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[NCIS] Revenge under the Sign of two Roses

AW: [NCIS] Revenge under the Sign of two Roses

Es geht weiter. Viel Spaß!

LG Claudia


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29. Juli 2008 - Washington D.C., USA
Noch am Abend hatte Gibbs McGee für den frühen Morgen in sein Hotelzimmer bestellt, um eine dringende Angelegenheit mit ihm zu besprechen, über deren Details er ihn jedoch im Ungewissen gelassen hatte. Vorher hatte er eine lange Diskussion mit Ziva und Tony über ihr weiteres Vorgehen geführt, doch schließlich hatten sie sich darauf einigen können, dass es das Beste sein würde, ihren jungen Kollegen einzuweihen. Die oberste Priorität gilt nun Kates Sicherheit, und sie alle sind sich darüber im Klaren, dass Tim der Einzige ist, der nun noch Einfluss auf sie haben könnte. So lange ihre Ermittlungen nicht beendet sind, besteht weiterhin die Gefahr, dass sie das Opfer einer neuen Entführung oder eines Anschlags wird, vor allem wenn sie nach wie vor versucht, die Terroristen zu jagen. Der Teamleiter kennt seine ehemalige Agentin lange genug, um zu wissen, dass sie nicht so einfach aufgeben wird, so dass sie dringend jemanden brauchen, dem sie noch immer vertrauen kann. Obwohl er weiß, dass die Offenbarung der Wahrheit McGee gegen sie alle aufbringen wird, hofft er dennoch, dass dieser auf Kate aufpassen würde.
Es ist noch nicht einmal sieben Uhr, als dieser nun den Raum betritt und verwundert die Anwesenheit der Mossad-Offizierin registriert. Der Chefermittler bedeutet ihm mit seinem üblichen undurchdringlichen Blick, sich zu setzen und stellt wortlos eine Tasse Kaffee vor ihm auf den Tisch, bevor auch er sich auf einem Stuhl ihm gegenüber niederlässt. Ein merkwürdiges Schweigen hat sich in dem Zimmer ausgebreitet, was in Tim ein zunehmend unangenehmes Gefühl verursacht. Nach einer, wie ihm scheint, Ewigkeit seufzt sein früherer Vorgesetzter leise und beginnt dann ernst: „McGee, ich habe dir etwas mitzuteilen, was ein großer Schock für dich sein wird.“ Der Angesprochene nickt zögernd, denn langsam wird ihm das Ganze mehr als unheimlich, doch er hört den Ausführungen neugierig zu: „Bevor ich es dir erkläre, musst du mir jedoch versprechen, dass du dich um Kate kümmern wirst. Du musst auf sie aufpassen. Sie lässt weder mich noch Ziva an sich ran. Du bist der Letzte, dem sie noch vertraut. Sie ist noch immer in Gefahr. Egal, was ich dir gleich erzähle, Tim, sie braucht dich.“ Als Gibbs ihn bei seinem Vornamen nennt, zuckt er leicht zusammen und ist sofort alarmiert, denn er erinnert sich nur zu gut an das letzte Mal, als dies passiert war.
McGee blickt dem älteren Agenten noch immer fragend in die Augen, ohne ein Wort zu sagen, so dass dieser mit Nachdruck verdeutlicht: „Es ist wichtig, dass du sie beschützt. Bitte, versprich es mir!“ Nun nickt der junge Mann und fügt dann bestimmt hinzu: „Das werde ich.“ Erstaunt stellt er fest, dass auch die Israelin bei seiner Aussage erleichtert ausatmet, doch er will endlich eine Erklärung für das seltsame Benehmen seines ehemaligen Bosses. Noch immer hält er Blickkontakt und sieht ihn abwartend an, so dass Gibbs erzählt: „Es geht um Tony.“ Diese Worte lassen ihn hellhörig werden, aber er wartet schweigend auf den weiteren Bericht: „Alles, was ich dir jetzt anvertraue, unterliegt der strengsten Geheimhaltung. Vor etwas mehr als anderthalb Jahren hat er von der Direktorin einen gefährlichen Auftrag angenommen. Es ging um eine Al-Qaida-Zelle, von der wir vermutet haben, dass sie von Mitgliedern des Senats finanziert wird. Außerdem waren mehrere Navy-Angehörige in deren Anschläge verstrickt. Sie operieren von Ciudad del Este aus.“ „Ist das der Grund, warum Kate in Paraguay war? Sie wollte die Terroristen finden, die den Anschlag verübt haben? Und deshalb ist sie jetzt in Gefahr?“, unterbricht McGee den früheren Teamleiter, doch der nickt lediglich kurz, bevor er fortfährt und endlich das ausspricht, weshalb er seinen früheren Agenten her gebeten hatte: „Ja, aber es ist viel komplizierter. Tony..., er ist nicht... er lebt noch.“ Für einige Minuten starrt Tim sein Gegenüber ungläubig an, glaubt erst, sich verhört zu haben und versucht dann, diese Aussage zu verarbeiten.
„Was soll das heißen?“, fragt er irgendwann tonlos, so dass Gibbs tief durchatmet und dann zu einer weiteren Erklärung ansetzt: „Die Terroristen wollten die Frauen eures Teams umbringen, um ihn leiden zu lassen. Zuerst Kate. Wir wollten, dass Tony für eine Weile untertaucht. Doch dann kam der Anschlag dazwischen, und Abby wurde verletzt.“ „Abby?“, schreit McGee daraufhin auf und fügt hinzu: „Heißt das, sie lebt auch noch?“ Erneut nickt der ältere Agent und erwidert: „Sie musste sich erst wieder erholen. Wir haben den Tod der Beiden vorgetäuscht, um von Mexiko aus ermitteln zu können. Die Terroristen haben auch dort einige Verbindungen.“ Der junge Mann springt ungehalten auf und will zur Tür laufen, als Ziva ihn unsanft zurückhält und versucht, ihn zu beruhigen: „Tim...“ Doch er schüttelt nur den Kopf und faucht Gibbs an: „Wie konntest du das tun? Ich habe.... ich habe sie...“ Mit diesen Worten lässt er sich einfach auf den Boden gleiten, so dass die Israelin Mühe hat, ihn festzuhalten und starrt stumm vor sich hin.
Niemand scheint mehr, zu ihm durchdringen zu können, so dass der Chefermittler nur noch eine Möglichkeit sieht, um in sein Bewusstsein gelangen. Kurzentschlossen geht er zu einer Tür, die in einen Nebenraum führt, klopft kurz an und öffnet diese Sekunden später. Die Bewegung, die der junge Agent im Augenwinkel wahrnimmt, lässt ihn aufsehen, so dass er Tony erkennt, der zu ihnen ins Zimmer tritt. Im gleichen Moment ist er bereits überstürzt aufgesprungen, läuft auf ihn zu und verpasst ihm einen kräftigen Kinnhaken, der ihn taumeln lässt. Sein Anblick hat den jungen Agenten dazu gebracht, die Kontrolle über seine Selbstbeherrschung zu verlieren und seinem Verlangen nachzugeben. Er macht seinen Kollegen dafür verantwortlich, dass er geglaubt hatte, Abby verloren zu haben, denn dass sie zu ihm zurückkehren würde, hat er noch immer nicht begriffen. In seinen Augen war es Tony, der ihm diesen Schmerz zugefügt hatte, der zugelassen hatte, dass die Forensikerin verletzt wurde. „McGee“, beginnt der Ältere, während er mit der Hand über seine blutende Unterlippe fährt, doch dieser zischt lediglich aufgebracht: „Vergiss es, DiNozzo!“ Mit diesen Worten verschwindet er endgültig aus dem Hotelzimmer und wirft die Tür mit einem lauten Knall hinter sich ins Schloss.

Auch an diesem Tag lässt ihre innere Uhr Kate bereits vor dem Sonnenaufgang erwachen, doch ihre Nacht war nicht von Erholung geprägt. Am Abend hatte sie sich geweigert, erneut ein Beruhigungsmittel einzunehmen, so dass sie sich stundenlang in ihrem Bett herum gewälzt hatte, während ihre Überlegungen immer wieder um die vergangenen Tage gekreist waren. Irgendwann hatte sie dann doch die Erschöpfung übermannt, und sie war in einen unruhigen, von quälenden Alpträumen begleiteten Schlaf gefallen. Ihr Kopf schmerzt noch immer von der Gehirnerschütterung, doch als es ihr gelingt, ihre Gedanken zu verdrängen, fühlt sie sich langsam besser. Sie geht zum Schrank, um die wenigen Sachen, die sich darin befinden, in ihre Tasche zu packen und dann endlich wieder nach Hause zu fahren. Am gestrigen Tag hatte sie eine zähe Diskussion mit ihrem behandelnden Arzt geführt, doch schließlich hatte er nachgeben und würde sie heute auf eigenen Wunsch entlassen. Wenige Minuten später betritt endlich eine Krankenschwester das Zimmer und reicht der jungen Frau einige Papiere, die diese eifrig unterschreibt. Nach einem kurzen Blick auf die Uhr erhebt sie sich, verlässt diesen ungemütlichen Raum und geht schnellen Schrittes den farblosen Korridor entlang, um endlich aus dem Krankenhaus zu gelangen.
Kaum tritt sie durch die Tür und nimmt die frische, schon so früh am Morgen schwüle Luft in sich auf, sieht sie bereits ihren jungen Kollegen auf sich zu kommen. Schweigend gehen die Beiden zu seinem Wagen und fahren wenig später durch die belebten Straßen Washingtons, um zu Kates Haus zu gelangen. „Bist du sicher, dass es dir wirklich gut geht?“, fragt McGee seine Vorgesetzte schließlich vorsichtig, die daraufhin jedoch nur lächelnd nickt: „Mach dir keine Sorgen um mich! Ich bin wieder fit.“ Erneut wendet er seinen Blick stumm nach vorn, so dass die junge Frau nachhakt: „Hat Gibbs mit dir gesprochen?“ Er antwortet nicht, sondern nickt lediglich, woraufhin auch sie wieder auf die Straße sieht und erklärt: „Ich habe meinen Ehemann vor achtzehn Monaten beerdigt, und gestern früh steht er lebendig vor mir. Glaub mir, ich kann nachvollziehen, wie du dich fühlst!“ „Ich habe keine Ahnung, ob ich froh darüber sein soll, dass alles nur eine Lüge war oder...“, beginnt er, um dann jedoch abzubrechen, woraufhin sie flüstert: „Ich weiß, Tim. Ich weiß.“ Danach herrscht wieder Schweigen zwischen den beiden Agenten, jeder hängt nur seinen Gedanken nach, bis der junge Mann fragt: „Was hast du jetzt vor?“ Ein leises Lachen verlässt ihre Kehle, ehe sie meint: „Frag mich etwas leichteres! Ich habe die letzten Monate damit verbracht, Tonys Mörder zu suchen. Und nun...? Aber eins weiß ich, ich werde meinen Entführer finden. Er hat vier Menschen kaltblütig getötet, und ich wäre vermutlich die nächste gewesen. Immerhin hat die Explosion ihr Ziel nur knapp verfehlt. Dieser Mann darf nicht ungestraft davon kommen. Dafür werde ich sorgen. Das hindert mich vielleicht daran, über Dinge nachzudenken, die ich nicht mehr ändern kann.“
 
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Und es geht weiter. Viel Spaß!

LG Claudia


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29. Juli 2008 - Washington D.C., USA
Die restliche Fahrt verläuft schweigend, denn die Agenten hängen ihren Gedanken nach, aus denen sie sich erst wieder losreißen, als sie vor Kates Haus halten. Den gesamten Morgen verbringt die junge Frau beinahe wie in Trance, realisiert weder, wie sie ihre Tasche im Schlafzimmer abgestellt und sich umzieht, noch, dass sie gemeinsam mit ihrem Kollegen einen Kaffee trinkt, bevor die Beiden sich auf den Weg ins Hauptquartier machen. In der Zeit im Krankenhaus hatte sie viel zu viel Zeit zum Nachdenken, so dass sie nun dringend etwas Arbeit als Ablenkung benötigt, auch wenn sie im Grunde noch nicht wieder fit ist. Aber sie verdrängt die Tatsache, dass ihr Körper zu schwach für ihre anstrengende Arbeit ist, denn die vier ungelösten Mordfälle, die noch immer auf Gerechtigkeit warten sind zu wichtig für sie, als dass sie sich zu Hause erholen könnte. Als sie mit McGee wenig später im Großraumbüro den Aufzug verlässt, sieht sie die Israelin wie erwartet bereits an ihrem Arbeitsplatz sitzen. Diese hat sich in einige Akten vertieft, doch bei dem Eintreffen ihrer Kollegen blickt sie erwartungsvoll auf und erwidert deren Gruß. Der junge Mann lässt seinen Rucksack auf den Boden gleiten und verschwindet wortlos im hinteren Fahrstuhl, um in das Labor zu gelangen und nach den Ergebnissen der Spuren von Kates Entführung zu fragen.
Als die Teamleiterin ihre Waffe in der Schublade verstaut hat, geht sie zu dem neben ihr liegenden Schreibtisch und erklärt nachdrücklich: „Ziva, ich muss mit dir reden.“ Die Angesprochene hebt verwundert ihren Kopf und nickt, so dass sie fortfährt: „Du weißt, dass du mein Vertrauen missbraucht hast. Wir sind ein Team, und ich muss mich hundertprozentig auf dich verlassen können.“ Die Mossad-Offizierin war darauf vorbereitet, dass ihre Vorgesetzte diese Lüge nicht ohne weiteres vergessen wird, so dass sie nun versucht, sich zu erklären, doch ihr Gegenüber hebt die Hand und spricht weiter: „Ich weiß, dass ich dir im Job vertrauen kann. Du gehörst mittlerweile zu den besten Agenten in dieser Behörde, und ich brauche dich in meinem Team. Dennoch wäre es mir lieber, wenn du dir eine Wohnung suchen und ausziehen würdest. Je eher, desto besser. Es ist einfach zu viel passiert. Ich muss diese ganze Sache erst einmal verarbeiten.“ Entsetzt vernimmt die Israelin die Aussage der Chefermittlerin, denn diese überstürzte Reaktion hatte sie nicht von ihr erwartet. Sie hatte gehofft, ihr alles erklären zu können, doch dazu bekommt sie keine Gelegenheit, wird einfach vor vollendete Tatsachen gestellt. Mittlerweile ist es nicht nur ihr Auftrag, den sie dadurch gefährdet sieht, sondern auch die Sicherheit der jungen Frau, die für sie schon lange mehr ist als nur ihre Vorgesetzte. Dennoch nickt sie wortlos und sieht der Teamleiterin nach, die sich nun an ihrem Arbeitsplatz niederlässt und sich den vor ihr liegenden Papieren widmet.
Wenig später verlässt McGee den hinteren Aufzug, geht zielstrebig zu den Schreibtischen seines Teams und nimmt sich die Fernbedienung für den Plasmabildschirm, woraufhin ihn seine Kolleginnen erwartungsvoll ansehen. Er legt ein Foto des Sprengsatzes aus der Lagerhalle auf den Bildschirm und erläutert die wenigen Ergebnisse, von denen der Forensiker ihm hatte berichten können: „Wir konnten leider nur wenige Spuren sicherstellen. Die Bombe hatte den gleichen Aufbau wie die aus Kates Wagen, doch diese sollte durch einen Druckschalter ausgelöst werden. Der Sprengstoff stammt erneut aus Army-Beständen und vermutlich aus der gleichen Ladung wie der letzte. Es waren am Tatort weder Fingerabdrücke noch DNA von einer fremden Person zu finden.“ Nacheinander blendet er mehrere Bilder ein, die der Chefermittlerin sichtlich zu schaffen machen, auch wenn sie versucht, die auf sie einstürmenden Gefühle zurück zu drängen. Doch Ziva entgeht das leichte Zittern ihrer Hand nicht, als der dunkle Kellerraum auf dem Monitor erscheint, in dem sie die Agentin gefunden hatten. Als Tim seine Ausführungen beendet hat, schließt sie kurz die Augen, schüttelt mit einem leisen Seufzen die Erinnerungen an jene qualvollen Stunden ab und stellt fest: „Wir haben also schon wieder keine brauchbaren Hinweise.“ Der junge Mann schüttelt betreten den Kopf, so dass sie bestimmt erklärt: „Seht euch noch einmal die Akten zu unseren Mordfällen an! Ich werde mir die beiden Explosionen vornehmen.“

Kate hat das Großraumbüro nur kurz verlassen, um eine Kleinigkeit zu essen, denn sie weiß genau, dass ihrem Körper noch immer die Kraft fehlt, um einen langen Tag ohne Pause, und sei sie auch noch so kurz, zu überstehen. Im Grunde wäre es besser für sie gewesen, einige Tage zu Hause zu verbringen, doch dort würden sie ihre wirren Gedanken in den Wahnsinn treiben, während die Ermittlungen in ihrem Fall weiterhin liegen bleiben. Zielstrebig verlässt sie nun den Aufzug, um diese endlich weiterzuführen und hoffentlich bald zu einem Abschluss zu bringen. Die Schreibtische ihrer Kollegen sind noch immer verlassen, nur an ihrem Arbeitsplatz sitzt ein junger Mann, der sich lässig in dem Stuhl zurück gelehnt und die Füße auf der Tischplatte abgelegt hat. „Pablo. Wieso bist du heute schon hier? Dein Dienst beginnt doch erst in drei Tagen“, fragt die Teamleiterin verwundert und umarmt den Agenten, den der Klang ihrer Stimme hastig hat aufspringen lassen, worauf dieser grinsend erwidert: „Ich muss doch meine neue Vorgesetzte ein wenig beeindrucken. Außerdem habe ich mir in den letzten zwei Wochen ganz D.C. angesehen. Glaub mir, ich hatte genug Urlaub für die nächsten Monate.“ Die junge Frau lacht über seine ironische Aussage und will etwas erwidern, als das leise 'Pling' des Fahrstuhls sie davon abhält.
Sie blickt sich nach ihren beiden Kollegen um, die in diesem Moment auf ihre Schreibtische zugehen und erklärt: „Ich möchte euch ein neues Mitglied in unserem Team vorstellen. Das ist Special Agent Pablo García. Ich habe gemeinsam mit ihm mehrere Einsätze in Paraguay durchgeführt. Pablo, das ist Special Agent Timothy McGee. Wir arbeiten seit fünf Jahren zusammen.“ Bei dieser Aussage deutet Kate auf den jungen Mann und wendet sich dann der Israelin zu, um fortzufahren: „Officer Ziva David. Sie ist Verbindungsoffizierin des Mossad und vor einigen Monaten zu uns gestoßen.“ Der Angesprochene schüttelt ihnen die Hand, und auch sie begrüßen ihren neuen Kollegen freundlich, obwohl es Ziva nicht ganz gelingt, ihren skeptischen Blick zu verbergen. Mit einem kurzen Nicken lassen sich die Beiden an ihren Arbeitsplätzen nieder, während die Chefermittlerin ihrem neuen Teammitglied seinen Schreibtisch zuweist und fragt: „Hast du eigentlich schon eine Wohnung gefunden?“ Der junge Mann nickt und erwidert: „Ich hatte ja genug Zeit dafür.“ „Gut, dann bin ich beruhigt. Sonst hättest du dich bei mir einquartieren müssen“, gibt sie zurück, doch Pablo schüttelt den Kopf und meint grinsend: „Danke, aber meine Bleibe ist gar nicht schlecht.“ Währenddessen hat sich die Israelin über eine Akte gebeugt und gibt vor, diese zu studieren, dennoch sie hat das Gespräch argwöhnisch verfolgt.

Nach dem Feierabend bleibt die Teamleiterin noch an ihrem Schreibtisch sitzen, um die Akten zu bearbeiten, die in den letzten Tagen liegen geblieben waren. Doch im Grunde drückt sie sich lediglich davor, endlich nach Hause zu fahren, und ihr täglicher Besuch auf dem Friedhof hat sich ja auch ab sofort erledigt. Ziva wirft ihrer Vorgesetzten noch einen letzten Blick zu, als sie ihren Rucksack nimmt und im Aufzug verschwindet, um nach Hause zu fahren. Sie weiß, dass es keinen Sinn hat, erneut mit ihr zu sprechen und hat deshalb den Vorsatz gefasst, noch heute ihre Sachen zu packen und sich dann eine neue Bleibe zu suchen. So steht sie eine Stunde später mit ihrer Reisetasche vor Gibbs' Haus, das er an diesem Tag wieder bezogen hat, denn das Hotelzimmer war auf Dauer keine Lösung. Nach einem verwunderten Blick lässt er sie herein, so dass die junge Frau im Wohnzimmer auf einem Sessel Platz nimmt, wo auch Tony sie erwartet und sie mit einem Blick auf ihr Gepäck sofort fragt: „Wieso bist du hier und nicht bei Kate?“ Die Angesprochene seufzt leise, ehe sie erklärt: „Sie hat mich sozusagen rausgeworfen. Sie meinte, sie könnte mit mir arbeiten, aber nicht wohnen.“ Der Agent springt nach dieser Aussage ungehalten auf und hakt nach: „Soll das heißen, sie ist allein?“ „Verdammt Tony, beruhige dich!“, schaltet sich nun auch der Teamleiter ein und fügt hinzu: „Du weißt, du kannst sie nicht zwingen.“ „Es tut mir leid“, beginnt die Israelin, doch Gibbs schüttelt wortlos den Kopf, hatte er doch bereits mit einer derartigen Reaktion der jungen Frau gerechnet.
Nachdem sie alle Platz genommen haben, beginnt Ziva, von den Geschehnissen des Tages zu berichten: „Pablo García hat sich heute offiziell als neues Mitglied unseres Teams vorgestellt. Kate hat ihm angeboten, bei ihr zu wohnen, aber er meinte, er habe bereits eine Wohnung.“ Bei diesen Worten schnappt Tony hörbar nach Luft, doch der ältere Agent kommt ihm zuvor und erwidert: „Sie scheint ihm sehr zu vertrauen. Wir müssen ihn unbedingt im Auge behalten. Hat sie Ihnen schon vorher von ihm erzählt, Officer David?“ Die junge Frau nickt, doch sie kann nicht viel darüber erzählen: „Die beiden haben in Paraguay ab und zu gemeinsame Ermittlungen geführt. Sie meinte, er wäre noch immer ihre Kontaktperson auf der Suche nach den Drahtziehern des Anschlags vor achtzehn Monaten. Auf meine Frage, ob sie sicher ist, dass er kein Maulwurf ist, meinte sie, sie würde ihm vertrauen.“ Mittlerweile geht Gibbs nachdenklich im Zimmer auf und ab, während Tony sich wieder auf der Couch niedergelassen hat. Nach einiger Zeit des Schweigens erklärt der ehemalige Chefermittler: „Ich glaube, wir können vorerst nichts tun. Wir haben keinen Grund, sie bewachen zu lassen. Und wenn wir das selbst tun, ist es zu auffällig. Wir müssen endlich unsere Ermittlungen abschließen.“ Der junge Agent lässt sich nur widerwillig davon überzeugen, doch schließlich gibt er zu, dass Kate allein auf sich aufpassen kann.
 
AW: [NCIS] Revenge under the Sign of two Roses

Irgendwie scheint hier mein Mittwochskapitel zu fehlen.
Dann werd ich das mal schnell nachholen.

LG Claudia


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02. August 2008 - Washington D.C., USA
Es ist der erste Tag seit längerem, an dem ihm nicht die beinahe unerträglich schwüle Luft entgegen schlägt, sobald er das Haus verlässt. Da sein Team an diesem Samstag keinen Dienst hat, beschließt Tim, ein wenig nach draußen zu gehen, um einen klaren Kopf zu bekommen. Obwohl er normalerweise kein Freund von ausgedehnten Spaziergängen ist, hat er die frische Luft im Moment wirklich nötig. Die Gedanken, die ihn seit ein paar Tagen unaufhörlich quälen, lassen ihm kaum noch Ruhe, doch er muss sich ihnen endlich stellen. Die Tür seines Appartementhauses fällt dumpf hinter ihm ins Schloss, als er den Fußweg entlang geht und sich zum nahe gelegenen Park wendet. Eine halbe Stunde läuft er, in seine Überlegungen vertieft, ohne auf seine Umgebung zu achten, die sich mittlerweile von grauen Betonriesen in Grünanlagen und unzählige Bäume gewandelt hat. Irgendwann unterbricht er seinen Fußmarsch und lässt sich auf einer Holzbank in einem abgelegenen Teil, etwas abseits der Wege, nieder. Die angenehme Stille dieses Ortes umhüllt den jungen Agenten und lässt ihn für einige Minuten die Augen schließen und abschalten. Doch es gelingt ihm noch immer nicht, die Worte seines ehemaligen Vorgesetzten aus seinem Unterbewusstsein zu vertreiben.
Seine Sinne schärfen sich, als er eine Bewegung unmittelbar neben sich wahrnimmt, die seine Aufmerksamkeit in diese Richtung wenden lässt. Neben ihm hat sich ein dunkel gekleideter Mann niedergelassen, seine Kappe tief ins Gesicht gezogen und starrt bewegungslos geradeaus. Bereits ein Blick auf dessen Profil zeigt McGee, wer ihm hier so unerwartet Gesellschaft leistet, aber bevor er sich erheben kann, wendet der Unbekannte seinen Kopf zu ihm und sieht direkt in seine Augen, so dass erneut die Wut von ihm Besitz ergreift. „Was willst du hier, DiNozzo?“, zischt er ihm entgegen, doch dieser lässt sich nicht beirren und erwidert ruhig: „Mit dir reden. Du musst nichts sagen, aber bitte hör mir zu!“ Der Jüngere lehnt sich daraufhin schweigend zurück und blickt nun starr nach vorn auf einen imaginären Punkt in der Ferne. Obwohl er seinen früheren Kollegen am liebsten niemals wiedersehen wollte, ist etwas in dessen Stimme, dass ihn davon abhält, einfach zu verschwinden und stattdessen bewegungslos verharrt. Ein leises Seufzen ist von Tony zu hören, bevor auch er sich abwendet und leise beginnt: „Ich weiß, die Tatsache, dass ich die Menschen, die ich liebe, beschützen wollte, macht meine Fehler weder besser noch ungeschehen. Es war nie geplant, dass Abby mit uns kommt, aber die Situation erforderte es. Der Anschlag war die perfekte Gelegenheit unterzutauchen, doch ich konnte sie nicht verletzt zurücklassen. Mittlerweile weiß ich, dass es ein großer Fehler war, dass ich diesen Auftrag angenommen hatte, aber ich konnte nicht mehr zurück, und ich musste mein Team, meine Familie, um jeden Preis beschützen. Ich hätte es mir nie verzeihen können, wäre auch nur einem von euch etwas passiert. Du warst mein Kollege und mein Freund, Tim. Ich wollte dich niemals verletzen.“
Nach diesen Worten hält er inne und denkt eine Weile nach, doch als er fortfahren will, wird er unterbrochen: „Ich wusste nicht, dass sie das tut.“ Überrascht blickt der Agent den Jüngeren bei dieser Aussage an, doch er schweigt, so dass McGee erklärt: „Sie war vollkommen fertig. Niemand hat ihr etwas über die Ermittlungen erzählt.“ „Du hast ihr die Akte besorgt?“ Er hat mit dieser Frage gerechnet, dennoch ist er überrascht, keinen Zorn in der Stimme seines Gesprächspartners zu hören. Ein zaghaftes Nicken ist die Antwort, bevor er erklärt: „Der Zugang zu diesem Fall war für alle Agenten des NCIS gesperrt. Lediglich die Direktorin hatte Einsicht, aber sie wollte Kate nicht einweihen.“ Für einen Augenblick verstummt er, ehe er aufgebracht hinzufügt: „Es war ihr gutes Recht. Sie hatte ihren Ehemann verloren.“ Eine Hand auf seiner Schulter lässt ihn kurz zusammen zucken, so dass er sich zu Tony umdreht und flüstert: „Wenn ich gewusst hätte, was sie vorhat, dann...“ „Ich weiß, Tim. Ich bin nicht hier, um dir wegen irgendetwas Vorwürfe zu machen. Ohne meine Entscheidung, sie nicht einzuweihen, wäre es niemals so weit gekommen. Und wir wissen beide, dass Kate einen anderen Weg gefunden hätte.“ Der junge Agent nickt und erklärt bestimmt: „Ich werde auf sie aufpassen. Das verspreche ich.“ „Das weiß ich, Tim“, ist die kurze Antwort, so dass dieser den Blick erneut in die Ferne schweifen lässt und erstaunt feststellt, dass sich das undurchdringlich erscheinende Chaos in seinem Kopf endlich gelichtet hat. Vielleicht hat ihm das Gespräch mit seinem ehemaligen Kollegen dabei geholfen, die Vergangenheit zu akzeptieren und damit abzuschließen. Die Hauptsache ist schließlich, dass Abby noch am Leben ist und er sie schon bald wiedersehen würde, was in seinem Inneren ein unglaubliches Glücksgefühl verursacht. Er löst seine Augen vom Horizont und wendet sich nach rechts, wo Sekunden zuvor noch Tony gesessen hat, doch dieser ist genauso überraschend verschwunden, wie er gekommen war, und McGee nun wieder allein.

Nach dieser unerwarteten Begegnung mit seinem früheren Kollegen und Vorgesetzten macht sich Tim wieder auf den Weg zu seiner Wohnung. Er weiß, dass er niemals von sich aus mit Tony gesprochen hätte, denn dazu war er in den letzten Tagen viel zu wütend auf ihn gewesen. Doch er muss sich eingestehen, dass genau diese Unterhaltung ihm gut getan und geholfen hat, die ganze Sache zu verstehen. Wie sehr hatte er Abby in den vergangenen Monaten vermisst, und das Wissen, dass sie demnächst zu ihm zurückkehren würde, lässt ihn nun alles andere ausblenden. In seinem Inneren weiß er, dass er die ganze Sache niemals vergessen und ihm wohl auch nicht verzeihen wird, doch das ist im Moment unwichtig. Der Schlüsselbund klappert leise, als er ihn ins Schloss steckt und die Tür zu seinem Appartement öffnet. Sofort setzt er sich an seinen Schreibtisch und fährt seinen Computer hoch, denn er hat beschlossen, der Forensikerin eine E-Mail zu schreiben. Kaum hat er sich eingeloggt, blinkt bereits das Symbol für eine eingegangene Textnachricht auf dem Monitor, begleitet von einem durchdringenden Piepsen. Gespannt klickt er auf den kleinen Umschlag und liest wenig später die Zeilen, die ihm die junge Frau geschrieben hat, während seine Lippen ein glückliches Lächeln ziert.
Ihre überschäumende Lebensfreude hatte ihm mehr gefehlt, als er bisher realisiert hat, auch wenn die Worte nur einen Bruchteil davon wiedergeben. Vor seinem inneren Auge kann er ihre fröhlich wippenden Rattenschwänze sehen, wenn sie wie so oft aufgeregt auf und ab hüpft, während ein freches Grinsen ihr Gesicht strahlen lässt. Bereits der Gedanke auf ein Wiedersehen schickt ein erwartungsvolles Kribbeln über seinen ganzen Körper, so dass er es kaum noch abwarten kann, sie endlich wieder in seine Arme zu schließen. Erneut liest er die Zeilen, die in den letzten Minuten ein unglaubliches Glücksgefühl in ihm ausgelöst haben: 'Ich bin wieder vollkommen hergestellt... In einer Woche werde ich nach Washington zurückkehren können.' In dem Moment, als er die Worte wirklich realisiert, erfasst eine gewaltige Unruhe den jungen Mann, denn sieben Tage sind viel zu kurz, um ihre Ankunft vorzubereiten, immerhin muss alles perfekt sein, wenn sie endlich nach Hause kommt. Hektisch sieht er sich in seiner Wohnung um, die in den letzten Monaten mehr und mehr zu einer Junggesellenbude eines Computerfreaks verkommen war. Er wirft einen letzten Blick auf die E-Mail, bevor er beginnt, sein Appartement für Abbys kritische Augen vorzubereiten und denkt währenddessen angestrengt über den perfekten Abend für ihr Wiedersehen nach. Normalerweise ist er in diesen Dingen nicht sehr romantisch veranlagt, doch für sie würde er alles tun, so dass er in Gedanken bereits eine Liste mit schwarzen Rosen, Champagner und allem, was dazu gehört, anlegt, auch wenn die Forensikerin dies wohl überaus kitschig finden wird.
 
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So, da gibt es eben heute zwei Teile. Viel Spaß!

LG Claudia


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09. August 2008 - Washington D.C., USA

Als ich an diesem Samstagmorgen die Augen öffne, breitet sich unwillkürlich ein seltsames Gefühl in meinem Inneren aus, das ich nicht definieren kann. Es ist das erste Wochenende seit Monaten, an dem nicht nur mein Team frei hat, sondern auch mich nichts in das Hauptquartier des NCIS treibt. Bisher hatte ich mich stets meiner Suche nach den Terroristen oder unserem geheimnisvollen Mörder hingeben, um nicht die Möglichkeit zu haben, mich in meinen Erinnerungen zu verlieren. Die Arbeit hatte mir geholfen, mich abzulenken und hatte mir den Halt gegeben, den ich brauchte, um meinem Leben wieder einen Sinn zu geben. Doch nach dem plötzlichen Auftauchen meines tot geglaubten Ehemannes habe ich meine Rachegedanken endgültig aufgegeben, denn nun haben sie keinen Sinn mehr. Im Grunde hatte ich mich immer mehr in diese Sache hinein gesteigert, aber ohne dies fehlt mir die Aufgabe, die mich in der letzten Zeit voran getrieben und dazu gebracht hatte, nicht aufzugeben. Die Verantwortung, die ich für mein Team trage, werde ich dennoch weiterhin ernst nehmen, aber zwischen meinen Arbeitstagen, so lang sie auch sein mögen, habe ich nunmehr zu viele Gelegenheiten, mich meinen wirren Gedanken hinzugeben, die nicht dafür sorgen, dass ich mich endlich besser fühle.
Der Fall, der mir und meinen Agenten im Laufe der Ermittlungen vier ermordete Navy-Angehörige beschert hatte, hatte mich in den vergangenen Wochen beinahe ununterbrochen beschäftigt. Mittlerweile hatte ich schon nicht mehr daran geglaubt, dass wir jemals auf eine entscheidende Spur stoßen würden, die uns zum Täter führen würde. Doch vor wenigen Tagen erhielten wir unerwartet einen Hinweis, der uns auf den Army-Stützpunkt führte, von dem der Sprengstoff unserer Bomben stammte. Im Grunde war es purer Zufall gewesen, dass der dortige Colonel bei einer routinemäßigen Prüfung der Inventurlisten Unregelmäßigkeiten festgestellt hatte. Obwohl Gibbs uns stets gelehrt hatte, nicht an diese Dinge zu glauben, wusste ich es dennoch zu schätzen, dass sich alles gefügt hatte. Damit hatte ich endlich neue Hoffnung geschöpft, dass wir den Mörder, der höchst wahrscheinlich auch mein Entführer gewesen war, endlich fassen würden. Die Spur, die wir dadurch erhalten hatten, führte uns zu einem Petty Officer, der ein Jahr lang mit einer Pakistanerin verheiratet gewesen war, die ihn anscheinend in die Kreise des Terrorismus eingeführt hatte. Ab diesem Punkt begannen die Ermittlungen, beinahe wie von selbst voran zu schreiten, ohne dass wir, wie bisher, lange im Dunkeln tappen mussten. Plötzlich fügte sich alles zu einem Gesamtbild zusammen, die Werkzeuge in der Garage, die deutliche Sprengstoffrückstände aufwiesen, genauso wie seine unerklärlichen Auslandsaufenthalte, die ihn offensichtlich über Europa nach Afghanistan geführt hatten.
Alles, was darauf folgte, war nur noch reine Formsache gewesen, auch wenn es mir noch immer ein wenig zu einfach erschien, dass uns diese Hinweise nach unserer wochenlangen erfolglosen Suche nun förmlich in die Hände gefallen waren. Dennoch deuteten sie unmissverständlich auf Petty Officer John Hanson als Täter, auch wenn dieser sich in undurchdringliches Schweigen hüllte. Im Grunde kann es mir egal sein, dass der junge Mann die Morde nicht gestanden hatte, denn damit würden sich nun die Agenten aus Guantánamo befassen. Trotzdem kreisen meine Gedanken weiterhin ununterbrochen um diesen Fall, obwohl mein Team diesen endlich abgeschlossen hat. Ich kann mich des Gefühls nicht erwehren, dass etwas nicht mit rechten Dingen zugegangen war, auch wenn ich mir sicher bin, dass Hanson keinesfalls unschuldig ist, denn seine Mitgliedschaft bei der Al Qaida ist eindeutig. Aber dass er mit dieser Sache zu tun hat, erscheint mir dennoch ein wenig abwegig, glaube ich doch, dass ihm die Intelligenz und die Erfahrung fehlen, um die Morde und meine Entführung zu planen und durchzuführen, ohne auch nur die geringste Spur zu hinterlassen. Ganz zu schweigen von den Botschaften an mich, für die umfangreichere Nachforschungen nötig gewesen waren als das Lesen meiner Dienstakte. Wahrscheinlich hatte er lediglich Anweisungen befolgt, doch meine Arbeit in den vergangenen Jahren hatte mir oft genug gezeigt, dass es beinahe unmöglich ist, den Befehlsgeber aufzuspüren.

Nur mit Mühe habe ich die Gedanken an diesen Fall abgeschüttelt, der nun endlich abgeschlossen ist und den aufzurollen ich im Moment einfach nicht die Kraft habe. Plötzlich zu erfahren, dass mein Ehemann, den ich beinahe zwei Jahre lang für tot gehalten hatte, in Wahrheit noch am Leben ist, hatte mich vollkommen aus der Bann geworfen. Ihm dann jedoch unvermittelt gegenüber zu stehen und mich erneut mit meinen verdrängten Emotionen konfrontiert zu sehen, hatte diese ganze Sache auch nicht besser gemacht. Auch wenn ich versuche, nicht darüber nachzudenken und meinen Job so gut wie möglich zu machen, gelingt mir dies nur äußerlich, denn in meinem Inneren dreht sich weiterhin alles um Tony, meine Gedanken, meine Gefühle, im Grunde mein ganzes Leben. Doch auch wenn ich ihn noch immer liebe, kann ich ihm diesen Verrat nicht verzeihen, denn damit hat er mir den schlimmsten Schmerz zugefügt, den man sich vorstellen kann. Für mich gibt es nur noch eine Möglichkeit, ich muss endgültig mit ihm, unserer Ehe und damit meiner Vergangenheit abschließen, um endlich wieder nach vorn blicken zu können. Kurz entschlossen öffne ich den Kleiderschrank in meinem Schlafzimmer, in dem noch immer die Sachen meines Mannes liegen, so als würde er jeden Moment zurückkehren. In den letzten Monaten hatte mich stets diese Hoffnung begleitet, so dass es mir nicht möglich gewesen war, auch nur ein Stück anzurühren. Aber nun bin ich mir sicher, dass er nichts davon vermissen würde, immerhin war er bisher auch ohne diese Dinge ausgekommen.
Ein leises Seufzen rinnt über meine Lippen, als ich einige Minuten regungslos vor dem Schrank verharre, um mich schließlich zum Bett zu wenden und unter das Kissen jener Bettseite zu greifen, die seit so langer Zeit verlassen ist. Bestimmt ziehe ich eines seiner Hemden hervor, das ich stets getragen hatte, wenn mich die Sehnsucht nach ihm wieder einmal förmlich zerrissen hatte, denn ich glaubte, darin noch immer einen Hauch seines Duftes wahrzunehmen. Auch jetzt kann ich nichts dagegen tun, dass ich dieses Stück Stoff unwillkürlich an meine Nase halte und das vertraute Aroma seines After Shaves einatme. Doch dann schüttle ich bestimmt den Kopf, denn dieser Geruch existiert mittlerweile nur noch in meiner Erinnerung, die mehr und mehr verblasst. Ich habe einen Entschluss gefasst und diesen werde ich in die Tat umsetzen, dazu ist genau dieses Hemd der richtige Anfang. Mit diesem Gedanken verlasse ich den Raum und gehe zielstrebig nach unten, wo ich das Wohnzimmer betrete und dann vor dem Kamin verharre. Dass es bereits so früh am Morgen eigentlich zu warm ist, um in diesem ein Feuer zu entzünden, ist mir im Moment vollkommen egal, denn mich treibt ein völlig anderer Beweggrund dazu. Deshalb greife ich nach den Streichhölzern, die auf dem Sims liegen und entzünde die sauber aufgeschichteten Holzscheite, die vermutlich bereits seit Monaten auf ihre Bestimmung warten, war doch auch dieses Ritual für mich viel zu schmerzhaft mit der Vergangenheit verbunden.
Das Geräusch des leisen Prasselns erfüllt den Raum, während die hellen Flammen tanzende Schatten auf mein Gesicht werfen und sich in meinen Augen widerspiegeln, die starr in den Kamin gerichtet sind. Ich atme tief durch und knülle das Hemd, das ich noch immer in der Hand halte, zusammen, um es dann in das Feuer fallen zu lassen. So sicher ich mir noch Minuten zuvor war, kann ich nun jedoch nicht verhindern, dass meine Finger bei dieser Bewegung leicht zittern. Dennoch sage ich mir immer wieder, dass ich es tun muss, um endlich damit abzuschließen, aber das Gefühl der Erleichterung will sich einfach nicht einstellen. Stattdessen spüre ich lediglich den Schmerz, der in ihrem Inneren wütet, beinahe als würden die Flammen auch mein Herz und meine Seele verschlingen. Trotzdem löse ich mich nicht aus meiner Starre, sondern zwinge mich dazu, mitanzusehen, wie eines seiner Kleidungsstücke, das mir in den letzten Monaten die Illusion seiner Nähe vermittelt hatte, langsam verbrennt, um schließlich zu einem Häufchen Asche zu zerfallen. Ohne etwas dagegen tun zu können, rinnt eine einzelne Träne meine Wange hinab und fällt dann zu Boden, bevor sie in den Fasern des Teppichs versickert. Mit diesem Ritual wollte ich förmlich einen Schlussstrich erzwingen, in der Hoffnung, endlich vergessen und nach vorn blicken zu können, vergeblich. So oft habe ich geglaubt, mein Leben wieder in den Griff zu bekommen und ohne ihn weiter führen können, aber jedes einzelne Mal wurde ich eines Besseren belehrt. Ich habe mir nur etwas vorgemacht, denn im Grunde weiß ich, dass ich ihn wohl niemals werde loslassen können, dass wir füreinander bestimmt sind, eine Tatsache, an der ich wohl niemals etwas ändern werden kann.
 
AW: [NCIS] Revenge under the Sign of two Roses

Und es geht endlich weiter. Viel Spaß!

LG Claudia


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12. August 2008 - Washington D.C., USA
Die letzten Tage sind ruhig verlaufen, denn seit dem Abschluss ihrer Ermittlungen in den vier Todesfällen hat das Team noch keinen neuen Fall erhalten. Auch Pablo scheint sich gut einzufügen, ist stets freundlich und zuvorkommend, doch Ziva wird noch immer das Gefühl nicht los, dass er etwas verbirgt. Auch wenn bisher keine ihrer Nachforschungen ein Ergebnis gebracht hatte, wird sie dennoch nicht so leicht aufgeben, denn sie ist sich sicher, dass er etwas verbirgt. Erleichtert hat sie jedoch feststellen können, dass Kate wohl ihre Suche nach den Drahtziehern des Anschlags auf den 'Army and Navy Country Club' eingestellt hat. Deshalb konzentriert sie den Großteil ihrer Aufmerksamkeit auf ihren neuen Kollegen und setzt sich mit ihren Kontakten in Verbindung, um etwas über ihn und seine Vergangenheit in Erfahrung zu bringen. Wie jeden Tag nach Feierabend sitzt sie auch heute mit Gibbs zusammen und erörtert den Stand ihrer Erkenntnisse, als sie nach einer Weile nachhakt: „Wo ist eigentlich Tony?“ Der Agent fährt sich seufzend durch die Haare und erwidert: „Er meinte, es ginge ihm nicht gut. Vor einer Stunde hat er sich hingelegt.“ Wie auf ein geheimes Zeichen öffnet sich in diesem Moment die Haustür, und der junge Mann tritt herein, so dass der Teamleiter wütend aufspringt und fragt: „Verdammt DiNozzo, wo kommst du her?“ „Ich hatte etwas zu erledigen“, erklärt dieser ungerührt, doch diese Aussage macht den Älteren nur noch ungehaltener: „Das ist viel zu gefährlich. Was wäre, wenn dich jemand erkannt hätte? Du bist offiziell noch immer tot, und das soll die Al Qaida auch noch eine Weile glauben. Du weißt genau, wie wichtig dieser Fall ist.“ „Das ist mir im Augenblick herzlich egal. Also lass mich einfach in Ruhe!“, faucht der junge Ermittler zurück und verschwindet die Treppe nach oben, so dass seine Kollegen lediglich ein lautes Knallen vernehmen. Gibbs ist schon dabei, ihm zu folgen, doch Ziva hält ihn zurück und meint bestimmt: „Lassen Sie mich mit ihm reden! Vor Ihnen wird er sich nur noch mehr verschließen.“
Mit diesen Worten geht sie, ohne eine Erwiderung ihres Gegenübers abzuwarten, ins Obergeschoss, klopft Sekunden später an die Tür zum Gästezimmer und fragt leise: „Kann ich hereinkommen?“ Als sie daraufhin keine Antwort erhält, betritt sie langsam den Raum und sieht den jungen Mann, in seine Gedanken versunken, am Fenster stehen. Er zeigt auf ihre Anwesenheit keine Reaktion, sondern starrt nur unbeweglich nach draußen, so dass die Israelin einen Moment zögert. „Du warst bei Kate?“, stellt sie schließlich mehr fest, als dass sie fragt, doch noch immer gibt er keinen Ton von sich, so dass auch die Mossad-Offizierin in Schweigen verfällt. Plötzlich reißt sie jedoch seine kaum wahrnehmbare Stimme aus ihren Überlegungen: „Es tut weh, sie so zu sehen. Ich kann ihren Schmerz und ihre Einsamkeit beinahe fühlen.“ Noch immer dreht er sich nicht um, doch Ziva kann seine Hilflosigkeit spüren, die er nicht mehr die Kraft hat zu verstecken, so dass sie erklärt: „Gib ihr Zeit! Sie wird dich irgendwann verstehen.“ „Vielleicht. Aber sie wird mir niemals verzeihen können“, gibt er zurück und fährt nach einer Weile fort, als schwelge er in einer schönen Erinnerung: „Ich habe einen kleinen Hund gekauft. Einen Border-Collie-Welpen. Sie wollte schon lange einen solchen Hund haben, aber ich habe immer gedacht, dass wir neben der Arbeit zu wenig Zeit haben.“ Die junge Frau lächelt und nickt verstehend, doch als sie etwas erwidern will, wird sie von Tonys müder Stimme unterbrochen: „Lass mich bitte allein, Ziva!“ Mit einem leisen Seufzen blickt sie ihren Kollegen noch einige Sekunden unschlüssig an, bevor sie schließlich die Tür öffnet und wieder verschwindet.

In einem anderen Haus in Washington ertönt zur gleichen Zeit die Klingel, so dass Kate zur Tür eilt, um ihrem Besucher zu öffnen. „Tim, komm rein! Was machst du hier? Wir haben uns doch vor einer Stunde im Büro gesehen“, fragt sie verwundert, während sie zurück ins Wohnzimmer geht, sich auf dem Sofa niederlässt und ihrem Gast mit einer kurzen Handbewegung bedeutet, Platz zu nehmen. „Ich wollte privat mit dir sprechen“, beginnt der Agent zu erklären, doch ein schwarz-weißes Wollknäuel erregt seine Aufmerksamkeit, so dass er verwirrt nachhakt: „Seit wann hast du einen Hund?“ Die junge Frau lacht, als sie den Welpen auf den Schoß nimmt und erwidert: „Seit einer halben Stunde. Das ist Cookie. Sie ist ein Findelkind und saß in einem Körbchen vor meiner Tür.“ „Cookie?“, gibt McGee verwundert zurück, was Kate noch mehr zum Lachen bringt. Die kleine Hündin hat sich in der Zwischenzeit an ihr neues Frauchen gekuschelt und lässt sich den Kopf kraulen, während diese erklärt: „Der Name steht auf ihrem Halsband. Ich wollte mir schon immer einen Border-Collie kaufen, aber du weißt ja, die Arbeit als Special Agent lässt wenig Zeit.“ Der Agent blickt noch immer verunsichert zwischen seiner Kollegin und dem Vierbeiner hin und her, doch dann meint er: „Ich finde diesen Zufall etwas seltsam.“ Die Teamleiterin schüttelt den Kopf und erwidert bestimmt: „Das ist kein Zufall, Tim. Ich weiß, dass Tony diesen Hund gekauft und vor meiner Tür abgesetzt hat. Es ist schon verdammt lange her, dass ich ihm einmal davon erzählt hatte, und er hat sich daran erinnert.“ Die junge Frau lächelt bei dieser Aussage leicht, doch dann fügt sie ernst hinzu: „Jetzt bin ich wenigstens nicht mehr so allein in diesem großen Haus.“
Ein unangenehmes Schweigen breitet sich zwischen ihnen aus, denn McGee hat keine Ahnung, was er daraufhin sagen soll, doch Kate fragt ihn schließlich: „Was führt dich denn nun zu mir? Du wolltest doch sicher nicht nur die Kleine bewundern.“ Der Angesprochene schüttelt den Kopf und wendet sich seiner Kollegin zu, als er antwortet: „Ich soll dich ganz lieb von Abby grüßen.“ „Heißt das, sie ist wieder in Washington? Wie geht es ihr? Ist sie wieder vollkommen gesund? Verdammt, ich war so mit meiner Wut auf Tony beschäftigt, dass...“, hakt die junge Frau überrascht nach, während sie eine Frage nach der anderen stellt, so wie es eigentlich stets die Eigenart der Forensikerin gewesen war. Gleichzeitig macht sie sich jedoch schwere Vorwürfe, dass sie viel zu sehr mit sich selbst und ihrem eigenen Schmerz beschäftigt war, um sich um die Rückkehr ihrer besten Freundin zu sorgen. Tim versucht, sie zu beruhigen, indem er berichtet: „Langsam, Kate. Ja, sie ist seit gestern zurück in D.C. Sie hat ihre Reha abgeschlossen, aber ich weiß noch nicht, wann sie wieder arbeiten wird. Ihre Verletzungen nach der Explosion waren ziemlich schwer. Ihre Wirbelsäule wurde durch die Druckwelle in Mitleidenschaft gezogen. Aber alles andere sollte sie dir selbst erzählen.“ „Denkst du, ich kann sie besuchen?“, fragt die Chefermittlerin nach einem verstehenden Nicken ein wenig unsicher, denn sie kann es nun kaum noch erwarten, ihre beste Freundin endlich wiederzusehen. „Ich glaube, sie würde sich sehr freuen, dich zu sehen.“ In diesem Moment werden die Beiden von einem leisen Winseln unterbrochen, das Kate aufsehen und ihre Hündin erblicken lässt, die schwanzwedelnd in die Küche läuft, so dass die junge Frau sich erhebt, um ihr zu folgen und sie zu füttern. Ihr junger Kollege schaut ihr verwundert nach, doch er muss zugeben, dass er sie schon lange nicht mehr so gelöst und entspannt gesehen hatte.
Als die Agentin nach einigen Minuten ins Wohnzimmer zurückkehrt, verharrt sie hinter dem Sessel, der dem Sofa gegenüber steht und hängt ihren Gedanken nach. Erneut ist der Raum in seltsame Stille gehüllt, die McGee nach einigen Minuten unsicher bricht: „Ich bin wirklich froh, dass sie wieder da ist. Alles andere ist im Moment unwichtig.“ Sie nickt lächelnd, so dass er nachdrücklich hinzufügt: „Er wollte dich beschützen. Tony liebt dich. Du solltest noch einmal mit ihm sprechen. Mir hat es geholfen.“ Noch immer steht sie unbeweglich da, während ihr Blick ins Leere geht und sie erneut mit ihren Emotionen zu kämpfen hat, bevor sie erwidert: „Das weiß ich, aber die Sache liegt bei dir anders, Tim. Abby war verletzt und konnte sich nicht wehren, als sie sie nach Mexiko gebracht haben. Tony hat diese Entscheidung, mich allein zu lassen und mir glauben zu machen, er wäre tot, bewusst getroffen. Ich vermisse ihn noch immer, aber ich kann ihm einfach nicht verzeihen, obwohl ich es so gern möchte.“ Ihre Stimme wird zunehmend leiser und beginnt schließlich zu zittern, so dass sie nach ihrer letzten Aussage verstummt. Bereits der bloße Gedanke an ihn weckt in ihrem Inneren die Sehnsucht, denn auch wenn sie ihn gern vergessen möchte, kann sie nichts gegen ihre Gefühle tun. Der junge Mann erhebt sich, tritt langsam auf seine Kollegin zu und legt ihr einfühlsam seine Hand auf den Arm bevor er meint: „Rede mit ihm! So oder so, du musst endlich mit dieser Sache abschließen.“ Kate gibt ein leises Seufzen von sich und nickt dann nachdenklich, denn sie weiß, dass er Recht hat, auch wenn dies nicht so leicht ist. Doch sie wird von nun an lernen müssen, ohne Tony zu leben, genauso wie mit der Gewissheit, dass auch vor ihr seinen eigenen Tod vorgetäuscht und ihr damit unbeschreibliche Schmerzen zugefügt hatte. Während Tims Worte seine Vorgesetzte in ihre Überlegungen haben versinken lassen, erklärt er schließlich: „Ich sollte besser gehen.“ Mit diesen Worten hat er sich auch schon abgewandt, verschwindet durch die Haustür und lässt die Agentin mit ihren wirren Gedanken allein zurück. Erschöpft lässt sie sich erneut auf der Couch nieder und nimmt die dünne Decke von der Lehne, um sie über sich auszubreiten. Kaum hat sie es sich bequem gemacht, springt die kleine Hündin zu ihr auf das Sofa und kuschelt sich erneut eng an ihr Frauchen, bei der sie sich bereits zu Hause zu fühlen scheint. Mit einem leichten Lächeln auf den Lippen beginnt diese, das weiche Fell zu kraulen und bemerkt, wie sehr sie dies und die Anwesenheit des kleinen Tieres beruhigt, so dass sie wenig später in einen tiefen Schlaf fällt.
 
AW: [NCIS] Revenge under the Sign of two Roses

So, es gibt wieder ein neues Kapitel für euch.

LG Claudia


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15. August 2008 - Washington D.C., USA
„Verdammt Gibbs, wir kommen in dieser Sache einfach nicht weiter“, schimpft die junge Israelin genervt und wirft die Akte, die sie nun bereits zum wiederholten Mal studiert hat, auf den Tisch. Der Angesprochene fährt sich mit der Hand durch die Haare und seufzt leise, ehe er erklärt: „Wir sollten versuchen, von einer anderen Seite an die Sache heranzugehen. Was ist, wenn nicht die Al Qaida hinter den Morden und Kates Entführung steckt, sondern unsere beiden Freunde aus dem Senat?“ Tony ist den Überlegungen des älteren Agenten gefolgt, nickt nun nachdenklich und hakt nach: „Du meinst, die haben einen Auftragsmörder angeheuert, der Kate Angst machen sollte?“ „Das wäre schon möglich“, mischt sich nun auch Ziva ein und fügt hinzu: „Die Sache mit den Erzengeln passt einfach nicht zu Terroristen. Das Ganze wirkt ziemlich konstruiert. Außerdem würden sie sich niemals die Mühe mit den vier Toten und den Nachrichten machen.“ Der ehemalige Chefermittler hat sich mittlerweile von seinem Stuhl erhoben und geht mit seinem Kaffeebecher in der Hand im Raum auf und ab. Auch den Agenten war von Anfang an klar gewesen, dass die Verhaftung von Petty Officer Hanson nur dazu gedient hatte, das Team in falscher Sicherheit zu wiegen. Sie alle haben ausreichend Erfahrung, um zu wissen, dass der junge Mann ein viel zu unbedeutendes Mitglied der Al Qaida ist, um diese Aufgabe auszuführen. Aber auch die Möglichkeit, dass er den Plan auf eigene Faust gefasst hatte, passt nicht in das Gesamtbild, denn dazu hatte es nicht den geringsten Grund gegeben. Ihr Täter muss enge Verbindungen zu den beiden verdächtigen Senatoren haben, die diesen vermutlich auch mit Informationen versorgt hatten. Die Dinge, die der Täter über Kate und ihre Ehe mit Tony wusste, hatte er nicht aus ihrer Dienstakte sondern nur von einem Privatdetektiv, einem mehr als qualifizierten Privatdetektiv, der über ausgezeichnete Kontakte verfügen musste, erhalten können. Doch diese Tatsache zeigt ihnen auch, dass der Fall mit dieser Festnahme noch lange nicht abgeschlossen, dass die Gefahr, der sie sich gegenüber sehen, nur noch unberechenbarer geworden ist.
Eine Weile herrscht Schweigen, ehe Gibbs es bricht und erwidert: „Du hast vermutlich Recht. Ich glaube, der Killer wurde von den Senatoren bezahlt. Trotzdem muss es ein Insider sein. Er kannte die Abläufe des NCIS und wusste, dass Kates Team in dem Fall ermitteln wird. Außerdem hatte er Zugang zum Navy Yard und zu ihrem Dienstwagen. Die Al Qaida hat diese Sache wahrscheinlich nur aus dem Grund gebilligt, weil sie deren Geldgeber sind. Ansonsten wären sie wohl nicht begeistert gewesen, dass sie ihnen ins Handwerk pfuschen. Die Terroristen hatten sicher vor, Kate einfach umzubringen.“ „Aber wieso haben sie das nicht schon in Paraguay getan?“, fragt nun die Mossad-Offizierin, so dass Tony erläutert: „Zu diesem Zeitpunkt war sie noch keine Teamleiterin. Sie hatten also nichts von ihr zu befürchten.“ Der ehemalige Chefermittler lässt sich wieder am Tisch nieder und sieht die junge Frau mit seinem durchdringenden Blick an, als er nachhakt: „Ermittelt Kate noch in dieser Sache?“ Sie schüttelt bestimmt den Kopf und meint: „Es deutet nichts darauf hin. Außerdem hat uns die Direktorin neue Fälle zugewiesen und erklärt, dass die Untersuchungen der Morde mit der Festnahme von Petty Officer Hanson abgeschlossen sind.“ „Gut“, erwidert der Ermittler lediglich, denn er selbst hatte Jen gebeten, dies zu tun, auch wenn er wusste, dass die Terroristen den jungen Mann lediglich zum Sündenbock gemacht hatten. „Wie wollen wir nun weiter vorgehen?“, fragt der jüngere Agent nach einer Weile und fährt dann fort: „Wir müssen eine Verbindung zwischen den Senatoren und unserem unbekannten Täter herstellen. Aber wir bekommen sicher keinen Durchsuchungsbefehl ohne hinreichenden Tatverdacht.“ Gibbs nickt daraufhin und erklärt: „Wir brauchen Abby und McGee. Die beiden müssen Anruflisten und Konten überprüfen.“

„Kate“, tönt ein durchdringender Schrei durch die Büroetage des Hauptquartiers und nur Sekunden später findet sich die Angesprochene in einer stürmischen Umarmung wieder. Um sie herum herrscht Stille, nicht einmal ein Telefonklingeln ist zu hören, denn die meisten Agenten befinden sich genau wie das restliche Team beim Mittagessen. Nur die Chefermittlerin verbringt ihre Pause wie so oft an ihrem Schreibtisch, um ihre Gedanken mit ihrer Arbeit zu ersticken. „Abby, du bist wieder da. Ich habe dich so vermisst. Wie geht es dir? Ist alles in Ordnung?“ Die junge Forensikerin lacht leise über die Neugierde ihrer besten Freundin, als sie sich langsam wieder von ihr löst. Sie lässt sich auf der Tischplatte nieder und einige Sekunden ihren Blick schweifen, um zu erkennen, dass sich hier fast nichts geändert hat. Mit einem schelmischen Grinsen im Gesicht gibt sie zurück: „Hey, du bist ja fast schlimmer als ich.“ Nach einem verwunderten Kopfschütteln fügt sie hinzu: „Ich bin vollkommen wiederhergestellt.“ Ein erleichtertes Aufatmen ertönt von der Agentin, die daraufhin erklärt: „Ich stehe ja nicht jeden Tag meiner toten Freundin gegenüber.“ Bei diesen Worten kann aber auch sie sich ein Lachen nicht verkneifen und umarmt die junge Frau noch einmal herzlich. Jeden Abend nach Dienstschluss wollte sie sich bereits auf den Weg zu Tims Wohnung zu machen, um sie zu besuchen, bevor sie jedoch jedes einzelne Mal gezögert hatte. Sie konnte sich selbst nicht erklären, wovor sie eigentlich so große Angst hatte, aber die ausweichende Erklärung ihres Kollegen hatte sie verwirrt. Im Grunde kann sie nicht glauben, dass ihre beste Freundin nun nicht nur quicklebendig sondern auch genauso überdreht wie früher vor ihr steht. Dass diese Geschehnisse sie vollkommen ungerührt gelassen haben, kann sie sich nicht vorstellen, doch die Forensikerin scheint die langen Monate der Einsamkeit und der Schmerzen besser verkraftet zu haben als sie selbst.
„Was tust du eigentlich hier? Willst du schon wieder arbeiten?“, fragt Kate schließlich, woraufhin Abby heftig nickt und erwidert: „Du weißt, dass ich ganz hibbelig werde, wenn ich zu lange von meinen Babys getrennt bin. Und diesmal war es wirklich viel zu lange. Ich wollte mit der Direktorin besprechen, wann ich wieder anfangen kann.“ Bei ihrer Aussage kann die Teamleiterin nicht anders, als leicht zu schmunzeln, denn sie erinnert sich nur zu gut, wieviel Zeit ihre beste Freundin früher in ihrem Labor verbracht hatte. Doch schließlich wird die Forensikerin ernst und spricht aus, worüber die Agentin in letzter Zeit ununterbrochen nachdenkt: „Tim hat dir ja erzählt, dass ich ziemlich schwer verletzt war. Ich lag lange im Koma, und es sah auch nicht sehr gut aus. Als ich schließlich aufgewacht bin, hatte ich kein Gefühl mehr in meinen Beinen. Das hat mich ziemlich aus der Bahn geworfen. Ich hätte mich fast aufgegeben, denn ganz allein, ohne die Hilfe meiner Freunde...“ Ihre Stimme wird immer schwächer, so dass sie nicht in der Lage ist, dieses Satz zu beenden, bevor sie sich bestimmt räuspert und fortfährt: „Aber Gibbs hat nicht locker gelassen. Er hat dafür gesorgt, dass sich ein Spezialist um mich kümmert, und wie du siehst, hat er mich wieder hinbekommen. Es war ein langer Weg, ich musste alles wieder neu lernen, nicht nur das Laufen sondern im Grunde mein ganzes Leben. Aber ich habe es geschafft, und ich bin froh, dass ich wieder zu Hause bin.“ Abby hat diese Worte hastig ausgesprochen, um zu verhindern, dass ihre Gefühle sie doch übermannen, bevor sie nun verstummt. Unvermittelt findet sie sich in einer Umarmung ihrer besten Freundin wieder, die die Kraft ausstrahlt, die sie in Momenten wie diesem so dringend braucht. „Ich habe dich so sehr vermisst“, flüstert die Agentin kaum hörbar, bevor die beiden die Nähe der anderen genießen.
Erst nach einigen Sekunden lösen sich die Freundinnen wieder voneinander, so dass es nun an der Forensikerin ist, ihr Gegenüber schweigend zu mustern, bevor sie ernst nachhakt: „Genug von mir. Wie geht es dir? Du siehst ziemlich fertig aus. Als ich dich das letzte Mal gesehen habe, warst du noch nicht so furchtbar dünn.“ Obwohl sie versucht, dagegen anzukämpfen, meldet sich erneut ihr schlechtes Gewissen, denn die Agentin hätte in den letzten Monaten ihren Beistand so dringend gebraucht, den sie ihr jedoch nicht hatte geben können. Als Antwort auf den besorgten Blick setzt die Agentin jedoch ein schiefes Lächeln auf und erklärt: „Mit mir ist alles in Ordnung. Mach dir keine Sorgen!“ Doch bei diesen Worten wandern Abbys Augenbrauen zweifelnd nach oben, während sie bestimmt den Kopf schüttelt, dass ihre dunklen Zöpfe hin und her schwingen. „Du weißt, dass ich deine Lügen durchschaue. Außerdem bist du sogar noch schlechter als früher“, gibt sie ernst zurück, so dass Kate ein erschöpftes Seufzen von sich gibt, ehe sie kaum hörbar erwidert: „Es ist einfach so viel passiert. Ich habe so lange gekämpft, und jedes Mal als ich dachte, mein Leben wäre wieder halbwegs normal, wirft mich wieder etwas aus der Bahn.“ Die Forensikerin nickt verstehend, nimmt ihre Freundin wortlos in den Arm, um nun ihrerseits ihrer Freundin Trost zu spenden und flüstert: „Tim hat mir von eurer Kleinen erzählt. Es tut mir so leid.“ Für einen Moment genießt die Chefermittlerin die Ruhe, die von der jungen Frau ausgeht, bevor sie sich von ihr löst und die Tränen in ihren Augenwinkeln wegwischt. „Du solltest die Direktorin nicht warten lassen“, erklärt Kate schließlich bestimmt und mit einem traurigen Lächeln auf den Lippen, so dass Abby leise lacht und dann eilig die Treppe nach oben geht, nicht ohne ihr noch einen aufmunternden Blick zu schenken.

„Madam Director“, grüßt die Forensikerin freundlich, nachdem sie in das Büro gebeten wurde und ihrer Vorgesetzten gegenüber steht. Die beiden Frauen schütteln sich die Hand, ehe Jenny Shepard ihrem Gegenüber einen Platz vor ihrem Schreibtisch anbietet. Nachdem sie sich auf den Stühlen niedergelassen haben, lauscht Abby neugierig den Ausführungen: „Miss Sciuto, Agent Gibbs hat mich darüber in Kenntnis gesetzt, dass Sie gern wieder auf ihrem alten Posten arbeiten möchten.“ Nach einem Blick auf das zustimmende Nicken lächelt die Direktorin kurz und fährt dann fort: „Unser neuer Laborant erledigt seine Arbeit zu unserer Zufriedenheit. Deshalb werde ich ihn einer anderen Abteilung zuweisen. Bevor es jedoch soweit ist, möchte ich Sie mit einem Geheimauftrag betrauen. Wenn Sie sich dazu bereit erklären, werden Sie voraussichtlich für die nächsten Wochen außerhalb des Hauptquartiers arbeiten.“ Einen Moment hält sie inne und wartet auf eine Reaktion der Forensikerin, die erklärt: „Solange ich nicht wieder nach Mexiko muss, stehe ich Ihnen zur Verfügung.“ Jenny Shepard lächelt nach dieser Aussage leicht, schüttelt dann den Kopf und erwidert: „Nein. Sie werden hier in Washington bleiben. Wie Sie wissen, führt Agent Gibbs mit seinem Team seit einigen Monaten geheime Ermittlungen durch. Er hat mich um die Mithilfe eines Computerspezialisten gebeten. Da ich aber Agent McGee nicht Vollzeit entbehren kann, möchte ich, dass Sie diese Aufgabe übernehmen.“ Bei dem Gedanken, wieder mit ihrem Silberfuchs zusammenarbeiten zu können, bildet sich ein Grinsen auf ihren Lippen, so dass die junge Frau freudig zustimmt. „Es versteht sich von selbst, dass alle Untersuchungen der strengsten Geheimhaltung unterliegen“, fügt die Direktorin noch hinzu, woraufhin Abby verstehend nickt, immerhin hatte sie lange genug bei dieser Behörde gearbeitet, um damit vertraut zu sein.
 
AW: [NCIS] Revenge under the Sign of two Roses

Heute kommt endlich wieder Bewegung in die Ermittlungen.
Ich wünsche euch viel Spaß.

LG Claudia


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15. August 2008 - Washington D.C., USA
Gerade als Abby dem Jobangebot der Direktorin zugestimmt hat und die Einzelheiten geklärt sind, ertönt ein dumpfes Klopfen, so dass Jenny Shepard ihren Kopf zur Tür wendet, die sich auf ihr bestimmtes „Herein.“ unverzüglich öffnet, und eine junge Frau tritt herein. „Ziva, gut, dass du da bist. Ich möchte dir gern unsere Kriminaltechnikerin Abigail Sciuto vorstellen. Sie wird dich und Agent Gibbs ab sofort bei euren Ermittlungen unterstützen.“ Die Angesprochene mustert die Forensikerin unauffällig, denn obwohl sie von ihr gehört hatte, war sie ihr während ihrer Zeit in Mexiko nie begegnet, hatte sich damals im Grunde auch nicht weiter für sie interessiert. Die junge Frau war das Opfer eines Anschlags von Terroristen gewesen, die sie in den vergangenen Jahren schon viel zu oft erlebt hatte, doch sie hatte diesen überstanden. Mit einem freundlichen Lächeln hält die Mossad-Offizierin ihr die Hand hin und stellt sich vor: „Officer Ziva David. Es freut mich, Sie endlich kennenzulernen.“ „Hmm“, gibt Abby abweisend zurück und ignoriert die ihr entgegen gestreckte Hand, so dass die Israelin sie wieder zurückzieht. Der Direktorin ist dieses Verhalten sehr wohl aufgefallen, doch ihr leises Seufzen ist für die beiden jungen Frauen nicht hörbar. Sie ist sich jedoch sicher, dass Gibbs dafür sorgen würde, dass die Beiden sich zusammenraufen und gut miteinander arbeiten, denn dafür ist dieser Fall zu wichtig. „Wo genau werde ich arbeiten?“, wendet sich die Forensikerin nun an ihre Vorgesetzte, die den Beiden bedeutet, Platz zu nehmen und dann erwidert: „Bisher hat das Team die Ermittlungen vom Haus von Agent Gibbs aus geführt. Durch die eingeschränkten Möglichkeiten waren wir jedoch gezwungen, eine Alternative zu finden. Aus diesem Grund haben wir eine Lagerhalle angemietet. Officer David wird Sie dorthin begleiten.“ Nach diesen Worten wendet sie sich nun der Israelin zu und fährt fort: „Ich habe bereits mit Agent DiNozzo gesprochen. Du bist für den Rest des Tages vom Dienst befreit.“ Die Angesprochene nickt schweigend, erhebt sich dann von ihrem Stuhl, um Jenny Shepard zum Abschied die Hand zu reichen. Abby tut es ihr gleich, bevor die jungen Frauen gemeinsam das Büro der Direktorin verlassen, um mit dem Aufzug in die Tiefgarage zu gelangen.
Minuten später lenkt die Israelin ihren Wagen vom Gelände des Hauptquartiers und durch die befahrenen Straßen der Stadt, während im Inneren angespanntes Schweigen herrscht. Sie ist sich darüber im Klaren, dass sie für Abby zu den Menschen gehört, die ihrer Freundin den größten Schmerz bereitet hatten, den ein Mensch ertragen konnte. Dabei spielt es für sie keine Rolle, welche noch so guten Gründe sie dazu veranlasst hatten, ihr dieses Leid zuzufügen. Dennoch entschließt sie sich nach einer Weile, die Stille zu durchbrechen, immerhin müssen sie in den nächsten Wochen zusammen arbeiten: „Ich kann mir vorstellen, dass es seltsam für Sie ist...“ „Überhaupt nichts können Sie“, wird sie umgehend von der Forensikerin unterbrochen, die diesen Versuch der Annäherung bereits im Keim erstickt und aufgebracht erklärt: „Kate ist meine beste Freundin. Ich kann mir nicht einmal ansatzweise vorstellen, was sie in den letzten Monaten durchgemacht hat. Und jetzt wollen Sie mir erzählen, dass Sie nichts damit zu tun hatten?“ Ziva schüttelt wortlos den Kopf und blickt einige Zeit nachdenklich auf die Straße vor sich, ehe sie leise aber dennoch bestimmt erwidert: „Ich will mich nicht aus der Sache rausreden, aber bevor ich sie kennengelernt habe, war es ein Auftrag wie jeder andere. Das mag jetzt vielleicht heuchlerisch klingen, aber ich mag Kate sehr gern. Auch wenn es keine Entschuldigung ist, dennoch wollten wir sie nur beschützen. Mir tut es wirklich leid, was passiert ist.“ Auch Abby fühlt, dass sie ihre Worte ernst meint, doch sie ist viel zu wütend darüber, was ihre Freundin erleiden musste und dass sie selbst nicht für sie da sein konnte, als dass sie der Israelin Verständnis entgegen bringen könnte. Deshalb wendet sie sich demonstrativ ab und blickt für den Rest der Fahrt eisern schweigend durch das Seitenfenster auf die an ihnen vorbei ziehende Stadt.

Die Mittagssonne brennt unerträglich heiß auf das Auto herab, als die die Mossad-Offizierin dieses eine Viertelstunde später vor einer unscheinbaren Lagerhalle zum Stehen bringt. Die beiden Frauen steigen aus und gehen die wenigen Schritte zu einer großen Metalltür, die mit einem elektronischen Sicherheitsschloss geschützt ist. Die Forensikerin beobachtet verwundert, wie Ziva einen Zahlencode in das kleine Gerät eingibt und dann ihren Handabdruck scannen lässt, bevor ihr schließlich Zugang gewährt wird, hatte sie doch nicht mit solch strengen Vorkehrungen gerechnet. Als sie wenig später den riesigen Raum betritt, in dem eine angenehme Kühle herrscht, ist ihr jedoch schlagartig der Grund klar, denn hier befinden sich nicht nur die Ausrüstungen der Agenten sondern auch eine komplette labortechnische Ausstattung mit den dazugehörigen Computern. Für einige Sekunden lässt sie ihren Blick andächtig über die Geräte schweifen, die sie in den letzten Monaten vermisst hatte und die ihr umgehend das Gefühl vermitteln, wieder zu Hause zu sein, ehe sie im Augenwinkel eine Bewegung wahrnimmt und sich umdreht. „Hey, Gibbsman“, schreit sie erfreut und fällt dem Angesprochenen um den Hals, bevor sie sich abrupt von ihm löst, mit den Fäusten auf seine Brust einschlägt und wütend ruft: „Wie konntest du ihr das antun?“
Der Agent hält ihre Hände bestimmt fest, zieht sie dann an sich, so dass sie sich erneut in seine Umarmung fallen lässt. „Hey Abbs, ich habe es dir doch erklärt“, sagt er leise und schiebt sie ein wenig von sich, um ihr in die Augen sehen zu können, woraufhin sie schluchzt: „Ja, aber hast du sie gesehen? Sie sieht so fertig aus. Das ist nicht mehr unsere Kate, auch wenn sie krampfhaft versucht, ihr altes Leben weiterzuführen.“ Der Teamleiter kann daraufhin ein Seufzen nicht unterdrücken, bevor er bestimmt erwidert: „Du kennst unseren Beruf, Abby. Ich hatte bei dieser Entscheidung keine andere Wahl. Und ich kann es auch nicht mehr rückgängig machen.“ Mit diesen Worten löst er sich von ihr, doch die junge Frau funkelt ihn zornig an und faucht: „Wie kannst du nur so kalt sein? Bedeutet sie dir gar nichts? Dieses Team war einmal deine Familie.“ „Ich habe sie vor Terroristen beschützt, die sie umbringen wollten“, gibt er bestimmt zurück und wendet sich dann ab, bevor er abweisend hinzufügt: „Meine Arbeit wartet.“ Er hat nicht die Kraft, sich mit ihren Vorwürfen, von denen er weiß, wie gerechtfertigt sie sind, auseinander zu setzen, die ihm sein Gewissen ohnehin ununterbrochen vor Augen hält, so dass er sich wie so oft in der letzten Zeit in seinen Ermittlungen vergräbt. Verwirrt blickt die Forensikerin dem Agenten nach, dessen Gesicht ihr an diesem Tag ungewöhnlich müde und blass erscheint, wie er in einem der kleineren Büroräume am Ende der Lagerhalle verschwindet und die Tür hinter sich ins Schloss wirft.

Für einige Minuten steht sie verloren im Raum, als eine vertraute Stimme neben ihr ertönt: „Abbs, schön, dass du hier bist.“ „Timmy“, flüstert sie leise schluchzend und lässt sich von dem jungen Mann in den Arm nehmen, der verwundert fragt: „Was ist denn passiert?“ Sie löst sich von ihm und schnieft kurz, ehe sie erklärt: „Es ist wegen Kate. Sie ist total am Ende, und ich weiß einfach nicht, wie ich ihr helfen soll.“ Obwohl die junge Frau sich vorgenommen hat, ihre beste Freundin von nun an nicht länger allein zu lassen, wenn nötig auch gegen ihren Willen, weiß sie doch, dass dieser Schmerz nicht so einfach wieder verschwinden wird. Auch in ihrer Seele sind noch immer die Narben zu spüren, die diese Geschehnisse hinterlassen hatten, aber sie ist wieder zu Hause und hat die Möglichkeit ihr früheres Leben zurück zu bekommen. „Du solltest ihr Zeit geben. Sei einfach für sie da! Wenn sie die Sache mit Tony erst verarbeitet hat...“, versucht er sie zu beruhigen, doch sie fällt ihm aufgebracht ins Wort: „Sie sollte ihn endlich vergessen. Oder willst du ihn etwa in Schutz nehmen?“ Noch immer glaubt Tim nicht, dass sein Kollege damals die richtige Entscheidung getroffen hat, aber er versteht mittlerweile den Grund dafür, genauso wie er die stillen Selbstvorwürfe des Agenten sieht.
„Er wollte sie doch nur beschützen“, gibt McGee aus diesem Grund zurück, so dass die junge Frau sich zunehmend aufregt: „Ihr eigener Ehemann hat sie die schlimmste Zeit ihres Lebens durchmachen lassen.“ Nun mischt sich jedoch auch Ziva in das Gespräch, die es bisher vorgezogen hat, diesem schweigend zu folgen: „Das ist nicht so einfach, Abby...“ „Nicht so einfach? Sie haben doch gesehen, dass sie total am Ende ist.“ Die Israelin nickt bei den Vorwürfen der Forensikerin nachdenklich, bevor sie hinzufügt: „Ich habe aber auch gesehen, wie sehr Tony in den vergangenen Monaten darunter gelitten hat. Er hat versucht, sich in die Arbeit zu stürzen, aber es hat nicht funktioniert. An jedem einzelnen Tag verflucht er sich uns die Entscheidung, die er damals getroffen hat.“ „Er hat meine beste Freundin unglücklich gemacht. Er verdient es nicht, dass sie ihm verzeiht“, ertönt die zornige Stimme, deren Lautstärke von Wort zu Wort zunimmt. Das leise Hallen sich nähernder Schritte lässt die Forensikerin in ihrer Wut inne halten und sich erschrocken umsehen, so dass sie ihren ehemaligen Kollegen erblickt. „Tony, ich... Das war nicht so gemeint. Ich...“, stammelt sie ungewohnt unsicher, doch er winkt nur müde ab: „Schon gut, Abbs. Du hast Recht mit deinen Vorwürfen. Ich verdiene weder Kate, noch ihre Liebe.“ Mit diesen Worten geht er an ihr vorbei und lässt sie fassungslos stehen, um das Büro zu betreten, in dem sein Vorgesetzter Minuten zuvor verschwunden war.
 
AW: [NCIS] Revenge under the Sign of two Roses

Das Team findet endlich eine entscheidende Spur.
Wie immer viel Spaß!

LG Claudia


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20. August 2008 - Washington D.C., USA
In der riesigen Lagerhalle herrschen, anders als außerhalb des Gebäudes, angenehme Temperaturen, denn da die empfindlichen Geräte vor großer Hitze geschützt werden müssen, verfügt der Raum über eine Klimatisierung. Abby, die wie immer in den letzten Tagen an ihrem Computer sitzt, versucht erneut, gemeinsam mit McGee eine Verbindung zwischen den Terroristen und ihren verdächtigen Senatoren zu finden, bisher jedoch erfolglos. In rasender Geschwindigkeit wandern die Finger der Beiden über die Tastaturen und lassen unverständliche Befehle auf den Bildschirmen erscheinen. Unerwartet hält der junge Mann jedoch inne und wendet sich zögerlich an seine Kollegin, denn eine Frage geht ihm bereits seit einiger Zeit nicht mehr aus dem Kopf: „Was hast du eigentlich gegen Ziva?“ Die Angesprochene unterbricht ihre Arbeit und blickt ihn verwirrt an, ehe sie erwidert: „Was meinst du?“ „Versuch nicht, dich raus zu reden! Ich kenne dich, Abbs. Wieso bist du so abweisend zu ihr? Ist es immernoch wegen Kate? Ich dachte, du hast davon gewusst, dass sie eingeweiht ist.“ Sie schüttelt den Kopf und widmet sich dann wieder ihrer Aufgabe, doch schließlich lässt sie ihre Hände sinken und erklärt: „Ziva und ich, wir sind uns erst hier in Washington begegnet. Ich lag ziemlich lange im Krankenhaus und war dann monatelang in der Reha. Außerdem hat Gibbs die ganze Zeit dafür gesorgt, dass ich nichts mit ihren geheimen Ermittlungen zu tun habe. Er dachte, es wäre zu gefährlich.“ Daraufhin lacht sie verächtlich auf und sieht dem Agenten in die Augen, bevor sie fortfährt: „Es war schlimm für mich, nicht zu wissen, wann ich endlich wieder nach Hause kann und mich nicht frei bewegen zu dürfen. Aber das schrecklichste war, nicht mit euch reden zu dürfen und euch glauben lassen zu müssen, dass wir tot sind. Ich kann mir nicht im entferntesten vorstellen, wie schwer das war.“
Tim nickt bei ihren Worten verstehend und seufzt leise, als er erwidert: „Das war es. Kate hat sich furchtbare Vorwürfe gemacht. Sie hat sich die Schuld an dem Unglück gegeben. Sie meinte, sie hätte euch beschützen müssen. Und dann hat sie noch das Baby verloren. Ich glaube, sie war kurz davor, sich...“ Plötzlich hält er inne, denn es gelingt ihm nicht, dies auszusprechen, so dass er hinzufügt: „Ich war viel zu sehr mit meiner eigenen Trauer beschäftigt, als dass ich hätte für sie da sein können, dabei hätte sie mich gebraucht. Ducky hat versucht, sich um sie zu kümmern, aber er hatte ja noch seine Mutter. Und dann ist sie vollkommen abgestürzt und hat sich in ihren Rachefeldzug hineingesteigert. Ich hätte sie davon abhalten müssen, aber stattdessen habe ich sie einfach aus meiner Wohnung geworfen.“ Während seiner Erklärung ist er aufgestanden und geht nun aufgebracht auf und ab, bis die Forensikerin ihn aufhält und wortlos in den Arm nimmt. Wie ein Ertrinkender klammert er sich an ihr fest und versucht krampfhaft, seine Gefühle unter Kontrolle zu bekommen und die Tränen zurückzuhalten, die seine Selbstvorwürfe an die Oberfläche treiben. Es ist ihm mehr als peinlich, sich vor seiner Freundin so gehen zu lassen, doch er hat dies alles viel zu lange in seinem Inneren verborgen, anstatt mit jemandem darüber zu sprechen.
Nach einiger Zeit löst er sich wieder von ihr, blickt ihr in die Augen und streicht zart über ihre Wange, bevor er flüstert: „Ich bin so froh, dass du wieder bei mir bist.“ „Das bin ich auch“, gibt sie lächelnd zurück und haucht ihm einen sanften Kuss auf die Lippen, den er zärtlich erwidert. Schließlich lehnt Abby ihre Stirn an die ihres Freundes und meint: „Wir müssen unbedingt etwas tun.“ In ihrem Kopf hat in den vergangenen Tagen ein Plan immer stärker Form angenommen, den sie nun nicht länger für sich behalten kann. „Was meinst du?“, fragt Tim verwundert zurück und schiebt sie ein wenig von sich, um sie ansehen zu können, ehe sie bestimmt antwortet: „Wir müssen Kate und Tony endlich wieder zusammen bringen.“ Ihre Worte geben der Verwirrung des Agenten noch zusätzlich Nahrung, denn obwohl er die unvorhersehbaren Vorhaben der Forensikerin kennt, hätte er diese plötzliche Meinungsänderung nicht erwartet. Dennoch hatte er gehofft, dass sie den jungen Mann zu verstehen versucht, der immerhin seit vielen Jahren zu ihren besten Freunden gehört. Dass ihre Stimmung jedoch so abrupt in das absolute Gegenteil umschlägt, bringt ihn dazu, sie irritiert zu erinnern: „Aber du hast gesagt, er hätte sie nicht verdient.“ Seine Worte lassen sie bedrückt nicken, bevor sie mit Nachdruck erklärt: „Ja, und das tut mir leid. Ich habe völlig überreagiert, aber ich war einfach wütend. Vielleicht war mein Zorn begründet, aber DiNozzo richtet sich mit seinen Schuldgefühlen noch zu Grunde. Genau wie Kate es in ihrer Einsamkeit tut. Die Beiden gehören zusammen, und wenn sie das allein nicht kapieren, müssen wir eben ein wenig nachhelfen.“

„Also Abbs, was hast du für mich?“ Der Teamleiter nähert sich mit zielstrebigen Schritten der jungen Frau, die ihn auf diese Frage hin frech angrinst: „Es ist fast wie in alten Zeiten, Gibbsman.“ Dieser wirft ihr jedoch einen ungeduldigen Blick zu, so dass sie sich wieder ihrem Computer zuwendet und auf eifrig auf der Tastatur tippt, bis verschiedene Listen auf dem großen Plasmabildschirm erscheinen. Auch McGee ist aufgestanden und blickt nun gemeinsam mit seinen Kollegen auf den Monitor, auf dem die Forensikerin einige Zeilen markiert und dann erklärt: „Wir haben die Telefonverbindungen und die Konten unserer beiden Senatoren auf Ungereimtheiten überprüft. Doch wir konnten nicht die kleinste Spur finden.“ Bei dieser Aussage sieht sie der Chefermittler genervt an, so dass sie eilig hinzufügt: „Ja, ich weiß, du hasst Spannung. Durch einen Zufall sind wir auf verschlüsselte E-Mails gestoßen, als Tim sich in ihre Computer gehackt hat. Dabei haben wir ein geheimes Auslandskonto entdeckt. Jedes Mal kurz nach Eingang eines Anrufs mit einer codierten Nummer haben die Beiden eine Überweisung in Höhe von 25.000 Dollar getätigt.“ Während ihrer Ausführungen deutet sie immer wieder auf die gekennzeichneten Daten auf den verschiedenen Telefonlisten und Kontoauszügen auf dem Plasmabildschirm. Bei dieser Nachricht nickt der Teamleiter anerkennend, doch McGee fährt bereits fort: „Bisher konnten wir diese Anrufe jedoch nicht zurückverfolgen. Aber sobald sie erneut kontaktiert werden, heften wir uns an ihre Fersen. Also, im übertragenen Sinne.“ „Gut gemacht. Wenn wir die Verbindung zu den Terroristen herstellen, rechtfertigt das endlich einen Durchsuchungsbefehl.“
Damit will sich Gibbs bereits zum Gehen wenden, doch Abby hält ihn mit einem zufriedenen Grinsen auf den Lippen zurück: „Das war noch nicht alles.“ In Sekunden hat sie erneut seine Aufmerksamkeit, so dass sie zu einer weiteren Erläuterung ansetzt: „Wir haben den Eingang der Nachrichten mit Terminen von Anschlägen in D.C., Virginia und Maryland in den letzten zwei Jahren verglichen und eine Übereinstimmung erhalten.“ Während der Ältere daraufhin tief durchatmet, erklärt der junge Mann zuversichtlich: „Damit können wir sie festnageln.“ Doch der Chefermittler starrt weiterhin schweigend auf den großen Monitor und denkt angestrengt über diese neuen Informationen nach. Verwundert sehen sich Tim und Abby an, denn eigentlich haben sie erwartet, dass ihr Vorgesetzter über ihre Ergebnisse erfreuter sein würde. Nach einiger Zeit fährt sich Gibbs seufzend durch die Haare und wendet sich dann den Beiden zu: „Das war gute Arbeit. Trotzdem will ich, dass ihr den nächsten Anruf zurückverfolgt, damit wir die Verbindung nach Ciudad del Este haben. Unsere lieben Senatoren beschäftigen ein Team der besten Anwälte des Landes, die alles daran setzen werden, sie auf Kaution aus dem Gefängnis zu bekommen. Wir müssen handfeste Beweise haben. Und ich will die Anführer der Al-Qaida-Zelle haben. Wenn wir die Büros der Beiden durchsuchen, sind die Terroristen gewarnt und tauchen unter. Dem müssen wir zuvorkommen. Unsere Agenten vor Ort und das FBI werden sie festnehmen, sobald wir die Namen haben.“ Mit diesen Worten wendet er sich ab und lässt seine Kollegen verwirrt zurück, die gehofft haben, diese geheimen Untersuchungen endlich abschließen zu können, doch stattdessen müssen sie nun weitersuchen. Kurz bevor der Teamleiter sein kleines Büro betritt, erklärt er noch: „Geht nach Hause! Ich will euch morgen pünktlich wieder hier sehen.“ Die Tür fällt mit einem dumpfen Geräusch ins Schloss, als Abby und Tim eilig ihre Sachen zusammenpacken und ihre vorläufige Arbeitsstätte in Richtung Feierabend verlassen.
 
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Und schon geht es wieder weiter. Viel Spaß!

LG Claudia


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22. August 2008 - Washington D.C., USA
Nachdem das Team um Kate in den vergangenen Tagen einen Fall zu bearbeiten hatte, den die Agenten nun mit ihren Abschlussberichten erfolgreich abgeschlossen haben, freuen sie alle sich auf ihr verdientes freies Wochenende. Einzig Ziva stehen einige nervenzehrende Verhöre bevor, denn wenn sich ihr Verdacht der Finanzierung von Anschlägen durch die ihnen nur zu bekannten Senatoren, wie erwartet, tatsächlich in den kommenden 72 Stunden bestätigt, werden sowohl sie als auch Gibbs und Tony mehr als genug Arbeit haben. Es wird nicht viel Zeit bleiben, um zu handeln, deshalb verlangt diese Operation eine uneingeschränkte Zusammenarbeit zwischen ihnen und dem FBI, aber genau dieser Umstand ist es, der sie zu vollster Konzentration zwingt und gleichzeitig das Adrenalin in großen Schüben durch ihre Adern pumpt. Aus genau diesem Grund liegt ihr die Agentin im Blut, auch wenn sich ihr Vorgehen in den vergangenen Monaten stark gewandelt hatte. Doch vielleicht sieht sie diesen Vernehmungen voreilig derart ungeduldig entgegen, denn bereits der Chefermittler hatte die Befürchtung geäußert, dass das FBI ihnen im entscheidenden Moment die Rolle streitig machen und die Ermittlungen allein zu Ende führen könnte.
Dieser langwierige Fall ist aber nicht das einzige Problem, um das ihre Gedanken in den letzten Tagen ununterbrochen kreisen, ohne sie einem Ergebnis auch nur näher zu bringen. Ihr neuer Kollege Pablo García bleibt für sie auch weiterhin mehr als undurchschaubar, eine Tatsache, die ihr ganz und gar nicht behagt, vor allem da sie immer wieder misstrauisch registriert, dass Kate sich anscheinend auch privat zunehmend besser mit ihm versteht. Die Israelin kann sich des zunehmend stärker werdenden Gefühls nicht erwehren, dass der junge Mann etwas zu verbergen hat, denn seine Freundlichkeit und Hilfsbereitschaft sind viel zu übertrieben, um echt zu sein. Auch in diesem Moment, als sie gerade dabei ist, ihre Sachen zu packen, unterhält er sich wie so oft ausgelassen mit seiner Vorgesetzten. So unauffällig wie möglich versucht sie zu erfahren, worum es in diesem Gespräch geht, so dass sie den Agenten erklären hört: „Ich würde mich freuen, wenn du morgen Abend mit mir Essen gehst.“ Für einen Moment hält die Mossad-Offizierin entsetzt den Atem an, während sie aus dem Augenwinkel den fragenden Blick der Teamleiterin registriert, der ihn jedoch dazu bringt, eilig hinzuzufügen: „Natürlich rein freundschaftlich.“ Nach dieser Aussage umspielt ein leichtes Lächeln Kates Lippen, ehe sie zustimmend erwidert: „Gerne.“ Auch in Pablos Gesicht ist ein erfreuter Ausdruck zu erkennen, als er zum Abschied meint: „Ich hole dich dann um sieben ab. Bis Morgen.“ Mit diesen Worten und einem letzten betont freundlichen Nicken in Zivas Richtung nimmt der Agent seinen Rucksack und verschwindet im Aufzug.
Auch wenn sie sich im Klaren darüber ist, dass eine Nachfrage ihre Kollegin lediglich gegen sich aufbringen würde, kann sie dennoch nicht einfach schweigend dabei zusehen, wie diese ihrer Meinung nach einen großen Fehler begeht. Trotz ihrer angestrengten Bemühungen und der Hilfe ihrer zahlreichen Kontakte war es ihr nicht gelungen, Beweise dafür zu finden, dass der junge Mann in terroristische Vorgänge verwickelt ist, ohne die ihr ihre Vorgesetzte jedoch niemals glauben würde. „Du gehst mit ihm aus?“, wendet sie sich dennoch, in der Hoffnung zu ihr durchzudringen, an ihre Kollegin, die zornig aufsieht: „Ich wüsste nicht, was Sie das angeht, Officer David.“ Die Tatsache, dass die Chefermittlerin diese förmlich Anrede verwendet, ist kein gutes Zeichen, dennoch gibt die Israelin nicht auf, geht langsam auf den Schreibtisch der Chefermittlerin zu und fragt leise: „Bist du sicher, dass er der ist, für den er sich ausgibt? Es ist doch ein großer Zufall, dass er ausgerechnet hier auftaucht, als Tony zurückkommt.“ „Was zum Teufel willst du damit sagen?“, fährt Kate die junge Frau an, die nur zögerlich antwortet, weiß sie doch, was ihre Worte bei ihrem Gegenüber auslösen: „Ich glaube, er ist ein Maulwurf.“ „Du machst dich lächerlich“, gibt ihre Vorgesetzte aufgebracht zurück und hakt dann wissend nach: „Kommt die Idee von ihm? Er sollte den Kopf wieder einschalten und seine Eifersucht aus dem Spiel lassen.“ Damit greift die Agentin wütend nach ihren Sachen und geht eilig zum Fahrstuhl, doch die Worte ihrer Kollegin verfolgen sie, als diese bereits aus ihrem Blickfeld verschwunden ist: „Bitte sei vorsichtig!“

Kaum haben sich die schweren Metalltüren des Aufzugs geschlossen, lehnt sich Kate erschöpft an die kühle Wand hinter ihr und schließt für einige Sekunden die Augen. Sie erkennt, wieviel Kraft die letzten Wochen sie gekostet haben, beinahe mehr als die ganzen Monate zuvor, denn wieder und wieder schwirren die Worte der Israelin in ihrem Kopf herum, so sehr sie sich auch bemüht, kann sie dies nicht verhindern. Erneut ermahnt sie sich, dass sie Pablo vertrauen kann und versucht damit, ihre wirren Gedanken endgültig energisch zu vertreiben. Mit einem leisen 'Pling' erreicht sie die Tiefgarage, geht zielstrebig zu ihrem Wagen und steigt ein, um nach diesem langen Tag endlich nach Hause zu kommen. Eigentlich hätte sie noch einiges an Papierkram zu erledigen, aber im Moment ist sie zu aufgebracht und verschiebt dies auf die neue Woche. Im Augenblick freut sie sich nur noch auf eine heiße Dusche und dann ein paar freie Stunden, in denen sie sich endlich ein wenig entspannen kann. Mit diesem Vorsatz lenkt sie ihr Auto durch die, im Gegensatz zu der Zeit des Berufsverkehrs, nur noch wenig befahrenen Straßen der Großstadt und schließlich in die Einfahrt ihres Hauses. Bereits als sie die Tür öffnet, erwartet sie fröhliches Gebell und nur Sekunden später steht ihre kleine Hündin Schwanz wedelnd vor ihr, um sie zu begrüßen. Dieser Anblick zaubert ein Lächeln auf das Gesicht der Agentin, die sich herunter beugt und den Vierbeiner auf den Arm nimmt, um diesen ausgiebig zu kraulen. Ein wenig umständlich legt sie ihre Sachen ab und zieht die dünne Jacke aus, ehe sie in die Küche geht, um der Kleinen Futter und Wasser hinzustellen und dann nach oben zu verschwinden. Die nächtliche Dunkelheit hat sich auch in dem großzügigen Badezimmer ausgebreitet, die wenig später lediglich ein paar Kerzen durchbrechen. Mit einem leisen Seufzer lässt sie kurz darauf das heiße Wasser der Dusche auf sich hinab prasseln, das ihren schlanken Körper entlang rinnt, und schließt erschöpft die Augen.

In der Zwischenzeit ist auch Ziva in ihrer vorübergehenden Bleibe angekommen, wo sie Gibbs' Wohnzimmer betritt, der bereits mit Tony am Tisch sitzt, auf dem unzählige Papiere und Akten ausgebreitet sind. Die beiden Agenten sind derart in ihr Gespräch vertieft, dass sie das Eintreffen der Israelin überhaupt nicht zu bemerken scheinen. Nachdem sie einige Sekunden schweigend zugehört hat, erkennt sie, dass es wieder einmal um Kates Fall der ermordeten Navy-Angehörigen geht. Noch immer hat das Team keine Hinweise auf den wahren Mörder, geschweige denn denjenigen, der den toten Commander zum Hauptquartier bringen konnte, gefunden. Doch in diese Diskussion mischt sich nun die junge Frau ein: „Pablo ist Agent des NCIS. Er hat unbeschränkten Zugang zum Navy Yard und konnte dort die letzte Leiche ablegen.“ Die Männer heben überrascht die Köpfe und sehen sie verwundert an, denn auch wenn diese Vermutung bereits unausgesprochen im Raum gestanden hatte, hatten sie alle diesen Verdacht stets wieder verworfen, doch sie erklärt nun weiter: „Ich bin mir mittlerweile ziemlich sicher, dass er es war, der mich in der Lagerhalle angegriffen hat. Vermutlich hatte er nicht so früh mit uns gerechnet. Oder er dachte, ich würde allein kommen.“ Bei dieser Aussage nickt Tony lediglich verhalten, so dass die Mossad-Offizierin ungeduldig nachhakt: „Was habt ihr jetzt vor?“ Sie blickt von einem zum anderen, bis der ehemalige Teamleiter schließlich das Wort ergreift: „Wir müssen warten.“ „Und worauf?“, fragt sie aufgebracht zurück, denn mittlerweile hatten sie ihrer Meinung nach lang genug gewartet, während jedoch Gibbs ruhig weiterspricht: „Die Beweise gegen die Senatoren sind eindeutig. Ich habe heute Nachtmittag mit Director Shepard und Fornell gesprochen. Das FBI wird die beiden Herren heute Abend festnehmen und ihre Büros durchsuchen. Gleichzeitig werden unsere Leute in Paraguay zuschlagen. Wenn sie etwas finden, was Agent García mit den Terroristen in Verbindung bringt, sehen wir weiter. In der Zwischenzeit können wir nichts tun.“
Während seiner Ausführungen ist Ziva unruhig im Raum auf und ab geschritten, denn die Auswirkungen ihrer Ermittlungen, die sich immer stärker abzeichnen, gefallen ihr ganz und gar nicht. Ihre Erfahrung und auch ihr Gefühl sagt ihr, dass der Südamerikaner ein Faktor in dieser Operation ist, der für sie alle unberechenbar ist, so dass sie stehen bleibt, sich auf den Tisch stützt und den älteren Agenten wütend anfunkelt, bevor sie erwidert: „Dann ist es vielleicht zu spät. Kate geht morgen Abend mit Pablo García Essen. Ich habe versucht, sie davon abzuhalten, aber sie hat mir nicht zugehört.“ Ihr entgeht nicht, dass Tony für eine Sekunde alarmiert die Augen weitet, bevor er seine Empfindungen jedoch erneut hinter seiner undurchdringlichen Mauer verschließt und beinahe teilnahmslos nachhakt: „Bist du dir sicher?“ „Ich habe ihr Gespräch gehört. Sie hat mir nicht geglaubt, dass er ein Maulwurf sein könnte. Dabei ist sein Verhalten viel zu auffällig. Er ist so nett und freundlich, dass es schon fast widerlich ist. Außerdem hat er sich ein wenig zu sehr für diesen Mordfall und Kates Entführung interessiert. Vor allem hat er mich immer wieder danach gefragt und nicht sie.“ Gibbs hat ihren Erklärungen schweigend zugehört, doch nun nickt auch er und meint: „Es ist das Beste, wenn du ihnen morgen folgst, Ziva.“ Mit diesen Worten steht der ehemalige Chefermittler auf und geht in die Küche, um sich neuen Kaffee zu kochen. Währenddessen lässt das Verhalten ihrer Vorgesetzten die Israelin nicht los, deshalb wendet sie sich an ihren Kollegen: „Kate ist Profilerin, noch dazu eine der besten. Weshalb fällt sie auf diesen Typen rein?“ Auch wenn der junge Mann noch so angestrengt versucht, seine Gefühle vor seinen Kollegen zu verbergen, weiß sie dennoch, was in seinem Inneren vorgeht, so dass er leise seufzt leise und sich müde durch die Haare fährt, bevor er meint: „Ich glaube, ihr Verlust und ihr Schmerz haben in diesem Fall ihr Urteilsvermögen getrübt. Er hat ihren blinden Wunsch nach Rache unterstützt, ihr geholfen. Er war für sie da, als sie niemanden mehr hatte, deshalb vertraut sie ihm. Und je mehr wir versuchen, sie davon zu überzeugen, dass er schuldig ist, desto sturer wird sie. Das war sie schon immer.“
 
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Heute gibt es endlich das lang ersehnte Abby-Kate-Kapitel. Viel Spaß.

LG Claudia


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23. August 2008 - Washington D.C., USA
Die Sonnenstrahlen haben Mühe, sich durch die sorgfältig geschlossenen Jalousien in das in Dunkelheit gehüllte Schlafzimmer zu kämpfen, als ein schriller Ton die friedliche Stille zerreißt. Ein genervtes Knurren ertönt, bevor sich die junge Frau auf die andere Seite dreht und kurzerhand die Decke über ihren Kopf zieht, in der unsinnigen Hoffnung die unliebsame Realität einfach aussperren zu können. Doch nur Sekunden später wird sie bereits enttäuscht, denn erneut setzt dieses nervtötende Geräusch ein, das nicht wieder verstummen will und nun die kleine Hündin dazu veranlasst, lebhaft vom Bett zu springen und vor der Tür in aufgebrachtes Gebell zu verfallen. Nun ist es auch Kate nicht länger möglich, die Klingel und ihren frühen Besucher zu ignorieren, der sie aus ihrem Schlaf gerissen und damit ihren Wunsch nach ein wenig Erholung zu Nichte gemacht hat. Seufzend kriecht sie wieder unter ihrer Decke hervor, lässt ihre Beine auf den angenehm kühlen Boden gleiten, wo sie nach ihren Schuhen tastet. Als sie dem Raum verlässt, greift sie nach ihrem Morgenmantel, um diesen überzuziehen und damit ihren Körper unter dem dünnen Nachthemd zu verhüllen. Cookie ist bereits vor ihr die Treppe hinab gestürmt und hat sich Schwanz wedelnd vor der Haustür postiert, ungeduldig darauf wartend, dass diese endlich geöffnet wird. In diesem Moment treibt sie erneut dieser durchdringende Ton zur Eile an, so dass sie genervt ruft: „Schon gut, schon gut. Ich komme ja.“ Dennoch nimmt sie sie sich die Zeit, ihrer Hündin beruhigend über den Kopf zu streichen, die wieder ein heiseres Bellen angestimmt hat, bevor sie schwungvoll die Tür öffnet und ihre beste Freundin vor sich sieht.
„Kate, endlich. Ich dachte schon, ich bekomme dich gar nicht mehr wach, oder du bist vielleicht nicht da. Dabei wollte ich doch für ein perfektes Frühstück sorgen“, plappert die Forensikerin aufgeregt los, während ihre Lippen ein fröhliches Grinsen ziert und ihre schwarzen Rattenschwänze bei jedem Wort im Takt wippen. Dabei fragt sich die Agentin, wie man so früh an einem Samstagmorgen bereits derart gut gelaunt und ausgelassen sein kann, vor allem wenn man wie sie vermutlich schon seit einigen Stunden auf den Beinen ist. Obwohl sie noch nicht wach genug ist, um diesen Enthusiasmus verkraften zu können, bittet sie ihre Kollegin herein, die umgehend von der kleinen Hündin gründlich inspiziert wird. Doch schließlich stellt diese fest, dass von der Fremden keine Gefahr auszugehen scheint, so dass sie ihr eilig in die Küche folgt, in der Hoffnung auf ein ausgiebiges Mahl. Auch ihr Frauchen taucht Sekunden später im Türrahmen auf und beobachtet Kopf schüttelnd die hektische Betriebsamkeit ihrer Freundin, die die riesige Tüte, die sie noch Sekunden zuvor auf dem Arm hatte, bereits auf dem Tisch abgestellt hat und nun durch ihre Schränke stöbert. Für einen Moment hält sie in ihren Bemühungen inne und wendet sich ihrer stillen Betrachterin zu, die sie bestimmt nach draußen verbannt: „Du gehst jetzt erst einmal in Ruhe duschen und ziehst dich an, Kate. Wenn du wieder nach unten kommst, wartet das Frühstück auf dich.“ Im Grunde ist dies eine verlockende Aussicht, sich seit langer Zeit einmal wieder um nichts kümmern zu müssen, so dass sie ergeben nickt und nach oben geht, um diesen Vorschlag in die Tat umzusetzen. Auf dem Weg begleitet sie die gewohnt muntere Stimme der Forensikerin, die ihr ein Lächeln auf die Lippen zaubert: „Und wir beide machen uns jetzt etwas zu essen.“

Vollkommen satt und zufrieden lehnt sich die Agentin beinahe eine Stunde später auf ihrem Stuhl zurück, denn ihre Freundin hatte nicht zu viel versprochen. Als sie, erfrischt und mittlerweile vorzeigbar gekleidet, erneut die Küche betrat, erwartete sie bereits ein reichhaltig gedeckter Tisch, dessen stiller Aufforderung sie umgehend folgte, sich setzte und das Frühstück genoss. Währenddessen haben die beiden Frauen nur wenig miteinander gesprochen, aber in ihrem Inneren weiß sie, dass Abby noch einen anderen Grund für diese Überraschung hatte, als ihr lediglich eine Freude machen zu wollen. So viele Jahre hatten sie miteinander nicht nur bei der Arbeit verbracht, dass sie beinahe spürt, wenn die Forensikerin etwas im Schilde führt, genau wie diese fühlt, wenn sie selbst etwas bedrückt. Ihr entrinnt ein leises Seufzen, während sie ihre Freundin auffordernd ansieht, die nur mit einem breiten Grinsen auf die Tatsache reagiert, durchschaut worden zu sein und schließlich ihren Vorschlag, der bereits seit Tagen in ihrem Kopf gereift ist, anbringt: „Du hast gar keine Ahnung, wie sehr ich euch alle in den letzten Monaten vermisst habe. Und ich finde, wir müssen unser Wiedersehen jetzt endlich gebührend feiern. Ein gemeinsamer Abend mit dem ganzen Team. Wie in alten Zeiten.“ Eins muss Kate der jungen Frau lassen, sie redet nicht lange um den heißen Brei herum, sondern spricht einfach aus, was ihr auf dem Herzen liegt, nur die Vorarbeit gehört für sie unbedingt dazu. Doch mit ihren Worten hat sie schmerzhafte Erinnerungen geweckt, die die Agentin mittlerweile lieber vergessen möchte und die mit einem solchen Treffen nur noch qualvoller werden würden. In der Vergangenheit hatte sie ihrer besten Freundin nur selten etwas abschlagen können, aber in dieser Situation kann sie ihrer Bitte nicht nachkommen, vor allem da sie sich des Gedankens nicht erwehren kann, dass diese mit ihrem Vorschlag etwas vollkommen anderes bezweckt.
Das Problem, die Forensikerin von ihrer Ablehnung zu überzeugen, wird sich jedoch als die größere Schwierigkeit erweisen, so dass sie vorsichtig beginnt: „Ich halte das für keine gute Idee, Abby. In den letzten beiden Jahren ist so viel passiert, dass wir alle diese Geschehnisse erst verarbeiten müssen. Diese ganzen Lügen und Geheimnisse stehen noch immer im Raum, dass wir sie nicht einfach ignorieren und zur Normalität zurückkehren können.“ Entgegen ihrer Hoffnung macht ihr Gegenüber jedoch ein verständnisloses Gesicht und scheint zu ahnen, welchen wahren Grund ihre Reaktion hat. Dieser Verdacht wird bestätigt, als ihre Freundin umgehend nachhakt: „Ist es wegen Tony? Hast du Angst, ihn wiederzusehen?“ Doch Kate schüttelt energisch mit dem Kopf, beinahe als könnte sie dadurch ihre eigenen Zweifel vertreiben, bevor sie nachdrücklich erklärt: „Für mich ist dieser Teil meines Lebens endgültig abgeschlossen. Trotzdem erinnert mich seine Gegenwart noch immer an diesen Schmerz, der einfach zu präsent ist, um ihn ignorieren zu können.“ Bei dieser Aussage schluckt die Forensikerin schwer, hatte sie doch geglaubt, dass ihre beiden besten Freunde noch eine zweite Chance hätten und lediglich einen Anstoß benötigten. Für sie war von Anfang an klar gewesen, dass Tony und Kate zusammengehörten, einfach füreinander bestimmt waren, so dass sie nun traurig feststellen muss, dass die wahre Liebe wohl doch nicht alle Hindernisse überwinden kann. Dennoch will sie nicht so einfach aufgeben, denn das liegt nicht in ihrer Natur, und macht einen zweiten Versuch: „Das Team ist meine Familie, unser aller Familie. Ich kann und will das nicht einfach vergessen. Und du auch nicht. Bitte komm mit! Nur ein zwangloses Essen.“
Die Agentin verkneift sich ein theatralisches Seufzen, denn sie hat beinahe vergessen, wie beharrlich ihre Freundin sein kann, wenn sie sich etwas in den Kopf gesetzt hat. Gleichzeitig bringt sie es aber nicht über ihr Herz, sie derart zu enttäuschen, denn sie weiß, dass ihr dieses Treffen sehr viel bedeutet, nicht nur um sie und Tony wieder zu vereinen. Auch sie hatte in den vergangenen Monaten viel durchmachen müssen, auch wenn sie nicht wie sie ihren Ehemann tot geglaubt hatte, hatte sie sich dennoch nicht sicher sein können, ob und wann sie jemals nach Washington zurückkehren konnte. Ein Blick in die Augen der Forensikerin offenbart ihr den Schmerz und die Einsamkeit, die sie in dieser Zeit ertragen musste, so dass sich ihr Herz zusammenzieht. Doch auch sie hatte ihre Kollegen vermisst, so dass sie schließlich zustimmt: „Gut. Lass uns mit den anderen Essen gehen! Aber unter einer Bedingung, Abby. Keine Verkupplungsversuche. Meine Ehe mit Tony ist beendet. Von nun an bin ich wieder ein Single, der sich mit anderen Männern trifft.“ Sie kann sehen, wie Aussage ihre Freundin, eine Frau, die niemals um eine Antwort verlegen ist, dazu bringt, schwer zu schlucken und sie schweigend anzustarren. Doch ihre Offenbarung hat sie derart unerwartet getroffen, dass sie nun nicht weiß, wie sie darauf reagieren soll, ohne die Agentin zu verletzten. Aus diesem Grund versucht sie, sich vorsichtig voran zu tasten: „Glaubst du nicht, dass du es ein wenig überstürzt? Fühlst du dich wirklich schon bereit für ein Date?“ Diese unsicheren Fragen entlocken Kate ein Lachen, bevor sie nachdrücklich erklärt: „Ich habe meinen Mann vor über achtzehn Monaten beerdigt. Ich glaube, meine Trauerphase war ausreichend. Daran ändert auch die Tatsache nichts, dass er wieder lebendig durch Washington spaziert.“
Nach diesen Worten steht sie abrupt auf und beginnt, den Tisch abzuräumen, um zu verbergen, dass sie sich in ihrem Inneren nicht so sicher über diese Tatsache ist, wie sie ihrer Freundin gern glauben machen will. Während sie das Geschirr in der Spülmaschine verstaut, fügt sie beiläufig hinzu, ohne sich der Forensikerin zuzuwenden: „Abgesehen davon hat mich ein Mann für morgen Abend um eine Verabredung zum Essen gebeten.“ Sie räuspert sich energisch, um zu verhindern, dass ihre Stimme beginnt zu zittern und fährt dann bestimmt fort: „Und ich habe zugesagt.“ Der jungen Frau entgeht es nicht, dass ihr Gegenüber tief Luft holt, um nicht vor Entsetzen aufzuschreien und auch den kleinsten Ton zu unterdrücken. Mit einem leisen Seufzen streicht sie ihre Haare aus dem Gesicht und blickt Abby schließlich fest in die Augen, die nur wortlos nickt, ehe sie nach einiger Zeit tonlos nachhakt: „Kenne ich ihn?“ Früher hatten sie sich stets über ihre Dates unterhalten, doch es hat sich viel verändert, auch zwischen ihnen, eine Tatsache, die auch ihre Ehe mit sich bringt. Kate weiß, dass sie in den Augen ihrer Freundin für immer mit Tony zusammengehört, so dass sie nun beinahe ein wenig Angst hat, darauf zu antworten. Aber nur durch ihre Offenheit kann ihre Beziehung wieder so werden, wie sie früher einmal war und wie sie diese so sehr vermisst, so dass sie nach kurzem Zögern erwidert: „Mein Kollege, Pablo.“ „Aber er ist dein Agent. Du bist seine Vorgesetzte“, ruft die Forensikerin fassungslos aus, ohne sich zurückhalten zu können, was ihr jedoch ein scharfes und vorwurfsvolles: „Abigail Sciuto.“ einbringt. „Es tut mir leid“, erklärt diese daraufhin ein wenig kleinlaut und fügt unsicher hinzu: „Aber er ist nicht gut genug für dich. Du hast etwas besseres verdient.“ Erneut kann die Agentin sich ein Seufzen nicht verkneifen, ehe sie fragt: „Du meinst, so wie Tony? Wir gehen nur miteinander Essen, Abby. Ich will ihn nicht heiraten.“ Die Angesprochene nickt niedergeschlagen und steht dann von ihrem Stuhl auf, um ihre Freundin in den Arm zu nehmen, die dankbar ihren Kopf an die Schulter der jungen Frau lehnt.
 
AW: [NCIS] Revenge under the Sign of two Roses

So, es gibt mal wieder ein Kate-Kapitel für euch.
Viel Spaß!

LG Claudia


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23. August 2008 - Washington D.C., USA

Das warme, duftende Wasser streichelt angenehm meinen Körper, als ich mich langsam in die Badewanne gleiten lasse, um noch ein wenig zu entspannen. Die Kerzen tauchen den Raum in ein diffuses Licht, so dass ich meine Augen schließe und meinen Gedanken nachhänge. Es ist schon so lange her, dass ich ein Date mit einem Mann hatte, so dass sich eine gewisse Nervosität in meinem Inneren breit macht. Nachdem ich Tony geheiratet hatte, waren wir zwar noch immer ausgegangen, doch das war bei weitem nicht mit der Aufregung zu vergleichen, die man spürt, wenn einem die ersten Treffen mit einem Mann bevorstehen. Obwohl Pablo und ich während unserer Zeit als Kollegen in Paraguay auch oft miteinander Essen gegangen waren, war das dennoch etwas anderes. Damals war ich nichts anderes als eine trauernde Witwe, die ihren persönlichen Rachefeldzug verfolgte, ohne Rücksicht auf andere. Da war kein Platz für einen anderen Mann, dazu waren der Verlust und der Schmerz noch viel zu frisch und zu groß gewesen, um dies auch nur in Erwägung zu ziehen. Doch nun hat sich mein Leben erneut vollkommen auf den Kopf gestellt und alles, was ich in den letzten anderthalb Jahren geglaubt hatte, hat sich als große Lüge herausgestellt.
Im Moment weiß ich weder, was ich glauben, noch was ich fühlen soll, so dass ich wieder einmal davor weglaufe, versuche zu verdrängen und zu vergessen. Obwohl ich bereits so oft hatte feststellen müssen, dass mir dies nicht gelingen wird, unternehme ich einen erneuten verzweifelten Versuch. Normalerweise passt es absolut nicht zu mir, mich einfach mit einem anderen Mann zu trösten, aber ich ertrage diese Gefühle nicht länger. In manchen Augenblicken wünsche ich mir, niemals erfahren zu haben, dass mein Mann noch lebt, doch nur Sekunden später bereue ich diesen Gedanken zutiefst. Ich glaube an die Ehe, auch nachdem der Tod sie geschieden hat, doch mit meiner jetzigen Situation weiß ich einfach nicht mehr umzugehen. Unvermittelt halte ich einfach den Atem an und lasse mich tiefer in die Badewanne gleiten, wo ich eine kleine Ewigkeit regungslos verweile. Ich habe gehofft, wenigstens im Wasser meine Probleme loswerden zu können, doch sogar an diesen Ort verfolgen sie mich und grinsen mir höhnisch ins Gesicht. Dennoch bewege ich mich nicht von der Stelle, bis schließlich der Sauerstoff knapp wird und mich zwingt, abrupt wieder aufzutauchen und nach Atem zu ringen. Kurz streiche ich mir die wirren Strähnen aus dem Gesicht und die Wassertropfen aus den Augenwinkeln, bevor ich mich seufzend erhebe und ein flauschiges Handtuch um meinen Körper schlinge.

Bisher habe ich mir noch keine Gedanken darüber gemacht, was ich tragen soll, doch als ich nun in meinem Schlafzimmer vor dem Schrank stehe, bin ich vollkommen ratlos. Meine Hosenanzüge sind mir für diesen Anlass eindeutig zu langweilig, aber ich möchte mit einem zu gewagten Outfit auch nicht riskieren, falsche Signale auszusenden. Mit einem leisen Seufzen betrachte ich den Stapel Klamotten, den ich zur Auswahl auf meinem Bett ausgebreitet habe, doch die Entscheidung fällt mir noch immer nicht leichter. Wieso nur habe ich mich darauf eingelassen? Schon früher waren mir Dates mehr als zuwider gewesen, denn dieser Stress, den man sich unwillkürlich bei der Vorbereitung macht, ist mir einfach zu viel. Mit Tony war das alles viel leichter, denn im Grunde kannten wir uns bereits, so dass diese schreckliche Nervosität ausblieb, die einem nur den Abend verdarb. Unsere Verabredungen waren von Anfang an vollkommen unkompliziert und entspannt, so dass ich nie derart angespannt war. Zumindest fühlte ich damals eher eine positive Aufregung, die aber nicht im geringsten mit Angst verbunden war, denn trotz allem war es zwischen uns neu und ungewohnt, schließlich waren wir bei der Arbeit in gewissem Maße andere Menschen als privat.
Genervt schleudere ich meine Jeans auf den Boden, denn die Tatsache, dass meine Gedanken erneut zu meinem Ehemann gewandert sind, treibt mich langsam in den Wahnsinn. Mittlerweile habe ich das Gefühl, ihm nicht mehr entfliehen zu können, so sehr ich es auch versuche, denn er scheint, mich regelrecht zu verfolgen. Vermutlich hatte Tim doch Recht, als er meinte, ich müsste endlich mit dieser Sache abschließen, egal auf welche Weise. Aber dies werde ich nicht können, wenn ich weiterhin davor weglaufe und nicht mit ihm spreche, um wenigstens etwas von meinem Seelenheil wieder herzustellen. Ein wenig beneide ich ihn darum, dass er so glücklich sein konnte, seine Abby doch wieder in seine Arme schließen zu können. Wie lange hatte ich mich danach gesehnt, Tony nur noch ein einziges Mal sehen, seine Nähe spüren und ihn küssen zu können. Vielleicht würde es mir ja tatsächlich helfen, endlich einen Schlussstrich unter den schrecklichsten Monaten meines Lebens zu ziehen. Dann könnte ich mich hoffentlich endgültig von ihm lösen und wäre bereit für einen völligen Neuanfang ohne ihn, ohne der ständigen Sehnsucht nach ihm, die mich aufzufressen scheint.

Verdammt, es ist wirklich unglaublich anstrengend, ständig meine Gedanken kontrollieren und daran hindern zu müssen, sich unaufhörlich um Tony zu drehen. Immerhin habe ich in weniger als einer Stunde meine erste Verabredung mit einem anderen Mann, für die ich endlich die passende Kleidung finden sollte. Aber viel wichtiger als das ist die Frage, ob man dieses Essen wirklich als Date bezeichnen kann, schließlich hatte er mich rein platonisch dazu eingeladen. Ich mag Pablo wirklich sehr, obwohl ich nicht weiß, ob zwischen uns jemals mehr als Freundschaft sein könnte, aber trotzdem, so sehr ich mich auch dagegen wehre, ist es für mich noch immer, als würde ich meinen Ehemann betrügen. Wir haben uns ewige Liebe und Treue versprochen, und auch wenn er mir so viel Schmerz zugefügt hatte, kann und will ich diesen Schwur nicht einfach brechen. Unvermittelt fühle ich mich unglaublich schmutzig und komme mir vor wie eine verdammte Ehebrecherin, weil ich diesen Gedanken auch nur in Erwägung ziehe. Anstatt glücklich zu sein, dass mein tot geglaubter Mann zu mir zurückgekehrt ist, treffe ich mich mit einem anderen, der sich vermutlich viel mehr von diesem Treffen erhofft, als ich bereit bin zu geben.
Verdammt, diese ewige Grübelei macht mich noch vollkommen verrückt, so dass ich bereits darüber nachdenke, ob ich dieses Essen nicht lieber absagen soll. Aber es gibt absolut keinen Grund für mich, Schuldgefühle zu haben, immerhin war es Tony, der mich einfach verlassen und seinen Tod vorgetäuscht hatte. 'Du bist so eine verdammte Heuchlerin', meldet sich plötzlich mein Gewissen energisch zu Wort. 'Glaubst du wirklich, dass er dich freiwillig verlassen hat?' Schon oft hatte meine innere Stimme versucht, mir diese Vorwürfe mitzuteilen, doch bisher war mein Wille stark genug, sie einfach zu verdrängen, aber mittlerweile gewinnen die Zweifel immer stärker die Oberhand. 'Du weißt genau, wie sehr er dich liebt. Er hat dies alles nur getan, um dich zu beschützen. Er musste dir weh tun, um dich nicht zu verlieren.' Aber dass ich ihn dabei verloren hatte, rechtfertigt diese Entscheidung? Nein, nein, nein. Schluss damit! Ich werde ganz bestimmt nicht den Rest des Abends damit verbringen, zu Hause zu sitzen und darüber nachzudenken, welch triftigen Grund mein Ehemann dafür hatte, seinen eigenen Tod vorzutäuschen, und war er auch noch so selbstlos. Mit diesem Vorsatz beende ich die Klamottenfrage und ziehe einfach ein langes schwarzes Kleid mit passender Strickjacke aus dem Stapel auf meinem Bett, bevor ich ins Badezimmer zurückkehre, um mich endlich für mein Essen fertig zu machen, denn Pablo wird bald hier eintreffen.
Als ich schließlich fertig und mit meinem Erscheinungsbild zufrieden bin, will ich nach meiner Strickjacke greifen, bevor ich in meiner Bewegung inne halte. Mein Blick ist auf meinen Ehering gefallen, der noch immer meine linke Hand ziert, den ich in der ganzen Zeit nicht ein einziges Mal abgelegt hatte. Für mich stellte dieser schmale Reif das einzige verbliebene Symbol unserer Ehe dar, das ich weder loslassen konnte, noch wollte. Ich habe Abby und im Grunde auch mir selbst nur etwas vorgemacht, denn die Wirklichkeit sieht vollkommen anders aus, als ich ihr und mir versucht habe einzureden. Diesen Teil meines Lebens kann ich nicht so einfach vergessen, so gern ich es auch möchte, denn dafür war er mir zu wichtig und ist es noch immer. Für einen Moment streiche ich beinahe ehrfürchtig über die silbern glänzende Oberfläche, doch ihn einfach abzustreifen, bringe ich dennoch nicht über mich. Vielleicht brauche ich wirklich noch Zeit, denn wenn ich es schließlich tun werde, zerschneide ich damit das letzte Band, das mich mit Tony vereint.
 
AW: [NCIS] Revenge under the Sign of two Roses

Wir kommen dem großen Knall langsam näher.
Viel Spaß beim Lesen!

LG Claudia


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23. August 2008 - Washington D.C., USA
Die Sommersonne nähert sich unaufhaltsam dem Horizont, während die junge Frau sich den Vorbereitungen für ihre Verabredung am Abend widmet. Trotz der Tatsache, dass es lediglich ihr Kollege ist, mit dem sie zum Abendessen geht, lässt diese ganze Prozedur die Nervosität in ihrem Inneren wachsen. Doch wenn sie endlich ihr Leben weiterführen will, muss sie sich diesen Dingen stellen, und was wäre unverfänglicher als ein Treffen mit einem guten Freund? Mittlerweile kann sie nur noch den Kopf über sich selbst schütteln, dass ihr überhaupt der Gedanke gekommen ist, Pablo könnte sich mehr davon erwarten. Dennoch gibt ihr dieses zwanglose Essen die Möglichkeit, sich wieder an die Abläufe eines Dates zu gewöhnen, ohne dabei wirklich mit dessen unangenehmen Überraschungen rechnen zu müssen. Nach einem prüfenden Blick in den Spiegel ist Kate schließlich mit ihrer Erscheinung zufrieden, greift sich ihre Tasche und geht nach unten, um auf die Ankunft ihres Kollegen zu warten. Als sie das Wohnzimmer betritt, springt ihre Hündin umgehend auf, um ihr Schwanz wedelnd entgegen zu laufen und damit das Herz ihres Frauchens zu erweichen. Der Agentin entrinnt lediglich ein leises Lachen, bevor sie in der Küche das Futter hinstellt und den Wassernapf auffüllt, um die Kleine versorgt zu wissen. Damit würde die Hündin den Abend gut ohne sie überstehen, so dass sie dieser noch einmal über den Kopf streicht, als bereits die Klingel ertönt und sie zur Tür eilen lässt.
Vor ihr steht Pablo in einem dunklen Anzug und überreicht ihr mit einem freundlichen Lächeln auf den Lippen eine einzelne weiße Rose. „Du siehst wirklich toll aus“, meint der Agent, doch die junge Frau muss bei seinem Anblick unwillkürlich schlucken und nimmt die Blume mit einem abwesenden Nicken entgegen. Die Situation versetzt ihr einen unangenehmen Stich ins Herz, erinnert sie diese doch schmerzlich an ihr erstes Date mit Tony vor mittlerweile einigen Jahren. Er sah damals einfach umwerfend aus in seinem schwarzen Anzug, als er sie beinahe schüchtern anlächelte und eine weiße Rose in seiner Hand hielt. Für einen Moment schließt sie die Augen, atmet tief durch und schüttelt innerlich den Kopf, um diese Bilder aus der Vergangenheit wieder zu vertreiben. Am heutigen Abend hat sie kein Date, sondern geht nur mit einem guten Freund Essen, der ihr mit dieser Blume lediglich eine Freude machen will. Mit diesem Gedanken versucht sie zum wiederholten Mal an diesem Tag, diese Erinnerungen mit aller Kraft in den hintersten Winkel ihres Inneren zu verdrängen. Trotzdem kann sie das merkwürdige Gefühl, das sich plötzlich in Pablos Gegenwart ausgebreitet hat, nicht ganz abschütteln, als sie ihn kurz hereinbittet und eine Vase holt. Sofort kommt die kleine Hündin angelaufen, doch als diese den Besucher sieht, scheint es, als bliebe sie beschützend vor Kate stehen und beginnt, leise zu knurren. Diese beugt sich verwundert nach unten, streicht ihr über den Kopf und erklärt mit beruhigender Stimme: „Cookie, es ist doch alles in Ordnung.“ Nur zögerlich stellt der Vierbeiner die Drohgebärde wieder ein und legt sich schließlich in sein Körbchen, ohne den Eindringling jedoch aus den Augen zu lassen, so dass die beiden Agenten einige Minuten später das Haus verlassen und in den Wagen steigen.

Eine halbe Stunde bevor Pablo Kate abholen wollte, bezog Ziva in einem unauffälligen dunklen Auto gegenüber von deren Haus Stellung. Die Israelin hatte sich darauf vorbereitet, ihre Kollegin zu verfolgen, um sie notfalls beschützen zu können, auch gegen ihren Willen. Sie hatte spüren können, dass Tony sie nur ungern allein gehen ließ, denn in seinem Inneren hatte er große Angst um seine Frau, die er jedoch versuchte zu verbergen. Aber genauso wusste er, dass es zu gefährlich und auch auffällig gewesen wäre, die Mossad-Offizierin an diesem Abend zu begleiten. Ihre Ausrüstung, die sie zur Überwachung benötigte, hatte sie neben sich auf dem Beifahrersitz liegen, die Dienstwaffe steckte im Holster an ihrer Hüfte, während sie das Haus nicht aus den Augen ließ. Als Pablo mit seinem neuen Sportwagen um kurz vor sieben Uhr die Straße entlang fuhr und vor der Einfahrt hielt, lehnte sich die junge Frau instinktiv in ihrem Sitz zurück, um nicht gesehen zu werden. Ein kurzer Blick genügte jedoch, um ihr zu sagen, dass der Agent ein ziemlich teures Fahrzeug besaß und sich scheinbar viel auf dieses einbildete. Wieder einmal ließ diese Tatsache die Frage in ihrem Kopf an die Oberfläche dringen, warum Kate diesem Mann, von dem sie nicht herauszufinden vermochte, woher er so viel Geld hatte, nur derart vertraute. Aber es brachte nichts, darüber nachzudenken, so dass Ziva sich ein wenig weiter nach hinten lehnte, während er aus seinem Auto stieg, um zielstrebig die Tür anzusteuern.
Als der Israelin der Blick auf ihren Kollegen verwehrt war, vernahm sie plötzlich ein dumpfes Geräusch, gefolgt von einem undefinierbaren Zischen, das jedoch ein unangenehmes Gefühl in ihrem Inneren auslöste. Das Herz der Mossad-Offizierin hämmerte laut gegen ihre Rippen, doch sie wagte es nicht, sich zu bewegen oder auch nur zu atmen. Kaum war der junge Mann hinter der Haustür der Teamleiterin verschwunden, stieg sie hastig aus dem Auto, nur um sofort den platten Reifen an ihrem Vorderrad zu entdecken. „Le-aza-zel.“, entfuhr es ihr wütend, bevor sie sich wieder auf den Sitz fallen ließ und ihr Handy aus der Jackentasche zog. Nachdem sie erfolglos eine Nummer gewählt hatte, versuchte sie eine weitere, bei der nach dem zweiten Klingeln jemand abhob: „Tony, wo ist Gibbs? ... Er durchsucht die Wohnung von Agent García? Dann musst du herkommen. Er hat meinen Reifen zerschossen. ... Verdammt, sie fahren los. Ich bitte McGee, ihr Telefon zu orten und gebe dir ihren Standpunkt durch.“ Mit diesen Worten legte Ziva abrupt auf und rief danach ihren Kollegen an: „Tim, ich brauche dringend deine Hilfe. Du musst Kates Handy orten. ... Das kann ich dir jetzt nicht erklären. Bitte, du musst mir vertrauen. ... Gut. Beeil dich!“ Die junge Frau stieg erneut aus und ging ungeduldig neben ihrem Wagen auf und ab, bis der Agent nur zehn Minuten später zurückrief. Sie bat ihn, sie abzuholen, wählte dann erneut Tonys Nummer und berichtete: „Sie befinden sich in der Nähe eines mexikanischen Restaurants in Temple Hills, etwas außerhalb der Innenstadt.“

In der Zwischenzeit hat Pablo seinen Wagen auf dem Parkplatz eines Mexikaners in dem ruhigen Vorort geparkt und öffnet der jungen Frau die Beifahrertür. „Unser Tisch ist in einer halben Stunde bestellt“, erklärt er danach und fügt hinzu: „Ich dachte, wir gehen noch etwas durch den Park.“ Kate ist für einen Moment sichtlich verwundert, doch sie stimmt schließlich zu und hakt sich bei ihrem Begleiter ein, der ihr galant den Arm reicht. Die untergehende Sonne verfärbt sich in ein warmes orange, beleuchtet die Blätter der Bäume und malt bizarre Schatten auf die umliegenden Wiesen und Wege. Die grauen Häuser der Großstadt verblassen in diesem Licht, das den Besuchern eine behagliche Atmosphäre vermittelt. Die laue Luft der einsetzenden Abenddämmerung umhüllt die beiden Agenten und begleitet sie auf ihrem Spaziergang. Schweigend schlendern sie die breiten Wege der verlassenen Grünanlage entlang und genießen die Stille, die sie umgibt. Die junge Frau löst sich von ihrem Begleiter und hält einen Moment inne, schließt die Augen und lässt die letzten sanften Strahlen der Sonne auf ihr Gesicht scheinen. Das Gefühl des vertrauten sanften Streichelns warmer Hände breitet sich auf ihren Wangen aus und zaubert ein entspanntes Lächeln auf ihre Lippen. Kaum wendet sie ihren Blick wieder in den blauen mit rötlichen Wölkchen gezierten Himmel, wird ihr jedoch bewusst, dass sich in diesem Moment an ihrer Seite nicht der Mann befindet, dessen Berührung sie glaubte zu spüren. Leise seufzend erwacht sie wieder aus ihrer Trance und setzt erneut einen Fuß vor den anderen, um ihrem Begleiter durch den Park zu folgen. „Wir haben noch ein wenig Zeit“, erklärt Pablo leise und schlägt dann betont beiläufig vor: „Ich kenne einen Aussichtspunkt hier in der Nähe mit einem wunderschönen Blick über die Stadt und den Sonnenuntergang.“ „Ich wusste gar nicht, dass du dich hier so gut auskennst“, erwidert Kate, um den Agenten ein wenig aus der Reserve zu locken, der jedoch ausweichend meint: „Das habe ich nur durch Zufall entdeckt. Lass uns gehen!“ Diese Antwort löst in Kate ein seltsames Gefühl aus, so dass sie versucht, ihn bestimmt abzuweisen, doch ohne auf ihre Reaktion zu achten, fasst er ihre Hand und zieht sie einfach hinter sich her.
 
AW: [NCIS] Revenge under the Sign of two Roses

Es geht spannend weiter.
Viel Spaß!

LG Claudia


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23. August 2008 - Washington D.C., USA
Pablo führt die junge Frau zielstrebig über die Straße und tritt mit ihr durch die unverschlossene Tür in das Innere eines leer stehenden Hauses. Die kühle Luft, die sie empfängt, lässt Kate frösteln und ihre dünne Strickjacke noch enger um ihren schlanken Körper schlingen, während das unheimliche Zwielicht heruntergekommene Räume, überzogen von einer dicken Staubschicht und unzähligen Spinnweben enthüllt. Unwillkürlich breitet sich in ihrem Inneren ein unangenehmes Gefühl der Kälte und des Unbehagens aus, das sie erstarren lässt, doch die Hand ihres Begleiters auf ihrem Rücken lässt sie zusammen zucken, als er sie unbeirrt vorwärts die schmale Treppe hinauf schiebt. In der letzten Etage angekommen, öffnet der Agent eine schwere Stahltür, die den Blick auf das Dach enthüllt und zieht sie mit sich nach draußen. Als sie sich von ihm losmachen will, wird der Griff um ihren Oberarm härter und fügt ihr starke Schmerzen zu, während sie krampfhaft nach einem Ausweg sucht. Ein metallisches Geräusch lässt Caitlin sich jedoch umsehen und erkennen, dass Pablo den Ausgang abgesperrt hat und den Schlüssel einsteckt. Langsam steigt Panik unaufhaltsam in ihr auf, doch als sie einen Schritt nach vorn machen will, umklammert eine zweite Hand ihren anderen Arm und hält sie eisern fest. „Ist es nicht atemberaubend hier?“ Seine zischende Stimme nahe an ihrem Ohr jagt ihr einen eiskalten Schauer über den Rücken, und sie hat Mühe ein Schaudern zu unterdrücken.
Ihr Körper ist in seiner Nähe wie erstarrt, so dass es ihr nicht gelingt, sich zu bewegen oder sich irgendwie gegen ihn zu wehren. Regungslos starrt sie ihrem Kollegen in die braunen Augen, die zu Schlitzen zusammengezogen sind und sie ungehalten anfunkeln. Der Agent greift nach ihrer Handtasche, reißt sie ihr vom Arm und schleudert sie dann mit einer heftigen Bewegung vom Dach auf die Straße. Entsetzt blickt sie dieser nach, bevor sie fieberhaft darüber nachdenkt, wie sie aus dieser Situation wieder herauskommt, denn ihr Begleiter wird ihr von Minute zu Minute unheimlicher. Was hatte sie nur dazu gebracht, sich auf diese Verabredung einzulassen? Den ganzen Abend hatte sie bereits ein seltsames Gefühl verspürt, aber anstatt dieses ernst zu nehmen, hatte sie es nur als Nervosität abgetan. Sie war ihm blind gefolgt, hatte ihn bis an diesen Ort begleitet, ohne auch nur einen Moment ernsthaft über seine Absichten nachzudenken. Hätte sie doch nur auf Ziva gehört und ihrem Urteil vertraut, statt zu glauben, dass lediglich Tonys Eifersucht hinter ihrer Warnung steckt. Was würde sie in diesem Moment dafür geben, wenn ihr Mann sie auch dieses Mal retten würde, doch leider ist dies ihr reales Leben und kein Märchen mit Happy End. Aber nun ist es zu spät für ihre Reue, denn sie ist vollkommen auf sich allein gestellt und wird sich ohne fremde Hilfe aus dieser Situation befreien müssen. Ein leichtes Zittern breitet sich auf ihrem Körper aus, als Pablo sich ihr immer weiter nähert und sie keine Möglichkeit hat zu entkommen, da sein harter Griff ihre Oberarme noch immer umklammert.

In der Zwischenzeit lenkt Tony sein Auto rasant durch die Straßen Washingtons und folgt den GPS-Daten, die McGee ihm auf seinen PDA übermittelt hat. Alles in seinem Inneren zieht sich schmerzhaft zusammen, sobald er darüber nachdenkt, was dieser Kerl in diesem Moment mit seiner Katie anstellt. Bei diesen Überlegungen krampfen sich seine Hände noch stärker um das Lenkrad, so dass seine Fingerknöchel weiß hervortreten, während sein Fuß das Gaspedal noch stärker herunter tritt. Sowohl Geschwindigkeitsbeschränkungen als auch rote Ampeln ignorierend, rast er seinem Ziel entgegen, in der Hoffnung, rechtzeitig einzutreffen. Er kann die Schuldgefühle nicht länger unterdrücken, die bereits seit Monaten an die Oberfläche drängen, schließlich hatte er selbst seine Frau in diese Situation gebracht. Solange kennt er sie nun bereits, dass es ihm hätte klar sein müssen, dass sie nicht anders kann, als seine vermeintlichen Mörder zu verfolgen. Vermutlich hätte auch er nicht anders handeln können, hätte er sie verloren, immerhin sind sie als Bundesagenten stets auf der Suche nach der Wahrheit. Doch dass sie ausgerechnet an diesen Mann gerät, der sich als skrupelloser Maulwurf der Al Qaida entpuppt, hat auch er niemals erwartet. Eines steht jedoch fest, wenn er ihr auch nur ein einziges Haar krümmen sollte, wird Tony sich nicht länger zurückhalten, egal wie zeitraubend ihre Under-Cover-Mission in diesem Fall auch gewesen sein mag.
Endlich nähert er sich dem Stadtteil, den Tims Ortung ergeben hat, so dass seine Anspannung noch weiter ansteigt. Als er schließlich Temple Hills erreicht, entdeckt er sofort den Sportwagen von Agent García am Straßenrand, doch die Ortung von Kates Handy stimmt nicht mit dem nahegelegenen Restaurant überein. Eilig steigt er aus und geht einige Meter die Straße entlang, den Daten auf seinem PDA folgend, bis er vor einem verwahrlosten Haus stehen bleibt und die offene Tür registriert. Innerhalb von Sekunden schlägt sein Instinkt Alarm, während er sich jedoch bemüht, ruhig zu bleiben und die Umgebung zu mustern. Sein Blick fällt auf eine schwarze Tasche am Rand des Bürgersteigs, die er eilig aufhebt und in deren Inneren er kurz darauf Kates Handy und Papiere findet. Damit hat der Agent die Gewissheit, dass der Südamerikaner seine Frau in seiner Gewalt hat, so dass er sofort seine Waffe aus dem Holster zieht, bevor er vorsichtig durch die Tür tritt und dann die Treppe nach oben schleicht. Die frischen Fußspuren auf den staubigen Stufen enden am Ausgang auf das Dach, doch bei seinem Versuch, die Tür zu öffnen, bleibt diese verschlossen. Gedämpfte Stimmen dringen zu ihm nach drinnen, was ihn dazu veranlasst, sich genauer umzusehen, so dass er ein vernageltes Fenster entdeckt. So leise wie möglich entfernt er die morschen Bretter, um nach draußen zu klettern, während er dabei deutlich die ängstliche Stimme seiner Frau und Pablos Worte vernimmt.

„Waren die Rosen, die ich dir geschickt habe, nicht wunderschön? Ich wusste, dass sie dir gefallen würden“, flüstert er Kate ins Ohr, so dass ein eisiger Schauer ihren Rücken hinunter läuft. Dennoch gibt sie sich alle Mühe, ihre Gefühle nicht vor ihrem Gegenüber zu offenbaren, um ihm nicht die Genugtuung zu geben, ihre Schwäche zu zeigen. Der Agent scheint jedoch zu ahnen, wie es in ihrem Inneren aussieht, denn auf seinem Gesicht breitet sich ein überhebliches Grinsen aus, als er die Angst in ihren Augen erkennt. Allein dieser Anblick löst in ihrem Inneren ein Unwohlsein aus, so dass sie versucht, auf Abstand zu gehen, doch dies ist nur wenig erfolgreich, denn noch immer hält er sie eisern am Arm fest. Ohne auf ihre Abwehr einzugehen, redet er weiter, um ihr sein geniales Vorhaben zu erläutern: „War mein Plan nicht einfach umwerfend? Mein Informant hat jeden deiner Schritte verfolgt und mich so an deinem Leiden teil haben lassen. Eine weiße und eine rote Rose. Sehr originell von deinem Ehemann.“ Ein höhnendes Lachen ertönt nach diesen Worten, während er sichtlich die Unsicherheit der jungen Frau genießt, so sehr sie dies auch zu verbergen sucht. Er scheint, sich jedoch an ihrem Schmerz zu weiden, den diese Aussage bei ihr auslöst und der nun wieder an die Oberfläche dringt. „Wirklich süß, was er sich für eure Hochzeit ausgedacht hat. Zu schade, dass es nicht lange gehalten hat. Ich an deiner Stelle würde ihn abgrundtief hassen, dafür, was er dir angetan hat.“ Pablos Stimme wird zunehmend gehässiger, das Grinsen breiter, während seine starren Augen sie zu durchbohren scheinen, denn er drängt darauf, ihr endlich eine Reaktion zu entlocken.
So sehr Kate sich auch bemüht, ihre Emotionen weiterhin unter Kontrolle zu bringen, kann sie eine erste Träne nicht länger zurückhalten, die nun unaufhaltsam über ihr blasses Gesicht rinnt. Sie steht bewegungslos da und schließt ihre Augen, um ihre Umgebung auszublenden und sich wieder zu beruhigen, doch sie spürt weiterhin seine Anwesenheit und den Druck, den seine Finger um ihren Oberarm auslösen. Dennoch tut sie, was sie immer tut, wenn sie glaubt, keine Kraft mehr zu haben, sie atmet tief durch und gibt sich einer Erinnerung hin, die ihr hilft, innere Ruhe zu finden. Es ist der Gedanke an Tony, der es zu erreichen vermag, wenigstens für einen Moment diese ausweglose Situation zu vergessen und sich zu sammeln. Doch ein heftiger Schmerz, den die stärker werdende Umklammerung seiner Finger auslöst, bringt sie abrupt zurück in die Gegenwart und lässt sie erneut in seine eiskalten Augen blicken, die einen Schauer über ihren Körper rinnen lassen. Ihre Überlegungen rasen unaufhaltsam durch ihren Kopf, aber es gelingt ihr nicht, auch nur einen davon zu fassen, um einen Weg aus dieser Lage zu finden. Sie weiß, dass keiner ihrer Kollegen kommen und sie aus seinen Fängen erlösen wird, denn sie hatte ihnen deutlich klar gemacht, dass sie sich aus ihrem Leben heraushalten sollen. Deshalb wird ihr keine andere Möglichkeit bleiben, als ihn dazu zu bekommen, einen Fehler zu machen und damit seinen Plan zu offenbaren.
 
AW: [NCIS] Revenge under the Sign of two Roses

Ich weiß, ich habe schon mehrfach gesagt, daß es spannend wird, also lest einfach selbst.

LG Claudia


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23. August 2008 - Washington D.C., USA
Sie benötigt normalerweise nur wenige Sekunden, um sich ihre Worte zurecht zu legen, schließlich hat sie jahrelange Erfahrung in Verhörtechniken, doch die Gegenwart dieses Mannes lässt sie kaum klar denken. „Wieso tust du das? Was willst du von mir?“, fragt sie schließlich unwillkürlich flüsternd, denn dies ist ihre letzte Hoffnung, um ihn endlich aus der Reserve zu locken. So sehr sie sich auch vor seiner Antwort fürchtet, gibt sie sich dennoch alle Mühe, ihrer Stimme einen festen Klang zu verleihen. „Was ich will, Katie?“, reagiert er mit einer Gegenfrage, von der er genau weiß, dass diese die Agentin erneut aus der Bahn wirft. Sichtlich zufrieden registriert er daraufhin, wie sie regelrecht zusammenzuckt , als er sie mit dem Namen anspricht, den sonst nur Tony benutzt. Immer hatte sie diesen Spitznamen gehasst, aber die Art, wie ihr Mann diesen aussprach, löste stets ein Gefühl von Geborgenheit in ihrem Inneren aus. Doch die Tatsache, dass Pablo ganz genau zu wissen scheint, was er damit in ihr auslöst, lässt sie zunehmend panischer werden. Abermals breitet sich ein überhebliches Grinsen auf seinem Gesicht aus, während er sich seine Frage selbst beantwortet: „Das ist ganz einfach. Ich will deinen Mann. Und wenn ich dich noch dazu bekomme, ist das doch ein schöner Nebeneffekt.“ Mit diesen Worten streicht er ihr aufreizend über die Wange, so dass sie Mühe hat, ihre Übelkeit, die diese Berührung auslöst, zu unterdrücken. Sie kann sich nicht erinnern, sich in ihrem Leben schon einmal derart hilflos gefühlt zu haben, ein Gefühl, das unerträglich für sie ist, gepaart mit der wachsenden Angst, nicht zu wissen, was sie erwartet.
Unwillkürlich fragt sie sich, wie sie sich in dem Mann so sehr hatte irren können, dass sie ihm blind vertraute, ohne zu wissen, wer er in Wirklichkeit war. Waren es ihre Trauer und ihr Schmerz gewesen, die sie dazu gebracht hatten, sich an jeden noch so dünnen Strohhalm zu klammern? Er war der einzige Mensch gewesen, der ihren Wunsch nach Rache verstanden hatte und in einer Situation für sie da gewesen war, in der sie geglaubt hatte, vollkommen allein zu sein. Sie kann seinen heißen Atem auf ihrer Wange spüren, der erneut einen eisigen Schauer über ihren Rücken rinnen und sie frösteln lässt. Seine Nähe schnürt ihr förmlich die Luft ab, doch er macht keine Anstalten, den Abstand zwischen ihnen zu vergrößern, eher im Gegenteil scheint es ihr, als dränge er ihren Körper immer enger an den seinen. Unerwartet fühlt Kate seine Erregung an sich gepresst, so dass unwillkürlich eine Welle von Panik und Ekel in ihrem Inneren aufsteigt. Doch so sehr sie sich auch gegen ihn wehrt, hat sie einfach nicht mehr genug Kraft, um sich aus seinem festen Griff zu lösen. Als sie schließlich versucht, mit der anderen Hand um sich zu schlagen, packt er auch diesen Arm und zieht sie wieder an sich. Plötzlich nähern sich seine Lippen bedrohlich den ihren, so dass sie tonlos aber bestimmt erklärt: „Mein Ehemann ist tot.“ Auch wenn sie weiß, dass ihre Worte vermutlich eine unkontrollierbare Wut bei dem Agenten auslösen, ist für sie in diesem Moment jeder Schmerz erträglicher als seine Nähe. Pablo stößt sie wie erwartet aufgebracht von sich, so dass sie unsanft auf dem Boden landet, während er zischt: „Hälst du mich für blöd? Glaubst du wirklich, ich hätte ihn damals im Krankenhaus nicht erkannt?“

Benommen richtet Kate sich wieder auf und hält sich stöhnend den Kopf, den sie sich bei dem harten Aufprall angeschlagen hat. Zögernd blickt sie Pablo an, in dessen Augen ein wütendes Funkeln zu erkennen ist, das die Angst in ihrem Inneren noch weiter verstärkt. Mit einem Griff hat er seine Waffe aus dem Holster gezogen und auf die junge Frau gerichtet, als eine Stimme ertönt: „Sie wollen mich, also lassen Sie sie gehen!“ Ein arrogantes Grinsen breitet sich auf dem Gesicht des Südamerikaners aus, als er den unerwarteten Besucher erblickt und ihn zu sich winkt. Tony tritt langsam näher, die Hände erhoben, und versucht angestrengt, sich einen Überblick über seine Optionen zu verschaffen, um seine Frau und auch sich selbst möglichst unverletzt aus dieser Situation zu befreien. Er war ohne Nachzudenken an diesen Ort gefahren, um sie zu beschützen, doch einen konkreten Plan dafür hatte er nicht gefasst, zu groß waren seine Angst und sein Zorn, als dass er dazu in der Lage gewesen wäre. Aber nun wünscht er, sich die Zeit dazu genommen zu haben, denn seine Frau in dieser Situation zu sehen, lässt ihn kaum klar denken. Doch Zivas plötzlicher Anruf hatte ihn dazu gebracht, alles stehen und liegen zu lassen, um dafür zu sorgen, dass dieses Schwein seiner Kate nicht zu nahe kommt. Er hätte von Anfang an darauf bestehen sollen, selbst auf sie aufzupassen, aber nun ist es zu spät, um darüber nachzudenken, so dass er nun lediglich zu Ende bringen kann, was er angefangen hat.
Sein Gegenüber lässt sich die Überraschung nicht anmerken, die das plötzliche Auftauchen des jungen Mannes verursacht hat, sondern erklärt betont freundlich: „Es ist wirklich nett, dass Sie uns Gesellschaft leisten. Das erspart mir die Arbeit, Sie aufspüren zu müssen. Aber ich wusste, dass Sie diesem hübschen Köder folgen. Wer würde das nicht tun?“ Diesen Worten folgt ein mehr als anzüglicher Blick, den er in Richtung der jungen Frau wirft, die die Geschehnisse bewegungslos realisiert. Nur mit Mühe kann der Angesprochene seine Wut unterdrücken, denn sein Inneres schreit danach, seine Faust in das Gesicht dieses arroganten Widerlings zu schmettern. Doch der Blick auf dessen Pistole, die noch immer auf Kate gerichtet ist, lässt ihn diesen Wunsch unterdrücken und in Ruhe eine Gelegenheit abwarten, ihn zu überwältigen. „Bitte Tony, tu das nicht!“, flüstert die Agentin beschwörend, die das aufgebrachte Glitzern in den Augen ihres Mannes erkennt, während ihre eigene Angst von Sekunde zu Sekunde, sofern dies überhaupt möglich ist, weiter wächst. Mittlerweile steht er ihr gegenüber, so dass sie die Sorge in seinem Gesicht realisiert, eine Tatsache, die sie den Kopf schütteln und flehend hinzufügen lässt: „Verschwinde! Er wird mir nichts tun. Er braucht mich.“ Ihre Stimme zittert immer stärker, denn ihre Emotionen lassen sich nicht länger kontrollieren, zu groß ist die Angst, ihn wieder zu verlieren. Der junge Mann begegnet ihrem bittenden Blick und hält ihn fest, während er genau spürt, dass Kate keine Kraft haben würde zu kämpfen. Doch wenn sie den Südamerikaner nicht ans Ziel führen würde, würde dieser mit Sicherheit nicht zögern, sie umzubringen.
„Bitte geh!“, wiederholt sie erneut ihre Aufforderung, während er stumm den Kopf schüttelt, ohne auch nur eine Sekunde ihre Augen loszulassen. Aber für sie ist es schlimmer, ihn sterben zu sehen, ihn erneut zu verlieren, als sich dem ungewissen Ausgang dieser Situation gegenüber zu sehen. „Vielleicht solltest du dieses Mal auf deine Ehefrau hören, Anthony.“ Nach dieser spöttischen Aussage muss der Angesprochene hilflos dabei zusehen, wie Pablo sich zu ihr nach unten beugt, um sie auf die Füße zu ziehen. Seine Hände ballen sich unwillkürlich zu Fäusten, als dieser sich der Agentin nähert und seine Finger durch ihre Haare gleiten lässt, während er fortfährt: „Dann habe ich sie noch ein wenig für mich, bevor ich dich aufspüre und umbringe.“ Wieder spürt sie seinen warmen Atem auf ihrer Haut, der den Genuss von Alkohol erkennen und erneut die Übelkeit nach oben steigen lässt. Sie weiß genau, was ihr bevorsteht, wenn Tony ihrer Bitte nachkommen sollte, aber diese Qual könnte sie leichter ertragen als den Schmerz seines Verlustes. Gleichzeitig weiß sie jedoch, dass er sie niemals diesem Kerl überlassen würde, lieber würde er selbst sterben, um sie zu retten. Der Agent macht vorsichtig einen Schritt auf sie zu, ohne dass ihm entgeht, wie sich Tränen in ihren Augen sammeln, während ihre Lippen lautlose Worte formen. Schon einmal hatte er vor der Entscheidung gestanden, Kate den schlimmsten Schmerz zuzufügen, um ihr damit das Leben zu retten. Damals war seine Wahl ein großer Fehler gewesen und auch diesmal würde es vermutlich nicht anders sein, aber dennoch ist es ihm nicht möglich, eine andere zu treffen.
 
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AW: [NCIS] Revenge under the Sign of two Roses

So, ich werde euch noch ein wenig auf die Folter spannen.

LG Claudia


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23. August 2008 - Washington D.C., USA
„Wie ich sehe, hast du dich entschieden, noch ein wenig zu bleiben, DiNozzo“, ertönt die selbstgefällige Stimme des Südamerikaners, der das zufriedene Gefühl genießt, das bei dieser Erkenntnis in ihm aufsteigt. Auch wenn sein Plan ein wenig anders aussah, ist er sicher, dass durch seine Anwesenheit das Vorhaben noch aufregender würde. Der Angesprochene ignoriert jedoch sein Gegenüber, sondern wendet sich an seine Frau, die sich noch immer in der unangenehmen Umklammerung des Agenten befindet: „Es tut mir leid, Katie. Ich kann nicht anders, das werde ich nie.“ Seine Worte bringen die Tränen, die sich in ihren Augenwinkeln gesammelt haben, dazu, unaufhaltsam ihre Wangen hinab zu rinnen, während sie krampfhaft versucht, ein Schluchzen zu unterdrücken. Weiterhin hält er ihren Blick fest, doch sie schüttelt lediglich, das Zittern ihres Körpers angestrengt verbergend, den Kopf, denn sie kann nicht glauben, dass er dies tatsächlich tun würde, dass er sie tatsächlich dabei zusehen lassen würde, wie er stirbt. „Halt den Mund!“, zischt Pablo ihm genervt entgegen, der sich nun erneut in seinen Zorn hinein steigert: „Meine Auftraggeber waren gar nicht begeistert, als sie herausfanden, dass ihnen ein Navy-Cop nachschnüffelt. Unserer Explosion konntest du vielleicht entkommen, aber mir nicht.“ Tony wendet sich dem Südamerikaner zu, dessen Stimme ihm ein mehr als ungutes Gefühl vermittelt, was das überhebliche Grinsen, das sein Gesicht ziert, noch zusätzlich bestätigt. Schließlich beginnt Pablo, unruhig vor ihnen auf und ab zu laufen, während er seine Gedanken über sein weiteres Vorgehen mit ihnen teilt: „Was soll ich nur mit ihm machen? Erschießen? Dann gehört sie ganz mir.“
Der junge Mann lässt sich keine Bewegung seines Gegenübers entgehen, während er sich kaum noch beherrschen kann bei dem Gedanken an die Möglichkeit, was dieser Mistkerl mit seiner Kate anstellen könnte. Doch auch der Agent hat Mühe, die Situation weiterhin unter Kontrolle zu behalten, denn seine Gefühle scheinen, mehr und mehr mit ihm durchzugehen. Die Sache droht, ihm vollkommen zu entgleiten, denn auch wenn er all dies bis ins kleinste Detail geplant hatte, ist er nun nicht länger Herr über seine Lage. Endlich sieht er sich seinem Ziel so nahe, dass er alles um sich herum vergisst und nur noch das aufgeregte Kribbeln in seinem Inneren spürt, anstatt sich auf seinen Auftrag zu konzentrieren. „Eigentlich hatte ich den Verlauf dieses Abends ein wenig anders geplant. Schließlich wollte ich nach all meiner Mühe auch ein wenig Spaß haben“, erklärt er nun mit einem widerlichen Lachen, das die Richtung seiner Gedankengänge nur zu deutlich macht, bevor er mit drohendem Unterton hinzufügt: „Seit über neunzehn Monaten warte ich auf diesen Tag, und ich werde es genießen, dich schließlich umzubringen.“ „Lass sie gehen! Sie hat nichts damit zu tun“, fordert Tony erneut, doch der Angesprochene schüttelt, ohne anzuhalten, stumm den Kopf, einen gespielt mitleidigen Ausdruck im Gesicht. In dem Moment, als DiNozzo vor ihm stand, war ihm klar, dass er gewonnen hatte, dass sich die Anstrengungen der vergangenen Monate endlich ausgezahlt hatten. Doch dieses Wissen wiegt ihn in falscher Sicherheit, lässt ihn blind werden für die Fehler, die er durch seine Überheblichkeit begeht. Der Glaube, dass ihn nun, da er die beiden in seiner Gewalt hat, nichts mehr aufhalten kann, lässt ihn die obersten Gebote eines guten Agenten, Maulwurf einer feindlichen Organisation oder nicht, vergessen. Aber was auch immer ihn jedoch dazu gebracht hatte, seine Vorsicht außer Acht zu lassen, würde nun vermutlich dazu beitragen, ihn endlich aufzuhalten.
Plötzlich hält Pablo abrupt in seiner Unruhe inne und wendet sich den beiden Agenten zu, während er sich beinahe euphorisch berichtigt: „Ich weiß etwas besseres. Ich werde sie erschießen, und du wirst zusehen. Ich will, dass du leidest, bevor du stirbst.“ So verlockend die Aussicht, diese wunderschöne Frau für sich zu haben, auch anmutet, ist sein Drang, den jungen Mann für seine Ermittlungen bezahlen zu lassen, um einiges größer. Er steigert sich dermaßen in seinen Zorn hinein, dass er vollkommen aus den Augen zu verlieren scheint, dass er einem ausgebildeten Bundesagenten gegenüber steht. Seitdem Tony dieses Dach betreten hat, gilt seine einzige Sorge seiner Frau, der er sich in den letzten Minuten unauffällig genähert hat. Währenddessen beschleunigt sich sein Herzschlag noch stärker als zuvor, den Blick ununterbrochen auf den Südamerikaner fixiert, der in seinem Wahn gefangen scheint. Er kann die Waffe beinahe fühlen, die noch immer in dem Holster an seiner Hüfte ruht, stets von der Angst begleitet, der Agent könnte sie an sich nehmen. Doch dieser ist, im Angesicht des bevorstehenden Todes seines Gegners, viel zu sehr dem Rausch des Adrenalins, das durch seine Adern strömt, verfallen. Mit einem siegessicheren Grinsen auf den Lippen entsichert er seinen Revolver, während Tony, von ihm unbemerkt, nun nach seiner Pistole tastet. Dass dieses Zusammentreffen den Südamerikaner dazu gebracht hat, sich in falscher Sicherheit zu wiegen, anstatt seinen Gegner zu durchsuchen, ist seine einzige Chance, das Ganze zu beenden. Als der erste Knall durch die Luft hallt, hat sich der junge Mann bereits in die Schusslinie geworfen und feuert seinerseits selbst einige Kugeln auf den Agenten ab, bevor er hart auf dem Beton aufprallt, während auch Pablo schwer getroffen zu Boden geht.

Während die Angst, nicht nur um sich sondern vor allem um Tony, Kate in den letzten Minuten geradezu gelähmt hat, bringen die Schüsse sie dazu, nun beinahe intuitiv zu handeln. Ohne einen Blick an ihren Kollegen zu verschwenden, nimmt sie mit einem Griff dessen Waffe an sich und wendet sich dann sofort ihrem Mann zu, der stark aus einer Wunde blutet, um sich neben ihm auf die Knie sinken zu lassen. Fest drückt sie ihre Finger auf seinen Bauch, um die Blutung zu stoppen, woraufhin er gequält aufstöhnt und das Gesicht vor Schmerz verzieht. Vorsichtig streicht sie ihm über die Wange, um ihm zu zeigen, dass sie bei ihm ist, doch sie hat Mühe, ihre Gefühle zu beherrschen. Als sie seine Hand in ihre nimmt, kann sie ihr Zittern nicht mehr verbergen, während sie diese langsam an ihre Lippen führt und einen Kuss darauf haucht. Tonys Lider flattern, bevor er ihr Sekunden später in die Augen sieht, während er seine Lippen zu einem gequälten Grinsen verzieht und lediglich flüstert: „Jetzt musst du mich nicht mehr erschießen, Katie.“ Der jungen Frau rinnen unaufhörlich Tränen über die Wangen, als sie bestimmt den Kopf schüttelt, und mit heiserer Stimme erwidert: „Du kannst mich nicht nocheinmal allein lassen. Bitte bleib bei mir!“ Ein leises Schluchzen lässt sich nicht länger verbergen, während sie ihm ununterbrochen über die Wange streicht und ihre Worte beständig wiederholt: „Bitte bleib bei mir! Bitte bleib bei mir!“
Sein leises Stöhnen lässt die Angst um ihn ins Unermessliche steigen, doch er blickt sie weiterhin an, so dass sie das stumpfe grün seiner Augen erkennt, die beinahe erschöpft wirken. Er atmet nur noch in kurzen abgehackten Stößen, so dass sie ihre Hand noch fester auf die Wunde presst, während das warme Blut unaufhörlich zwischen ihren Fingern hindurch sickert. Die Flüssigkeit hinterlässt rote Spuren auf ihrer Haut, rinnt dann nach unten und vereint sich schließlich auf dem Boden in einer kleinen Lache. Wenn sie in den vergangenen Minuten bereits glaubte, sich hilflos zu fühlen, wird dies nun um ein vielfaches übertroffen, als sie zusehen muss, wie ihr Ehemann langsam schwächer wird. „Bitte bleib bei mir!“, flüstert sie erneut beschwörend, so als könne sie ihm dadurch die Energie verleihen, weiter zu kämpfen. Angestrengt hebt er den Arm und streicht nun seinerseits über Kates Wange, bevor er diesen wieder kraftlos nach unten sinken lässt. Noch immer unterbricht er den Blickkontakt nicht, versucht krampfhaft, die Augen offen zu halten, während er sie sanft anlächelt und mit brüchigem Tonfall erklärt: „Ich liebe dich. Mehr als alles andere. Das werde ich immer tun. Bitte vergiss das niemals!“ Mit jedem Wort wird seine Stimme leiser, bevor ihn schließlich vollends die Energie verlässt und er erschöpft die Augen schließt. Vorsichtig rüttelt sie an seiner Schulter um ihn aufzuwecken, bevor diese hilflosen Versuche stärker werden, ohne jedoch Erfolg zu haben. „Tony, bleib bei mir! ... Nein!“ Ihr verzweifelter Schrei verhallt in der Dunkelheit, die Washington umhüllt, als sich endlich die Sirenen des Krankenwagens rasant nähern.
 
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