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[Supernatural] - Second Life

SydneyB

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12 Juli 2009
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59
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Münster
Ok, los geht's mit Deans Leben NACH dem Deal ;)


* * *


Seine Arme lagen wie Schraubstöcke um ihren schmalen Körper, unfähig, sie loszulassen, unfähig, auch nur locker zu lassen. Er hatte sich nach ihr gesehnt, jeden Tag, jede Stunde, jede Minute. Es hatte Momente gegeben, in denen er sich nach anderen umgedreht hatte – aber keine war wie sie. Die einzige Versuchung, der er beinahe erlegen war, hatte darin bestanden, sofort zu ihr zu fahren. Sie hatten nur einige wenige Male kurz telefoniert, unverbindlich, unverfänglich, ängstlich darauf bedacht, eventuellen Lauschern keine Hinweise zu liefern, dass zwischen ihnen mehr bestand als Freundschaft oder darauf, dass sie es war, Blair, seine Gefährtin, die ihm das Leben gerettet hatte.
So glücklich er über diese Tatsache war, so froh, am Leben zu sein, so wenig machte es ihm Freude, jeden Tag ohne sie zu verbringen. Sie war die andere Hälfte seines Lebensinhaltes – neben Sam.

Seine Hände glitten über ihren Körper, sein Gesicht hatte er in ihrem ungewohnt lockigen Haar verborgen, das noch immer die satte rote Farbe von Herbstlaub im Indian Summer hatte und so sehr er sich danach sehnte, sie ins Bett zu schleifen und die nächsten drei Tage nicht mehr raus zu lassen, so wenig konnte er sich überwinden, sie jetzt im Moment auch nur für eine Sekunde aus seinen Armen zu lassen.

Blairs Kopf fühlte sich an wie leergefegt. Sie konnte nur diesen Mann fühlen, riechen, atmen, und ihr Herz klopfte so schnell, dass sie Angst hatte, es würde aus ihrer Brust springen. Sie hatte ihn vermisst, so sehr vermisst. Seine Wärme, seinen Witz, seinen Sarkasmus, seine Liebe und Hingabe zu seinem Bruder, seinen Mut und seine intuitive Intelligenz… nicht zu vergessen, diesen Körper! Okay, DAS hatte ihr besonders gefehlt – sich zu verlieren in seiner Umarmung und Hitze, sein Begehren zu spüren, das nur ihr galt und seinen Blick voller Liebe und Sehnsucht auf sich zu fühlen. Sie wollte nicht zweifeln, aber sie wusste, wie leicht es ihm die Frauen machten und wie sehr er auch sie mochte, wie sehr er es liebte, sie zum Lachen und zum Stöhnen zu bringen und wie leidenschaftlich er war. Sie suchte seinen Blick, als könne sie erkennen, ob sie ihm ebenso gefehlt hatte wie er ihr, ob er ebenso schlecht – und vor allem, allein - geschlafen hatte…

Er sah sie ernst an und mit ungewohnter Hellsichtigkeit erkannte er, was sie nicht fragen konnte, weil sie nicht forderte, sondern nur hoffte.
"Blair, ich liebe dich – und nur dich. Glaubst du mir das?" Er vergrub seine Finger in dem Wust roter Locken und sah sie beschwörend an.

Ihr Herz schien zu stocken und schlug dann einen wilden Trommelwirbel. Er hatte sie vermisst und er hatte keine andere gewollt. Er hatte auf ihr Wiedersehen gewartet, ebenso wie sie.
Ihr Puls raste und sie schloss überwältigt einen Augenblick die Augen.

"Ich glaube dir – aber es ist unwichtig. Du bist hier – jetzt – und nur das zählt! Und jetzt bring mich endlich ins Bett, Winchester!" Sie quiekte überrascht, als er sie lachend auf die Arme hob und sie die Treppe hinauf trug, wo er das Schlafzimmer vermutete.
"Hey, das Schlafzimmer ist unten", kicherte sie und als er sich auf der Hacke umdrehte, um die Treppe wieder runter zu stiefeln, platzte sie fast vor Lachen. "Entschuldige, ich wollte dich nur verladen. Nicht runter…"

"Haha! Sehr komisch", knurrte er und stolperte ins nächst gelegene Zimmer – das Richtige, wie das Bett bestätigte.


Sie lag in seinem Arm, wie er es sich schon seit Wochen erträumt hatte. Ihre Glieder waren miteinander verflochten und er genoss die Wärme ihrer Haut an seiner.
"Blair?"

"Hm…", brummte sie schläfrig und gesättigt.
"Geht es dir wirklich gut? Du… du fühlst dich irgendwie anders an… dünn…."
Wie zum Beweis zeichnete er mit dem Zeigefinger ihr hervorspringendes Schlüsselbein nach, ließ sie weiter über deutlich fühlbaren Rippen hinunter auf ihren Bauch gleiten.

Sie wich seinem Blick aus. "Hm, ich hatte nicht so viel Appetit."

"Rotschopf?" Er sah sie besorgt an. Sie WAR dünner, wenn sich ihr Bauch auch unter seiner liebkosenden Hand sanft wölbte und…
Er setzte sich mit einem Ruck auf und starrte sie an und ihr war klar, dass der Moment der Wahrheit gekommen war.

"Ja", war ihre leise Antwort auf seine unausgesprochene Frage.

Dean, der immer schlagfertige Dean, dem kein Spruch zu dumm war, um ihn nicht zu benutzen, war sprachlos, wie vor den Kopf geschlagen. Sein Blick wanderte von ihren herzförmigen Lippen zu ihren Brüsten, die ihm voller vorkamen und weiter zu ihrem Bauch, der sich kaum merklich gerundet hatte. Sie wies alle Merkmale auf, von denen er bisher jemals gehört oder gelesen hatte.

"Wie… wann…", stotterte er und streckte erneut die Hand aus, um sie auf ihren Bauch zu legen.

Diese Geste war so impulsiv, dass Blair wusste, es ihm zu verschweigen wäre grundfalsch gewesen – auch wenn sie darüber nachgedacht hatte, zumindest während der Wochen, in denen sie sich seiner alles andere als sicher gewesen war.

"Ich denke, der Nachmittag im Schuppen war's… und wie? Winchester, das muss ich dir sicher nicht erklären, oder?" Sie setzte sich auf und legte ihre Hand auf seine.

"Aber wieso… ich dachte, du hättest…" er konnte seine Gedanken noch nicht richtig sortieren, sie purzelten wild durcheinander. Ein Kind! Er würde – sie würden – ein Kind haben! Sein erster Impuls war Sorge, um sie und um das ungeborene Leben, die das Ziel für Angriffe von Dämonen und anderen Mistkerlen sein würden.

Blair fühlte sich in der Defensive, deutete seinen sorgenvollen Blick falsch.
"Ich habe dich nicht reingelegt, wenn du das annehmen solltest." Sie sah ihn gereizt an.
"Ich hab kurze Zeit vor Ablauf deines Deals nicht mehr verhütet, weil ich etwas anderes von dir behalten wollte als nur Erinnerungen. Ich wollte, dass ein Teil von dir auf dieser Welt bleibt, etwas, das ich lieben könnte, wenn du nicht mehr da wärst", brach es aus ihr heraus und die Tränen liefen ihr über die schmalen Wangen.

Er schloss sie in die Arme und presste sie an sich, unfähig, in Worte zu fassen, was ihm durch den Kopf schoss. Das erste und dümmste, was ihm über die Zunge schlüpfte, war:
"…und du bist sicher, dass es meins ist?" Er hatte kaum ausgesprochen, als er sich vor Schmerzen krümmte. Sie hatte ihn mit voller Kraft auf die ungeschützten Rippen geboxt und funkelte ihn wütend an.

"Winchester, du wirst es nie lernen, lieber den Mund zu halten, als so einen Mist zu verzapfen!",
brüllte sie ihn an.

"Hmpfh", stöhnte Dean und hätte sich am liebsten die Zunge abgebissen. Das durfte doch nicht wahr sein! "Ich… ich hab es nicht so gemeint. Ich meinte nur, ich kann's noch nicht glauben", presste er mit blassem Gesicht hervor und sah mitleidheischend zu ihr auf.

Sie saß vor ihm, splitternackt, mit vor den Brüsten verschränkten Armen und einem Blick wie eine Rachegöttin – und er prustete los, weil er das so komisch fand. Blairs Mundwinkel zuckten und sie konnte seinem Lachen einfach nicht widerstehen. Sie kicherte leise vor sich hin und ihre Augen wurden dunkel vor Liebe zu ihm. Dieser Trottel! Sich vernünftig auszudrücken war nicht wirklich sein Ding!
Als er sich beruhigt hatte, rutschte er näher an sie heran und nahm ihr Gesicht in seine Hände, um sie liebevoll zu küssen.

"Blair, ich würde niemals glauben… Ich meine, ich weiß, dass du mich liebst. Wie auch nicht, immerhin bin ich ein toller Kerl", er zwinkerte, als sie ihn spöttisch angrinste.
"Ich hätte niemals geglaubt, dass ich eines Tages ein Dad sein könnte. Keine Ahnung, diese Idee ist mir nie gekommen", er zuckte mit den Schultern und küsste sie erneut sanft auf die weichen Lippen.
"Bist du sicher, dass es okay war… ich meine, vorhin. Nicht, dass ich dem Baby weh getan habe." Seine Stimme klang unsicher, immerhin war es das erste Mal, dass er mit einer schwangeren Frau Sex gehabt hatte. Woher sollte er wissen, ob das vielleicht schädlich war?

"Es ist alles in Ordnung. Das schadet dem Baby nicht, mein Großer", beruhigte ihn Blair. "Und hey – ich bin nicht zerbrechlich."

"Aber warum bist du so dünn? Bist du sicher, dass mit dir alles in Ordnung ist?" Die Sorge fraß noch immer in ihm.

"Ich hatte Heimweh, meine Mom fehlt mir und du hast mir gefehlt. Ich hab mich einsam gefühlt und außerdem hab ich in den ersten drei Monaten der Schwangerschaft ziemlich unter Übelkeit gelitten. Wenn vor dem Mittagessen nichts drin bleibt, sind schnell ein paar Pfund runter." Blair versuchte, es beiläufig klingen zu lassen, weil er allzu besorgt klang. Sie wollte nicht ins Detail gehen. Er sollte nicht wissen, dass sie nicht essen konnte und nicht schlafen, als sie ihn verlassen musste, dass sie Angst hatte, er würde nicht wiederkommen, würde sie vergessen, jetzt, wo sein Leben weitergehen konnte, wie vor dem Deal. Und sie hatte Angst, DASS er wiederkommen, aber wegen des Babys sauer sein würde.

Sein große Hand lag warm auf ihrem noch kaum sichtbaren Bauch, als er fragte "…und wann kommt das Baby? Wie weit bist du?"

"Hm… warte", sie schloss die Augen und rechnete nach. "… ich glaube, ich bin in der achtzehnten Woche. Es dauert nicht mehr lange und ich sehe aus wie ein gestrandeter Wal."

Dean kicherte leise bei der Vorstellung - dieses zierliche Persönchen wie ein Riesenmeeressäuger gestrandet am Strand…
"Wann weißt du – ich meine, können wir schon vorher wissen, ob es ein Junge oder ein Mädchen wird?" Gott, er hatte tausende Fragen, das alles war so aufregend und in dieser Sekunde durchschoss in ein Gedanke. Sam! Er musste es unbedingt wissen, jetzt sofort!
Er beugte sich aus dem Bett und zerrte an seiner Jeans, um das Handy aus der Gesäßtasche zu puhlen, als Blair ihn sanft zurück zog.

"Dean – morgen ist auch noch früh genug, denkst du nicht?"
Er verharrte einen Moment und ließ sich dann wieder in die Kissen zurückfallen, wobei er Blair auf sich zog. "Wenn ich dich lieben möchte – ist das okay?" Seine Hände glitten über ihren Rücken und er presste sie fester an den Beweis seines Begehrens.

Blair bewegte provozierend ihr Becken gegen seins, schürte die Hitze zwischen ihnen und hauchte kleine Küsse auf die glatte Haut um sein Tattoo herum.

"Wenn du es nicht wolltest, hättest du ein Problem, Winchester", tuschelte sie und für' s Erste vergaß er seine Fragen…





*
*
*

"Es wird ein Mädchen", murmelte Blair, schon im Halbschlaf, kuschelte sich an Deans Schulter und nur wenig später verrieten ihm ihre gleichmäßigen Atemzüge, dass sie eingeschlafen war. Ein kleines Mädchen… die nächste Generation Winchester – okay, auch die nächste Generation Sinclair!

Er war zwar körperlich müde, aber es war so viel geschehen heute, dass sein Verstand sich im Kreis drehte. Er hatte geglaubt, Sam würde immer seine einzige Familie bleiben – bis er Blair traf. Durch sie hatte er mit Cass auch wieder jemanden in seinem Leben, der einer Mutter sehr nahe kam und er liebte die alte Dame, Blairs Uroma, heiß und innig. Es war schwierig; solange er mit Sam allein gewesen war, hatte er Angehörige nicht vermisst, aber jetzt, da er einige Zeit in Gesellschaft von Blairs Familie verbracht hatte, fehlte sie ihm. Nicht, dass er sesshaft werden wollte – aber es war schon schade, dass er und Sam, um die Sinclair-Frauen nicht zu gefährden, sie nicht offen besuchen durften.

Er hatte seine 'Überlebensparty', wie er es nannte, allein mit seinem Bruder gefeiert, am Abend nachdem sie Blair in Sicherheit und Ruby unter die Erde gebracht hatten. Sam hatte ihn in dieser Nacht ins Bett geschleift, weil er selber nicht mal mehr das Zimmer gefunden hätte. Es hätte die pure Freude am Leben sein sollen, aber es war eher Frust über die Opfer, die die Auflösung seines Deals gefordert hatte und noch forderte, als er sich zuschüttete. Er wünschte, Blair wäre da, könnte Teil seines 'neuen' Lebens sein und ihm das Gefühl der Einsamkeit nehmen, das ihn selbst in Sams Gegenwart nicht verließ und in den nächsten Wochen war er mehrfach versucht, sich Gesellschaft für seine einsamen Nächte zu suchen. Dabei stellte er fest, dass er keine Frau attraktiv oder interessant genug fand, um sie auch nur länger als fünf Sekunden anzuschauen.

Blair, seine feurige, rothaarige, freche Blair – sie hatte ihm ganz schön die Tour vermasselt.
Er grinste in Erinnerung an seine vergeblichen Versuche, an das frühere lockere Leben anzuknüpfen und daran, wie Sam ihn zwei Tage mit Verachtung gestraft hatte, als er ihn bei einem seiner seltsam stümperhaften und uninspirierten Flirtversuchen ertappt hatte. Er hatte unterstellt, sein Bruder sei abgeblitzt, als er unverrichteter Dinge zusammen mit ihm zum Zimmer schlurfte und erst am nächsten Tag, nach stundenlanger Autofahrt in dumpfem, langweiligem Schweigen hatte Dean seinen Bruder aufgeklärt, dass er zu seiner eigenen Verwunderung tatsächlich keinerlei Interesse mehr daran hatte, in irgendwelchen Bars irgendwelche fremden Frauen aufzureißen.

Eine Tochter… wie sich John gefreut hätte. Oder nicht? Wie groß war die Gefahr, dass Blair endete wie Mary und Jessica vor ihr? Konnten Sam und er die Sicherheit von Mutter und Kind gewährleisten?
Die Sorge kroch mit Eisfingern sein Rückgrat hinauf, das Atmen wurde ihm schwer und sein Magen krampfte sich zusammen.
Er drückte die Frau in seinem Arm etwas fester an sich und konzentrierte sich auf ihren Duft, ihren leisen, gleichmäßigen Atem und ihre warme Haut an seiner. Er konnte wieder freier atmen und er verschob die Sorgen auf morgen…

*
*
*
 
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AW: [Supernatural] - Second Life

Oh, wie toll, es geht weiter. Und wie es weiter geht :)
Man ist gleich wieder voll drin in den Gefühlen der beiden und kann's voll verstehen. Aber ich find's besonders schön, dass du Dean noch viel von seiner Serienpersönlichkeit lässt, wo er z.B. fragt, ob sie sicher is, dass es von ihm ist :D Typisch Dean.

Absolut nachvollziehbar auch, dass er sich jetzt voll Sorgen um Blair und die Kleine macht und ich fürchte, dass das wohl auch berechtigt sein wird... Naja, bin mal gespannt, wie's weitergeht :)
 
AW: [Supernatural] - Second Life

Super, ich freu mich, dass du weiterlesen magst! *hugs
Dann will ich dich mal nicht zu lange warten lassen...
Btw... ich liebe dein Avatar/Sig-Set. Dieser Film war für mich das Highlight des Winters - hab ihn 4 Mal gesehen, natürlich in 3D ;)

* * *


"Das ist nicht wahr!" Fassungslos sah Sam seinen Bruder an, der ihm eben mit breitem Grinsen verkündet hatte, dass er Onkel werden würde. Sie standen fröstelnd hinter dem Haus, die kalten Fäuste in den Jackentaschen vergraben, weil Deans Intuition ihn veranlasst hatte, dem Bruder die Neuigkeit nicht in Blairs Anwesenheit mitzuteilen.
Sams Blick machte klar, dass er mit seinem Gefühl recht gehabt hatte. Seine Freude hielt sich, gelinde ausgedrückt, in Grenzen.
"Verdammt, wie sollen wir sie schützen, sie und das Baby? Wie konntest du so gedankenlos…"

"Mach mal halblang, Dude, es war ihre Entscheidung und du könntest wenigstens so tun, als ob du dich für uns freust", fuhr Dean ihn an.

"Na sicher. Ich freue mich wahnsinnig darauf, noch eine Winchester-Frau von der Decke zu puhlen oder noch ein Psy-Kid in der Familie zu haben. Ich freu mich drauf, einen Exorzismus an einer Schwangeren durchzuziehen oder an einem Kleinkind und ich bin mächtig scharf drauf, vom Kind meines Bruders ein Messer an die Kehle gehalten zu bekommen!" Sam redete sich in Rage und sein Gesicht färbte sich rot.

Dean starrte ihn ungläubig an, unfähig, auch nur ein Wort rauszubringen. War DAS sein Bruder, war das Sammy, den er aus dem Feuer gerettet und aufgezogen hatte… der Bruder, den er mehr als alles auf der Welt liebte? Er drehte sich auf der Hacke um und ging wortlos ins Haus.

Blair stand in der Küche am Herd und bewies, dass sie mehr konnte als Messerwerfen und Motorradfahren – sie buk Pfannkuchen zum Frühstück und frischer Kaffeeduft durchzog die warme, anheimelnde Küche. Sie hörte ihn nicht herein kommen, fühlte aber den kalten Luftzug, als sich die Tür öffnete und wieder schloss und dann seine Arme, die sich um ihre Taille legten.
Sein warmer Atem streifte ihr Ohr, als er flüsterte "Hallo, Mrs. Winchester."
Sie schob die Pfanne auf eine Herdplatte und drehte sich zu ihm um und lächelte ihn an.
Er wirkte angespannt und zögerte einen Moment, dann fragte er: "Wann heiraten wir?"

Blair zog scharf die Luft ein und senkte dann den Kopf, wich seinem erwartungsvollen Blick aus.
"Wir werden nicht heiraten, Dean, zumindest nicht jetzt." Sie biss sich auf die Unterlippe, als sie fühlte, wie sein Körper sich spannte wie eine Feder und er die Arme sinken ließ, um einen Schritt zurück zu treten.

Was für ein verfluchter Tag! Sein Herz schien sich in einen Eiswürfel zu verwandeln. Erst Sam und jetzt sie. Warum hatten sie ihn überhaupt gerettet? Wozu? Eigentlich war er ihnen egal, beide dachten an alles andere, nur nicht an ihn.
Blair setzte zu einer Erklärung an. Zu spät. Die Haustür fiel hinter ihm ins Schloss.

"Warum willst du ihn nicht heiraten?" Sams raue Stimme durchbrach die Stille. Er stand in der Tür, die zum Garten führte, die Hände noch immer in den Taschen und das schlechte Gewissen in Person. Wie es schien, hatte nicht nur sie total daneben gegriffen und sie wich erstmal nicht sehr elegant einer Antwort aus.

"Hm. Und was hast du verbrochen? Mir scheint, wir haben uns beide nicht mit Ruhm bekleckert, oder?" Sie putzte sich die Nase und zog die Pfanne wieder auf die Herdplatte. Ihr hätte eigentlich der Appetit vergangen sein müssen, aber das Baby hatte scheinbar einen ungeheuren Gusto auf Pfannkuchen mit Ahornsirup.
Während sie sich auf die spannende Zubereitung der Pfannkuchen konzentrierte und die Tränen herunter schluckte, räusperte sich Sam hinter ihr und machte seinem Herzen Luft.

"Ich Blödmann – anstatt mich mit ihm zu freuen, hab ich nur worst-case-Scenarien herauf beschworen – als ob er das nicht ganz sicher selbst schon vorher durchgespielt hätte, als er von dem Baby erfuhr. Richtig?"

"Richtig, aber Sam – er freut sich wirklich." Sie sah ihn fast traurig an. "Er ist so glücklich darüber und er wollte dich schon mitten in der Nacht anrufen und es dir sagen, aber ich habe ihn davon abgehalten."

Kein Wunder, dass Dean so furchtbar enttäuscht ausgesehen hatte, als er sein Schandmaul nicht halten konnte! Das größte Ereignis in Deans Leben seit dem Tod der Mutter und ER hatte es kaputt geredet! War Selbstverstümmelung eigentlich strafbar? Oder würde es als Sühne reichen, wenn er mit dem Kopf gegen die Wand rennen würde?
Er konnte nicht fassen, was für ein Trampel er gewesen war!

"Aber tröste dich, ich bin nicht besser. Ich habe Angst davor, dass er sich innerhalb kürzester Zeit nicht mehr glücklich verheiratet, sondern nur angekettet fühlen würde. Deshalb halte ich es für besser, zumindest nicht vor der Geburt des Babys zu heiraten."

"Er ist nicht mit dem Wagen weg, das heißt, er kommt zurück – spätestens, wenn halb erfroren ist", meinte Sam niedergeschlagen.
Er platzte mit der Frage heraus, die ihm auf der Seele brannte. "Blair, wieso bist du schwanger? Ich meine, nicht biologisch gesehen, das ist mir schon klar", er grinste verlegen.
"War es ein Versehen oder was? Ich meine, ich freue mich darüber, aber…"

Sie kaute auf ihrer Unterlippe. "Nein, Sam, es war kein Versehen. Dean hatte keine Ahnung, aber ich wollte ein Kind von ihm. Ich hab's einfach drauf ankommen lassen…"
Sie seufzte. "Ich werde mit ihm sprechen, wenn er sich ein bisschen abgeregt hat. Holst du bitte Teller für uns aus dem Schrank? Zweite Tür unten links…"

*
*
*

Dean war schon mindestens eine Meile die Straße hinunter, weit jenseits der Stadtgrenze, als ihm klar wurde, dass er für eine Schneewanderung nicht wirklich richtig angezogen war. Seine Füße schienen bereits aus Eis zu bestehen, die Ohren fielen ihm fast ab vor Kälte und seine Zähne klapperten. Unschlüssig sah er sich um. Er hatte den Ort verlassen und war umgeben von Bäumen, Bäumen und Bäumen – alle hübsch mit einer weißen Puderzuckerschicht überhaucht. Aus dem warmen Auto heraus hätte das Alles sicher ganz hübsch ausgesehen – im Moment war es ihm scheißegal und es fühlte sich an wie die Antarktis.
Er fluchte leise vor sich hin und trat frierend den Rückweg an. Er musste etwa die Hälfte des Weges hinter sich gebracht haben, als ein großer, schwarzer Wagen um die Kurve bog, langsam auf ihn zurollte und wenige Meter vor ihm hielt.
Sam stieß die Beifahrertür auf.

"Steig ein", forderte er knapp.

Dean zögerte nur kurz und entschied sich dafür, sich das weiße Winterwunderland von drinnen anzusehen. Er ließ sich mit klappernden Zähnen auf den Beifahrersitz fallen und starrte seinen Bruder aggressiv an, in Erwartung weiterer aufbauender, herzerwärmender Worte.

Sam begann: "Dean, du weißt, dass ich mich über das Baby freue, aber…"

"Weiß ich das?" Schnitt der Ältere ihm scharf das Wort ab. "Woher sollte ich das wissen? Achja, du hast mir vorhin ganz genau erklärt, WIE SEHR du dich freust." Seine Stimme war so eisig, wie sich seine Füße und der Rest seines Körpers unter der fast steifgefrorenen Lederjacke anfühlten.

"Verdammt, es tut mir leid! Es ist schon soviel passiert in unserem Leben, mit unserer Familie, dass ich nicht mehr geradeaus denken kann! Das müsstest du am besten verstehen!" Sam hatte keine Ahnung, wie er das wieder hinbiegen sollte. Alles hörte sich falsch an, egal wie er es drehte.
Dean nieste laut und sank ein wenig im Sitz zusammen.

"Fahr mich einfach zu Bobby, Blair will mich genauso wenig wie du", Selbstmitleid überfiel ihn wie eine Welle, gleichzeitig mit einem starken Frösteln und einem weiteren Niesen. Sam sah ihn zweifelnd an. Wie sollte Blair mit ihm reden, wenn er sich bei Bobby verschanzte? Er wendete den Wagen und schlidderte langsam über die verschneite und mittlerweile kaum noch zu erkennbare Straße, zurück zu Blair.

"Ich will zu Bobby", wiederholte Dean wie ein bockiger Junge und schniefte zur Bestätigung.
Sam kannte seinen Bruder gut genug, um zu erkennen, dass seine Abwehr bröckelte und er längst der Aufregung müde war und als er den Impala vor dem Haus von Blair stoppte, sah ihn Dean nur milde strafend an.

"Dude, du brauchst einen Paten für dein Kind." Sam lehnte sich zurück und grinste den Älteren versöhnlich an, der nur arrogant die Brauen hochzog, noch einmal nieste und sich widerwillig aus dem Wagen in die Kälte begab. Er sah sich nicht um, hörte hinter sich den Impala wegfahren und verfluchte seinen Bruder, der ihn gnadenlos der Frau auslieferte, die ihn nicht heiraten wollte. Dammit!

"Warum willst du mich nicht heiraten?"

Blair stieg gerade am Fuß der Treppe in die pelzgefütterten Stiefel und zuckte erschrocken zusammen, als die tiefe, etwas heisere Stimme hinter ihr erklang und sie ließ sich auf die Stufen fallen.

"Himmel, hast du mich erschreckt, Winchester!" Sie schnaufte entrüstet und sah zu dem großen Mann auf, der zitternd vor ihr stand und sie ausdruckslos ansah.

"Warum?" Seine Stimme war erstaunlich ruhig, aber nachdrücklich. Er rieb die eiskalten Hände aneinander, versuchte, ihnen durch seinen warmen Atem Wärme zu verleihen und wartete.

"Dean, ich muss zur Arbeit. Lass uns heute Abend reden, okay? Ich habe eine 6-Stunden-Schicht in der Notaufnahme und darf nicht zu spät kommen, sonst verliere ich meinen Job."
Sie stand auf, schlang sich den dicken Schal um den Hals und griff nach den Handschuhen. Direkt vor ihm blieb sie stehen und sah in die grünen Augen, sah die Unsicherheit in ihnen.
"Bitte, bleib einfach hier und warte auf mich, ja? Ich liebe dich, Winchester!" Sie küsste ihn sanft auf die blassen, kalten Lippen und zuckte bedauernd die Schultern, bevor sie wie ein Wirbelwind zur Tür raus war.

"Hhhhaaatschiii!" nieste Dean ihr hinterher. Seine Füße fühlten sich an wie Eiswürfel und er entledigte sich erstmal der völlig durchgeweichten Schuhe, die schon bessere Zeiten gesehen hatten und warf seine nicht eben winterfeste, klamme Jacke auf einen Stuhl. Das Sofa schien ihm der geeignete Aufenthaltsort für die nächsten Stunden zu sein. Er wickelte sich in die weiche, buntkarierte Decke, begann, durchs Tagesprogramm zu zappen, und blieb bei einer Wiederholung von Oprah hängen, um nur wenige Minuten später auch schon einzuschlafen.

"Dean?" Blair zog die Handschuhe aus und warf sie, zusammen mit dem Schal und der Mütze auf die Garderobe und lauschte auf eine Antwort. Nichts. Im Wohnzimmer schien das TV zu laufen. Sie schlüpfte aus den schneefeuchten Stiefeln und tapste auf dicken Socken weiter. Dean hatte es sich anscheinend auf der Couch bequem gemacht und nur die Spitzen seines dunkelblonden Haarschopfes schauten aus der Wolldecke hervor. Lächelnd schlich sie heran, hob die Fernbedienung vom Teppich auf und legte sie leise auf den Tisch, bevor sie vorsichtig den Zipfel der Decke lüftete.
Sie erschrak, als sie sein gerötetes Gesicht sah. Sein rasselnder Atem schien flach und angestrengt und er war klatschnass geschwitzt und schien vor Fieber zu glühen. Sie brauchte unbedingt Hilfe, er war zu groß und zu schwer, um ihn allein nach oben ins Bett zu bringen und sie wühlte in seiner Jeans nach dem Handy, klappte es auf und wählte die erste Nummer, die sie im Telefonbuch fand.

"Nun geh' schon ran…" sie versuchte sich zu beruhigen und legte die Hand auf Deans schweißfeuchte, heiße Stirn. Nach scheinbar unendlich langen Sekunden endlich nahm Sam ab.

"Hey, Dean! Was gibt's?" Vorsicht war aus seiner Stimmer herauszuhören, immerhin war es möglich, dass sein Bruder immer noch stinksauer war.


"Sam, bitte komm' sofort her. Dean ist krank und ich brauche deine Hilfe", erklärte Blair kurz und knapp und sie hatte kaum ausgesprochen, als Sam auch schon aufgelegt hatte.

Er musste eine halsbrecherische Fahrt hingelegt haben auf der noch immer verschneiten Straße, jedenfalls war er nur 15 Minuten später da und gemeinsam schleppten sie Dean nach oben in Blairs breites Bett.
Die gesamte Kleidung klebte an seinem Körper und mit vereinten Kräften pellten sie ihn aus den schweißschweren Klamotten. Mittlerweile war seine Temperatur auf 40.3° angestiegen und Blair griff auf ein altes Hausmittel zurück – die Wadenwickel. Sie umwickelte seine kräftigen Beine, in denen das Blut zu kochen schien, mit Handtüchern, die sie mit kaltem Wasser getränkt und ausgewrungen hatte und anschließend mit einem dicken Frotteetuch. Dean wälzte sich heftig träumend in den bereits schweißgetränkten Laken und Wortfetzen kamen über seine papiertrockenen Lippen, die Blair immer wieder mit einem Tuch befeuchtete.


Er rennt, rennt um sein Leben. Der Waldweg vor ihm führt ins Nirgendwo, hinter ihm das Hecheln und Geifern seiner Verfolger. Sie sind ihm auf den Fersen. Die Sträucher rascheln, riesige Pranken trommeln auf dem weichen Waldboden und das Geräusch treibt ihn zu noch höherem Tempo an. Sein Atem geht schwer und sein Herz hämmert wie eine Dampframme in seiner Brust, Zweige schlagen wie Peitschen in sein Gesicht und er dreht sich nach seinen Verfolgern um, weicht zurück… sein Fuß bleibt an einer aus dem Waldweg herausragenden Baumwurzel hängen… er fällt auf den Rücken… heißer, stinkender Atem und ohrenbetäubendes, kehliges Knurren über ihm… und es wird schwarz um ihn…



Es war fast Mitternacht, als Deans wilder Schrei die beiden freiwilligen Pfleger aufschreckte. Er hatte sich schwer atmend aufgerichtet, die Decken von sich geworfen und die weit aufgerissenen Augen auf einen Schrecken gerichtet, der Sam und Blair verborgen blieb. Gleich darauf sackte er zusammen, als hätte jemand die Luft aus ihm heraus gelassen und Sam fing ihn auf, bettete ihn vorsichtig wieder ins Kissen. Deans Augen fielen erneut zu, nachdem er etwas getuschelt hatte und sein unruhiger Fieberschlaf setzte sich fort.
Blair schaute Sam fragend an.

"'Höllenhund', er hat gesagt 'Höllenhund'", flüsterte Sam und zuckte die Schultern.

"Wie geht es dir, Sis?" fragte er Blair, als ihm auffiel, wie blass sie im Schein der kleinen Lampe auf dem Nachttisch aussah. Sie nickte nur und begann, den Wadenwickel zu erneuern.
Da deren Wirkung nur zögernd einzutreten schien, half sie mit einer fiebersenkenden Spritze nach. Sie fühlte sich zerschlagen, aber Dean brauchte sie, und nachdem sie sich so lange nicht gesehen hatten, würde sie ihn keine Sekunde aus den Augen lassen.
Der Mann, der da fiebernd unter den Decken lag, wirkte schmal und hilflos, die Lippen rissig, ungesunde rote Flecken auf den schmalen Wangen und seine Verletzlichkeit ließ seine sonst oft so aggressiv wirkende Männlichkeit in den Hintergrund treten.
Sie tupfte mit einem feuchten Tuch das heiße Gesicht ab und streichelte sanft mit den Knöcheln seine stoppelige Wange. Sie wünschte sich nichts sehnlicher, als dass er jetzt sofort die Augen öffnen und sie arrogant anblitzen würde, aber sie wusste auch, dass er sie früh genug wieder Nerven zerfetzend selbstgefällig angrinsen würde.
Sie lächelte Sam zuversichtlich an und machte es sich neben Dean halbwegs bequem, indem sie sich ans Kopfende lehnte und die Beine hochlegte, die sich nach dem langen, noch nicht enden wollenden Tag schwer und geschwollen anfühlten – die Freuden der Schwangerschaft…


Er liegt auf dem Rücken, unfähig sich zu bewegen… eine Tür öffnet sich, das Heulen und Knurren wird lauter, ein - nein - mehrere riesige, schwarze Schatten huschen auf klickenden Krallen in den Raum… wie scharfe, lange Messer bohren sie sich in seinen Oberschenkel und reißen lange Streifen aus dem Fleisch…heiße Lanzen aus Schmerz schießen durch seinen Körper, die Klauen schlitzen seinen Rücken auf und als er sich brüllend herum wälzt, zerfetzen sie seine Brust, Knochen brechen und dann ist nur noch Schmerz, heißer, flammender Schmerz, der sich wie Feuer über seinen ganzen Körper ergießt, jedes bewusste Denken auslöscht...


Wimmernd klammerte sich Dean an Blair, krallte die Finger in seine Brust und rang um jeden Atemzug, das Gesicht verzerrt wie von unmenschlichen Schmerzen. Sie fühlte seine Todesangst und schnappte entsetzt nach Luft. Besorgt versuchte sie, ihn zu beruhigen, strich über das nasse, wirre Haar, wiegte ihn wie ein Kind und flüsterte sanft auf ihn ein, bis sich sein Atem beruhigte, die Wellen von Agonie und Entsetzen ausliefen und er wieder zu schlafen schien. Sie prüfte nochmals seine Temperatur. Mittlerweile war seine Temperatur auf knapp unter 40° gesunken und sie wusste, dass das Fieber gebrochen und es nur eine Frage der Zeit war, bis er wach und ansprechbar sein würde. Sie akzeptierte Sams Widerspruch nicht, sondern schickte ihn in das kleine Zimmer, in dem für unerwartete Gäste ein Bett stand – ein extra langes vorsichtshalber.


Es ist dunkel, nein dämmrig… ein Gemurmel wie von hunderten von Stimmen erfüllt die Luft, die sich dick anfühlt, das Atmen schwer macht, fahle Blitze erhellen von Zeit zu Zeit den grenzenlosen Raum und enthüllen tausende und abertausende von feinen Netzen, die die Unendlichkeit durchziehen. Er kann keine einzelnen Gliedmaßen lokalisieren, fühlt nur heißen Schmerz im ganzen Körper, der straff gespannt zwischen mattschwarz glänzenden Ketten hängt, fühlt Zug auf der rechten Schulter und dreht den Kopf, sieht einen riesigen Haken in seiner Schultermuskulatur und Drähte, die in sein Handgelenk schneiden, ebenso auf der anderen Seite. Sein eigener Herzschlag dröhnt durch sein Hirn, der Geschmack von Blut füllt seinen trockenen Mund. Er ist im Nichts. Er ist allein. Er ist ohne Sam. Wo ist Sam? Was ist mit Sam?


"Saaaaaaaam!" Dean erwachte von seinem eigenen Schrei, der gellend in seinen Ohren widerhallte. Er wischte sich mit der offenen Hand übers Gesicht und versuchte, zusammen
zu kriegen, was er geträumt hatte, als Blair ins Zimmer kam und direkt danach folgte Sam.
Dean fühlte sich desorientiert, blasses Sonnenlicht stahl sich durch die Vorhänge, also war es Tag, aber wieso trug Blair Pyjamahose und Top und Sam stand nur in Shorts in der Tür?
Bevor seine Gedanken sich in eine vollkommen absurde Richtung bewegen konnten, schüttelte er sie buchstäblich ab und blinzelte seine Freundin aus fieberverklebten Augen fragend an.

"Dich kann man auch nicht aus den Augen lassen, Großer. Du und dein Schneespaziergang…" tadelte sie ihn, ihr erleichtertes Lächeln im herben Widerspruch zu ihren Worten, setzte sich zu ihm auf' s Bett und strich ihm über die verschwitzte Wange.
"Du hattest Fieber, dir sind die kalten Füße wirklich nicht sonderlich bekommen."

"Alter, du hast es echt drauf, einem den Schlaf zu rauben!" grunzte Sam, fuhr sich mit den langen Fingern durchs strubbelige Haar und schlurfte gähnend wieder aus dem Zimmer.

Dean räusperte sich, weil er das Gefühl hatte, seine Zunge sei mit Sandpapier belegt und fragte heiser: "Fieber? Wieso, ich meine… wie lange?"

"Du warst schon weg getreten, als ich von der Arbeit kam, Winchester", klärte Blair ihn auf.

Erst jetzt fiel ihm auf, wie erschöpft sie wirkte.
"Geht es dir gut, ich meine, dir und dem Baby?" Besorgnis klang in seiner Stimme und das schlechte Gewissen stieg in ihm auf. Er hatte wieder mal nur an sich selbst gedacht und sie musste jetzt dafür büßen. Verdammt!
Blairs Hand auf seiner Stirn erinnerte ihn an vage Eindrücke der letzten Nacht.

"Das Fieber ist runter, du hast es überstanden, Schneemann." Sie zeigte nicht, wie erleichtert sie war, denn zwischenzeitlich war sie versucht gewesen, den Krankenwagen zu rufen. Aber jetzt waren seine Augen waren klar und seine Stirn kühl und bei seiner allgemein kräftigen Verfassung würde er in Nullkommanichts wieder auf dem Damm sein.

"Bin ich das, der hier so stinkt?" Dean rümpfte die Nase und zog missbilligend eine Braue hoch. Das war so typisch Dean und nicht mehr der kranke, schwache Fieberkranke, dass sie widerstehen konnte, ihn schnell zu küssen. Hm… kein Genuss…

"Doch, du hast Recht, du riechst nicht besonders gut – und schmecken tust du auch nicht", kicherte sie.

Er warf die Decke ans Fußende des Bettes und warf die langen Beine mit Schwung auf den Bettrand, bemerkte aber, dass diese hastige Bewegung ihm nicht wirklich bekam und schloss einen Moment die Augen, um sein aus dem Lot geratenes Gleichgewicht wieder zu finden.

"Lass uns duschen gehen", half Blair ihm aus der Bredouille und sorgte dafür, dass er, ohne zusammenzuklappen den kurzen Weg bis ins Bad schaffte.

Wenig später saß er auf dem Rand der Badewanne, frisch geduscht und blitzblank, und schaute zu, wie Blair mit dem Föhn die rote Lockenfülle trocken pustete. Ihre Haare – er war sicher, sie würde eine ebensolche Wallemähne wie Cassandra haben, wenn sie sie wachsen ließe und er liebte es jetzt schon, seine Hände in dieser Pracht zu vergraben. Er stand auf und trat hinter sie, sodass sich ihre Blicke im Spiegel trafen. Er umschloss sie mit seinen Armen, fühlte die leichte Wölbung ihres Bauches unter seinen Händen und versteckte die Nase in ihrem frisch duftenden Haar. So lange hatte er sich eingeredet, ohne Liebe leben zu können, nachdem sein erster Versuch, eine ehrliche Beziehung zu beginnen, gescheitert war. Aber Cassie hatte das Verständnis für eine Welt des Übernatürlichen gefehlt und für seine Verpflichtung, das Böse zu vernichten, wo er es antraf. Blair dagegen war in diese Welt hinein geboren und konnte damit umgehen. Mehr noch – sie war Teil davon.

"Ich warte noch auf eine Antwort", raunte er in ihr Ohr.

Blair legte den Föhn beiseite und lehnte sich an ihn, legte ihre Hände auf seine über ihrem Bauch und verflocht ihren offenen Blick im Spiegel mit seinem.
"Gegenfrage. WARUM willst du mich heiraten?"

Dean zog fragend die Brauen hoch. "Weil ich dich liebe und weil du ein Baby von mir bekommst."

"Falsche Antwort, Winchester. Das Baby ist kein Grund." Sie drehte sich in seinem Arm zu ihm um und sah in die geliebten jadegrünen Augen. "Ich liebe dich, Dean, und dafür brauche ich keinen Trauschein. Unsere Tochter braucht ihn auch nicht, sie braucht nur ihren Vater. Ich will, dass du bei uns bist, immer wieder zu uns zurückkehrst – aber nur, weil du es willst und nicht, weil du dich durch ein dummes Schriftstück dazu verpflichtet fühlst."

Der ältere Winchester kaute nachdenklich auf der Unterlippe und ließ seine Hände ihre Wirbelsäule hinauf gleiten, bis er die Finger durch ihre Locken ziehen konnte.
Wenn er ehrlich war, erschien ihm der Grund für seinen Heiratswunsch jetzt auch lächerlich. Er musste sie nicht mit einem Papier an sich binden, genauso wenig brauchte er es, um sich seiner Verantwortung ihr und dem Baby gegenüber klar zu werden.

Aber ein Grund blieb.
"Ich… ich hätte gern wieder eine Mary Winchester in der Familie", presste er hervor und presste fast verlegen die Lippen aufeinander.

Sie legte die Arme um ihn, drückte ihre Wange an seine glatte Brust und lauschte auf seinen starken Herzschlag, ein Herz, das sie beinahe verloren hätte durch den Kontrakt mit dem Dämon, ein Herz, das stark für sie und das Ungeborene und Sam schlug und das seine Eltern schmerzlich vermisste.
"Das ist ein Grund – aber lass uns das entscheiden, wenn unser Zwerg da ist, okay? Erstmal könntest du dich mit einer Mary Sinclair begnügen."
Damit konnte er leben… für' s Erste…

*
*
*
 
AW: [Supernatural] - Second Life

Hach, ich mag auch diesen Teil wieder und ich muss sagen, die kleinen Fieberfantasien von Dean sind Action-mäßig sehr gelungen^^ Die Stimmung wenn du in ner richtigen Kampfszene rüberbringst, wird's bestimmt super... Sofern eine kommt. ;)
Aber ich werde mich nicht beschweren, wenn nicht, denn das Beziehungsleben der Winchesters ist mindestens genauso faszinierend. Aber ich hoffe mal, dass Sam nicht ganz in Vergessenheit gerät :)

Oh, und ne Lieblingsformulierung hatte ich auch wieder:
dass er sie früh genug wieder Nerven zerfetzend selbstgefällig angrinsen würde
 
AW: [Supernatural] - Second Life

Vielen, vielen Dank, Elenia! *hugs* Freut mich, dass es dir bisher so gut gefällt!



* * *


"Rotschopf?"

Sie saßen in der Küche am Tresen und Dean hatte bereits seinen Appetit wieder gefunden, und futterte mit Sam um die Wette.
"Glaubst du an einen größeren Plan des Todes? Du weißt schon, wie in Final Destination."

Blair sah ihn fragend an, die feingezeichneten Brauen bildeten einen kleinen spitzen Winkel über ihrer Nasenwurzel und auch Sam, den sie hilfesuchend anschaute, zuckte nur die Schultern, ahnungslos, worauf sein Bruder hinaus wollte.

"Der Tod hat eine Liste, die er quasi abarbeitet und wenn Menschen durch Zufall diesem Plan entgehen, holt er sie sich doch, sie entkommen ihrem Schicksal nicht."

Die Augen von Blair und Sam blieben verständnislos, beide hatten keinen Schimmer, worauf er hinaus wollte.
Aber die Träume der Fiebernacht waren so real gewesen, dass sie sich eingebrannt hatten und er musste mit ihnen darüber reden, sonst würde er verrückt werden.

"Ich war fast tot, als ich den Stromschlag bekam und ein anderer Mann für mich starb, weil die Frau dieses Wunderheilers den Reaper kontrollierte und ich hätte tot sein müssen, als Dad den Handel mit dem YED abschloss, um mich zu retten. Zum dritten Mal war ich vor einem guten Vierteljahr zum Abschuss freigegeben. Was, wenn es mein Schicksal gewesen wäre, durch die Höllenhunde zu sterben, meinen Pakt zu erfüllen? Dann hätte ich das Ende nur aufgeschoben und ich werde …"

"Nichts ist Schicksal, zumindest nicht ein Deal mit einem Crossroad Demon, Dean!" unterbrach ihn Sam aufgebracht, sprang auf und durchmaß die Küche mit langen Schritten.

"Ich denke auch, ein Deal ist nicht eben eine natürliche Todesart, Dean", unterstützte Blair den Jüngeren. "Dafür würde sich kein Reaper hergeben."

"Hm", Dean kaute auf seiner Unterlippe. "Ich bin nicht sicher. Ich hatte heute Nacht unglaubliche realistische Träume von Höllenhunden. Ich träumte, dass sie mich fein säuberlich in Streifen geschnitten und in die Hölle verfrachtet haben. Ich bin nicht sicher, dass das ein Zufall war. Das sah mir ganz nach… keine Ahnung, nach einer Drohung aus?"

"Eine Drohung von wem?" Sam lehnte grübelnd an der Arbeitsplatte und runzelte nachdenklich die Stirn.

"Keine Ahnung – Lilith möglicherweise?" Dean nahm noch einen Schluck von seinem schwarzen Kaffee und drehte die Tasse zwischen den Handflächen.
"Immerhin haben die bisher keins ihrer Ziele erreicht. Weder haben sie dich gekillt, noch haben sie mich in ihre gierigen Finger gekriegt, um ihre Zähne in meinen hübschen Hintern zu schlagen."

Blair grinste. DAS war ihr Winchester – frech und manchmal auch ein bisschen selbstgefällig.
"Hey, du Schönling, das bedeutet nur, dass du umso mehr auf diesen Knackarsch aufpassen musst – er gehört mir!" Sie leerte genüsslich ihre Kaffeetasse.

"Hm, ist Kaffee okay, wenn man schwanger ist?" Dean zog bedenklich die Stirn kraus.

"Nicht in Mengen, deshalb ist mir mein Frühstückskaffee heilig", bestätigte die junge Frau und strich sich unbewusst über den noch nicht sehr runden Bauch.

"Hast du über meine Frage zu einem Paten für das Baby nachgedacht, Alter?" Sam schien nur auf das Stichwort Baby gewartet zu haben.

"Du willst Pate werden? …hier gibt es nur einen Paten, und das bin ich…" Dean imitierte die heisere, etwas weinerliche Stimme Marlon Brandos als Mafia-Pate perfekt und Blair grinste Sam an, der ein lautloses 'haha' nickte.

"Ich bin nicht sicher, ob unser Baby einen Paten braucht, wenn es einen Onkel wie dich hat, Bro." Der Ältere versuchte, nicht gefühlsduselig zu klingen. Er räusperte sich und schob hinterher: "Ich vertraue niemandem mehr als dir, das weißt du."

Blair nickte vorbehaltlos zustimmend. "Dean hat Recht. Patenschaft hin oder her, du wirst außer uns seine – oder ihre - wichtigste Bezugsperson sein – wenn du einverstanden bist."

Sam erhob sich und schloss sie heftig in die Arme. Auch, wenn zwischen ihm und seinem Bruder Gefühle nicht lang diskutiert wurden, überraschte ihn dessen Geständnis nicht. Er würde jederzeit für Dean und ihre gemeinsame Familie durch' s Feuer gehen. Blairs Vertrauen dagegen nahm er nicht als selbstverständlich und fühlte sich geehrt.
"… worauf du wetten kannst! Jederzeit…" bestätigte er heiser.

"Okay, nun lass mich los, großer Mann, ich muss auch mal atmen", frotzelte Blair, um den gefühlvollen Moment zu entschärfen.
"Dean, beeil dich ein bisschen mit Frühstücken, ich muss zur Arbeit. Und dass du mir heute keinen Schneespaziergang machst – ich habe eine Menge Schlaf nachzuholen."

In diesem Moment klingelte Sams Handy.
"Bobby! Hey, was gibt's?"
War er zu Beginn des Gesprächs noch entspannt, so veränderte sich das Bild in den nächsten Sekunden und er presste die Lippen aufeinander, während er Bobbys Worten lauschte. "Okay, wir sind unterwegs." Er knallte das Handy zu.

"Dean, wir müssen zu Bobby, er hat einen Tipp bekommen, wo der Colt ist."

"Okay, Rotschopf, wir bringen dich zur Klinik und fahren dann direkt weiter." Dean griff nach den Wagenschlüsseln.

"Ich nehme meinen eigenen Wagen, Winchester, sonst muss ich heute Abend zu Fuß gehen."
Blair schloss die Tür hinter sich ab und umarmte Dean zum Abschied.
"Pass auf dich auf, Großer, ich hab dich lieber gesund in meinem Bett", flüsterte sie zwischen zwei Küssen und winkte beiden kurz hinterher, während sie zu ihrem eigenen Wagen ging.

Die schwarzen glanzlosen Augen hinter dem Stamm der winterkahlen Buche neben dem Haus bemerkte keiner der drei…

*
*
*

Die Schicht war lang und ermüdend und Blair wollte nur noch nach Hause. Es war gerade erst Vier Uhr am Nachmittag, aber die Nacht war bereits herein gebrochen. Sie hasste diese kurzen Wintertage. Als sie eben ihren Wagen aufschloss, klingelte ihr Handy und sie erkannte Bobbys Stimme.
"Blair, Dean ist verletzt, schwer verletzt! Du musst sofort herkommen!" Seine Stimme war rau vor Panik und Blairs Magen verknotete sich vor Angst um ihren Liebsten. Verdammt, wollte das nicht aufhören?

Sie fragte nicht weiter nach, sondern bellte nur "… bin gleich da!" ins Telefon und schob sich hinter das Lenkrad des unauffälligen Honda Civic. Sie bog auf die inzwischen geräumte Straße ein und gab Gas. Der Kleinwagen beschleunigte nur widerwillig und sie fluchte hemmungslos, weil ihr in diesem Moment der Stingray besonders abging. So ein Mist, dass der bei Bobby rumstand und Staub ansetzte, jetzt, wo sie ihn dringend benötigte.

Als sie das Stadtgebiet verließ, ging die geräumte Strecke in eine festgefahrene Schneedecke über und sie musste ihre ganze Konzentration aufbringen, um im Licht der Scheinwerfer den Rand der Straße zu erkennen, die hier nahezu überganglos auf einer Seite in einen tiefen Graben abfiel und auf der entgegensetzten Seite in den Wald zu verlaufen schien. Das Scheinwerferlicht durchschnitt blass das gerade wieder einsetzende Schneegestöber und Blair stöhnte genervt und nahm den Fuß vom Gas, weil die Sicht immer schlechter wurde. Sie schluchzte trocken auf und gab wieder Gas. Es war keine Zeit für Vorsicht, Dean brauchte sie – wieder!
Es schien sich alles gegen sie beide verschworen zu haben.
Warum konnte nicht einfach…
In dieser Sekunde tauchte ein menschlicher Schatten im Lichtkegel der Scheinwerfer auf, klein, schmal – ein Kind, wie es schien, und Blair trat die Bremse durch. Die Reifen des Honda blockierten, der Wagen stellte sich quer und rutschte unkontrolliert in Richtung Böschung. Blair blieb keine Zeit zum Reagieren und sie sah in dieser Sekunde aus den Augenwinkeln ein seltsames helles Funkeln in dem hellen Fleck, der das Gesicht des Kindes sein musste. Dann glitt der Wagen nahezu ungebremst in den Graben, überschlug sich und blieb mit den im Leerlauf drehenden Rädern nach oben liegen.
Der Motor erstarb in dem Moment, als um Blair alles dunkel wurde…

*
*
*

"Verdammt, ist das kalt! Hätten wir Blair nicht nach Florida umsiedeln können?" Sam rieb die kalten Handflächen aneinander und checkte die Heizung des Impala. Sie waren vor ein paar Minuten bei Bobby weggefahren und der Wagen wollte einfach nicht warm werden. Dean nahm sich vor, unbedingt den Thermostat nachzusehen.

"Klar, wenn Bobby gleich mit umzieht…" Seine Zähne klapperten einen frischen Rock' n Roll. "Aber ehrlich, noch ein paar Tage hier oben und ich frier mir die Eier ab", knurrte er missgelaunt.

Der Jüngere kicherte leise. "Wieso fällt mir dazu Eierpunsch ein?"

Sein Bruder strafte ihn mit einem giftigen Blick und nieste. So ein Mist, er war nicht scharf drauf, noch eine Nacht mit Fieberträumen zu vergeuden.

"Sag mal, meinst du, dieser Rufus Turner ist echt?"
Sam klopfte mit der Hand den Takt von Cold As Ice auf seinem Oberschenkel mit und ließ den Blick durch die eisigkalte, klare Winternacht schweifen. Ein wahres Winterwunderland enthüllte sich im Licht der Scheinwerfer.
In diesem Moment kroch ein kalter Schauer seine Wirbelsäule hinauf und wieder hinunter und die hell gleißende Schneelandschaft schien sich zu verfinstern. Er schüttelte sich leicht, wie um sich von einer dunklen Ahnung zu befreien und konzentrierte sich auf die Worte seines Bruders.

"Er ist ein alter Kumpel von Bobby. Okay, nicht gerade ein Kumpel, nicht der Typ, der einem Weihnachtskarten schreibt, aber er ist auch ein Hunter und wenn Bobby sagt, der Mann könnte richtig liegen, ist mir das 'echt' genug."

"Hm, wenn er tatsächlich weiß, wem Bela den Colt verkauft hat, ist das auch die Flasche Johnny Walker Blue wert. Verdammt teurer Stoff, wenn du mich fragst."

"… und besserer, als ich mir jemals leisten würde", Dean leckte sich versonnen die Lippen, griff sich einen schmuddeligen Lappen aus der Türverkleidung und langte nach der Frontscheibe, um die beschlagene Scheibe halbwegs frei zu wischen.
Draußen hatte sich innerhalb weniger hundert Meter die Sicht zu 100% verschlechtert, dichter Nebel waberte in zähen Schlieren über die Straße und verlangte nach einer Verlangsamung des Tempos. Dean hatte gerade den Fuß vom Gas genommen, als er vor sich auf der Straße ein Kind stehen sah – das in der nächsten Sekunde verschwunden war.

"What the f*** …?"

Er sah zu Sam, der in dieser Sekunde aufgeregt rief "Dean, schau!"
Er deutete nach rechts auf den Graben, aus dem vier Reifen ragten. Dean brachte den Wagen schliddernd zum Stehen und beide rissen die Türen des großen Chevy auf. Nach wenigen Schritten erkannte Dean Blairs Honda, der wie eine umgestürzte Schildkröte mit spinnennetzartig zerstörter Windschutzscheibe und eingebeulten Türen auf dem Rücken lag und stürzte sich die steile Böschung hinunter.
Seine Stimme überschlug sich vor Angst. "Blair! Blair? Blaaaair!!!"

Er erreichte den Wagen kurz vor seinem Bruder und das Blut wollte ihm in den Adern gerinnen vor Schreck, als er die junge Frau kopfüber im Gurt hängen sah, die Augen geschlossen, das blasse Gesicht blutüberströmt, schlaff und unbeweglich wie eine kaputte Puppe.

"Verdammt! Ich krieg die Fahrertür nicht auf."
Er zerrte und zog an der Tür, aber sie knirschte nur ein wenig. Sie schien sich verzogen zu haben. Panisch schlug er auf das zerbeulte Blech ein, und als Sam gerade die Beifahrertür aufriss, gab endlich auch die Fahrertür nach und ließ sich quietschend aufziehen. Dean kroch ins Auto und schob sich stützend unter den Körper seiner Freundin.

"Sam, öffne den Gurt. Kommst du an den Gurt!? Blair, Blair, Süße, mach die Augen auf, Blair, hey, komm schon, wach auf… es ist alles in Ordnung, ich bin da… ich bin bei dir…"

Seine Verzweiflung lähmte ihn, während der Jüngere vergeblich versuchte, Blairs verkanteten Gurt zu lösen. "Dean, hey! Reiß dich zusammen! Verdammt nochmal, gib mir dein Messer!" blaffte er seinen Bruder an.

Der Ältere griff an seinen Knöchel, zog die kurze Klinge aus der Messerscheide und langte hinter sich, um sie Sam zu geben. Der Gurt gab der scharfen Klinge nach nur wenigen Sekunden knirschend nach und Dean fing Blair vorsichtig auf und robbte mit der Bewusstlosen vorsichtig aus dem Wagen.

"Ich hab dich, Schatz, es ist alles gut, alles wird gut", flüsterte er an ihrem blutverkrusteten Ohr, hob sie sanft auf die Arme und trug sie zum Impala. Erst dort, im schwachen Schein der Innenraumbeleuchtung bemerkte er die große Platzwunde über dem Ohr, aus der unaufhörlich Blut tropfte. Sonst schien sie unverletzt zu sein – soweit er es sehen konnte.

"Dean, ich fahre. Setz dich mit ihr nach hinten."
Sam übernahm das Kommando und nachdem Dean mit Blair im Arm auf den Rücksitz geklettert war, fuhr er vorsichtig an, in Richtung Stadt, zum Krankenhaus, in dem Blair arbeitete.

"Sie hat eine Gehirnerschütterung und sie wird wohl noch einige Zeit schlafen, aber es scheint glimpflich für Glenna abgegangen zu sein, Mr. Baird."

Dean hatte sich als Glenna Bairds Bruder vorgestellt und Gottseidank hatte der Arzt nicht nach seinem Ausweis gefragt, sondern ihn ohne weitere Fragen zu ihr gelassen. Doktor Schilling, wie er laut Namensschildchen auf dem schon ein wenig vergrauten Kittel hieß, kannte Blair gut und wenn Deans Instinkt ihn nicht täuschte, wäre er gern mehr als nur ihr Kollege gewesen. Er hatte sich mit den wenigen Stichen, die nötig waren, um die klaffende Platzwunde zu schließen, sichtlich viel Mühe gegeben.

"Doktor… ", Dean zögerte, "Bl…Glenna, sie kriegt ein Baby. Können Sie mir sagen, ob alles okay ist, ich meine, ob auch mit dem Baby alles in Ordnung ist?" Er saß am Bett der noch immer bewusstlosen jungen Frau, die ihm erschreckend blass erschien, ungewohnt still, die klare Infusionslösung tropfte langsam aber stetig in ihre Vene.
Seine großen Hände umklammerten ihre kleine Kalte, sein Daumen streichelte unablässig ihren schmalen Handrücken und er schaute hilfesuchend zu Sam, der am Fußende des Bettes stand und von Dean als gemeinsamer Cousin vorgestellt worden war.

"Sie hat leichte Blutungen, Mr. Baird, aber sie bekommt mit der Infusion ein Medikament, das eine Fehlgeburt verhindern sollte."

Deans Blick umfing seine Liebste, glitt hinunter zu ihrem noch kaum gerundeten Bauch und dann wieder zu dem jungen Arzt. "Doktor, wenn Sie wählen müssen zwischen ihrem Leben und dem des Kindes – sie MUSS leben!" brach es aus ihm heraus und in seinen Augen glitzerten Tränen.

"Es muss keine Wahl getroffen werden, Ihre Schwester wird leben und ebenso das Baby. Machen Sie sich keine Sorgen. Sie kommen beide in Ordnung." Dr. Schilling nickte ihm ermutigend zu, bevor er sich abwandte, um sich um den nächsten Notfall zu kümmern.


"Dean." Dean zuckte zusammen, als Sam ihn leicht an der Schulter berührte und sah zu seinem 'kleinen' Bruder auf.
"Ich werde zu Blair nach Hause fahren. Ich habe letzte Nacht kaum geschlafen und außerdem braucht das schwarze Ungeheuer Futter, sonst frisst es die Möbel."
Sam konnte bei Merlin einfach keine Punkte machen, der Kater ging ihm tunlichst aus dem Weg.

Dean nickte nur und konzentrierte sich erneut auf die blasse, junge Frau im Krankenbett. Seine Stimme schien ihm in den letzten Stunden abhanden gekommen zu sein und er merkte kaum, dass Sam das Zimmer verließ.

Das erste blasse Tageslicht stahl sich zum Fenster herein, als Blair die Augen öffnete. Sie war verwirrt und ihr Schädel dröhnte wie eine Kirchenglocke. Wieso lag sie im Bett, war offensichtlich im Krankenhaus? Sie blinzelte, um ihre schläfrigen Augen an das Licht zu gewöhnen und ließ den Blick durch das Zimmer schweifen.
Es war ein Einzelzimmer, spärlich eingerichtet wie die meisten, und neben dem Bett stand ein Stuhl, auf dem ein Mann saß, sein Gesicht an ihre Hand gedrückt, was das Gewicht auf ihrem rechten Arm erklärte – aber nicht, wer er war. Er hielt im Schlaf ihre Hand umklammert, also musste es… keine Ahnung, wer war das?

Sie versuchte, die Hand unter ihm wegzuziehen, und in dieser Sekunde erwachte er und sah sie an. Grüne Augen! Wie schön! Seine kurzen Haare standen verstrubbelt in alle Richtungen und er befeuchtete sich die trockenen Lippen – und was für Lippen! – mit der Zungenspitze. Diese kleine Geste verursachte ein heftiges Kribbeln in ihrem Magen. Egal, wer dieser Mann war – hoffentlich blieb er noch ein bisschen hier! Allerdings musste er sich im Zimmer geirrt haben.
Sie war sicher, ihn nie zuvor gesehen zu haben. An dieses Gesicht hätte sie sich hundertprozentig erinnert!

*
*
*
 
AW: [Supernatural] - Second Life

Boah, das is ja sowas von gemein... Ich kann gar nix mehr zum restlichen Teil der Story sagen, weil ich den Schluss einfach nur gemein finde!
V.a. weil ich mir schon wieder vorstelle, wie Blair reagiert, wenn der Dr. ihr sagt, dass Dean ihr Bruder wäre und Dean ihr erklärt, dass er ihr Freund ist... yeah ;)

Von daher, mach so schnell weiter, wie bisher, damit meine Vermutung hoffentlich nicht eintrifft :)
 
AW: [Supernatural] - Second Life

Ich weiß, es ist gemein, aber wann wäre im Leben der Winchester-Brüder jemals etwas glatt gegangen? *seufz*


* * *


"Du bist wach! Gottseidank!"
Er stand auf, trat einen Schritt näher ans Kopfende des Bettes, beugte sich über sie und legte seine Lippen sanft auf ihre. Ihr Herz klopfte wie wild und sie wünschte sich, er möge niemals aufhören, aber ihr Verstand schrie 'Du kennst ihn nicht! Was will dieser Mann von dir!'

"Hmmm…nicht!" Sie schob ihn von sich und nur widerwillig lösten sich seine weichen Lippen von ihren.

"Sorry - wer sind Sie?"
Die junge Frau schüttelte verständnislos den Kopf.

Dean trat einen Schritt zurück und suchte in ihrem Blick nach Erkennen. Ihre Worte ergaben keinen Sinn, es sei denn…
"Wie heißt du? Sag mir deinen Namen", forderte er.

"Dumme Frage, ich bin Blair Sinclair." Sie runzelte unwillig die Stirn.

"Blair, Gottseidank, dann muss du auch wissen, wer ich bin?" Seine Augen bettelten um die richtige Antwort, um ein "natürlich, Dean, wieso sollte ich das nicht wissen. Du bist es doch - der Mann, den ich liebe."

Aber sie sah ihn nur unsicher an. "Es tut mir leid, ich weiß nicht, wer Sie sind. Und was ist überhaupt passiert? Hatte ich einen Unfall? Was ist mit meinem Wagen? Ist mein Ray in Ordnung?"

Wenn Dean nicht so entsetzt gewesen wäre, dass sie ihn nicht erkannte, hätte er laut losgelacht. Das Auto - sie hatte einen Unfall, erwachte im Krankenhaus und fragte nach dem Auto! Typisch Blair.

Er schluckte hart. Sie hatte ihn vergessen, sie hatte alles vergessen.
"Rotschopf, du musst dich erinnern. Ich bin's, Dean!" Seine Stimme klang heiser vor Verzweiflung und der Spitzname, den er für sie verwendete, ließ etwas in ihr klingeln, vage, entfernt – und dann war es weg…
Ihr Schmerzen in ihrem Kopf wurden stärker und sie tastete nach dem Verband, schüttelte langsam den Kopf, selbst enttäuscht, ihm nichts Positives antworten zu können und überlegte angestrengt, was das Letzte war, an das sie sich erinnerte. Sie kaute an ihrer Unterlippe und sprach dann leise vor sich hin.

"Ich war bei Mum. Ich habe sie für einige Zeit besucht und ihr im Geburtshaus geholfen. Wo ist meine Mutter? Ist sie nicht benachrichtigt worden?" Sie sah ihn fragend an. Aber wahrscheinlich wusste er es gar nicht.

"Was für ein Datum haben wir heute?" fragte der Mann, Dean, in drängendem Tonfall und ignorierte ihre Frage nach der Mutter.

Sie ertappte sich erneut dabei, die Zähne in die Lippe zu bohren und fragte sich kopfschüttelnd, wann sie sich das angewöhnt hatte.
"Heute ist der 18. November 2007, richtig?"
Sie strahlte ihn an, wie ein Kind, das auf seine Belohnung wartet.

Er war fassungslos. Sie hatte ein ganzes Jahr verloren! Sie konnte sich nicht erinnern, ihn kennen gelernt zu haben, nicht daran, dass sie sich liebten – und ganz sicher nicht daran, dass sie sein Baby erwartete!

In diesem Moment sah er durch die Zimmertür schräg gegenüber an der Tür zum Schwesternzimmer Dr. Schilling mit der Stationsschwester diskutieren und wusste, es würde Probleme geben, wenn der Arzt jetzt hierher kommen und mit Blair reden würde.

Er beugte sich vor und flüsterte ihr ins Ohr "Blair, du heißt Glenna und ich bin dein Bruder."
Er sah ihren verständnislosen Blick und legte all seine Überzeugungskraft in die folgenden Worte.
"BITTE vertrau mir, es ist wichtig. Ich verspreche, ich fahre dich nachher zu deiner Mom." Er sah sie beschwörend an, sah den Konflikt in ihren Augen. Sie war kein vertrauensseliger Mensch und ganz bestimmt keine willige oder leicht zu handhabende Frau, sondern ein Starrkopf wie er selbst und deshalb konnte er ihren inneren Kampf durchaus ermessen. Hinter sich hörte er Schritte.

"Glenna, wie geht es dir?"
Der junge Arzt eilte an ihre Seite, fühlte ihren Puls, leuchtete in ihre Pupillen und sie suchte Deans Blick, weil dieser Doktor, der sie so vertraulich duzte, ihr gänzlich fremd war – fremder erschien, als dieser junge Mann, der an ihrem Bett gewacht, oder besser geschlafen hatte. Dieser Mann, dem sie aus unerfindlichen Gründen vertraute…
Dean tippte sich mit dem Zeigefinger an die Brust, wo auf dem Arztkittel das Namensschildchen prangte. 'Dr. Nicolas Schilling' stand auf dem Schild und ihre Mundwinkel verzogen sich zu einem verbindlichen Lächeln.

"Mir geht es gut, Nicolas, nur ein wenig Kopfschmerzen. Ich möchte bitte nach Hause."
Er hatte sie mit dem Vornamen angesprochen, also schienen sie sich bereits zu kennen.

"Okay, das ist kein Problem, denke ich. Dein Bruder wird dir sicher zur Seite stehen." Sein Blick ging fragend zu Dean.

"Na klar", stimmte der zu und nickte eifrig. "Ich werde mich gut um sie kümmern. Kann ich sie gleich mitnehmen?"

"Sobald ich die Entlassungspapiere fertig gemacht habe, kann Glenna das Krankenhaus verlassen. Glenna, ich geb dir noch Tabletten mit, die du bitte noch die nächsten drei Tage einnimmst, damit die Blutungen nicht wieder auftreten. Wir wollen doch, dass es deinem Baby weiterhin gut geht, nicht wahr?"
Mit diesen Worten verließ er das Krankenzimmer, wobei ihm glücklicherweise Blairs Reaktion auf seine Worte entging.

Ihr Gesicht war kalkweiß geworden, die Augen vom Schock geweitet. Sie erfasste erst jetzt, dass irgend etwas geschehen war, das ihr zumindest einen Teil ihrer Erinnerungen geraubt hatte, darunter auch die an eine Schwangerschaft! Wie konnte man so etwas nur vergessen. Sie schob die Bettdecke ein Stück hinunter und ihre Hände glitten wie von einer Schnur gezogen zu ihrem Bauch. Sie fühlte die leichte Rundung und da war noch etwas, ein leises Flattern wie von Schmetterlingsflügeln, und ihr Herz schien doppelt so schnell zu schlagen wie normal. Waren das Bewegungen? Sie sah ihren Besucher an, der seinen Blick auf ihre Hände, ihren Bauch gerichtet hatte und ahnte in diesem Augenblick, dass er der Vater des Babys sein musste - sein andächtiger Blick hatte ihn verraten. Also musste sie ihm früher vertraut haben, genug, um ein Kind von ihm bekommen zu wollen, denn sie als Ärztin war sicher nicht ungewollt schwanger.

"Wie weit bin ich?" fragte sie ihn leise. Sein Blick schwenkte zu ihrem blassen Gesicht und er lächelte ein bisschen wehmütig bei dem Gedanken daran, dass er es selber erst vor so kurzer Zeit erfahren hatte.

"Du bist etwa seit 18 Wochen schwanger", und als er die Frage in ihren Augen erkannte "…und ja, es ist unser Baby."
Er hätte sie am liebsten in seine Arme gerissen und einfach aus dem Krankenhaus getragen, aber bisher hatte der Arzt keinen Verdacht geschöpft und so sollte es auch bleiben.

"Hey, du bist wach, das ist klasse. Wie geht es dir, Blair?" Sam unterbrach ihre kleine Wahrheitsfindung in diesem Moment.

"Blair, das ist Sam, mein Bruder", stellte Dean den Jüngeren vor, der daraufhin verwirrt von einem zum anderen schaute.

"Was ist los, wurde Blair von einem Alien übernommen", versuchte er sich an einem Witz. "… oder hat sie etwa das Gedächtnis verloren?" Er grinste im Glauben, einem dummen Scherz auf die Schliche gekommen zu sein.

"Yepp, genau das, College-Boy", bestätigte Dean und ein Blick in sein angespanntes Gesicht versicherte Sam, dass ihm nicht nach Witzen zumute war.

"Verdammt! Tut mir leid, Blair", versuchte er sich zu entschuldigen, fühlte sich aber von dieser Situation etwas überfordert. "Und was nun?"

"Ich werde mit euch fahren, Dean…", er nickte, als ihr Blick um Bestätigung des Namens bat, "… hat versprochen, mich zu meiner Mom zu fahren."

"Alles klar, aber wir müssen erst zu deinem Haus, um Merlin abzuholen." Sam leckte gedankenvoll über einen frischen Kratzer auf seinem Handrücken. Seine Freundschaft mit Merlin schien nicht wirklich Fortschritte zu machen.

"Merlin ist hier?" Blair setzte sich im Bett auf und schob die Decke von sich, um auf dem Rand des Bettes probeweise die Beine baumeln zu lassen. "…und wo ist 'hier' überhaupt und wieso bin ich hier und habe einen fremden Namen und…" sie seufzte, als all diese dringenden Fragen sie mit der Gewalt eines Tsunami überschwemmten.

"Dürfen wir dir das erklären, wenn wir hier raus sind? Ich verspreche, wir sind weder Kettensägenmörder noch böse Hexer", erbat sich Dean nochmals ihr Vertrauen, wobei sie ein wenig die rechte Braue hob, als das Wort Hexer fiel, aber zustimmend nickte.

Sam holte ihre Kleidung aus dem schmalen Spind und sie steckte ihre Beine in die Jeans, rutschte vorsichtig von der Bettkante und zog die Hose unter dem nicht eben eleganten Krankenhaushemd hoch. Als sie Reißverschluss und Knopf schloss, fühlte sie, dass die Hose ein wenig spannte über dem Bauch und lächelte. Ein Baby… sie hatte sich immer Kinder gewünscht, aber niemals den Richtigen gefunden, mit dem sie dieses Erlebnis hatte teilen wollen. Als sie das einmal ihrer Mutter gegenüber erwähnt hatte, lächelte die nur wissend.

"Du wirst den Richtigen finden und wenn du wirst ihn erkennen, wenn er dir gegenüber steht, glaub mir…"
Sie hatte damals gedacht, das hätte ihre Mutter nur zu ihrer Beruhigung gesagt, aber irgend etwas sagte ihr, dass er ihr begegnet war, dass er wundervolle grüne Augen hatte und ihr Herz vibrieren ließ.

*
*
*

Er schob eigenhändig den Rollstuhl, der bis zum Verlassen der Klinik Vorschrift war, und als sie den Ausgang erreichten, hob er sie heraus und trug sie nach einem knappen Nicken in Dr. Schillings Richtung nach draußen. Die freundlichen Abschiedsworte überließ er seinem Bruder, der darin sowieso besser war und steuerte auf sein geliebtes Auto zu. Blair legte ihm die Arme um den Hals und auch, wenn sie wusste, dass sie kein Schwergewicht war, beeindruckte es sie doch, wie mühelos er sie über den Parkplatz trug. Sie riss überrascht die Augen auf, als sie erkannte, dass er auf einen alten schwarzen 67'er Chevy Impala zusteuerte, der in sehr gutem Zustand zu sein schien und sie erinnerte sich in diesem Moment an ihr eigenes Auto.

"Sag mal, was ist denn nun mit meinem Wagen?" Sie sah ihn forschend von der Seite an, bewunderte insgeheim das klare Profil und es kostete sie erstaunlich viel Beherrschung, nicht über diese schmale, stoppelbärtige Wange zu streichen.
Er setzte sie am Wagen ab.

"Dein Stingray ist in Ordnung, Rotschopf, du hast ihn nicht gefahren, als du den Unfall hattest. Beruhigt?" Er grinste amüsiert und das vertraute Gefühl in ihr stellte sich wieder ein, als er seinen Kosenamen für sie verwendete.

"Und wo ist er?" bohrte sie und zog dabei die Beine in den Fußraum vor dem Beifahrersitz.

"Er steht bei einem Freund, der gut auf ihn aufpasst. Wir mussten ihn verstecken, weil er zu auffällig ist." Dean hockte sich vor den Beifahrersitz, um auf Augenhöhe mit seiner Freundin zu sein, der Frau, die sich nicht an ihn erinnerte. Er seufzte und schüttelte deprimiert den Kopf. Warum konnte nicht einmal etwas glatt gehen. Es war zu schön gewesen, um von Bestand zu sein. So war es in seinem Leben schließlich immer gewesen…


Sie sah sich in dem alten Wagen um und Dean lächelte, als ihr Blick auf das altertümliche Tapedeck fiel und sie offensichtlich nach den entsprechenden Tonträgern suchte. "Handschuhfach", sagte er.

Sie öffnete die Klappe und griff sich eine Handvoll der Cassetten, die sich darin unordentlich stapelten. "Hey, guter Geschmack, AC/DC, Lynyrd Skynyrd, Led Zeppelin. Könnten meine sein…"

"Stimmt, du hast denselben verdrehten Geschmack wie mein Bruder", lästerte Sam, der gerade den Wagen erreicht hatte und sich nun nach hinten auf die Rücksitzbank zwängte, kein leichtes Unterfangen bei der Körperlänge und Blair kicherte bei seinen ungraziösen Verrenkungen.
Dean ließ sich auf den Fahrersitz fallen, nahm der rothaarigen Frau zielsicher eine Cassette aus der Hand und wenige Sekunden später dröhnten die Bässe von Ted Nugents Stranglehold durch den Innenraum, während er den bullernden Motor kurz aufbrüllen ließ und Blair einen selbstgefälligen Blick 'schenkte'. Sie schüttelte den Kopf. Der Typ war schon ein wenig sonderbar und absolut nicht ihr Typ – aber er war verdammt sexy.
Nichtsdestotrotz hatte sie keine Ahnung, wer er wirklich war und wie er in ihr Leben passte und eigentlich sollten in ihr sämtliche Alarmglocken klingeln.

"Warte!"
Der Klang ihrer Stimme war schneidend und ließ ihn zusammenfahren. Er hatte soeben den Parkplatz verlassen wollen, aber nun nahm er den Fuß vom Gas und schaute sie überrascht von der Seite an.
"Ich fahre nirgendwo mit euch hin, bevor ich nicht weiß, was hier los ist. Ihr könnt nicht wirklich glauben, dass ich mit zwei fremden Männern, die mich quasi aus dem Krankenhaus entführt haben, irgendwohin fahre? Ich kann mich nicht an einen Unfall erinnern - womöglich seid ihr sogar daran schuld, dass ich überhaupt erst in diesem Krankenhaus gelandet bin? Und dieser Arzt – steckte der mit euch unter einer Decke? Immerhin tat er so, als würde er mich kennen!"
Sie hatte sich in Rage geredet und die beiden Winchesters sahen sich einigermaßen verblüfft an. Für eine kranke Frau hatte sie ganz schön viel Power.
Dean setzte soeben zu einer Erklärung an, als Blair das Alles viel zu lange dauerte und sie bereits die Tür des Impala aufriss, um auszusteigen.

"Danke Jungs, aber ich halte es besser mit meiner Mom. Die hat mir verboten, zu Fremden ins Auto zu steigen. Da gehe ich doch lieber zu Fuß." Die Tür fiel hinter ihr zu und die Hände in die Jackentaschen geschoben stapfte sie mit energischen Schritten los…

…um mitten auf dem Parkplatz reglos stehen zu bleiben.

Dean wollte ihr nach, aber Sam hielt ihn am Ärmel fest und beobachtete die junge Frau, die sich verwirrt umsah. Sie scharrte ratlos mit einem Fuß im Schnee und schaute unschlüssig zum Wagen der Brüder zurück und dann wieder zum Krankenhaus. Dean und Sam konnten sehen, dass sie mit sich kämpfte, nicht wusste, was sie tun sollte, dann drehte sie sich um und kam zurück zum Wagen.
Einen Moment zögerte sie, dann öffnete sie die Beifahrertür und ließ sich wieder auf den Sitz fallen.

"Wagt es nicht, zu lachen."
Finster schaute sie sich zu Sam um, der hinter ihr sein Grinsen hinter der flachen Hand verbarg.
Dean verriet ein kaum merkliches Zucken des Mundwinkels, als er fragte: "Was ist los? Hast du deine Wanderschuhe nicht an?"

"Verdammt, du weißt genau, dass ich keine Ahnung habe, wo ich bin und wo ich wohne!" fauchte sie ihn an und starrte demonstrativ aus dem Fenster.
"Nun fahr schon, ich will hier nicht festwachsen."
Sie fühlte sich so dämlich! Klar, die Beiden wussten genau, dass sie keine Wahl hatte, als ihnen zu vertrauen. Sie hätte zur Polizei gehen können – aber irgendwas hielt sie davon ab. Ihr Bauch sagte ihr, dass diese beiden Männer ihre beste Option waren, um herauszufinden, was mit ihr geschehen war.
"Aber sobald wir dort sind - wo auch immer 'dort' ist - will ich endlich hören, was passiert ist!"

*
*
*
 
AW: [Supernatural] - Second Life

Während sie in einem ihr vollkommen unbekannten Haus einen Koffer mit den nötigsten Sachen packte, stand Dean im gemütlichen Wohnzimmer hinter Sam, der seinen Laptop rausgeholt hatte und gab ihm Anweisungen, wie und wo er nach Informationen zu dem Begriff 'Amnesie' zu suchen hatte.

"Tadaaa…" johlte Sam.

>Eine retrograde Amnesie (lat.: retro = rückwärts; engl.: retrograde amnesia) liegt vor, wenn Personen nicht mehr in der Lage sind, sich an Ereignisse zu erinnern, die vor der Verletzung liegen. Der Gedächtnisverlust bezieht sich auf einen Zeitraum vor einem bestimmten Ereignis, ein Patient kann sich beispielsweise nicht mehr an einen Unfallhergang erinnern.<

"Na toll, und was tut man dagegen?"
Dean raufte sich frustriert die verstrubbelten, kurzen Haare.

"Man kann nichts tun, außer abzuwarten. In den meisten Fällen kommt über kurz oder lang das Erinnerungsvermögen entweder häppchenweise oder auch mit einem großen Bang zurück, steht hier." Sam versuchte vergeblich, Dean zu beruhigen. Der ging im Wohnraum auf und ab wie ein eingesperrter Tiger.

"Ich will Blair zurück, verdammt!" Er fühlte sich betrogen. Irgendwie hatte das Leben immer die Arschkarte für ihn parat. Aber er würde nicht aufgeben. Dann würde er sie halt noch einmal dazu bringen, sich in ihn zu verlieben! Der Gedanke gefiel ihm. Und dann kam ihm noch ein anderer Gedanke.
"Sag mal, Sam, ich könnte ihr doch einfach sagen, dass wir geplant hatten, möglichst bald zu heiraten." Er strahlte vor Begeisterung über seine geniale Idee.

Sam grinste. "Dann möchte ich aber nicht in deiner Haut stecken, wenn ihr Gedächtnis wieder kommt. Sie zieht dir das Fell über die Ohren."

Dean zog die Stirn kraus, überlegte einen Moment und nickte dann bedächtig. "Könntest Recht haben." Er grinste schief.

"Womit könnte er Recht haben?"

Blair kam mit einem Mantel über dem Arm und dem Koffer in der anderen Hand ins Wohnzimmer. Dean schüttelte nur den Kopf und riss ihr den prall gefüllten Koffer beinahe aus der Hand.

"Du kannst es nicht lassen, was? Verdammt, kannst du nicht Bescheid sagen, wenn du Hilfe brauchst? Du kriegst ein Baby und hast eine Beule groß wie ein Straußenei am Kopf!"
Er regte sich echt auf über soviel Dummheit, aber das war typisch Blair.

Sie setzte sich an den Tisch und trommelte ungeduldig mit den Fingern auf die lackierte glatte Fläche.
"Also, was ist passiert? Wieso musste ich mich Glenna - wie war das noch? – nennen und warum bin ich hier, wo immer das sein mag? Und wer, zum Teufel, bist du wirklich, Fremder?"

Sie klang mächtig entnervt und schaute ungeduldig zum älteren der Brüder auf.
Dean rieb sich den Nacken, wie immer, wenn er nicht recht wusste, wie er etwas anpacken sollte, und schaute Sam hilfesuchend an. Der zuckte nur die Schultern und nickte dann schicksalsergeben.

"Okay, aber ich weiß echt nicht, wo ich anfangen soll."

"Wie wär's mit dem Anfang. Was ist passiert? Mir scheint ein Stück Erinnerung zu fehlen. Wie viel genau?"

"Du hattest einen Autounfall, vermutlich durch Fremdeinwirkung, wie die Polizei es ausdrücken würde. Ich sage, durch einen widerlichen Dämon, der dir auf der Straße im Weg stand und ich denke, es ist ungefähr ein Jahr, das dir fehlt."
Dean wischte sich mit den Handflächen über das Gesicht. Die Erschöpfung zehrte an ihm ebenso wie die Sorge um Blair und das Baby, mehr noch aber dieses furchtbare Gefühl des Verlustes.
Bei dem Wort Dämon hatte Blair ungläubig eine Braue gehoben und schaute den Älteren fragend an.

Sam fuhr für Dean mit der Erklärung fort. "Wir haben dich vor einem halben Jahr kennen gelernt, als du durch deine Visionen auf meine Alpträume aufmerksam wurdest und nach uns gesucht und uns gefunden hast, um uns deine Hilfe anzubieten."

"Warum hast du Alpträume – oder hattest?" Blair runzelten die Stirn.

Sam sah Dean an, dass der nicht recht wusste, wo er anfangen sollte und erzählte ihr von dem Deal und dem Grund dafür, von John und den Dämonen und dass sie mit Hilfe ihrer Mom und Urgroßmutter diesen Kontrakt gebrochen und Dean in letzter Sekunde vor der Hölle gerettet hatten. Sie hatten sie quasi in ein selbst erstelltes Zeugenschutzprogramm aufgenommen, ihr einen neuen Namen verschafft und ein Haus und einen Job an einem Ort, in dem ihr väterlicher Freund lebte, dem sie 100%ig vertrauten. Sie hatte einen Job in dem Krankenhaus angenommen, in dem sie vorhin nach dem Unfall erwacht war und dieser Arzt war ein Kollege, daher das vertraute DU.
Blair rieb sich die pochenden Schläfen und tastete nach der Kopfwunde. Sie war mit Hexen und übersensiblen Sinnen aufgewachsen, aber sie wusste nicht, wie Dämonen ins Bild passten und warum sie sich darauf eingelassen haben konnte.

*
*
*

An dieser Stelle schaute Dean Sam auffordernd an und der Jüngere überließ ihm das Feld.
"Du willst wissen, warum du uns geholfen hast und wie das Baby und du und ich zusammen passen? Okay, es gibt einen leichteren Weg als Worte. Lies mich."

Er griff nach ihrer Hand und legte sie auf seine Brust, versuchte, ganz bewusst, alle Barrieren fallen und sie auf seine Gefühle zugreifen zu lassen.
Sie öffnete sich Fremden nur ungern – aber ihr Bauchgefühl sagte ihr, dass sie ihm schon früher vertraut hatte und sie schloss die Augen, um sich von seinen Emotionen überspülen zu lassen.
Zuerst schien er unbewusst zu blocken, möglicherweise hatte er über Jahre eine Mauer um seine Emotionen errichtet, aber sie konnte sie buchstäblich bröckeln sehen und mehr und mehr fühlte sie… seine Trauer um den Vater, seine Liebe für seinen Bruder, das immer vorhandene Gefühl des Verlustes seiner Mutter und seines Lebens, wie es hätte sein können.
Und alles wurde gekrönt durch eine große Leidenschaft - für sie! Diese Leidenschaft war wie ein prickelndes sanftes Glühen, das all seine anderen Gefühle überlagerte, da war Stolz – auf sie, auf das Baby, und tiefe Freude, eine zweite Chance erhalten zu haben. Da war unbändiges Glück, sie gefunden zu haben und tiefer Zorn darüber, dass jetzt alles beinahe wieder zerstört worden wäre.
Aber das Gefühl, das alles andere überlagerte, war die Angst, sie zu verlieren…

Als sie die Augen öffnete, war sein Gesicht ihrem ganz nahe. Sie hätte die Sommersprossen auf der schmalen Nase zählen können und sah, dass die grünen Augen voller goldener Sprenkel waren. Ihr Blick fiel auf die vollen, feingezeichneten Lippen, die sie gern noch einmal küssen würde – selbstverständlich nur und ausschließlich zu Testzwecken…

Sie räusperte sich und leckte sich kurz über die Lippen, weil sich ihr Mund plötzlich staubtrocken anfühlte und starrte fest in die seegrünen Augen.
"Okay. Du bist der Vater meines Babys. Und was jetzt?"

Dean war verletzt. Er hatte alles preisgegeben, sich ihr vollständig geöffnet – aber es schien sie nicht zu beeindrucken. Sie blieb kalt wie eine Hundeschnauze. Er sprang auf, wobei der Stuhl polternd umfiel und verließ wortlos das Haus. Er schloss die Augen und versuchte, sich durch tiefe, ruhige Atemzüge zu beruhigen. Er wusste nicht, wie er das schaffen sollte. Vampire und Zombies machten ihm keine Angst – aber diese unterkühlte Frau, die er liebte – sie jagte ihm eine Heidenangst ein.
Wie hatte er sie nur so lange allein lassen können nach ihrem vorgetäuschten Tod? Wären sie eher hier gewesen, hätten sie die höllischen Schweinehunde nicht gefunden… oder doch? Hatten sie die Mistkerle womöglich erst hergeführt?
Zorn auf sich und die Welt brandete mit der Gewalt eines Tsunamis in ihm auf und er schlug mit der geballten Faust mit aller Kraft auf einen Pfeiler der Veranda ein, ein- zwei- dreimal, dann durchdrang der Schmerz den roten Wutschleier, der ihm die Sinne vernebelt hatte und er brüllte seinen Frust dem Wald entgegen.

"Aaaaaaaarrrrhhhhhhh!!!!!"

Kraftlos und ausgelaugt ließ er sich auf die Verandastufen fallen und starrte auf die schmerzende Hand. Die Haut über den Knöcheln war aufgeplatzt und über und über mit Blut besudelt. Es pochte und brannte und vermutlich hatte er sich die Hand gebrochen – aber ihm war alles scheißegal.

"Warum tust du dir das an?"

Er sah sich nicht zu ihr um. Ihre Stimme klang betroffen, aber professionell kühl. Klar, sie war Ärztin und wahrscheinlich würde sie es als ihre Pflicht ansehen, ihn zu verarzten, aber er würde sie nicht an sich heran lassen, lieber sollte Sam sich das ansehen.
In diesem Moment setzte sein Verstand wieder ein. Er schüttelte den Kopf, um seine Benommenheit loszuwerden. Was tat er da? Sie litt unter Amnesie! Er war schlicht ein Fremder für sie!
Aber sie würde wieder gesund werden und bis es soweit war, musste er versuchen, Erinnerungen zu wecken. Vielleicht würde alles nach und nach zurück kommen. Sie konnte ihn nicht einfach vollständig vergessen, aus ihrem Gedächtnis ausradiert haben.
Er zumindest würde sie niemals vergessen - egal, was geschah.

Gott, er konnte keinen klaren Gedanken fassen…

"Lass mal sehen, Dean."
Sie hatte sich neben ihn gehockt und griff sanft nach seiner lädierten Hand.

Sein glasiger Blick suchte ihre tiefblauen Augen, konnte sich nicht losreißen, während sie seine verkrampften Finger öffnete und streckte und bog, um sehen, ob etwas gebrochen war. Sie tastete die langen, geschmeidigen Finger ab, die sicher sehr zärtlich sein konnten und die breiten, kräftigen Handteller, die sie festhalten würden…
Wieso bewegten sich ihre Gedanken nur immer in dieselbe Richtung, wenn sie ihn berührte? Okay, sie schienen eine Beziehung gehabt zu haben, aber welcher Mann ließe sie für tot erklären und beerdigen und hätte sie dann monatelang ihrem Schicksal überlassen?

"Hör zu. Ich weiß im Moment nichts, außer, dass ihr mich zu meiner Mom bringen könnt. Vielleicht kann ich bis dahin wieder klar denken. Lass uns jetzt deine Hand versorgen und dann losfahren…"
Ihr Blick war nicht mehr so kalt und gleichgültig wie vorhin, sondern bat um Verständnis.
Er senkte den Kopf, um ihm zu entkommen und nickte nur leicht. Was sollte er sonst tun? Er hoffte auf Cass - sie würde ihnen helfen können…

*
*
*
 
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Tja, was hab' ich gesagt? Schwierigkeiten... Blair, der Dickkopf, muss ja wirklich alles vergessen und ihm erst mal gar nicht wirklich vertrauen... ;) Aber das ist ja leider auch sehr nachvollziehbar, wer würde wohl einfach erst mal alles glauben, was Dean so erzählt, wenn man alles vergessen hätte?
Dann bin ich mal gespannt, wie es mit Cass weitergeht, bzw. ob sie überhaupt so schnell bei ihr ankommen werden...

Das FB kommt dann nächstes Mal wieder schneller, als diesmal, ich war im Skirurlaub ;)
 
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Es war schön und die Knochen sind zum Glück auch noch alle heil! Aber da ich nicht einmal gestürzt bin, wär' das ja noch schöner gewesen ;)
 
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So, weiter geht's... ;)


* * *


Ein stattlicher Verband zierte seine Hand, die das große Lenkrad umklammerte und er war froh, dass Blair es sich für die lange Fahrt auf dem Rücksitz bequem gemacht und Sam seinen Platz auf dem Beifahrersitz überlassen hatte. Im Rückspiegel konnte er sie sehen. Sie lag auf dem Sitz, den zusammengerollten Mantel unter dem Kopf, mit geschlossenen Augen, blass und verletzlich mit dem breiten Kopfverband. In seinem Magen ballte sich die Verzweiflung zu einem massiven Klumpen zusammen. Sie war Blair und sie war es nicht. Er schluckte schwer um die Tränen zurückzuhalten, die heiß in seinen Augenwinkeln brannten. Nach einem kurzen Blick auf seinen Bruder, der mit an die Seitenscheibe gelehntem Kopf ein Nickerchen machte, versuchte er sich wieder auf die endlos scheinende Straße zu konzentrieren. Aber sein Blick glitt immer wieder zu dem schmalen Gesicht der schlafenden Frau im Rückspiegel, bis es zu dunkel wurde, um noch etwas oder jemanden auf dem Rücksitz erkennen zu können.

"Dean!"

Er zuckte erschrocken zusammen und riss die Augen auf, als Sam ihn unsanft auf den Oberarm boxte und einen Warnruf ausstieß. Der Impala rumpelte in einer wilden Randstreifenrallye über den unebenen Grünstreifen, der die Straße begrenzte! Er fing den Wagen routiniert ab und lenkte ihn wieder zurück auf die Straße, überlegte es sich aber dann anders und fuhr an den Straßenrand. Er rieb sich mit der flachen Hand über das erschöpfte Gesicht und Sam hörte seine Stimme erstickt hinter den Händen.

"Sam, du musst fahren. Ich bin einfach zu kaputt, ich kann nicht mehr."

Sam wusste, wenn sein Bruder derartiges zugab, war er am Rande der totalen Erschöpfung, denn sein geliebtes Baby, den Impala, gab er nur aus den Händen, wenn es wirklich nicht anders ging. Er legte die Hand auf die Schulter des Älteren und fühlte das leichte Zittern, das den Bruder durchlief.

"Alles klar, Bro, lass uns tauschen, sonst setzt du uns noch vor den nächsten Baum", brummte er, schob Dean aus dem Wagen, rutschte hinter das Lenkrad und wartete, dass sein Bruder sich auf den Beifahrersitz schob.
Stattdessen klappte der die Rückenlehne des Sitzes nach vorn und quetschte sich auf den Rücksitz neben Blair, bettete vorsichtig die Schlafende auf seinen Schoß und lehnte sich müde zurück. Sam zog die Tür kommentarlos zu und startete seinen Part der homecoming-tour…

Es ist warm und bequem, sie ist noch klein, liegt im Schoß ihrer Mutter, die ihr das lockige Haar krault und sie sanft wiegt, weil sie schlecht geträumt hat. Die warmen Finger gleiten über ihre Kopfhaut und hinunter zu ihren Schultern, verharren und gleiten weiter zur Taille und unter das Shirt…

"Verdammt, Winchester, was denkst du dir eigentlich!?" fuhr sie hoch und starrte ihn gereizt an. Ihr Kopf pochte protestierend wegen der viel zu schnellen Bewegung und ein leichtes Schwindelgefühl beeinträchtigte ihre Laune erheblich.
Er sah sie aus schmalen, schläfrigen Augen an und hob nur defensiv beide Hände, zum Zeichen der Aufgabe.
Dean bereute es nicht, seinem Gefühl nachgegeben zu haben. Er hatte nicht widerstehen können, war einfach zu müde und als er ihren Körper so nah fühlte, warm und nachgiebig, er hatte ihre Haut fühlen wollen.
Sie sah so wunderschön aus, wie sie ihn böse anfunkelte und ein schiefes Lächeln stahl sich um seine Mundwinkel, und ließ einen Kranz winziger Fältchen um seine Augen entstehen. Es entwaffnete Blair, dieses Lächeln, und sie ließ sich im Sitz zurück fallen, unfähig, auf diesem Mann rumzuhacken, der sie liebte, auch wenn das Gefühl nicht gegenseitig war.

Wie ein Blitz durchschoss es Dean: sie hatte ihn 'Winchester' genannt – wie früher! Voll neuerwachter Hoffnung schloss er die Augen und ließ sich vom sanften Röhren des Motors wieder in den Schlaf lullen…

*
*
*

"Weiß Cass, was mit Blair los ist?" Sam nahm einen Schluck Coke und rülpste leise – man hatte schließlich Kinderstube. Normalerweise hätte das Dean einen dummen Spruch entlockt – nicht so heute. Er war angeschlagen, schwerer, als ihn jede körperliche Verletzung getroffen hätte, aber die dumpfe Traurigkeit in seinen grünen Augen war einem neuen, optimistischen Funkeln gewichen, das ihn neugierig machte.

Dean nickte bedächtig.
"Ich hab sie angerufen, als Blair packen ging. Sie erwartet uns." Er grub nachdenklich die schneeweißen Schneidezähne in die Unterlippe und pickte mit den schweren Schuhen Löcher in die matschigen Schneereste zu seinen Füßen.
Sam überlegte, ob er ihn ausquetschen sollte, da er etwas zu verbergen schien, aber er kannte seinen Bruder besser, als jeder andere Mensch auf der Welt – vielleicht mit Ausnahme von Blair, vor der Amnesie natürlich. Egal, was es war - Dean musste es erst zu Ende denken, dann würde er es seinem Bruder enthüllen.
In diesem Moment kam Blair zurück zum Wagen, der auf einem Parkplatz am Rande des Highways in einer großen Pfütze halb geschmolzenen Schnees stand.

"Okay, Pinkelpause zu Ende? Dann kann's ja weiter gehen…"
Dean ließ sich auf den Fahrersitz fallen und gönnte sich einen kurzen Blick in den Rückspiegel, wo Blair gerade den dicken Wollpullover über den Kopf zog und er erhaschte einen Hauch von Haut über dem Rand ihres tiefausgeschnittenen Shirts. Sam schaute belustigt zu seinem Bruder, als der verhalten seufzte und sich augenscheinlich nur mit Mühe vom Rückspiegel losriss, um sein Baby wieder auf den Highway zu lenken.

*
*
*

"Mein Gott, Kind, du bist so blass, wie geht es dir?"
Cass ließ ihre Hand vorsichtig über den Verband an Blairs Kopf gleiten und legte sie dann auf die schmale Wange. Die liebevolle Geste zerbrach den Wall, der Blair bisher davor geschützt hatte, einfach nur krank, verletzt und total durcheinander zusammen zu brechen und die Tränen fluteten die tintenblauen Augen, rannen lautlos das schmale Gesicht hinunter.
Sie klammerte sich hilflos an die Mutter. Leise auf sie einsprechend streichelte Cass den lockigen Kopf ihrer Tochter, die sie seit Monaten nicht gesehen hatte. Sie hatte sie so vermisst, vor allem, nachdem sie von ihrer Schwangerschaft erfahren hatte. Dean war in dieser Zeit mehrfach mit seinem Bruder bei ihr gewesen, hatte ihr erzählt, was er von Bobby über Blair gehört hatte. Zwischen den Zeilen und auch ohne, dass er es hätte aussprechen müssen, hatte sie seine Sehnsucht gespürt und sie war mehr als einmal nah dran gewesen, ihm von dem Baby zu erzählen - aber das war nicht ihre Aufgabe.

"Wie konnte das geschehen?" fragten ihre Lippen über dem Kopf ihrer Tochter lautlos den jungen Mann, der sich krümmte vor schlechtem Gewissen in dem Gefühl, versagt und Blair gefährdet zu haben. Vollkommen ohne Grund, wie Cass wusste und ihm mit einem leisen Kopfschütteln bedeutete. Er hätte es nicht verhindern können. Sie hatte immer befürchtet, dass die finsteren Kreaturen ihre Blair irgendwann doch finden würden.

Blair hatte sich erschöpft vom Weinen und der langen Autofahrt auf dem großen Sofa zusammen gerollt und schlief tief und fest.
Dean beobachtete sie, sah die Schatten, die ihre langen Wimpern auf die Jochbögen warfen und die Sommersprossen auf der zierlichen Nase, die gerade so aus der Decke hervor schaute, die Cass gewohnheitsmäßig rund um ihre Tochter festgesteckt hatte. Er hätte ihr stundenlang beim Schlafen zusehen können, wie schon im Auto. Er hatte keine Ahnung, wie er es ausgehalten hatte, über vier Monate nicht in ihre Nähe zu kommen, sie nicht zu sehen, zu riechen, zu fühlen, zu hören. Sie war ein Teil von ihm, der Teil, der jetzt gerade ein klaffendes Loch in ihm hinterließ, weil sie ihn nicht kannte, ihn nicht wollte.

Er erzählte Cass, was geschehen war, was er und Sam wussten und was sie nur vermuten konnten.

Seine Stimme klang rau und angestrengt, als er zu den Folgen des Unfalls kam.
"Sie erkennt mich nicht, Cass. Ihre Erinnerung endet irgendwo vor ungefähr einem Jahr. Alles, was wir zusammen erlebt haben, ist weg, ausgelöscht. Was, wenn sie sich niemals wieder erinnert, wenn Sam und ich für sie Fremde bleiben? Was soll ich dann nur tun?" brach es aus ihm heraus, wütend und voller Angst.

Cass griff nach seiner Hand und drückte sie voller Mitgefühl.
"Hör zu, mein Junge, du musst an das Schicksal glauben. Es hat euch zusammen gebracht und es wird euch auch wieder vereinen. Da bin ich mir absolut sicher."
Sie zögerte, aber sie konnte es ihm nicht verschweigen.
"Es gibt eine Möglichkeit, ihre Erinnerungen eventuell schneller zurück zu bringen, aber es ist, wie so oft, ein Haken dabei."

Dean zog die rechte Braue hoch und wartete gebannt darauf, dass Cass fortfuhr.

"Ich kann sie hypnotisieren, kann sie zurück führen – aber Hypnose ist keine 100%ig sichere Wissenschaft. Wenn ich nur einen Hauch daneben liege, kann es sein, dass die Erinnerung an das vergangene Jahr vollkommen ausgelöscht ist…"

Er überlegte nicht lange.
"Kein Risiko, Cass, keine Hypnose. Ich glaube, sie kommt auch ohne die zurück." Er beugte sich zu ihr und flüsterte hoffnungsvoll, nachdem er sich mit einem Blick vergewissert hatte, dass Blair noch schlief "…sie hat mich vor ein paar Stunden Winchester genannt – wie früher."

In den nächsten Tagen versuchte Blair hartnäckig, Dean nicht zu nahe zu kommen. Sie brauchte Zeit, um sich an den Gedanken an eine Beziehung zu gewöhnen, an den Gedanken, ein Baby zu bekommen und von Dämonen gejagt zu werden…
Dabei spukte auch der Gedanke durch ihr Hirn, die Vergangenheit zu begraben, das Vergessen zu akzeptieren und ganz neu anzufangen – ohne sich den Kopf über eine vergangene Beziehung und diesen Mann zu zerbrechen…

Dabei ertappte sie sich immer öfter dabei, Dean zu beobachten, wenn er in Sichtweite war und auch wenn er manchmal unerträgliche Flachwitze riss und nichts im Kopf zu haben schien, als sein Auto und Filme, hatte sie ihn längst durchschaut. Das Alles war nichts als Fassade, schillernd, bunt und amüsant, unter der ein intelligenter, sorgender und immer wieder an sich selbst zweifelnder Mann mit viel Herz steckte.
Er machte sie neugierig und er hatte es nicht verdient, um sein Leben betrogen zu werden.
Sie zermarterte sich das Hirn nach Erinnerungen, versuchte, sie durch Meditation und Konzentration zu erzwingen, aber jeder vergebliche Versuch ließ sie erschöpft und ratloser zurück als der letzte.

Nach einer Woche im Haus ihrer Mutter spürte sie die erste Bewegung ihres Babys, die auch von außen fühlbar war und es drängte sie zu dem Menschen, dem dies am meisten bedeuten würde. Ohne lange zu überlegen, setzte sie sich zu Dean, der im Wohnzimmer durch die Kanäle zappte und griff nach seiner freien Hand, um sie auf ihren langsam runder werdenden Bauch zu legen. Dean hatte die Fernbedienung sinken lassen und seine Sehnsucht nach ihr wurde nahezu unerträglich bei ihrer Berührung. Verwirrt ließ er seine Hand unter ihrer Führung über ihren Bauch wandern, bis sie sie an einer Stelle festhielt. Er wusste nicht, was er erwartet hatte, aber sicher nicht die kleine Bewegung unter seiner Handfläche, wie ein zaghaftes Klopfen.
Seine Augen wurden groß und sein vollkommen verblüffter Gesichtsausdruck ließ Blair leise kichern. "Ist das…?"

"Yeah, sag hallo zu deiner Tochter, Dean."

Er schloss die Augen, konzentrierte sich auf seine Hand und was er darunter fühlte und ein liebevolles Lächeln ließ sein Gesicht ganz weich werden. DAS war sie, seine Kleine und einen Moment blitzte ein kleines rundes Jungengesicht vor seinem inneren Auge auf, dunkle Haare, pfiffige Augen und eine Nase voller Sommersprossen – Lisas Sohn Ben. Himmel, bald würde es für ihn Realität werden! Bisher war das so abstrakt gewesen, jetzt war es ein Leben.

Die kleinen Stöße gegen seine Handfläche hörten auf und er öffnete die Augen, sein Blick traf ihren, der ihn fasziniert beobachtet hatte. Tränen standen in ihren Augen. Sein Gesicht war in diesem Augenblick ein Spiegel seiner Emotionen gewesen und sie wünschte sich nichts mehr, als sich zu erinnern, daran ihn zu lieben und von ihm geliebt zu werden – und an den Moment des Glücks, in dem dieses Baby entstanden war.

"Hab ich dir vor dem Unfall gesagt, wann unser Baby gezeugt wurde?" Sie konnte sich einfach nicht beherrschen, die Neugier hätte sie sonst umgebracht.

Nein! Sie konnte es nicht glauben, er wurde tatsächlich rot! Das konnte ja nicht wahr sein, dass es etwas gab, das ihn in Verlegenheit brachte! Sie musste lachen und beugte sich instinktiv vor, um ihm einen Kuss aufzudrücken. Auf die Wange sollte er, aber Dean drehte sein Gesicht und ihre Lippen trafen seine. Nach einer winzigen Schrecksekunde und der schnellen Entscheidung, sich NICHT zurückzuziehen, genoss sie das Gefühl seiner warmen Lippen, er nagte leicht an ihrer Unterlippe, saugte sanft und sie fühlte seine Zungenspitze die Ränder ihrer Lippen erkunden, bevor sie schüchtern um Einlass in ihren Mund bat. Er hatte eine Hand in die Locken in ihrem Nacken geschoben und die andere liebkoste ihre Wange, und ihr Körper drängte zu ihm, schmiegte sich an seinen. Es fühlte sich absolut richtig an, gut und sexy, und ihre Hände legten sich um seinen Hals, zogen ihn noch näher an sie heran.

*
*
*

Dean stöhnte leise an ihren Lippen und sein Kuss wurde intensiver. Voller Hitze und Herausforderung erkundete er ihren Mund und er zog ihren schlanken Körper auf seinen Schoß. Als seine Hände sich unter ihr Shirt schoben und sie seine wachsende Erregung spürte, konnte sie kaum erwarten, ihn zu fühlen, zu erkunden, was sie bereits einmal geliebt hatte, herauszufinden, was sie beide verband.
Die Hand, die unter sein Shirt glitt und die flachen, festen Muskeln unter der glatten Haut erkundete, zitterte leicht, und sie fühlte ihn unter ihren Handflächen beben, ebenso nervös, wie sie selber war. Als sie eine Hand in seinen Hosenbund schob, zog er sich aus der Umarmung etwas zurück, legte den Kopf ein wenig schräg und sah sie prüfend an.

"Blair…?" Sein Atem ging schnell und er bemühte sich um Selbstkontrolle.
"… wenn du es nicht wirklich willst, solltest du jetzt nicht…"
Oh Gott, er hoffte so sehr, dass sie nichts sagen, sondern ihn einfach wieder küssen würde!

Sie verharrte reglos, sah die Hoffnung in den von Leidenschaft dunklen Augen, und sie wusste, dass es zu früh war. Mit ihm zu schlafen, um herauszufinden, was sie empfand, war nicht fair ihm gegenüber, selbst wenn er das im Moment anders empfinden würde. Sie legte ihre Hand auf seine Brust auf Höhe seines Herzens, ohne zu wissen, dass sie das schon immer getan hatte und er reagierte instinktiv, legte seine große Hand auf ihre und schloss die Augen.
Er wusste, wie ihre Antwort lautete und seine Lippen zuckten bei dem Versuch, die Tränen zurückzuhalten. Er wollte sie nicht drängen, er wollte sie lieben…

Wie war das nur geschehen… ausgerechnet er, Dean Winchester, Liebhaber vollbusiger Betthäschen und kurzer, unverbindlicher One-night-stands, verliebte sich rettungslos in eine bissige, hochintelligente und bildschöne Frau, die dann auch noch das Gedächtnis verlor.
Er seufzte und zog sie an sich, ließ sie sich an ihn kuscheln und seinem Herzschlag lauschen, und streichelte beruhigend ihren Rücken. Ob es sie beruhigte – keine Ahnung, aber ihn beruhigte es.
Sie fühlte sich geborgen in seiner Umarmung, vertraut und doch fremd, und ihr Herzschlag schien sich seinem Rhythmus anzupassen.

Als Cassandra wenig später das Wohnzimmer auf der Suche nach ihrer Tochter betrat, fand sie sie schlafend im Arm des ebenfalls friedlich schlummernden Dean. Das idyllische Bild zauberte ein kleines Lächeln auf ihr schmales, noch immer hübsches Gesicht. Sie hatte so eine Ahnung, dass die beiden sich bald wirklich wiederfinden würden…

*
*
*
 
AW: [Supernatural] - Second Life

Hach, sehr schön... Alles scheint sie ja wenigstens nicht vergessen zu haben, die Gute, da bin ich ja schon mal froh :)
Die Szene, wo die beiden auf der Couch rummachen, war echt gut geschrieben, finde ich. Man konnte das Knistern zwischen den beiden förmlich spüren... Ich würde mir ja wünschen, dass Blair möglichst schnell wieder alles einfällt, aber dann kommt bestimmt auch schon das nächste Problem... ;)
 
AW: [Supernatural] - Second Life

Mal sehen, ob Dean ihr nicht auf die Sprünge helfen kann ;)


* * *


"Cass, kann ich mit dir reden?"

Dean war lautlos hinter Blairs Mutter in der Giftküche aufgetaucht, der kleinen Kammer, in der sie ihre Tränke und Mixturen braute.
Sie trocknete sich ihre Hände ab und drehte sich zu dem jungen Mann um, den sie so liebgewonnen hatte. Er lehnte an der Tür, die er hinter sich geschlossen hatte und hielt ihr einen großen Becher Kaffee hin. Sie nahm ihn ihm lächelnd ab und zog sich zum Sitzen auf die Arbeitsfläche.
"Immer. Leg los."

"Du weißt, ich liebe deine Tochter und sie und unser Baby sind die wichtigsten Menschen in meinem Leben… naja, außer Sam natürlich."

"Natürlich", warf Cass trocken ein.

Dean sah sie leicht irritiert an und suchte nach Worten. Himmel, diese Sinclair-Frauen schafften es immer wieder, ihn aus dem Konzept zu bringen!

"Ich liebe sie und ich will, dass sie gesund wird und sich an mich erinnert – an uns erinnert. Aber momentan sieht es so aus, als ob ich sie nur durcheinander bringe und ich werde noch verrückt, wenn ich sie nur ansehen und ihr nicht nahe sein kann. Ich hab also gedacht, ich könnte morgen mit Sam für ein paar Tage auf die Suche nach dem Colt gehen. Was denkst du?"

Die ältere Frau schlenkerte mit den langen Beinen, die in weiten Schlagjeans steckten und nahm einen Schluck von dem aromatischen Kaffee. Sie war nicht ganz sicher, was sie dazu sagen sollte. Es wirkte auf sie ein wenig wie eine Flucht, aber sie konnte ihn verstehen. Er befand sich in einer heiß-kalten Hölle - Blair lebte, schien gesund, testete ihn aus und doch war es nicht SEINE Blair, sondern eine Frau, die ihn nicht wirklich kannte, die nur vom Hörensagen wusste, dass sie eine gemeinsame Vergangenheit hatten.

"Dean, das kannst nur du entscheiden. Es ist sicher schrecklich für dich, wenn sie dich ansieht wie einen Fremden. Eine dumme Situation, aber wenn du mit Sam gehen willst, tu es. Ich achte gut auf meine Kleine, das weißt du."
Er machte einen Schritt auf Cass zu und gab ihr einen Kuss auf die Wange. Sie war das, was für ihn einer Mutter am nächsten kam, die Familie, nach der er sich immer gesehnt hatte und auch sie hatte er Blair zu verdanken, wie sein ganzes Leben.

"Okay, ich schlaf nochmal drüber und entscheide morgen früh. Jedenfalls bin ich froh, dass du mir nicht böse bist, wenn ich gehe."
Sein Lächeln wirkte ein wenig gezwungen, erreichte nicht seine Augen, die gerade in letzter Zeit die Welt meist ernst und grüblerisch betrachtete – vollkommen untypisch für den älteren Winchester – und er überließ Cass wieder ihrer Arbeit und ihren Gedanken…


Blair lag schlaflos auf ihrem Bett und überlegte, ob sie diesem trostlosen schwarzen Gemach nicht doch endlich etwas Farbe gönnen sollte. Irgendjemand hatte sich erst kürzlich darüber lustig gemacht, in der Art wie 'das kann man ja nur im Dunkeln ertragen'. Sie überlegte angestrengt, wer das gewesen sein mochte. So viele Leute kamen nicht in den zweifelhaften 'Genuss', in ihr Zimmer eingeladen zu werden. Egal.
Was verband sie mit Dean, außer, dass er der bestaussehende und sexieste Mann war, der ihr bisher über den Weg gelaufen war? Was begründete ihre Beziehung? Was aß er am liebsten? Worüber lachte er gern? Was machte ihn wütend? Grob gesagt - wie tickte er?

Sie setzte sich im Bett auf und nach kurzem Zögern machte sie sich auf den Weg ins Nebenzimmer, in dem der Mann wohnte, um den ihre Gedanken kreisten.

Dean hatte während der letzten Stunde seine Waffen gründlichst gereinigt, obwohl er noch immer unentschlossen war, ob er nun gehen sollte oder nicht. Blair war wie ein starker Magnet, der ihn hier festhielt. Der Gedanke, sie könnte urplötzlich ihr Gedächtnis wieder erlangen und er wäre möglicherweise nicht hier, machte ihn verrückt! Seine Hände arbeiteten automatisch. Nach jahrelanger Übung musste er sich nicht mehr besonders darauf konzentrieren, sondern nutzte diese Zeit meist, um die Dinge zu durchdenken, zu sortieren, was ihn am Tage bewegt oder beunruhigt hatte.
Er witzelte immer, man brauche keinen Grips, um einen Revolver auseinander zu nehmen, zu reinigen und wieder zusammen zu setzen oder ein Messer zu schärfen, das könne ein Blinder mit dem Krückstock – deshalb hätte er es übernommen und Sam die Kopfarbeit überlassen, die ihm so verhasste Recherche.

Er hatte gerade die penibel gepflegten Waffen in den großen Dufflebag verstaut, als die Tür ohne vorheriges Klopfen aufgerissen wurde und Blair herein wirbelte, die Tür hinter sich mit dem Fuß zustoßend.
Sie trug eine rosa-weiß gestreifte Pyjamahose und ein knallpinkfarbenes Trägertop und sah verführerisch aus wie eine Zuckerstange. Dean leckte sich die plötzlich staubtrockenen Lippen und starrte sie an wie eine Fata Morgana. Sie schien halb in Gedanken zu sein, ihr Blick war abwesend und sie kaute auf der Unterlippe, schlenderte zum Bett und ließ sich darauf im Schneidersitz nieder. Nach einem Moment des Schweigens sah sie ihn an. Sein Herz schlug einen kleinen Purzelbaum.

Sie war hier, sie war in seinem Bett und sie…

Crap, was wollte sie hier? Typisch Blair, warum sollte sie es ihm auch leicht machen!

" Dean, erzähl mir was. Erzähl mir Dinge, die nur wir wissen, oder Dinge, die etwas Besonderes waren, die uns passiert sind. Bitte!" Ihr bittender Tonfall ließ ihn schief lächeln. Sie wollte es ebenso wie er, sie wollte ihre Vergangenheit zurück - sie wollte IHN zurück!



"Und ich habe diesen Dämon mit den langen Zähnen wirklich erledigt, sagst du?"
Der Mund blieb ihr offen stehen vor Erstaunen. Soviel Adrenalin gab es doch auf der ganzen Welt nicht, um sie zu einer Jägerin zu machen… oder?

"Du hast, und du warst große Klasse, total cool – bis du später in diesem Zimmer hier in Ohnmacht gefallen bist!" Dean kicherte bei der Erinnerung und genoss ihren entgeisterten Blick.

Dämonen killen und dann in Ohnmacht fallen – was sie wohl noch so angestellt hatte!
Er war offensichtlich ein talentierter Märchenerzähler, aber würde er sie anlügen?

"Und du hast mich zusammen geflickt, als mich ein Werwolf erwischt hat. Sam brachte mich mitten in der Nacht zu dir und du hast die tiefsten Wunden ohne Betäubung genäht, weil du kein Schmerzmittel mehr hattest." Stolz klang in seiner Stimme, dummer Macho-Stolz.
Ohne Betäubung Wunden nähen?

"Du spinnst, ich nähe keine Wunden ohne Schmerzmittel, weil das keiner aushält."

Sie schüttelte ungläubig den Kopf, aber Dean zog ohne zu zögern das Shirt über den Kopf und drehte sich ins Licht.
Sie stieß erschrocken die Luft aus. Vier ca. 30 cm lange und einen halben Zentimeter breite, verblasste Narben zogen sich diagonal über seine Rippen. Sie ließ die Finger sanft darüber gleiten, fühlte die seidige Glätte unter den Fingerspitzen und ihre Blick wanderte über den breiten, kräftigen Oberkörper und die straffen Muskeln unter der leicht gebräunten Haut. Ein leises heftiges Ausatmen ließ sie in sein Gesicht schauen. Er versuchte unbeteiligt zu wirken, aber die hastige Bewegung seines Brustkorbes bewies das Gegenteil und sie zog hastig die Hand zurück.

"Dieses Tattoo – was bedeutet es?" Sie zeigte auf die schwarze Tätowierung unter seinem Schlüsselbein.

"Das ist ein magisches Symbol, das seinen Träger davor schützt, von einem Dämon in Besitz genommen zu werden. Du hast es auch."

"WAS habe ich? Wo? Wieso habe ich es noch nicht gesehen? So ein Riesending kann man doch nicht übersehen!" Mit geweiteten Augen starrte sie auf das große Pentagramm, eingebettet in eine stilisierte Sonne.

"Weil es sich auf deiner Schulter befindet, viel kleiner als meins, aber ansonsten exakt das gleiche Symbol mit identischer Schutzwirkung", erklärte Dean.

Sie hatte ihren Rücken nicht im Spiegel betrachtet, sonst hätte sie das Tattoo leicht sehen können, speziell jetzt mit dem Trägertop.
Er zog sie vom Bett zum Spiegel und drehte sie halb herum, sodass sie die im Durchmesser knapp fünf Zentimeter große, schwarzglänzende Tätowierung sehen konnte. Sie sah aber auch seinen Blick, der heiß genug war, um ihr Löcher in den Rücken zu brennen, seine Hand, die nur wenige Millimeter über der nackten Haut ihrer Schulter schwebte, begierig, sie zu berühren. Als sein Blick im Spiegel ihren traf, zog er die Hand hastig zurück und schlenderte mit unbeteiligtem Blick wieder zum Bett.

"… passt doch ganz gut zu deinem grünäugigen Schutzengel", grinste er sie an, sich durchaus der Tatsache bewusst, dass das ein ziemlich intimes Detail war.

Sie hob arrogant eine elegante Braue und verkniff sich den reflexartigen Griff an die Kehrseite.
Na klar, ihre Beziehung war DIESER Art gewesen, also war auch dieses Geheimnis gelüftet. Toll. Keine Privatsphäre.

"Mehr, was gibt es noch, was ist noch passiert?"
Mittlerweile saßen sie sich auf dem Bett gegenüber, beide eingekuschelt in ein Ende der Bettdecke, und sie hatte ein wenig Probleme sich zu konzentrieren, weil Dean das Shirt, in dem er sich hatte schlafen legen wollen, nicht wieder übergezogen hatte. Ihre Anwesenheit in seinem Bett macht ihn heiß genug und er war froh über seinen Zipfel der Decke, unter der er den Beweis seines Begehrens verstecken konnte!

"Wir haben rausgefunden, dass meine Mom eine Hobby-Hexe war und gemeinsam mit deiner uns beide mittels eines Zaubers verkuppelt hat."

Als er diese Bombe platzen ließ, fiel Blair die Kinnlade runter.
DAMIT hatte sie nun gar nicht gerechnet. Wieso, zur Hölle, war er dann so erpicht darauf, dass sie ihr Gedächtnis wieder fand? Was war denn bitte dann so erstrebenswert daran, eine Beziehung zu erneuern, die auf einem faulen Zauber basierte? Mal abgesehen davon, dass sie morgen früh sofort ihrer Mutter den Hals umdrehen würde! Und wieso kannten sich ihre Mütter überhaupt?

"Wie… das heißt, wir waren nicht zufällig ein Paar? Unsere Moms haben das gedreht!?"
Der Zorn in ihrer Stimme spiegelte exakt die Gefühle wieder, die auch ihn damals fast in den Wahnsinn getrieben hätten, als er durch die alten Briefe der beiden Mütter erfuhr, was sie getan hatten. Ohne lange nachzudenken, griff er nach ihrer zitternden Hand. Warm umschlossen seine langen Finger ihre und er streichelte beruhigend ihren Handrücken, während sein Blick ihren einfing.

"Blair, nicht, deine Mutter hat uns erklärt, dass sie eine Verbindung zwischen uns anstrebten, egal, ob Freundschaft oder Liebe. Aber dass wir uns verliebten, war einfach Schicksal." Beschwörend hielt er ihrem Blick stand.

"Schicksal, wie ich-liebe-dich-für-immer-Schicksal oder wie schade-leider-liebe-ich-dich-nicht-mehr-weil-ich-mein-Gedächtnis-verloren-hab-Schicksal?"

Tiefe Bitterkeit schwang in Blairs Worten. Sie fühlte sich betrogen. Betrogen um dieses letzte Jahr, betrogen um die Erinnerungen, die sie eigentlich mit ihm teilen müsste und betrogen um die Gefühle, die sie beide verbunden hatten.
"Und? Wo bleibt der angenehme Teil unserer Beziehung?" Sie wusste, ihre Stimme klang schrill und zickig.

"Du hast mir das Leben gerettet", sagte er leise.

"Ich? Wie könnte ich dir das Leben retten?"
Ungläubig zog sie die Brauen über der Nasenwurzel zusammen, während sie sich seiner warmen Hände immer bewusster wurde, die ihre noch immer umschlossen, der zarten, streichelnden Liebkosung seines Daumens auf ihrem Handrücken, der Gefühle, die von ihm in sanften Wellen zu ihr strömten. Sie wollte alles wissen und noch viel mehr… über ihn.
"Wie?" Die Frage klang sehr viel sanfter.

Er erzählte ihr von dem Deal, den er für Sams Leben abgeschlossen hatte, von all den Monaten, in denen er glaubte, sich opfern zu müssen, damit Sam lebte, wie sie in seinem und Sams Leben aufgetaucht war und ihn sofort durchschaut hatte, seine Ängste ebenso wie seine wachsenden Gefühle für sie. Während er erzählte, wünschte sie, er würde niemals aufhören, weil sie seine Stimme bereits liebte. Er hatte einen wunderschönen Bariton, voll und lebhaft, eine Stimme, die zu ihrem Besitzer passte, voller Humor und Wärme.
Dean fühlte sich wie Sheherazade in 1001 Nacht, die erzählt und erzählt, um ihr Leben zu retten, aber es war einfach, die Worte flossen von allein, als er einmal begonnen hatte, seine eigenen Erinnerungen mitzuteilen.
Sie hörte die Liebe und den Stolz auf sie aus jedem seiner Worte heraus.
'Er hat es verdient, eine Frau zu lieben, die ganz seine ist', dachte sie traurig.
Sie wäre gern diese Frau gewesen, war es einmal gewesen, aber was, wenn ihr Gedächtnis für immer verloren war? Während er von den Vorbereitungen zur Beschwörung Abalams erzählte, kam sie zu dem Schluss, dass es ganz egal war, ob sie sich erinnerte oder nicht – sie würde ihn lieben. Das was so sicher wie das Amen in der Kirche und nach diesem Entschluss konzentrierte sie sich auf den Rest seiner Erzählung, die ihr wie das Finale eines Horrorfilms vorkam.

"Es war ganz schön gruselig, dort an diesem Grab zu stehen, in dem angeblich du lagst. Ich hatte die ganze Zeit eine Gänsehaut und musste aufpassen, nicht plötzlich hysterisch irgendeinen blöden Witz zu verzapfen."
Dean grinste verlegen bei diesem Geständnis und Blair wusste instinktiv, dass er der König der Fettnäpfchen war, ums Verrecken keins auslassen konnte!

"Aber ich lebe", flüsterte sie, den Blick auf seine noch immer streichelnden Finger gerichtet und wünschte sich, er würde andere Stellen aufsuchen, Stellen, die sich nach seiner Berührung sehnten, seit er an ihrem Bett aufgewacht war und sie aus müden, grünen Augen anblinzelte.

"Du lebst – Gottseidank. Und da ist unser Baby."

"Hm… du hast mir noch nicht gesagt, wann und wo…", verlegen biss sich Blair auf die Unterlippe. Solche Details würden sie nur noch mehr anheizen – was dachte sie sich nur?
Dean schien es ebenso zu sehen, er zögerte und eine leichte Röte überzog sein Gesicht, aber dann räusperte er sich und erzählte, leise und ein wenig amüsiert.

"Du warst an diesem Nachmittag stinksauer auf mich – und das mit Recht, ich hatte mich wie ein Arschloch benommen – und bist mit deiner Maschine losgebraust. Als du zurück kamst, hab ich dir im Motorradschuppen aufgelauert und wir beide haben… naja, ich würde sagen, du hast mich vernascht."
Er grinste bei der Erinnerung an diesen Nachmittag, der so beschissen anfing, aber dann doch so seine Höhepunkte hatte, im wahrsten Sinne des Wortes...

"Ich habe dich…? Kann ich mir nicht vorstellen, ich würde nie den Anfang machen", meinte Blair im Brustton der Überzeugung.
Gekränkt zuckte sie zurück, als Dean in ein herzhaftes Lachen ausbrach.

"Hmmmphh… nicht? Rotschopf, du hast mich SO OFT verführt, glaub mir…" Erinnerungen ließen seine Stimme vor Sinnlichkeit vibrieren.

"Wie?"

Sie rückte ein wenig näher an ihn heran, ließ ihre Hände in seinem Schoß mutiger ein wenig höher rutschen, rückte noch ein bisschen näher, bis ihr warmer Atem seinen Mund streifte und er sie förmlich schmecken konnte.

"Wie habe ich dich verführt?" hauchte sie.
 
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AW: [Supernatural] - Second Life

Scheint so, als könnte er ihr ganz gut dabei weiterhelfen... Aber an dieser Stelle aufzuhören ist eigentlich 'ne Frechheit, drum geb' ich auch gar nicht mehr Feedback, sondenr warte einfach auf den nächsten Teil :)
 
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