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[NCIS] Vendetta - Blutige Rache

*PiperHalliwell

500er-Club
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18 November 2004
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918
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The wonderful world of DiNozzo!
[NCIS] Vendetta - Blutige Rache / Prolog

Hallo ihr Lieben!

Wie ihr schon seit ein paar Tagen an meiner Sig sehen konntet, war ich mal wieder kreativ.
Ich hab erst überlegt, ob die Story überhaupt hier on stelle, aber ein paar scheinen ja zu lesen.
Und da ich eh noch woanders poste, ist das ja kaum mehr Aufwand.
Trotzdem würde ich mich wirklich über FB freuen. Wenigstens ab und zu.

Also, dann wünsch ich euch einfach viel Spaß beim Lesen.

LG Claudia


• Autor: *PiperHalliwell
• Titel: “Vendetta - Blutige Rache“
• Disclaimer: Alle Charaktere der Serie NCIS sind geistiges Eigentum ihrer Erfinder Donald P. Bellisario und Don McGill und unterliegen dem Copyright von Bellisario Productions, Paramount Pictures und CBS.
Diese Story dient lediglich zur Unterhaltung, und ich beabsichtige nicht, Geld damit zu verdienen. Die Hintergrundgeschichten der Charaktere - sofern sie nicht der Wahrheit entsprechen - sind frei erfunden. Jegliche Ähnlichkeiten zu lebenden und toten Personen sind zufällig und nicht beabsichtigt.
• Genre: Drama und ein wenig Romantik
• Rating: FSK 16 (das Ende ist noch nicht ganz fertig, aber besser ist es)
• Hauptcharaktere: Anthony „Tony“ DiNozzo, Caitlin „Kate“ Todd, Ziva David und Ari Haswari
• Nebencharaktere: Leroy Jethro Gibbs, Timothy „Tim“ McGee, Abigail „Abby“ Sciuto, Dr. Donald „Ducky“ Mallard und Tobias C. Fornell
• Pairing: Tate
• Zeitliche Einordnung: Ende von 2.23 - „Twillight“
• Inhalt: Nichts ist, wie es scheint: Anthony DiNozzo und Ari Haswari - zwei Männer, wie sie unterschiedlicher nicht sein könnten. Doch wenn sie sich auf einen persönlichen Rachefeldzug begeben, sollte man sich keinem von beiden in den Weg stellen.



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Vendetta - Blutige Rache


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Der unerträgliche Schmerz, der mich in meinem Inneren erfüllt, wenn ich die geschwungenen Buchstaben deines Namens auf dem weißen Marmorstein lese, lässt sich nicht in Worte fassen. Ich habe lange gebraucht, um endlich an diesen Ort zurückkehren zu können, an dem ich dich begraben musste, kann ich doch nun nicht länger leugnen, dass du nie wieder zu mir zurückkehren wirst. Alles, was noch ich tun kann, um dir nahe zu sein, ist, stundenlang auf diesen unbeweglichen Klotz zu starren oder meine Finger über die eisige Oberfläche gleiten zu lassen. Aber das ist mir nicht genug, ich will bei dir sein, will dich zurück in meinem Leben haben, denn du bist meine Familie, die einzige richtige Familie, die mir auf dieser Welt geblieben ist. Seit deinem Tod fehlt das wichtigste Stück meines Herzens, meiner Seele, und ich bin Schuld daran, es nicht verhindert zu haben. Das Gefühl, versagt zu haben, dich nicht beschützt zu haben, breitet sich immer stärker in mir aus, lässt sich einfach nicht mehr vertreiben, so sehr ich es auch versuche. Ich wünsche mir an jedem verdammten Tag, wenigstens endlich vergessen zu können, wenn du schon nicht zu mir zurückkehrst, aber ich sehe diese schrecklichen Bilder, die mich so sehr quälen, immer und immer wieder vor meinen Augen.

Im ersten Moment glaubte ich noch, dass das Schicksal nicht so grausam sein könnte, zuzulassen, dass ich dich verliere. Du warst der einzige Mensch auf dieser Welt, der mich kannte, der wirklich wusste, wer ich war und nicht nur das Bild sah, das ich von mir zeigte. Doch so sehr ich mich auch weigerte, die Wahrheit zu akzeptieren, musste ich irgendwann einsehen, dass ich nichts an dieser Tatsache ändern konnte. Egal ob ich versuchte, es zu verdrängen oder zu lernen, damit zu leben, gelang mir weder das eine noch das andere, ließ mich nur noch weiter abstürzen in dieses tiefe schwarze Loch. In der Sekunde, als der Schuss durch die Luft rauschte, bohrte sich ein Messer tief in mein Herz, und niemandem wird es jemals gelingen, diese Qual zu lindern. Meine Welt brach in diesem winzigen Augenblick in sich zusammen und ließ lediglich einen gewaltigen Trümmerberg zurück, der trotz aller Anstrengung nicht kleiner zu werden scheint.

So oft sah ich in meinem Beruf bereits andere Menschen sterben, ob diese nun unschuldig waren oder nicht, ihr Tod war dennoch ein Verlust für jemanden auf dieser Welt. Auch ich beendete schon viel zu häufig das Leben Anderer, niemals war dies leicht für mich, doch genauso wenig dachte ich darüber nach, was es für ihre Angehörigen bedeutete. Es gibt nur eines, was einen in dieser Situation aufrecht hält, der Wunsch nach Gerechtigkeit. Vielleicht muss man genau diesen Schmerz erst selbst verspüren, um verstehen, um nachvollziehen zu können. Nun kann ich es, denn ich fühle die gleichen Qualen in meinem Herzen, die jeder Einzelne von ihnen fühlte.

Ein Teil von mir starb gemeinsam mit dir und ließ nur eine leere Hülle ohne Seele zurück, die lediglich durch das Verlangen nach Rache davon abgehalten wird, völlig zu zerbrechen. Ich bin nicht länger dazu in der Lage, mein Leben ohne dich fortzuführen, habe keine Kraft mehr, um noch länger zu kämpfen. Alles, was nun noch in meiner Macht liegt, ist, ihn dafür bezahlen zu lassen, und ich werde dafür sorgen, dass er bezahlt, auch wenn es das Letzte ist, was ich tue. Dieser Mann hat mein Leben zerstört und mir alles genommen, was mir das Wichtigste auf dieser Welt war. Es muss nun etwas passieren, denn ich ertrage dieses Leben nicht länger, ohne endgültig durchzudrehen. Ich habe genug Zeit damit vergeudet, in mein normales Leben zurückkehren zu wollen, damit ist jetzt Schluss, denn ich werde endlich das tun, was ich schon vor Monaten hätte tun sollen...
 
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[NCIS] Vendetta - Blutige Rache / Kapitel 1: "Rückkehr - die Erste"

Zehn Hits und kein einziges FB. Wirklich deprimierend.
Naja, hier kommt das erste Kapitel.
Viel Spaß beim Lesen.

LG Claudia


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Als ich an diesem Montag das Appartementhaus verlasse, in dem sich meine Wohnung befindet, empfangen mich bereits die hellen Strahlen der aufgehenden Sonne, so dass ich meine Sonnenbrille auf die Nase setze, bevor ich in meinen geliebten Mustang steige. Vielleicht liegt es an der Unruhe, die sich in meinem Inneren ausgebreitet hat, doch die Welt scheint mir an diesem Morgen vollkommen verändert zu sein. Ich kann dieses Gefühl nicht erklären, das mich bereits beschlichen hat, als ich durch die Tür nach draußen getreten bin, aber es lässt sich nicht wieder abschütteln. Irgendetwas liegt in der Luft, aber was genau es ist, das mich beunruhigt, kann ich nicht ergründen, denn anscheinend bin ich noch immer ein wenig angeschlagen, so dass ich Mühe habe, meine Empfindungen einzuordnen. Nachdem ich einen prüfenden Blick zum Himmel geschickt habe, der mit seinem strahlenden blau den nahenden Sommer ankündigt, verdränge ich jedoch meine skeptischen Gedanken und lasse mich seufzend auf dem Fahrersitz meines Autos nieder. Ich starte bestimmt den Motor und versuche, mich auf die Straße zu konzentrieren, die ich nun meinen Wagen entlang steuere und die mich hoffentlich noch pünktlich zum Hauptquartier bringt. Doch der dichte Verkehr an diesem frühen Morgen sorgt dafür, dass ich langsamer vorankomme, als mir lieb ist, so dass meine Überlegungen erneut die Möglichkeit haben, abzudriften.
Vermutlich ist es meine Pesterkrankung, die mir noch immer in den Knochen steckt und die mich hinter jedem alltäglichen Ereignis eine Verschwörung vermuten lässt. Niemals hätte ich jedoch geglaubt, dass mich diese Sache völlig aus der Bahn werfen und noch so lange beschäftigen würde, schließlich überstand ich diesen Kampf erfolgreich. Es war nicht leicht, aber irgendwann gab ich schließlich vor mir selbst zu, dass ich wirklich Angst hatte, Angst zu sterben, Angst, die Menschen zu verlieren, die mir wichtig waren. Vermutlich gehörte dieses Eingeständnis zu meinem Genesungsprozess, doch ich hatte das Gefühl, dass es mir geholfen hatte, endlich ehrlich zu sein, auch wenn ich dies nur vor mir selbst tat und wohl niemals laut aussprechen würde, denn es gibt nur einen Menschen, vor dem ich offenbaren würde, dass ich nicht so unerschütterlich bin, wie ich es gern alle glauben lasse. Doch in den vergangenen Wochen, in denen ich dazu verdammt war, zu Hause die Zeit totzuschlagen, blieb mir viel zu viel davon, um über die Geschehnisse nachzugrübeln, zu überlegen, wieso es mich treffen musste, mich zu fragen, was mich dazu gebracht hatte, diesen verdammten Brief zu öffnen. Natürlich brachten mich meine wirren Gedanken nicht im geringsten einer Antwort näher, sondern lediglich näher daran, endgültig durchzudrehen, so dass ich mich heute Morgen entschlossen auf den Weg ins Hauptquartier machte, was auch immer mein Boss davon halten mag.
Wie immer rückt der Zeiger der Uhr unaufhaltsam dem Dienstbeginn entgegen und bringt mich meiner obligatorischen Kopfnuss für meine Verspätung näher, so dass ich, kaum dass sich die ein oder andere Lücke bietet, meinen Wagen rasant durch die überfüllten Straßen der Großstadt lenke. Trotzdem genieße ich das Gefühl, endlich meine Wohnung verlassen zu haben, die mich mit jedem einzelnen Tag immer stärker einzuengen schien und beinahe einem Gefängnis glich. Mir ist es, als kann ich erst jetzt wieder unbeschwert durchatmen, auch wenn dieses Vorhaben noch immer von meinen lädierten Lungen erschwert wird. Dabei stört es mich auch nicht im geringsten, dass mich vermutlich lediglich die Aussicht auf einen Tag mit einem überdimensionalen Aktenberg erwarten wird, denn ich habe endlich wieder das Gefühl, etwas sinnvolles tun zu können und nicht meine Zeit damit verbringen zu müssen, tatenlos herumzusitzen. So gern ich während meines Arbeitstages auch die Abwesenheit meines Vorgesetzten nutze, um mich entspannt zurückzulehnen oder mich mit sinnlosen Computerspielen zu beschäftigen, bin ich dennoch kein Mensch, der permanent mit dieser Untätigkeit leben kann.

Als ich aus meinem Auto steige und durch die Tiefgarage zum Aufzug haste, werfe ich einen kurzen Blick auf meine Uhr, die mir anzeigt, dass ich an meinem ersten Arbeitstag tatsächlich fünfzehn Minuten zu spät komme. Ein genervtes Seufzen entfährt mir, während ich auf den silbernen Knopf drücke und ungeduldig auf die Ankunft des Fahrstuhls warte, der mich einem brummigen Gibbs näher bringen würde. Doch ich habe den festen Vorsatz, mir meine gute Laune von niemandem verderben zu lassen, schließlich überwiegt die Vorfreude in meinem Inneren, endlich wieder meinem geliebten Job nachgehen zu können. Sekunden später trete ich in das Innere und starre auf die Etagenanzeige, als sich die Tür im Erdgeschoss mit einem leisen 'Pling' öffnet. Unvermittelt sehe ich mich jenem grummeligen Teamleiter gegenüber, der mich für einen Moment durchdringlich mustert, bevor er sich schweigend neben mich stellt. Die ausbleibende Kopfnuss deute ich zuversichtlich als gutes Zeichen, obwohl mein Boss, wie erwartet, wenig begeistert über meine vorzeitige Rückkehr scheint. Doch ich ignoriere sein zuvorkommendes Kompliment über mein gruseliges Aussehen und stürze mich stattdessen voller Tatendrang in einen neuen Arbeitstag.
Das Öffnen der schweren Metalltüren ermöglicht mir einen guten Blick auf den Arbeitsbereich unseres Teams, was sich beinahe anfühlt, als würde ich nach einem langen Urlaub endlich nach Hause zurückkehren. Ich setze mein typisches Grinsen auf und betrete zielstrebig das Großraumbüro, in Erwartung einer freundlichen Begrüßung durch meine Kollegen. Auch wenn ich es nicht gern zugebe, haben sie mir doch alle in gewisser Weise gefehlt, so sehr wir uns auch immer gegenseitig nerven und aufziehen, sind wir doch so etwas wie eine Familie. Sogar Gibbs' Kopfnüsse gehören für mich schon zu meinem Job dazu, so dass es ein seltsames Gefühl war, darauf verzichten zu müssen, doch ohne Zuhörer machten mir meine Witze ohnehin keinen Spaß. Kate und McGee teilen diese Auffassung scheinbar nicht mit mir, denn die Beiden würdigen mich kaum eines Blickes, geschweige denn, dass sie mein Auftauchen zu freuen scheint. Obwohl ich versuche, dieses Gefühl zu unterdrücken, macht sich doch die Enttäuschung in meinem Inneren breit, glaubte ich immerhin, sie hätten mich wenigstens etwas vermisst.
Der funkelnde Blick, mit dem mich meine Partnerin jedoch bedenkt, macht mir unvermittelt klar, dass es irgendetwas gibt, das sie wirklich wütend machte, denn ihre Augen vermitteln mir heute einen gewissen Ernst der Situation. Vermutlich verriet unser Bambino ihr einen meiner dummen Sprüche, mit dem ich wieder einmal weit über das Ziel hinaus geschossen bin und der sie wohl ziemlich kränkte, auch wenn sie dies niemals zugeben würde. Also versuche ich, mich zu rechtfertigen und dadurch zu retten, was noch zu retten ist, doch sie ignoriert mich eiskalt und vertieft sich in ihr Telefongespräch. Einige Sekunden lang stehe ich unbeweglich zwischen unseren Schreibtischen und unterdrücke mühsam ein Seufzen, denn meinen ersten Arbeitstag, nachdem ich meine Pesterkrankung mehr als glimpflich überstand, habe ich mir irgendwie vollkommen anders vorgestellt. Doch während ich noch in meinen Gedanken versunken bin, bringt mich wie so oft eine von Gibbs' Kopfnüssen schneller auf den harten Boden der Realität zurück, als mir lieb ist. Aber ich wäre schließlich nicht Anthony DiNozzo, wenn ich mich von einer Kleinigkeit wie dieser so einfach aus der Bahn werfen lassen würde.
 
AW: [NCIS] Vendetta - Blutige Rache

Tolle Story :D
Mach weiter so. Ich bleib eine treue Leserin, komm nur leider selten dazu FB zu schreiben, aber ich bemühe mich, es wieder öfter zu tun :rofl:
 
AW: [NCIS] Vendetta - Blutige Rache

find die Story auch sehr viel versprechend. Ich liebe das Finale der 2. Staffel und der Prolog zeigt mir, dass mir auch die Richtung, in die die Geschichte gehen wird, gefallen wird (Tate 4 Prez) :D
es tut mir ehrlich Leid, dass mein FB in letzter Zeit so selten geworden ist, aber ich hab derzeit noch ein paar andere Dinge zu tun. Wollt nur eben sagen, dass ich trotz allen noch überall brav mitlese und so bald wie möglich auch mal wieder was FBen werd :)

freu mich auf neue Teile!

lg syd
 
AW: [NCIS] Vendetta - Blutige Rache

ich kann mich den beiden eigentlich nur anschließen. Tolle Story.

Bin schon auf die Fortsetzung gespannt :D
 
[NCIS] Vendetta - Blutige Rache / Kapitel 2: "Rückkehr - die Zweite"

Hallo Ihr Lieben!

Vielen Dank für euer FB. Es freut mich sehr, daß euch die FF gefällt.
Ich fänds toll, ab und zu zu lesen, ob ihr meine Storys noch verfolgt und wie sie bei euch ankommen.
Aber jetzt erst einmal viel Spaß mit dem neuen Kapitel.

LG Claudia


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Noch ehe ich es mir jedoch an meinem Schreibtisch gemütlich machen kann, werden wir schon zu einem neuen Fall gerufen, der es mehr in sich haben wird, als wir zu diesem Zeitpunkt erwarten. Die Atmosphäre zwischen Kate und mir ist noch immer deutlich angespannt, so dass ich erneut versuche, sie ein wenig zu besänftigen, aber wie immer mache ich genau damit alles nur noch schlimmer und scheine noch tiefer in meinem Fettnäpfchen zu versinken. Jetzt brauche ich dringend eine gute Idee, um sie davon zu überzeugen, dass es mir leid tut, und genau in diesem Moment kommt mir eine kleine unschuldige Schlange mehr als recht, schließlich ist es weithin bekannt, dass Frauen Angst vor diesen Reptilien haben. Obwohl ich weiß, dass es nicht sehr nett von mir ist, ihr einen solchen Schrecken einzujagen, fühlt es sich richtig gut an, für sie den Helden spielen zu können. Aber wie immer hält ihre Dankbarkeit nicht lange an, als McGee meine kleine Lüge verrät und ich erneut den Unmut meiner Partnerin auf mich ziehe, so dass ich umgehend unsanft auf dem Boden lande. Die folgenden Ereignisse stürmen an mir vorbei, ohne dass ich sie wirklich realisiere, mein Unterbewusstsein lässt mich reagieren, ohne dass mir Zeit bleibt, darüber nachzudenken.
Ich bin noch nicht einmal seit zwei Stunden wieder im Dienst, als mir bereits der Wagen unserer Opfer um die Ohren fliegt und ich mich nur mit Mühe in Sicherheit bringen kann. Aber wenigstens konnte ich meine beiden Kollegen vor der Explosion schützen, denn ich könnte es mir nie verzeihen, wenn ihnen etwas passiert. Es war zwar schon mehrfach vorgekommen, dass ein Verrückter uns umbringen wollte, doch dieses Mal ist es wirklich mehr als knapp gewesen. Nur weil ich es heute Morgen zu Hause einfach nicht mehr ausgehalten hatte, habe ich nicht auf meinen Instinkt gehört, der sich bereits bei dem Verlassen meines Appartements gemeldet hatte. Deshalb habe ich ein schlechtes Gewissen, dass ich das Team in Gefahr gebracht habe, doch wenn ich mich nicht mit meiner Partnerin gestritten hätte, wäre mir dieser Sprengsatz vermutlich überhaupt nicht aufgefallen.

Einige Zeit später sitze ich auf einem der Stahltische in Duckys Reich und bin unglaublich froh, dass ich nun nicht leblos an diesem Ort liegen und meine eigene Autopsie über mich ergehen lassen muss. Behauptete ich heute morgen noch, dass ich wieder vollständig gesund bin, muss ich nun wohl oder übel zugeben, dass dies eine Lüge war, denn in diesem Moment fühle ich mich wie erschlagen. Obwohl Kate sich um mich zu sorgen scheint, was ein unerwartet gutes Gefühl in mir auslöst, hält dies nicht lange an, bevor sie erneut ihre Krallen ausfährt, so dass ich mich in die Stille von Abbys Labor zurückziehe. Langsam frage ich mich, was in den Wochen, die ich zu Hause verbringen musste, vorgefallen war, dass sich alle meine Kollegen so gegen mich verschworen haben. Vermutlich ging ich mit meinen ewigen Sticheleien und dummen Sprüchen doch zu weit, so dass ich nun am eigenen Leib erfahren muss, wie dies sich anfühlt. Dennoch frage ich mich, warum mir ihre Streiche so nahe gehen, habe ich doch normalerweise niemals solch große Probleme diese einzustecken, aber ich bin wohl doch noch stärker angeschlagen, als ich vor mir und auch vor den Anderen zugeben will.
Kaum betrete ich die heiligen Räume der Forensikerin, als mich ihre überschwängliche Begrüßung und eine stürmische Umarmung beinahe von den Füßen reißen, so dass ich Mühe habe, mein Gleichgewicht wieder zu erlangen. Ich kann verstehen, wie froh sie ist, dass ich meine Erkrankung mehr oder weniger glimpflich überstanden habe, das bin ich schließlich auch, dennoch fällt es mir schwer, mich wieder von ihr zu lösen und zu Atem zu kommen. Doch hier komme ich endlich in den Genuss von ein wenig Ruhe, nachdem meine Kollegin eilig ihr Stoffnilpferd hervorgeholt hat, das mir als Kissen dient, so dass ich mich auf dem Fußboden ausstrecke und sie sich neben mir niederlässt. Für einige Minuten nutzen wir die Möglichkeit, sprechen ein wenig über den aktuellen Fall und über die Dinge, die während meiner Abwesenheit passierten. Obwohl es mich sehr interessiert, als sie über das Privatleben meiner Partnerin erzählt, versuche ich, meine Neugier zu unterdrücken und wechsle hastig das Thema. Doch wie sollte es anders sein, vergeht nicht viel Zeit, bis Gibbs hereinkommt, nach Ergebnissen fragt und von dem Notruf berichtet, der den NCIS gezielt an den Tatort führen sollte, so dass ich mich leise seufzend wieder erhebe und an die Arbeit gehe.

Ich habe wirklich gedacht, dass es nicht schlimmer kommen könnte, doch wie immer gelingt es Fornell, der unerwartet im Großraumbüro auftaucht, alles andere an diesem Tag zu übertreffen, indem er uns die Nachricht von Ari Haswaris Rückkehr in die Vereinigten Staaten überbringt. Aber auch das ist noch nicht genug der Hiobsbotschaften, denn der Terrorist hat bereits seine Zeit genutzt und versucht, unseren Boss umzubringen. Spätestens in diesem Moment wird mir endgültig klar, dass ich heute Morgen, so wie Gibbs es mir beibrachte, auf meinen Instinkt hätte hören und in meinem kuscheligen Bett bleiben sollen. Was habe ich mir auch dabei gedacht, meinen Krankenurlaub vorzeitig abzubrechen, um zuerst beinahe in die Luft zu fliegen und nun wahrscheinlich auf irgendeine andere grausame Weise umgebracht zu werden? Vermutlich hat er schon ein schlagkräftiges Begrüßungsgeschenk geschmiedet, denn diesem Schweinehund traue ich mittlerweile alles zu, schließlich gehört er zu jenen ungelösten Fällen, die unser gesamtes Team und vor allem unseren Vorgesetzten nicht loslassen. Doch auch in mir brodelt bei dem Gedanken daran, was er ihm, aber vor allem meiner Partnerin bereits antat, die Wut unaufhörlich und dringt von Sekunde zu Sekunde immer weiter an die Oberfläche, so dass ich meine Empfindungen nicht mehr lange werde unter Kontrolle halten können.
Mittlerweile hat sich nicht nur unser Verdacht bestätigt, dass jemand versucht hatte, unser gesamtes Team auszulöschen, sondern wir sind auch vollkommen sicher, dass niemand anderer als Ari Haswari hinter diesem Anschlag steckt. Nach allem, was wir in der Vergangenheit wegen ihm durchmachen mussten, ist nun der Wunsch, ihn zur Strecke zu bringen, beinahe übermächtig. Aus diesem Grund werden wir alles daran setzen, ihm endlich auf die Spur zu kommen und ein für alle Mal aus dem Verkehr zu ziehen, so dass ihm auch das FBI nicht mehr wird helfen können. Doch wir alle verfügen über jahrelange Erfahrung in unserem Job, wir arbeiten auf Hochtouren, und wir werden unsere Fähigkeiten nutzen, um an unser Ziel zu kommen. Nach zähen Ermittlungen und Befragungen scheint es schließlich auch einen Lichtblick am Horizont zu geben, als wir den Terroristen nicht nur näher kommen, sondern es gelingt uns auch, ihr Vorhaben zu durchschauen. Aber noch immer sind wir auf der Suche nach dem Ziel ihres Anschlags, wobei wir letztlich Fornells Hilfe erhalten, so dass wir über einen Satelliten Aris Handy orten und so seinen Aufenthaltsort bestimmen können.

Der angespannte Zustand unseres Vorgesetzten bringt ihn dazu, den Dienstwagen rasant durch die Stadt zu lenken, ohne die Geschwindigkeitsbegrenzungen oder rote Ampeln zu beachten. Deshalb gelangen wir innerhalb kürzester Zeit an unser Ziel, einem stillgelegten Industriegebiet in der Nähe des Hafens in Norfolk, an dessen Pier in diesen Minuten mehrere Schiffe der US Navy von hunderten Menschen sehnsüchtig erwartet werden. Sollte die Drohne der Terroristen ihren Bestimmungsort erreichen, werden all diese Familien, die Frauen, die gemeinsam mit ihren Kindern ihre Männer in Empfang nehmen wollen, ohne die Chance auf ein Entkommen sterben. Wenn ich darüber nachdenke, dass dieser Schweinehund erneut kurz davor steht, sein Vorhaben in die Tat umzusetzen, kocht die Wut in meinem Inneren stärker hoch. Ich versuche, meine Empfindungen unter Kontrolle zu bringen und arbeite mich eilig auf das Dach einer verlassenen Lagerhalle vor, während Gibbs und Kate über die Treppe nach oben gelangen. Nur Sekunden, nachdem wir unsere Deckung verlassen haben, werden wir bereits unter Beschuss genommen, aber es gelingt uns, die Oberhand zu behalten. In der Zwischenzeit hat sich jedoch ein Terrorist unbemerkt zu uns vorgearbeitet und nimmt nun unseren Boss ins Visier, doch meine Partnerin reagiert, noch bevor wir unsere Waffen auch nur in seine Richtung lenken können, und wirft sich in die Flugbahn der Kugel.
Wie in Zeitlupe laufen diese Ereignisse vor meinen Augen ab, ohne dass ich in der Lage bin, etwas zu tun, doch dann bin ich vollständig aus meiner kurzzeitigen Starre erwacht und handle, ohne darüber nachdenken zu müssen. Mit mehreren Schüssen strecken Gibbs und ich den Mann schließlich nieder und eilen umgehend auf Kate zu, die unter Schmerzen laut aufstöhnt. Mit einem Griff hat unser Boss ihre Jacke nach oben geschoben und legt damit die Kugel frei, die in ihrer schusssicheren Weste stecken geblieben ist. Ich kann die Erleichterung nicht beschreiben, die sich bei dieser Erkenntnis in meinem Inneren breit macht, denn für einige Sekunden ergriff die Angst von mir Besitz, sie womöglich verloren zu haben. Noch immer fühle ich die eisige Hand, die sich um mein Herz klammerte, so dass es mir nicht gelingt, meine Gefühle offen zu zeigen, und ich reagiere stattdessen mit einem meiner lockeren Sprüche. Wie jedes Mal, wenn ich eine dieser Äußerungen von mir gebe, verdreht meine Partnerin nur verächtlich ihre Augen, aber ich ignoriere diese Reaktion und lobe sie grinsend für ihren Einsatz. Ich kann es mir einfach nicht verkneifen und erwarte beinahe schon meine obligatorische Kopfnuss, doch unser Vorgesetzter pflichtet meinen Worten bei, woraufhin sich ihre dunkelbraunen Augen überrascht weiten, ehe sie lächelnd antworten will. Ich bekomme ihre Worte jedoch kaum mit, denn in diesem Moment, noch ehe Kate den Satz beenden kann, zerreißt ein ohrenbetäubender Schuss die Stille ums uns herum, während ein Projektil laut zischend durch die Luft rauscht...
 
[NCIS] Vendetta - Blutige Rache / Kapitel 3: "Chaos der Gefühle"

Hallo Ihr Lieben!

Ihr werdet euch wohl noch ein wenig gedulden müssen, um zu erfahren, wie das 2. Kapitel ausgeht.
Ersteinmal gibt einen Rückblick für euch.
Ich wünsche euch wie immer viel Spaß beim Lesen.

LG Claudia


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Seit langem hatte Washington D.C. nicht mehr so einen schönen, beinahe perfekten, Frühlingsabend gesehen wie jenen vor nunmehr sechs Wochen, denn bereits den ganzen Tag hatten sich angenehme Temperaturen über der Stadt ausgebreitet und wollten auch um die späte Uhrzeit noch nicht abkühlen. Die Dunkelheit hatte vor wenigen Stunden begonnen, die zahllosen Gebäude zu umhüllen, nur von tausenden funkelnden Sternen und einer schmalen Mondsichel unterbrochen, die die Umgebung mit ihrem silbernen Licht sanft erhellten. Kein einziges Wölkchen, und sei es auch noch so klein, hatte sich an dem mattschwarzen Nachthimmel, der beinahe wie ein riesiges Zeltdach erschien, verirrt, um dieses vollkommene Bild zu trüben. Leise Klänge unterstrichen die romantische Atmosphäre, die um mich herum herrschte und mir, gemeinsam mit dem Blick durch die Scheibe des Panoramafensters nach draußen auf die nächtliche Parklandschaft, das Gefühl eines perfekten Abends vermittelten.
Dennoch herrschte in meinem Inneren diese Anspannung, die sich einfach nicht legen wollte und mein Vorhaben noch schwerer machte, als es ohnehin schon war. Seit Wochen hatte ich mir diese Situation vor meinem geistigen Auge ausgemalt, und nun war sie Realität geworden, ich saß mit Caitlin Todd in einem Restaurant und genoss den gemeinsamen Abend mit ihr. Es war vollkommen anders, als ich erwartet hatte und dennoch übertraf es all meine Hoffnungen, hatte ich doch nicht geglaubt, dass es möglich war, unseren Job für einige Stunden völlig auszublenden. Aber nun waren wir einfach nur zwei Menschen, die sich für ein gemeinsames Essen miteinander verabredet hatten, so ungewöhnlich diese Tatsache auch normalerweise für uns war. Für einige Sekunden musterte ich meine Kollegin eingehend, nahm das Bild dieser jungen Frau in mich auf, als wollte ich mir jedes Detail ganz genau einprägen, um es nicht wieder zu vergessen. Sie sah wie immer wunderschön aus, doch an diesem Tag brachten mich ihre strahlenden braunen Augen und ihr unwiderstehliches Lächeln noch mehr um den Verstand, als sie es an gewöhnlichen Tagen bereits taten. Ich hatte mir, so ungewöhnlich dies für mich auch seine mochte, die richtigen Worte zurecht gelegt, die ich ihr sagen wollte, doch in dem Moment, als sich ihre Tür vor drei Stunden öffnete und ich einen Blick auf ihre atemberaubende Erscheinung geworfen hatte, war jedes einzelne davon ausgelöscht worden.

Bereits die Frage, ob sie mit mir Essen gehen würde, hatte mich mich verdammt viel Überwindung gekostet, denn immerhin waren wir Partner und ich nicht dafür bekannt, meine Kollegen ohne Grund einzuladen. Abgesehen davon gab es noch immer Gibbs' berühmte Regel Nummer 12, die Beziehungen unter Kollegen strengstens untersagte und die er vor allem mich mit Nachdruck gelehrt hatte. Ich wusste, dass er mein Vorhaben wohl niemals tolerieren würde, aber seine Meinung war mir diesmal, wohl zum ersten Mal in meinem Leben, vollkommen egal gewesen. Doch schließlich hatte sich mir die perfekte Gelegenheit geboten, die ich genutzt und Kate um ein Abendessen gebeten hatte, aber genau diese Bitte hatte sie lediglich misstrauisch die Augen zu Schlitzen verengen lassen. Eigentlich war ich es gewohnt, dass sie mich aufgebracht anfunkelte, doch in diesem Moment ließ ihre Reaktion die Nervosität in meinem Inneren erneut die Oberhand gewinnen, so dass ich hastig erklärt hatte, dass es sich um eine rein freundschaftliche Einladung handelte, bevor sie möglicherweise ablehnte, denn eine weitere Chance würde ich vermutlich nicht erhalten. Nach diesem Gespräch hätte ich mir vor Wut selbst in den Hintern treten können, denn so unbeholfen hatte ich mich einer Frau gegenüber noch nie angestellt. Doch Caitlin war nicht einfach irgendeine, sie war nicht wie die jungen Dinger, mit denen ich bisher ausgegangen war, sie war die Frau, an die ich, so unglaublich es auch klingen mochte, mein Herz verloren hatte.
Nie in meinem Leben hatte ich erfahren, wie es sich anfühlte, unsterblich verliebt zu sein, bis zu jenem Augenblick, als mir klar wurde, dass ich in jeder Minute des Tages das Gesicht meiner Kollegin vor mir sah, das eine Horde von Schmetterlingen in meinem Inneren auf die Reise schickte. Lange hatte ich versucht, mich gegen dieses Gefühl zu wehren, hatte mir eingeredet, sie nur erobern zu wollen, vergeblich, ich konnte mich ihrem Bann nicht länger entziehen. In den letzten Wochen hatte ich alles dafür getan, ihre Aufmerksamkeit zu erregen, doch das, was ich tat, schien sie, nur noch weiter von mir zu entfernen, denn meine kindischen Scherze und meine Angeberei ließen sie lediglich genervt die Augen verdrehen, anstatt dass ihre Eifersucht, wie ich es beabsichtigt hatte, wuchs. Doch wenn ich ehrlich war, war schon seit langem der größte Teil meiner Frauengeschichten gelogen, ich wollte keine von ihnen, denn keine einzige war Kate. Anfangs hatte ich gedacht, es meinem Ruf als Frauenheld schuldig zu sein, aber der Blick in ihre Augen während meiner Erzählungen hatten mich eines Besseren belehrt. Vielleicht war es nur Einbildung oder auch Wunschdenken, aber ich glaubte, ein enttäuschtes Glänzen in ihnen wahrgenommen zu haben. Dennoch hatte genau diese Erkenntnis die Hoffnung in mir geweckt, dass sie ähnlich für mich empfinden könnte, wie ich für sie.
Doch der größte Schritt hatte noch vor mir gelegen, schließlich musste sie erst einem Rendezvous mit mir zustimmen, um sie von mir als Mann überzeugen zu können. Genau diese Tatsache hatte jedoch ein scheinbar unüberwindliches Hindernis für mich dargestellt, denn in ihrer Gegenwart schien meine selbstsichere Fassade immer größere Risse zu bekommen. Noch nie war es mir so schwer gefallen, eine Frau um ein Date zu bitten wie bei Kate, da sie die erste und einzige war, bei der ich Angst vor einem Korb hatte. Nachdem ich schließlich endlich den Mut gefunden, sie einzuladen und sie tatsächlich zugestimmt hatte, dachte ich lange darüber nach, wohin ich mit ihr gehen sollte, bis ich mich für ein kleines italienisches Restaurant entschieden hatte. Dieses Lokal war keines von denen, in die ich meine Eroberungen eingeladen hatte, denn Caitlin war keine Frau, die sich dadurch beeindrucken ließ.

Die Kerze in der Mitte unseres Tisches verlieh meiner Partnerin ein geheimnisvolles Aussehen und malte verzerrte Schatten auf ihr Gesicht. Doch ihre haselnussbraunen Augen, in denen sich der flackkernde Schein der Flamme spiegelte, funkelten mir sanft entgegen. Kate sah in ihrem schwarzen Kleid einfach umwerfend aus, denn es betonte ihren vollkommenen Körper und umspielte mit seinem knielangen Rock ihre schlanken Beine. Die seidig glänzenden braunen Haare waren locker am Hinterkopf zusammengesteckt, nur einige Strähnen fielen in sanften Wellen über ihre Schultern und umrahmten ihr ebenmäßiges Gesicht. Dieser Anblick verstärkte die Unruhe, die in meinem Inneren herrschte, noch zusätzlich, doch so sehr ich es auch versuchte, konnte ich meinen Blick nicht von ihr wenden. Ihre Augen schienen mich gefangen zu halten, und ich begann, immer tiefer in diesem unergründlichen braun zu versinken, ohne mich dagegen wehren zu können oder es auch nur zu wollen.
Während des Essens hatte ich mich ein wenig entspannen können, denn ich konzentrierte mich nicht unentwegt darauf, was ich vorhatte, ihr zu sagen. So gelang es uns zum ersten Mal an diesem Abend, endlich ein Gespräch zu führen, das länger andauerte, als nur wenige Sätze, doch es fiel mir mit der Zeit immer leichter, meine Nervosität zu vergessen. Ich hatte nicht erwartet, dass unsere Unterhaltung sich nicht doch nach einiger Zeit um die Arbeit drehte, doch wir sprachen über unsere Vergangenheit und unsere Kindheit. Es war wirklich schön, etwas über Kate zu erfahren, auch wenn es noch so unwichtig war, denn ich hatte plötzlich das Gefühl, alles von ihr wissen zu müssen. Aber es war nicht länger die Neugier, die mich dazu trieb, sondern das Verlangen, ihr näher sein zu wollen, zu erfahren, wie wirklich war, weit ab von unserer nicht immer einfachen Arbeit. Schon seit langem bestand zwischen uns eine große Vertrautheit, schließlich mussten wir einander unser Leben anvertrauen, aber nun schien diese, noch weiter zu wachsen.
Kaum hatten wir jedoch den Nachtisch zu uns genommen, breitete sich erneut diese Unsicherheit in meinem Inneren aus, denn mir wurde klar, dass sich das Ende des Abend unaufhaltsam näherte. Wenn ich sie nach Hause gebracht hatte, müsste ich endlich meine Chance nutzen und ihr sagen, was ich fühlte, denn ich würde vermutlich keine zweite erhalten. Diese Gedanken schwirrten mir unaufhörlich durch den Kopf, und ich fand keine Möglichkeit, sie wieder daraus zu verbannen, so dass ich mir schon zum mindestens fünften Mal nervös durch die Haare fuhr und Kates erstaunten Blick auf mir spüren konnte, die irgendwann besorgt fragte: „Ist alles in Ordnung mit dir, Tony? Du wirkt heute Abend so angespannt.“ Ein leises Seufzen entrann meinen Lippen, als ich krampfhaft überlegte, was ich ihr darauf antworten sollte, bevor ich versuchte, ein wenig Zeit zu gewinnen, indem ich vorschlug: „Lass uns doch etwas spazieren gehen! Ich glaube, ein wenig frische Luft würde mir gut tun.“ Nach dieser Aussage nickte sie zustimmend, doch aus dem Augenwinkel registrierte ich noch immer ihre ungläubige Miene, die ich aber ignorierte, und winkte stattdessen den Kellner zu uns, um die Rechnung zu begleichen. Als ich ihr kurz darauf in ihre Strickjacke half, genoss ich für einige Sekunden ihre Nähe und nahm tief ihren betörenden Duft in mich auf.
 
[NCIS] Vendetta - Blutige Rache / Kapitel 4: "Kalte Füße"

So, weiter gehts. Viel Spaß!

LG Claudia


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Die milde Aprilluft schlug uns entgegen, als wir wenig später schweigend das kleine italienische Restaurant verließen und den Weg durch den nahe gelegenen Park einschlugen. Noch immer breitete die sternenklare Nacht ihre samtschwarze Hülle über der Stadt aus, die von dem silbernen Schein der schmalen Mondsichel begleitet wurde. Das fröhliche Konzert der Vögel war bereits vor Stunden verstummt und hatte einer beruhigenden Stille Platz gemacht, die lediglich das verhaltene Hallen unserer Schritte durchbrach. Ich bot Kate meinen Arm, denn es floss nun einmal italienisches Blut durch meine Adern, das mich zu besonderen Anlässen dazu brachte, durchaus charmant zu sein. Tief sog ich die frische Luft ein und ließ sie durch meine Lungen strömen, denn nach dem Aufenthalt in dem warmen Restaurant war dies wirklich angenehm. Es tat gut, mich endlich wieder bewegen und mir ein wenig die Beine vertreten zu können, so dass langsam auch die Anspannung aus meinen Muskeln wich.
Wortlos schlenderten wir den breiten Pfad entlang, vorbei an unzähligen Bäumen, deren Blätter leise im sanften Windhauch rauschten und dabei eine angenehme Melodie erklingen ließen. Das Schweigen zwischen uns empfand ich überhaupt nicht drückend, eher im Gegenteil hatte ich das Gefühl, dass die Ruhe uns Beiden angenehm war. Ich genoss die Vertrautheit und die Nähe zu Kate, die mir dennoch gleichzeitig Angst machten, denn sie war die erste Frau in meinem Leben, der es gelungen war, diese Empfindungen bei mir auszulösen. Bereits ihre zarte Berührung ließ eine Gänsehaut über meinen gesamten Körper wandern, so dass ich nur mit Mühe ein wohliges Schaudern unterdrücken konnte. Unvermittelt blieb sie stehen, so dass ich mich verwirrt nach ihr umsah, doch sie blickte verträumt in den Himmel und flüsterte: „Diese Nacht ist wunderschön. Es ist schon lange her, dass man die Sterne beinahe greifbar sehen konnte.“ Auch ich wandte meinen Kopf nach oben und musste ihr Recht geben, der Ausblick war wirklich einmalig und auch ein wenig romantisch. Normalerweise hatte ich keine ausgeprägte Ader für Dinge wie diese, aber in ihrer Gegenwart war das plötzlich vollkommen anders, so dass sich unwillkürlich ein Lächeln auf meinen Lippen ausbreitete.

Mit der Zeit wurde es jedoch kühl, denn der April hatte gerade erst begonnen, so dass meine Partnerin in ihrem dünnen Jäckchen fröstelte und ich mein Jackett um ihre Schultern ausbreitete, während ich meinen Arm ein wenig unsicher auf ihren Rücken legte, um sie ein wenig zu wärmen. Wir machten uns auf den Weg zu meinem Wagen, der in wenigen Minuten eine angenehme Temperatur versprach, so dass wir uns in den Polstern der Sitze niederließen. Kurz darauf lenkte ich mein Auto durch die ruhigen und beinahe leeren Straßen der Stadt, vorbei an unendlichen Häuserfluchten, deren Fenster größtenteils hell erleuchtet waren. Je näher wir Kates Wohnung kamen, umso angespannter wurde ich, denn damit näherte sich die letzte Chance, ihr endlich zu erklären, dass ich mehr für sie empfand als für eine Kollegin oder Freundin. In meinem Kopf schwirrten die Worte chaotisch durcheinander, unfähig, sich zu einem klaren Gedanken geschweige denn einem vollständigen Satz zu verbinden. Der Kloß, der sich in meinem Hals ausgebreitet hatte, schien von Sekunde zu Sekunde noch weiter zu wachsen und erschwerte mir mittlerweile bereits das Atmen.
Aus dem Augenwinkel musterte ich meine Partnerin, die sich entspannt in dem Ledersitz meines Mustangs zurückgelehnt und ein zufriedenes Lächeln auf den Lippen hatte. Sie ließ ihren Blick verträumt durch das Seitenfenster nach draußen schweifen und war anscheinend vollkommen in ihre Überlegungen versunken. Erneut wurde mir klar, wie wunderschön sie war, wenn ihre mittlerweile offenen braunen Haare in sanften Wellen über ihre Schultern fielen, während der Rock ihres schwarzen Kleides locker auf ihren Oberschenkeln lag und dennoch ihre langen Beine erahnen ließ. Ich schluckte schwer und versuchte, mich wieder auf die Straße zu konzentrieren, um mich nicht länger von ihrem atemberaubenden Anblick ablenken zu lassen, der mich sonst noch völlig um den Verstand bringen würde. Aber selbst ihre Anwesenheit und die Nähe zu ihr machten es mir nicht gerade leichter, schienen meine Augen doch beinahe, magisch von ihr angezogen zu werden.

Die Laternen, die mittlerweile die Straße erhellten, ließen mich erkennen, dass wir uns ihrem Appartement näherten, so dass ich die Nervosität kaum noch unterdrücken konnte. Nur wenige Minuten darauf hielt ich meinen Wagen an der Einfahrt des großen Wohnhauses, stieg eilig aus und lief um das Fahrzeug herum, bevor ich mit einem Griff die Beifahrertür öffnete und Kate galant beim Aussteigen half, was diese mit einem dankenden Lächeln quittierte. Ich bemerkte, dass ein leichtes Zittern durch ihren Körper lief, so dass ich meine Hand erneut vorsichtig auf ihren Rücken legte, um ihr ein wenig das Gefühl von Wärme zu geben. Ihr noch näher zu kommen, hatte ich nicht gewagt, obwohl sie meine Berührung ohne eine Abwehrreaktion zuließ, während wir gemeinsam zur Haustür gingen. Wortlos liefen wir die Treppen nach oben, blieben dann vor ihrer Wohnung stehen und blickten uns schweigend in die Augen, schienen beide nach den richtigen Worten zu suchen. Das warme braun funkelte mir freundlich entgegen und zog mich in seinen Bann, so dass es mir nicht gelingen wollte, mich wieder abzuwenden.
Ich versuchte krampfhaft, etwas zu sagen, doch meine Kehle war wie zugeschnürt, so dass kein einziger Ton meinen Mund verließ. „Danke für den schönen Abend, Tony“, flüsterte sie schließlich, was mir ein Lächeln ins Gesicht zauberte, so dass ich mit krächzender Stimme erwiderte: „Ich danke dir für deine Begleitung.“ Mit einem kurzen Nicken wandte sie sich ab und begann, in ihrer Tasche nach dem Schlüssel zu suchen, so dass ich sie hastig zurückhielt: „Kate.“ Sie drehte sich wieder zu mir und blickte mich fragend an, doch ich hatte noch immer keine Ahnung, was ich sagen sollte, so dass ich lediglich stammelte: „Also..., ich... Ich dachte, wir könnten... das vielleicht irgendwann wiederholen.“ Zuerst musterte sie mich überrascht, doch dann stimmte sie lächelnd zu: „Ich würde mich freuen.“

In diesem Moment war war sie mir so nahe, dass ich erneut ihren betörenden Duft registrierte, den ich tief einatmete, um ihn nie wieder zu vergessen. Bereits ihre Gegenwart löste in meinem Inneren ein ungewohntes Kribbeln aus, das meine Nervosität ins Unendliche ansteigen ließ. Sie stand so dicht vor mir, dass ich mich kaum bewegen müsste, um sie endlich küssen zu können, doch ich war vollkommen erstarrt, blickte ihr schweigend in ihre wunderschönen Augen und war nicht in der Lage, mich auch nur ein Stück zu rühren. Ihr warmer Atem strich über mein Gesicht und hinterließ eine Gänsehaut an der Stelle, an der ich diesen sanften Hauch spürte, während sich ein aufgeregtes Kribbeln auf meinem Körper ausbreitete. Es wäre so einfach, ich müsste mich lediglich ein wenig nach vorn beugen, um endlich ihre weichen Lippen mit den meinen berühren zu können, doch ich hatte Angst vor ihrer Ablehnung. Was wäre, wenn ich damit alles, was zwischen uns war, zerstörte? Wenn unsere Partnerschaft und unsere Freundschaft daran zerbrachen?
Noch immer wandte sie sich nicht von mir ab, um ihr Appartement zu betreten, und ich hatte das Gefühl, dass sie mich erwartungsvoll ansah, auf eine Handlung von mir wartete. Ich nahm schließlich meinen ganzen Mut zusammen und näherte mich ihr ganz langsam, bis uns nur noch wenige Millimeter trennten, erkannte, dass Kate ihre Augen schloss, während sie ihren Atem beinahe anzuhalten schien, denn ich konnte ihn plötzlich nicht mehr auf meiner Haut spüren. Erneut zögerte ich, endlich das zu tun, woran ich in den letzten Wochen ununterbrochen gedacht hatte, bevor ich schließlich kniff und ihr lediglich einen Kuss auf die Wange hauchte. Mit einem heiseren: „Gute Nacht, Katie“, wandte ich mich schließlich ab und ließ sie verwirrt zurück, um hastig die Treppen nach unten zu eilen. Als ich in meinen Wagen stieg, hätte ich mir vor Wut in den Hintern treten können, denn nun hatte ich es eindeutig ein für alle Mal vermasselt, hatte die eine Chance, die ich erhalten hatte, nicht genutzt.
 
[NCIS] Vendetta - Blutige Rache / Kapitel 5: "Eisiges Schweigen"

Es geht weiter! Wie immer viel Spaß!

LG Claudia


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Das folgende Wochenende wurde zu einem reinen Alptraum für mich, denn egal ob ich schlief oder wach war, verfolgten mich die Bilder des vergangenen Freitags, sah ich immer wieder ihre Augen vor mir. Auch Kate war nur eine Frau, eine wunderschöne, aber eben eine Frau, die sich, auch wenn sie es niemals zugeben würde, nach dem Gefühl sehnte, begehrt zu werden. Ich hatte ihr Komplimente gemacht, in ihr die Hoffnung geweckt, genau jene Empfindung verspüren zu können, doch dann hatte ich sie verletzt, hatte sie glauben lassen, dass sie es womöglich nicht wert war, begehrt zu werden. In all den Jahren seit meiner Jugend hatte ich das weibliche Geschlecht verstehen gelernt, und auch meine Partnerin, so taff sie sich auch stets gab, war empfänglich für das Werben eines Mannes, war jedoch ebenso verletzlich, wenn dieser sie enttäuschte. Aber ich hatte ihr größere Schmerzen zugefügt, als jeder andere Mann es gekonnt hätte, denn ich wusste, was es für sie bedeutet hatte, sich mir zu öffnen. Da war nicht nur Gibbs' Regel Nummer 12, die zwischen uns stand, denn ich war nun einmal, wer ich war, ein Casanova, der unzählige Frauen unglücklich machte, während sie selbst auf der Suche nach eben diesem Glück war. Wieso hatte ich mir auch die Illusion gemacht, dass aus Caitlin Todd und Anthony DiNozzo ein glückliches Paar werden würde?
Vielleicht hatte ich instinktiv verhindern wollen, ihr jemals das Herz zu brechen, denn ich kannte mich zu gut, als dass ich daran glaubte, eine so wundervolle Frau wie sie glücklich machen zu können. Sie verdiente wahrlich etwas besseres als einen Chaoten wie mich, der seine Gefühle nicht preisgeben konnte, während er immer wieder mit denen Anderer spielte. Dennoch war auch ich nur ein Mensch, ein Mensch mit einer Seele und einem Herzen, das sich immer stärker nach ihr verzehrte, immer lauter nach ihr schrie, und ich konnte nichts dagegen tun. Ich wusste, dass ich nur eine einzige Chance bekommen würde, doch diese hatte ich verspielt, Kate hatte sich mir geöffnet, aber ich hatte sie regelrecht abblitzen lassen. Es war anmaßend zu denken, dass sie nun glaubte, nicht jung oder auch schön genug für mich zu sein, doch bisher war ich ein Mann gewesen, für den diese Eigenschaften am meisten gezählt hatten. Auch sie war nur eine Frau, die ab und an die Bestätigung brauchte, eine gewisse Wirkung auf das andere Geschlecht auszuüben, und genau diese hatte ich ihr genommen.
Ich schüttelte heftig meinen Kopf, um diese absurden Gedanken, mit denen ich mich in den letzten Stunden ununterbrochen quälte, endlich daraus zu vertreiben. Wie eingebildet musste man sein, um zu glauben, dass eine Frau in eine Krise stürzte, nur weil man sie nicht geküsst hatte? Immerhin war sie Caitlin Todd, und ich, ich war eben nur DiNozzo, der DiNozzo, der sie von früh bis spät nervte, ihr permanent hinterher schnüffelte, der DiNozzo, der sich genau dabei unsterblich in sie verliebt hatte. Ein resigniertes Seufzen rann über meine Lippen, denn es gelang mir eben doch nicht, diese Überlegungen auszublenden, immer wieder spukte diese Frau durch meine Gedanken. Aber genau diese musste ich endlich loswerden, wollte ich nicht endgültig durchdrehen, denn ich konnte meine Entscheidung nun einmal nicht mehr rückgängig machen, so sehr ich es mir auch wünschte. Auch die Aussicht auf den kommenden Montag und das Wiedersehen mit Kate verbesserte meine Stimmung nicht gerade, doch vielleicht machte ich mir auch vollkommen grundlos Sorgen. Wenn ich an ihr Aussehen an jenem Abend dachte, glaubte ich, dass dies nicht für einen Kollegen oder auch Freund gedacht war, aber möglicherweise war es genau das. Bestimmt erhob ich mich von meiner Couch, auf der ich bereits seit einigen Stunden beinahe bewegungslos gesessen hatte, zog meine Turnschuhe an und verließ mein Appartement, um in den nahe gelegenen Park zum Joggen zu gehen. Mittlerweile sah ich keine andere Möglichkeit mehr, um endlich einen klaren Kopf zu bekommen, doch vielleicht würde es mir helfen, einige Stunden zu laufen, solange bis ich zu müde war, um überhaupt noch denken zu können.

Meine Befürchtungen sollten sich bewahrheiten, kaum dass ich am Montag, wie so oft mit reichlicher Verspätung, denn ich hatte erst im Morgengrauen ein wenig Schlaf gefunden, aus dem Aufzug trat. Meine zerknirschte Miene, die ich hastig aufsetzte, misslang gehörig, doch Gibbs strafte mich ausnahmsweise lediglich mit einem finsteren Blick und verschonte meinen Hinterkopf, der ohnehin bereits genug brummte. Erst, als ich mich an meinem Schreibtisch niedergelassen und meinen Computer gestartet hatte, wagte ich es, einen Blick zu meiner Partnerin zu werfen, die sich jedoch verbissen auf ihre Arbeit konzentrierte. Auf meinen Gruß hatte sie nicht reagiert, und auch jetzt konnte ich keine Regung in ihrem angespannten Gesicht erkennen, so dass auch ich mich dem Aktenstapel vor mir zuwandte. Doch auch in den folgenden Stunden änderte sich nichts an der Stimmung, die zwischen uns herrschte und die langsam an meinen Nerven zehrte. So sehr ich meinen Job normalerweise auch liebte, was während der Arbeit im Innendienst nicht immer der Fall war, so sehr hasste ich die Zeit, die ich im Büro verbringen musste, nun. Die Situation zwischen Kate und mir konnte man schon beinahe nicht mehr nur als angespannt bezeichnen, denn sie ignorierte mich, soweit es möglich war, und wenn sie dies nicht verhindern konnte, giftete sie mich aufgebracht an. Jeden Versuch, auch nur mit ihr zu sprechen, erstickte sie bereits im Keim, weigerte sich vehement, mit mir allein zu sein, so dass es schließlich auch unserem Boss auffallen musste.
Ich versuchte, mich möglichst still zu verhalten und das Pulverfass, auf dem ich mich befand, nicht zur Explosion zu bringen, doch dieses Vorhaben erwies sich als ziemlich schwierig, denn meiner Kollegin gegenüber sitzen zu müssen, ohne ein Wort mit ihr reden zu können, machte mich wahnsinnig. Schließlich rückte die Mittagspause näher, und ich hielt das Schweigen nicht länger aus, so dass ich vorsichtig fragte: „Hey Kate, soll ich dir etwas vom Italiener mitbringen?“ Das wütende Funkeln, das mich aus ihren nahezu dunkelbraun erscheinenden Augen traf, ließ mich unwillkürlich schlucken, bevor sie mich genervt anfauchte: „Deinen ungesunden Fraß kannst du allein essen, DiNozzo.“ Nur mit Mühe unterdrückte ich ein leises Stöhnen, doch vermutlich hatte sie sich mit ihrer Antwort noch zurückgehalten, und es lag ihr etwas vollkommen anderes auf der Zunge. Ich konnte Gibbs' drohenden Blick auf mir spüren und vernahm nur Sekunden später seine gefährlich leise Stimme, die jedoch einen eisigen Unterton hatte: „Verdammt, wir sind hier nicht im Kindergarten. Wenn ihr euch nicht bald wie erwachsene Menschen benehmt, fliegt ihr raus. Und zwar alle beide.“ Mit diesen deutlichen Worten erhob er sich und stapfte zum Aufzug, in dem er im gleichen Moment verschwand, vermutlich um sich einen neuen Kaffee zu besorgen, der hoffentlich seinen Zorn ein wenig besänftigte. Hatte ich Sekunden zuvor noch beinahe entsetzt unserem Vorgesetzten hinterher gestarrt, sah ich schließlich prüfend zu meiner Kollegin, die mich jedoch lediglich mit ihrem finsteren Blick bedachte, bevor sie sich wieder ihren Akten widmete. Seufzend fuhr ich mir mit einer Hand durch die Haare, wobei ich sie noch stärker verstrubelte, als sie es bisher schon waren, und grübelte angestrengt darüber nach, wie ich sie dazu bekommen könnte, mit mir zu reden.
Sie musste mir einfach die Chance geben, mich bei ihr zu entschuldigen, auch wenn es etwas seltsam schien, sie dafür um Verzeihung bitten zu wollen, dass ich eben gerade nicht versucht hatte, sie zu küssen. Obwohl unser Treffen an jenem Abend eigentlich kein Date gewesen war, hatte sie sich wohl doch mehr davon versprochen, denn anders konnte ich ihr Verhalten mir gegenüber einfach nicht deuten. Natürlich war es absolut unverzeihlich, eine Frau küssen zu wollen und dann kurz davor zu kneifen, doch unsere Freundschaft war mir zu wichtig, um sie einfach durch eine unüberlegte Handlung zu zerstören. Vermutlich hatte ich auch einfach nur aus dem Grund gezögert, weil ich bisher in meinem Leben noch nie so viel für eine Frau empfunden hatte und nun unsicher war, wie ich damit umgehen sollte, ohne sie vielleicht zu verletzen. Es war schon seltsam, dass ich plötzlich diese Dinge verspürte, die ich eigentlich nicht kannte, die ich bislang bei anderen verspottet und als unreife Hemmungen abgetan hatte. Ich atmete tief durch, lehnte mich in meinem Stuhl zurück und schloss meine Augen, in dem Versuch, meine wirren Gedankengänge für ein paar Minuten auszublenden und ein wenig zu entspannen, um endlich einen klaren Kopf zu bekommen. Langsam wusste ich nicht mehr weiter, wusste nicht, was ich tun sollte, so dass ich beschloss, Abby um Rat zu fragen, schließlich war sie Kates beste Freundin und würde vielleicht zu ihr durchdringen.
 
[NCIS] Vendetta - Blutige Rache / Kapitel 6: "Kein Kuss und seine Folgen"

Und wieder gibt es ein neues Kapitel. Viel Spaß!

LG Claudia


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Auch wenn meine Kollegin fast einen Monat nach jenem Abend noch immer nicht mit mir über Dinge, die außerhalb unserer Arbeit lagen, sprechen wollte, hatte sich unser Verhältnis nach der Unterhaltung mit der Forensikerin doch ein wenig entspannt. Immerhin redete sie wieder normal mit mir, so dass sich die Situation im Büro merklich beruhigte, was auch Gibbs mit Genugtuung zu realisieren schien. Was genau Abby zu ihr gesagt hatte, sollte ich nie erfahren, aber ich war dennoch erleichtert, dass ich nicht mehr ununterbrochen Angst haben musste, mich in einem Tretminenfeld zu befinden. Trotzdem fehlten mir unser ungezwungenes Verhältnis und unsere Freundschaft, die ich jedoch mit meinem Verhalten selbst aufs Spiel gesetzt hatte. Vor einigen Tagen hatte ich den Mut gefasst, sie zu fragen, warum sie so unglaublich wütend auf mich war, und ich konnte noch immer ihre Antwort hören, die ununterbrochen in meinem Kopf widerhallte: „Ich dachte wirklich, du würdest es ernst meinen. Aber ich lasse nicht zu, dass du mich in dein Bett zerrst, nur um mich dann eiskalt fallen zu lassen.“
Ihre Worte hatten mir einen schmerzhaften Stich ins Herz versetzt, denn dass sie wirklich geglaubt hatte, dass ich ihr dies tatsächlich antun könnte, war unerträglich für mich. Mit meiner Entscheidung hatte ich unsere Beziehung nicht gefährden wollen, hatte aber dennoch das genaue Gegenteil davon erreicht. Mittlerweile wusste ich wirklich nicht mehr, was ich nun richtig oder falsch machte, so dass mein Benehmen ihr gegenüber zunehmend unsicherer wurde. Ich glaubte, dadurch wurde alles nur noch schlimmer, doch ich hatte keine Ahnung, wie ich dies alles wieder gut machen sollte, hatte ich doch inzwischen beinahe die Hoffnung aufgegeben, jemals die Möglichkeit zu bekommen, mich bei ihr entschuldigen zu können.
Immer wieder dachte ich darüber nach, sie erneut um ein Date zu bitten, diesmal um ein richtiges Date, aber wie so oft fehlte mir der Mut dazu. Deshalb setzte ich mein Leben fort, wie es vorher gewesen war und versuchte, meine Gefühle für sie zu verdrängen, was mir aber nur leidlich gelang. Wieder und wieder wanderte mein Blick während eines Arbeitstages zu dem mir gegenüber liegenden Schreibtisch und streifte unauffällig die junge Frau, die sich in die Akten vertieft hatte. Wie gern würde ich einfach zu ihr gehen und eine Wiederholung unseres gemeinsamen Abends vorschlagen, wie wir es an jenem Tag ausgemacht hatten, aber wahrscheinlich hätte sie sofort ihre Waffe aus der Schublade gezogen und mich eiskalt erschossen. Also senkte ich meinen Kopf wieder und versuchte nun auch, mich auf meine Arbeit zu konzentrieren, bevor Gibbs mit einem neuen Kaffee zurückkehrte. Auf diese Weise verging jede einzelne Stunde, die ich in den folgenden zwei Wochen im Hauptquartier verbrachte, ohne dass sich irgendetwas an meiner Situation änderte.

Irgendwann gingen wir wieder soweit normal miteinander um, dass ich mir auch den ein oder anderen lockeren Spruch nicht länger verkniff, ohne Angst haben zu müssen, dass sie mich sofort erschoss. So lief es auch an jenem Morgen ab, an dem ich wie so oft erst kurz vor Dienstbeginn aus dem Aufzug trat und gleich Kate über den Weg lief, die sich eine Erkältung eingefangen hatte. Ein wenig sorgte ich mich schon, obwohl sie eine starke Frau war und allein auf sich aufpassen konnte, so dass ich ihr einen Tipp gab, wie sie sich besser fühlen sollte. Doch sie verzichtete dankend auf meinen gut gemeinten Rat, denn sie schien nicht so viel für alkoholische Medizin übrig zu haben wie ich. McGee, der dabei war, die Post zu verteilen, mischte sich in unser Gespräch ein, doch nach einer ironischen Bemerkung meinerseits ignorierte ich ihn, bis er einen interessanten Brief begutachtete, der auf der Rückseite einen knallroten Lippenstiftabdruck aufwies.
Dies gehörte nun einmal zu den Dingen, die unwillkürlich meine Aufmerksamkeit auf sich zogen, so dass ich nach dem Umschlag griff, um ihn an mich zu nehmen. Doch unser Bambino hielt ihn eisern fest, so dass ich ihm das parfümierte Kuvert einfach entriss und den Duft in mich aufnahm. Ich konnte mir einfach nicht verkneifen, ein wenig damit anzugeben, auch wenn ich im Grunde keine Ahnung hatte, warum ich dies tat. Vermutlich hatte ich in meinem Unterbewusstsein die Absicht, dass Kate ein wenig eifersüchtig wurde, obwohl ich nicht das Ziel hatte, ihr irgendwie weh zu tun. Die Tatsache, dass sie sich weigerte, mit mir über Privates zu sprechen, ließ mich beinahe verzweifeln, so dass ich mir nicht mehr zu helfen wusste. Doch anstatt der von mir erwarteten Reaktion gab sie lediglich einen sarkastischen Kommentar von sich, wandte sich unbeeindruckt ab und überließ mich damit meinem Brief.
Wie immer ignorierte ich meine Gefühle, tat so, als wäre nichts geschehen und widmete meine gesamte Aufmerksamkeit krampfhaft dem Kuvert. Dennoch wirbelten meine Gedanken chaotisch in meinem Kopf herum, so dass ich nicht darüber nachdachte, von wem dieses ominöse Schreiben stammen könnte. Um mir meine Enttäuschung über ihre Teilnahmslosigkeit nicht anmerken zu lassen, setzte ich mein typisches Grinsen auf, das vermutlich schon auf den ersten Blick seine Unaufrichtigkeit verriet und riss einen schmalen Streifen des Papiers ab, bevor ich ein wenig Luft in die Öffnung blies, um das Blatt herausnehmen zu können. Noch ehe ich jedoch mein Vorhaben in die Tat umsetzen konnte, stieg die Wolke einer weißen Substanz aus dem Brief auf, was mich unvermittelt den Atem anhalten ließ.
Noch nie zuvor waren mir in wenigen Bruchteilen einer Sekunde eine solche Menge an Überlegungen durch den Kopf geschossen wie in diesem Moment, doch vor allem jene Bilder erschienen erneut vor meinem inneren Auge, als ich Kate gegenüber gestanden hatte und kurz davor gewesen war, sie zu küssen. Ich hatte ihren warmen Atem bereits auf meinem Gesicht gefühlt und dennoch hatte ich gekniffen, etwas, das ich noch nie in meinem Leben getan hatte. In diesem Moment bereute ich meine Entscheidung so sehr wie nie zu vor, denn bei meinem Glück bedeutete das unbekannte Pulver, dass ich möglicherweise keine zweite Chance bekommen würde, wofür auch immer. Ich warf meiner Kollegin einen unauffälligen Blick zu, doch an ihrer Miene konnte ich nicht ablesen, ob sie nur genervt oder vielleicht doch ein wenig um mich besorgt war.
 
[NCIS] Vendetta - Blutige Rache / Kapitel 7: "Eine zweite Chance?"

Wollen wir doch mal sehen, wie es mit Kate und Tony weiter geht.
Viel Spaß beim Lesen!

LG Claudia


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Das konnte ja wieder nur mir passieren, ich lag auf der Isolierstation des Naval Bethesda Medical Centers und kämpfte gegen eine mittelalterliche Krankheit, die mich um ein Haar umgebracht hätte. Ich hatte in Kates Augen den selben Gedanken gelesen, schließlich war immer ich es, dem solche Dinge geschahen, bevor sie erfuhr, dass ich mich wirklich mit der Lungenpest angesteckt hatte. Doch dann hatte sich in ihnen ein anderes Gefühl widergespiegelt: Angst. Während ich über die letzten und vermutlich schlimmsten Stunden meines Lebens nachdachte, starrte ich in das blaue Licht der UV-Lampen, das die Isolierstation in eine eisig erscheinende Umgebung tauchte. Der Erreger hatte meinen Körper stärker geschwächt, als ich mir eingestehen wollte, doch jede Bewegung kostete mich viel Kraft, so dass ich versuchte, möglichst ruhig dazuliegen. Aber all dies war mir egal, solange ich weiterleben würde, noch immer einen Atemzug nach dem anderen machte, so schmerzhaft diese auch sein mochten. Hatte ich anfangs noch versucht, meine eigene Furcht zu überspielen, indem ich meine Partnerin mit dummen Sprüchen und Filmzitaten genervt hatte, war mir schnell klar geworden, dass sie mich längst durchschaut hatte. Sie war in einer Situation für mich da gewesen, in der ich den Halt eines vertrauten Menschen mehr gebraucht hatte, als alles andere, und dafür war ich unendlich dankbar.
Meine Augen waren geschlossen, da die Erschöpfung mich langsam übermannte, doch ich hörte das leise Zischen der automatischen Türen, gefolgt von sich vorsichtig nähernden Schritten. Ich musste sie nicht sehen, um zu wissen, dass Kate neben mir stehen blieb und sich, nach einem prüfenden Blick auf mich, in das Bett neben mir legte. In dieser Situation konnte ich mir einfach diesen einen Satz nicht verkneifen: „Da fällt mir der Schluss von 'Alien' ein...“ Doch wider Erwarten vernahm ich nur ein leises, aber dennoch erleichtertes Lachen, da meine Witze zeigten, dass ich das Schlimmste endgültig überstanden hatte. Es erschien mir beinahe, als würde endlich all die Anspannung der letzten Stunden von ihr abfallen, so dass sich auch auf meinen Lippen ein Lächeln bildete. Vielleicht brauchten wir genau diese Neckereien, um uns in einer auswegslos erscheinenden Situation wie dieser nicht ständig der Gefahr, in der wir schwebten, bewusst sein zu müssen, wenigstens für einen kurzen Augenblick vergessen zu können. „Versuch' zu schlafen, Tony!“, flüsterte sie zurück, und obwohl ich bezweifelte, dass es mir gelingen würde, zog ich meine Decke ein wenig höher und versuchte, mich zu entspannen.

Trotz meiner wirren Gedanken, die unaufhörlich in meinem Kopf herumspukten, musste ich eingeschlafen sein, denn als ich meine Augen öffnete, saß Kate neben mir und hielt meine Hand in ihrer. In ihrem Gesicht spiegelten sich noch immer die Sorgen des vergangenen Tages wider, ich glaubte sogar, die getrockneten Tränenspuren noch auf ihren Wangen erkennen zu können, als sie mich schweigend anblickte. Ich wollte etwas zu ihr sagen, mich dafür entschuldigen, dass ich mich, und auch sie, einmal mehr unnötig in Gefahr gebracht hatte, doch ich bekam keinen Ton heraus, sondern sah sie einfach nur an. Irgendwann erhob sie sich schließlich, so dass ich schon befürchtete, sie würde gehen, doch sie näherte sich mir langsam, ohne den Blickkontakt zu unterbrechen. „Ich hatte solche Angst um dich, Tony“, flüsterte meine Kollegin tonlos, nachdem sie sich zur mir auf das Bett gesetzt hatte. „Die hatte ich auch, Kate. Glaub mir!“, gab ich zu, das erste Mal an diesem Tag, dass ich ihr dies offenbarte. „Es tut mir so leid, dass ich mich so hysterisch benommen habe. Ich...“, begann sie, mir zu erklären, doch ich schüttelte lächelnd meinen Kopf, denn für mich war dies nicht länger wichtig so dass sie verstummte.
Mit einem leisen Seufzen setzte ich mich vorsichtig auf und fragte: „Wieso bist du bei mir geblieben? Du hättest dich anstecken können, und das hätte ich nicht ertragen.“ Ein kleine Träne glitzerte in ihrem Augenwinkel, und nur einen Moment später konnte sie diese nicht länger zurückhalten, so dass sie eine salzige Spur auf ihrem Gesicht hinterließ. „Ich konnte dich nicht einfach allein lassen. Ich hatte das Gefühl, dass ich dich dann verlieren könnte.“ Zögernd streckte ich meine Hand nach ihr aus und trocknete sanft ihre Wange, bevor ich meine Finger in ihrem seidigen Haar vergrub, das sich so gut anfühlte. Ich verlor mich einmal mehr in ihren wunderschönen braunen Augen und näherte mich dann langsam ihrem Gesicht, bis ich ihren warmen Atem auf meiner Haut spüren konnte. Der sanfte Kuss, den ich auf ihre Lippen hauchte, löste in meinem Inneren unglaubliche Empfindungen aus, die ich noch niemals zuvor verspürt hatte.
Ein wenig erschrocken realisierte ich, was ich gerade tat, zog mich von ihr zurück und erklärte hastig: „Kate, ich... Es tut mir leid. Ich hätte dich nicht einfach...“ Den Blick gesenkt, stotterte ich vor mich hin, wie es absolut untypisch für mich war, doch als ich sie wieder ansah, zierte ein leichtes Lächeln ihr Gesicht, während ich ihren Zeigefinger auf meinen Lippen fühlte, der mich zum Schweigen brachte, ehe sie erwiderte: „Ich hatte schon befürchtet, du würdest es nie tun.“ Es dauerte einige Sekunden, bis ihre Worte zu mir durchdrangen, während ihre Augen mich erwartungsvoll anstrahlten, doch als ich mich noch immer nicht aus meiner Starre löste, übernahm Kate die Initiative und begann, mich zärtlich zu küssen.

Schließlich zog ich sie einfach zu mir ins Bett, wo sie zu mir unter die Decke kroch und sich eng an mich kuschelte, den Kopf auf meine Brust gelegt. Das Gefühl, das ihr warmer Körper neben mir auslöste, war kaum in Worte zu fassen, denn es erschien mir, als würde ein Feuerwerk in mir explodieren. Plötzlich hatte ich das Bedürfnis, die Dinge, die mir in den letzten Wochen unaufhörlich im Kopf herumgeschwirrt waren, auszusprechen: „Als mir klar geworden ist, wieviel du mir bedeutest, habe ich versucht, gegen meine Gefühle anzukämpfen. Ich hatte Angst, dass du nicht so empfindest und ich unsere Freundschaft verliere. Das wäre das schlimmste für mich. Und jetzt liegst du hier in meinen Armen, und ich kann noch immer nicht glauben, dass dies alles wirklich passiert.“ Die Worte sprudelten einfach aus mir heraus, ich redete, ohne Luft zu holen, doch ihr Lächeln ließ mich inne halten und ihr einen sanften Kuss auf die Lippen hauchen.
Danach zog ich Kate noch enger an mich heran, nahm ihren Duft in mich auf und schloss erschöpft, aber unendlich glücklich die Augen. Dennoch war es mir nicht möglich einzuschlafen, denn ihr Körper, der sich an meinen presste, ließ meine Hormone vollständig verrückt spielen. Ich hatte Mühe, meinen Puls wieder unter Kontrolle zu bringen und glaubte, sie könnte das aufgeregte Hämmern meines Herzens hören. Sie hatte ihren Kopf an meine Schulter gelehnt, so dass ich ihren warmen Atem an meinem Hals spüren konnte, der an dieser Stelle ein angenehmes Kribbeln hinterließ. Unaufhörlich fuhr meine Hand durch ihr langes Haar, während ich sie mit meinem anderen Arm festhielt, um sie nie wieder loszulassen.
„Weißt du, wie lange ich mir schon gewünscht habe, dich so in meinen Armen halten zu können?“, durchbrach ich irgendwann kaum hörbar die Stille, woraufhin sie den Kopf hob, um mir in die Augen zu sehen und erwiderte: „Wieso hast du mich dann nach unserem Date nicht geküsst? Wovor hattest du Angst?“ Ich antwortete mit einem leisen Seufzen, denn diese Frage hatte ich mir bereits unzählige Male gestellt und nie eine zufriedenstellende Antwort gefunden. „Ich wollte dich nicht verlieren. Ich weiß, es klingt bescheuert, aber ich wollte unsere Freundschaft nicht aufs Spiel setzen“, versuchte ich, meine Gedanken in Worte zu fassen, während ich ihr eine verirrte Strähne aus dem Gesicht strich. Bei dieser Aussage bildete sich ein Lächeln auf Kates Lippen, als sie erklärte: „Anthony DiNozzo gibt doch sonst nicht so leicht auf.“ Ich nickte zustimmend, doch es war nicht ganz so einfach: „Nein, das hätte ich nicht tun dürfen, denn dazu bist du mir zu wichtig. Aber ganz ohne dich zu leben, wäre für mich viel schlimmer. Ich weiß, dass diese Worte aus meinem Mund vollkommen kitschig klingen...“ Doch sie ließ mich nicht aussprechen, sondern verschloss meine Lippen erneut mit einem leidenschaftlichen Kuss.
 
[NCIS] Vendetta - Blutige Rache / Kapitel 8: "Romantik eines Abends"

Und schon gibt es wieder ein neues Kapitel für euch.
Viel Spaß beim Lesen!

LG Claudia


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Ich hatte keine Ahnung, wie Kate es geschafft hatte, Gibbs davon zu überzeugen, frei zu bekommen, während ich noch immer krank geschrieben war. Aber eigentlich war es mir auch egal gewesen, denn für mich war die Hauptsache gewesen, dass sie dadurch den ganzen Tag bei mir sein und sich liebevoll um mich hatte kümmern können. Schon immer hatte ich mir gewünscht, einmal eine persönliche Krankenschwester zu haben, die mich pflegte, doch dies hatte alle Erwartungen übertroffen. Es war nicht so gewesen, dass sich damit ein Männertraum erfüllt hatte, denn ihre Anwesenheit war viel mehr für mich gewesen als die Umsetzung einer erotischen Phantasie. Die Zeit, die ich in den vergangenen Tagen mit ihr verbracht hatte, war etwas vollkommen anderes gewesen, etwas, das ich bisher noch nie erlebt hatte. Ich hatte stets geglaubt, kein Mensch für traute Zweisamkeit zu sein, aber sie hatte ich am liebsten nicht mehr gehen lassen und jede freie Minute mit ihr verbringen wollen.
In den vielen Stunden, die wir gemeinsam auf der Isolierstation hatten bleiben müssen, war die Zeit in ihrer Gegenwart wie im Flug vergangen. Ununterbrochen hatten wir geredet, uns unsere Hoffnungen und Wünsche anvertraut, bevor wir schließlich schweigend Stille genossen hatten. Plötzlich schien unsere Beziehung, wieder so unbeschwert zu sein, wie sie es vor jenem von mir selbst verdorbenen Abend gewesen war. Doch wir hatten uns beide endlich eingestanden, dass aus unserer Partnerschaft und Freundschaft mehr geworden war, viel mehr. Nur langsam waren wir uns näher gekommen, denn ich wollte einen Schritt nach dem anderen machen, um diese Sache nicht zu vermasseln, dazu war sie mir viel zu wichtig. Wir waren uns einig, nichts überstürzen zu wollen, denn zuerst mussten wir uns kennenlernen, die Menschen, die wir weit ab von unserem Beruf waren. Wir kosteten unsere gemeinsamen Tage so gut aus, wie es uns möglich war, aber es lag noch viel Zeit vor uns, die wir zusammen würden verbringen können.

Nur durch Kate hatte ich es tatsächlich drei Wochen zu Hause ausgehalten, auch wenn sie nur zehn Tage davon bei mir hatte sein können. Wäre ich allein gewesen, hätte ich die Langeweile ganz sicher bereits nach einer Stunde nicht mehr ertragen und wäre ins Büro gefahren, nur um mir eine Kopfnuss von Gibbs einzufangen. Ein wenig mag es zwar auch daran gelegen haben, dass mein Körper noch zu schwach gewesen war, um mich weiter fort zu bewegen als von meinem Bett zum Sofa und zurück. Trotzdem hätte ich sie viel zu sehr vermisst, wenn ich den ganzen Tag allein in meinem Appartement hätte verbringen müssen, nicht einmal meine geliebten Magnum-DVDs hätten mich davon ablenken können. Doch leider war auch diese Zeit viel zu schnell vorbei gegangen, so dass es ihr nur mit viel Überredungskunst gelungen war, mich davon abzuhalten, meine Erholungsphase vorzeitig zu beenden. So war mir nichts anderes übrig geblieben, als lediglich ihre wenige Freizeit gemeinsam mit ihr verbringen und genießen zu können.
Aus diesem Grund hatte ich beschlossen, etwas für uns zu kochen und unser romantisches Abendessen zu wiederholen, diesmal hoffentlich mit einem etwas anderen Ausgang. Mir war es mittlerweile wieder soweit gut gegangen, dass ich dazu im Stande gewesen war, längere Zeit in der Küche zu stehen, ohne bereits nach wenigen Minuten vor Erschöpfung fast zusammen zu klappen. Ich hatte über jede Kleinigkeit nachgedacht und sogar den Tisch dekoriert, damit wirklich alles perfekt war, so dass ich nun ein wenig nervös darauf wartete, dass Gibbs sie endlich in den Feierabend entlassen würde. Wie jeden Tag wollte sie dann bei mir vorbeikommen, um sich davon zu überzeugen, dass ich während der vergangenen Stunden auch keine Dummheiten begangen hatte. Als schließlich das Geräusch der Türklingel ertönte, breitete sich in meinem Inneren unwillkürlich ein aufgeregtes Kribbeln aus, das die Vorfreude auf unseren gemeinsamen Abend verdeutlichte.

Kaum hatte ich die Tür geöffnet, sah ich sie vor mir stehen mit einem zauberhaften Lächeln im Gesicht, so dass ich unwillkürlich in ihren strahlenden Augen versank. Innerhalb weniger Sekunden gelang es ihr, mich so in ihren Bann zu ziehen, dass ich mich nicht mehr von der Stelle bewegen konnte. Als ich jedoch ihre weiche Lippen auf den meinen spürte, erwachte ich umgehend aus meiner Trance und erwiderte den Kuss, während ich sie an mich zog. Mit meinem Fuß ließ ich die Tür ins Schloss fallen und gab mich ihr hin, schlang meine Arme um ihren zierlichen Körper und strich ihr sanft über den Rücken. Noch immer konnte ich nicht glauben, dass diese Frau, die Frau meiner Träume, nun wirklich zu mir gehören sollte, und das, wenn ich es nicht wieder vermasseln würde, vielleicht für immer. Aber ich wusste genau, dass ich alles dafür tun würde, dass es mit uns funktionieren würde, denn ich wollte sie nicht wieder verlieren, wollte sie für immer festhalten.
Als wir uns nach einer kleinen Ewigkeit wieder voneinander lösten, nahm ich sie an der Hand und führte sie wortlos zu dem gedeckten Tisch im Wohnzimmer, den sie überrascht musterte, ehe sie sich mir zuwandte: „Es ist wirklich wunderschön. Womit habe ich das verdient?“ Ich musste unwillkürlich schmunzeln, als sie mich fragend ansah, so dass ich erklärte: „Ich wollte einfach unser verpatztes Essen wieder gut machen. Wir hatten seitdem keine Gelegenheit, den Abend zu wiederholen.“ Mit einem zustimmenden Nicken ließ sie ihren Blick erneut über den Tisch schweifen und bewunderte die weißen Orchideenblüten, die ich darauf verteilt hatte. Dabei konnte sie ihre Neugier nicht länger zügeln und hakte nach: „Was hast du gekocht? Es duftet wunderbar.“ Ich hörte dieses Kompliment gern, denn ich hatte mir mit der Vorbereitung viel Mühe gegeben, vor allem da ich mir nicht hatte eingestehen wollen, dass ich noch immer nicht in bester Verfassung war.
Doch anstatt ihr zu antworten, fragte ich sie: „Erinnerst du dich noch an den Abend, als wir das erste Mal zusammen Essen waren? Es war kurz nach der Sache mit...“ Noch ehe ich jedoch den Satz beendet hatte, stockte ich, denn mir wurde plötzlich bewusst, was ich sagen wollte, doch Kate sprach den Namen aus: „... Ari.“ Es versetzte mir einen Schlag, dies aus ihrem Mund zu hören, während ich mich dafür verfluchte, unüberlegt von diesem Thema angefangen zu haben und damit vielleicht die Wunden, die diese Ereignisse bei ihr hinterlassen hatten, wieder aufzureißen. Ich glaubte, erneut alles verpatzt zu haben, so dass ich tonlos erwiderte: „Tut mir leid.“ Sie schüttelte jedoch lächelnd den Kopf, ignorierte die Erinnerungen an die Vergangenheit und erzählte weiter: „Wir waren bei dem neuen Chinesen in der Nähe des Hauptquartiers.“

Als wir endlich dieses leidige Thema unserer Arbeit vergessen konnten, hatte ich schließlich auch die Möglichkeit mich zu entspannen. Ich rückte Kate den Stuhl zurecht, so dass sie sich am Tisch niederlassen konnte, ehe ich in der Küche verschwand und mit zwei gefüllten Tellern zurückkehrte. Der verheißungsvolle Duft, der sich in meinem Wohnzimmer ausgebreitet hatte, wurde stärker, so dass ich sehen konnte, wie sie genießerisch die Luft einsog. Das Essen verbrachten wir nahezu schweigend, sahen uns lediglich immer wieder in die Augen, und genossen die Nähe des Anderen. Zufrieden stellte ich fest, wie gut meine Überraschung bei ihr angekommen war und dass ihr mein Mahl zu schmecken schien, obwohl es mein erster Ausflug in die chinesische Küche gewesen war. Den Nachtisch hatten wir auf der Couch zu uns genommen, wo wir uns später einfach aneinander lehnten und noch ein Glas Wein tranken.
Ich blickte nachdenklich in die Flamme der großen Kerze, die auf dem Tisch stand und deren sanftes Flackern den Raum in ein geheimnisvolles Licht tauchte. Das Schweigen, das sich zwischen uns ausgebreitet hatte, empfand ich nicht als unangenehm, denn es wirkte irgendwie beruhigend auf mich. Doch nach einer kleinen Ewigkeit durchbrach ich schließlich die Stille und nahm unser erstes Gespräch wieder auf: „An jenem Abend habe ich zum ersten Mal dieses Kribbeln gespürt, das deine Nähe in meinem Inneren ausgelöst hat.“ Nach diesen Worten löste sich Kate von mir und blickte mich verwundert an, so dass sich ein Lächeln auf meinen Lippen ausbreitete und ich ihr eine Strähne ihres weichen Haars aus der Stirn strich.
Zuerst schien sie nicht zu wissen, wie sie auf dieses Geständnis reagieren sollte, doch dann hakte sie nach: „Wieso hast du nie etwas gesagt?“ Genau diese Frage hatte ich mir selbst schon so oft gestellt, aber abgesehen von der Tatsache, dass ich nicht gegen meine Gefühle hatte ankämpfen können, hatte ich keine Antwort gefunden. Mehrfach hatte ich dazu angesetzt, mich ihr zu offenbaren, bevor ich jedoch jedes Mal einen Rückzieher gemacht und geschwiegen hatte. Ein leises Seufzen entrann mir, als ich mich zurücklehnte und an die gegenüberliegende Wand starrte, ehe ich erwiderte: „Anfangs habe ich es noch erfolgreich verdrängt, habe mir eingeredet, es wäre nur Einbildung. Aber irgendwann hat das einfach nicht mehr funktioniert.“ Ich registrierte, dass sie diese Offenbarung sprachlos machte, so dass ich mich ihr erneut zuwandte und hinzufügte: „Das alles ist jetzt unwichtig. Jetzt bist du hier, und ich werde dich nicht so schnell wieder gehen lassen. Alles, was ich will, ist, dass du weißt, wie ernst es mir ist.“
 
[NCIS] Vendetta - Blutige Rache / Kapitel 9: "Stumme Schreie"

Und auch hier geht es weiter. Viel Spaß!

LG Claudia


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Der Himmel über Washington D.C. hatte sich bereits vor Stunden komplett zugezogen, verhüllte auch den kleinsten Strahl der Nachmittagssonne. Dunkle Wolken breiteten sich aus und türmten sich immer stärker über den Köpfen der Menschen auf, bis schließlich der erste beinahe erlösende Tropfen gen Erde fiel. Doch das tobende Unwetter, in das der zuerst sanfte Frühlingsregen mittlerweile gipfelt, ist für niemanden länger eine Erlösung. Unablässig zuckt ein Blitz nach dem anderen über das bedrohliche schwarz des Firmaments, während gleichzeitig das laute Grollen des Donners gespenstisch in den fast ausgestorbenen Straßen der Stadt widerhallt. Die prasselnden Tropfen trommeln auf die Dächer und an die Fensterscheiben der Häuser, in die sich ihre Bewohner zurückgezogen haben, um in deren Schutz den Regen vorüberziehen zu lassen.
Wenn ich meinen Blick nach oben richte, scheint es mir beinahe, als würde die Natur auf das Schauspiel reagieren, das sich vor wenigen Stunden an diesem Ort zutrug. In meinem Inneren tobt der gleiche Sturm, der zu dieser Zeit über die Stadt hinweg fegt und alles mit sich zu nehmen scheint, das er zu fassen bekommt. Das Wasser strömt unaufhörlich auf meinen Kollegen und mich herab und spült damit auch den letzten Hinweis auf diese grauenvollen Geschehnisse unwiederbringlich davon. Das dunkle Blut vermengt sich langsam mit der farblosen Flüssigkeit, deren Menge von Sekunde zu Sekunde zunimmt, bis das Rot schließlich verblasst und im Nichts zu verschwinden scheint. In diesem Moment wünsche ich mir nichts sehnlicher, als dass dies auch mit meiner Erinnerung funktionieren würde, doch so sehr ich auch darauf hoffe, wird dies niemals in Erfüllung gehen.
Zu meinem Bedauern bin ich mir der Tatsache bewusst, dass das Schicksal, das in Form eines eiskalten Terroristen zugeschlagen hatte, sich weder überlisten, noch rückgängig machen lässt. Ich kann dagegen ankämpfen, bis ich irgendwann daran zu Grunde gehen werde, aber die Zeit werde ich niemals zurückdrehen, es niemals ungeschehen machen können. Egal ob ich es wahrhaben will oder akzeptieren kann, gibt es doch überhaupt nichts, das in meinem Ermessen liegt, diesen einen Moment in meinem Leben zu ändern. Denn ich weiß genau, wenn diese Sache zu Ende ist, und ich werde sie zu Ende bringen, koste es, was es wolle, werde ich nicht länger der Mann sein, der ich noch am gestrigen Abend, den ich gemeinsam mit dem Menschen, der mir auf dieser Welt am wichtigsten ist, hatte verbringen können, war. Egal, wie es für mich ausgehen mag, bin ich doch bereits jetzt nicht mehr derselbe, war es seit jenem Augenblick nicht mehr, als die Kugel Ari Haswaris Gewehr verlassen hatte.
Das laute Geräusch, mit dem das Projektil durch die Luft rauschte, dröhnt noch immer unerträglich in in meinen Ohren, scheint sogar das Echo des Donners zu übertönen. Beinahe scheint es, als würde mich dieses Zurren verfolgen, egal wohin ich gehe, kann ich es einfach nicht abschütteln, treibt es mich schier in den Wahnsinn. Hin und wieder bilde ich mir sogar ein, das metallische Klicken zu hören, mit dem er die Waffe entsicherte, kurz bevor er seinen Finger um den Abzug spannte. Sein schwerer Atem verdeutlicht das Adrenalin, das sich in diesem Moment unaufhörlich durch seine Adern pumpt und das er zum Leben braucht wie Andere das Atmen. Noch immer glaube ich, seine Anwesenheit zu spüren, fühle mich von ihm beobachtet, als koste er seine Befriedigung aus, doch im Grunde weiß ich, dass er bereits wie dunkler todbringender Schatten in der aufkommenden Dämmerung des beginnenden Abends verschwunden ist.

Ich lasse McGee allein ins Hauptquartier zurückkehren, obwohl es meine Aufgabe wäre, Gibbs über unsere Untersuchung des Tatortes Bericht zu erstatten. Doch ich habe im Moment nicht die Kraft, ihm gegenüber zu treten, ihm in die eisblauen Augen zu sehen, die an diesem Tag ihre Farbe, ihr Leben verloren zu haben scheinen. Jetzt brauche ich einfach ein paar Minuten für mich, auch wenn die Zeit nur kurz ist, in der ich dem entfliehen kann, was mich unweigerlich bei meiner Rückkehr erwarten wird. Der Wunsch, vor all diesen Dingen, vor der Wahrheit wegzulaufen, wird in meinem Kopf immer übermächtiger und lässt sich kaum noch abschütteln. Einfach rennen, nicht mehr anhalten, bis die Erinnerung nichts anderes als ein kaum erkennbarer Schatten ist, der sich über einen wunderschönen Tag im Mai legte. Solange laufen, bis über die Grenzen meiner Erschöpfung hinaus, um nur noch den Schmerz in meinen Gliedern zu spüren, der endlich den Schmerz in meinem Herzen verdeckt.
Schließlich halte ich doch einige Sekunden inne, denn auch meine eigene Ruhelosigkeit hilft mir nicht dabei, einen winzigen Moment abzuschalten und zu vergessen. In den vergangenen Jahren meines Lebens war ich stets ein Meister der Verdrängung, aber nun, da ich es zuließ, dass sie mir näher kam als jeder andere Mensch zuvor, scheine ich diese Gabe verloren zu haben. Unwillkürlich sehne ich mich nach meiner Maske, die bisher meine wahren Gefühle vor meiner Umwelt verbarg, deren perfekter Sitz jedoch bereits vor einiger Zeit verrutschte. Erneut wende ich meinen Blick nach oben in den tiefschwarzen Himmel, spüre die kühlen Regentropfen, die hart auf meinem Gesicht prasseln und mich erkennen lassen, dass ich noch immer an Leben bin. Doch es ist nicht die Nässe, die mich erschaudern lässt, sondern die eisige Kälte, die sich in den letzten Stunden unaufhaltsam in meinem Inneren ausgebreitet hat.
Nach einigen Minuten reiße ich mich schließlich aus meiner Starre los, um endlich diesen Ort, der mir solch unermessliches Leid bescherte, weit hinter mir zu lassen. Ich setze meinen Weg unbeirrt fort, der mich durch die Straßen der Wolken verhangenen Großstadt führt und nehme die Luft, die nun viel sauberer zu sein scheint, tief in mich auf. Aus gutem Grund hatte ich vermieden, mit meinem Kollegen zurück zu fahren, nicht nur um für einige Zeit allein zu sein, auch hätte ich weder seine Anwesenheit noch die drückende Enge in unserem Dienstwagen in diesem Moment ertragen. Bereits seine Gegenwart gemeinsam mit der unausgesprochenen Betroffenheit, der Verständnislosigkeit, hätten mich dazu gebracht, mich nicht länger unter Kontrolle zu haben und blind um mich zu schlagen. Auch wenn die Ruhe noch immer die Oberhand behält, spüre ich doch genau den brodelnden Zorn der Hilflosigkeit in meinem Inneren, der nur darauf wartet, endlich überzukochen. Stattdessen setze ich jedoch mechanisch einen Fuß vor den anderen und nähere mich unweigerlich meinem Ziel, so sehr sich auch alles in mir dagegen wehrt, diesem entgegen zu treten.
Ein kurzer Blick auf meine Uhr zeigt mir, dass ich mich nun endgültig nicht länger vor der Rückkehr ins Hauptquartier drücken kann und mich der grausamen Realität stellen muss. Doch weder an die zu erwartende schlechte Laune meines Vorgesetzten, noch an seine obligatorische Kopfnuss, die in wenigen Minuten unweigerlich meinen Schädel peinigen würde, verschwende ich auch nur einen einzigen Gedanken. So sehr ich auch versuche, die Geschehnisse zu auszublenden, drängen diese dennoch wieder und wieder zurück an die Oberfläche, lassen alles andere verblassen. Ich schließe kurz die Augen, um Herr über meine Sinne zu werden und konzentriere mich dann erneut auf den Weg, von dem ich mir wünsche, er wäre unendlich, denn die Arbeit, die mich an dessen Ende erwartet, wird mir nicht helfen, endlich Ablenkung und Vergessen zu finden.

Kate so auf diesem Dach liegen zu sehen, leblos, in einer Lache ihres Blutes, hatte mich beinahe umgebracht, so schmerzhaft hatte sich mein Herz verkrampft, bevor es in unzählige Stücke zersprang. Noch immer sehe ich ununterbrochen die Bilder vor mir, so sehr ich auch versuche, diese zu verdrängen, will mir dies einfach nicht gelingen. Sie vermischen sich mit denen einer lächelnden jungen Frau, die noch vierundzwanzig Stunden zuvor unbeschwert und glücklich an meiner Seite war. Auch in diesem Moment müsste sie bei mir sein, statt an diesem eisigen sterilen Ort, an den sie sie brachten und an den ich ihr nicht hatte folgen können. Die quälenden Gedanken an diese verhängnisvollen Geschehnisse, die mein Leben innerhalb von wenigen Sekunden aus den Fugen gebracht hatten, verfolgen mich, egal wohin ich auch gehe.
Doch noch unerträglicher ist für mich die Zeit, die ich nun im Hauptquartier werde verbringen müssen, dem Ort, an dem mich die Erinnerungen an sie in jeder Ecke erwarten. Jedes einzelne Mal, das ich zu ihrem Schreibtisch sehe, spüre ich erneut den Stich in meinem Herzen, sie nicht dahinter sitzen sehen und ihr in die wunderschönen Augen blicken zu können. Ich kann mich nur dunkel daran erinnern, dass ich irgendwann in der Vergangenheit meiner Arbeit hatte nachgehen müssen, ohne mir ihrer Gegenwart gewiss zu sein, ohne ihr zauberhaftes Lächeln wahrzunehmen, ohne ihre schlagfertigen Erwiderungen auf meine unangebrachten Sprüche zu hören. Sie fehlt mir in jeder Sekunde des voranschreitenden Tages, doch ich habe nicht die Kraft, zuzulassen, dass mich meine Emotionen überrollen, denn dann würde ich den Kampf verlieren und daran zu Grunde gehen.
Deshalb muss ich vergessen, was passierte, um meine noch verbliebene Energie für wichtigeres als mein eigenes Seelenleben einzusetzen. Ich habe den festen Entschluss gefasst, dieses Schwein bis ans Ende der Welt zu jagen, ihn leiden zu lassen, dafür, was er ihr angetan hatte. Nur schwer kann ich meine Gefühle ausblenden, die in meinem Inneren brodeln und drohen, überzukochen, aber lediglich auf diese Weise wird es mir gelingen, ihn zu fassen. Während ich genau sehen kann, wie mein Vorgesetzter mit seiner Hilflosigkeit kämpft, habe ich es schließlich geschafft, all meine Emotionen abzustellen, zu unterdrücken, um mich nicht davon ablenken zu lassen. Auch wenn ich mir die Tatsache, dass mir dies auch weiterhin gelingen wird, vermutlich lediglich einrede, ist es doch meine einzige Chance, wenigstens diese Genugtuung zu bekommen.
Die ungewohnte und beinahe schon unerträgliche Freundlichkeit unseres Bosses scheint McGee zu gefallen, während dies mich mittlerweile kalt lässt. Unter anderen Umständen würde diese Tatsache mir vermutlich eine Gänsehaut bereiten, aber um mir darüber Sorgen zu machen, habe ich jetzt wirklich keine Nerven. Durch solch unwichtige Dinge wie dies kann und werde ich mich nicht von meinem Ziel ablenken lassen, dazu ist mein Drang nach Gerechtigkeit, nach Rache, zu übermächtig. Doch genau darin liegt mein Vorteil, um diesen Schweinehund am Ende zu kriegen, denn im Moment wären meine Gefühle für dieses Vorhaben hinderlich, genau wie sie Gibbs davon abhalten, klar denken und überlegte Entscheidungen treffen zu können.
 
[NCIS] Vendetta - Blutige Rache / Kapitel 10: "Auf der Jagd"

Es geht spannend weiter. Tony wird bald auf Ari treffen.
Aber erstmal viel Spaß mit dem neuen Kapitel!

LG Claudia


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Jede Faser meines Körpers schreit nach Rache, meine Sinne sind bis aufs Äußerste geschärft, jeder Muskel ist angespannt, um innerhalb weniger Bruchteile einer Sekunde zuzuschlagen. Ich bin bereit, die Jagd auf diesen Terroristen kann beginnen, und ich werde nicht eher Ruhe geben, ehe ich ihn nicht zur Strecke gebracht habe. Doch währenddessen ist auch er nicht untätig, treibt seinen Plan, wie immer auch dessen Ziel aussehen mag, weiter voran, ohne dass ihn jemand daran hindern kann. Seine Mission wird nicht enden, bevor er nicht alle Menschen ausgelöscht hat, die Jethro Gibbs wichtig sind, zu seiner Familie beim NCIS gehören. Systematisch nimmt Ari Haswari eine Frau unseres Teams nach der anderen ins Visier, bevor er sich den männlichen Mitgliedern widmen wird, wovon ihn nichts und niemand abbringen kann, bis einer von uns ihn endlich stoppt.
Nach seinem Angriff auf dem Dach der Lagerhalle in Norfolk hatte er nicht einmal vor unserem Hauptquartier Halt gemacht und die Forensik unter Beschuss genommen. Noch immer kann ich Abbys Körper auf meinem eigenen fühlen, der sich eng an mich presste und den ein kaum wahrnehmbares Zittern durchlief. Auch wenn sie sich in ihre frechen Sprüche und ihr quirliges Temperament flüchtete, blieb mir dennoch nicht verborgen, dass die Angst von ihr Besitz ergriffen hatte. Für mich jedoch zählt nur die Tatsache, dass ich sie vor seiner Kugel schützen konnte, was mir bei Kate nicht gelungen war, denn bei ihr hatte ich versagt. Obwohl ich weiß, dass dieser Terrorist es im Grunde auf meinen Boss abgesehen hat, ihn mit seinen Handlungen quälen will, kann ich es Gibbs nicht einfach überlassen, denn es war meine Freundin, auf die er gezielt und geschossen hatte.
Aus diesem Grund bemühe ich mich, all meine Energie, die ich noch habe, nicht für Vorwürfe zu verschwenden, sondern dafür zu nutzen, Ari zu finden, was sich jedoch mehr als schwierig gestaltet. Er hatte stets akribisch darauf geachtet, nur jene Hinweise zu hinterlassen, die uns zwar auf seine Spur bringen, aber niemals zu ihm selbst führen. Bei jedem seiner Anschläge, sei es auf Kate oder auf Abbys Labor, hatte er seine Patronenhülsen zurückgelassen, als Zeichen, das uns zeigen sollte, dass er uns stets einen Schritt voraus war. Doch er selbst blieb weiterhin ein Phantom, das uns an der Nase herumführte, bevor es sich wieder in Luft auflöste, um im Dunkel der Nacht zu verschwinden und unauffindbar zu bleiben, bis es unvorhersehbar erneut zuschlägt.
Ari Haswari ist ein Mann, der nur von seiner eigenen Verachtung und seinem Hass getrieben wird, die ihn irgendwann einen Fehler begehen lassen. Verbrecher wie er, vollkommen gleich ob Terrorist oder Mörder, sind derart in ihrem Größenwahn gefangen, der sie sich schließlich überschätzen und unüberlegt handeln lässt. Die jahrelange Erfahrung in meinem Beruf hat mir diese Tatsache immer wieder gezeigt, so dass ich lediglich Geduld haben muss. Wenn er auch nur eine einzige falsche Entscheidung trifft, und das wird er, denn nur um den Kick spüren zu können, wird er irgendwann unbesonnen handeln, dann werde ich da sein und meine Chance nutzen, ihn endgültig aufzuhalten.

Aber nicht nur die Tatsache, dass wir den Terroristen nicht finden können, erweist sich bei meinem Vorhaben als Problem, sondern auch der unerwartete Besuch zweier Frauen. Die junge Israelin, die unvermittelt vor mir steht und sich mir als Ziva David vorstellt, hat mich in einem Moment der Erinnerungen an meine Partnerin angetroffen, die mich trotz allem hin und wieder heimsuchen. Ihre Anwesenheit bringt mich jedoch dazu, mich in meinen Ausflüchten zu verstricken, nur um meine wahren Gefühle um jeden Preis zu verbergen. Sie hat mich dazu gebracht, meine Fassade nur mit Mühe aufrecht erhalten zu können, was mir umgehend die Gefahr, die von dieser unbekannten Schönheit ausgeht, verdeutlicht. Dennoch versuche ich, mir nichts von meinen Gedanken anmerken zu lassen, als ich einige Minuten ihre selbstsichere Erscheinung mustere, ehe sie mir schließlich den Grund ihres Besuches verrät: „Ich soll Agent Gibbs daran hindern, einen Offizier des Mossad umzubringen.“
Alles in meinem Inneren verkrampft sich, als ich diese Worte vernehme, so dass ich Mühe habe, ihr nicht ins Gesicht zu schreien, dass ich ihn selbst töten werde. Aber ich werde nicht den Fehler machen, meinen Plan zu verraten, mit welcher ihrer Verhörmethoden sie mich auch quälen würde, denn bereits der Gedanke an Kate erinnert mich an mein Verlangen nach Gerechtigkeit. Ziva jedoch scheint felsenfest von der Unschuld ihres Kollegen überzeugt zu sein, so dass ich mir ein verächtliches Auflachen verkneifen muss, das ihre Naivität in mir auslöst. Selbst zur Kampfmaschine und Auftragsmörderin ausgebildet, glaubt sie offensichtlich, dass jemand wie Ari tatsächlich Skrupel und ein Gewissen besitzt. Es ist nicht zu leugnen, dass sie eine ausgezeichnete Menschenkenntnis besitzt, und dennoch gelingt es ihr nicht, sein wahres Wesen zu durchschauen.
Doch als wäre es nicht bereits genug, dass der Mossad uns einen seiner Offiziere auf den Hals hetzt, taucht zu diesem überaus ungünstigen Zeitpunkt der neue Direktor unserer Behörde, in Form einer attraktiven Rothaarigen, die meinem Boss nicht fremd zu sein scheint, auf. Im ersten Augenblick kann ich nichts gegen meinen Reflex tun, sie eingehend zu betrachten und dabei vor allem ihre langen Beine nicht außer Acht zu lassen. Doch Gibbs bringt mich schneller auf den Boden der Tatsachen zurück, als mir lieb ist, so dass ich ihm erneut meine volle Aufmerksamkeit widme. Seine Erklärung, dass auch unsere neue Vorgesetzte uns an einem Rachefeldzug hindern will, bestätigt jedoch nur meine Vermutung über ihr überraschendes Auftauchen.
Noch immer kann ich mich des Gefühls nicht erwehren, dass er Jenny Shepard näher kennt, denn als die Beiden über sein Misstrauen Ziva gegenüber in Streit geraten, erscheint es beinahe, als wäre dies mehr als nur eine hitzige Diskussion. Ich habe jedoch nicht die Nerven, um über ihre Beziehung zueinander nachzudenken, sondern muss mich mit der Tatsache auseinandersetzen, dass der Mossad Beweise für Ari Haswaris Schuld verlangt. Dass die Direktorin dieser Forderung umgehend zustimmt und uns untersagt, etwas zu unternehmen, ehe wir diese nicht gefunden haben, scheint wie eine Farce zu sein, aber es gibt nichts, wodurch sie sich umstimmen lassen würde. Nun müssen wir uns also mit zwei Frauen herumschlagen, die uns davon abhalten wollen, diesen Terroristen zu jagen und umzubringen.

Als ich Gibbs zum Fahrstuhl begleite, besprechen wir kurz unser weiteres Vorgehen, doch ich folge seinen Ausführungen lediglich mit einem Ohr, denn ich bin damit beschäftigt, meinen eigenen Plan reifen zu lassen. Er hat Recht, als er seine Vermutung äußert, dass Ziva mit dem Terroristen Kontakt hatte, denn mir entging ihr geheimnisvolles Telefonat nicht, bei dem sie für mich unverständliche hebräische Worte in den Hörer flüsterte. Damit steht für mich fest, dass sie es ist, die mich irgendwann zu ihm führen wird, möglicherweise über den ein oder anderen Umweg, aber sie wird mich an mein Ziel bringen. Ich muss herausfinden, wer ihr Mittelsmann ist, um ihm endlich auf die Spur kommen zu können, denn ich bin mir sicher, dass sie einen gefälschten Pass für ihn besorgt hat, um ihm die Ausreise aus den Vereinigten Staaten zu ermöglichen.
Trotz der Tatsache, dass mein Boss im Moment noch immer nicht ganz er selbst ist, entgeht es ihm nicht, dass ich mein eigenes Ziel in Bezug auf Ari Haswari verfolge, denn dafür ist er schon viel zu lange ein viel zu guter Ermittler, als dies zu übersehen. Vielleicht wäre es besonders in diesem Fall besser, als Team zusammenzuarbeiten, doch das Verlangen nach Vergeltung in meinem Inneren ist zu groß, als dass ich mich zurückhalten und seinen Anweisungen fügen könnte. Ich weiß, dass es für ihn eine Genugtuung wäre, diesen Terroristen endlich zu erledigen, aber dieses Gefühl will ich selbst spüren, ich will selbst sehen, wie er durch meine eigene Hand stirbt. Aus diesem Grund ignoriere ich die angespannte Miene meines Vorgesetzten, der mich prüfend mustert, sondern mache Anstalten, ihn einfach stehen zu lassen.
„DiNozzo!“ Seine laute Stimme lässt mich jedoch in meiner Bewegung inne halten, während er abwartend in den offenen Türen des Aufzugs stehen bleibt, so dass ich ihm auf sein bestimmtes Nicken hin in das Innere folge. Nach einigen Sekunden breche ich das eisige Schweigen, das sich zwischen uns ausgebreitet hat, denn ich kann in seinem Gesicht lesen, dass er die Wahrheit kennt. „Ja, wir haben gegen deine heilige Regel verstoßen. Trotzdem werde ich mich jetzt nicht dafür entschuldigen, denn ich bereue keine Sekunde.“ Obwohl die Worte wie so oft voreilig meinem Mund verlassen haben, bedauere ich dennoch nicht, diese ausgesprochen zu haben, denn meine Gefühle für sie sind zu tief, um sie weiterhin zu verbergen. Obwohl Kate und ich nach einigen Diskussionen beschlossen, dies vorerst für uns zu behalten, ist dies nun nicht länger wichtig, so viele Dinge sind in den letzten Stunden unwichtig geworden.
Für einen Moment verstumme ich, sehe ihn weiter unumwunden an, ehe ich schließlich, ohne zu zögern, fortfahre: „Du kannst mich feuern, aber das wird mich nicht davon abhalten, dieses Schwein zu jagen.“ Bei keinem meiner Worte wende ich meinen Blick ab, sondern sehe ihm fest in die eisblauen Augen, die mich zu durchbohren scheinen, bevor ich mich ohne eine weitere Erklärung umdrehe und den Fahrstuhl hastig verlasse. „Darüber sprechen wir noch.“ Dieser eine Satz verfolgt mich auf meinem Weg zu den Arbeitsplätzen unseres Teams und hallt unaufhörlich in meinem Kopf wider, so dass ich diesen genervt schüttle, um die penetrante Stimme meines Bosses zu vertreiben.
 
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[NCIS] Vendetta - Blutige Rache / Kapitel 11: "Kurzschluss"

Wie versprochen, gibt es heute das Zusammentreffen und eine Überraschung.
Viel Spaß beim Lesen!

LG Claudia


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Das Großraumbüro ist in Dunkelheit und absolute Stille gehüllt, denn außer unserem Team befinden sich alle Agenten bereits seit Stunden in ihrem wohlverdienten Feierabend. Seufzend lasse ich mich auf meinem Stuhl nieder und fahre mir genervt durch die Haare, während ich für einen Moment meine Augen schließe. Die Ruhe ist genau das, was ich jetzt brauche, um einen klaren Kopf zu bekommen und all meine Konzentration zu sammeln. Gibbs hat mir den Auftrag gegeben, Ziva zu beschatten und ihr zu folgen, um hoffentlich durch sie an Ari heranzukommen. Diese Tatsache kommt mir bei der Durchführung meines Plans Recht, denn nun werde ich endlich meine Rache bekommen, ohne dass mir jemand in die Quere kommt. Mein Boss wird mit unserer neuen Direktorin beschäftigt sein, so dass ich nicht befürchten muss, dass er versucht, mich von meinem Vorhaben abzuhalten.
Noch einmal atme ich tief durch, ehe ich meine Augen wieder öffne und den Blick durch den verlassenen Raum schweifen lasse. Als ich sicher bin, dass keine Menschenseele hier ist, lasse ich meine rechte Hand nach unten gleiten und nehme einen Revolver der Marke Remington New Model Army aus dem Schreibtisch. Dieser stammt aus der Sammlung meines Vaters, die er mir nach seinem Tod hinterließ und war das wertvollste Stück, das von ihm stets gewissenhaft gepflegt wurde. Etwa im Jahre 1875 wurde die Waffe in Italien hergestellt, bevor sie in den Besitz unserer Familie und nun in den meinen gelangte.
Bisher konnte ich nichts mit einem dieser Stücke anfangen, verstaubten sie doch sicher verschlossen in einem meiner Schränke, aber diese Tatsache wird sich mit Sicherheit bald ändern. Ich kann selbst nicht genau erklären, was mich dazu bewog, eine dieser Waffen an diesem Ort zu verstecken, vielleicht ahnte ich, dass ich sie irgendwann würde brauchen können. Bereits seit längerer Zeit bewahre ich diese in einer abgeschlossenen Schublade meines Arbeitsplatzes auf, während weine Dienstpistole nun sicher verstaut darin liegt. Ich stecke den Revolver in mein Holster, der mir ab jetzt gute Dienste leisten wird, ohne dass man diesen zu mir oder zum NCIS zurückverfolgen kann. Tief atme ich durch und lehne mich entspannt in meinem Stuhl zurück, denn nun bin ich bereit, ab jetzt gilt es lediglich zu warten.
Obwohl meine Augen geschlossen sind, ist mein Gehör geschärft, um jedes Geräusch wahrzunehmen, das das Geschehen in der oberen Etage verrät. Als Ziva endlich das Büro der Direktorin verlässt, eile ich lautlos zur Treppe, um schnell nach unten gelangen und sie möglichst unauffällig verfolgen zu können. Ich sehe, wie sie in einen schwarzes Auto steigt, so dass ich den Motor meines Dienstwagens starte und mich nach einigen Sekunden in den fließenden Verkehr hinter ihr einreihe. Die junge Frau hat genug Erfahrung, um sich mit Sicherheit darüber im Klaren zu sein, von einem Agenten des NCIS beschattet zu werden. Dennoch klammere ich mich an die winzige Hoffnung, dass sie mich zu dem Terroristen oder wenigstens zu einem seiner Mittelsmänner führen wird.

Ari Haswari und Ziva David, zwei Menschen, die mehr verbindet als bloße Kollegialität oder Partnerschaft, das sagt mir mein Instinkt. Dennoch wird er nicht den Fehler machen, sie jetzt zu treffen, vielleicht kann die Mossad-Offizierin dem Drang nicht widerstehen, aber darauf werde ich nicht vertrauen. Nachdem ich beobachtet habe, wie sie einer jungen Frau einen gefälschten Pass mit dem Foto des Terroristen zugesteckt hat, informiere ich umgehend Gibbs über diese Entdeckung, um zu verhindern, dass er noch misstrauischer wird. Ich habe mich neben ihm auf dem Beifahrersitz seines Autos niedergelassen, doch während ich ihn aus dem Augenwinkel mustere, wandern meine Gedanken erneut zu meinem eigenen Vorhaben. Seinem Befahl, Ziva weiterhin zu beschatten, stimme ich mit einem schweigenden Nicken zu, bevor ich kurz darauf stattdessen in meinen Dienstwagen steige, um meinem Boss und damit der schönen Unbekannten zu folgen.
Wie ich erwartet habe, dauert es jedoch nicht lange bis er von ihr abgelenkt wird, als Duckys Morgan plötzlich seinen Weg kreuzt. Vermutlich liegt es an dieser Situation, dass der Instinkt meines Vorgesetzten ihn im Stich lässt, kann dieses Zusammentreffen doch kein Zufall sein. Das unerwartete Auftauchen des Pathologen, der seit seinem unfreiwilligen Treffen mit Ari verschwunden war, ist eine perfekt eingefädelte Inszenierung, das muss ich eingestehen, denn, den Teamleiter von einer Spur abzulenken, ist nicht einfach. Der Plan des Terroristen geht auf, als Gibbs abrupt bremst und den Oldtimer stoppt, während ich jedoch meinen Blick nicht von der jungen Israelin nehme und unbeirrbar das Taxi verfolge. Nach einer Fahrt durch unzählige Seitenstraßen hält das Auto schließlich vor einem heruntergekommenen Motel, in dem die Unbekannte daraufhin verschwindet.
Umgehend ziehe ich meinen Revolver aus dem Holster, folge ihr ins Innere des kleinen Gebäudes und die abgenutzte Holztreppe nach oben. Geräuschlos gehe ich Gang entlang, in den sie verschwunden ist, doch sie scheint, sich in Luft aufgelöst zu haben, so dass ich angestrengt in die Stille lausche. Durch eine der Türen dringen aufgebrachte Stimmen nach draußen, eine männliche und eine weibliche, die auf hebräisch miteinander zu diskutieren scheinen. Während ich versuche, ihre Standpunkte auszumachen, vernehme ich das Knarren der Stufen hinter mir, so dass ich mich hastig in einem Abstellraum verstecke und durch den Türspalt auf den Korridor spähe. Ich bin nicht überrascht, als ich Ziva erblicke, die sich lautlos den Flur entlang bewegt und dann ebenfalls in dem mir gegenüberliegenden Zimmer verschwindet, das die junge Unbekannte wenig später wieder verlässt.
Die darauf folgenden Geschehnisse rauschen rasend schnell an mir vorbei, ohne dass ich wirklich realisiere, was genau ich eigentlich tue. Beinahe als würde ich daneben stehen, sehe ich, wie ich meine Waffe fester umklammere und meinen Finger um den Abzug spanne, bevor ich die wenigen Schritte über den Flur mache. Mit einem Ruck stoße ich die Tür auf, so dass sie mit einem lauten Knall gegen die Wand schlägt, während ich im Rahmen verharre. Noch ehe die beiden Mossad-Offiziere reagieren können, habe ich meinen Revolver bereits abgefeuert, so dass der Schuss dröhnend in dem kleinen Raum widerhallt.

Das Geräusch ist noch nicht vollkommen verklungen, als bereits zwei dunkel gekleidete Männer an mir vorbei stürzen und den Terroristen von der jungen Frau wegziehen, die blutend am Boden liegt, um ihn in Handschellen zu legen. „DiNozzo. DiNozzo!“ Wie durch Watte dringt die Stimme meines Vorgesetzten zu mir durch, so dass ich schließlich aufblicke, ohne ihn jedoch wirklich wahrzunehmen. „Verdammt, was ist passiert?“, fragt er mich daraufhin aufgebracht, während er mir vorsichtig die Waffe aus der Hand nimmt, doch ich starre ihn lediglich regungslos an. Mit einem Seufzen wendet er sich schließlich an Fornell, der den sich heftig wehrenden Ari zwei Agenten übergibt und erklärt: „Überlassen Sie ihn mir, Tobias!“ Der Angesprochene nickt zögernd, nimmt meinen Revolver zur Spurensicherung entegegn und folgt den Sanitätern, die Ziva auf einer Trage hastig aus dem Raum schaffen. Noch einige Minuten lang vernehme ich die hebräischen Flüche und Drohungen, die der Israeli unüberhörbar ausstösst, doch noch immer bewege ich mich nicht von der Stelle.
Erst die Hand meines Bosses, die sich behutsam auf meine Schulter legt, lässt mich aus meiner Trance erwachen und ihm meine Aufmerksamkeit zuwenden. „Was hast du dir dabei gedacht, Tony? Wenn Abby dein Handy nicht hätte orten können, hätte sonstwas passieren können“, erklärt er eindringlich, ohne seine Sorge verbergen zu können. Noch immer habe ich nicht wirklich begriffen, was in den letzten Sekunden geschehen ist, doch ich zucke lediglich mit den Schultern und gebe noch immer keinen Ton von mir, denn ich konnte einfach nicht anders handeln. Obwohl ich mich kein bisschen erleichtert fühle, bereue ich nicht, was geschehen war, denn Ari Haswari leiden zu sehen, ist beinahe noch besser, als ihn selbst zu erschießen. In seine geschockten Augen zu blicken, als Ziva getroffen zu Boden ging, hat mir keine Genugtuung verschafft, doch es gibt mir das Gefühl, meine Rache bekommen zu haben.
Nachdem ich ihm noch immer nicht antworte, fügt Gibbs hinzu: „Er hätte dich umbringen können.“ Die Sorge ist weiterhin deutlich aus seiner Stimme heraus zu hören, doch ich lache nur verächtlich auf und erwidere: „Und wenn schon. Was habe ich denn noch zu verlieren?“ Ich habe das Gefühl, mit meiner Kraft am Ende zu sein, so dass ich mich nicht dazu im Stande fühle, mich nun auch noch mit meinem Boss auseinander zu setzen. „Du meinst außer deinem Leben und deiner Liebe?“ Diese Frage trifft mich vollkommen unerwartet und versetzt mir einen Stich ins Herz, schafft er es doch, meine Wunden nur noch tiefer werden zu lassen. Der Schmerz, der sich in mir ausgebreitet hat, ist beinahe unerträglich und scheint, sich durch mein Inneres zu fressen, lediglich eine brennende Spur hinterlassend.
Obwohl ich seine Anwesenheit kaum noch ertragen kann, lässt er noch immer nicht locker: „Geh endlich zu ihr! Sie braucht dich.“ Ich kann ein leichtes Zittern nicht unterdrücken, als ich an Kate denke, erneut die Bilder ihres leblosen Körpers vor meinem Inneren Auge aufflammen, so dass ich heiser flüstere: „Ich kann nicht. Ich ertrage es nicht, zuzusehen, wie sie...“ Meine Worte scheinen meinen Vorgesetzten noch stärker gegen mich aufzubringen, so dass er lautstark zurückgibt: „Verdammt, sie ist noch nicht tot, DiNozzo. Und sie wird auch nicht sterben.“ Ohne darauf zu regieren, wende ich mich abrupt ab und stürme aus dem Raum, als meine Emotionen mich schier zu überrollen scheinen. In meinen Augenwinkeln brennt es unerträglich, doch ich laufe einfach ziellos durch die Nacht, ohne auch nur einen Moment inne zu halten.
 
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