Wer hat heute Harald Schmidt gesehen?
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Ab dem 19.1. ist er wieder regelmässig zu sehen...
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Musikantenstadl für Parallelgesellschaften
Das Ende des Endes: Harald Schmidt kehrte ins TV zurück, machte ein paar matte Witze und tat, als sei er noch auf Urlaub
BERNHARD FLIEHERSALZBURG (SN). Wo bitte sind wir denn da hingeraten? Zum Harley-Davidson-Veteranentreffen? Zu einem Grateful-Dead-Fantreff? Zum Kamingespräch für Ex-Bundeskanzler? Nein. Harald Schmidt ist wieder da. Damit aber gleich zu erkennen ist, dass er das nicht so ganz ernst nimmt, kehrte er aus einem "52-monatigen Resturlaub" mit langem Haar und Vollbart zurück - und ein bisserl matt und ideenlos. Damit das aber halbwegs staatstragend (und darunter macht es Schmidt nicht mehr) aussieht, steckte er sich eine Pfeife in den Mund, um noch "volksparteiiger" zu werden.
Schmidt ist wieder da. Das reicht schon, um alles gut zu finden. Aber er braucht noch, um in Fahrt zu kommen. Oder war die relativ uninspirierte erste Sendung auf den Tag genau ein Jahr nach seiner letzten "Late Show" für SAT1 ganz einfach der geniale Schachzug, mit dem uns der großer Verweigerer zeigte, wie man jede Erwartungshaltung unterläuft? Konnte doch keiner wirklich erwarten, dass Schmidt nachhaltig an seinem Rezept rüttelt, dessen wichtigster Bestandteil scheinbare Flachheit ist, die so weit in die Tiefe geht, dass man manchmal gar nicht mehr ganz durchblickt? Oder anders: Schmidt kehrte zurück mit einer Sendung, in der es nur um seine Rückkehr ging. Von der Rückkehr aber war kaum einmal direkt die Rede. Gut, Thomas Gottschalk will von den USA wieder nach Deutschland zurück. Schmidt kommentiert das so: "Der beste und beliebteste Showmaster kommt zurück." Meint er da wirklich Gottschalk? Und wenn er sagt, "vor einem Jahr herrschte in diesem Land noch Depression, aber jetzt geht es aufwärts"? Da muss man vermuten, dass ein doppelter Boden eingezogen ist. Aber wissen tut man's nicht genau.
Also ein paar Fakten - oder das, was in den Tagen vor der Rückkehr als solche kolportiert wurde, weil der im deutschen Feuilleton wahlweise als "König", "Erlöser" oder "Gott" bezeichnete Schmidt beharrlich schwieg: Im Jahr acht Millionen Euro überweist die ARD für die Produktion von 64 Sendungen (zu je 30 Minuten und jeweils Mittwoch und Donnerstag nach den "Tagesthemen"). Der (immer noch nicht unterzeichnete) Vertrag läuft bis zum 9. Juli 2006. Das ist der Tag, an dem bei der Fußball-WM in Deutschland Finale gespielt wird. Schmidt kann, wenn es nach Jürgen Klinsmann geht, also als Weltmeister abtreten oder verlängern.
Es wird keine Gäste geben. Gibt ja genug andere Sendungen, in denen Kinder erzählen, "wie das denn so ist, mit Tellerminen Frisbee zu spielen". Und dann werden all die Sendungen von "Johannes B. Kerner" bis "TV total", von "Fliege" bis "Christiansen" eingeblendet - schließlich sei die ARD ein "Servicesender". Außerdem ein Grund auf Gäste zu verzichten: Viva, "Deutschlands größtes Schlampenreservoir", wird mit Jahresende stillgelegt. Woher sollten also die schlichten, schicken Tussis kommen, die sich bereitwillig auf dem Sessel neben Schmidt vorführen lassen, und das auch noch für super halten?
Was sonst noch: Die Band hat keine Leader (und wenig Format). Manuel Andrack bleibt der Sidekick. 103 Zuschauer haben im neuen, kleineren Studio Platz. Das Studio schaut ein bisschen billig aus. Es darf vermutet werden, dass eine Umordnung des Studios in den nächsten Monaten Sendungsthema wird. Mit dem Titel der Show hat Schmidt das ja gleich getan: "Harald Schmidt" sei eine "schöne Geste" von der ARD, denn das könne er sich leicht merken. Aber das reicht nicht. Ihm schweben "Untertitel" vor wie: "Die Arbeiter- und Bauernshow für Besserverdiener" oder "Musikantenstadl der Parallelgesellschaften". Schmidt hat schon bessere Witze gemacht. Aber darauf kam es nicht an. Schmidt und Andrack steckten in der "Sondersendung" ihren Claim ab. Es ist das gut bekannte Land aus den vergangenen Jahren, das auf den Tag genau ein Jahr nach seinem Rücktritt das Ende vom Ende besiegelte.
Warum also die Rückkehr? Schmidt sagt, er beuge sich "dem Wunsch des deutschen Volkes". Ist das ein Volk!
Freilich muss dieses Volk auch Waldemar Hartmann, Thomas Gottschalk und Stefan Raab ertragen. Wir haben ja auch Martina Rupp, Robert Seeger und immer und überall Arabella Kiesbauer. Aber wir haben denen nichts entgegenzuhalten. Nachdem in Deutschland die Bundesliga wieder öffentlich-rechtlich ist und Schmidt zurückkehrte, muss gesagt werden: Deutschland, wie gut du es hast. Oder wie Schmidt sagt: "Der Aufschwung ist da." Und so gut kennen wir den Mann, dass er da ohne Angst vor Selbstüberschätzung sicher nicht die Wirtschaft meinte.