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1x10 "Das Amulett"

Elenia

...sunshine...
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14 Januar 2003
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(c) by Neo

Die Balance, das Gleichgewicht zwischen Gut und Böse, welches seit einiger Zeit für die Seite des Lichts ausgeschlagen hat, wird nun empfindlich gestört; die Charmed Ones, die Mächtigen Drei, die stärksten Verfechter des Guten wechseln auf die Seite der Finsternis und bilden eine Allianz, die der Triade gleichkommt. Nun versuchen sie absolute Macht und Herrschaft zu erringen; nur ihre Halbschwester kann sich ihnen in den Weg stellen und versuchen, die Flut des Bösen einzudämmen.



Episode 1x10 - Das Amulett

Wie sie es geschafft hatte, Laden dazu zu bringen, die vergangenen Tage und Nächte im Manor zu verbringen, konnte sich Paige selbst nicht wirklich erklären. Vielleicht war es die Lüge gewesen - wenn man sie denn als eine solche bezeichnen konnte - sie habe dasselbe Ziel wie er und wolle die magischen Schwestern stürzen. Geschickt hatte sie daher alle Hinweise darauf, dass es sich um das Haus der mächtigen Drei handeln könnte, in Pipers nun leerstehendes Zimmer gebracht. Zwar bezweifelte sie, dass Laden schon einmal auf sie getroffen war, hielt es jedoch für sicherer, nichts zu riskieren.

„Verdammt, was soll das Ganze?“
Laden, den Paige gebeten hatte, ihr beim Herstellen einiger Zaubertränke zu helfen, blickte diese finster an, als er sich den dickflüssigen Brei aus dem Gesicht wischte.
„Das war wohl ein wenig zu viel Drachenwurzel...“, gab Paige kleinlaut zurück, während sie ein Schmunzeln unterdrücken musste.
Der junge Mann kommentierte ihre Entschuldigung mit einem Kopfschütteln und einigen unverständlichen Worten, aus denen Paige nur „Möchtegern-Hexe“ heraushören konnte.
„Ich hab keine Lust mehr auf den ganzen Mist!“
Mit diesen Worten wandte er sich ab. Paige, die ihm gerade etwas entgegen bringen wollte, unterbrach er mit einer abwinkenden Handbewegung. „Wir haben, seit ich hier bin, nicht einmal versucht, die Hexen zu töten oder aufzuspüren, geschweige denn irgendwas gemacht, was nicht nachher in einer stinkenden Explosion geendet hätte.“
Paige stemmte ihre Hände in die Hüfte und blickte Laden grimassenschneidend an, als dieser ihr den Rücken zuwandte. Hätte sie auf seine Aussage gekontert, wäre das Ganze sicherlich wieder in einer groß angelegten Unstimmigkeit geendet, die Tatsache jedoch, dass sie sich nicht anders zu wehren wusste, als ihn verächtlich nachzuäffen, hatte weiteres Gerüttel am Haussegen ersparen können.
Wütend blickt von Laden zu den zwölf Flakons, die mit Flüssigkeiten in verschieden schillernden Farben gefüllt waren.
„Von wegen Möchtegern-Hexe“, sprach Paige stolz, aber leise zu sich selbst, übersah dabei aber gekonnt die Möglichkeit, dass sie nicht den gewünschten Effekt hervorbringen würden.
Laden war ebenfalls genervt. Paige hatte ihn dazu gebracht, ins Manor zu kommen und die ganze Zeit verbrachten die beiden damit, Tränke zu brauen, welche im Endeffekt nur Gestank und Schmutz verbreiteten, anstatt Dämonen zu vernichten und sie zu schützen.
„Elixiere, die hat doch ebenso wenig Ahnung wie ich.“, murmelte Laden feststellend, aber ebenso leise wie Paige zuvor ihre Bemerkung, doch Paige hatte ihn gehört und warf ihm einen wütenden Blick zu.
Doch sie verkniff sich jeden Kommentar und wollte Laden stattdessen mit einem funktionierenden Trank überraschen. Als sie jedoch die letzte Zutat hineingab, ging der Trank in Flammen auf und verdunstete vollständig.
„Verdammte Scheiße. Ich hasse den ganzen Mist hier!“, rief sie genervt von den ständigen Fehlschlägen.
„Meinst du ich nicht? Was ist, wenn du das gesamte Haus hättest explodieren lassen? Du bist doch total verrückt!“, entgegnete Laden gereizt, da sie schon wieder viel Zeit für nichts verschwendet hatten.
Wortlos stand Paige da, ließ diese Worte in ihrem Kopf wiederhallen und schüttelte diesen dann nur. Während sie ihn wütend anzischte, begannen kleine blaue Partikel sie einzuhüllen und dann auf den Dachbogen zu tragen.
„Wartest du bitte mal?“
Laden griff in die blauen Partikel, doch konnte nichts Festes mehr fassen, sodass er mit seinem skeptischen Blick diesen nur folgte und beobachtete, wie die Partikel durch die Decke glitten.

Auf dem Dachboden blätterte Paige in einem der Bücher über Dämonen umher, las einige Seiten interessiert und überflog dafür andere nur, oder blätterte diese direkt weg. Noch herrschte Stille im Haus, denn anscheinend hatte Laden es nicht für nötig befunden, sich zu entschuldigen, was Paige auf 180 brachte. Ihr Blick richtete sich vom Buch auf und erwartungsvoll starrte sie auf den Eingang zum Dachboden, als sie dann doch die Schritte Ladens auf der Treppe hörte. Nur wenige Sekunden später trat der junge Mann in den Raum ein.
„Was bildest du dir eigentlich ein?“, schrie er ihr direkt entgegen, ohne ein Wort wie ’Entschuldige’ oder ’Tut mir leid’ zu sagen. Paige schüttelte nur den Kopf, als sie auch schon zum gewagten Konter ausholte.
„Wer von uns beiden ist denn die Hexe? Wer besitzt denn die Zauberkräfte? Das dürfte dann ja wohl ich sein!“ Paiges Stimme stieg und ihr Gesicht begann einen leichten rötlichen Ton anzunehmen, aus dem man entnehmen konnte, dass sich ziemlich in Wut hineinsteigerte.
Während die beiden sich wieder zu streiten begannen, ertönte ein Klingeln, welches wie das einer altertümlichen Glocke klang, doch die beiden waren so in ihren Streit vertieft, dass sie dieses nicht wahrnahmen.
„Also was sollte ich denn damit zu tun haben, dass du keine Kräfte...“ Paige unterbrach ihren eigenen Satz und hörte, wie das Klingeln im Raum immer leiser wurde und dann verstummte. Geschockt blickte Paige zu Laden.
„Ach du scheiße, das hat sich wichtig angehört und wir haben es mit unserem blöden Streit gar nicht gehört. Was, wenn wir jetzt nicht mehr rechtzeitig dorthin kommen?“, rief sie leicht hysterisch und machte sich hektisch auf die Suche nach einem der Tränke, die sie immer auf dem Dachboden lagerte.
Laden hatte über dem Hilferuf, den nun auch er vernommen hatte, den Streit schnell vergessen, vor allem, da Paige so aufgeregt und irgendwie hilflos wirkte. Mit dem Auto, das hatte er im Gefühl, würden sie sicher zu lange brauchen, vor allem da der Verkehr in San Francisco zu dieser Uhrzeit meist mörderisch war.
„Paige, du musst uns beide orben“, erklärte er deshalb und nahm beide Hände der Hexe in seine.
„Das kann ich nicht!“, erwiderte sie immer noch ziemlich hysterisch und versuchte sich von Laden los zu machen.
„Natürlich kannst du das. Du bist eine gute Hexe!“, redete Laden auf sie und hielt weiterhin ihre Hände, auch wenn er sie nur kurze Zeit zuvor noch als Möchtegern – Hexe bezeichnet hatte. Doch seine Wut auf Paige hatte verdrängt, da er ihr helfen wollte, um ihren Schützling doch noch zu retten. Darum musste sie es einfach schaffen, sonst hatten sie sowieso keine Chance.
Immer noch ziemlich zweifelnd sah Paige zu Laden auf. Sie hatte sich noch nie so weit georbt und schon gar nicht mit ihm, aber sie wusste ebenfalls, dass sie es sonst nicht mehr schaffen würden. Und irgendwie lag in seinen Augen so großes Vertrauen in sie, dass sie es einfach versuchen musste. Mit angestrengter Miene und zusammengekniffenen Augen löste sie sich mit Laden an den Händen in blau – glänzende Punkte auf.

Es war ruhige geworden in der düsteren Höhle und das wenige Licht, das die sparsam eingesetzten Fackeln verbreiteten, tauchte die versammelten Dämonen in einen schwachen, mysteriös flackernden Glanz. Die Führer der Bruderschaft der Schatten hatte einen Großteil ihrer Anhänger um sich versammelt, um einen Angriff gegen die mächtigen Drei zu planen.
Vor kurzem hatten sie versagt und die erste Zusammenführung der guten Macht nicht verhindern können, sodass sie nun wenigstens gegen die drei Schwestern etwas erreichen wollten, die mit ihrer gnadenlosen Machtpolitik, in der es nur darum ging, sich ihnen entweder zu unterwerfen, oder zu sterben, die ganze Unterwelt in Aufruhr versetzten.
Artax, Chiron, Raven, Loran und Tuata standen auf einem kleinen Podest, das sie über ihre Dämonen erhob und diesen so die Möglichkeit bot, selbst aus den hintersten Reihen ihre Anführer zu sehen und zu vernehmen, was sie ihnen zu sagen hatten.
„Jeder von euch hat die unverschämte Politik der mächtigen Drei mitbekommen, die diese in der letzten Zeit begonnen haben und nicht wenige von euch haben sie zum Teil auch selbst zu spüren bekommen. Wir sagen, dass damit Schluss zu sein hat! Seit wann töten Dämonen sich gegenseitig in diesem Stil? Wie viele Anhänger unserer Sache haben die Drei wohl schon getötet? Man könnte meinen, sie wären noch immer gute Hexen, so viele sind es. Und die Quelle sieht keinen Grund, ihnen Einhalt zu gebieten, denn früher oder später strebt immer jemand von uns danach, die höchste Machtposition der Quelle zu übernehmen und je mehr sich diese „Bewerber“ untereinander bekämpfen und gegenseitig töten, desto weniger Arbeit ist dies für die Quelle. Und so kann sie auch viel einfacher ihre loyalen Untertanen aussuchen. Doch wir sind der Meinung, dass die mächtigen Drei zu weit gehen. Wir müssen ihnen Einhalt gebieten und wenn wir sie besiegen, steigen wir auch im Ansehen der Quelle. Ihr wisst also, was ihr zu tun habt.“
Nachdem Raven seine kleine Ansprache beendet hatte, die er stellvertretend für alle fünf Führer der Bruderschaft hielt, vollführte er einen kurzen Wink mit seiner Hand und entließ so die Versammlung der Dämonen, die sich augenblicklich auf den Weg zu den mächtigen Drei machen würden. Und diesmal sollten sie nicht noch einmal versagen.
 
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„Hilfe!“, schrie sie aus vollem Leib. Ihr Gesicht war Blut verschmiert, ihr Blick voller Angst und ihre Hände zittrig. Keuchend versuchte sie festen Halt zu bekommen und bemühte sich wieder zum Stehen zu kommen, indem sie sich an der Wand hoch zu drücken versuchte.
Der Dämon hatte seine schwarze Robe tief in sein Gesicht gezogen, sodass nur das Funkeln seiner Augen zu erkennen war. Seine Hand, mit der er nach der jungen Frau griff, war nahezu abgemagert und seine Haut war hell wie Schnee.
Tränen schossen der Frau in die Augen und wieder versuchte sie um Hilfe zu schreien, doch nun umfasste die klapprige und doch äußerst kräftige Hand des Dämons ihren Hals und schnitt ihr die Luft und somit das Wort ab. Langsam bahnte sich eine der Tränen ihren Weg über die nun langsam blau anlaufenden Wagen; die Hexe versuchte ihre Stimme ein letztes Mal zu erheben, doch es war zwecklos.
Hinter einigen Mülltonnen begannen kleine Partikel sich zu Paige und Laden zusammen zu setzen, welche sich dann hinter den Behältern versteckten und versuchten, die Lage zu überblicken. Paige konnte nicht wissen, dass der Ältestenrat sie auf dieselbe Weise wie die Wächter des Lichts von ihrem Auftrag informiert hatte, sie wusste nur, dass sie das dringende Gefühl verspürt hatte, hierher zu kommen, auch wenn sie dies über ihrem Streit mit Laden zuerst fast nicht mitbekommen hatte.
Aber jetzt war sie mit Laden hier und als die beiden den Dämon und die Hexe erblickten, sprangen sie aus ihrem Versteck hervor. „Aufhören!“
Wenige Sekunden später verschwanden die Mülltonnen in einem Wirbel aus blauen Partikeln und rasten auf den Dämon zu, welcher desinteressiert und vollkommen auf die Hexe fixiert seine rechte Hand hob und durch einen telekinetischen Schlag die Partikel zu Boden fallen ließ. Langsam löste sich die Hand des Dämons von dem Hals der jungen Frau. Skeptisch blickten Paige und Laden auf den Dämon, doch schienen sie gegen diesen machtlos, da er sogar die Orbpartikel mühelos abwehren konnte. Schwarzer Rauch umhüllte die Hand des Dämons und zog sich zu der Handinnenfläche zu einem längeren, dicken Faden zusammen und mit einem dunklen Leuchten erschien eine Athame.
Immer noch keuchte die Hexe, warf Hilfe suchende Blicke zu Paige und Laden, die jedoch durch die Telekinese des Dämons immer wieder zurück geschleudert wurden. Langsam richtete sie ihren Blick wieder auf den Dämon, nachdem er kurz ausgeholt hatte, die Athame nun in ihren Bauch rammte und den Schmerzensschrei, welcher ausgestoßen wurde, lediglich mit einem diabolischen Lachen erwiderte, an ihren Hals griff und ein Amulette herunter riss.
Flüchtig warf er noch einen Blick zu den beiden und verschwand darauf in einer Feuersäule, die einen verdächtigen Brandfleck auf dem Boden zurück ließ.
„Was war das?“ Ohne noch weiter zu zögern rannten die beiden auf die am Boden zusammen gebrochene Hexe los. Paige beugte sich über sie, schüttelte aber bald seufzend den Kopf und sah mit einem entschuldigendem und ratlosen Blick zu Laden, welcher seinen Kopf senkte und apathisch zu Boden starrte.

Geschrei hallte durch die tristen, mit alten Fackeln beleuchteten, Gänge der Unterwelt. Wieder einmal schallte ein lauter Streit durch die abgelegenen Gänge und verklang nach einigen Sekunden.
„Nein, es macht keinen Sinn sie so anzugreifen! Verstehst du das denn nicht?“ zischte Prue zu ihrer Schwester hinüber, stemmte beherrschend ihre Hände gegen ihre Hüfte und begann Piper von unten an zu mustern, bis sie schließlich bei den böse funkelnden Augen angekommen war.
„Natürlich, dumm bin ich nicht! Aber du weißt selber, dass die da oben eine neue gute Macht aufbauen.“ Piper deutete mit ihrem Kopf leicht nach oben und wandte sich von ihrer älteren Schwester ab, schweifte flüchtig mit ihrem Blick zu Phoebe und strich sich dann genervt eine Strähne ihres Haares hinter ihr Ohr.
„Du hast mal wieder nichts dazu zu sagen. Typisch.“, fauchte Piper ihre Schwester an und stapfte einige Schritte von den beiden weg, um sich darauf auf einem Fels niederzulassen. Prue machte sich nicht mehr die Mühe darauf zu reagieren, obwohl genügend Wut in ihr aufgestiegen war, um den vernichtenden Schlag zu tun. Stille kehrte in die Runde ein, nur das lodernde Feuer der Fackeln brachte ein Knistern mit ein.
„Wir müssen etwas unternehmen.“, brachte Prue dann nach einigen Minuten Schweigezeit wieder ein und blickte, nun eher gelassen, zu ihren Schwester, bevor sie mit einem Schritt nach vorne ihre Arme vor ihrer Brust verschränkte.
Wieder kehrte eine beunruhigende Stille ein und unterdessen wanderte Prues Blick von Schwester zu Schwester. Beide saßen apathisch in ihren Ecken, regungslos und ohne jegliche Reaktion auf das Gesagte. Kopfschüttelnd und leicht seufzend drehte Prue sich nun um und wurde von einem Energieball, der von einem niedrigeren Dämon geworfen wurde, am Bauch getroffen und wurde auf Grund der enormen Kraft auf den harten, staubigen Boden zurück geschleudert. Piper, die vorerst nur unbeeindruckt zu Prue schaute, doch dann die verbrannte Stelle entdeckte, wandte sich ruckartig zu dem Dämon, der jedoch nun drei Gefährten bekommen hatte. Kurz kehrte eine unangenehme Stille ein, doch schnell begann Piper zu handeln, ließ ihre Hände nach oben schnellen und zog eine Eisschicht über einen der Dämonen.
„Phoebe!“, schrie sie, so laut es ging und wenige Sekunden später schoss eine Feuerwelle, deren Hitze den gesamten Raum erfüllte, auf die dahinter stehenden Dämonen zu.

Die untergehende Sonne legte denn Himmel über San Fransisco in ein rötliches Licht und auch die schwarzen Wolken, die sich tagsüber aufgetan hatte, waren wieder verschwunden. Nun konnte man es mit einer Idylle vergleichen.
Nervös ging Paige im Wohnzimmer auf und ab, wobei sich das Tempo ihrer Schrittfolge immer wieder änderte, was Laden zeigte, dass sie sich in gewisser Weise schuldig fühlte – was dieser jedoch schon wusste, da sie es in den letzten zehn Minuten oft genug erwähnt hatte.
„Paige...“, begann Laden mit beruhigender Stimme, doch anscheinend schien Paige seine Worte zu ignorieren, oder sie überhörte diese. Seufzend begann Laden die Augen zu verdrehen und packte Paige grob an den Arm, welche darauf aufschreckte und entsetzt zu dem jungen Mann schaute.
„Wir können nichts daran ändern und ich denke, wenn wir nicht dauernd aneinander geraten würden, hätten wir dieser Frau helfen können.“
Kommentarlos nahm Paige seine Worte hin und begann unscheinbar zu nicken, als sie sich aus seinem Griff löste und mit einigen Schritte zum Sofa herüber ging, um sich dort einige Gedanken über den gesamten Verlauf zu machen – zumindest hatte Paige das vor, doch immer wieder erschien das Bild der leblosen Frau in ihrem Kopf.
„Ich kann das nicht, ich mein... sie ist... tot, Laden... tot!“ Paiges Ton wurde von Wort zu Wort aggressiver und schnell machte sich eine gewisse Verzweiflung breit, die Paige fast vollkommen einnahm. Der junge Mann beugte sich langsam zu Paige herunter und versuchte ihr ein aufmunterndes Lächeln zu schenken. Leicht fiel es Laden nicht, dieses Lächeln aufzubringen, da seine Verzweiflung und seine Angst mindestens ebenso groß waren, wie die der Hexe. Sie konnte sich schützen, besaß Magie, doch wie sollte er es? Er war doch nur ein Mensch, der Dämonen tötete und sich somit nahezu täglich großen Gefahren aussetze.
Für einen kurzen Moment kamen seine Zweifel wieder auf, die er, seit er hier bei Paige war, immer wieder unterdrückt hatte. Er fragte sich, ob es tatsächlich die richtige Entscheidung gewesen war, nicht an ihrer doch etwas wirren und unverständlichen Geschichte von einer guten Macht zu zweifeln und sie zu begleiten. Doch schon, als sie hinter den alten Lagerhallen den Dämon verjagt hatte, der ihn hatte töten wollen, hatte er diesen Gedanken einfach verdrängt. Er hatte ihr einfach vertraut und war mit ihr gegangen, da ihm durch den Tod seiner Freundin sowieso eine Unterkunft fehlte.
Doch diesmal blieben seine Zweifel bestehen, wenn er schon sah, dass Paige fast an dem Tod der jungen Frau verzweifelte. Wahrscheinlich war es überhaupt der erste Schützling, den sie verloren hatte. Schließlich hatte sie ihm ja erzählt, dass sie noch nicht lange eine Hexe war und diese „gute Macht“ sich gewissermaßen erst im Aufbau befand.
Und obwohl Laden irgendwo auch etwas Verständnis für Paige aufbrachte, reagierte er trotz allem relativ kühl und unbeherrscht auf ihren Gefühlsausbruch. Teils, weil er nicht gewohnt war, dass er sich bei der Dämonenjagd und bei allem nach ihr richten musste, teils, weil er seine eigene Gefühlslage verbergen wollte.
„Ja, sie ist tot. Aber jetzt reiß dich endlich zusammen. Denn wenn du das nicht tust, braucht nur ein Dämon hier und jetzt hereinplatzen und dann bist du auch tot. Krieg dich endlich wieder ein“, fuhr er sie deshalb doch etwas ungehalten an.
„Ach, und was meinst du wessen Schuld das ist? Wenn du mich mit deinen sinnlosen Beschuldigungen nicht ewig lange aufgehalten hättest, dann wäre ich noch rechtzeitig da gewesen, um sie zu retten!“, fauchte Paige wütend zurück, da sie Ladens Einwand äußerst beleidigend fand, auch wenn er vielleicht nicht unangebracht war.
 
Doch mit dieser Bemerkung war sie einen Schritt zu weit gegangen. Sie hatte Laden quasi die Schuld am Tod der Hexe zugeschoben, was dieser natürlich nicht auf sich sitzen lassen wollte.
„Weißt du was? Steck dir deine gute Macht doch sonst wohin! Ich habe es echt nicht nötig, mich von dir beleidigen zu lassen. Ohne mich hätte dich dieser Dämon hinter den Lagerhallen erwürgt und du hättest nie wieder jemanden retten können, aber das interessiert dich ja gar nicht“, erwiderte Laden kühl, wandte sich von Paige ab und ging in Richtung Haustür, um hier zu verschwinden.
Aber plötzlich bildeten sich mitten in seinem Weg blau glänzende Lichtfunken und nur wenige Augenblicke später stand Patty vor ihm.
Paige, die sich nicht die Mühe gemacht hatte, Laden zurückzuhalten, da sie noch viel zu wütend auf ihn war, sah erstaunt auf ihre Mutter.
„Mum, was machst du hier?“, fragte sie überrascht und irgendwie war es ihr peinlich, denn sie war sich ziemlich sicher, dass Patty genau mitbekommen hatte, was zwischen ihr und Laden vorgefallen war.
„Ich bin hier, um euch beide daran zu erinnern, was eure Aufgabe ist. Paige, du darfst dir den Tod dieser Hexe nicht so zu Herzen nehmen. Ja, ihr hättet sie wahrscheinlich retten können, wenn ihr euch nicht gestritten hättet, aber glaub mir, nichts passiert ohne Grund. Ihr wisst jetzt, dass ihr zusammenarbeiten müsst, unter allen Umständen und auch nicht gegenseitig angreifen dürft. Du wirst im Laufe der Zeit noch mehr Schützlinge verlieren, daran wirst du dich gewöhnen müssen. Deshalb musst du darüber hinweg kommen, sonst frisst dich das innerlich auf“, wandte sie sich beruhigend an ihre Tochter und wandte sich dann an Laden, der noch immer – völlig überrascht von dem Auftauchen der Fremden, die sich als Paiges Mutter herausstellte – am selben Platz stand und sich nicht bewegt hatte.
„Und du musst dein Schicksal anerkennen. Es hat dich mit Paige zusammengeführt und du sollst sie unterstützen und dich nicht gegen sie stellen. Natürlich kommt ihr anfangs vielleicht noch nicht so gut miteinander aus, aber du hast es richtig gesagt: wenn ihr so weitermacht, erscheint plötzlich ein Dämon und ihr seid beide tot. Ihr müsst zusammenarbeiten. Vergesst euren Streit“, forderte sie zuerst Laden und zum Schluss beide auf.
Paige sah betreten zu Boden. Sie wusste, dass ihre Mutter Recht hatte und es war ihr irgendwie peinlich, dass sie ihren Streit mit Laden mitbekommen hatte und sie beide nun ermahnte wie kleine Kinder. Doch irgendwie stimmte es schon, was sie gesagt hatte. Sie mussten zusammenhalten, sonst hatten sie gegen die Dämonen und sicher auch gegen die mächtigen Drei überhaupt keine Chance.

„Ich habe den Dämon gefunden. Und so wie er hier in diesem Buch beschrieben ist, sollten wir ihn mit einem der Elixiere vernichten können, das ich heute gemacht habe“, erklärte Paige ziemlich ruhig, da sie die gereizte Stimmung, die zwischen ihr und Laden trotz Pattys Vermittlungen noch immer herrschte, keinesfalls weiter aufheizen wollte. Doch auch Laden hatte nach dieser Ermahnung eingesehen, dass Paiges Mutter Recht hatte und sie sich besser um das Leben der Unschuldigen kümmern mussten, als zu streiten. Was in seinem Fall natürlich bedeutete, für den Tod der Dämonen zu sorgen und genau das hatte er vor.
„Du hast heute tatsächlich ein Elixier zusammengebracht, das auch funktioniert?“, meinte er trotz allem an Paige gewandt, die schon fast wieder wütend darauf reagieren wollte, als sie das belustigte Funkeln in seinen Augen erkannte und ein kaum wahrnehmbares Zucken seiner Mundwinkel bemerkte, das anscheinend Ladens Form eines Lächelns war.
Mit einem Gesichtsausdruck, der sowohl einiges an Belustigung, aber auch etwas gespielte Beleidigtheit enthielt, schlug sie ihm kurz und keineswegs fest mit ihrer Faust auf den Oberarm, wobei sie etwas erstaunt feststellte, dass Laden äußerst durchtrainiert war. Unter seiner üblichen schwarzen Bekleidung fiel das meist kaum auf.
„Das Elixier funktioniert sicher immer noch besser, als deine Schwerttechnik, die man noch eher zum Brotschneiden verwenden kann, als zum Dämonentöten“, konterte Paige lächelnd. Es war deutlich zu erkennen, dass sie es keineswegs ernst meinte, denn Laden hatte ihr mit seinem Schwert schließlich auch schon das Leben gerettet.
Und ausnahmsweise nahmen die beiden sich gegenseitig ihre Bemerkungen nicht übel, sondern schenkten sich gegenseitig sogar ein kurzes Lächeln, auch wenn beide sich kurz danach sofort wieder voneinander abwandten.
„Wie sollen wir den Dämon eigentlich finden? Ich meine, wir wissen jetzt wie wir ihn vernichten können, aber nicht, wo er sich überhaupt aufhält.“ Fragend blickte Laden zu Paige und sein Gesichtsausdruck hatte wieder die sonst so übliche Kühle angenommen, was die Hexe sogar öfter daran zweifeln ließ, ob er eigentlich etwas empfand, denn zumindest ließ er sich seine Gefühle nie anmerken.
Kopfschüttelnd wischte Paige diesen Gedankengang beiseite, denn im Moment hatten sie wirklich wichtigeres zu tun. Sie klappte das Buch zu, in dem sie den Dämon nachgeschlagen hatte und stellte es zu den übrigen Nachschlagewerken ins Regal zurück. Wieder einmal verfluchte sie es in Gedanken, dass das mächtige Buch der Schatten mit ihren Schwestern die Seite gewechselt hatte, was Patty ihr erzählt hatte. Es hätte die Suche nach Dämonen sicher oft erleichtert.
„Ich habe die Athame mitgenommen, mit der er die Hexe getötet hat. Dadurch sollten wir ihn auspendeln können“, erwiderte sie dann schließlich und richtete sofort den Stadtplan von San Francisco her, um sofort damit anzufangen.
Laden überließ Paige den „Hexenkram“ wie er es in Gedanken nannte und ging unruhig auf dem Dachboden auf und ab. Wenn Paige mit Dingen wie Tränken oder Zaubersprüchen beschäftigt war, wusste er nicht sehr viel mit sich anzufangen, da er ihr weder helfen konnte, noch etwas anderes zu tun hatte. Und außerdem fehlte ihm sein Training, das er sonst eigentlich täglich betrieben hatte.
Aber plötzlich riss Paiges Aufschrei ihn aus seinen Gedankengängen.
„Da ist er!“, rief sie, sprang auf, wobei sie den Stadtplan von San Francisco fast vom Tisch warf, legte den Kristall und die Athame beiseite, packte Ladens Hand und fast augenblicklich hatte sie sich mit dem überraschten jungen Mann weggeorbt.

Währenddessen war der Kampf in der Unterwelt fast eskaliert. Die mächtigen Drei hatten aufgrund ihrer Einheit so starke Kräfte, dass selbst die Menge an Dämonen, die die Bruderschaft geschickt hatte, kaum dagegen ankam.
Doch ihre zahlenmäßige Überlegenheit machte den Kampf für die drei Hexen doch sehr gefährlich, da sie sich ständig von allen Seiten angegriffen sah. Immer wieder jedoch erzitterte die Höhle unter der Macht der eingesetzten Kräfte und Zaubersprüche, während überall die Lichter von Energiebällen oder von den Flammen, die Phoebe aus ihren Händen schoss, in der Höhle aufflackerten.
An den Felswänden fanden sich viele Brand- aber auch Blutspuren, die von dem grausigen Kampf zeugten und Erschöpfung zeichnete die Gesichter der mächtigen Drei, die der Übermacht wohl nicht mehr lange gewachsen sein würden.
Allerdings achteten die drei nicht darauf, sondern setzten all ihre Kraft ein, um die Dämonen zurückzudrängen. Dabei erwehrten sie sich teilweise auch mit roher Gewalt ihrer Gegner. So trat zum Beispiel Prue einem Dämon mit dem Absatz ihrer hochhackigen Stiefel an eine für einen Mann äußerst empfindliche Stelle, um ihm anschließend mit ihrem Dolch die Kehle durchzuschneiden. Piper hatte sich darauf konzentriert, Gegner, die ihr oder ihren Schwestern gefährlich nahe kamen, einzufrieren und sie bei Gelegenheit dann mit einem gezielten Tritt zu zerschlagen. Phoebe dagegen tötete ihre Gegner mit ihrer Kraft des Feuers.
Doch diese Kraft forderte ziemlich viel ihrer Energie und als der gezielte Tritt einer Dämonin sie nach hinten gegen die Höhlenwand fallen ließ, wurde sie durch den Aufprall bewusstlos und sank zu Boden. Jedoch hatten die Dämonen der Bruderschaft keine Chance, diese Gelegenheit zu nutzen, da die mächtigen Drei viele von ihnen getötet hatten und der Rest war inzwischen auch ziemlich geschwächt. So hatten sie sich auf einen Rückzug verständigt und da sie genaue Anweisungen ihrer Anführer hatten, nahm einer von ihnen Phoebe mit sich und kurze Zeit später war die Höhle bis auf Prue und Piper leer, die entsetzt auf die Stelle blickten, wo Phoebe verschwunden war.
 
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„Energieball!“, schrie Paige, als eines dieser tödlichen Geschosse an ihr vorbei auf Laden zukam, der sich mit einem Sprung hinter einigen Kisten in Sicherheit brachte.
Paige versuchte unterdessen, mit dem Energieball das Schutzschild zu durchbrechen, das den Dämon umgab, doch hatte sie keine Chance dabei.
„Lenk ihn ab!“, flüsterte Laden Paige zu, als er mit dem gezogenen Katana an ihr vorbeiging. Paige verstand zwar nicht wirklich, was er vorhatte, vertraute ihm aber, auch wenn sie ihm kurz einen irritierten Blick schenkte, und begann, den Dämon mit allem zu attackieren, was sie herumliegen sah und mit ihrer Kraft auf ihn werfen konnte.
So war der Dämon gezwungen, das Schutzschild, das ihn vor diesen Gegenständen beschützte, zu Paige hin zu richten, was ihn auf der anderen Seite verwundbar machte, aus der sich Laden langsam näherte. Der Dämon erkannte diese ungünstige Situation, wusste allerdings gleichzeitig auch nicht, wem er sich zuerst widmen sollte. Ein Energieball, ungefähr in Ladens Richtung geworfen, verfehlte diesen um Längen, da der Dämon sich inzwischen schon wieder Paige widmen musste.
Zum Schluss konnte keiner sagen, was genau passiert war, doch schien es, dass er gleichzeitig von einem Gegenstand getroffen wurde, den Paige geworfen hatte, als auch von Ladens Schwert am Oberkörper verletzt wurde. Jedenfalls verschwand das Schutzschild mit einem letzten Aufflackern und Ladens gezielter Hieb auf seinen Hals setzte auch dem Dämon ein Ende. Das Amulett jedoch fiel zu Boden und der junge Mann hob es nachdenklich auf.
Fragend blickte er zu Paige, die ihm das Amulett kurz aus der Hand nahm, jedoch mit einem Lächeln wieder zurücklegte.
„Behalte es. Ich habe keine Zeit, dich vor jedem einzelnen dämonischen Wurfgeschoss bewahren und das hier kann dir dabei sicher gute Dienste leisten“, meinte sie schmunzelnd und bevor Laden überhaupt etwas erwidern konnte, hatte sie sich erneut mit ihm weggeorbt.

Als die beiden im Manor im Flur wieder erschienen, fiel Paige sofort auf, dass Cole auf dem Sofa im Vorzimmer saß. Laden, der diesen ja nicht kannte, und dem sie die schwierige Situation auch nicht unbedingt erläutern wollte, schickte sie einfach nach oben, was dieser mit einem finsteren Blick quittierte, ihr den Gefallen jedoch tat.
Leise trat Paige dann an Cole heran, der anscheinend wieder einmal mit ihr über eine Zusammenarbeit reden wollte, jedoch offensichtlich tief in seine Gedanken versunken war. Als sie näher kam, vernahm sie sogar, dass er leise mit sich selbst redete und sie immer noch nicht bemerkt hatte. Laden war inzwischen im oberen Stock verschwunden.
„Ich hätte früher mit ihr reden müssen, sie darf einfach nicht böse bleiben. Wir haben doch nur eine Chance, wenn wir gut sind...“, flüsterte er gepresst vor sich hin, da er ziemlich wütend auf sich selbst war. Gleichzeitig wippte er nervös mit seinen Füßen. Dass ihm die Situation zu Herzen ging, war ihm deutlich anzusehen.
„Und dann lässt sie absolut nichts mehr von sich hören. Verdammt, Phoebe...“
Paige hielt inne. Sie hatte nicht gewusst, dass Cole noch mit ihr Kontakt hatte und es schien ihr keineswegs der richtige Zeitpunkt, ihn jetzt zu unterbrechen. Langsam ging sie ebenfalls nach oben.
 
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