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Der versteinerte Wald

Liam

Liam hetzte durch den Wald, lief links und rechts, sprang mit einer gekonnten Drehung über umgestürzte Bäume und stolperte hie und da über fiese Wurzelschleifen. Er wagte es nicht zurück zu sehen, er wußte auch so, dass sie ihm dicht auf den Fersen waren. Liam bog abermals nach Rechts ab und ließ sich auf den Boden fallen, um unter den dicken Wurzeln eines umgestürzten Baumes Schutz zu finden. Er hörte Stimmen und Zweige knacken, dann sah er die mit Leder besohlten Füße. "Er ist dort lang!" sagte einer seiner Verfolger und Liam bemerkte, dass dieser gar nicht ausser Atem war, ganz im Gegenteil zu ihm. "Wir sollten uns trennen, du läufst da lang, Larom." sagte einer von ihnen und dann hörte Liam, wie sich
Schritte entfernt. "Sharim, du läufst in diese Richtung, ich gehe...." Liam sah wie sich Beine auf ihn zu bewegten, dann plötzlich stehen blieb. "Warte, dort drüben!" Liam wußte nicht wo drüben ist, dennoch bewegte er vorsichtig seinen Kopf "Komm Sharim, ich glaube ich hab ihn gesehen!" sagte der dritte und lief los. Sharim, vermutlich, wandte sich von Liams Versteck ab und lief hinter dem dritten nach.

Liam schloß die Augen und stieß die Luft aus seinen Lungen. Ein erleichtertes Lachen kam dem Valkyrja aus, dann fasste er sich an seine Stirn. Das war verdammt knapp! Liam blieb noch zwei Sekunden liegen, dann holte ihn die Realität wieder ein. Nur weil die Verfolger in andere Richtungen liefen, heißt das nicht, dass sie nicht wieder zurück kommen könnten, wenn sie bemerken, dass sie einer falschen Spur gefolgt waren. Er mußte hier also schleunigst weg. Liam rollte sich aus dem Versteck heraus uns sprang auf. Auf dem Boden suchte er nach den Fußspuren der Krieger um zu wissen, in welche Richtung er nicht laufen sollte, dann startete er los. Doch weit kam er nicht. Liam stoppte gerade noch im letzten Moment, als er zwischen den Ästen eine metallische Spitze in der Höhe seines Halses herausragen sah. Der Krieger stolperte zwei Schritte zurück und sah Larom in die Augen. "Larom,..." sagte Liam. Natürlich hatte sie Larom geschickt. So wie es natürlich war, dass sie Sharim nach ihm ausgeschickt hatte, ihren besten Fährtenleser. Und wer war der dritte im Bunde? Es konnte eigntlich nur Tonka sein.

"Du willst jetzt nicht betteln anfangen oder Liam?" fragte Larom mit einer Spur von Verachtung in seiner Stimme. Liam straffte seinen Oberkörper und nahm die Schultern zurück. Laroms Schwert war immer noch zentimeter weit weg auf seinen Hals gerichtet. Er hatte einst mit allen vier Kriegern zusammen gekämpft, sie ausgebildet und in die Leibgarde Jeraia's aufgenommen. Sie waren Freunde, zumindest glaubten das die Krieger, tiefe Freundschaften hatte Liam noch nie entwickelt. "Was hältst du von mir Lorum?" fragte Liam, obwohl Lorum recht hatte. Einen Moment lang hatte sich Liam dazu hinreissen lassen, um die Freiheit zu bitten. "Heey! Sharim, Tonka! hier her, ich hab ihn!" rief Lorum und Liam fragte sich, wie weit die anderen beiden weg waren. Konnte er es wagen, Lorums Gedächtnis zu verändern und davon zu laufen? Hatte er die Zeit dafür? Liam hob vorsichtig die Hand. Er mußte erst das Schwert von seinem Hals los werden. Als Lorum in die Richtung sah, aus denen er seine Freunde erwartete, fasste Liam die Chance und stieß das Schwert kräftig zur Seite. Dann trat er mit einer schnellen Drehung gegen Lorums Brustkorb und im nächsten Augenblick saß er auch schon auf Lorum drauf.

Liam legte seine beiden Hände mit gespreizten Fingern an die Stirn des Kriegers unter ihm und begann sich zu konzentrieren. Doch er sah nur einen Nebel zwischen sich und Lorum. Der Krieger ließ ihn nicht durch! "Vergiss es Liam, es ist vorbei. Wir stehen unter dem Schutz Jeraias,..." sagte hinter ihm die Stimme von Tonka. Liam spürte ein Schwert zwischen den Schulterblättern, während er in Lorums Augen starrte. Lorum grinste ihn an und schüttelte den Kopf, dann spürte Liam wie sich die Schwertspitze hinter ihm bewegte und ihm unmissverstänldich verdeutlichte, dass er aufstehen sollte. "Komm schon Liam, lass es nicht so enden. Steh auf." Liam bewegte sich nicht, dann trat Sharim neben Lorums Kopf und auch er hatte sein Schwert in der Hand. "Liam,...Ich sag es nicht noch einmal, steh auf, oder ich köpfe dich auf der Stelle." Liam starrte unablässlich in Lorums Augen, die Hände mittlerweile erhoben, zum Zeichen dass er sich nicht mehr wehren konnte. In Lorums Gesicht erkannte Liam eine kurze angewiderte Gefühlsregung. Vermutlich stellte sich der Krieger gerade vor, wie Liams Kopf auf ihn herabfiel und das ganze Blut des Valkyrjas um ihn herumspritzte.

Liam bewegte sich immer noch nicht, erst als Sharim sein Schwert unter Liams Kinn legte und den Valkyrja dazu zwang, aufzusehen. "Schon gut..." sagte Liam und ballte seine Hand zur Faust. Gegen das Gefühl kämpfend, Lorum einen Kinnhaken zu verpassen, stand er schließlich auf und sah zu erst Sharim, dann mit einer leichten Kopfdrehung zurück zu Tonka. Lorum rappelte sich auf und packte sein Schwert wieder ansich, sodass nun drei Schwerter auf Liam gerichtet waren. "Ihr wisst, dass ich euch ohne weiteres Entwaffnen könnte?" fragte Liam mit drohender Stimme, doch seine unwahre Behauptung hatte nur auf einen eine Wirkung. Auf Lorum, den er bereits vorher schon entwaffnet hatte. Das Schwert in Lorums Hand zitterte einen kurzen Moment und Liam sah ihm grinsend in die Augen.

"Ja, warum tust du es dann nicht einfach Liam?" fragte Tonka lachend und Liam beobachtete wie Lorum kurz unsicher zu Tonka blickte und dann in sein Lachen einfiel. Tonka hatte natürlich recht. Er war nicht dazu in der Lage, es gleich mit drei auf einmal aufzunehmen. Dazu hatten sie zuviel von ihm gelernt und er hatte nicht die Möglichkeit sich in dem kleinen Kreis zu bewegen. Er könnte sich zu Boden fallen lassen, den unsicheren Lorum die Füße vom Boden wegziehen und so aus dem Kreis ausbrechen. Dann würde er um Sharim herumlaufen, ihm ins Kreuz springen und gleichzeitig auf Tonka stoßen, sodass alle Beide nieder fielen. So war zumindest die Theorie. Das hätte er mit ungeübten oder weniger geschickten Kriegern machen können, doch vor ihm standen Jeraias Elitekrieger. Krieger, die unter seinem Befehl standen, denen er den einen oder anderen Trick beibrachte. Mit ihnen hatte er es nicht leicht und er würde sie auch nicht unterschätzen.

Wenn er sich jetzt zu Boden fallen ließ, würde Lorum zurückspringen und ihm die Hand mit seinem Schwert wegschlagen, noch bevor er nach dessen Beine gegriffen hatte. Tonka würde ihm einen verächtlichen Fußtritt in den Rücken verpassen und Sharim würde weiterhin das Schwert auf seinen Hals richten. So sah die Realität aus. Nein. Liam hatte keine Chance her rauszukommen. Doch aufgeben würde der Krieger auch nicht. Er würde kämpfen, denn sterben mußte er so oder so. Langsam ließ er seine Hand zu seinem Schwert wandern um es zu ziehen. "Es wäre zu einfach, Tonka" prahlte Liam, auf die Frage des Kriegers, warum er sich denn nicht einfach befreien würde, wenn er es denn schon könnte. Dann sah er Sharims Blick zu seinem Schwert wandern und Liam wußte, dass er jetzt keine Zeit mehr verlieren durfte. Er zog sein Schwert und begann sich auf der Stelle zu drehen. "Ach Liam, willst du es wirklich auf die harte Tour?" fragte Tonka und Liam spürte wie der Krieger das Schwert fester in Liams Rücken drückte. Liam drehte sich um, bereit einen Schlag auszuholen, als ihn plötzlich goldenes Licht umfing. In seiner freien Hand fühlte er plötzlich eine warme und feminine Frauenhand, die die seine fest umschloss. Im goldenen Schein sah er, wie Lorum und Sharim zurückstolperten und die Schwerter fallen ließen. Als er sich umwandte, sah er wie Tonka am Boden lag und rückwärts zurück robbte. Das Schwert hatte er fallen lassen und lag direkt vor Liams Beinen. Als er sich wieder nach vor wandte, war er plötzlich ganz wo anders.

Der Wald war verschwunden und sein Blick wanderte über steinerne Skulpturen, so groß wie Bäume. Die Stille, die hier herrschte, machte ihn nervös und so umfasste er den Griff seines Schwertes nur noch fester. Auf der Suche nach seinen Gegnern, drehte er sich wieder im Kreis, bis er Inaya erblickte. Instinktiv hob er das Schwert und trat einige Schritte zurück. Ihre Aura erinnerte ihn so sehr an Jeraia, weswegen sich sein Blick verfinsterte. "Ob es notwendig ist, entscheide ich" antwortete er auf Inaya, als sie meinte, dass das Schwert hier nicht notwendig sei. Allerdings fühlte er sich dabei verunsichert, Inaya sah eindrucksvoll und autorithär aus, dass er nicht wußte, ob es angebracht war, ihr mit schroffem Ton zu kommen. Vorallem, woher kannte sie ihn? Woher wußte er über sein Talent bescheid? Und verflucht nochmal, wer war sie überhaupt? Hatte Jeraia sie geschickt? Bei dem Gedanken hob er sein Schwert abermals, das mittlerweile gesunken war, und richtete es nun direkt auf sie. Wieder sagte sie, er solle das Schwert wegstecken und wieder war ihm danach ihr zu sagen, was er von dem Vorschlag hielt, doch während sie sich ihm vorstellte, spürte er plötzlich wie sein Arm immer schwerer und schwerer wurde. Er konnte das Schwert bald nicht mehr halten und hatte das Gefühl, es würde zu Boden gezogen werden. Dann kämpfte er nicht mehr dagegen an und ließ seinen Arm, samt Schwert fallen. Die Spitze des Schwertes kam klirrend auf den steinernen Boden auf.

Liam sah Inaya irritiert an, dann spürte er, wie sein Arm wieder leicht wurde und der Krieger konnte sein Schwert widerwillig wegstecken. Kaum hatte er beide Arme frei massierte er seinen Oberarm, der eben noch aus Blei bestanden hatte. "Vertrauen?" wiederholte er mit hochgezogenen Augenbrauen und dann schüttelte er kaum merklich den Kopf. "Ich vertraue niemanden und ich will auch niemanden in meinem Herzen haben. Ich bin ein Krieger, ich kann Gefühlsduselei nicht ausstehen!" sagte er wütend, vorallem weil er sich jetzt schutzlos fühlte. Doch er sah, dass Inaya die Angst in seinen Augen lesen hatte können, die ihm kurz über das Gesicht gewandert war und die er für normalerweise so gut verstecken konnte. Dann hörte er sie noch von einer Stadt sprechen und schließlich war Inaya verschwunden und Liam stand alleine in dieser fremden Welt. Eine Stadt... Besser er würde dort hingehen, als hier in diesem merkwürdigen Steinwald zu versauern.
 
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Inaya

Nachdem Inaya den Valkyrja-Krieger alleine gelassen hatte und ihm den Hinweis mit der Stadt gegeben hatte, zog sie sich zum Baum der Hüterinnen zurück. Dort wollte sie sich ersteinmal von den Eindrücken in Walhall erholen, wobei ihre Gedanken noch immer bei dem stattlichen Krieger war. Die Frau in ihr hatte durchaus die Wildheit in seinen Augen und die schnittigen Linien seines männlichen Gesichts bemerkt. Liam hatte selbst auf sie eine Wirkung, wenn es auch nicht mehr als das Bemerken seiner interessanten Präsenz war. Sie war auf jedenfall gspannt, wie die Frauen in der Stadt auf ihn reagieren würden und wie der Krieger selbst hier in dieser Welt zurecht fand. Um seinetwillen wünschte sie ihm, dass er die Gabe des Vertrauens wieder finden konnte und sich hier gut einlebte.

Inaya wollte gerade ein paar Worte an Rihanna und Lilliana richten und sie fragen, ob es auch bei ihnen mal vorkam, dass ihnen ein neues Mitglied ihrer Welt optisch besonders gut gefiel, doch da hörte Inaya bereits neue Rufe. Inaya schloß die Augen und lehnte sich an den Baum der Hüterinnen. Sie konzentrierte sich auf drei Ägypterinnen, die aus einer fernen Welt und einer fremden Zeit kamen. Ihre Rufe galten eigentlich nicht ihr, sondern Göttinnen von denen sie noch nie gehört hatte und plötzlich stand sie den drei Göttinnen gegenüber.

Inmitten des Universums schwebte Inaya vor drei sonderbar aussehenden Frauen, die nichts sagten sie aber sehr intensiv ansahen. Inaya wußte was die Göttinnen von ihr wollten und so nickte Inaya langsam, dann schloß sie wieder die Augen und sah sich plötzlich in einem Tempel wieder. Inaya ging durch einen Bogen und befand sich in einem Peristyl wieder, einen rechteckigen Hof, der umgeben von lauter sandsteinfarbenen Säulen war. In der Mitte dieses Hofes fand Inaya drei Statuen, die den Göttinnen sehr ähnlich waren. Es waren Bastet, Wosret und Sachmet. Die Hüterin betrachtete die übermenschlich großen Statuen, dann wurde sie von aufgeregten Priesterinnen abgelenkt, die an ihr hektisch vorbei liefen.

Inya beschloss den Priesterinnen erst einmal nicht zu folgen, sondern schloß die Augen und fand sich im Zimmer der drei Mädchen wieder. Auch hier waren es Mauern aus sandsteinfarbenem Lehm, doch anders als bei Liam, war das Zimmer hier wohnlich und sehr persönlich eingerichtet. Alle drei Mädchen hatten ihren eigenen Bereich, auch wenn es nicht besonders groß war. Inaya sah sich um und entdeckte einen Korb, in dem Seile mit kunstvollen Knoten lagen und verschiedene Bücher, die Sholeh vermutlich verschlungen hatte. Sie hob den Korb hoch und wanderte zu Neith weiter. Dort entdeckte sie goldene Schalen, verschiedene Öle und selbst angefertigte Bandagen. Sie hob diese Dinge auf und gab sie in den Korb, als sie die Bandagen und Tücher hoch gehoben hatte, fiel ein schon etwas verschließenes Buch mit Hyroglyphen heraus. Inaya hob es hoch und legte es ebenfalls in den Korb, doch ihr Blick war bereits zu Neivas Platz gewandert. Dort sah sie kleine Schälchen voller kräftig leuchtenden Farben. Ein Säckchen Kräuter und eine Flasche Wasser. Auch diese Dinge legte Inaya in den Korb, sowie metallische Gegenstände, die Inaya noch nicht erkennen konnte. Neiva hatte sie noch nicht fertig geschmiedet, doch von einem vermutete sie dass es wohl eine Arthame werden sollte.

Als Inaya im Zimmer fertig war, verließ sie es wieder und fand sich wieder im Peristyl, wo mittlerweile noch mehr Priesterinnen in eine Richtung liefen. Leise unterhielten sich die Priesterinnen und Inaya hörte, wie eine aufgeregt sagte, dass Tempeldienerinnen die personifizierten Göttinnen entdeckt hatten. Es waren Neiva, Neith und Sholeh. Die Göttinnen sollen Besitz von den drei Mädchen genommen haben und die Hohepriesterin wollte die Göttinnen befreien. Inaya begann zu verstehen. Sie befand sich hier in einem Tempel voller Menschen, doch nur die drei Mädchen, weswegen sie hier war, waren anders. Es waren keine Menschen sondern Katvayin und vermutlich hatten sie sich in ihrer kätzischen Gestalt gezeigt. Kein Wunder, dass der ganze Tempel in Aufruhr war. Inaya lächelte einen Moment, dann warf sie der Statue der Göttin Bastet ein Lächeln zu. Als weitere Priesterinnen an ihr vorbei liefen, folgte Inaya ihnen und durchschritt das Hypostyl des Tempels. Hier war es im Gegensatz zum Hof, kalt und etwas feucht. Säulen trugen eine dicke steinerne Decke, die reichlich verziert mit Sternen und Blüten waren. Von den Säulen lachten ihr Katzengesichter entgegen und der sandige Boden knirschte unter ihren Schritten. Schließlich erreichte sie eine Traube von Menschen, die alle ihren Hals reckten und versuchten in den Raum hinein zusehen. Das Allerheiligste des Tempels. Inaya schloß die Augen und fand sich direkt neben der Hohepriesterin wieder, die gerade fremdartige Worte murmelte und auf ein drei Käfige zeigte, wo die drei Mädchen in ihrer wahren Katvayin-Gestalt saßen und zitterten. Sholeh weinte, Neith blickte unsicher zur Hohepriesterin und Neiva peitschte mit ihrem Schwanz hin und her. Dann ließ die Hohepriesterin Neiva zu sich holen und das ganze Ritual begann.

Doch Inaya würde es nicht zulassen, dass den Mädchen ein Haar gekrümmt wurden. So stand Inaya bereit, ließ es zu, dass die Mädchen auf dem Schrein auf der Tempelterrasse gefesselt wurden und genau im richtigen Moment, schnappte sie sich Neiva und brachte sin in ihre Welt. "Warte hier, ich bin sofort zurück. Habe keine Angst" sagte sie zuerst zu Neiva, dann verschwand Inaya wieder aus dem versteinerten Wald und erschien erneut vor dem Schrein, auf dem mittlerweile Neith gebunden wurde. Wieder wartete sie ein paar Sekunden, dann nahm sie Neith an die Hand und brachte sie direkt zu der verdatterten Neiva. "Ich bin sofort wieder hier, habt keine Angst, alles wird gut." sagte Inaya zu den zitternden Mädchen, denen der Schock vor dem Tod in den Knochen steckte. Und Inaya hielt ihr versprechen. Mit der schluchzenden Sholeh an der Hand erschien Inaya den drei Mädchen im versteinerten Wald und während sie den Mädchen kurz die Zeit gab, sich zu fangen, stand sie mit lächelndem Gesicht und den Händen um den Korb geschlungen vor ihnen da.

Als Neiva Sholeh hinter sich drängte und auch einen kleinen Schritt vor Neith machte, nickte ihr Inaya zu. "Keine Angst. Ihr seid hier in Sicherheit, niemand wird euch hier etwas tun." sagte sie zu Neiva, aber auch zu Neith und Sholeh. Inaya sah die drei Mädchen an und sah deren Vergangenheit. Sie hatten schon viel durchgemacht, doch hier würden sie ein dauerhaftes Zuhause finden. "Ich habe euch von dort weggeholt und möchte euch hier eine Chance geben, euer Leben neu zu regeln. Ich wünsche euch, dass ihr hier ein Zuhause findet, denn ihr wisst, Zuhause ist, wo das Herz eine Heimat findet. ((c) Fred Ammon)" Mit diesen Worten übergab Inaya den Korb an Sholeh. Geht in diese Richtung und ihr werdet eine Stadt finden, vor den Menschen dort, braucht ihr keine Angst zu haben. Sie werden euch Willkommen heißen, egal in welcher Gestalt ihr dort ankommt." Inaya lächelte, dann ging sie einen Schritt zurück, löste ihre Gestalt auf und verschwand in der goldenen Kugel.
 
Neiva

Neiva's Herz raste. Das Adrenalin rauschte noch durch ihr Blut und stieg ihr zu Kopf und im ersten Moment war ihr nicht klar was geschehen war. Sie wollte sich mit Neith schlagen, weil es ihr mal wieder zu Bunt geworden war und kaum hatte sie sich in die Gestalt ihrer Katvayin verändert, saß sie auch schon in einem Käfig fest. Auch Neith und Sholeh waren gefangen genommen worden und jetzt, wo sie im Allerheiligsten des Tempels darauf warteten, was die Hohepriesterin mit ihnen vor hatte, entwickelte sich in Neiva bittere Gewissheit.

Sie waren zu unvorsichtig gewesen, waren nicht weit genug vom Tempel weg gegangen und jetzt, wo die anderen Priesterinnen sie in ihrer Katzengestalt sah, wie sollten sie nicht glauben, dass sich die Götter ihrer Körper bedient hatten um sich zu zeigen? Doch wie war es dazu gekommen, dass auch Sholeh hier war? Neiva hatte Angst vor dem Tod. Sie hatte auch Angst vor der Arthame in der Hand der Hohepriesterin und den Schmerzen, die sie damit zufügen konnte. Doch hatte sie noch mehr Angst davor, dass ihren Freundinnen, ihrer Familie etwas zuleide getan wurde. Gut mit Neith verstand sie sich nicht immer und oft würde sie sie lieber zum Mond schießen, doch liebte sie Neith auf ihre Art und Sholeh! Das weinen der jungen Katvayin war unerträglich für sie.

"Hem-Netjer-Tepi!" rief Neiva nach ihrer Hohepriesterin. "Nehmt mein Leben, aber nicht das von meinen Schwestern! Bitte!" flehte sie, doch die Hohepriesterin ignorierte sie und verärgert schlug Neiva ihren Schwanz hin und her. Unruhig tigerte sie auf und ab in ihrem Käfig, warf besorgte Blicke Neith zu und versuchte Sholeh ein wenig zu trösten. Ihnen war doch sonst auch immer etwas eingefallen, um aus prekären Situationen zu verschwinden. Wenn Neith den Schlüssel für die Käfige stehlen könnte.... Hoffnungsvoll sah sie zu Neith, dann zu der Tempeldienerin, die die Schlüssel verwahrte. Nein, das würde selbst Neith nicht mehr schaffen. Die Dienerin stand zuweit weg. Und wenn sie sie zu sich lockte? Neith konnte jeden um den Finger wickeln. "Neith" rief sie und deutete mit dem Kopf zu der Tempeldienerin. "Sie hat die Schlüssel. Versuch sie näher kommen zu lassen!" Doch bevor Neiva fertig sprechen konnte, kam die Hohepriesterin zu ihrem Käfig und träufelte Wasser auf alle drei Käfige. Neiva wandte ihren Kopf ab, um nicht nassgespritzt zu werden, dann wurde die Käfigtür geöffnet und Neiva herausgezerrt. "Nein... Nein! Nicht..." schrie und wehrte sie sich, ihr Körper streckte sich von den Händen der Priesterinnen weg, sie versuchte sogar ihre Katvayinschen Kräfte einzusetzen, doch sie hatte zu viel Angst um sich auf die zu konzentrieren. Vondem abgesehen, war sie darin sowieso zu ungeübt. Sie war es gewohnt, in der Gestalt der Menschen zu sein und hatte schon sehr lange keinen Grund mehr, ihre Kräfte zu nutzen.

Als sie den kalten Schrein unter ihrem Rücken spürte, bäumte sich ihr Körper ein letztes Mal auf, dann gab sie auf. Sie sah mit tränenverschommenem Blick zu Neith und in ihren Augen lag eine Entschuldigung. Es tat ihr alles so leid. "Pass auf Sholeh auf..." dachte sie noch, als sie die Arthame über ihr erscheinen sah. Ein bitteres Lächeln umspielte ihre Lippen. Es war eine Arthame, die sie selbst für die Hohepriesterin angefertigt hatte. Dann wurde sie von einem Licht umhüllt und gleichzeitig sah sie Wosret. Es passierte alles so schnell, dass sie gerade noch den Kuss von Wosret mitbekam und erstaunt die Augen schloß um die Lippen der Göttin auf den ihren besser wahr zu nehmen und als sie die Augen wieder öffnete, war sie nicht mehr im Tempel, sondern stand einer Frau gegenüber, die nicht Wosret war.

Bevor Neiva etwas sagen konnte, war Inaya schon wieder weg und geschockt über die ganzen Ereignisse stand sie da und blickte sich um. Nur wenige Augenblicke später erschien Inaya wieder und brachte ihr Neith mit, der sie im ersten Impuls um den Hals fallen wollte, sich dann aber zurück hielt und sich stattdessen ersteinmal in ihre menschliche Gestalt verwandelte. Sie blickte an sich herab, ob ihre Farben richtig saßen, dann sah sie zu Neith. Die Zeit, in der sie gewartet hatte, hatte sie genutzt um sich wieder zu sammeln, nun sah sie Neith weder mit dem entschuldigenden, noch mit einem allzu liebevollen Blick an. "Geht es dir gut? Was ist mit sholeh?" fragte sie Neith und eine Spur von Wärme zeigte sich in ihrer Stimme, doch bevor Neith antworten konnte, fiel ihr Sholeh auch schon in die Arme und erleichtert atmete Neiva auf. Sie hatte Sholeh fest umschlossen, doch Sholeh hatte es irgendwie geschafft auch Neith in die Umarmung zu ziehen und nach einem kurzen intensiven beisammen sein, in dem sie sich gegenseitig versichert hatten dass alles in Ordnung war, sahen sie zu der Hüterin.

Neiva verstand die Worte der Hüterin nicht. Es war eine Sprache, die sie noch nie gehört hatte und als sie der Hüterin sagte, dass sie sie nicht verstehen konnte, schien es, als würde die Hüterin auch sie nicht richtig verstehen. Inaya hatte sich an Sholeh gewandt und ihr einen Korb gegeben, in dem Neiva ihre liebsten Sachen sehen konnte, dann nickte Sholeh und die junge Katvayin wandte sich an ihre Schwestern. "Wir müssen dort lang. Dort befindet sich eine Stadt, in der wir Zuflucht finden" sagte Sholeh in altägyptischer Sprache. Neiva sah zu Neith, nicht sicher, ob sie dem Rat der Hüterin folgen sollten. Als Inaya weg war, stand Neiva immer noch unschlüssig da. "Mir ist Wosret erschienen. Sie hat mich geküsst" sagte sie schließlich zu Neith und Sholeh. "Was soll das alles bedeuten? Ich verstehe es nicht? Wo sind wir hier?" Neiva blickte zwischen ihren beiden Schwestern hin und her, neugierig darüber, was sie von der Sache hielten.

(hoffe es ist ok. Ich muß erst in Neiva reinfinden. Ich wußte nicht, ob du Neith auch nichts verstehen lassen willst, ich dachte mir ich probiers mal, wie es ist wenn ein Chara erst die Sprache lernen muß ^^ Falls sie sich nicht zu gut dafür ist :D)
 
Neith

Schlagartig war ihr Gefühl der Freude dahin gewesen, sie hatte sich so gefreut Neiva endlich mal zu zeigen wo ihre Grenzen waren, diese arrogante Kuh. Sie hatte schon gesehen wir ihr Katzenkörper den Lux zu Boden drückte. Den Mut den sie als Puma immer fühlte war nun weg, Neith hatte Angst. Sie fürchtete sich um ihr eigenes Leben doch noch viel mehr Sorge hatte sie um Sholeh und auch um Neiva. All die Streits die sie mit Neiva gehabt hatte waren vergessen. Die Katvajin versuchte so gut es ging Sholeh zu beruhigen doch es gelang ihr nicht, viel zu sehr war ihr die Panik ins Gesicht geschrieben. Vor ihrem inneren Auge sah sie sich wieder auf den Sklavenmarkt stehen, zitternd am ganzen Körper. Ihr Blick haftete an Neiva die in ihrem Käfig hin und her lief und am liebsten wäre sie zu ihr hinüber gelaufen um sie daran zu hindern sich zu bewegen.
Neith saß auf ihren Hinterläufen und sah von Sholeh zu Neiva ehe sie die Augen schloss. Sie wusste nicht wieso aber sie wollte schlafen, so als wäre dies alles nur ein Alptraum und wenn sie wieder wach würde dann würden sie alle nicht mehr in diesen Käfigen sitzen.

Erst die Stimme Neiva in ihrem Kopf ließ sie die Augen wieder öffnen und sie sah zu der Tempeldienerin die den Schlüssel hatte. Selbst wenn sie in ihrer menschlichen Form war, wäre die Frau mit den Schlüsseln viel zu weit weg. Die Idee von Neiva war gut und Neith setzte zu einem lauten Schnurren an um die Aufmerksamkeit der Frau zu erregen doch ihr blieb jeglicher weiterer Versuch verwehrt. Die Hohepriesterin erschien und spritzte Wasser auf sie. Neith wandte ihren Kopf auf und ein lautes Brüllen entfuhr ihr, ehe sie zu den Stangen des Käfigs rannte und versuchte hindurch zu brechen. Doch es war umsonst und das wusste Neith, dennoch versuchte sie nach der Hohepriesterin oder jemand anderen zu schnappen. Sie hatte Angst und zugleich war sie so unglaublich wütend, sie wollte sie alle töten und dann mit ihren Schwestern fliehen. Es war aber alles umsonst, die Stäbe des Käfigs waren so stabil, dass sie nicht mal unter dem Druck des Pumas erzitterten.

"Nein, nein Neiva!" schrien Sholeh und Neith zugleich. Einmal mehr versuchte die Katvajin durch die Stäbe des Käfigs zu brechen, niemand durfte ihnen Neiva wegnehmen. Doch sie konnte es so oft versuchen wie sie wollte sie schaffte es nicht hindurch zu kommen. "Ich kann..." sie wollte Neiva sagen das sie auf Sholeh nicht aufpassen konnte weil sie es nicht schaffen würde ohne sie. Aber dann nickte Neith, sie wollte Neiva nicht alle Hoffnung nehmen und Neith senkte den Blick. Dann war ein Lichtblitz zu sehen und Neiva war verschwunden und fragend sah Neith zu Sholeh. Aber es dauerte keine 10 Sekunden ehe auch Neith aus ihrem Käfig auf den Altar gezerrt wurde, zu Beginn hatte sie sich noch gewehrt doch irgendwann gab sie auf, jegliche Hoffnung war verloren. Die blutige Athame mit der sie Neiva getötet hatten fuhr auf sie nieder.

Anstatt Schmerz spürte Neith jedoch völlige Zufriedenheit, ein lautes Brüllen war zu hören und sie spürte eine Berührung an ihrer Seite, war es Sachmet gewesen? Neith versuchte sich umzuwenden doch sie sah nichts mehr als goldenes Licht ehe eine weitere Frau erschien, sie kannte sie nicht und sie sprach sonderbar? Wann würde sie vor dem Totengericht stehen? Dann war Neiva wieder da und Neith fragte sich ob sie nun im Tod wieder alle vereint sein würden. Wurde Neiva´s Herz schon gegen die Feder der Maat aufgewogen? "Ich konnte sie nicht beschützen" antwortete Neith leise und ihre Pranken scharrten auf dem Boden ehe sie sich zurückverwandelte. Völlig nackt stand sie nun da und beneidete einmal mehr Neiva um ihre Farben, doch dann war plötzlich Sholeh wieder bei ihnen und Neith wurde von ihr mit in eine Umarmung gerissen. Es tat gut ihre Schwestern so nah bei sich zu haben. Dennoch Neith hatte Angst vor dem Totengericht denn sie war sich sicher, dass ihr Herz mehr als die Feder wiegen würde.

Immer wieder blickte Neith zwischen Neiva, Sholeh und der Frau umher ehe diese verschwand. "Aber sind wir nicht tot, wir sollten auf das Totengericht warten" sagte Neith immer noch nicht realisierend, dass sie nicht tot waren sondern errettet wurden. Als Neiva von Worset sprach erinnerte sich Neith an die kurze Berührung und die Macht die von dieser ausging "Die Göttinen waren bei uns, ich hab Sachmet gespürt" meinte sie dann und sah fragend zu Sholeh ob such sie etwas gespürt hatte. Schließlich ließ sich Neith die Worte von Sholeh nochmals durch den Kopf gehen, sie war sich nicht sicher ob sie überhaupt nochmals in eine Stadt gehen würde. Zu viel Leid war ihr an Orten wie diesen zugefügt worden. "Können wir nicht hier bleiben?" sie hatte keine Ahnung was Inaya ihnen erklärt hatte, vermutlich war es die Sprache der Götter gewesen.
 
Neiva

Die Katvayin blickte in die Richtung, in die Sholeh eben noch gezeigt hatte. So richtig Lust auf die Stadt und deren Menschen hatte sie nicht. Sie hatte Angst. Was wenn es eine Falle war? Wenn sie in ihr nächstes Unglück liefen? Ach wären sie doch nur wieder in ihrem Tempel. Dort hatte es Neiva gefallen, sie hatte sich endlich heimisch gefühlt. Wenn sie doch nur die Zeit zurück drehen könnte und den dummen Streit mit Neith rückgängig machen könnte. Dann wären sie auch nicht erwischt worden. Was hatte sie veranlasst, so unvorsichtig zu sein? Neiva drehte sich zu Neith um und sah sie finster an. Neith, hatte sie dazu veranlasst. Wer sonst... Dann sah sie aber die Blöße ihrer Schwester und obwohl sie hier unter sich waren, so war es dennoch kalt. "Du solltest dir etwas anziehen" meinte Neiva und ging auf den Korb zu, den Sholeh auf den Boden abgestellt hatte, da er ihr zu schwer geworden war. Anmutig ließ sich Neiva in eine Hocke gleiten und durchsuchte den Korb. Für einen Moment überlegte sie sogar, Neith ihre Farben zu geben, um sich damit zu bedecken, verwarf den Gedanken aber wieder. Zum einen war es Neith zu aufwendig, sich überall anzumalen, zum anderen mochte Neith es ja auch gar nicht. Ausserdem sah es Neiva selbst nicht gern, ihre Farben her zu geben. So suchte sie aus Neith angefertigte Bandagen und Tücher ein große Stücke heraus und warf sie ihr zu. Dann nahm sie noch ein paar Seile von Sholeh und ging damit auf Neith zu.

"Binde dir das Tuch um deine Hüften, die Bandage wickelst du um deine Brüste. Wenn wir in der Stadt sind, suchen wir für dich eine annehmbare Kleidung." meinte sie, dann half sie Neith die improvisierten Kleidungsstücke gut zu verschnüren und rollte dabei mit den Augen, als Neith es nach Neivas Geschmack ein wenig zu reizvoll zurecht zupfte. Neiva ließ die Enden der Seile los und testete noch einmal bei Neith ob irgendetwas verrutschen konnte, dann blickte sie in die Richtung, in der die Stadt lag und hörte hinter sich Neith vom Totengericht sprechen. "Ich glaube nicht, dass uns hier das Totengericht Osiris erwartet, Neith" meinte Neiva und wandte sich wieder ihren Schwestern zu. "Ich denke, wir haben noch einmal Glück gehabt." Als Totenpriesterin hatte sich Neiva ausgiebig mit diesen Themen beschäftigt, doch noch nie wurde etwas von steinernen Wäldern erwähnt. "Du hast Recht Neiva" hörte die Katvayin Sholeh sagen. "Als das goldene Licht verschwunden war, war der Altar leer, eure Körper waren weg, einfach verschwunden. Wir können nicht tot sein." Neiva sah zu Sholeh, sagte aber nichts dazu. "Ihr habt, also auch die Göttinnen gesehen?" fragte sie nach und machte keine Anstalten in Richtung der Stadt zu gehen, stattdessen hatte ein goldener Schimmer, ihre Aufmerksamkeit auf sich gezogen.

Neugierig ging sie ein paar Schritte über den kalten Stein. Sie vermisste die Hitze aus ihrer Heimat. "Ja, ich habe Bastet gespürt" meinte Sholeh hinter ihr, die den Korb hochgehoben und sich nun neben Neith gestellt hatte. "Wo gehst du hin, Neiva?" rief Sholeh ihr hinter her, als sich Neiva immer weiter entfernte. "Ich will das nur überprüfen" rief Neiva zurück, dann blieb die Katvayin plötzlich stehen. Sholeh blickte zu Neith auf, dann fand ihre Hand die Hand ihrer Schwester. "Lass uns ihr folgen" meinte Sholeh bittend und als die beiden an Neivas Seite erschienen, sahen auch sie den Baum der Hüterinnen. "Essen!" rief Sholeh, ließ den Korb fallen und stürmte auf den Baum zu. "Sholeh nicht, bleib hier!" rief Neiva erschrocken und versuchte Sholeh noch am Schwanz zu erwischen, da sie immer noch in ihrer Gestalt als Katvayin umher ging. "Kannst du nicht einen Moment lang, auf sie aufpassen" fauchte sie Neith an, dann lief sie hinter Sholeh her, um sie vor etwaige Gefahren zu beschützen. Währenddessen sprang Sholeh bereits auf und ab um an eine Frucht des Baumes zu gelangen.

"Woher weißt du, dass die Früchte genießbar sind" sagte Neiva, als sie sich umgesehen hatte und sich versicherte, dass hier keine Gefahr drohte. Im Gegenteil, das goldene Licht dass sie angezogen hatte und sie an das Licht erinnerte, dass sie hier her gebracht hatte, gab ihr Geborgenheit und Wärme. So trat Neiva neben Sholeh, streckte sich einmal lang und erfasste die Frucht. "Ich weiß es eben und sei nicht immer so gemein zu Neith." motzte Sholeh zurück. "Auf mich muß niemand mehr aufpassen" schloß Sholeh und krallte sich die Frucht. Neiva sah der Katvayin zu, wie sie genüsslich hinein biss und mit einem langgezogenen mmmmmhhh kundtat wie gut es ihr schmeckte, dann sah sie zu Neith, die bereits mit dem Korb in der Hand näher kam.

"Holt euch auch welche, die sind wirklich gut!" meinte Sholeh und nachdem Neiva noch einen kurzen Moment zögerte, holte sie zwei weitere Früchte herunter und warf eine Neith zu. Dann ließ sie sich auf eine Wurzel nieder und rieb an der gelben Frucht. Nachdem sie die Süße gerochen hatte, biss sie hinein und schaffte es, sich noch rechtzeitig weg zu drehen, ehe der Saft auf ihren Körper tropfte. Die Frucht war tatsächlich lecker. "Ich denke, wir können hier ein wenig verweilen. Aber irgendwann sollten wir in die Stadt gehen, Neith. Wir brauchen eine Unterkunft, wer weiß, wie die Nächte hier werden. Es ist unter Tags schon so kalt." sagte Neiva, dann warf sie einen kleinen verstohlenen Blick zu Neith, was einer kleinen Entschuldigung für ihr Fauchen nahe kam.
 
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Neith

Der Gedanke, dass sie nun doch nicht tot waren, schlich sich nur langsam in die Gedanken von Neith. Dennoch dem Tod so nah zu sein und dann scheinbar doch nicht zu sterben war sehr sonderbar. Neith erinnerte sich an die Athame der Hohepriesterin und sie dachte nach. Hatte sie eigentlich einen Schmerz gefühlt? Neith überlegte wo genau die Athame sie an ihrem Körper hätte treffen sollen. Langsam glitt ihre Hand über die Stelle und und verstohlen blickte Neith an sich herab um zu kontrollieren ob sie wirklich unverletzt war. Sie würde Neiva dann nicht die Genugtuung geben, dass sie dann behaupten konnte wie jedes Mal recht zu haben. Neith verzog kurz die Lippen, alleine die Tatsache, dass Neiva tatsächlich wieder recht hatte stimmte Neith nicht gerade fröhlich. "Sollte ich das?" erwiderte Neith, dann fragend und streckte ihre Arme links und rechts aus um sich einmal um ihre eigene Achse zu drehen. "Eigentlich fühlte sich mich so, wie die Götter mich geschaffen haben sehr wohl". Ihre Antwort und ihre Bewegungen war nicht mehr als dazu da, Neiva zu ärgern. Tatsächlich war ihr kalt und der Gedanke, nackt auf andere zu treffen war ihr nicht gerade angenehm.

Als Neiva in dem Korb kramte sah sich Neith kurz um, eigentlich war es hier gar nicht so schlecht, es sah anders aus als zu Hause aber es war auch schön hier. Vielleicht hatten sie von den Göttern tatsächlich eine neue Chance bekommen. Bedeutete eine neue Chance auch, dass sei sich mit Neiva vertragen musste? Als die Stoffstücke und die Bandagen auf sie zuflogen verzog Neith die Lippen etwas, nein die Götter interessierten sich sicher nicht dafür wie sie mit Neiva auskam. Vorsichtig band Neith die Bandagen um ihre Brust und das Tuch um ihre Scham, wobei sie an sich hinunter sah und nicht wirklich zufrieden damit war. Als Neiva fertig war ihr zu helfen, senkte Neith den Blick , ein Danke wäre vermutlich angebracht. Doch sie beide bedankten sich nie beieinander und so tat Neith es auch heute nicht sondern zupfte hier und da nochmal am Stoff. Besonders das Stück Stoff an ihren Hüften schob sie so hoch, dass es nur knapp das wichtigste bedeckte.

"Ich denke, es war die Herrin des Zitterns die mich im berührt hatte" meinte sie dann zu ihren beiden Schwestern und sah sich um. Sie musste auf das vertrauen was Neiva ihr sagte, sie kannten sich mit dem Totengericht aus. Auch die Worte von Sholeh stimmten sie zuversichtlich und so nahm sich Neith vor die Gedanken an das Totengericht und an den Tod selbst aus ihren Gedanken zu vertreiben. So konzentrierte sich die Katvajin auf ihre Umgebung und sah in die selbe Richtung in die Neiva starrte, der goldene Schein erinnerte sie an die Göttin die sie hier her gebracht hatte. Ob sie dort drüben wieder auf sie wartete?
Neith sah zu Sholeh und schenkte ihr ein Lächeln während sie noch stehen blieben um zu sehen was Neiva im Sinn hatte. In Neith war das Verlangen auf diesen goldenen Schimmer zu zugehen nicht wirklich groß. Doch als Neith kurz Sholehs Fell berührte fasste sie Zuversicht "Stimmt, wir sollten zusammen bleiben" meinte sie dann und ging mit Sholeh an der Seite ein paar Schritte nach vorne. Neben Neiva angekommen, brauchte Neith einige Sekunden um zu realisieren was sie da vor sich hatten, obwohl sie es auch nach den Sekunden noch nicht wusste. Bevor sie sich wehren konnte rannte Sholeh los und der Korb purzelte aus ihren Händen. "Warte Sholeh" rief Neith ihrer Schwester zu, doch diese schien nicht hören zu wollen.

Neith machte sich keine Sorgen, sondern starrte in das goldene, warme Licht. Es fühlte sich unglaublich gut an. Es vertrieb die Kälte, die an diesem Ort herrschte und so sammelte Neith die Sachen wieder in den Korb und ging zu ihren Schwestern. Gerade in dem Moment als Sholeh genüßlich von der Frucht aß, ohne länger zu warten nahm sich auch Neith die Frucht die ihr zugeworfen wurde. "Das ist süßer als jede Feige" murmelte sie eher zu sich selbst und nahm noch weitere Bissen von der Frucht während sie die Umgebung weiter betrachtete. Niedersetzen tat sich Neith nicht sondern starrte einmal links von ihr und einmal rechts von ihr. Das Sitzen war Neith zu wieder und so wanderte sie essend einmal von der linken Seite zur rechten und umgekehrt. Auf die Worte von Neiva hin blickte sie ihre Schwester direkt an und lächelte für den Hauch einer Sekunde "Du hast recht Neiva, es wird dort sicherer sein und wärmer" schon wandte sich Neith wieder ab und hob drei Früchte vom Boden auf um sie in ihren Korb zu legen, damit sie später noch etwas zu Essen hatten.

Nachdem Neith ihre Frucht fertig gegessen hatte ging sie zum Korb und hob ihn hoch "Wir sollten los" sagte sie dann zu ihren Schwestern und ging in die Richtung in der die Stadt wohl liegen sollte. Vorsichtig setzte sie einen Fuß vor den anderen und sah immer wieder prüfend ihre Umgebung an. "Wir bleiben zusammen, auf jeden Fall" sagte sie dann, aber wohl mehr zu sich selbst als zu den anderen beiden. Schließlich kamen die drei Frauen den Stadtmauern entgegen und Neith streckte ihren Rücken durch, zupfte kurz an ihrem provisorischen Kleid. Sie sah ganz weit hinten zwei Gestalten doch noch waren die beiden Körper zu weit weg um sie zu identifizieren.
 
Inaya
Die Hüterin hatte mit besorgtem Blick den Vishap beobachtet, der mit der Flasche Schnaps in den Wald gelaufen kam und sich gegen einen Baum, nahe der Brücke zu Sombra gelehnt hatte. Welche Dämonen ihn wohl zum Alkohol trieben? Sie spürte die Angst und die Wut in ihm, aber auch das Verlangen nach der Liebe von Kalliope. Inaya betrachtete Elias einige Augenblicke in Ruhe, obwohl sie die Stimmen der beiden anderen bereits hörte. Gareth und Zane. War es tatsächlich das Verlangen nach Liebe? Oder klammerte sich Elias nur an dieses Gefühl, weil es das letzte war, an das er sich erinnerte ehe er zu Stein geworden war. "Die Welt hat sich geändert Elias..." sagte ihre körperlose Stimme, doch bevor Elias nach ihren Worten ausschau halten konnte, brachen Gareth und Zane zwischen dem Geäst hervor und beendeten die Stille. Inaya war es nur allzu Recht, sie spürte nämlich, dass eine neue Aufgabe auf sie wartete. Eine neue Person brauchte ihre Hilfe, brauchte die Geborgenheit, die diese Welt ihr geben konnte.

Inaya zog sich von den drei Männern ungesehen zurück und erschien wieder im versteinerten Wald, in der Nähe des Portals. Dann gab sie dem Gefühl nach und plötzlich stand sie in einem ihr völlig unbekannten Park. Statuen ohne Hände und Füße standen verteilt in der Anlage und an manchen räkelten sich Efeuranken empor. Obwohl die Statuen etwas verwittert aussahen, so war der weitläufige Garten dennoch gepflegt. Rosensträuche wuchsen in verschiedenen Farben, Büsche wurden zu regelmässigen Kunstwerken geschnitten und direkt vor einem Springbrunnen saß Clio, die Muse. Kalliopes Schwester. Inaya lächelte und atmete tief ein, dann ging sie auf die Muse zu und blieb knapp vor ihr stehen. Sie sah, wie Clio kurz aufsah, wußte aber, dass die Muse nicht in der Lage sein würde Inaya zu sehen. Während die Hüterin die Muse betrachtete, wurde ihr immer mehr klar, dass Clio kein richtiges Zuhause mehr hatte. Die Muse war alleine, einsam und ohne jegliche Freude. Auch das Anwesen hinter dem Park zählte nicht zu Clios zu Hause, auch wenn sie dort einem Dichter dienen sollte.

Inaya ging auf die Muse weiter zu und ließ sich neben ihr auf die Bank nieder. Wieder wand Clio den Blick zu Inaya, ohne die Hüterin zu sehen. Dann sah Inaya über Clios Schulter und sah, womit sich Clio beschäftigte. Es war eine Kette mit einem Medaillon. Das Medaillon war aus Bernstein, der in goldenem Rahmen gefasst war. Doch das Besondere an diesem Medaillon war das Bild, das er zeigte. Es veränderte sich immer wieder, je nachdem an wen Clio gerade dachte. Es zeigte die Portraits ihrer Schwestern und ihrer Eltern und alle waren farbig und lebensfroh, nur Kalliope erschien blaß, beinahe schwarz/weiß. "Ihr geht es gut, Clio" sagte die Hüterin mit einem Lächeln und während Clio es lange betrachtete, nahm das Bild von Kalliope wieder Farbe an. „Sehr gut sogar.“ Goldenes Licht umhüllte sie und plötzlich standen Inaya und Clio im versteinerten Wald.

„Clio“, begrüßte die warme Stimme der Hüterin die Muse. „Ich bin Inaya, hab keine Angst“ die Hüterin sah, wie Clio sie verständnislos ansah, dann riss sie die Augen auf und blickte an sich selbst hinunter. „Ja, ich kann dich sehen, ich habe dich hier her geholt um dich aus deiner beklemmenden Situation zu befreien, du sollst hier eine zweite Chance bekommen, dich wieder zuhause fühlen und ich bin mir sicher, das wird dir gelingen. Hier wirst du wieder Aufgaben finden, die dich fordern werden.“ meinte sie und dachte kurz dabei an Elias, aber nicht nur er wird von der Anwesenheit der Muse profitieren, da war sich Inaya sicher. „Deine Familie wird immer bei dir sein, egal wie weit sie weg sein mögen. Sie sind dir hier so nah wie überall auf all den anderen Welten, doch eine Schwester wirst du hier wieder finden. Sieh auf dein Medaillon“ sagte Inaya und nickte zu dem Medaillon. Inaya wartete einen Moment und beobachtete Clio wie sie erstaunt feststellte, dass jedes Portrait farbig und lebhaft wirkte, auch das von Kalliope, doch bevor Clio aufsehen konnte, war Inaya verschwunden und ließ Clio alleine.
 
Clio

Die Muse saß an ihrem Lieblingsplatz in diesem Park. Hier konnte sie den ganzen Tag verweilen, auch wenn sie dabei ein schlechtes Gewissen hatte. Denn eigentlich sollte sie sich um den Dichter kümmern, dessen Haus zu diesem Park gehörte. Aber Clio mochte den Dichter nicht, er war eingebildet und arrogant. Er hatte viel Geld und erkaufte sich den Ruhm, anstatt Richtiges zu leisten und noch dazu waren seine Gedichte nicht einmal besonders originell. Sie waren nicht schlecht, aber ihm fehlte eindeutig das, was Varis hatte. Vielleicht war es auch Demut? Clio konnte es nicht sagen. Sie wusste nur dass sie bei ihm bleiben musste, dass er ihre nächste Aufgabe war. Sie konnte ihn nicht in Stich lassen und vielleicht würde sie ihm etwas Demut beibringen können? Clio blickte zurück zum Anwesen, irgendwo dort drin wandelte der Dichter in den Gängen seines Hauses, schob die dicke Kugel vor sich her, die er seinen wohlgenährten Bauch nannte und rezitierte Gedichte aus seinen eigenen Büchern. Clio seufzte bei dem Gedanken und wandte sich wieder um. Er war arrogant und eingebildet, aber eines mußte man ihm lassen. Er hatte Sinn für die Schönheit. Der Garten war sein eigenes Werk, auch wenn er Gärtner hatte, so ließ der Dichter kein Blatt dem Zufall über.

Clio starrte noch einige Momente nach vor, dann fasste sie nach ihrem Medaillon und seufzte erneut. Ein Portrait nach dem anderen sah sie sich an und dachte an ihre Schwestern. Wie sehr sie die Schwestern vermisste. Vor allem Kalliope. Sie konnte sie nicht mehr spüren. Schon so lange nicht mehr. Plötzlich veränderte sich die Luft und Clio blickte auf. Sie war nicht mehr allein, doch sehen konnte sie niemanden. „Kalliope?“ fragte sie in die Stille, doch das war zwecklos, die Schwester war verschollen und das schon seit sovielen Jahren. Clio ließ den Kopf wieder sinken und dachte an ihre Vergangenheit. Es war alles so schief gegangen… Doch bevor sie sich ihrer Depression hingeben konnte, hörte sie ein Flüstern. Clio blickte zur Seite, doch wieder sah sie niemanden. Sie hatte auch die Worte nicht gehört, doch da war ein Flüstern. War es der Wind? Und dann wurde sie plötzlich von goldenem Licht umfangen und mit gerissen von einem Gefühl, dass sie schon soviele Jahre nicht mehr verspürt hatte. Geborgenheit und Wärme.

Clio atmete tief ein, als sie vor einer Frau stand, die ihr direkt in die Augen sah. Sie war so verdutzt darüber, dass ihr erst Sekunden danach in den Sinn kam, dass ihr die Frau tatsächlich in die Augen sah. Beinahe hätte Clio laut aufgekreischt, als ihr klar wurde, dass Inaya sie sehen konnte, doch sie schlug nur die Hand vor den Mund, um sich selbst zu stoppen. Noch bevor Clio fragen konnte, wem sie gegenüber stand, erklärte sich Inaya auch schon und als Inaya ihr den Hinweis mit dem Medaillon gab, sah sie sie verwirrt an. Dem Nicken der Hüterin gefolgt, hob Clio das Medaillon an und sah die Gesichter ihrer Schwestern vorbei laufen, bis Kalliope erschien. Ihr Lächeln war so vertraut, so lebendig! Ihr Gesicht strahlte! Das schwarz/weiß war verschwunden, stattdessen leuchteten der Muse wunderschöne Farben entgegen, die Kalliope so zeigten, wie sie sie in Erinnerung hatte. Clio sah auf, doch anstelle Inaya sah sie eine verschwindende goldene Kugel. „Was hat das zu bedeuten! Bitte! Geh nicht!“ rief sie der Kugel nach, dann blickte sie sich unschlüssig um. Sie entdeckte ein merkwürdiges Portal, ein Bogen inmitten dieser steinernen Landschaft. Wo war sie hier? Und was hatten Inayas Worte nur zu bedeuten?
 
Enola

Die Hufe von Itankan schlugen hart auf den Untergrund, Äste sowie Laub und kleine Zweige flogen nach hinten. "Schneller Itankan, schneller" flüsterte Enola. Sie war ausser Atem vom schnellen Ritt, ihr Körper schmerzte bereits doch Enola wusste nicht genau woher der Schmerz kam. Doch sie spürte dass es kein echter Schmerz war sondern viel mehr ein seelischer Schmerz der sich auf sie auswirkte. Mit dem schnellen Ritt versuchte sie sich abzulenken von Viho weg zu kommen, doch sie wusste, dass er ihr fürs erste nicht folgen würde. Was habe ich getan? immer wieder kam ihr dieser Gedanke und eine riesige Last legte sich auf ihre Schultern. Ihre Hände vergruben sich in das schwarze Fell von Itankan und die Zauberin schloss die Augen. Vor ihrem inneren Auge blitzte ein Bild von einer kleinen freien Wiese auf, auf dem sich ein Wiesenschwein befand. Es schien zu grasen. Ob dieses Bildes wurde Enola stutzig, sie sah das Bild von weit oben und plötzlich wurde ihr klar, dass sie das Wiesenschwein aus der Sicht von Ahiga gesehen hatte.

Da tauchte auch die Wiese schon weiter vorne aus, es machte keinen Sinn mehr Itankan zu zügeln denn sie waren zu laut gewesen und deshalb trieb die Indianerin Itankan noch weiter an, während sie ihr Jian aus der Scheide zog. Die Indianerin rutschte ein wenig zur Seite sodass sie ihr Schwert leicht nach unten rechts verwenden konnte. Was in den nächsten Sekunden genau passierte konnte Enola nicht mehr rekonsruieren, die Bewegungen funktionierten wie eh und jeh. Es war die Jagd, die Balance auf dem Pferd die sie so viele Jahre trainiert hatte. Für die halbe Stunde in der sie das tote Wiesenschwein zum Transport vorbereitete und dem großen Geist für das Tier dankte vergaß Enola ihre Sorgen und ihre Schuld.
Doch gerade als sie das Tier an den Rücken von Itankan legte traf sie der Anblick ihrer Hände wie ein Schlag, sie sah wie ihre Hände über die Haut von Viho strichen und sie sah wie sie ihe Arme noch heute morgen um Ethan gelegt hatte. Das Gefühl der Schuld ließ ihre Schultern sinken und sie hatte das Gefühl auf den Boden gehen zu müssen. Sie wollte weinen, sich verkriechen doch das war nicht möglich.

"Komm Itankan" flüsterte sie leise und sie spürte die Nüstern des Hengstes an ihrem Hals, er schien sie anzustubsen und pustete ihr warme Luft in den Rücken. Itankan wollte sie aufmuntern doch es half nichts, ihr war übel. Sie hatte das Gefühl sich übergeben zu müssen und das war nicht auf die Schwangerschaft zurück zu führen. Enola ging mit gesenkten Kopf in die Richtung in der sie zur Stadt kam ehe Ahiga einen warnenden Schrei ausstieß doch die Indianerin schien nicht zu hören, oder nicht hören zu wollen. Erst als Enola einen größeren Ast mit ihrer Hand zur Seite schob sah sie direkt Clio und hielt mitten in der Bewegung inne.

Wäre doch jetzt Ethan bei ihr, er würde wissen was er sagen müsste. Alleine der Gedanke an Ethan und die Schuld die sie in den letzten Studnen auf sich geladen hatte ließ sie zusammenzucken. "Hallo" meinte sie dann und streckte ihre Schultern durch und räusperte sich kurz. Ging Gefahr von der schönen Frau aus? "Du bist neu hier, oder?" meinte sie dann und ging noch einige Schritte weiter um den Ast endlich los zu lassen. Dann erst bemerkte sie das Blut auf ihren Händen und versuchte es abzuwischen, was natürlich mit dem trockenen Blut nicht funktionierte. "Es tut mir leid, ich war auf der Jagd" meinte sie dann und sah wieder zu der Frau. "Ich bin unhöflich tut mir leid, ich bin Enola" meinte sie dann und wollte der jungen Frau die Hand reichen ehe sie sie wieder zurückzog und abermals veersuchte sich die Hände abzuwischen.

Sie sollte die Frau vermutlich zur Stadt bringen doch alles in ihr sträubte sich dagegen nach Hause zu gehen, sie konnte Ethan nicht gegen über treten. Sie hate ihn betrogen und er würde sie verjagen und sie musste es verstehen. Enola seufzte kurz ehe sie sich wieder bewusst wurde.
 
Clio

Hektisch suchte Clio mit den Augen die Stelle ab, an der Inaya verschwunden war. Das Medaillon hatte sie fest in ihre Faust geschlossen und nur die Wärme die davon ausging beruhigte Clio ein klein wenig. Inaya hatte gesagt, dass sie hier eine Schwester wieder finden würde. Das konnte doch nur Kalliope sein! Kalliope war also irgendwo hier in dieser fremden Welt. Einer Welt aus Stein. Sie mochte Statuen, doch diese hier waren irgendwie seltsam.

Clio ging auf eine Statue zu und berührte deren Oberarme, als erneut ihr Blick auf das Portal fiel, das nicht weit von ihr entfernt stand. Ein steinerner Bogen inmitten versteinerter Bäume. Ob dieses Portal zu Kalliope führte? Gedankenverloren strich sie der Statue über die Schultern und blinzelte durch das Geäst der Bäume hindurch, während ihre Beine sich selbstständig machten und sie sich dem Portal langsam näherte.

Nur noch einige Schritte trennten sie von dem Portal, als Clio plötzlich stehen blieb und beobachtete wie das Portal kurz aufleuchtete. Eine Frau und ein Pferd erschienen vor ihr und über ihr hörte sie den Schrei eines Adlers. Instinktiv blickte die Muse nach oben, trat aber nicht zur Seite, sondern blieb einfach am Weg stehen. Ausserdem trennte ein Ast die Muse von der Fremden und Clio glaubte ohnehin, sie wäre immer noch unsichtbar. Umso mehr schockierte es sie, als Enola vor ihr inne hielt und ihr verwirrt direkt in die Augen sah.

Ein unwohles Gefühl kam in der Muse auf. Sie mochte es nicht, von jedem gesehen zu werden. Sie war es nicht gewohnt, wie fremde Augen ihren Körper musterten und ohne Unsichtbarkeit fühlte sie sich unsicher und nackt. Beide Gefühle konnte die sonst so stolze Muse gar nicht leiden. So dauerte es einen Moment, bis sie ihren inneren Kampf beendet hatte, der darüber entschied, ob sie schreiend davon laufen, oder sich erhobenen Hauptes Enola stellen sollte.

Clio hob ihr Kinn leicht an und streckte die Schultern durch. Ziemlich zur gleichen Zeit, als auch Enola wieder Haltung annahm. Die Worte der Magierin hörte Clio, aber als sie ihr Antworten wollte, blieb ihr Blick an den Fingern der fremden Frau hängen. War das etwa Blut, das an den Händen klebte? Clio beobachtete Enolas erfolgloses Bemühen, das Blut abzuwischen und zog dabei die Nase etwas kraus. Dann wanderte ihr Blick weiter hinter Enola zu dem schwarzen Pferd, auf dessen Rücken ein totes Schwein lag. Gleichzeitig vernahm sie Enolas Erklärung.

Nicht wissend, was sie darauf antworten sollte, nickte Clio ein wenig und musterte dann wieder Enola. Sie fand einfach keine Worte, wie sie sich der Fremden gegenüber vorstellen sollte und doch wußte sie, dass es sehr unhöflich von ihr war, wenn sie nicht bald etwas sagen würde. Deswegen rang sich Clio zu einem leisen „Hallo“ und einem leichten Lächeln durch, doch Enola schien abgelenkt zu sein. Clio beobachtete die Gesichtszüge der Frau ihr gegenüber und runzelte leicht die Stirn, als sie Enolas Seufzen hörte. Es schien ihr nicht gut zu gehen, war sie genervt, oder belastete die Magierin etwas?

Clio ging ein paar Schritte auf Enola zu und musterte sie weiterhin, während sie gleichzeitig ihr Medaillon um den Hals hing und sich dazu entschied, ersteinmal rauszufinden was hier vor sich ging, ehe sie nach Kalliope suchte. „Hey, alles in Ordnung mit dir?“ fragte sie mit leiser aber gut vernehmbare Stimme. Als sie bei Enola angekommen war, legte sie ihre Hand auf ihre Schulter und lächelte ihr aufmunternd zu. „Mein Name ist Clio, ich bin eine der neun Musen-Schwestern.“ stellte sie sich dann schließlich mit einem weiteren freundlichen Lächeln vor.

PS: Wow, Enola ist ganz schön stark, wenn sie einen versteinerten Ast zur Seite schiebt :D:D
 
Enola

Sie konnte sie noch genau spüren, die Hände ihres Ehemanns. Sie waren überall, liebkosten ihre Haut und unwillkürlich spürte Enola wie sich eine Gänsehaut über ihren Rücken zog. Aber es war nicht ihre Erregung die diese Hautreaktion auslöste sondern viel mehr die Angst. Sie hatte so panische Angst. Vielleicht sollte sie es Ethan verschweigen? Die Gedanken in ihr überschlugen sich, sie reichten von Flucht zu Verschweigen und kamen dann immer wieder bei der Wahrheit an. Wie sollte sie das alles Ethan nur sagen, gerade noch am Morgen waren sie so glücklich gewesen und wenige Stunden später hatte sie mit ihrer Dummheit alles was sie hatten auf´s Spiel gesetzt. Sie hatten eine Tochter die fast Erwachsen war und nun trug sie ein Baby in ihr, dass aus purer Liebe entstanden war. Sie hatte sie nur so dumm, so idiotisch sein können?
Was würde Ethan tun? Sie musste es verstehen wenn er sie verlassen würde, sie würde wohl nicht anders reagieren. Für einen Moment schloss sie die Augen und sie sah den enttäuschten Blick von Ethan. Seine Augen waren voller Unverständnis und Wut.

Das Herz von Enola wurde immer schwerer erst als sie eine Bewegung in den Augenwinkeln wahr nahm erinnerte sie sich wieder, dass sie gar nicht alleine war. Da war diese hübsche Frau ihr gegenüber und sie sollte sich konzentrieren. Was hatte die Frau gesagt, hatte sie überhaupt schon etwas gesagt? Doch wohl mit etwas Verwirrung im Blick sah Enola Clio wieder an und räupserte sich kurz "Tut mir leid, ich war etas in Gedanken" versuchte sie ihre Abwesenheit zu erklären.
Da sah sie das Clio ihr viel näher gekommen war, sehr viel näher. Was war nur mit ihr los, sie war eine Kriegerin und die ganze Welt ging an ihr vorbei. Im ersten Moment wollte sie zurückweichen, doch sie tat es nicht, ihr Unterbewusstsein sagte ihr, dass von der schönen Frau keine Gefahr ausging.

Selbst als die Frau ihr die Hand auf die Schuler legte verspürte die ansonsten doch oft sehr misstrauische Enola kein Gefühl sich verkrampfen zu müssen. Ihr Blick fokussierte sich auf das schöne Medallion, doch Enola war im Moment unfähig sich weiter mit dem Anblick zu beschäftigen. "Nein, es ist nicht in Ordnung. Ich bin eine Betrügerin, ich habe etwas furchtbares getan" die Worte kamen wie ein Schwall aus ihr heraus. Das die Frau fremd war, schien ihr Bewusstsein zu ignorieren. Sie musste reden, sie musste ihre Angst mitteilen. "Ich habe Ethan betrogen." sie sah kurz in die Augen der Frau. "Ethan ist mein Seelengefährte und ich habe ihn mit einem anderen Mann hintergangen" sie hatte keine Ahnung ob Clio verstehen würde was sie sagte oder um was es ging, aber Enola hatte keine Kraft es besser zu erklären.

Enola atmete durch und schüttelte etwas den Kopf "Ich klinge wohl verückt, hm?" meinte sie dann und versuchte sich zu einem Lächeln durch zu ringen, welches mehr schlecht als recht gelang. Erst langsam drangen die Worte von Clio zu ihr durch und Eola schaffte es die Worte zu sortieren. "Clio" wiederholte sie leise und sah dann endlich der Frau wieder in die Augen "Du willst damit sagen, dass du eine Schwester von Kalliope bist?" fragte sie dann vorsichtshalber nach und da viel ihr ein was Kalliope ihr einst erzählt hat und so versuchte sie weiter wieder zu der alten Enola zu werden. Natürlich wollte Clio ihr das damit sagen, aber konnte sie ihr so einfach glauben? "Alle Musen haben ein spezifische Aufgabe oder? Was ist deine?"
 
@Margit

Zu Füßen von Clio erschienen fünf Runen, sie glänzten in einem goldenen Schimmer. Doch nicht nur ihr Glanz war seltsam auch das Vibrieren, welches ein surrendes Geräusch von sich gab. Mit einem stärkeren Aufleuchten wurden aus den fünf kleinen Runen eine große.

(Für die Ankunft in Fantasy World)
 
Clio

Irgendetwas stimmte mit der Frau nicht. Sie wirkte verängstigt und mit den Gedanken weit weg. Clio schenkte ihr deswegen noch ein aufmunterndes und offenes Lächeln, doch die Panik vermochte sie damit nicht aus Enolas Augen zu vertreiben. Als Enola dann plötzlich wieder die Sprache gefunden hatte und Clio bestätigte, dass sie mit den Gedanken wo anders war, nickte die Muse erneut aufmunternd und lächelte sie mitfühlend an. "Was ist passiert?" hakte Clio nach, da sie den Eindruck bekam, dass Enola der Frage, ob alles in Ordnung sei, ausweichen wollte, doch Clio täuschte sich. Enola schien Vertrauen gefasst zu haben, oder sie hatte einfach das dringende Bedürfnis, mit jemanden über ihre Sorgen zu sprechen. Für beides hatte Clio Verständnis und versuchte den Worten der Indianerin zu folgen.

Clios aufmunterndes Lächeln verschwand, da sie den Eindruck hatte, dass es nicht mehr passend war, stattdessen blickte sie Enola betroffen und mitfühlend an und wußte im ersten Moment nicht, was sie sagen sollte. "Nein, du klingst nicht verrückt" erwiderte sie daher mit leiser Stimme und schüttelte den Kopf. Die Tatsache, dass sie nicht unsichtbar war und man sie sehen konnte, hatte Clio bereits vollkommen vergessen. So wie sie es gewohnt war, konzentrierte sich die Muse auf die Person, die ihre Hilfe benötigte.

"Wie ist es dazu gekommen?" Wollte Clio wissen, natürlich wäre es für sie ein leichtes gewesen, Enolas Geschichte selbst zu erkunden, doch das mochte sie nicht. Würde sie sich selbst über Enolas Erlebtes ein Bild machen, so wäre es ein rein objektives Bild. Alle Gefühle, die in Enola eine große Rolle spielten, würden dabei verloren gehen. Clio nahm Enola an der Hand und führte sie zu einer kleinen Steingruppe, die aus abgebrochenen Ästen und quer liegenden Baumstämmen bestanden. "Komm und erzähl mir davon." forderte Clio die Indianerin auf, während sie sich gleitend nieder ließ. Das Klappern von Hufen sagte Clio, dass der schwarze Hengst ihnen gefolgt war und mit einem Blick zu ihm sah sie, wie er lustlos die versteinerten Baumstämme beschnupperte.

Clio beobachtete das Pferd einen kurzen Moment, um Enola die Gelegenheit zu geben, das Angebot der Muse anzunehmen und sich ebenfalls zu setzen. Clio hatte das Gefühl, Enola sei unsicher, sich zu der Muse zu setzen, daher wollte sie ihr nicht auch noch Druck machen, in dem sie sie anstarrte. Als Enola sich dann aber dazu entschlossen hatte, sich einen Platz zu suchen, blickte die Muse wieder zu ihr. Clio wollte Enola gerade noch einmal dazu ermuntern, ihr von ihrem Erlebnis zu erzählen, als Enola sie jedoch ansprach.

"Meine Aufgabe?" fragte Clio, da ihr kurz der Zusammenhang fehlte. Hatte Enola soeben gesagt, dass sie Kalliope kannte? Fiebrig griff sie zu ihrem Amulett und schloss es liebevoll in ihre Hand, dann lächelte sie Enola an. War es Zufall, dass sie ausgerechnet jemanden in die Arme lief, die sie zu ihrer Schwester bringen konnte? "Ich bin die Muse der Geschichtsschreibung, ich hebe meine schützende Hand über die Darstellung der Geschichte und dem Vergangenen. Meine Aufgabe ist es die Geschichten zu schützen und sie zu bewahren. Wie zum Beweis holte sie ihre Attribute, die Papyrusrolle und den Schreibgriffel hervor. Die Papyrusrolle ist dick und eng beschrieben mit den Geschichten der Menschen, denen Clio begegnet ist. Das erste Blatt zeigt aber immer die unmittelbare Geschichte der Person, mit der sich Clio im Moment unterhaltet. So ist es auch kein Wunder, dass die Namen Enola und Viho auf ihrer Rolle zu lesen sind. Doch dennoch lässt Clio die Papyrusrolle wieder in ihren Schoss sinken und beachtete sie nicht.

"Aber genug von mir" meinte Clio lächelnd. Auch wenn es der Muse brennend interessieren würde, wie es Kalliope geht und noch viel lieber würde sie ihre Schwester gerne sehen! Doch die Frau vor ihr brauchte ihre Hilfe. Offenbar hatte sie etwas erlebt, mit dem sie nur schwer umgehen konnte und sie wollte ihr zuerst zuhören, ehe sich Clio über die Tatsache freuen konnte, hier ihre Schwester gefunden zu haben.

"Enola, wir kennen uns nicht, aber deine Worte überzeugten mich, dass du keine einfache Betrügerin bist. Du sprachst von deinem Seelengefährten, er ist dir also sehr wichtig. Deswegen wird dein Vergehen sicherlich nicht einfach so passiert sein. Was ist also geschehen? Du kannst dich mir anvertrauen." sagte sie in warmen Worten und schluckte ihre Neugier über Kalliopes Verbleib vorerst runter.

(@*~Lilith~* Ich hoffe es passt dir so :))
 
Mahina

Als Mahina vom Wachhaus über den Stadtplatz schritt, konnte sie nicht anders, als triumphierend zu Lächeln. Es war ein unglaublich gutes Gefühl, Dylan so unzufrieden zurück zu lassen. Hatte er tatsächlich geglaubt, es wäre alles gut zwischen ihnen? Hatte er gedacht, dass die zwanzig Jahre, die nun zwischen ihnen lagen auch für Mahina galten? Da hat er sich geschnitten dachte sie sich und langsam verblasste das Lächeln auch wieder auf ihren Lippen. Der Schmerz und die Enttäuschung waren wieder da. Vielleicht hatte sie sich deswegen in die Gefühle für Zaron so reingesteigert. Vielleicht hatte ihr Unterbewusstsein versucht, sie von Dylan abzubringen und ihr eingeredet, mehr für Zaron zu empfinden.

Mit festem Schritt war Mahina durch das Stadttor marschiert und hatte alles rund um sich ignoriert. Sie war keinem Ziel gefolgt, sondern ging nur, um einfach nicht stehen bleiben zu müssen. Doch jetzt, als sich dieser Gedanke nach vor gedrängt hatte, blieb sie abrupt stehen. Sie hatte Gefühle für Zaron, das hatte nichts mit Dylan zu tun, dessen war sie sich sicher. Auch wenn ihr die Erklärung gefallen würde. Denn diese Gefühle, die sie für Zaron hegte waren neu, sie waren eine tiefe Verbundenheit, ein Kribbeln, das nicht einmal Dylan in ihr auszulösen vermochte – obwohl er nah dran kam, wie sie sich eingestehen mußte. Aber diese Gefühle für Zaron durften nicht sein. Sie durften einfach nicht sein. „Ich bin in ihn verliebt.“ flüsterte sie geschockt und erleichtert zu gleich in die Stille hinein. Es war einfach so passiert. Still und Leise hatte sich dieses Gefühl wie eine kleine Blume entwickelt und jetzt, mußte sie es sich auch endlich eingestehen.

Eingestehen deswegen, weil sie damit umgehen lernen mußte. Für sie war es ausgeschlossen, Zaron jemals reinen Wein einzuschenken. Für sie wäre es eine absolute Katastrophe vorallem wenn er jetzt davon erfahren würde. Nein. Sie war nicht gut genug für ihn. Er hatte bereits seine große Liebe gefunden und diese viel zu früh verloren. Sie konnte und sie wollte auch nicht deren Platz einnehmen, denn sie würde niemals mit der schönen und klugen Azucena mithalten können. Warum sollte Zaron sich also für sie, Mahina, jemals interessieren. Sie konnte ihm nichts bieten. Mahina seufzte tief und schloss die Augen. Wieder fühlte sie sich klein und unwichtig. Sie hasste dieses Gefühl schon so sehr. Doch um ihrer Selbstwillen musste sie einen Weg finden um die Gefühle für Zaron aus ihrem Herzen zu verbannen. „Ein Zauber vielleicht? Oder einen Trank?“ flüsterte sie überlegend vor sich hin und holte dabei ihre Kette hervor um daran herum zu nesteln. Am besten wäre es, dieser Trank würde alle ihre Gefühle lahmlegen. Ihr Herz einfach erkalten lassen und somit unverletzlich machen. Dann würde es auch nicht verrückt spielen, nur weil Dylan sie anlächelt.

Vielleicht war sie einfach nicht für dieses große Gefühl geschaffen. Warum sonst sollte sie auch noch nie die Nähe und die Wärme eines Mannes gespürt haben? In der Schule war sie zwar beliebt gewesen, doch ihre Erfahrungen belaufen sich auf ein paar Flirts und harmlose Knutschereien. Niemand hatte ihr jemals das Gefühl gegeben sie wirklich zu begehren, sie zu brauchen. Sie sehnte sich danach und doch gab es niemand, der ihr dieses Gefühl geben würde. Hier zumindest nicht. Soviele hatten hier ihre Seelenverwandten gefunden. Ethan und Enola, Tristan und Soraya, Holly und Valandil, Thara und Lestat…. Wann war sie endlich dran?

Eine einzelne Träne lief über ihre Wangen und als sie das bemerkte, verfinsterte sich ihr Blick. Sie brauchte dringend diesen Trank. Nur wer konnte ihr dabei helfen? Mit Liebeszauber kannte sie sich nicht aus. Zu Zaron würde sie nie im Leben gehen und Ethan... er wäre wohl ihre erste Wahl. Doch ob er ihr wirklich helfen würde und vorallem, wie sollte sie es ihm oder allen anderen die ihr helfen könnten, erklären für was sie den Trank brauchte? „ego te voco, liber carminis“ sprach sie deutlich in die Stille herein um ihr Buch zu sich zu rufen. Es konnte nicht schaden, wenn sie erstmal selbst nachsah, ob in ihrem schweren ledergebundenem Buch nicht irgendwo eine Lösung für sie zu finden sei.

Mahina hob den Kopf um zu sehen, wo ihr Buch aufgetaucht war, doch sie fand es nicht. „ego te voco, liber carminis“ sprach sie mit wachsender Besorgnis. Noch nie war ihr Buch ihrem Ruf nicht aufs erste Mal gefolgt. Ein Knirschen, als wär jemand auf Kieselsteine getreten, ließ Mahina herumschnellen und nicht weit von ihr entfernt, entdeckte sie Dylan. Zuerst starrte sie ihn nur an, dann verengte sie ihre Augen und entdeckte ihr Buch in seinen Armen.

„Lass es los“ sagte sie nach der ersten Schrecksekunde mit trockenem Mund und mit wachsender Wut im Buch. Wenn es um ihr Buch ging, verstand sie keinen Spaß. Und was zur Hölle, hatte er hier verloren? War er ihr gefolgt? Hatte er gehört, was sie zu sich selbst gesagt hatte?

Mahina sah, wie Dylan mit dem Buch auf sie zukam. „Ich sagte dir, du sollst es los lassen. Ich scherze nicht.“ meinte sie und die Angst, Dylan könnte etwas gehört haben, was nicht für seine Ohren bestimmt war, gepaart mit der Wut in ihrem Bauch, dass er ihr gefolgt war, besser gesagt, dass er sie hier überhaupt aufgesucht hatte, schwang in jedem Ton mit.

„Mahina, wir müssen reden.“ sagte er und reichte ihr das Buch entgegen. Die Hexe hingegen starrte ihn an. Sein Lächeln war verschwunden, auch ihm waren seine Worte ernst. „Müssen wir nicht“ zischte sie ihm entgegen und fasste nach dem Buch um es ruckartig an sich zu reissen. „Es ist alles in Ordnung. Ich glaube nicht, dass wir zwei noch irgendwas zu besprechen hätten.“ erklärte sie und presste das Buch an ihre Brust, als sie es endlich in den Händen hielt. Es fiel ihr schwer, Dylan in die Augen zu sehen, doch ihre Wut trieb sie dazu an.

„Was hab ich getan, das dich so verletzt hat?“ Mahina glaubte, ihren Ohren nicht trauen zu können. Diese Frage kam dermaßen unerwartet, dass sie erst mal schlucken mußte. „Was du getan hast?“ wiederholte sie ungläubig und vergaß genau in dem Moment die Erkenntnis, die sie am Stadtplatz noch eben erschlagen hatte: Für sie waren es nur wenige Tage, vielleicht Wochen her. Für Dylan waren es 20 Jahre. So richtig wollte ihr Hirn das noch nicht begreifen.

„Wo verdammt noch mal warst du?“ fauchte sie ihn jetzt, in bester Furienmanier an. „Was war passiert? Wieso bist du verschwunden? Was um Himmels willen, hast du eigentlich geglaubt, was dein Lächeln, deine Worte, deine Berührungen in mir hinterlassen?“ Mahina sah Dylan mit großen geröteten Augen an. „Du hast NICHTS getan. NICHTS! Du hast in mir Erwartungen geweckt, die du nicht bereit warst zu erfüllen. Du hast mit mir geflirtet, meine Naivität ausgenutzt! Diese „unbeabsichtigten“ kleinen Berührungen, ein Lächeln hier, ein nettes Wort da!“ Mahina spürte Tränen in ihr aufsteigen, die sie jedoch runterschluckte. Diese Genugtuung würde sie ihm nicht geben!

„Sag mir nicht, dass du es nicht gewußt hast. Sag mir nicht, dass du es nicht bemerkt hast! Ich hab dir mein Herz zu Füßen gelegt. Hab mich in dich verliebt und dann,… dann warst du weg. Ohne ein Wort zu hinterlassen, warst du einfach weg! War ich dir nicht gut genug? War ich dir zu naiv?“ blaffte sie ihn weiter an, dann verhallte ihre Stimme. Die plötzliche Offenheit von Mahina überraschte nicht nur Dylan, auch Mahina fragte sich, woher das in ihr plötzlich kam. Doch eigentlich war es nicht verwunderlich. Sie hatte sich tagelang diese Fragen gestellt und nun hatte sie endlich die Gelegenheit, genau diese Fragen an den richtigen Adressaten zu stellen. Als Mahina das verständnislose Gesicht von Dylan sah, seufzte sie frustriert und drehte sich von ihm mit einem Kopfschütteln weg.

„Du erinnerst dich nicht mehr… Natürlich nicht. Ich war ja nur „Mahina“, sonst niemand. Ein kleines naives Mädchen, das sein Herz nicht unter Kontrolle hat und das man allein mit einem Lächeln um den kleinen Finger wickeln kann“ meinte sie, doch ihre Stimme wurde leiser. Plötzlich fühlte sie eine bleierne Müdigkeit und Erschöpfung in ihr aufsteigen. Sie wollte dieses naive kleine Mädchen nicht mehr sein und sie würde sich nicht mehr in diese Rolle drängen lassen. Von niemanden mehr. Nicht von Dylan und auch nicht von Zaron. Mahina, die den Kopf hängen gelassen hatte, richtete sich auf. Ohne dass sie auf Dylans Antworten abwartete, was sollte er dazu auch schon sagen, setzte sie sich in Bewegung und lief nun ein zweites Mal von Dylan weg.

Nun waren die Tränen allerdings nicht mehr zum runter schlucken, denn dazu waren sie zu viele geworden. Sie liefen über ihre Wangen und der kalte Wind, der hier im versteinerten Wald herrschte, trieb ihr rote Bäckchen ins Gesicht. Natürlich mußte sich jetzt wieder eine Stimme in ihr melden, die anzweifelte, ob Dylan sich wirklich so falsch verhalten hatte. Hatte sie nicht ganz einfach zuviel in seinen Worten interpretiert? Hatte sie es sich nur eingebildet, dass Dylan mit ihr geflirtet hatte? „Nein.“ sagte sie zu sich selbst, dann spürte sie plötzlich seine Hand um ihr Handgelenk. Erneut war er ihr hinter her gelaufen und diesmal hatte er sie tatsächlich festgehalten.

„Lauf nicht ständig von mir weg!“ motzte Dylan Mahina an und hielt ihr Handgelenk hoch an seine Brust gepresst.

Sein Blick suchte den ihren und als er ihn gefangen hatte, ließ er ihn genauso wenig los wie ihre Hand. „Ich will nicht mit dir reden“ presste sie aus ihren Lippen hervor, während sie ihr Handgelenk hin und her drehte. Sie hatte sich am Stadtplatz noch gefragt, ob sein Oberkörper auch heute noch so durchtrainiert war, wie vor zwanzig Jahren und jetzt hatte sie die Bestätigung. Seine Brust war steinhart und sein Griff war locker und einschränkend zugleich. Der Griff eines geübten Schwertkämpfers.

„Ich wußte es.“ hauchte er leise und sah ihre Anstrengung, sich von seinem Blick los zu reissen. Als sie ihren Blick schließlich senkte und die Augen öffnete, hob er ihr Kinn mit einer Hand an um sie erneut dazu zu zwingen, ihn anzusehen. „Natürlich habe ich es bemerkt und ich war… geschmeichelt. Vielleicht etwas zu geschmeichelt, denn wenn uns etwas mehr Zeit geblieben wäre, ich denke nicht, dass ich die Chance, dich ins Bett zu kriegen, verstreichen hätte lassen. Aber damals war ich nicht fähig, dir das zu geben was du verdient hast.“ Mahina spürte eine weitere Träne über ihre Wange laufen. Sie wollte doch nicht weinen. Nicht vor ihm! Sie wußte nicht, wie sie mit seiner Ehrlichkeit umgehen sollte. Sie wollte sich von ihm losreissen, ihm nicht in die Augen sehen müssen und doch hielt er sie immer noch an sich gepresst fest. Dylan. 20 Jahre älter. Mit schmeichelnden Falten an den Augen, aber immer noch attraktiv, wenn nicht sogar noch attraktiver. Er war... er war erwachsen geworden.

"Ich mußte weg. Ich konnte damals nicht in der Stadt bleiben, nicht dort wo Ethan war. Ich gebe es zu, ich habe nicht an dich gedacht. Ich war mit meinen eigenen Problemen beschäftigt." erklärte Dylan mit langsamen Worten, die nach einer Verzeihung baten. "Die Gefühle, die du mir entgegen gebracht hast, habe ich in mich aufgesogen. Sie haben mir gut getan, ohne dass ich darauf geachtet habe, wo du auf dieser Strecke bleibst. Es tut mir leid. Es tut mir wirklich leid." Mahina sah seine Lippen an, die die Worte bildeten, die sie nicht hören wollte und doch waren sie da, drangen tief in ihr ein und zerquetschten ihr Herz. Jetzt hatte sie die Bestätigung auf ihre Vermutungen. "Schön." presste sie zwischen ihren Lippen hervor und sah ihn funkelnd an. "Schön." erwiderte sie noch einmal, unfähig ihre Gedanken zu ordnen und ihm das zu sagen, was sie wollte. "Dann hätten wir das jetzt ja geklärt. Schönen Tag noch." Mahina nutzte die irritierte Sekunde, die Dylan auf ihre Reaktion hatte und kam mit einem Ruck aus seiner Hand frei.

Die Hexe sah ihn für einige Augenblicke an. Er hatte sie ausgenutzt, mit ihr gespielt und jetzt gab er es auch noch zu. Einen Moment lang hatte Mahina noch das Gefühl, doch noch irgendwas darauf erwidern zu müssen, doch dann merkte sie erneut wie kraftlos sie eigentlich war. Was sollte sie darauf noch sagen. Sie war schon oft zurückgestoßen worden. Auf das eine Mal mehr kam es nun auch nicht mehr an. Mahina zwang sich ihren Blick von ihm los zu reissen und drehte sich schließlich um, um weg zu gehen. Sie wollte alleine sein. Allein mit ihrem Buch, das sie immer noch an ihre Brust gepresst hielt. Jetzt brauchte sie umso mehr einen Trank, der ihr über diesen Kummer und jeglichen weiteren Kummer hinweghelfen würde.

"Ich hab dir gesagt, lauf nicht ständig weg von mir!" Dylan hatte ihre Reaktion überrascht und in der einen Sekunde hatte sie es tatsächlich geschafft, von ihm los zu kommen, doch er war schnell. Seine Reflexe waren in topform und Mahina hatte nicht einmal einen Schritt geschafft als er sie wieder an ihrem Handgelenk packte. Diesmal zog er sie jedoch so heftig an sich, dass ihr dabei das Buch aus den Händen fiel und sie sich an seiner Brust abstützen mußte, als er sie zu sich gedreht hatte. "Lass mich los!" fauchte Mahina ihn schließlich an, als sie kapierte, dass sie nicht gerade weit gekommen war und wieder drehte sie ihr Handgelenk in seiner umschlossenen Hand. "Du hast alles gesagt, was es zu sagen gab und jetzt lass mich...." Dylan umschloss die zeternden Lippen mit den seinen zu einem Kuss. So ganz plötzlich, so völlig unerwartet.... "Mmmhhmmm" protestierte Mahina, jedoch vergeblich. Dylan ließ sie nicht los, zog sie näher an sich heran und legte seine Arme auf ihren Rücken, wobei er ihren Arm mit nach hinten drehte, gerade noch so, dass es nicht schmerzte.

"Mmmmhmmm" versuchte sie noch einen kläglichen Versuch, zu protestieren, doch langsam, je länger der Kuss andauerte, verhallte Mahinas Protest und Dylan spürte, wie sie sich in seinen Armen zu entspannen begann. Der Kuss, der anfänglich fest und gebieterisch war, wurde sanft und zärtlich, und als Mahina kurz nach Atem rang, fragte sie, "wieso küsst du mich...." ehe seine Lippen keine Möglichkeit zur Antwort zuließen.
 
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Enola

Ihr Herz fühlte sich so unglaublich schwer an, wobei schwer wohl nicht die richtigen Worte waren. Es fühlte sich so an als würde es brennen vor Scham, beben vor Angst, erkalten vor Wut auf sich selbst. Enola hatte das Gefühl keine Luft mehr zu bekommen und es viel ihr unglaublich schwer sich auf ihr Gegenüber zu konzentrieren. Sie war noch nie in so einer Situation gewesen, zumal sie außer mit Viho und Ethan mit noch niemanden eine enge Beziehung gehabt hatte. Hart traf sie die Erinnerung als sie erfahren hatte das Viho sich eine zweite Ehefrau genommen hatte. Nur zu gut konnte sie sich an die Gefühle in ihr erinnern.

Es war eigenartig, irgendwie hatte sie volles Vertrauen zu einer ihr unbekannten Person. Was war nur in den letzten Stunden in sie gefahren? Sie Enola, deren Name die Einsame bedeutete, sprach über ihr Intimleben mit einer völlig Fremden. Sie vertraute ihr ein Geheimnis an, dass ihr gesamten Familienleben zerstören würde. Dennoch es war die Schwester von Kalliope, vielleicht war es dieser Umstand. Ohne jeglichen Widerstand ließ sich Enola zu der Steingruppe führen und ließ sich nieder. Kaum merklich änderte sie die Position, sie saß wie kurz vor dem Sprung. Sie konnte sich momentan einfach nicht halbwegs gemütlich setzen. Während sie Vieles Clio erzählte über die Ereignisse mit Viho, seine Rolle in ihrem früheren Leben und ihre große Liebe Ethan blickte sie auf Itankan, seine Ruhe erreichte sie auch langsam obwohl das klamme Gefühl in ihr nicht nachließ. Enola erzählte gerade so viel, dass Clio ihre Gefühle verstehen konnte, wobei natürlich vieles ungesagt blieb. „Danke, dass du mir zugehört hast. Ich weiß das es nicht notwendig ist, aber dennoch: Bitte, bitte behalt diese Sache für dich.“

Der Themenwechsel tat Enola gut und das Lächeln von Clio war ansteckend, eine Gemeinsamkeit mit Kalliope. Unwillkürlich legte sich auch ein leichtes Lächeln auf die Lippen von Enola. Anerkennend glitt der Blick von Enola über den Schreibgriffel und die Papyrusrolle, was wohl alles darinstand? Welche Geheimnisse? Welche Geschichte? „Was für eine verantwortungsvolle Aufgabe“ meinte die Zauberin mit einem doch begeisterten Unterton. Am liebsten hätte sie Clio darum gebeten ein wenig in der Rolle lesen zu dürfen aber noch traute sie sich nicht danach fragen. Vermutlich war es so oder so nicht für die Öffentlichkeit bestimmt. Ob Clio die Macht hatte die Vergangenheit zu ändern?

Die Idee Clio danach zu fragen breitete sich mehr und mehr in ihr aus und der Wunsch die vergangenen Stunden zu löschen nahm all ihre Gedanken ein. Wohl deshalb sah sie einige Sekunden zu lang auf die Papyrusrolle ehe sie den Kopf schüttelte. Was für ein absurder Gedanken, die Vergangenheit ändern zu wollen wegen so etwas. Sie hatte sich mehr als nur falsch verhalten und sie musste selbst dafür geradestehen.

„Clio, es wird langsam später Nachmittag und wir sollten in die Stadt gehen. Du warst mit mehr als nur eine gute Zuhörerin. Ethan ist mein Seelengefährte und wenn der große Geist es für gut hält wird er ihm helfen mir zu verzeihen. Uns beiden liegt etwas auf dem Herzen auch wenn es ganz etwas anderes ist. Ich will mein Gewissen erleichtern und du willst deine Schwester sehen. Lass uns gehen.“ Langsam erhob sich Enola und versuche etwas zu Lächeln, wobei es ihr mehr schlecht als recht gelang.
 
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