden weiteren Kommentar um und ließ ihre Schwestern in der Höhle zurück.

„Aber lassen wir jetzt einmal das Thema Leo, Paige. Ich denke, wenn es an der Zeit ist, wirst du alles Wichtige darüber erfahren. Erzähl mir lieber, wie die Sache mit der guten Macht ablaufen wird.“, wechselte Patty das Thema und sah mit einem aufmunternden Lächeln zu ihrer Tochter.
Diese munterte diese Entwicklung des Gespräches allerdings keineswegs auf, sondern stimmte sie eher noch deprimierter. Wenn es etwas gab, was sie noch mehr ärgerte, als ihre eigene Unfähigkeit, Zaubertränke zu brauen, dann die Tatsache, dass sie noch nicht im Geringsten einen Ansatz für eine neue gute Macht hatte. Und ihren Wächter des Lichts konnte sie anscheinend auch nicht sprechen, sodass sie vermutlich in dieser Hinsicht noch genau so weit war wie an dem Tag, an dem sie erfahren hatte, dass sie eine Hexe war.
„Genau das ist es ja, Mum, das weiß ich nicht. Noch niemand hat mir bisher irgendetwas darüber gesagt und natürlich steht in all diesen Büchern nicht das Geringste darüber. Du hast nicht zufällig eine Information vom Ältestenrat für mich?“, wandte sie sich hoffnungsvoll an ihre Mutter. Doch als diese auf ihre Frage nur mit einem Schulterzucken antwortete, das deutlich machte, dass sie ebenfalls nicht weiter über die Pläne des Rates informiert war, sank Paiges Stimmung noch ein wenig mehr.
„Ich verstehe nicht, wie ich dem Ältestenrat überhaupt helfen kann, wenn ich nicht darüber informiert werde, wie ich eine gute Gegenmacht zu den mächtigen Drein aufstellen soll. Geschweige denn, dass ich nicht einmal weiß, wie ich mich gegen meine Schwestern verteidigen soll, wenn sie mich ein weiteres Mal angreifen sollten.“ meinte sie niedergeschlagen, woraufhin Patty sie sanft in den Arm nahm. Dabei wurde es Paige warm ums Herz und zum ersten Mal seitdem sie in ihre eigene Wohnung gezogen war, fühlte sie sich wieder vollständig geborgen.
„Mach dir keine Sorgen darüber, Paige. Der Rat weiß was er tut und wenn der richtige Zeitpunkt gekommen ist, wirst du alles erfahren, was notwendig ist.“ versuchte sie, Paige aufzumuntern und drückte sie noch einmal kurz und fest an sich, bevor sie ihre Tochter losließ und aufstand. „Ich muss jetzt zurück und du solltest jetzt auch zu Bett gehen. Bis bald, Paige. Mach dir nicht zu viele sorgenvolle Gedanken, sondern genieße dein Leben.“

Am vorigen Abend hatte Paige den Rat ihrer Mutter befolgt, wofür sie jetzt sehr dankbar war, da sie auch so schon fast zu spät zu ihrer Arbeit kam. Die letzte Woche hatte sie Urlaub gehabt und im Nachhinein fragte sie sich, ob es sich mit dem Zusammentreffen dieser Urlaubswoche und ihrer Berufung zur Hexe um einen Zufall oder um Schicksal handelte.
Aber jetzt war diese Woche vorbei, in der sie sich zumindest etwas in ihr Dasein als Hexe hatte einleben können, und so fuhr sie wie üblich zwanzig Meilen über dem Tempolimit auf den Parkplatz, vor der South Bay Sozialstation ein und stellte ihren grünen Käfer in einer Parklücke ab. Anschließend hetzte sie mit ihrer Tasche unter dem Arm über den Parkplatz zu dem Gebäude, in dem sie inzwischen schon fast als Sozialarbeiterin angestellt war.
Als sie schwungvoll die Türe des Betonbaus aufriss, wäre sie fast in einen jungen Mann gelaufen, den sie hier noch nie gesehen hatte und der nur knapp vor ihr die Sozialstation betreten hatte.
„Entschuldigen sie bitte, ich komme nämlich in fünf Sekunden zu spät zu meiner Arbeit.“ rechtfertigte sie ihre stürmische Art und sah dabei kurz auf ihre Armbanduhr, da sie sich sicher war, sowieso schon zu spät zu sein. Dabei stellte sie sich allerdings ein wenig ungeschickt an und ihre Tasche glitt von ihrem Arm, womit sich ihr Inhalt, da sie nicht ganz verschlossenen war, über den Fußboden verteilte.
„Warte, ich helfe ihnen.“ sprach sie der junge Mann freundlich an, als Paige sich bücken wollte und half ihr beim Aufsammeln ihrer Habseligkeiten. Dabei hatte die junge Frau Gelegenheit, den eher unscheinbaren Mann zu betrachten, der ein relativ jugendliches Gesicht, dunkelbraune Haare und ebenso dunkle, fast schon schwarze Augen besaß und sie freundlich anlächelte.
„Danke. Sie retten mir gerade das Leben, denn ich komme ohnehin schon viel zu oft zu spät.“ bedankte Paige sich bei ihm, als sie sich mit ihrer nun wieder komplett gefüllten und nun auch verschlossenen Tasche wieder aufrichtete.
„Paige, sie haben noch eine halbe Minute, um an ihrem Schreibtisch zu sitzen und die erste Akte aufzuschlagen.“ meinte ein großer, vollleibiger, schwarzhäutiger Mann mittleren Alters, Paiges Chef, der gerade an ihr vorbeiging, sich sonst aber nicht mehr weiter um sie kümmerte.
„Dann schauen sie lieber, dass sie rechtzeitig dort sind, Paige.“ sagte der junge Mann freundlich, drehte sich um und ging einige Schritte weiter, bevor er sich noch einmal zu Paige umwandte. „Ich arbeite übrigens auch seit heute hier. Mein Name ist Andrew.“ stellte er sich vor und verschwand dann zwischen den vielen Schreibtischen des großen Büros.
 
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