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[NCIS] Revenge under the Sign of two Roses

*PiperHalliwell

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18 November 2004
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918
Ort
The wonderful world of DiNozzo!
Hallo Ihr Lieben! :)

Da heute das vorletzte Kapitel von 'A Night to remember' on gegangen ist, kommt hier mein neuestes Werk.
Die Story ist schon fertig gestellt und wird sehr lang.
Deshalb werde ich auch wieder zweimal in der Woche updaten.
So, dann bleibt mir nur noch, euch viel Spaß beim Lesen zu wünschen.
Natürlich würde ich mich wie immer sehr über euer FB freuen.

LG Claudia


• Autor: *PiperHalliwell
• Titel: “Revenge under the Sign of two Roses“
• Genre: Drama
• Disclaimer: Alle Charaktere der Serie NCIS sind geistiges Eigentum ihres Erfinders Donald P. Bellisario und Don McGill und unterliegen dem Copyright von Bellisario Productions, Paramount Pictures und CBS.
Diese Story dient lediglich zur Unterhaltung, und ich beabsichtige nicht, Geld damit zu verdienen. Die Hintergrundgeschichten der Charaktere - sofern sie nicht der Wahrheit entsprechen - sind frei erfunden. Jegliche Ähnlichkeiten zu lebenden und toten Personen sind zufällig und nicht beabsichtigt. Alle weiteren Charaktere sind Eigentum des Autors.
• Hauptcharaktere: Caitlin „Kate“ Todd und Anthony „Tony“ DiNozzo
• Nebencharaktere: Leroy Jethro Gibbs, Timothy „Tim“ McGee, Ziva David, Abigail „Abby“ Sciuto, Dr. Donald „Ducky“ Mallard und Jenny „Jen“ Shepard
• Anmerkung: Kate ist nicht gestorben und Ziva nach Aris Tod wieder zurück nach Tel Aviv gegangen. Gibbs hat nach dem Bombenanschlag (Ende der dritten Staffel) den NCIS verlassen und ist nicht wieder zurückgekehrt. Deshalb ist Tony seit etwa zehn Monaten neuer Teamleiter. (alles weitere erfahrt ihr im Laufe der Kapitel - will ja nicht zu viel verraten)
• Erklärung: Kates Gedanken und Erinnerungen sind kursiv geschrieben.




NCIS_FF6.jpg



Revenge under the Sign of two Roses


Prolog

Wie ist es möglich, dass ein einziger Moment dein gesamtes Leben verändert?
Dieser eine Augenblick ist so verhängnisvoll, dass du beginnst, über Dinge nachzudenken, die dir zuvor niemals in den Sinn gekommen wären.

Die Machtlosigkeit zu akzeptieren ist hart, vielleicht sogar unmöglich.
Du weigerst dich, die Wahrheit hinzunehmen, kannst nicht begreifen, dass das Schicksal so grausam ist und du alles verlierst, was du am meisten liebst.
Doch das Leben geht weiter, muss weiter gehen, egal was passiert ist.

Du kannst nicht an der Vergangenheit festhalten und musst dich mit den Veränderungen abfinden, auch wenn sie alles andere als positiv sind.
Und wenn du noch so sehr dagegen ankämpfst, wirst du nie die Zeit zurückdrehen können.
Deshalb bleibt dir keine andere Wahl, als dich den Veränderungen zu stellen, auch wenn es noch so schwer fällt.

Die Wunde, die du in diesem Moment erlitten hast, wird in deinem Herzen bleiben, und auch wenn sie früher oder später verheilt, wird für immer eine Narbe zurückbleiben.
Nicht sichtbar für die Menschen, die dich umgeben, aber du fühlst, dass sie da ist.

Und in bestimmten Momenten, wenn du auf diese Zeit in deinem Leben zurückblickst, dann beginnen die alten Gefühle, wieder zu schmerzen.
Doch diese Momente werden seltener, du hast gelernt mit der Vergangenheit zu leben und dein Leben wieder selbst in die Hand zu nehmen, bis sie dich eines Tages wieder einholt...
 
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AW: [NCIS] Revenge under the Sign of two Roses

klingt sehr interessant, irgendwie traurig, aber weckt auf jeden Fall Neugierde :) werd wieder brav mitlesen und FB geben, so oft ich kann!

und yeay für Tate \o/ :)

lg syd
 
AW: [NCIS] Revenge under the Sign of two Roses

Hey syd!

Schon wieder vielen Dank für dein FB. *noch mehr cookies rüberschieb*
Es geht weiter mit dem ersten Kapitel.
Viel Spaß beim Lesen.

LG Claudia


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Eine wunderschöne klare Winternacht über Washington D.C. neigt sich dem Ende zu, und die ersten blassen Sonnenstrahlen beginnen bereits am Horizont, sich ihren Weg über die schneebedeckte, beinahe friedlich aussehende Stadt zu erkämpfen. Der erste Hauch von hellem orange, in das sie bald ihre gesamte Umgebung gehüllt haben, ist schon auf dem blendenden weiß zu erkennen. Die letzten Fetzen der Nebelschwaden, die in der Dunkelheit über dem weitläufigen Gelände aufgezogen sind, lösen sich in diesen Minuten endgültig auf. Die weiße Schicht des Raureifs hat alles in ihrer Umgebung überzogen und glitzert sanft im verhaltenen Schein der aufgehenden Wintersonne. In den vergangenen Tagen hatte es unaufhörlich in sanften Flocken geschneit, doch nun haben sich auch die letzten Wolken verzogen, und der Himmel erstrahlt wieder in seinem eiskalten Blau. Die Äste der kahlen Bäume, die ihre Blätter bereits vor Monaten verloren hatten, strecken sich bewegungslos in die Höhe, denn nicht einmal der kleinste Windhauch durchbricht den eiskalten Morgen. Kein anderer Mensch ist zu dieser Zeit an diesem Ort unterwegs, kein Geräusch ist weit und breit zu hören, sogar der Straßenlärm scheint nicht in diese Welt vorzudringen. Die junge Frau steht vollkommen bewegungslos da, lässt ihren Blick in die Ferne schweifen, ungläubig nimmt sie die Stille um sich herum wahr. Doch die Welt dreht sich weiter, hält nicht einen Moment inne, um mit ihr zu trauern, alles ist wie an jedem anderen Tag zuvor. Wie können sie nur mit dieser Ruhe weiterleben nach diesem schrecklichen Tag? Dieses ewige Schweigen ist unerträglicher als jeder Sturm, mit dem die Welt auf diese Ereignisse hätte reagieren können und der nun lediglich in ihrem Inneren wütet. Sie hat dieses unbändige Bedürfnis, ihre Schmerzen und ihre Trauer einfach heraus zu schreien, doch ihr Körper, sogar ihre Seele sind wie erstarrt, nicht einmal zur kleinsten Reaktion fähig. Ihre Gedanken sind mittlerweile weit weg von diesem einsamen Ort gewandert und verharren erneut in jenem Augenblick in der Vergangenheit. Bilder treten vor ihre Augen, die sie hofft, endlich vergessen zu können, doch immer und immer wieder wird sie von ihnen gequält.

Mein Kollege Special Agent Timothy McGee hatte mich am Arm gepackt und versuchte, sich mit mir einen Weg durch den beißenden Qualm, den die Detonation eines Sprengsatzes verursacht hatte, raus aus dem 'Army and Navy Country Club' zu bahnen. Kaum waren wir in der eisigen Kälte der sternenklaren Winternacht angekommen, schallte der laute Knall einer Explosion aus dem Inneren des Gebäudes durch die Luft. Die Druckwelle schleuderte uns unsanft zu Boden, doch ich rappelte mich so schnell wie möglich wieder auf und ließ meine Augen über das Gelände wandern, auf der Suche nach meinem Mann, doch ich konnte ihn nirgends entdecken. Zwischen den aufgeregten Menschen, die scheinbar planlos umher liefen, spähte ich vergeblich nach dem vertrauten Gesicht mit diesem unwiderstehlichen Lächeln und den strahlenden Augen. Die Dunkelheit wurde durch die grellen Lichter der Einsatzfahrzeuge erhellt, doch der Nebelschleier, der durch die Detonationen entstanden war, löste sich nicht wieder auf. Die Rauch geschwängerte Luft drückte unermüdlich auf die Menschen hinab und machte das Atmen beinahe unmöglich. Ohne auch nur eine Sekunde darüber nachzudenken, sprang ich auf und rannte zurück zum Gebäude. Tim hatte mich nach wenigen Metern eingeholt und versuchte vergeblich, mich wieder festzuhalten, doch ich riss mich von ihm los und lief unbeirrt weiter, als mich plötzlich zwei Feuerwehrleute zurückhielten. Ich schlug verzweifelt um mich und schrie ihnen entgegen, dass ich wieder hinein musste, weil mein Mann noch da drin war. Doch die beiden Männer hielten mich bestimmt fest, und einer erwiderte ungerührt, es wäre zu spät. Minutenlang stand ich wie erstarrt da, doch nachdem mein Verstand diese Worte endlich verarbeitet hatte, brach ich schließlich schreiend zusammen und blieb regungslos auf dem schneebedeckten Rasen hocken. Obwohl ich nur ein dünnes Abendkleid trug, registrierte ich die Kälte, die mich umhüllte, überhaupt nicht. Ich saß einfach nur still da, umgeben von dem geschäftigen Treiben unzähliger Menschen und war doch unendlich allein.
 
AW: [NCIS] Revenge under the Sign of two Roses

wah wah Drama!! Hui hui ich hoffe Tony gehts gut und die ganze Geschichte läuft nicht nur in Kate's Erinnerung ab ^^ find ich btw sehr toll, dass sie verheiratet sind, dafür gibts n Cookie :D
Gibbs is in Mexiko aber als Nebenchara angeführt, das verspricht also ne interessante FF zu werden.
bin schon sehr gespannt!

lg syd *noch mehr cookies knabber* ^^
 
AW: [NCIS] Revenge under the Sign of two Roses

Hey syd!

Auch hier wieder vielen Dank fürs FB und das Cookie. *schmatz*
Das erste Kapitel war nur zum warmlesen gedacht.
Jetzt geht es richtig los, weiterhin mit viel Drama.
Im ersten Teil der Story wird sich die Gegenwart mit Rückblenden abwechseln.
Ich wünsche wie immer viel Spaß beim Lesen und freu mich über Kommis.

LG Claudia


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10. März 2007 - Washington D.C., USA
Noch immer laufen ständig die Bilder der schrecklichen Ereignisse vor Kates Augen ab, jede Nacht, wenige Stunden nachdem sie endlich den ersehnten Schlaf gefunden hat, wacht sie schreiend auf und hofft jedes Mal aufs Neue, dass sie nur geträumt hat. Doch schon Sekunden später, wenn sie auf der anderen Bettseite nach ihm tastet, kehrt die Gewissheit zurück, denn nie wieder wird sie seine Wärme neben sich spüren, ihr Körper ist umgeben von eisiger Kälte und Einsamkeit. Ihr Ehemann, die Liebe ihres Lebens ist tot, umgekommen bei einem feigen Anschlag, mit ihm ihre beste Freundin und gut ein Dutzend weitere Agenten. Seufzend schlägt sie die Decke zurück und steht auf, denn ihr ist klar, dass sie nicht wieder einschlafen würde, das gelingt ihr nie. Wenig später sitzt sie wie in jeder Nacht an ihrem Küchentisch, eine Tasse starken Kaffee in der Hand und starrt in die Dunkelheit. Sobald sie für einen Moment ihre Augen schließt, sieht sie sein Gesicht vor sich, sein Lächeln, seine unglaublich grünen Augen. Sie kann sogar seine vertraute Stimme und sein fröhliches Lachen hören, so als würde er direkt neben ihr stehen. Energisch schüttelt die junge Frau ihren Kopf, um die Bilder und Erinnerungen an glückliche Zeiten zu vertreiben. Tony ist tot, für immer fort, und er wird nie wieder kommen. Sie wird nie wieder seine sanfte Stimme hören, sein ansteckendes Lachen, wird nie wieder seine Wärme fühlen, seine weichen Lippen auf ihren spüren. Nie wieder. Der Blick nach draußen sagt ihr, dass sie mehrere Stunden hier gesessen hat, denn die Dämmerung ist bereits dabei, die Dunkelheit der Nacht zu vertreiben. Die zarten Sonnenstrahlen, die den kommenden Frühling an kündigen, bahnen sich langsam ihren Weg durch die aufsteigenden Nebelfelder. Schon seit einigen Tagen sind die letzten Fleckchen des eisigen Schnees und damit die letzten Zeugen des Winters verschwunden. Endlich, nach den langen Monaten der Kälte und der Dunkelheit, kommt das Gras der Wiesen zum Vorschein, beginnen die Blumen zu blühen und die Bäume zu grünen, doch Caitlin Todd nimmt von alledem nichts wahr. Hastig schüttet sie den Rest des Kaffees hinunter, der im Moment ihre einzige Nahrung ist, denn die meiste Zeit gelingt es ihr nicht, auch nur einen Bissen zu sich zu nehmen. Nachdem sie die Tasse in die Spüle gestellt hat, geht sie nach oben und zieht sich eine graue Hose und einen schwarzen Pullover an. Im Augenblick kann sie ihre farbenfrohen Klamotten nicht ertragen, spiegeln diese dunklen Sachen doch ihren derzeitigen seelischen Zustand wider. Ihre Garderobe erinnert sie schmerzlich an die glücklichen Zeiten in der Vergangenheit, die sie im Moment lieber vergessen will, um nicht vollkommen den Verstand zu verlieren.

Wie jeden Tag der letzten zwei Monate steht sie nur eine halbe Stunde später regungslos auf dem Friedhof und starrt die beiden Grabsteine an, unfähig ihren Gefühlen freien Lauf zu lassen. Sie würde am liebsten ihre Verzweiflung laut heraus schreien, warum sie sie verlassen hatten, doch ihre Kehle ist zugeschnürt, und ihre Glieder wiegen bleischwer. Sogar die Beerdigung hatte sie stumm ertragen, sie war nur die leere Hülle ihres eigenen Körpers, denn ihre Seele wurde an diesem Tag mit ihnen begraben. Auch wenn sie bisher kaum um Abby getrauert hatte, vermisst sie ihre beste Freundin doch beinahe genauso wie ihren Mann, denn sie war die einzige Person, die ihr in jeder die Situation den Rückhalt geben konnte, den sie brauchte, und nun ist sie nicht mehr da. Irgendwann lässt Kate sich einfach auf den Boden fallen, kniet vor Tonys letzter Ruhestätte und fährt vorsichtig mit den Fingern die goldenen Buchstaben des Grabsteins nach. Dann lässt sie die Hand sinken, und bleibt bewegungslos und still auf der Erde sitzen. Stundenlang hockt sie so da, spürt weder die Schmerzen in ihren Beinen noch die Kälte des Wintermorgens, während Schneeflocken allmählich ihren Körper bedecken. Es ist weit nach Mittag, ihre Lippen bereits bläulich verfärbt, als sie bemerkt, wie Ducky leise hinter sie tritt und sanft seine Hand auf ihre Schulter legt: „Caitlin, komm bitte mit, bevor du hier erfrierst.“ Die junge Frau zeigt keine Regung, lässt sich jedoch von ihm auf die Füße ziehen und folgt ihm wie in Trance zu seinem Morgan. Ihre Umgebung zieht unbemerkt an ihr vorbei, als der ältere Mann mit ihr durch die Straßen Washingtons fährt. Erst als er nach einer ganzen Weile den Wagen anhält, aussteigt und ihr die Beifahrertür öffnet, erwacht sie langsam aus ihrer Starre. Erleichtert stellt sie nach einem kurzen Blick fest, dass er zu seinem Heim gefahren ist, denn jenes, das sie gemeinsam mit ihrem Mann bewohnt hatte, kann sie im Moment kaum noch ertragen. Obwohl sie sich geweigert hatte, das Haus zu verlassen und für eine Weile in eine Wohnung zu ziehen, ist nun sie doch froh, den Erinnerungen, die mit diesen vier Wänden zusammen hängen, wenigstens für kurze Zeit entfliehen zu können.

Dr. Mallard führt die junge Agentin ins Innere, dirigiert sie zur Couch, wo sie sich, in eine warme Decke gehüllt, auf den bequemen Polstern niederlässt. Er verschwindet für einige Minuten in der Küche und kehrt dann mit einer Tasse Fencheltee zurück, die er vor ihr auf den Tisch stellt. Der ältere Mann lässt sich ihr gegenüber im Sessel nieder und beobachtet besorgt, wie sie einige Schlucke der heißen Flüssigkeit zu sich nimmt, ehe sie sich wieder kraftlos nach hinten lehnt. Eine Weile verharren die beiden schweigend, während die junge Frau krampfhaft versucht, dem Blick ihres Kollegen und Freundes auszuweichen. Das großzügige Zimmer ist in eine beinahe unheimliche Stille gehüllt, die lediglich von dem leisen Atmen der Beiden und dem regelmäßigen Ticken der altmodischen Uhr auf dem Kamin unterbrochen wird. Dieses Haus hatte auf sie schon immer eine unglaubliche Ruhe ausgestrahlt, sie liebt die hohen, Stuck verzierten Decken und die zahlreichen Antiquitäten, die diesen Räumen ihre Wohnlichkeit verleihen. Wie gerne hatte sie ihn früher hier besucht, doch das war lange her, zu einer Zeit als das Team - ihre Familie - noch vollständig gewesen war. „Du kannst gern eine Weile bei mir und meiner Mutter wohnen, Caitlin“, beginnt der Gerichtsmediziner schließlich das Gespräch, doch die Angesprochene schüttelt zaghaft aber bestimmt den Kopf und erwidert: „Danke für das Angebot, aber ich will zur Zeit lieber allein sein.“ Mit diesen Worten erhebt sie sich hastig, doch im gleichen Augenblick wird ihr schwindlig, und sie fällt zurück auf das Sofa. Ducky eilt zur ihr, als sie ihre Augen bereits wieder öffnet, und nachdem er ihren Blutdruck kontrolliert hat, erklärt er energisch: „Du bist so ein Sturkopf. Du wirst vorerst hier bleiben, dein Körper ist noch immer geschwächt. Ich kann verstehen, dass du nicht im Krankenhaus bleiben wolltest, aber du musst dich unbedingt noch schonen. Du hast deinem Körper bisher die Ruhe verwehrt, die er dringend benötigt. Ich gebe dir ein Beruhigungsmittel, und dann ruhst du dich aus.“ Unfähig zu widersprechen, lässt sie ihren Kopf kraftlos in die Kissen sinken, schließt die Augen und fällt einige Zeit später in einen tiefen und endlich traumlosen Schlaf. Sowohl ihr Körper als auch ihre Seele haben diese Erholung nach den anstrengenden letzten Wochen und den durchwachten Nächten bitter nötig.
 
AW: [NCIS] Revenge under the Sign of two Roses

Und auch hier gibt es ein neues Kapitel.
Viel Spaß beim Lesen.

LG Claudia


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10. Januar 2007 - Washington D.C., USA

Minutenlang saß ich vor dem zerstörten Clubhaus des 'Army and Navy Country Clubs', noch immer starrte ich unbeweglich ins Leere. Ich nahm weder meine Umwelt wahr, noch meine Verletzungen, die von der ersten Explosion verursacht worden waren. Wie aus dem Nichts kamen Sanitäter auf mich zu gelaufen und brachten mich bestimmt zum Krankenwagen, der mich ins Bethesda Naval Hospital fuhr. Doch auch diese Geschehnisse rauschten an mir in weiter Ferne vorbei, als ich unvermittelt durch schwere Bauchkrämpfe geschüttelt wurde. Diese Schmerzen ließen mich aus meiner Starre erwachen, ich begann zu zittern und bekam Angst um mein ungeborenes Baby. Als meine Schreie lauter und hysterischer wurden, gab mir einer der Sanitäter eine Beruhigungsspritze, deren Wirkung während der Fahrt zum Bethesda anhielt, wodurch ich die Ankunft im Krankenhaus kaum wahrnahm. Nur am Rande sah ich einen der Ärzte auf mich zu eilen, der mich untersuchte und danach langwierige Tests durchführte. Die Worte, die er mit mir sprach, drangen wie durch Watte zu mir, doch ich lag einfach regungslos da und ließ alles über mich ergehen. Nach einiger Zeit, die mir wie Stunden vorkam, ließ das Beruhigungsmittel langsam nach, und ich erwachte irgendwann wieder aus meinem tranceähnlichen Zustand. Ich wurde in ein Krankenzimmer geschoben, an einen Tropf gehängt und wartete dort ängstlich auf die Untersuchungsergebnisse. Die Zeit schien stehen zu bleiben, der Zeiger der Uhr bewegte sich kaum vorwärts. Es war mitten in der Nacht, und infolge der Aufregung begann die Erschöpfung, meinem Körper zu übermannen, doch meine innere Unruhe verhinderte es, mich einschlafen zu lassen.

Endlich öffnete sich Tür, und ein älterer Herr betrat den Raum, der sich als mein behandelnder Arzt Dr. Johnson vorstellte. Er erklärte, dass sie meine Tests ausgewertet hatten, und teilte mir dann mit, dass die Verfassung des Fötus' sehr ernst war. Als ich ihn entsetzt unterbrechen wollte, hob er beschwichtigend die Hand und fügte hinzu, dass ich mich jetzt auf keinen Fall aufregen dürfte, da das Baby absolute Ruhe benötigte. Er könnte nichts tun, als die nächsten 24 Stunden abzuwarten und zu hoffen, dass sich der Zustand besserte. Bei diesen Worten begann ich erneut zu zittern und fragte flüsternd, wie die Chancen stünden. Der Arzt meinte, die Aufregung und der Stress des heutigen Tages wären sehr schädlich für das Ungeborene gewesen, dazu kämen meine Verletzungen durch den Sturz bei der Explosion. In den ersten Schwangerschaftsmonaten bestünde immer ein erhöhtes Risiko einer Fehlgeburt, deshalb könnte er noch nicht mit Bestimmtheit sagen, wie gut der Fötus sich erholen würde. Nachdem der Arzt schließlich mein Krankenzimmer verlassen hatte, lag ich geschockt in meinem Bett und konnte keinen klaren Gedanken fassen. In meinem Kopf wirbelte alles durcheinander, und ständig erschienen die Bilder der vergangenen Stunden vor mir. Erneut hörte ich die Detonationen, die Sirenen, und schließlich hallten die letzten Worte des Arztes ständig in meinem Gedächtnis wider. Ich war nicht dazu im Stande, diese Ereignisse zu verarbeiten, nach der Ungewissheit um den Zustand meines Mannes bestand nun auch noch die Gefahr, mein ungeborenes Baby zu verlieren. Alles was ich fühlte, waren die unerträglichen Schmerzen in meinem Körper, gegen die auch die Medikamente nichts ausrichten konnten. Vielleicht lag es ja auch daran, dass sie keine physische Ursache hatten, sondern eine psychische, die jedoch bis jetzt noch nicht in mein Bewusstsein vorgedrungen war.

Stundenlang hatte ich in meinem Krankenbett gelegen und verstört vor mich hin gestarrt, hatte weder eine Schwester noch den Arzt an mich heran gelassen, und fiel schließlich in einen unruhigen Schlaf. Sogar bis in meine Träume verfolgten mich die Geschehnisse, und ließen mich mehrfach aufschrecken. Auch die Beruhigungsmittel konnten nicht verhindern, dass ich mich in den letzten Stunden der Nacht schlaflos in meinem Bett herumwälzte. Es war noch immer dunkel, als ich den Versuch, erneut einzuschlafen, schließlich aufgab, mich erhob und zum Fenster ging. In der Ferne waren die Lichter der Stadt zu sehen, über denen sich der sternenklare Himmel erstreckte, doch für all dies hatte ich an diesem Tag keine Augen. Ich stand einfach nur da und starrte wie in Trance nach draußen, nahm kaum wahr, wie es begann zu dämmern und dann die Sonne zwischen den kahlen Bäume aufging, unfähig, die leiseste Gefühlsregung zuzulassen. Gegen sieben Uhr hatte ich endlich die morgendliche Prozedur der Krankenschwester hinter mir und war wieder allein. Etwa eine halbe Stunde später betrat die junge Frau erneut mein Zimmer, um das Frühstücktablett abzuräumen, das noch immer unberührt auf dem Tisch stand. Sie bat mich vorsichtig, endlich etwas zu essen, da ich schon am Tag zuvor nichts zu mir genommen hatte. Ich wollte ihr entgegen zischen, dass ich keinen Hunger hätte, doch sogar dafür fehlte mir die Kraft, so dass ich mich weiterhin in Schweigen hüllte. Die Schwester seufzte, nahm das Tablett und wollte gerade den Raum verlassen, als sie die Frage nach meinem Mann hörte. Zögernd drehte sie sich um und erwiderte unsicher, es täte ihr leid, aber sie wüsste nicht, wie es den anderen Opfern des Anschlags ginge. Da mich das Gefühl nicht losließ, dass sie mich anlog, forderte ich sie auf, mir umgehend ein Telefon zu besorgen. Mit dem Versprechen, sich darum zu kümmern, verließ sie schließlich eilig das Zimmer, aber die Ermittlerin in mir spürte, dass sie dies nicht einhalten würde.

Ungeduldig wartete ich darauf, endlich mit der Außenwelt Kontakt aufnehmen zu können, doch die junge Frau kehrte, wie erwartet, nicht zurück und auch vom NCIS ließ sich niemand blicken. Die Ungewissheit war kaum zu ertragen, und so zog ich, ohne darüber nachzudenken, einen Bademantel über und schlich mich vorsichtig auf den Flur, um mich selbst auf die Suche nach einem Telefon zu machen. Stets darauf bedacht, nicht entdeckt zu werden, lief ich durch den kahlen Korridor, doch ich fand nicht, wonach ich suchte. Am Ende des Ganges fiel mein Blick auf eine geöffnete Zimmertür, und ich stellte fest, dass der Raum dahinter verlassen war. Nachdem ich mich kurz umgesehen hatte, trat ich ein und schloss die Tür hinter mir. Da auch hier kein Telefon vorhanden war, ging ich auf den Fernseher zu und schaltete ihn, ohne mir der Folgen bewusst zu sein, an. Wie erwartet flimmerten die Nachrichten von der Explosion über den Bildschirm, ich sah die Aufnahmen vom letzten Tag und erkannte mich in der Ferne, wie ich bewegungslos vor dem zerstörten Gebäude hockte, während Feuerwehrleute geschäftig um mich herum liefen. Eine weiblich Stimme riss mich aus meiner Trance, in die ich beim Anblick dieser Bilder versunken war. Ich hörte wie sie davon sprach, dass nur zwei Agenten, die sich im Inneren des Clubhauses befanden, das Unglück überlebt hatten. Unfähig diese Worte zu verarbeiten, stand ich bewegungslos in diesem leeren Raum und starrte weiter auf den Bildschirm, auf dem mittlerweile der Wetterbericht zu sehen war. Es dauerte eine Ewigkeit, bis ich endlich den Sinn der Nachricht verstanden hatte und der Schock sich in mir ausbreitete. Doch im selben Moment, als ich darauf wartete, dass mein Herz aufhörte zu schlagen, wurde mir schwarz vor Augen, und ich sackte auf den Boden.
 
AW: [NCIS] Revenge under the Sign of two Roses

So, und hier kommt Kapitel Nummer 2 für diesen Sonntag.
Ich wünsche euch wieder viel Spaß beim Lesen.

LG Claudia


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11. März 2007 - Washington D.C., USA
Als Kate einige Stunden später erwacht, ist der Raum um sie herum dunkel, und sie braucht einige Minuten, um zu realisieren, dass sie sich im Haus der Mallards befindet. Eine plötzliche innere Unruhe hatte sie im Schlaf befallen und schließlich aufgeweckt. Aus diesem Grund steht sie nun vorsichtig von der Couch auf und versucht, sich langsam und möglichst geräuschlos zur Tür zu tasten. In der Eingangshalle schaltet sie das Licht an und sucht in ihrer Handtasche nach ihrem Handy, um sich ein Taxi zu rufen. Obwohl sie weiß, dass Ducky sich am nächsten Morgen Sorgen um sie machen würde, verspürt sie den Drang, ungeklärte Dinge zu bereinigen. Schnell kritzelt sie eine kurze Nachricht auf den Block, der an der Garderobe liegt, um ihr abruptes Verschwinden zu erklären. Dann wartet sie ungeduldig, bis sie nach einer halben Stunde endlich das Geräusch eines heranfahrenden Autos hört. Leise nimmt sie ihre Sachen, verlässt das Haus und setzt sich auf den Rücksitz des Wagens. Der Fahrer dreht sich fragend um und die junge Agentin nennt ihm ihr Ziel am anderen Ende der Stadt. Erst nach einiger Zeit, die das Taxi durch die leeren Straßen des Vorortes fährt, nähern sie sich dem Trubel der Innenstadt, der auch mitten in der Nacht nicht inne hält. Die hellen Lichter der Häuser, Straßenlaternen und Leuchtreklamen ziehen an Kate vorbei, doch obwohl sie aus dem Seitenfenster starrt, nimmt sie nichts davon wahr. Ihre Augen sind einfach unbeweglich ins Leere gerichtet, während es ihr nicht gelingt, die Gedanken in ihrem Kopf zu ordnen. Sie hat keine Sekunde darüber nachgedacht, was sie überhaupt erwarten würde, als sie diesen Plan gefasst hat, sondern ist einfach losgestürzt. Seit Wochen sucht sie verzweifelt nach Antworten, klammert sich eisern an jeden noch so kleinen Strohhalm, der ihr diese geben könnte. Schon lange ist sie mit ihrer Kraft am Ende, doch weder ist sie bereit, aufzugeben noch sich von irgendjemanden helfen zu lassen. Alles was sie noch voran treibt, ist die Wut, die in ihrem Inneren tobt und der Wunsch nach der Wahrheit, von der sie glaubt, dass sie ihren Schmerz endlich lindern könnte. Sie ist nicht mehr dazu in der Lage zu erkennen, dass nichts und niemand ihr dieses Leid und ihre Trauer abnehmen kann.

Beinahe eine Stunde lässt sich die junge Frau mit dem Wagen durch das nächtliche Washington D.C. fahren, bis sie schließlich vor einem modernen Appartementkomplex steht. Das etwas außerhalb des Zentrums gelegene Haus ihres Kollegen ist in vollkommene Dunkelheit gehüllt, lediglich die schmale Mondsichel schimmert ab und an hinter den Wolken hervor. Sie war ohne zu Überlegen losgefahren und nun steht sie ein wenig unsicher vor der verschlossenen Eingangstür, als ein jüngerer Mann das Haus verlässt. Bevor die Tür sich schließen kann, schlüpft sie schnell nach drinnen und geht langsam die Treppe nach oben. In der zweiten Etage bleibt sie unsicher vor einer Wohnung stehen und betätigt nach einem kurzen Zögern die Klingel. Mehrere Minuten lauscht sie erwartungsvoll nach Drinnen, doch als sich nichts rührt, drückt sie den Knopf erneut und dann ein drittes Mal. Endlich ist aus dem Inneren des Appartements das Klicken eines Lichtschalters und dann das Schlurfen des Bewohners zum Eingang zu hören. Kurz daraufhin wird die Tür geöffnet und ein verschlafener junger Mann erscheint im Rahmen. Erstaunt mustert er die Agentin und fragt ein wenig genervt: „Kate, es ist drei Uhr morgens. Was zum Teufel tust du um diese Zeit hier?“ Als er keine Antwort erhält, bittet er sie schließlich notgedrungen in seine Wohnung.

Nachdem Kate sich auf dem Sofa und der junge Mann auf dem Sessel gegenüber niedergelassen haben, sehen sich die Beiden eine Weile schweigend an. Die junge Frau sucht nach den richtigen Worten, bevor sie entschuldigend erklärt: „Es tut mir leid, dass ich seit diesem Tag noch nicht bei dir war. Und es tut mir leid, dass ich dich aus dem Bett geholt habe, Tim.“ Der Agent holt tief Luft und will antworten, doch sie fährt unbeirrt fort: „Ich weiß, dass auch du zwei Kollegen und Freunde verloren hast, aber vielleicht würde es uns helfen, darüber zu sprechen. Ich muss herausfinden, wer das getan hat, und dann werde ich ihn suchen und umbringen.“ Bei dieser Aussage springt sie auf und geht unruhig im Zimmer auf und ab, als sie hinzu fügt: „Langsam drehe ich noch durch und fange sogar an, mir einzubilden, dass Tony noch lebt.“ „Kate, ich musste in den letzten Wochen täglich mit einem Seelenklempner reden, um endlich akzeptieren zu können, was passiert ist. Nach der Explosion bin ich in ein schwarzes Loch gefallen, aus dem ich mich ohne Hilfe nicht wieder befreien konnte. Ich kann nicht mehr, und ich will nicht mehr.“ Die junge Agentin überkommt ein Gefühl der Hilflosigkeit und sie zischt ihm entgegen: „Alle wollen mir einreden, dass mein Ehemann durch einen Unfall gestorben sei, und du bist der Einzige, der mir sagen kann, was wirklich passiert ist. Ich muss das endlich wissen.“ McGee erhebt sich aus dem Sessel, geht zum Fenster und sieht nach draußen, bevor er antwortet: „Ich habe schon den FBI-Agenten gesagt, dass ich keine Ahnung habe, weil Tony den letzten Fall allein bearbeitet hat.“ Kate schreit mittlerweile beinahe hysterisch: „Ich habe an diesem Tag die wichtigsten Menschen in meinem Leben verloren, und niemand will mir die Wahrheit sagen. Sie versuchen nur, alles zu vertuschen. Ich weiß, dass mehr dahinter steckt, etwas, das mit seinem letzten Auftrag zusammenhängt.“ Tim dreht sich aufgebracht zu ihr um und erklärt: „Es tut mir wirklich leid, aber du solltest jetzt gehen. Ich kann dir nicht helfen, und ich will es auch nicht.“

Als die junge Frau aufgestanden und zur Tür gegangen ist, fügt er bitter hinzu: „Nicht nur du hast große Verluste erlitten. Tony war mein Boss, mein Freund. Und Abby war mehr für mich als eine Kollegin. Ich habe sie geliebt, und weil ich zu feige war, wird sie es nie erfahren. Er hat gesagt, er bringt sie nach draußen, und jetzt sind beide tot.“ Schon die Türklinke in der Hand dreht sich Kate abrupt zu ihrem Kollegen um, seine letzten Worte haben ihr einen Stich versetzt: „Du darfst ihm nicht die Schuld daran geben, dass sie es nicht mehr geschafft haben.“ „Wieso nicht? Das tust du doch auch.“ Die Aussage hat sie sichtlich getroffen, denn sie weiß, dass er Recht damit hat, doch nach einigen Momenten des Schweigens erklärt sie bestimmt: „Ich muss mit Gibbs sprechen.“ Der junge Mann lacht beinahe verächtlich auf: „Tony und Abby waren die Einzigen, die wussten, wo er sich aufhält.“ Die Agentin schüttelt den Kopf und meint leise: „Ich konnte in seinen Sachen keinen einzigen Hinweis finden.“ Mit etwas lauterer Stimme fährt sie nach ein paar Sekunden fort: „Wir brauchen ihn, er wird uns helfen können.“ McGee schaut sie noch immer wütend an und schreit: „Akzeptiere endlich, dass sie tot sind. Du machst alles nur noch schlimmer. Ich habe endlich einen Weg gefunden, es zu verarbeiten, das lasse ich mir von dir nicht wieder kaputt machen. Und jetzt würde ich dich bitten zu gehen und mich in Zukunft in Ruhe zu lassen.“ Nach diesen Worten geht er auf Kate zu und schiebt sie einfach nach draußen auf den Flur und lässt die Tür mit einem lauten Knall hinter ihr ins Schloss fallen. Minutenlang steht sie bewegungslos in der Dunkelheit und denkt über Tims Worte nach, ehe sie entschlossen zur Treppe und dann nach unten läuft.
 
AW: [NCIS] Revenge under the Sign of two Roses

Und auch hier geht es weiter.
Ich wünsch wie immer viel Spaß beim Lesen.

LG Claudia


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17. Januar 2007 - Washington D.C., USA
Die Nachricht über den Tod meines Ehemannes, mit dem ich noch nicht einmal seit sechs Monaten verheiratet gewesen war, hatte mir einfach den Boden unter den Füßen weggerissen. Nicht einmal die Tatsache, dass das eingetreten war, wovor die Ärzte mich hatten schützen wollen und ich auf Grund des Schocks mein Baby verloren hatte, drang in mein Unterbewusstsein vor. Meine einzige Reaktion bestand aus einer unbeteiligten Miene, mit der ich auf meiner sofortigen Entlassung aus dem Krankenhaus bestand. Ich ließ mich mit dem Taxi nach Hause fahren, obwohl Ducky mir bei seinem Besuch angeboten hatte, dies zu übernehmen. Doch ich wusste, wenn ich diesen Vorschlag angenommen hätte, wäre er die folgende Zeit nicht mehr von meiner Seite gewichen und hätte darauf bestanden, sich um mich zu kümmern. In diesem Moment wäre es vermutlich das Schlimmste für mich gewesen, einen anderen Menschen um mich zu haben, das Einzige, was ich wollte, war, allein zu sein. Als ich schließlich mit meinen Sachen aus dem Wagen stieg, lief ich wie in Trance zur Haustür, öffnete diese und ließ drinnen meine Tasche achtlos auf den Boden fallen. Ohne etwas um mich herum wahrzunehmen, ging ich hastig die Treppe hinauf und ins Schlafzimmer, wo ich sofort die Jalousien schloss und mich in dem stockdunklen Raum im Bett verkroch. Die folgenden Stunden lag ich einfach nur da, die Decke über den Kopf gezogen, und dachte an gar nichts, mein Kopf war vollkommen leer, sogar mein Körper fühlte sich leer an.

Ich hatte keine Ahnung wie lange ich so lag und in die Dunkelheit starrte, denn ich hatte jegliches Zeitgefühl verloren. Irgendwann riss mich die Türklingel aus meiner Starre, doch ich konnte und wollte niemanden sehen und mit niemandem sprechen. Obwohl ich mich keinen Millimeter bewegt hatte, war meine innere Ruhe plötzlich verschwunden und die Ereignisse der letzten Tage begannen, in meinem Kopf herum zu spuken. Die Bilder, die zuerst nur verschwommen und ungeordnet vor meinem inneren Auge auftauchten, wurden von Minute zu Minute klarer und ließen sich einfach nicht vertreiben. Um diesen quälenden Erinnerungen zu entgehen, kroch ich unter meiner schützenden Decke hervor, verließ schließlich das Bett und ging nach unten. Auf der Suche nach einer Möglichkeit, mich von diesen Gedankengängen abzulenken, lief ich durch das Erdgeschoss unseres Hauses, als mich plötzlich ein lautes Klopfen an der Terrassentür zusammen schrecken ließ. Als ich mich umdrehte, sah ich Ducky draußen stehen, der meinen Namen rief und mich bat, ihn herein zu lassen. Dann stand er in seinem schwarzen Anzug vor mir und erklärte, er wollte mich zum Friedhof mitnehmen. Die Beerdigung, Tonys Beerdigung. Das erste, woran ich dachte, als ich dies realisiert hatte, war die Tatsache, dass mich ich fast zwei Tage lang im Bett verkrochen hatte. Doch als dieser Gedanke vorbei war, traf mich die Einsicht, dass ich ihn begleiten sollte, um meinen Ehemann zu begraben, und dagegen wehrte sich mein gesamter Körper entschieden. Denn wenn ich dies tun würde, müsste ich mich für immer von ihm verabschieden, sein Tod wäre endgültig, und ich könnte ihn nicht länger verleugnen. Ich begann unvermittelt zu zittern und versuchte, ihn davon zu überzeugen, dass ich nicht mitkommen würde. Doch Ducky blieb hart, er brachte mich nach oben und schickte mich unter die Dusche, während er etwas zum Anziehen heraussuchte. Ich hatte einfach nicht die Kraft, mich gegen seine Entschlossenheit zu wehren, und so zog ich mir schließlich gehorsam das schwarze Kostüm an, das er auf das Bett gelegt hatte. Im Bad hatte ich es vermieden, in den Spiegel zu sehen, doch als ich jetzt vor dem großen Schrank stand, erschrak ich beinahe über das Bild, das sich mir bot. Meine Haut hatte nahezu den Farbton der weißen Zimmerdecke angenommen, der neben der dunklen Kleidung noch mehr hervor stach, und unter meinen trüben Augen hatten sich dunkle Ringe gebildet. Schnell wand ich meinen Blick ab, ging nach unten und nahm dankbar die Tasse Kaffee entgegen, die Ducky mir reichte. Nachdem ich die starke schwarze Flüssigkeit getrunken hatte, ließ ich mich zu seinem Morgan führen und auf den Beifahrersitz dirigieren.

Die Fahrt zum Friedhof war kurz, doch als wir ausstiegen, wünschte ich mir, sie hätte noch Stunden gedauert. Unterwegs hatten wir an einem Blumenladen angehalten, und ohne darüber nachzudenken hatte ich mir zwei Rosen gegriffen, bevor wir zurück in den Wagen stiegen. Wir waren die letzten, die eintrafen, wodurch mir die Begrüßung der anderen Gäste erspart geblieben war, die mich dafür jetzt mit ihren mitleidigen und neugierigen Mienen verfolgten. Ducky versuchte, mich so gut wie möglich abzuschirmen und dirigierte mich nach vorn in die erste Reihe. Keinen von ihnen sah ich an, hatte meine Augen fest nach unten gerichtet, doch ich konnte die bohrenden Blicke auf mir spüren. Ich realisierte, wie der Pfarrer zu sprechen begann, doch jedes einzelne seiner Worte rauschte einfach an mir vorbei. Weder seine tröstenden Sätze noch das Gemurmel oder das leise Schluchzen um mich herum drangen in mein Bewusstsein. In meinem Inneren herrschte gähnende Leere, alles, was ich verspürte, war der Wunsch, einfach wegzulaufen. Nichts mehr sehen, nichts mehr hören, nur noch rennen, ohne anzuhalten, denn wenn das geschieht, würde mich die quälende Erinnerung erneut einholen. Mein Blick, den ich zuerst starr geradeaus gerichtet hatte, wurde schließlich unweigerlich von dem mit einer amerikanischen Flagge geschmückten Sarg angezogen. Während mein restlicher Körper während der gesamten Zeremonie keine Regung zeigte, schienen meine Augen, diese Holzkiste durchbohren zu wollen. Mein Herz hämmerte schmerzhaft gegen meine Brust, in meinen Ohren begann das Blut zu rauschen, und ich wartete darauf, einfach umzufallen, doch mein Körper tat mir nicht den Gefallen, diesem Grauen endlich zu entfliehen. Vielleicht war es auch Ducky, der verhinderte, dass ich den Boden unter den Füßen verlor, denn er war der letzte Halt, den ich in diesem Moment noch hatte. Also machte ich, ohne es verhindern zu können, weiter einen Atemzug nach dem anderen und war nach wie vor gefangen in meinem persönlichen Albtraum. Weder die vielen Beileidsbekundungen noch die gezwungen persönlichen Reden würden mir meinen Ehemann zurückbringen, geschweige denn auch nur einen Bruchteil der Leere in meinem Herzen ausfüllen können.

Nach einer Ewigkeit spürte ich Duckys Hand auf meinem Arm, der mich zu dem gähnenden Loch schob. Wie in Trance hob ich meine Hand, die sich um die beiden Rosen gekrampft hatte, deren Dornen sich unbarmherzig in meine Haut bohrten. Meine Finger zitterten leicht, als ich die Anspannung löste und die Blumen nach unten fielen. Nur eine Sekunde später kamen die beiden Rosen auf dem polierten Holz des Sarges zum liegen, eine rote als Zeichen für unsere ewige Liebe und eine weiße für den Frieden, den seine Seele finden sollte. In den nächsten Minuten beobachtete ich unbeweglich wie sechs Bundesagenten die große Holzkiste in das Grab hinabgleiten ließen, und als diese mit einem dumpfen Geräusch auf dem Grund aufsetzte, war es mir, als wären mein Herz und meine Seele gemeinsam mit Tony darin verschwunden. In diesem Augenblick war mir wirklich bewusst geworden, dass ich ihn endgültig verloren hatte, er nie wieder zu mir zurückkehren würde, und trotzdem war ich noch immer nicht fähig, mich aus meiner Starre zu lösen.
 
AW: [NCIS] Revenge under the Sign of two Roses

Hallo Ihr Lieben!

Es geht mit dem nächsten Kapitel in der Gegenwart weiter.
Ich hoffe, es gefällt euch und wünsche viel Spaß beim Lesen.
Ich kann aber versprechen, daß ihr bald mehr über Tonys und Abbys Tod erfahrt.

LG Claudia


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11. März 2007 - Washington D.C., USA
Wenige Augenblicke später findet sich Kate vor dem Haus wieder und läuft dann zielstrebig durch die Straßen des nächtlichen Washingtons. Sie denkt weder für eine Sekunde darüber nach, ein Taxi zu nehmen, noch verspürt sie Angst, nachts allein durch die leeren Gassen einer Großstadt zu gehen, sondern setzt nur wie in Trance einen Fuß vor den anderen. Ohne kontrollieren zu können, wohin sie sich bewegt, tragen sie ihre Beine immer weiter, bis sie nach ungefähr einer halben Stunde vor einem verschlossenen schmiedeeisernen Tor steht. Da dieses Gelände ein wenig außerhalb der Wohnbezirke liegt, wird die Umgebung lediglich durch den hoch oben am Himmel stehenden Vollmond erhellt, der von der geschlossenen Schneedecke reflektiert wird und dadurch das Areal in ein geheimnisvolles Licht taucht. Leichtfüßig klettert die sportliche junge Frau über die Pforte und läuft den Weg entlang, lediglich von dem Geräusch des knirschenden Schnees unter ihren Schuhsohlen begleitet. Auch wenn sie, seitdem sie sich aus dem Krankenhaus entlassen hatte, mehrere Stunden täglich hier verbrachte, hatte sie den J. Hoover National Cemetary noch nie bei Nacht betreten. Die Ruhestätten liegen friedlich vor ihr, und nach einigen Minuten kniet Kate sich an der selben Stelle in den Schnee, an der sie vor einem halben Tag das letzte Mal gehockt hatte. Sie beugt sich ein wenig nach vorn, streckt ihre Hand aus und streicht behutsam über den Stein auf Tonys Grab, um die Inschrift von Schnee und Eis zu befreien.

Es scheint ihr, als würde die Stille der Nacht ihr helfen, ihre Gedanken und Gefühle endlich zu ordnen und auszusprechen: „Hey. Ich bin es. Du...“, sie schluckt schwer, ehe die Worte beginnen, aus ihr heraus zu sprudeln: „... du kannst dir nicht vorstellen, wie sehr ich dich vermisse. Es tut mir leid, dass ich das bis jetzt nicht zeigen konnte, aber ich war einfach so unheimlich wütend, dass du mich einfach allein gelassen hast. Und ich habe mich dafür gehasst, dass ich das Gebäude ohne dich verlassen habe. Wenn ich nicht auf dich gehört hätte, dann wäre ich jetzt wenigstens bei dir.“ Caitlin hält inne, als ihre Stimme droht zu versagen, schließt für einige Minuten die Augen und lässt die Ruhe dieses Ortes auf sich wirken, ehe sie fortfährt: „Vor einigen Jahren habe ich mal ein Zitat gelesen: 'Die bittersten Tränen, die wir an Gräbern vergießen, vergießen wir wegen ungesagter Worte und Taten die nicht vollbracht wurden.' Doch erst nachdem das alles passiert ist, habe ich den wirklichen Sinn dieser Worte verstanden. Es gibt einfach so unglaublich viel, was ich dir noch sagen und was ich mit dir gemeinsam erleben wollte. Wir wollten eine Familie gründen und jetzt bist du tot, unser Baby ist tot, noch bevor es geboren wurde. Und daran bin ich Schuld.“ Erneut beginnt die junge Frau zu stocken und kämpft sichtlich darum, ihre Fassung zurück zu erhalten und ihre Wut zu kontrollieren.

Es dauert eine Weile, bis sie sich soweit beruhigt hat, um weitersprechen zu können: „Ich konnte dir nicht einmal mehr erzählen, dass wir ein Kind bekommen. Ich habe mich einfach zu sehr in deine Anspannung wegen des Auftrags hinein gesteigert und deshalb so lange gezögert, dir davon zu erzählen. Dabei hatte ich schon den perfekten Abend geplant, an dem ich es dir sagen würde und mich so sehr auf dein überraschtes Gesicht gefreut.“ Bei diesem Gedanken erscheint für den Bruchteil einer Sekunde ein kleines Strahlen in ihren sonst so fahlen traurigen Augen, das jedoch sofort wieder verschwindet, als sie weiter spricht: „Ich vermisse euch so, dich und Abby und unsere kleine Alessandra. Die Ärzte haben gesagt, dass es ein Mädchen war, und ich will sie nicht als namenloses Wesen in Erinnerung behalten. Alessandra DiNozzo. Ich weiß, dass dir der Name genauso gefallen hätte wie mir. Ich kann noch immer nicht begreifen, dass ich zugelassen habe, in einem einzigen Moment alles zu verlieren, was ich liebe. Vielleicht hättest du den Fall abgegeben, wenn ich nicht so stur gewesen wäre und dir von unserem Baby erzählt hätte. Wenn ich nicht einfach aufgegeben hätte, könntet ihr noch leben. Ich hätte euch retten müssen. Wenigstens ich hätte stark sein müssen, für uns alle.“ Langsam erhebt sich die junge Frau und streicht noch einmal liebevoll über den Grabstein, bevor sie sich verabschiedet: „Ich weiß einfach nicht, wie ich mit diesen Schuldgefühlen fertig werden soll, ganz zu schweigen von der Tatsache, mein Leben ohne dich weiterführen zu müssen. Und da ist niemand, der mir Halt gibt oder mich davon abhält, in dieses schwarze Loch zu fallen. Ohne dich habe ich einfach keine Kraft, weiter zu kämpfen. Du fehlst mir so, Tony. Ich liebe dich. ... Ich werde morgen wieder zu dir kommen.“ Eine kleine Ewigkeit steht Kate noch stumm vor der letzten Ruhestätte ihres Ehemannes und starrt bewegungslos in die Ferne, ehe sie sich abwendet und langsam einen Schritt vor den anderen setzt, um den nächtlichen Friedhof wieder zu verlassen.

Als Caitlin wenig später durch die kalte Winternacht läuft, fühlt sie sich ein wenig besser als noch vor ein paar Stunden, denn die innere Unruhe hat sich durch den Besuch an Tonys Grab gelegt. Das erste Mal seit einem Monat hatte sie über ihre Gefühle gesprochen und sich ein wenig von der Last befreien können, die ihre Seele seit seinem Tod bedrückt. Den Mantel eng um ihren Körper geschlungen und die Hände in den Taschen vergraben, geht sie die Straßen entlang, während sie überlegt, ob ihr Weg sie nach Hause führen sollte. Auch wenn dort die Erinnerungen an ihren Mann auf sie warten, ist die Vorstellung, die nächste Zeit bei einem besorgten Dr. Mallard zu verbringen, noch unangenehmer für sie. So sehr sie ihren Kollegen auch mag und ihm dankbar ist, doch im Moment erdrückt er sie einfach mit seiner Fürsorge. Der einzige Wunsch, den sie zur Zeit hat, ist, allein zu sein, allein mit ihrem Schmerz und ihrer Trauer, ohne dass ein anderer Mensch sie bemitleidet oder sich um sie sorgt. Nachdem sie die Möglichkeiten kurz abgewogen hat, beschleunigt sie ihren Schritt und schlägt den Heimweg ein. Selten hat sie sich in ihrem Haus so verloren und einsam gefühlt wie in diesem Augenblick, so dass sie eilig die Treppe nach oben läuft und die Leere im Erdgeschoss hinter sich lässt. Dort angekommen begibt sie sich sofort ins Schlafzimmer, lässt sich ins Bett fallen und vergräbt sich unter ihrer Decke. Krampfhaft versucht sie, sich zu verkriechen, vor der Welt da draußen zu fliehen und zu vergessen, wo sie sich befindet, um endlich ein wenig zur Ruhe zu kommen. Bereits in den ersten Tagen nach Tonys Tod hat sie hier Zuflucht gesucht und hofft nun, diese auch jetzt wieder zu finden. Außer seinem Grab ist dies der einzige Ort, an dem sie ihm noch nahe sein, seinen unverkennbaren Geruch tief in sich aufnehmen kann und noch immer seine Gegenwart spürt. Zitternd schlingt sie die Bettdecke enger um ihren Körper, doch auch diese kann sie nicht wärmen, denn die Kälte hat sich in ihrem Inneren ausgebreitet. Sie zieht ihre Knie so eng an den Körper wie möglich, rollt sich zusammen und vergräbt ihr Gesicht im Kissen ihres Mannes. Mit geschlossenen Augen lauscht sie der Stille des Raumes, die nur von ihrem tiefen regelmäßigen Atem und ihrem Herzschlag durchbrochen wird. Da sie sich wieder beruhigt hat, setzt die Wirkung des Schlafmittels, das Ducky ihr gegeben hatte, erneut ein und lässt sie umgehend in einen tiefen Schlaf fallen.
 
AW: [NCIS] Revenge under the Sign of two Roses

wah.. 5 Kapitel? Wann hast du die denn gepostet? xD ich hab das Thema doch abonniert.. seltsam, ich muss das total übersehen haben.
Ich werd die letzten 5 Kapitel so schnell wie möglich nachlesen und dann FB geben, promised!
 
AW: [NCIS] Revenge under the Sign of two Roses

so.. wow! sehr geniale Geschichte!
Ich weiß noch nicht so ganz, was ich vom Inhalt halten soll.. ich will nicht glauben, dass Abby und Tony wirklich tot sein sollen, also halte ich einfach mal an dem Glauben fest, dass sie ihren Tod vorgetäuscht haben, um an irgendeinem Fall deep cover zu arbeiten.
Gibbs: ah.. der is ja in Mexiko. Wäre mal Zeit für ihn zurück zu kommen oder? Selbst in Mexiko muss er früher oder später erfahren haben, dass einer seiner besten Freunde und die Frau, die wie ne Tochter für ihn ist, tot sind...
Tim: aww poor Tim.. ich kann ihn versteehen, dass er Tony die Schuld gibt und auch, dass er es seelisch nicht verkraftet in Kates Nähe zu sein. Er tut mir Leid. Ich hoffe für ihn und Kate, dass Abby und Tony wirklich nur undercover sind. :/
das Baby: aww aaawww das is ja.. aw :( das is schade, niemand sollte miterleben müssen, wie sein Kind stirbt :/ arme Kate. In einer Nacht verliert sie echt alles.. wie sie überhaupt noch existieren kann!

ich freu mich schon auf den nächsten Teil, ich hoffe es kommt bald etwas mehr Licht in die ganze Sache ;)

lg syd
 
AW: [NCIS] Revenge under the Sign of two Roses

Hey syd!

Wow, du warst wieder mal echt fleißig mit FB geben. *nen Teller Cookies hinstell*
Wenn du magst, schick ich dir auch ne PN, sobald ich ein neues Kapitel on stelle.
Mach ich in dem anderen Forum, wo ich noch poste, auch immer.

Also, es geht mit dem nächsten Teil in der Vergangenheit weiter.
Sehr viel heller wird es noch nicht, aber ihr erfahrt, was genau passiert ist.
Dafür muß ich aber einen Sprung etwas weiter zurück machen.
Ich hoffe, es ist nicht all zu verwirrend.
Viel Spaß beim Lesen.

LG Claudia


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10. Januar 2007 - Washington D.C., USA

Es war halb sechs abends, als ich unter der Dusche stand, die angenehm warmen Wasserstrahlen auf meinen Körper prasseln ließ und versuchte, mich nach dem langen Arbeitstag ein wenig zu entspannen. Eine Viertelstunde später hatte ich ein Handtuch um meinen Körper geschlungen und trat aus dem Bad ins Schlafzimmer. Tony war noch immer nicht nach Hause gekommen, wahrscheinlich saß er im Büro und beendete die ihm so verhassten Abschlussberichte. Er hatte mich in den Feierabend geschickt, obwohl ich angeboten hatte, ihm zu helfen, doch ich wurde das Gefühl nicht los, dass er allein sein wollte. Seufzend nahm ich seinen schwarzen Anzug, Hemd und Krawatte aus dem Schrank und legte die Sachen auf dem Bett für ihn bereit. Danach widmete ich mich der Frage, was ich an diesem Abend tragen sollte. Der NCIS hatte seine Agenten zu einem festlichen Empfang geladen, um die erfolgreichsten Teams auszuzeichnen. Da die Direktorin jedoch kurzfristig zu einem Dinner im Weißen Haus gebeten worden war, hatte sie meinem Mann die Leitung des Abends überlassen. Aus diesem Grund wählte ich mein Outfit mit Bedacht und entschied mich schließlich für ein schwarzes bodenlanges Abendkleid, das ich mit einem dunkelroten Jäckchen, passend zu Tonys Krawatte, kombinieren wollte. Dazu suchte ich meine schwarzen Pumps und eine kleine schwarze Handtasche heraus, in der ich meine wichtigsten Utensilien verstaute. Lediglich mit einem schwarzen Slip und passendem BH bekleidet ging ich zurück ins Bad, um meine Haare zu trocken und danach locker am Hinterkopf zusammen zu stecken. Dann schminkte ich mich dezent und trug mein Lieblingsparfum auf. Als ich fertig war, zog ich mein Kleid an, warf noch einen prüfenden in den Spiegel und ging mit Jacke, Schuhen und Tasche in der Hand nach unten.

In dem Moment hörte ich einen Wagen vor der Garage halten, und nur Sekunden später trat mein Mann durch die Haustür. Er wirkte angespannt und erschöpft, unter seinen Augen zeichneten sich dunkle Ringe ab, was ich besorgt zur Kenntnis nahm. Doch eine Nachfrage meinerseits quittierte er lediglich mit einem Schulterzucken und einer wenig glaubhaften Ausrede, bevor er nach oben ins Bad verschwand und wenig später das Rauschen des Wassers erklang. Ich wusste, dass Tony an einem Fall arbeitete, in den er mich nicht einweihen durfte, aber inzwischen begann ich, mir Sorgen um ihn zu machen. Seufzend ging ich in unsere großzügige Küche und ließ einen Kaffee für ihn durch die Maschine laufen. Während ich dem gluckernden Geräusch lauschte, lehnte ich mich nachdenklich an die Theke und begann unbewusst, über meinen Bauch zu streichen. Meine Gedanken wanderten zu meinem Arztbesuch vor drei Wochen, als ich erfahren hatte, dass wir ein Baby bekommen würden. Ich hatte mein Glück kaum fassen können und seitdem beinahe ununterbrochen darüber nachgedacht, wie ich Tony davon erzählen sollte. Obwohl wir uns eine Familie gewünscht hatten, fragte ich mich, ob es der richtige Zeitpunkt für diese Nachricht wäre. Dieser neue Auftrag beschäftigte ihn derart, dass wir uns immer öfter wegen Kleinigkeiten stritten, und ich somit beschlossen hatte, bis nach der Aufklärung mit meiner Überraschung zu warten. Ich hoffte inständig, dass dies bald geschehen würde, denn diese angespannte Situation zwischen uns nahm mich langsam doch mehr mit, als ich dachte. Außerdem sollte ich mit meiner Neuigkeit nicht mehr lange zögern, denn obwohl noch kein Bauch zu erkennen war, befand ich mich bereits im vierten Monat.

Eine halbe Stunde später trat er, fertig angezogen, zu mir in die Küche, und riss mich aus meinen Gedanken. Noch immer wirkte er gestresst, und ich hielt ihm eine Tasse Kaffee entgegen, die er dankbar annahm. Die schwarze Flüssigkeit und die Dusche ließen seine Lebensgeister zurückkehren, und nach einem Blick auf die Uhr mahnte ich zum Aufbruch. Ich hatte mich bereits zur Tür gewandt, als mein Mann mich zurückhielt, mir kurz in die Augen sah und erklärte, wie umwerfend ich aussah und wie sehr er mich liebte. Der ernste Blick bei diesen Worten machte mir ein wenig Angst, doch ehe ich darüber nachdenken konnte, waren wir bereits auf dem Weg zum Wagen, um pünktlich an unser Ziel zu gelangen. Die Fahrt durch Washington dauerte eine halbe Stunde, und obwohl seine Müdigkeit nachgelassen hatte, konnte ich noch immer seine Anspannung sehen und fühlen. Seine Hände krampften sich ungewöhnlich stark um das Leder des Lenkrads, und auch sein Fahrstil war unkonzentrierter als gewöhnlich. Als ich ihn jedoch erneut darauf ansprach, reagierte er ziemlich abweisend, und wir verbrachten die restliche Zeit schweigend. Ich bemerkte kaum, wie die bunten Lichter der Stadt an uns vorbei zogen, denn ich hing meinen Gedanken nach und versuchte, gegen das seltsame Gefühl anzukämpfen, dass sich mehr und mehr in meinem Inneren breit machte. Als wir auf dem Parkplatz der weitläufigen Parkanlage in Arlington angekommen waren, stiegen wir aus dem Wagen und gingen zum Haupthaus hinüber. Ehe wir eintreten konnten und den weiteren Abend offiziell nur noch Kollegen sein würden, griff ich unsicher nach seiner Hand und drückte sie leicht. Er drehte sich zu mir und lächelte mich an, dann strich er sanft über meine Wange und küsste mich zärtlich, bevor wir schließlich durch die Tür traten.

Da Tony als unser Teamleiter den Empfang und die Auszeichnung leiten würde, waren wir bereits eine Stunde vor dem offiziellen Beginn im 'Army and Navy Country Club', der für den NCIS eigens zu diesem Anlass reserviert worden war. Kurze Zeit nach uns erschienen dann auch Abby und McGee, womit unser Team vollständig war. Einzig Ducky fehlte in unserer Runde, doch da er seine kranke Mutter nicht allein lassen konnte, hatte er sich entschuldigt. Als wir gemeinsam in den großen Saal traten, in dem zahlreiche festlich dekorierte Tische aufgestellt waren, sah ich mich interessiert um und stellte fest, dass wir wirklich die ersten Anwesenden waren. Wir hatten also noch etwas Zeit, bevor der große Trubel über uns hereinbrechen und der offizielle Teil des Abends beginnen würde. Nachdem wir unsere Sachen auf unseren Plätzen abgelegt hatten, überprüfte Tim die Technik, und Tony überflog noch einmal seine Rede. Ich konnte von weitem sehen, dass mein Mann mit der Nervosität zu kämpfen hatte, denn auch wenn er ein hervorragender Agent war, lagen ihm diese feierlichen Zeremonien nicht wirklich, vor allem wenn er sie leiten sollte. Abby war zur Toilette verschwunden, und ich gesellte mich zu den beiden Männern, als ein Knall aus Richtung der Küche zu hören war und sich starker Rauch im Saal ausbreitete, während die Angestellten nach draußen eilten. Tony erklärte uns, dass es sich bestimmt nur um einen Kurzschluss handelte und wollte sich auf die Suche nach Abby und den wenigen Agenten, die sich bereits an der oberen Bar eingefunden hatten, machen. Trotzdem wies er McGee und mich an, uns in Sicherheit zu bringen und Verstärkung anzufordern. Als ich mich dagegen sträubte, ohne ihn das Gebäude zu verlassen, nickte er seinem jüngsten Agenten bestimmt zu, der mich am Arm packte und mit sich zerrte, während mein Ehemann versprach, uns so schnell wie möglich zu folgen und dann in die entgegengesetzte Richtung verschwand. Kaum dass ich mit meinem Kollegen im Freien angekommen war und mich endlich aus seinem Griff befreien konnte, riss uns die Druckwelle einer weiteren Explosion unsanft zu Boden.
 
AW: [NCIS] Revenge under the Sign of two Roses

aww der Abend mit der Explosion :/ ich finds ja schlimm, dass Kate das Gefühl hatte, dass Tony Abstand von ihr wollte und das kurz bevor er "starb" (ich weigere mich immer noch es zu glauben ^^) und auch, dass sie Tony nichts von dem Baby erzählt hat, das ja später leider starb.
Aber so wie der Abend abgelaufen ist, deutet das doch auf einen vorgetäuschten Mord hin.. der Fall, der nicht besprochen werden darf. Dass Tony Kate extra sagt dass er sie liebt, so als wollte er sich von ihr verabschieden. Dass er Tim und Kate aus dem Gebäude gezwungen hat, obwohl "nur" ein Knall zu hören war und Rauch zu sehen war.. sowas deutet normalerweise nicht auf eine bevorstehende Explosion hin. Ich denke die Agenten, Tony und Abby sind zur Hintertür raus, dann is das Gebäude in die Luft geflogen.

Ich glaube solang so fest daran, bis ich den Beweis vor Augen lese, dass sie wirklich tot sind ^^

sehr toller Teil, freu mich schon auf Sonntag :)
 
AW: [NCIS] Revenge under the Sign of two Roses

Hey syd!

Danke fürs FB. Es freut mich, daß du so begeistert bist.
Es geht mit einem neuen Teil in der Gegenwart weiter.
Kate ist noch immer auf der Suche nach Gibbs und damit einer Antwort.
Ich wünsche wie immer viel Spaß beim Lesen.

LG Claudia


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20. April 2007 - Washington D.C., USA
Seit Tonys Tod sind mittlerweile über drei Monate vergangen, in denen Kate sich zu Hause verkrochen und ihre Zuflucht nur verlassen hat, um jeden Tag sein Grab zu besuchen. Sofort nach dem Verlassen des Krankenhauses hatte sie sich für unbestimmte Zeit beurlauben lassen, doch da die Direktorin sie dringend sprechen will, ist sie nun gezwungen, das Hauptquartier des NCIS wieder zu betreten. Sie weiß, dass das bedeutet, dass die verdrängten Erinnerungen an das Unglück und damit an ihren Mann und ihre beste Freundin zurückkehren würden. Doch so sehr sie sich auch dagegen sträubt, bleibt ihr keine Wahl, will sie ihren Job nicht ganz verlieren. Also zwingt sie sich an diesem Morgen dazu, ihren bequemen Jogginganzug gegen ein schwarzes Kostüm einzutauschen. Nachdem sie ihre langen braunen Haare zu einem strengen Knoten zusammen gebunden hat, wirft sie einen prüfenden Blick in den Spiegel. An die leeren, mit dunklen Ringen unterlegten Augen, die sie aus ihrem blassen, zerbrechlich wirkenden Gesicht anblicken, hat sie sich in den letzten Wochen bereits gewöhnt, doch ihre dunkle Kleidung unterstreicht dies noch zusätzlich. Vor dem Verlassen des Hauses trinkt sie noch eine Tasse Kaffee, der mittlerweile zu ihrem beinahe einzigen Nahrungsmittel geworden ist, und greift im Vorbeigehen nach ihrer Handtasche. Der Weg zum Hauptquartier, der normalerweise eine halbe Stunde dauert, scheint sich heute ewig hinzuziehen, und doch wünscht Kate sich, er würde noch viel länger sein. Quälend langsam zieht sich der Strom der vielen Autos durch die Straßen der Stadt, während die meisten Fahrer mit ihren Fingern ungeduldig auf den Lenkrädern vor ihnen trommeln. Doch die junge Frau registriert den dichten Verkehr kaum, lenkt ihren Wagen fast mechanisch dem Ziel entgegen, während sie ihren Gedanken nachhängt. Als in am Headquarter ankommt, fährt sie das Auto in die Tiefgarage und stellt es auf einem Besucherparkplatz ab, ehe sie sich langsam in Richtung Aufzug begibt. Am Eingang zeigt sie ihren Dienstausweis vor und steigt in den Fahrstuhl, wo sie sich an die kühle Metallwand lehnt und für einen Moment die Augen schließt. Wenigstens ist sie allein und hat kurz Zeit durchzuatmen, ehe der silberne Kasten mit einem leisen 'Pling' die schweren Türen erneut öffnet und sie in die oberste Etage entlässt. Um ein Zusammentreffen mit anderen Agenten und die damit verbundenen neugierigen Fragen zu vermeiden, ist sie vorsorglich bis zum Büro der Direktorin gefahren.

„Ich möchte Ihnen noch einmal mein herzliches Beileid über Ihren Verlust aussprechen, Mrs. DiNozzo“, erklärt Jenny Shepard, als Kate ihr Büro betritt, und reicht der jungen Frau die Hand. Nachdem sich die Beiden einander gegenüber an dem Schreibtisch niedergelassen haben, erkundigt sie sich freundlich nach dem Befinden der Agentin. „Es ist noch immer schwer, aber ich versuche, es zu verarbeiten“, antwortet sie ein wenig abweisend. „Aber sie haben mich doch sicher nicht hierher gebeten, nur um mich zu fragen, wie es mir geht?“ Ihre Vorgesetzte nickt kurz und beginnt, ihr Anliegen zu schildern: „Man hat nach langen Überlegungen beschlossen, den 'Army and Navy Country Club' an seinem alten Standort wieder aufzubauen.“ Die rothaarige Frau hält kurz inne, da sie den fragenden Blick ihres Gegenübers bemerkt, fährt jedoch einen Moment später mit ihrer Erklärung fort: „Der Abriss der Trümmer ist nun beendet, und mit der Grundsteinlegung des Neubaus soll eine Gedenkfeier für die Opfer des Anschlages stattfinden. Aus diesem Grund möchte ich Sie bitten, auf dieser Veranstaltung eine Rede für die Angehörigen zu halten.“ Als sie dieses Ersuchen vernimmt, springt Caitlin entsetzt auf und will mit den Worten „Tut mir leid, Madam Director, aber das kann ich auf keinen Fall.“ den Raum verlassen, doch die Stimme ihr Vorgesetzten lässt sie verharren: „Sie haben bei dieser Explosion nicht nur zwei ihrer Teamkollegen, sondern auch ihren Ehemann verloren, und genau aus dem Grund können Sie den Menschen Ihre Gefühle um ein vielfaches ehrlicher ausdrücken, als ich oder ein Anderer es je könnte.“ Noch immer steht Kate mit dem Rücken zum Schreibtisch da und zeigt keine Regung. „Ich möchte Sie darauf aufmerksam machen, dass Sie noch immer Agentin des NCIS sind, Mrs. DiNozzo“, fügt die Direktorin schließlich hinzu. Die junge Frau ihr gegenüber dreht sich ruckartig um, sieht sie mit funkelnden Augen an und zischt: „Falls das eine Drohung sein sollte, sind Sie bei mir falsch.“ Sie holt einen Moment tief Luft und versucht, sich etwas zu beruhigen, bevor sie erklärt: „Ich werde diese Rede halten, unter einer Bedingung. Ich will mit Special Agent Gibbs sprechen.“ Jenny Shepard sieht die junge Frau erstaunt an und will auf die Forderung antworten, als Caitlin sie unterbricht: „Kommen Sie mir jetzt nicht mit der Ausrede, dass er den NCIS verlassen hat und sie nicht wüssten, wo er ist. Ich weiß, dass sie seinen Aufenthaltsort kennen.“ Die Direktorin nickt schließlich und verspricht, in einer Stunde ein Gespräch mit ihm zu organisieren.

Langsam verlässt Kate das Büro der Direktorin und geht die Treppe zum Sqad-Room hinunter, um zur Cafeteria zu gelangen. Das Gespräch mit ihrer Vorgesetzten hat sie ziemlich aufgewühlt, so dass sie das dringende Bedürfnis verspürt, sich einen Kaffee zu besorgen. Als sie an den Arbeitsplätzen ihres Teams vorbei läuft, bleibt sie kurz stehen und lässt ihren Blick über die Schreibtische schweifen. Langsam bewegt sie sich auf Tonys Stuhl zu und lässt sich nach kurzem Zögern darauf nieder. Sie lehnt sich seufzend zurück, schließt die Augen und fühlt plötzlich die Vertrautheit, die von diesem Platz ausgeht. Kurz schüttelt sie den Kopf, um den Gedanken zu vertreiben, sieht sie sich noch einmal genau um und stellt fest, dass alle ihre Schreibtische noch immer leer und unbenutzt sind. Als sie ihren Kopf nach links dreht, bleibt ihr Blick an einem Karton hängen, der auf dem halbhohen Schrank steht. Unsicher tritt sie näher und erkennt den Namen ihres Mannes, der in Druckbuchstaben auf die Oberseite geschrieben ist. Sie atmet tief durch, greift zögernd nach dem Deckel und öffnet ihn, um einen Blick in das Innere zu werfen. Für den Bruchteil einer Sekunde huscht ein kleines Lächeln über ihre Lippen, als sie Tonys geliebte American-Pie-Tasse und den Mighty-Mouse-Tacker sieht, doch schon ist es wieder verschwunden und der unnahbare Ausdruck zurück. Schließlich bleiben ihre Augen an einem Brief aus edlem Büttenpapier hängen, der am Rand der Kiste steckt, so dass sie diesen zögernd herauszieht. Als sie ihren Namen in seiner Schrift auf dem Umschlag erkennt, krampft sich ihr Herz unwillkürlich schmerzhaft zusammen. Unbeweglich starrt sie eine Ewigkeit auf das Papier in ihrer Hand, unfähig, irgendetwas zu tun, während die Gedanken unkontrolliert durch ihren Kopf schießen. Die verschlungenen, mit blauer Tinte geschriebenen Buchstaben geben ihr das Gefühl, als würde ihr erneut der Boden unter den Füßen weggezogen. Irgendetwas hält sie davon ab, die letzten Zeilen, die vom ihrem Mann existieren, zu lesen, deshalb beschließt sie, dies zu Hause in Ruhe zu tun. Vielleicht ist es die Angst in ihrem Inneren, durch seine Worte erneut zurück in dieses schwarze Loch zu fallen, aus dem sie sich noch immer verzweifelt zurück kämpft. Ihre Finger zittern leicht, als sie das Kuvert nach einem letzten Blick schließlich in ihre Manteltasche gleiten lässt.
 
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AW: [NCIS] Revenge under the Sign of two Roses

Hallo Ihr Lieben!

Es geht schon wieder mit einem neuen Kapitel weiter.
Ich wünsche euch viel Spaß beim Lesen.

LG Claudia


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21. Januar 2007 - Washington D.C., USA

Ein paar Tage nach der Beerdigung war unser Haus kaum wiederzuerkennen, denn da ich nachts kein Auge zu bekam, verbrachte ich beinahe 24 Stunden damit, sauber zu machen, Wäsche zu waschen und andere Hausarbeiten zu verrichten. Ich hatte sogar damit begonnen, einige Möbel umzuräumen und den Zimmern ein neues Aussehen zu geben, doch als ich damit fertig war, konnte ich den Anblick seltsamerweise noch weniger ertragen als zuvor. Das vertraute Mobiliar in dieser ungewohnten Anordnung schien mich die ganze Zeit vorwurfsvoll anzuschreien und mich dazu zwingen zu wollen, die gewohnte Ordnung wieder herzustellen.So wirkte die Einrichtung bereits nach kurzer Zeit erneut, als hätte mein Ehemann am Morgen lediglich das Haus verlassen und würde nun jeden Moment wieder durch die Tür treten. Ich brachte es auch nicht über mich, nur ein Stück von seinen Sachen auszuräumen, schließlich war es unser gemeinsames Haus gewesen, und ich wollte diese Tatsache nicht ändern. Leider gab es danach rein gar nichts mehr zu tun, und so ganz ohne Ablenkung begannen die Gedanken über die gerade vergangenen Geschehnisse und die damit verbundenen Schmerzen zurückzukehren. Lediglich in der Zeit, die ich täglich auf dem Friedhof an Tonys Grab verbrachte, konnte ich ihm wenigstens etwas näher sein und all dem für kurze Zeit entfliehen. Doch kaum war ich wieder zu Hause angekommen, stürmten die Gefühle erneut auf mich ein, schienen mich förmlich zu erdrücken und mir die Luft zu nehmen. Etwa zwei Monate vor unserer Hochzeit hatten wir uns bei der Besichtigung sofort in die moderne Architektur, den weitläufigen Garten und die friedliche Nachbarschaft verliebt. Wir waren uns von der ersten Sekunde an einig, dass dies das zukünftige Heim für unsere Familie werden sollte und besiegelten dies umgehend mit einem Kauf. Doch jetzt wirkte das große und helle Haus auf mich immer mehr wie ein enges und dunkles Verlies, aus dem ich mich einfach nicht befreien konnte.

Angetrieben durch die steigende Ruhelosigkeit in mir, begann ich, durch unser Heim zu wandern und ließ meinen Blick über unsere Familienfotos schweifen. Mein Herz schnürte sich dadurch jedoch nur noch mehr zusammen. Vorsichtig ließ ich meine Finger über das Glas unseres Hochzeitsbildes gleiten und spürte, wie sich ein Kloß in meinem Hals bildete, als ich in unsere glücklich lächelnden Gesichter sah. Mühsam zwang ich mich dazu, mich den schmerzhaften Erinnerungen zu stellen, in der Hoffnung, die Ereignisse wenigstens etwas verarbeiten zu können. Langsam tat ich einen Schritt nach dem anderen, bewegte mich auf die hölzerne Treppe im Wohnzimmer zu und erklomm mit klopfendem Herzen die Stufen. Der Weg nach oben erschien mir endlos, doch mit dem Wissen, was mich erwarten würde, hoffte ich, er würde noch ewig dauern. Als ich wenig später vor einer Tür im Obergeschoss stand, zögerte ich eine Weile, bevor ich meine Hand auf die Türklinke legte und diese vorsichtig herunter drückte. Als meine Augen über die fröhlichen Farben und die freundliche Einrichtung wanderten, krampfte sich mein Magen zusammen und meine Knie begannen zu zittern. Ich spürte den flauschigen Teppich unter meinen nackten Füßen, als ich das Zimmer betrat und zum Kinderbett hinüber ging. Es fiel mir so unendlich schwer, meine Hand auszustrecken und über das helle Holz zu streichen. Ich nahm den Teddybären in die Hand, den Tony gekauft hatte und vergrub mein Gesicht in das zottelige Fell. Schon kurz nach unserer Hochzeit hatte er mich damit überrascht, dass er diesen Raum als Kinderzimmer eingerichtet hatte, um mir zu zeigen, wie sehr er sich eine Familie mit mir wünschte. Ein paar Monate später war ich tatsächlich schwanger und hatte es kaum erwarten können, ihm die freudige Nachricht mitzuteilen, doch so weit sollte es nicht mehr kommen. In den Stunden nachdem ich davon erfahren hatte, begann ich bereits, über Namen nachzudenken und mir unser Leben als glückliche Eltern vorzustellen. Noch an jenem Abend, als der Anschlag geschah, hatte ich darüber nachgedacht, wann und wie ich ihm von unserem Baby erzählen würde. Bei diesen Erinnerungen zog sich mein Herz so stark zusammen, dass ich das Gefühl hatte, es würde jeden Moment durch den großen Druck in meiner Brust zerdrückt. Ich stand noch einige Augenblicke regungslos da und starrte gedankenverloren vor mich hin, bevor ich das Plüschtier bestimmt zurück legte und den Raum verließ. Vorsichtig schloss ich die Tür hinter mir, fast so als hätte ich Angst, sie könnte zerbrechen und lehnte mich dann für einige Minuten mit dem Rücken dagegen. Ich versuchte krampfhaft, meine Gefühle wieder unter Kontrolle zu bringen, doch es wollte mir einfach nicht gelingen. Immer wieder suchte ich die Nähe der Kindersachen und die Ruhe, die von diesem Raum ausging, doch genauso oft ließ mich der Schmerz, der mich dort heimsuchte, fast verzweifeln.

Als ich, in meinen Gedanken versunken, langsam die Treppe nach unten ging, glaubte ich plötzlich, ein Geräusch auf der Terrasse gehört zu haben. Vorsichtig nahm ich meine Dienstwaffe aus der Kommode im Flur, schlich leise zur Glastür und spähte vorsichtig nach draußen, doch ich konnte niemanden erkennen. Mittlerweile begann ich schon, Gespenster zu sehen und fühlte mich verfolgt, das musste endlich aufhören. Ich atmete tief durch, ließ langsam die Pistole sinken und sagte mir, dass das Ganze Einbildung gewesen war, als mein Blick auf etwas fiel, das auf der Schwelle lag. Nachdem ich die Tür geöffnet und genauer hingesehen hatte, dachte ich, mein Herz würde stehen bleiben. Vorsichtig ließ ich mich in die Hocke nieder, streckte ich meine Hand aus und hob mit zitternden Fingern die beiden Rosen auf, die am Boden lagen. Eine weiße und eine rote, wie ich sie auf den Sarg meines Mannes gelegt hatte, am Tag seiner Beisetzung und wie ich sie bereits am letzten Sonntag auf der Terrasse gefunden hatte. Erneut tauchten diese Bilder vor meinem inneren Auge auf, und ich sah wieder die mit der amerikanischen Flagge geschmückte Holzkiste. Als ich darüber nachdachte, fiel mir der Grund ein, warum ich gerade diese Blumen für die Beerdigung ausgewählt hatte. Tony hatte mich damals überrascht und für unsere Trauung den Brautstrauß bestellt, der nur aus weißen und roten Rosen bestand. Obwohl ich die Blumen für den Sarg ohne nachzudenken ausgesucht hatte, war diese unterbewusste Entscheidung wohl ein Zeichen für unsere innere Verbundenheit. Er hatte mir am Tag unserer Hochzeit erklärt, das rot stehe für unsere unendliche Liebe und das weiß für die Ewigkeit, die diese dauern würde. Bei der Erinnerung an diesen Moment überkam mich erneut eine Welle des Schmerzes, und ich hatte Mühe, diese Gedanken zu verdrängen. Die wichtigere Frage war, wieso mir jemand genau diese beiden Blumen hinterließ, denn das konnte keinesfalls ein Zufall sein. Anfangs hatte ich noch gedacht, dass es unbedeutend war, doch mich beschlich dieses eigenartige Gefühl, das sich einfach nicht wieder abschütteln ließ. Ich konnte mir nicht erklären, was das bedeuten sollte, aber ich war mir sicher, dass mehr dahinter steckte, und ich würde es herausfinden.
 
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