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Die zehn Gebote der Silbervögel

ah ich freue mich doch immer wieder die letzte zu sein, aber naja.so sehr ich mir auch vornehme es nicht zu sein, es klappt einfach nicht...*gg*

ja dann mal zum Feedback:

Dein Art etwas in Worte auszurdücken ist wieder einfach himmlisch.
Die Spannung in deml Teil gefällt mir sehr gut, vor allem das mit der Kathedrale(aber sagt ja schon jeder), doch meine liebe zu solchen details kennst du ja.

also das mit dem blut und so einfach lecker, hoffe auf den nächste teil und mehrere leckere situation zum lesen...*gg*


lg carola
 
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Die Geschichte ist der absolute Wahnsinn. Hab sie grad verschlungen. Bin auch dankbar dafür, dass mir diese Geschichte zu lesen empfohlen wurde. Bin schon gespannt, wie es weitergeht. Liebe Chelly, lass uns bitte nicht zu lange warten.
 
Erstmal vielen Dank für die zahlreichen Feedbacks. Ihr seid wirklich die besten Leser die ich mir wünschen kann ;)

Und natürlich will ich die Spannung halten, doch nach soviel Spannung bedarf es auch wieder einigen Rätseln und Erklärungen, trotzdem viel Spaß :D

Schwerer Dunst waberte um den Silberpalast und die Stille kroch in die Wände, setzte sich darin fest und fing jeden Laut auf, der innerhalb des Palastes getan wurde. Patrizia saß neben Roman, seine freie Hand, die aufgrund der Schmerzen zu einer schwachen Faust geballt war, hielt sie weiterhin fest. “Roman, Roman hörst du mich?”, fragte sie ihn drängend, immer mit der Angst belegt, dass er jeden Moment sterben könnte. Sie führte ihren Mund dichter an sein Ohr und die geschlossenen Lider zuckten um sich für einen Spalt wieder zu öffnen. “Patty...”, flüsterte er, “warum erzählst du nicht mehr?” “Du lebst noch”, beugte sie sich erleichtert über sein Gesicht. “Weißt du...mir ist kalt...”, hauchte Roman mühsam. Mit zitternden Fingern löste Patrizia den Gürtel ihres Morgenmantels und zog ihn sich über den Kopf. Zärtlich deckte sie ihn zu und lächelte. “Dir wird gleich wärmer, du darfst nur nicht einschlafen...” redete sie wie auf ein kleines Kind ein. Behutsam strich sie ihm durchs Haar, bis ihre Fingerkuppen stockten, sie fühlte Wärme und Nässe. Langsam zog sie die blutigen Finger zurück und starrte sie an. Erschreckt fasste sie dann an seinen Kopf und entdeckte die weitere Wunde. Die Morgensonne war im Osten schon über die Hügel gestiegen und ihre Strahlen kletterten an den Fenstern des Palastes empor um hereinzuscheinen. Patrizia kniete nur mit ihrem dünnen Nachthemd bekleidet neben Roman und begutachtete seinen entstellten Körper. Seine aufgesprungenen Lippen baten wieder um Wasser, welches sie ihm vorsichtig einflößte. In Gedanken fühlte sie die Winternächte letzten Jahres, wenn sie sich frierend im Palast zusammengekuschelt hatten Und jetzt war sein Körper mit diesen unförmigen blutenden Schwellungen übersät, von den Einstichen der Glasscherben ganz zu Schweigen. Doch es hörte sie niemand, nur die Stille. Es antwortete niemand, nur diese lautlose Stille!

Hinter sich vernahm sie ein Knarren, welches ihr eiskalt den Rücken herunterlief. ER! Wer sollte es sonst sein? Dann war er noch in der Nähe geblieben, hatte seinen Hunger gestillt und nur auf sie gewartet, gelauert und seine Augen immer auf der Kathedrale geheftet gelassen...”Grazia.”, vernahm sie die Stimme des Polizeiinspektors, “Grazia, das Tonband, sie haben es nicht mitgenommen, da dachte ich...” “SANDLER! SIE DACHTEN...wie können sie mich eigentlich so erschrecken?”, herrschte sie ihn an und von einer Sekunde zur nächsten tat es ihr sofort wieder leid. Von Stimmungsschwankungen geschüttelt, kauerte sie sich an die Holzvorderseite einer Bankreihe und seufzte. “Es tut mir leid, doch ich habe ein Mitglied verloren, unsere Gemeinschaft bricht und die Stadt ist nicht mehr geschützt, es ist zuviel...”, teilte sie ihm mit und vergrub ihr Gesicht in den Händen. Sandler verglich sie in diesem Moment mit einem Mädchen, welches seine ersten Erfahrungen mit Leid machte. Wie ein Vater kniete er sich dazu und legte ihr einen Arm um die Schulter, was sie nur schreckhaft zusammenzucken ließ. “Konntest du...konntest du etwas mit den Schriften anfangen? “, fragte er leise und blickte zu den Wänden empor. Sie lehnte ihren Kopf an seine Schulter und fühlte sich trotz der infernalisch angehauchten Umgebung geborgen. Das getrocknete Blut an den Wänden...sie hatte in ihrer Erschöpfung und Angst ganz vergessen es zu betrachten. Auch Saint Richard’s wurde mittlerweile vom Tag eingeholt und die Sonnenstrahlen heuchelten in den buntbemalten Glasfenstern einen schönen Wintermorgen. Das Blut erschien im Licht beinahe schwarz und wenn Grazia die Augen zusammenkniff ähnelte es schwarzer Tinte. Langsam stand sie auf und suchte sich einen Anfang des Geflechts:

Wieder kommst du zu spät,
lernst aus deinem falschen Leben neue Wege zu gehen,
es hätte so schön sein können,
du meine Göttin,
ich dein Schwert,
töte für dich,
beschütze dich,
Flieh, dreh dich nicht um,
du bist der Schlüssel zu deinem eigenen Verderben.
Doch ich werde nicht ruhen,
bis du die letzte bist!


...las sie an den Reihen des linken Schiffes und jede Zeile stieß im Zentrum auf ihren Namen, eine endlose Rede aus vernichtend aneinander gereihten Sätzen, Parolen der Hölle. Die Zeilen getaucht in eine zähe Masse aus Sarkasmus und Ironie, auf der Oberfläche schwimmend und unfähig sich daraus zu lösen, da die Boshaftigkeit an ihnen hing. Grazia warf Sandler einen vielsagenden Blick zu und winkte ihn her. “Er will sie alle töten, alle meine Schwestern und Brüder. “Bis du die letzte bist”...ich denke sie werden es in den nächsten Tagen öfter mit Morden zutun bekommen.”, teilte sie ihm mit und wandte sich durch die Mitte der rechten Seite seiner Nachricht zu. “Grazia, weißt du überhaupt was du da redest? Du musst doch was tun können...er meint er tötet für dich...” “Ohja, das tut er, Sandler dein Körper, dein Organismus, ist nicht dein Leben, was ist dein Leben?” Sandler zog die Stirn kraus und kratzte sich überlegend am Kinn. “Nun mein Leben sind meine Frau und meine Kinder.” Grazia lächelte schwach, bevor sie antwortete: “Siehst du...er tötet für mich, indem er mir mein Leben nimmt, Milan muss noch am Leben sein, daher ist der Dornenvogel unfähig mich zu töten, er nimmt mir meine Familie und meine Bestimmung, damit ich daran zugrunde geh. Und dabei SCHÜTZT er meinen Körper...es ist absurd, aber auch so erschreckend klar.” Der Polizeiinspektor nickte wissend und wusste nicht was er erwidern sollte. Grazia war eine erwachsene, kluge Frau, die er immer für ihren Mut und ihre Aufrichtigkeit bewundert hatte und auch wenn sie nach dem Tod ihrer Eltern ein paar Stufen gefallen war, hatte sie diese schon mehrfach neu bestiegen.

Du wolltest Leben, ich gab ihr den Tod.
Du wolltest schreiben, ich schrieb dein Buch.
Du wolltest erneuern, ich ende es hier.
Du wolltest ihn, jetzt ist er in mir!


Las sie weiter und brach ab, es hatte doch keinen Sinn sich weiter damit zu quälen. Er hatte Alicias Blut als Tinte, seine Finger als Feder und die Kathedrale als Leinwand benutzt um ihr zu zeigen, dass er ihr Leben kannte...doch immer noch wartete sie auf eine Forderung, auf irgendwas. Das Bisherige hatte sie ohnehin erwartet.

Romans Lippen bemühten sich das nächste Wort zu formen: “Danke, dass du da bist.”, doch diese neue Wirklichkeit hatte für Patrizia keinen Raum, seine Verletzungen schnitten sich in ihr Bewusstsein und sie konnte nicht fassen, dass alles vorbei war.

-Der Himmel brannte und die Dornenvögel brachen ihre Gräber auf, verbannt von ihren Ahnen, verdrängt von ihren Kindern und vergessen von ihren Erben. Blutrote Steine färbten die Halsketten für ein neues Zeitalter. Die Waage neigte sich der Niedertracht und ließ die silbernen Vögel das erste Mal wirklich fliegen, allein, verlassen und einsam über der Meute nach Rache hungernder Kehrseiten-

erinnerte sie sich an die Prophezeiung, falls die Uhr fiel. Doch diesen Kampf würden sie nicht überleben. Es durfte die Dornenvögel nicht geben, sie waren tot, bis Milan dem Töten verfiel. “Er ist allein Roman, er kann uns nichts tun...eigentlich müsste er dich in seiner Lage sogar retten.” “Nein Patty...das muss er nicht...”, klang seine Stimme immer schwächer. Seine Lider flatterten und ein letztes Mal schaute er sie an. “Die Prophezeiung erfüllt sich jetzt und hier, erinnere dich an die Gebote...Sollte die Uhr jemals fallen und das silberne Zeitalter unter sich begraben und es sei ein Angegriffener so wird er hingehen zu ihnen und sie auf die Erde zurückholen, denn das Schicksal...

“...wird sich zugunsten des Zweiten entscheiden”, las Grazia die letzten Worte der Schriften und fühlte ihre Finger über die alte Chronik streichen. Die Fackeln erloschen und die Sonne trocknete ihre Tränen, solange sie noch lebte. Ruhig bettete sie eine weiße Rose mit silbernem Ring auf Alicias Leichentuch und betete während Sandler stellvertretend für einen Geistlichen den Segen sprach. “Leb wohl Aly, ich hoffe dir wird es besser gehen, als uns.”, flüsterte Grazia und hauchte einen Kuss auf die Rose.
 
Omg Sarah, ich trau mich jetzt wirklich mal sagen, dass dieser Teil, alles übertrifft was du uns bisher geboten hast.
Ich hab das grad gelesen und bin wirklich fast sprachlos. Deine Geschichte berührt mich jedesmal aufs Neue, aber dieses Mal hat es mich echt getroffen...das war so richtig boom!
Du hast meiner Meinung nach geschafft, was alle Autoren versuchen. Nämlich ihre Leser zu beeidrucken, zu berühren, sie dazu zu bringen auch später noch über ihre Geschichte nachzudenken.
Deine philosophischen Höhenflüge waren mal wieder Wahnsinnn und haben mich total beeidruckt. Ich komm bei dir einfach nur ins Schwärmen...
Tolles Werk

*knuddl* Agnes
 
Wow, ich beeindruckt, mein Engel
So beeindruckt, dass ich eigentlich, wie sonst auch ;), nichts Vernünftiges zustande bringe
Aber dir zuliebe versuche ich es, wie immer, aufs Neue :)

Deine Erzählung ist fließend, deine Bilder gehen ineinander über und dein
Spiel mit Worten ist großartig. Woher nimmst du bloß deine Ideen?
Bräuchte ab und zu auch ein paar :)

Ich habe mich dieses Mal sogar mit den Namen ausgekannt ;)

*kisses*
 
Wundervoller neuer Teil. Echt genial geschrieben. Ich freu mich jetzt schon auf den nächsten. Ich bin schon so gespannt wie es weiter geht und die Geschichte im Endeffekt ausgeht.

Wirklich gigantisch großes Kompliment an die Autorin.
 
Ach, was soll man noch sagen.
Also von allen Teilen muss ich sagen, das er mit unter zu denen gehört die mir am besten gefallen.
Diese Liebe in deinen Worten und doch diese Angst und der Hass.Es ist einfach gigantisch wie du alle drei Sachen in einer Epi einbringen kannst.

Und natürlich deine Art zu schreiben, kommt wahrlich einer autorin gleich.du solltest echt mal überlegen ein buch zu schreiben...*mein ernst ist*

so genug gesagt, ich freue mich dann einfach mal auf den nächsten teil!


lg carola
 
Ich hab mir die letzten 3 Teile auf Diskette kopiert und heut im Geschäft gelesen (unser Internet geht noch nicht *grml* ;)). Ich war total begeistert, ich wollt gleich FB schreiben, aber blöderweise hab ich dann gemerkt, dass das nicht geht... ;)

Der letzte Teil ist wirklich klasse geschrieben. (Und ich find, ich untertreib hier noch!!)

Ich bin fast sprachlos... also hier hast dich echt übertroffen! Wie du das alles beschrieben hast... Und die Gefühle, die in deiner Geschichte drin stecken... Ok, ich bin sprachlos. ;)

Wird Zeit, dass ich den restlichen Teil mal wieder ausdruck, damit ich ihn nochmal lesen kann ;)

Besonders beeindruckt hat mich übrigens der Text, der an der Wand in der Kirche steht, ganz besonders der Satz: "Flieh, dreh dich nicht um, du bist der Schlüssel zu deinem eigenen Verderben." Ich glaub, den übernehm ich in meine sig (mit deinem Einverständnis natürlich!) ;)

Ich weiß gar nicht, was ich noch schreiben soll (und trotzdem schreib ich schon wieder Romane) ;) Die Geschichte ist einfach nur grandios, du übertriffst so manche Autoren, von denen ich schon Bücher gelesen hab.

Ok, ich hör jetzt auf, sonst kommt nur noch Gesülze raus ;)

Aber der Teil ist echt einsame spitze...

:D Sandra
 
Einfach eine wunderschöne Fortsetzung, mehr kann ich dazu im ersten Moment fast gar nicht sagen, da ich noch einfach noch sprachlos von deinem neuen Teil bin.

Natürlich hat es, wie bei mir inzwischen anscheinend schon üblich ;), ein wenig länger gedauert, bis ich die neue Fortsetzung endlich gelesen habe, aber ich muss sagen, ich könnte sie gleich nochmal und ein drittes und viertes und... Mal lesen :)

Birgit
 
Vielen Dank für die zahlreichen, netten Feedbacks, wenn ihr den letzten Teil so gelobt habt, müsste dieser ja theoretisch schlechter sein, aber weiterschreiben wollte ich trotzdem ;)

Der blau gemalte Himmel verzauberte ihn, doch so verloren er auch im reizenden Schein der Sonne war, musste er sich doch eingestehen, dass innen drin nur Schmerz über den Verlust Alicias tobte. Durch seine Hand starben schon viele Menschen, aber das blutverkrustete Schwert hatte er nie reingewaschen, ebenso wie die immer wiederkehrenden Sünden, die ihn zum Nichtvergessen zwangen. Er war einmal ein Silbervogel, einem Engel gleich, doch nun gab er Grazia die Schuld an seinem Verstoßen sein aus der Gemeinschaft. Der Wiedereintritt in die Heimat wurde ihm verwehrt, sie hatte ihn in diese Hölle getrieben anstatt ihm zu helfen und dafür sollte sie bitter bezahlen.
Milan verkümmerte, je mehr Morde der Dornenvogel beging, desto weiter wurden seine eigenen Wünsche und Bedürfnisse zurückgedrängt. Gefangen in diesem Körper zwischen Mensch und Getier, gehasst, verwundet und verdrängt. Es machte ihn schwächer und schwächer jedes neu aufkommende Hoffnungslicht schon auf dem Weg nach draußen wieder erlöschen zu sehen. “Töte mich anstelle von ihnen, dann kann ich vielleicht Frieden finden.”, übertrug er dem Dornenvogel täglich. Doch dieser hörte nicht auf ihn, er konnte mittlerweile ohne seine Zustimmung agieren, hingegen Milan ohne den Dornenvogel nicht mehr überleben könnte, seine Augen fast blind, sein Körper ein Geist. Der Teufel hatte seine Seele genommen, das Teuerste was er besaß, nun war er am Boden und konnte nicht mehr tiefer fallen. “Schwarz und dunkel wie die Nacht, ich begehre Lust und Macht...”, sang der Dornenvogel vor sich hin. Solche Texte erfand er immer wenn er allein war und sich an seinem Vorankommen erfreute, schon bald würde Roman die anderen Dornenvögel auf der Schwelle zum Jenseits aus ihren Fesseln lösen, der Beginn des schwarzen Zeitalters war greifbar nah.
In der ganzen Silberstadt erleideten die Menschen in diesen Tagen Verbrennungen durch Schmuckstücke, die sie am Körper trugen. Ein Mann auf dem Weg zur Arbeit...die Uhr griff zu wie eine Klaue, eine Frau an ihrem schönsten Tage in weißem Kleid, die Kette schlang sich wie ein Seil...Gold und Silber passte sich den rotglühenden Amuletten der Silbervögel an, wie sie seit jeher mit ihren Schutzpatronen verbunden waren. So wurde die Stadt von ihren Ahnen geschützt, jeder Bürger ließ ein Schmuckstück von einem Silbervogel einschmelzen und neu gießen und das erhärtete Metall am Körper ertragen aktivierte das Schutzsystem. Doch heute verkündete Patrizia auf dem Marktplatz jeglichen Schmuck in den Häusern in den Silberpalast zu bringen.
Grazia stand im Versammlungssaal und blickte ihre verbliebenen Schützlinge an:
“Kehrt nach Hause zu euren Familien, ich kann euch kein Zuhause mehr bieten, der Kampf hat begonnen und er scheint sich frühzeitig zu entscheiden, genießt die Zeit die ihr ohne euren Namen führen könnt und lasst eure Amulette hier. Gebt ihm möglichst keine Anzeichen euch zu finden und vergesst nicht ich liebe euch!”, sie konnte ihre Tränen nicht mehr zurückhalten und musste von Patrizia gestützt werden. Mit einem bittenden Blick schaute Grazia sie an und Patrizia willigte ein weiterzusprechen: “Nachdem Roman und Alicia den Tod gefunden haben, seid ihr nirgendwo mehr sicher, die Prophezeiung, mit der ihr alle lebt, wird sich erfüllen. Die Uhr fiel und die Gebote verwehen in Schall und Rauch. Also entledige ich, Patrizia euch in Grazias Namen eures Amtes und euren Pflichten, die ihr als Silbervogel habt.” Durch die kleine Menge ging ein Raunen. Hatte man nicht immer von Zusammenhalt gesprochen? Hieß es nicht die Silbervögel seien selbst im Tod nicht allein? Und wie konnte es soweit kommen? “Aber Patrizia, wir wollen nicht nur trockene Tränen weinen und stumme Schreie ausstoßen, wir können nicht einfach aufgeben, wir sind nicht schwach, wenn wir uns wehren. Wir sind nicht seine Marionetten mit denen er seinen Teufelsreigen tanzt, nein das sind wir nicht.”, verbot sich Tristan Patrizias Worte. Liliana und Sonia nickten zustimmend. “Tristan hat Recht, noch ist nicht das letzte Wort gesprochen, egal wie traurig und verlassen wir uns fühlen. Bei meiner Ernennung habe ich geglaubt ich könnte meine eigenen Bedürfnisse nie für die Gemeinschaft zurückstellen, doch ich habe gelernt dieses Verhalten zu ändern. Die Gemeinschaft ist mein Leben. Wir können sie neu errichten...mit Calan ginge es.” Grazia riss sich von Patrizia los und schaute Liliana hasserfüllt an. “Hüte deine Zunge, nie wieder diesen Namen in meiner Gegenwart. Calan wurde verstoßen. Vor langer Zeit.” “Aber er ist doch kein...”, versuchte sie noch einmal anzusetzen, doch Grazia wandte sich ab. “Man bleibt immer das, was man einmal war, man kann sich ändern, doch er ist!” Mit diesen Worten schickte sie die Verbliebenen in ihre Zimmer um ihre Sachen für die Abreise zu packen. Doch Lilianas Worte ließen sie nicht los, sie trieben sie bis zu den alten Bücherregalen in der Bibliothek und zwangen sie das roteingeschlagene Begleitbuch der Chronik herauszunehmen und darin zu blättern. Es war viel mehr der Lebenslauf der Silbervögel, alle heutigen und ehemaligen Mitglieder waren darin verzeichnet und bei Tod eines Mitgliedes färbte sich die Seite ein. Doch seine Seite war noch nicht gefärbt...

Calan, Silbervogel ersten Grades, Führer in das silberne Zeitalter und Übergeber des Zepters an Milan aufgrund erstmaliger Erfüllung der Prophezeiung.

“Er weiß, wie man es abwendet, doch ich kann keinem Dornenvogel trauen, er ist ein greiser Narr, zwielichtig, geheimnisvoll und undurchschaubar...mir hat er immer viel zu viel gewusst.”, dachte sie nach und schlug das Buch wieder zu. Nein sie würde nicht zu ihm gehen. Und wenn er doch die letzte Hoffnung wäre.

Liliana und Sonia redeten noch den ganzen Tag mit Tristan über Calan unter Wissen, dass Grazia außer Haus war und sie somit nicht gehört wurden. “Lasst ihn uns suchen, in einer Nacht und Nebelaktion können wir ihn finden, lieber würd ich vor ihm sprechen, als durch Milan zerfleischt zu werden.” “Milan ist ein Tier Tris, auch wenn er nichts dafür kann, doch Calan soll den inneren Dornenvogel besiegt haben und wenn er uns auch nicht helfen kann, weiß er vielleicht wie Milan geholfen werden kann.”, antwortete Sonia überlegend, als sie plötzlich Schritte auf dem Gang hörten. Schnell verstummten sie und verguben die Köpfe in einem Haufen zu packender Kleidungsstücke. Patrizia steckte den Kopf durch die Zimmertür und lächelte: “Gut, dass ihr wieder zur Vernunft gekommen seid, mehr können wir auch nicht tun.”
 
So, mein Engel, Antritt zum Feedback

Was heißt hier bitte schlechter als der vorhergehende Teil?
Die Fortsetzung ist mindestens so gut, wenn nicht besser
Der Part kommt mir düsterer vor als der letzte, und das finde ich guuut ;)

Bevor ich anfange, jeden einzelnen Satz zu loben, sage ich einfach nur, dass ich deinen Schreibstil (ebenso wie dich :) ) liebe und auf eine baldige Fortsetzung der Geschichte der Dornenvögel hoffe
 
Wie kannst du eigentlich nur annähernd behaupten, dass dieser Teil schlechter wäre, als der vorhergehende? ;)

Ich bin wie immer begeistert, sowohl von der Geschichte, als auch der Spannung und den Entwicklungen... es wird immer interessanter.

Also schreib auch bitte schnell weiter.

Birgit
 
Sehr gute Fortsetzung :)
Zum Schluss hin wird die Geschichte immer mehr ins Dunkel getrieben und sie kriegt einmal wieder diesen düsteren Touch, der schon die ganze Geschichte durchläuft. Vorallem wird hier auch mal wieder klar, dass auch bei den Silbervögeln nicht alles so gut und perfekt ist, wie es immer nach außen hin dargestellt wurde. Auch die Silbervögel haben ihre dunklen Geheimnisse, wie eben Calan, der Silbervogel im Körper eines Dornenvogels.
Dein Schreibstil ist wie immer spannend und mit jeder Zeile weiter einladend. Du kriegst es auch jedes Mal wieder hin, dass man schon fast platzt, wenn man auf Fortsetzung hofft. ;)
Ich bin jedenfalls schon sehr gespannt, wie die Verfechter des Guten ihre Probleme lösen wollen..du wirst bestimmt noch so einiges aus dem Ärmel zaubern. :) Hoffentlich kriegen wir, das auch bald zu lesen...
*knuff* Agnes
 
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Nicht ganz so lang, aber dennoch eine Fortsetzung für euch ;)

Er stieg durch einen efeuüberwucherten Riss in der Mauer ein. Das Innere glich einer riesigen dunkeln Höhle, in der nur die Geräusche des Regens widerhallten. Der seit Tagen anhaltende Regen ließ das Wasser aus den kleinen Ritzen in der Decke in dünnen Fäden, aus dem größeren Loch in der Mitte in vollem Schwall eintreten. Es wogte durch die Straßen, tröpfelte von den Dächern, spritzte aus den Rinnen und klatschte an die Fenster. Doch er ließ sich nicht beirren, hier wo niemand außer ihm lebte. Grabesdunkel herrschte hier, nur ein schwacher Schein wurde vom plätscherndem Wasser reflektiert. Seine Augen gewöhnten sich schnell an die an eine mondlose Nacht erinnernden Lichtverhältnisse. Vage Umrisse ließen eine schäbig eingerichtete Wohnung erahnen, in der er sich schemenhaft von Raum zu Raum bewegte, bis er an einer steil nach unten führenden Treppe angelangt war. Die Gicht plagte seine Glieder und das Alter hielt in seinen Knochen Einzug. Jeder andere würde beim Anblick seines bevorstehenden Weges über die Treppe dem Würgegriff der Klaustrophobie erleiden, solch eine Enge wiesen die Wände auf, Dunkel vor und hinter ihm und nur der kleine Lichtkegel der Laterne am Ende der Treppe. Stufe für Stufe nahm er, vom Geräusch des Stocks begleitet, den seine faltige Hand bei jedem Schritt fester umklammert hielt. Der Weg nahm kein Ende, als ob ihm die Stufen in endloser Folge entegegenkämen.

Draußen erstarb der Tag unter der Macht des sintflutartigen Regens, der wie ein Taifun über die Silberstadt hereinbrach. Grazia stand am Fenster und blickte auf die Stadt hinunter. Der Wasserpegel stieg stetig an und füllte die Gassen zwischen den Häusern. “Die Keller sind unter Wasser.”, schob sich Tristan an Grazias Seite. “Wir könnten die Bewohner des unteren Drittels hier im Palast unterbringen...oder?”, fragte er vorsichtig. Grazias Blick blieb kalt und leer. Innerlich hatte sie bereits aufgegeben und nur ihr Körper und die Präsenz gegenüber den anderen hielt sie am Leben. “Was macht das noch für einen Sinn Tris? Soll der Regen doch lieber die Stadt unter sich begraben, als dass eine Woge Dornenvögel als Plagiate des Teufels uns heimsucht...” Tristans Hände verkrampften sich und seine Mundwinkel zitterten vor Erregung, hastig griff er nach Grazias Armen und zerrte sie herum:” Das kannst du nicht wollen verdammt! Dein Pessimismus treibt einen Keil zwischen uns alle. Wach auf! Ich will nicht sterben!”, schluckte er den sich bildenden Tränenfilm in einem Wutausbruch herunter. Grazia schaute ihn an, seine jugendliche Entschlossenheit, seinen vor Entsetzen aufgerissenen Augen, dieser unbändige Wille alle zu retten. Es rührte sie, es kam ihr vor als sähe sie in einem Spiegel ihren alten Kampfgeist wieder aufflammen. An Milans Seite hätte sie genauso gehandelt. Doch seit es niemanden mehr gab, für den sie leben sollte, wusste sie auch keinen Grund mehr ihre Meinung zu ändern. Doch es rührte sie. “Schick die Kutschen in die Randgebiete, wir werden die Bewohner auf Zeit hier aufnehmen.”, antwortete sie lächelnd und Tristan atmete erleichtert auf. Am Türrahmen drehte er sich nochmal um. “Grazia...ich...Milan, Roman und du waren wie eine Familie in unserer Familie, doch wenn du willst dann...du sollst nur wissen, dass wir immer für dich da sind.” Er suchte ihren Blick und für einen kurzen Moment taute das Eis und er konnte ihr ganz nah sein. Das Lächeln erreichte ihre Augen und sie nickte “Danke Tris!”

Er war am Ende der Treppe angekommen und stand mit seinen Stiefeln bis zu den Knien in einschließenden Wassermassen. Es musste hier doch irgendwo sein...seit Jahrzehnten hatte er es nicht mehr angesehen, geschweige denn angerührt. Doch dann kam die Erinnerung wie ein Blitzschlag riss sie ihn aus dem Schlaf...seine Hand strich über den alten Eichenschrank. Das dunkle verwitterte Holz hatte alle Zeichen der Zeit angenommen, das Messingschild mit seinen Initialen prangte unbeschadet an der schweren Tür “M.C.”, las er beim Öffnen der Türe.
 
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